Amandus Kupfer: Die Physisognomik des Ohres - Part 3
 
Fortsetzung


Das hoch und tiefsitzende Ohr

Interessant ist es auch, das im Verhältnis zu den Augenbrauen und der unteren Nasenlinie zu hoch oder tief sitzende Ohr zu beobachten und die Richtung der psychologischen Bedeutung zu kennen.


Fig. 23  Das zu hoch und zu tief sitzende Ohr

Figur 23 veranschaulicht recht deutlich, wie die Ohren tief und hoch am Kopf angesetzt sein können.

Man kann behaupten, daß ein Mensch, dessen Ohr hoch sitzt, das also die Richtung nach oben zum Oberhaupt zu hat, wo bekanntlich die höchsten Gemütsempfindungen sich auswirken, die Neigung hat, nach seinen Empfindungen zu handeln. Das heißt, solche Menschen berücksichtigen das Gefühl zu sehr und sie stellen die nüchterne und kühle Überlegung zurück.

Man ist versucht, zu sagen, der Sinn ist leichter. Wird nämlich das Gefühl, werden die Empfindungen zu sehr berücksichtigt, so mag das zunächst in manchen Fällen gut sein, sicher aber ist es nicht in allen Lebenslagen angebracht. Denn die Handlungen dieser Personen können ebensogut von Naivität getragen sein, als sie aus Unüberlegenheit und Leichtfertigkeit entspringen können. Vergl. hierzu Bild 17.

Jedenfalls sind Menschen mit den tief sitzenden Ohren, siehe das Bildnis rechts der Zeichnung (Fig. 23), bei ihren Handlungen weniger für Gefühlsregungen empfänglich.

Im Gegenteil, hier herrscht das nüchterne und reale Denkleben vor. Die Schwere der Materie des Ohres kommt zur Geltung, sie senkt sich (das Ohr steht dann tiefer), und das stärkt die Gewissenhaftigkeit. Ist das Kinn und der Unterkiefer, welche ja das Barometer der Tat- und Ausführungskraft sind, bei solcher Ohrbildung stark, dann hat der Mensch mit tief sitzendem Ohr eine große Tatkraft, die Beharrlichkeit und oft den Übereifer in der Verfolgung bestimmter Ziele, wie es z.B. bei Bismarck der Fall war.


Bismarck

Bild 24    Bismarck

Tiefsitzendes Ohr, kräftiges Kinn und starker Unterkiefer. Vorwiegend Ernährungs- und Tatnaturell, das Empfindungen nach der Seite der Harmonie und auch nach der Disharmonie stark äußerte.

Die beiden Bilder 25 und 26, die aus dem Leben gegriffen sind, veranschaulichen diese beiden Abarten in den Ohrformen recht deutlich. Zu der Zeichnung Nr.23 könnte vielleicht der Leser geneigt sein zu sagen: Solche Extreme in der Lage des Ohres am Kopfe gibt es im Leben nicht. Das ist aber durchaus ein Irrtum. Es ist nur im Laufe der Jahrhunderte der Beobachtung systematisch nach dieser Richtung hin vernachlässigt worden. Die meisten Menschen wissen ja nicht einmal, was sie selbst für Ohren haben. Man hat bisher überhaupt die größte Wahrheit, die es in der Natur gibt, daß "der Geist in den Formen lebt", so gut wie nicht beachtet.


Bild 25    Das hochsitzende Ohr

Was nun die Beurteilung der beiden letzten Photos betrifft, so muß man außer der Lage des Ohres am Kopfe auch die Stirn, den Augen- und Gesichtsausdruck mit in Betracht ziehen.

Wer das tut, der erkennt, daß im Gesicht des Mädchens sehr wohl der Ausdruck liegt, daß sie sich bei ihren Handlungen mehr von ihren Gefühlen und Empfindungen leiten läßt. Das ist z.B. aus den wenig markanten Gesichtsformen und dem weichen Gewebe schon recht gut ersichtlich.


Bild 26    Das tiefsitzende Ohr

Der Mann (Bild 26) dagegen hat unzweifelhaft, obwohl den Oberkopf hoch ist und auf ein starkes Ideenleben deutet, den nüchternen und kühleren, realen Zug im Gesichtsausdruck, der auf ein ebensolches Denken schließen läßt, nach welchem er handelt. Da der Lebensgeist eines Menschen ein einheitlicher ist, so muß man ihn, wie aus den Einzelformen, auch aus der Gesamtform und der Zusammenstimmung des Ganzen zu erkennen suchen. Diese Kunst erst erweckt dann in jedem einzelnen Menschen die eigene Erkenntnis der Wahrheit, läßt den Irrtum überwinden und Fehldeutungen vermeiden.



Das große und das kleine Ohr

Auch das Verhältnis der Größe des Ohres zu den übrigen Kopf- und Gesichtsformen ist bemerkenswert. Die Unterschiede können ganz auffallend sein.


Fig. 27. Das große und das kleine Ohr

In Figur 27 sehen wir links das große und breite Ohr. Solche Menschen nehmen mit Hilfe des Ohres stark und viel innerlich auf. Die Umwelt wirkt stark auf das innere Gefühls- und Seelenleben ein, und entsprechend ist auch die von innen nach außen wirkende Reaktion lebhaft. Da, wie schon erwähnt, das Ohr mit dem Kleinhirn in Verbindung steht, haben diese Menschen auch die große Unternehmungslust und Tatkraft, wozu eine entsprechende große körperliche Ausdauer kommt.


Bild 28    Das große und breite Ohr

Man betrachte hierzu das Bild Nr. 28 und beachte den frischen, kernigen Augen- und Gesichtsausdruck.

Das Ohr darf dabei nicht schlaff, welk und matt sein, sondern Voraussetzung ist, daß es eine gesunde Konstanz und frische Durchblutung und Kraft aufweist; denn sonst treffen die obigen Angaben natürlich nicht zu.


Bild 29    Das abnorm große Ohr

Das Bild 29 zeigt z.B. eine Frau, die auch große und breite Ohren hat, die allerdings zudem noch hochstehen. Jedoch fehlt hier - wie der verkümmerte Gesichtsausdruck mit zeigt -, die gesunde Frische. Übrigens sind die Ohren hier auch im oberen Teil übergroß, was auf ein abnormes unberechenbares Geistesleben deutet, es ist ein Merkmal disharmonischer Naturellanlage.

Betrachten wir das Ohr rechts der Zeichnung Nr. 27, so ist dasselbe offensichtlich im Verhältnis zu den übrigen Kopfformen klein und schmal. Ein Mensch mit solchem Ohr nimmt im allgemeinen weniger auf. Er ist in seinen Unternehmungen bescheidener, weniger tatkräftig, und auch die Ausdauer ist schwächer. Menschen mit dieser Anlage sind furchtsam.

Bild 30    Das kleine und schmale Ohr ist furchtsamen Menschen eigen

Das Bild 30 zeigt einen Herrn, der einen großen Kopf und im Verhältnis hierzu kleine und schmale Ohren hat. Gegenüber dem Bilde Nr. 28 (großes und breites Ohr) erscheint hier der Gesichtsausdruck - obwohl die Verstandeskräfte gut entwickelt sind, siehe die plastische Stirnbildung - doch wie schwer und beengt infolge einer schwachen Aufnahme und mangelnden inneren Gefühlsentwicklung, die sowohl in der beengten Atmung (siehe Nasenflügel), wie auch in der schwachen Aufnahmefähigkeit des Ohres iher Ursache hat. Dieser Mann geht weniger stark aus sich heraus.

Es ist bei den menschlichen Formen ähnlich so, als habe man das allerfeinste technische Präzisionswerk vor sich, alles und jedes, und selbst das Kleinste, ist für die Funktion des Ganzen von Bedeutung.


Ungleiche Ohren

Nun können aber auch, was gar nicht so sehr selten ist, die Ohren bei einem Menschen mehr oder weniger stark ungleich am Kopfe angesetzt sein. Das letztere zeigt recht deutlich Bild Nr. 31. Hier sind die Ohren unschön geformt und zu groß, stark lappig abstehend und stark ungleich am Kopfe angesetzt.


Bild 31    Stark ungleiche Ohren

Das ist hier nun ähnlich wie bei einer Waage, deren Schalen ungleich belastet sind. Es herrscht keine Waage, kein Ausgleich im innern Seelen- und Tatleben. Die neuere Physiologie der Huterlehren hat festgestellt, daß beide Gehirnhälften durchaus nicht vollkommen gleich arbeiten. Huter lehrt nach seiner Kraftrichtungsordnung1), daß links eine andere Kraft wirkt wie rechts - links ist mehr die weichere Seite, die der Liebe und Innerlichkeit, und rechts die härtere, diejenige der Kraft und Tat. - Daher tritt hier mit der Ungleichheit der Form die innere Unausgewogenheit im Seelenleben zutage. Ein Mensch mit dieser Anlage kann außerordentlich intelligent, tätig und fleißig sein, aber eines Tages muß man z.B. erleben, daß er das, was er tum sollte, nicht tut und das, was er nicht tun sollte, unbegreiflicherweise getan hat. Er kann sich z.B. über eine gute Tat, die ihm widerfahren ist, heute anerkennend äußern, um sie bald darauf einem andern Menschen gegenüber in geradezu unverständlicher Weise abzuleugnen. Man findet bei Menschen mit ungleichen Ohrformen auch Extreme in physiologischen Dingen. Wie die Handlungen des Menschen ausfallen, entscheidet natürlich auch die übrige Veranlagung und der Einfluß der Verhältnisse, resp. der Umwelt.

Aus diesen Darlegungen über den Zusammenhang der äußeren Form mit psychischen Vorgängen mag der Leser erkennen, wie lebensfremd eine Psychologie (Seelenlehre) ist, welche an den Lebensformen blind vorübergeht. Sie muß unvollkommenes Stückwerk bleiben. Die Anfänge für die Aufnahme formpsychologischer  Erkenntnisse sind in der heutigen Schulpsychologie endlich gemacht worden. Daher ist zu hoffen, daß man in Zukunft mit Hilfe dieser praktisch anwendbaren Seelen- und Charakterkunde viele Übelstände unserer Zeit, die aus Unwissenheit und Formenblindheit hervorgehen, reformieren wird.

Wir kommen nun zu der sehr beachtenswerten Feststellung, daß die Ohren stark am Kopfe anliegen, mäßig oder auch ganz stark vom Kopfe abstehen können.

Man hat bisher, mit wenigen Ausnahmen, dieser Tatsache so gut wie keine Beachtung geschenkt. Es fehlte auch an einer vernünftigen und natürlichen Erklärung dieser Formunterschiede und ihrer Bedeutung.

Hier setzte bahnbrechend die von Carl Huter begründete Kraftentwicklungslehre und Kraftrichtungsordnung ein. (Anmerkung Timm: Nähers hier in Rubrik „Kräfte“)

Es würde zu weit führen, dieses Spezialgebiet der Psycho-Physiognomik hier eingehend zu behandeln. Es sei darum nur das für die Erklärung der Ohrformen Nötige angeführt.

Huter lehrte nicht nur eine Entwicklung der Stoffe, sondern auch der Kräfte, die in den Formen wirken und den Charakter mitbestimmen. (Man betrachte die Bildtafel Nr. 32.) So werden beispielsweise die Langformen durch den Magnetismus geschaffen, der die Stoffe zusammenhält, der eine Längsachse mit Nord- oder Strahlpol und einen Süd- oder Saugpol bildet.

Die Formen der Äther-Illionen, der Gasatome, der Moleküle und Kristalle fester Körper, sowie die Grundlagen der Ur-Formen pflanzlicher und tierischer Lebewesen.

Der Magnetismus stärkt das eigene Ich und verkörpert den Charakter des Egoismus**).

*) Siehe „illustriertes Handbuch“. Über 400 Illustrationen. Gleicher Verlag.
**) Der Einfluß der Kräfte auf die Körperform und den Charakter des Menschen ist mit Abbildungen anschaulich und leicht faßlich dargestellt in „Grundlagen der Menschenkenntis“, 2. Studienband vom gleichen Verfasser. 230 Bilder, Gleicher Verlag.


Die Ur-Äther-Energien und ihre Pole und Richtungslagen, wodurch alle Formen und Körper entstehen.
Originale Darstellung Carl Huters aus dem "Illustrierten Handbuch".


Bildtafel 32
Die Formen der Äther-Illionen, der Gasatome, der Moleküle und Kristalle fester Körper, sowie die Grundlagen der Ur-Formen pflanzlicher und tierischer Lebewesen.

Die unterste Figur stellt die Urform der Lebewesen dar mit der magnetischen Längsachse und der auf elektrische Wirkung zurückzuführenden Breitformen- und Gliederbildung.

Es ist nun ein Naturgesetz, daß im Hauptwirkungsgebiet einer Kraft eine andere nicht im gleichen Maße in die Erscheinung treten kann, sondern es tritt eine Lagerung und Ordnung der Kräfte ein. Die Elektrizität kann daher dort ihre positive Wirksamkeit entfalten, wo der Magnetismus am schwächsten ist, d.i. in den Breitformen. Die elektrische Achse stellt sich rechtwinklig zur magnetischen, und zwar liegen die negativ elektrischen Pole nach innen zu, entlang der magnetischen Achse.

Elektrizität ist ursprünglich Oberflächenspannung, wenn aber gerichtet, trägt sie den Charakter, welcher der magnetischen Sammlung polar liegt, wie wird also Zerstreuungs-, Trennungs-, Veränderungsenergie, die zur Wehr, zur Verneinung und sogar zur Zerstörung treiben kann.

Die elektrische Energie strömt nach einer Stelle in der Breitenachse hin und treibt. Dadurch kommen die Breitformen und die Gliederung zustande. Wirkt nun z.B. im Mittelhirn des Menschen die elektrische Energie sehr stark, so werden die Ohren vom Kopfe abgetrieben, so daß sie je nach dem Grad der Stärke dieser Kraft, unter Umständen ganz quer abstehen.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Daraus ergibt sich dann schon ganz von selbst in der Hauptsache die psychologische und charakterologische Bedeutung dieser Eigentümlichkeit, auf welche wir im weiteren näher zurückkommen.



Erstellt Juli 2006. Update 22. März 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
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Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
 
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