Menschenkenntnis Lehrbrief V. 11. Teil des Lehrstoffes - Part 45
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

Die Gehirnzentrenlehre brachte uns hier einen kleinen Schritt voran, aber sie wird nie ausreichen, um selbständig eine physiologische Phrenologie schaffen zu können. Aus diesem Grunde brachte ich vor der rein psychologischen eine nach meinen gesammelten Erfahrungen physiognomisch-physiologische Phrenologie. Erst an der Hand dieser wird man die psychische Phrenologie entwickeln und ausbauen können, und hier hat Gall schon manchen Punkt richtig gefunden. Das Gallsche System leidet aber gänzlich an dem harmonischen Entwicklungsfluß. Darum kann sie nicht vollkommen sein, denn die Natur arbeitet nicht derart eckig, wie Gall seine Schädelareale mit den vermeintlichen geistigen Trieben des Gehirn, die darunter in den betreffenden Hirnorganen leben sollen, darstellte.

Auch der Geist ist, wie alles in der Natur, harmonisch, vom Kleinen zum Größeren, vom Niederen zum Höheren emporgewachsen, und außerdem ist das Geistige aus dem Innerlich-Physisch-Körperlichen herausgewachsen. Der Geist ist nichts von diesem Fremdes, seine Urheimat ist der Körper. Das Gallsche System bringt nun eine abstrakte Psychologie in das Natürlich-Körperliche hinein, statt umgekehrt aus dem Natürlich-Körperlichen das Natürlich-Geistige zu entwickeln.

Ich mußte daher eine ganz neue Geistesentwicklungslehre aufstellen, ganz so, wie die Entwicklung des Gehirns vor sich ging. Erst zu allerletzt konnte ich Vergleiche anstellen, wie weit Gall die Organe des Gehirns für bestimmte geistige Grundkräfte arbeitend annahm und mit seinen vermeintlichen geistigen Grundkräften zu beurkunden suchte. Wie weit nun meine Forschungen von denen Galls abweichen und wie weit sie damit im Einklange stehen, das wird man ersehen können, wenn man meine diesbezüglichen neuen psycho-physiologischen, psychophysiognomischen und phrenologischen Abbildungen mit denen von Gall und Scheve vergleicht.

Die Fehler, die jene Männer gemacht haben, mußte ich im wissenschaftlichen Interesse klarstellen. In dieser Lehre spiegeln sich eben Wahrheit und Irrtum in der Gallschen Phrenologie wider. Aber die Irrtümer wollen wir verzeihen und dem Himmel danken, daß er uns solche bedeutende Vorarbeiter geschenkt hat, wodurch erst einmal ein Weg beschritten wurde, der eine neue, bis dahin unbekannte Welt aufschloß, nämlich die Gehirn-Anatomie und –Physiologie und die verschiedenartige geistige Funktionsfähigkeit der verschiedenen Gehirnteile für verschiedenen geistige Triebe, Kräfte und Gefühle.

Hierdurch, also durch Galls Phrenologie, wurde doch endlich einmal ein glücklicher Anfang gemacht zur Anbahnung einer natürlichen und praktisch brauchbaren Psychologie, und damit hat Gall zugleich, wenn auch ungewollt, zwar keine einwandfreie Phrenologie, aber doch recht wertvolle Bausteine für die Psychologie geliefert.

Da jedoch die Phrenologen bei allem ihrem achtbaren Forscherfleiß so unvernünftig vorgingen und die Bedeutung des Gesichts übersahen und dadurch zur Ignoranz und Physiognomik und Mimik kamen, deshalb ist die Phrenologie durch diesen Fehler nie eine selbständige Wissenschaft geworden und wird sie auch nie eine werden. Aber ebenso muß ich es den physiognomischen und mimischen Forschern zum Vorwurfe machen, daß sie die Bedeutung der Gehirnfunktionen und die Bedeutung der einzelnen Hirnorgane für die Gesichtsbildung und für den Gesichtsausdruck ausgeschaltet, oder doch unverzeihlich vernachlässigt haben. Denn zwischen Körperphysiologie und Gesichtsphysiologie steht als unzertrennliches Bindeglied die Gehirnphysiologie. Das ist der Hauptgrundsatz, den die Hutersche Psycho-Physiognomik lehrt, an dem sie festhält und an den sie folgende weitere Lehrsätze anreiht.

Zwischen Körperanatomie und Gesichtsanatomie steht als unzertrennliches Bindeglied die Hals-, Hirn- und Schädelanatomie.

Ferner steht zwischen der physiologischen und biologischen Chemie des Körpers und des Gesichts die des Halses, des Gehirns, des Schädels und der Haupthaare, und endlich stehen zwischen dem unbewusst Körperlich-Geistigen, den Zellenhirnen oder den Zentrosomen mit den Helioda-Lebenskräften und dem Geist und Leben sprechenden Gesicht mit den menschlichen Augen die Ganglionen, das Rückenmark, das sympathische – und das leitende -, wie auch das periphere (Haut-) und zentrale (Hirn-) Nervensystem. Nun kann man diese meine Lehrsätze auch so anwenden: Da im Gehirn sich einmal rein subjektive innere Nervenreize sammeln, die aus allen inneren Körperprovinzen stammen, und ferner objektive Nervenreize, die von der Außenwelt her dem Gehirn vermittelt werden, beides aber im Gesicht zum Ausdruck kommt, so zeigt das Gesicht erstens: das Unbewußt-Innen-Körperliche, durch sympathische Nerven, durch Gefäße und Säfte vermittelt, zweitens: das Bewußt-Körperliche durchs Gehirn auf die Augen- und Gesichtsmuskeln wirkenden Leitungsnerven vermittelt, und schließlich drittens: das Bewußt-Außen-Körperliche, objektiv Weltliche -, durch die Hirnbewußtseinszentren dem Gesicht und den Augen durch Leitungsnerven vermittelt. Diese innigen Korrespondenzvorgänge von Innerlich-Körperlichem zum Gesicht und vom Gehirn zum Gesicht, bitte ich, sich auf der ersten Tafel d. Bd. Seite 8, sowie auf den vorhergehenden auf Seite 195, 196 und 197, sowie den nachfolgenden diesbezüglichen anatomischen Abbildungen der Seiten 200, 201 und 202 genau anzusehen. Hat man sich darüber Gewißheit verschafft, dann wird man die Hutersche Psycho-Physiognomik, als auf sicheren, wissenschaftlichen Grundlagen beruhend, ebenso selbstverständlich finden, als wie wenn ein Reisender, der in Amerika landet, dort eine neue Heimat fand.

Schematische Darstellung zu Huters Lehre von der Entwicklung des Nervensystems und des geistigen Lebens, aus der Helioda der Zentrosoma der Zelle

Tafel I. Entwicklung des Nervensystems aus der Helioda der Zellzentrosomen
Nach eigenen Forschungen dargestellt und gezeichnet von Carl Huter

Die philosophischen Folgerungen Lavaters fassen uns ebenfalls beim Gefühl, beim Heiligsten in uns, bei der Ethik – und daher achten und lieben wir die philosophischen Erklärungen Lavaters. Dabei schreibt Lavater in einer edlen und blühenden Sprache voller Frühlingshauch und Blumenduft, also auch ästhetisch nimmt er unser Gefühl gefangen, und so wird jeder fein empfindende Mensch von Lavaters Werken angezogen.

Tafel I. Entwicklung des Nervensystems aus der Helioda der Zellzentrosomen
Nach eigenen Forschungen dargestellt und gezeichnet von Carl Huter



Tafel I. Entwicklung des Nervensystems aus der Helioda der Zellzentrosomen
Nach eigenen Forschungen dargestellt und gezeichnet von Carl Huter

Vor Columbus´Zeit wurde das Vorhandensein dieses Landes Amerika von Gelehrten und Laien bestritten. Heute weiß jedes Schulkind, dass Amerika wirklich da ist, und man würde einen sich gebildet Dünkenden belachen, der dieses noch wegzuleugnen wagen möchte.

Auf Seite 200 ist eine Tafel, auf welcher die Verzweigung der Lymphgefäße über Brust, Hals, Arm, Kopf und Antlitz des Menschen zur Darstellung gebracht wurde.


Die Lymphgefäße des Gesichts, des Halses, der Brust und des Armes am menschlichen Körper. Nach Professor Dr. med. Weber

Tafel XLIX. Die Lymphgefäße. Zwei Fig.
Die Nerven werden mit ätherischem Material von den Zentrosomen, mit chemischem von den Lymphgefäßen aus direkt genährt, außerdem indirekt von den Stoffabgaben des Blutes und der Gewebe, teilweise durch elektromagnetische Strahlvorgänge


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1995. Update 8. April 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
Hauptwerk - Lehrbrief 5 (von 5)
 
HAUPTWERK
Menschenkenntnis
Lebensschule
der Zukunft
Status:
Absolute Referenz