Amandus Kupfer: Die Physisognomik des Ohres - Part 2
 
Fortsetzung


Wir kommen zu unseren Studien über das Ohr zurück. Hier sehen wir in Figur 10 ein Ohr, das in seinem oberen Teil stark überwiegt und im unteren Teil sehr schwach entwickelt ist.

Es fehlt also das Gleichgewicht. Der Drang, sich geistig zu betätigen, herrscht stark vor, und ebenso stark steht die praktische Tatkraft, die Sorge um den materiellen Erwerb, in der inneren Gefühls- und Seelenneigung zurück.


Fig 10. Ohr im unteren Teil schwach gebildet

Das Ohrläppchen ist klein, schwach und mager, daher ist auch die Säftebildung nur gering, es besteht eine gewisse Blutarmut und schwächere Zeugungskraft. Solche Menschen dürfen sich körperlich nicht zu viel zumuten, sie müssen vielmehr bestrebt sein, sich mehr zu schonen.

In Bild 11 zeigen wir dem Leser, wie sie uns im Leben begegnet, eine Frau mit dem im unteren Teil schwach entwickelten Ohr. Auf diese trifft also zu, was oben erklärt war.


Bild 11  Eine Frau mit schwacher unterer Ohrbildung

Im weiteren beachten wir, daß die Ohren ziemlich stark abstehen. (Die Deutung dafür erfolgt in späteren Textteilen.) Es sei nur kurz angedeutet: Sie verausgabt sich körperlich und geistig schnell, was auch aus der starken inneren Unruhe und lebhaften Anspannung, die aus Auge und Stirn spricht, ersichtlich wird.

Betrachten wir nun aber das Bild 12, so fällt uns auf, daß der untere Teil des Ohres hier außerordentlich klein und mager, bleich und schwach ist. Das deutet also auf eine geringe Säftebildung, Blutarmut und schwache Zeugungskraft.


Bild 12  Das magere und bleiche untere Ohr

Die Kraft erschöpft sich hier schnell. Daher müßte dieser Mensch sehr solide und gleichmäßig leben. Übrigens erkennt man die Herabsetzung der körperlichen Kraft und Gesundheit auch an dem müden und trüben Blick der Augen, an den stark eingefallenen Gewebsteilen über den oberen Augenlidern, sowie an dem schlaffen eingefallenen und verformten Gewebe an Hals und Wangen.

Sind die Ohren von gesundem Aussehen, von schöner Farbe, so recht frisch, warm und voll durchblutet, dann ist Gesundheit und Lebenskraft in voller Höhe, siehe Fig.1, 2, 3 und 8.

Diesen Eindruck der Gesundheit und Lebensfrische macht aber nicht das Ohr des Bildes Nr.13, weil hier ein inneres chronisches Leiden vorliegt, siehe auch die dünnen, matten Nasenflügel, welche die Schwäche der Atmung angeben. Auch die Gesichtsformen zeigen besonders unter den Augen, die Wangen herabgehend, Mattigkeit und Schwäche, anstatt Kraft und Plastik. Die Ohren aber sind - obgleich in der Form nicht übel, von eigentümlich bläulich-blasser Farbe, halb durchsichtig, bleich, kalt und von schwacher Konstanz.


Bild 13  Das matte und schwache Ohr

Werden aber die Ohren bei einem kranken Menschen ganz bleich und blutleer, durchsichtig und wie gläsern, so daß alles Normale weicht, und beginnt das Ohr sich nach vorn zu neigen - ein Zeichen von schwerer Störung in der Kraftrichtungsordnung-; dann steht der Mensch kurz vor dem Tode!


Das angewachsene Ohrläppchen


Fig. 14  Das leicht angewachsene Ohrläppchen

In Fig. 14 ist ein Ohrläppchen dargestellt, das im unteren Teil nicht schön abgerundet ist und die normale frei hängende Form hat, sondern leicht angewachsen ist. Im allgemeinen können solche Menschen als harmlos gelten, jedoch steht diese Anlage in Verbindung mit gewissen unangenehmen Eigenschaften, die von Zeit zu Zeit auftreten. Man findet z.B., daß diese Menschen sehr liebenswürdig sein können, daß sie aber trotzdem in der Hauptsache versagen. - Wie das zustande kommt, ist psychologisch noch nicht recht klar, obwohl man weiß, daß das Ohr mit dem Mittel- und Kleinhirn in Verbindung steht. - Wenn bestimmte Aufgaben an solche Personen herantreten, dann tritt plötzlich eine Erlahmung der stabilen Dauer der Energie und Gewissenhaftigkeit ein. Eine solche Person geht z.B. einkaufen und vergißt, was öfter vorkommt, das Geld mitzunehmen, und leicht auch die spätere Bezahlung. Das geschieht ohne jede Absicht. Aber man stelle sich folgendes vor: Eine Dame mit angewachsenen Ohrläppchen ist verlobt. Sie ist das edelste Wesen. Nach zwei, drei, fünf Jahren will der Bräutigam sie heiraten, sie macht plötzlich alle möglichen Ausflüchte und erscheint wie umgewandelt. Man steht vor einem psychologischen Rätsel. (Die Professoren Lombroso und Ferri haben Ähnliches beobachtet.) Die Personen sind geistesflüchtig. Sie treten öfter und unmittelbar aus sich heraus und lenken die Aufmerksamkeit auf die eigene Person.


Fig. 15  Das zu kurz und zu stark angewachsene Ohrläppchen

Figur 15 soll das Ohrläppchen zeigen, das zu kurz und dabei stark angewachsen ist. Hier tritt natürlich die oben beschriebene Anlage noch in gewissen Dingen verstärkt auf. Es mag die Neigung bestehen zu unrichtiger Einnahme und Ausgabe, zu Abenteuern mit Geld bei tragischen Vermögensverlusten. Wenn sich solche Personen in Unternehmungen einlassen, oder wenn sie z.B. fremdes Gut verwalten oder Vertrauensstellungen einnehmen, so besteht die Gefahr, daß plötzlich die Erlahmung der stabilen Dauer der Energie und Gewissenhaftigkeit eintritt. Daraus können dann tragische Folgen entstehen. Daher ist es gut, wenn ein Mensch, der eine solche Anlage hat, sie kennt, um dann durch Willensschulung und Bedachtsamkeit diese zu überwinden.


Bild 16  Leicht angewachsene Ohrläppchen

Bild 16 zeigt uns einen Herrn mit leicht angewachsenen Ohrläppchen. Es wäre also diese Anlage bei einer Gesamt-beurteilung mit in Betracht zu ziehen. Er liegt im Bewegungs- und Empfindungsnaturell, mit etwas Härte im Charakter und üblen Erfahrungen. Die Stirn zeigt die Aufmerksamkeitsfalten. - Ebenso spricht aus Augen- und Gesichtsausdruck ein ähnliche aufmerksame geistige Anteilnahme.

Die Bilder 11, 12 und 13 zeigen leicht angewachsene Ohrläppchen, die man gar nicht so selten findet.


Bild 17  Stark angewachsene Ohrläppchen

Die stark angewachsenen Ohrläppchen kann man recht gut an dem Damenbildnis Nr. 17 beobachten. Das Ohr sitzt aber hier auch etwas hoch. Das Gewebe und der Gesichtsaufdruck ist dabei weich und gefühlvoll. Ebenso weich ist das Gewebe des Ohres. Die Dame ist daher angenehmen Beeinflussungen zugänglich. Man berechne nach den gegebenen Erklärungen die möglichen Handlungen.


Bild 18  Angewachsene Ohrläppchen

Bild 18 zeigt einen Mann mit angewachsenen Ohrläppchen. Dabei ist das Gewebe von harter Kontur, die Ohrmuschel groß und ziemlich stark abstehend. Die ganze Kopfpartie ist in der Ohrgegend seitlich stark nach außen gezogen, ein Merkmal der starken elektrischen Energie. Er liegt im Bewegungs- und Tatnaturell mit Disharmonie und harter Durchführungskraft. Das Gesicht hat einen schweren, melancholischen ernsten und cholerischen Ausdruck.


Fig. 19  Zu großes Ohrläppchen

Figur 19. Hier ist das Ohrläppchen entschieden zu groß und umfangreich. Das Schwergewicht der Form liegt im unteren Teile des Ohres. Die Schwere der Materie zieht nach unten. - Ins Seelische übertragen und symbolisch gedeutet liegt der leichten Beweglichkeit des Fühlens, Denkens und Handelns eine gewisse Schwere und Hemmung entgegen, wodurch allerdings die Gewissenhaftigkeit gestärkt wird. Aber die Größe und Schwere des Ohrläppchens ist hier abnorm.

Das zu große, zu schwere, unschöne und voluminöse Ohrläppchen deutet erfahrungsgemäß auf starke Selbstgefälligkeit und die Neigung, stets vor den Leuten als sehr wohlanständig zu gelten. Aber hinter dieser äußeren Wohlanständigkeit verbirgt sich oft noch eine andere Anlage, die aus Neid und Egoismus entspringt und seltener in die Erscheinung tritt. Ein solcher Mensch geht seltener aus sich heraus. Er kann aber plötzlich eine Tat begehen, die auffallend hinterlistig ist, so daß sie niemand der Person zugetraut hätte, ja, diese neigt dazu, sich die Tat selbst wieder auszureden, nimmt die alte Wohlanständigkeit wieder auf, und man könnte glauben, es sei nichts geschehen.

Man kann die sehr starken Ohrläppchen vielfach bei den großen Erwerbsmenschen beobachten, und es wird für manchen Leser interessant sein, diesbezüglich eigene Studien zu machen.


Bild 20  Das ein wenig zu große Ohrläppchen

Bild 20 zeigt eine Dame mit recht vollem Ohrläppchen, das man nach dem guten Proportionsgefühl wohl als ein ganz klein wenig zu stark bezeichnen kann. Entsprechend ist hier auch die Oberkieferpartie zwischen Mund und Nase, welche die persönliche Einstellung des Menschen zeigt, ein wenig zu groß.


Bild 21  Das zu große Ohrläppchen

Das Bild Nr. 21 zeigt eine Dame mit nicht gerade schönem und entschieden zu starkem Ohrläppchen. Das deutet zunächst auf starke Eigenliebe. Interessant ist, daß auch hier die Oberkieferpartie mit der Oberlippe etwas schwer und breit ist und physiognomisch also Ähnliches zum Ausdruck bringt.


Bild 22  Das zu große Ohrläppchen

Bild 22 zeigt einen Herrn mit zu großem Ohrläppchen, wobei aber der obere Teil des Ohres entschieden gut gebildet ist. Die Oberkieferpartie ist wiederum groß; hier liegt Härte und Strenge. Doch zeigt unter anderem der seitlich breite hintere Oberkopf, daß die Anlage zur Gewissenhaftigkeit, Gerechtigkeit und Vorsicht stark ist. Hierdurch wird die Harmonie des Charakters in einem gewissen Gleichgewicht gehalten, da auch das Auge schön und kräftig und der Mund gut gebaut ist.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)


Erstellt Juli 2006. Update 22. März 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
 
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