Amandus Kupfer: Die Physisognomik des Ohres - Part 1
 
Die Physiognomik des Ohres
Studien über das Seelenleben des Menschen nach Form und Ausdruck des Ohres mit 50 Abbildungen
von und nach Carl Huter
© 1931 by Amandus Kupfer, Schwaig bei Nürnberg

PHYSIOGNOMIK DES OHRES
EIN LEHRBUCH ZUR MENSCHENKENNTNIS VON UND NACH CARL HUTER
BEARBEITET UND HERAUSGEGEBEN VON AMANDUS KUPFER


Carl Huter
Begründer der Physiognomik, neuen Ethik und Kallisophie

Diese Schrift ist als Ehrenandenken zum 9. Oktober 1931 herausgegeben zur 70. Wiederkehr des Geburtstages Carl Huters (†1912).

Das Ohr ist von einer ganz feinen Bauart, die sich den übrigen Kopf- und Gesichtsformen großartig anpaßt. Man kann es nach dem Bilde nicht in allen Einzelheiten beschreiben. Nach dem Leben betrachtet, spiegelte es eine geheimnisvolle Schönheit, die zum Ausdruck brachte, wie sein feinempfindendes Seelenleben die magischen Kräfte der Natur so wunderbar erfühlte und seine geniale Geistesanlage dieselben klar kennzeichnete.

Am Schluß des Buches, wenn der Leser gelernt hat, die Ohrformen richtig zu sehen und zu beurteilen, sind weitere Erklärungen zu diesem Bild gegeben.


Vorwort

Die vorliegende kleine Schrift über die Formbedeutung des menschlichen Ohres ist eine Ergänzung zu den Ausführungen über das Ohr in dem "Hauptwerk Huters", im "Illustrierten Handbuch", und zu der Schrift des Herausgebers "Grundlagen der Menschenkenntnis" nach Carl Huters Psycho-Physiognomik.

Um die Ausführungen instruktiver zu gestalten, sind dieselben von mir mit Zeichnungen und Bildern versehen worden. Soweit der Text sich auf die Formbedeutung des Ohres bezieht, handelt es sich um originale Lehren Carl Huters, weshalb ich sie auch als solche der Mit- und Nachwelt übermittle.

Den Ausschlag, trotz der Ungunst der Verhältnisse diese Schrift jetzt drucken zu können, gab die hiermit dankbar erwähnte Mithilfe des Herrn Lehrers Johann Malessa.

Möchte diese kleine Schrift dazu beitragen, Carl Huters Psycho-Physiognomik neue Freunde zuzuführen.

Landhaus Malmsbach, Schwaig bei Nürnberg 1931            Amandus Kupfer

Die zweite Auflage dieser gern gelesenen Schrift ist nunmehr, 1951, durch die Mithilfe von Herrn Bürkler, Sargans in der Schweiz, möglich geworden.
Amandus Kupfer


Die äußere Form des menschlichen Ohres

Die äußere Form des menschlichen Ohres ist für die Erkennung des inneren Gefühls- und Seelenlebens von sehr beachtenswerter Bedeutung. Carl Huter lehrte bezüglich des Ohres, daß es am besten sei, man lasse sich bei der Beobachtung desselben "von seinem Schönheitsgefühl leiten".

Das Ohr dient der Tonaufnahme und zeigt daher zunächst die Empfänglichkeit für Musik, Gesang und Sprache, die Art der Empfänglichkeit für gute Worte und edle Belehrungen, wie auch für unschöne Einredungen und häßliche Suggestionen.


Fig 1. Wohlgeformtes Ohr

Ist das Ohr wohlgeformt und schön, etwa so wie das Ohr in Fig.1, das in allen seinen Teilen gut durchgebildet und schön modelliert ist; dann darf man mit Recht annehmen, daß der Mensch, bei dem wir es finden, ein so abgestimmtes inneres Nervenleben besitzt, daß eine gute Aufnahmefähigkeit und Empfänglichkeit für das Wahre, Gute und Schöne gesichert ist.

Man kann also dann von einer Innenschönheit, von einem Adel der Seele, sprechen, woraus die wahre und echte Herzensbildung fließt, fernder deutet es aber auch auf die gute Aufnahmefähigkeit für Sprache und Gesang.

Es muß allerdings vorausgesetzt werden, daß der Ausdruck von Augen, Stirn und Gesicht zu der Wohlgestalt des äußeren Ohres nicht in einem Mißverhältnis steht. Bei einer guten Harmonie von Ohrform, Gesichts- und Augenausdruck darf man auf eine gute unbewußte Ethik schließen. Verbindet sich bei wohlgeformtem Ohr das natürlich offene Auge mit einer ausdrucksvollen und schön modellierten hohen Stirn, so haben wir einen Menschen vor uns, dessen bewußtes ethisches Innenleben stark ist.

Wir zeigen dem Leser das wohlgeformte Ohr im lebenswahren Bilde.


Bild 2    Friedrich Hessing

Das Bild 2 zeigt uns den großen Heiltechniker Geheimrat Hessing, der es vom einfachen Schreinergesellen bis zum weltberühmten Orthopäden brachte. Hier ist das Ohr charakteristisch gut durchgebildet, die Stirn ist ganz hervorragend plastisch gespannt, breit und hoch, und das Gesicht hat dabei einen ausgesucht klugen und wohlmeinenden Ausdruck.


Max Büttner


Bild 3    Der Tonkünstler Max Büttner, Kammervirtuose und Komponist

Bild 3 zeigt den Münchner Kammervirtuosen und Komponisten Max Büttner. Gesicht und Stirn deuten gewiß auf große innere Begeisterungsfähigkeit und Klugheit, wobei aber das Ohr, als das Ohr des Musikers, ganz entschieden an Formfeinheit besonders hervor tritt. Auf große Aufnahmefähigkeit des Ohres für Musik kann man schließen 1. wenn die Ohrrille zwischen der inneren und äußeren Ohrleiste gut ausgebildet ist, 2. wenn die innere Leiste vor der äußeren sanft zurückstritt. 3. wenn sie nach unten bis in das Ohrläppchen und 4. nach oben stark breit und konkav verläuft. Diese Formzeichen erkennen wir an dem Ohr des dargestellten Tonkünstlers. Überhaupt haben ja Musiker meist etwas Schönes am Ohr.


Fig. 4  Ein besonders in seinem oberen Teil stark verbildetes Ohr

Figur 4. Ist aber entgegengesetzt das Ohr stark verbildet, verkrüppelt, sehr primitiv und häßlich geformt - unter der guten Norm einer gewissen Schönheit stehend -; dann ist auch die mit dem Ohr in Verbindung stehende Innenorganisation verkümmert.

Als Folge tritt dann ein, daß der Mensch für das hohe, edle Ideale, Wahre und Große nicht mehr empfänglich und aufnahmefähig ist, da dieses einen gewissen Entwicklungsgrad der inneren Organe voraussetzt.

Verbrecher haben daher auch stets häßliche Ohren!


Fig. 5  Abnorm häßliches, wulstiges, knorriges und hartförmiges Verbrecherohr

Siehe Fig. 5 und Bild 6. So häßlich, abnorm und hartförmig hier das Ohr rein äußerlich geformt ist, so ist es auch nach innen zu organisiert und abgestimmt. Auf gleicher Stufe steht auch die gesamte Aufnahme und alles, was der Mensch denkt und fühlt. Er kann meist das Edle und Schöne nicht einmal mehr anhören. Er ist, selbst wenn sonst die Begabung gut ist, durch Worte nicht zu bekehren. - alle Mühe, die Erziehungspersonen sich mit ihm geben, ist am Ende umsonst -, weil einem Naturgesetz nach des Menschen Wille an seine Organe gebunden ist.


Bild 6    Mörder und Straßenräuber

Bei Bild 6 deuten die häßlichen, quer abstehenden Ohren auf starke Angriffsimpulse zur Gewalttat. Die fliehende Stirn deutet auf negatives Wohlwollen. Der Mund deutet Entschossenheit. Das Auge: Grausamer Wille. Die großen harten Wangen-, Kiefer- und Kinnregionen drücken Brutalität, die bestimmte Nasenlinie Willensdurchsetzung aus.

Daraus ersieht man, von welch außerordentlicher Bedeutung die wahre und echte Schönheit der inneren und äußeren Organe ist.

Das Ohr zeigt uns weiterhin die Innenwelt des Fühlens und der Tatkraft, die vorzugsweise Korrespondenz des äußeren und inneren Ohres mit dem Mittel- und Kleinhirn.


In Fig.7 ist der physiologische Vorgang der Tonaufnahme schematisch zur Darstellung gebracht.


Fig. 7  Der physiologische Vorgang der Tonaufnahme in schematischer Darstellung

In (1) sehen wir das äußere Ohr, welches den Schall aufnimmt und weiterleitet zur Hörschnecke (2) mit der Endigung des Hörnerven. Im Schneckengang befinden sich 24.000 Hörsaiten, feinste Nervenfasern, die je nach ihrer Abstimmung und der Art der Aufnahme durch das äußere Ohr auf den Ton der Außenwelt eingestellt sind und mitschwingen.

Was demnach die Organe aufnehmen und wie sie aufnehmen, das leitet der Hörnerv (3) in das tiefe innere Organleben weiter, und zwar zunächst in das verlängerte Mark (4), das Mittel- und Hauptlebensgehirn - das man als den Sitz der großen, unsterblichen Seele des Menschen bezeichnen muß.

Im Mittelhirn durchläuft der Ton und die mit einhergehende Empfindung mehrere rinförmige Schaltungen (5), und so kommt es - da alle Nervenstränge des sympathischen Nervensystems des gesamten Körpers hier zusammenlaufen -, daß der Ton und die ihn begleitende Empfindung als ein Erlebnis schließlich den Empfindungszentralen aller Körperzellen mitgeteilt wird (6). Der Reiz der Hörorgane, der den Empfindungsnerven bis in alle Gewebe hinein auf dem Wege der Strahlung vermittelt wird, erzeugt seinerseits einen Gegenreiz, der bis zu den Aufnahmeorganen zurückgeleitet wird. So steht das äußere Ohr mit dem gesammten inneren Empfindungs- und Gefühlsleben in Zusammenhang und spiegelt den Adel des Innenlebens, der großen, verborgenen Seele, wieder. So ist es auch zu verstehen, daß z.B. die Musik den ganzen Menschen erfaßt, daß der ganze Körper großer Musiker mit allen seinen Lebensäußerungen charakteristisch abgetönt ist.

Es ist eine allgemein als Erfahrungstatsache hingenommene Wahrheit, daß nichts den Menschen so stark zu erschüttern vermag wie Musik und Gesang. Über das "Warum" pflegt man kaum nachzudenken.

Wenn wir aber wissen, daß zwischen den äußeren und inneren Gehörorganen und dem innersten Gefühls- und Seelenleben die engste Verbindung besteht, wie an der anatomisch-physiologischen Darstellung, Figur 7, erläutert, so können wir uns leicht vorstellen, daß durch Töne, die durchs Ohr unmittelbar in das innerste Organleben hineinschwingen, die tiefsten Gefühle und Empfindungen gelöst werden.

Besonders wenn Töne in rhythmischer Folge und Harmonie, wie bei Musik und Gesang, die feinsten und verborgensten Nerven in Vibration setzen, wird die Seele, das innerste Unterbewußte, erschüttert, geweckt, zum Mitschwingen gebracht, so daß die Musik auf viele Menschen wie eine Offenbarung zu wirken vermag, daß sie seelische Beklemmungen lösen kann, daß sie befreiend auf das gesamte Seelen- und Körperleben einwirken, ja sogar von Krankheit heilen und von Leid erlösen kann.

Da das sympathische Nervensystem so außerordentlich reich die inneren Rumpforgane durchläuft, so spiegelt das Ohr auch vorzüglich den Ernährungszustand des Menschen, die gesunde Lymphe und das gesunde Blut, sowie Krankheit und Gesundheit wieder.

In (7) sehen wir den Hörnerven weiter durch den Hirnstamm (8) in die Hörsphäre des Großhirns verlaufen (9), allso der weitergeleitete Ton in getrennten Abteilungen zum Bewußtsein kommt. Darum spiegelt sich in der Ohrmuschel nicht nur das unbewußte innere Seelenleben wieder, sondern auch infolge der Rückwirkung der Strahlung, vorzugsweise im oberen Ohr, ein gewisses Bild des bewußten Gehirn- und Geisteslebens des Menschen.

Da das Mittelhirn aber auch in Korrespondenz mit der motorischen Kraft des Kleinhirns steht, kommt auch das Tatleben im Ohr zu einem gewissen Ausdruck.

Alle diese Einflüsse müssen äußerlich irgendwie in der Form des Ohres wahrzunehmen sein.


Gesundes, schönes, kräftiges Ohr


Fig. 8  Gesundes, schönes, kräftiges Ohr

Figur 8 zeigt das kräftige, in allen Teilen plastische, gut durchblutete und durchstrahlte Ohr eines geistig regsamen (oberes Ohr), seelisch gut veranlagten (mittleres Ohr), gesunden Menschen. Besonders das Ohrläppchen ist verhältnismäßig groß, voll, warm und gut durchblutet. Das deutet auf Blutfülle, gute Säftebildung und gesunden Ernährungszustand, wie auch auf eine normal gut entwickelte Geschlechts- und Zeugungskraft hin. Solche Menschen erholen sich z.B. infolge ihrer guten Säftebildung nach überstandenen Krankheiten schnell wieder, auch können sie, ohne Schaden zu nehmen, wenn es sein muß, längere Zeit recht gut fasten.


Bild 9    Ein normal entwickeltes Ohr

In Bild 9 sehen wir, dem Gesamtbild organisch zugehörig, das in allen Teilen kraftvoll und gut entwickelte Ohr. Ein Mann aus dem Volke. - Interessant ist, daß auch die Stirn und das Oberhaupt, das mittlere Gesicht, sowie das Kinn und der Unterkiefer eine ähnliche gut durchgeführte Proportion zeigen wie das Ohr. Der Blick der Augen ist klar, bestimmt und aufrichtig und der Gesamteindruck ein menschlich guter.


Levitating Stone
(Hinzugefügt) 
Wir haben hier also einen Mann vor uns, der einen ziemlich starken Anklang an den harmonischen Typus zeigt. Er bleibt aber wahrscheinlich stets in einfachen Verhältnissen, da das untere Seitenhaupt (direkt über dem Ohr ansteigend), wo das niedere Erwerbsleben liegt, nur sehr mäßig stark entwickelt ist. Auch die Nasenflügel sind wie geschwächt - der Mann lebt in einer Fabrikgegend, in welcher die Luft sehr schlecht ist.


Erstellt Juli 2006. Update 22. Januar 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
 
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