Menschenkenntnis Lehrbrief V. 12. Teil des Lehrstoffes - Part 47
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

ZWÖLFTER TEIL DES LEHRSTOFFES
Das System der neuen Psychologie und Lebenslehre, das sich aus der Huterschen Psycho-Physiognomik ergibt, und die Entwicklung der Kallisophie oder ethischen Schönheitslehre

Allgemeine Betrachtungen über moderne Entwicklungslehre, Carl Huters neue Weltanschauung und die religiöse Ent-faltung der nächsten Zeit. Die Physio-Psychologie des Körpers, des Halses, des Kopfes, des Gesichts, des Haarduftes und der Strahlung. Gedankenkräfte, Fernwirkung, Unsterblichkeit, Astrologie, Wahrsage-, Handlese- und Handschriften-deutekunst.

Die Pantognomik. Physiognomische Merkzeichen von Gesundheit und Krankheit, Irrsinn und Geistesklarheit, Tugend und Verbrechen. Schulung des Sehens. Das Geheimnis der Augenlesekunst. Die Augendiagnose, die Irsiskunde.

Augenausdruck, Geist und Gedanke durch die Lebenskraftstrahlung der Helioda. Die ethische Schönheitskultur. Die Entwicklung der höheren Geisteskräfte: Hellfühlen, Fernfühlen, Hellsehen, Weissagen und die Verbindung mit der geistigen Welt. Die Weltreligion der Liebe, der Arbeit, der Weisheit und der Schönheit

Wenn wir erkannt haben, daß die gesamte Natur eine fortschreitende Entwicklung geht und daß alle Daseinsformen die gegebenen Massen an Stoffen und Kräften nicht vermindern, so würde doch alles Leben und Sein keinen Sinn haben, wenn es lediglich nur darum entstanden wäre, um irgend etwas Seiendes zu verändern, dann aber in die gleiche Urmasse wieder zurückzusinken. Wäre das der Fall, dann hätten wir eine sinnlose, rein mechanische Weltordnung. Die Hutersche Psycho-Physiognomik lehrt aber nicht nur eine mechanische Entwicklung, sondern eine aufsteigende, durch die ein Fühlen und Sehnen geht, ein großes geistiges Ringen nach Hohem, nach dem Idealen, Schönen, Vollkommenen! Dadurch unterscheidet sie sich von der Lamarck-Darwin-Häckelschen Entwicklungslehre. Aber auch noch durch eine Anzahl anderer wichtiger Punkte unterscheidet sie sich von jener.

Die Entwicklungslehre Lamarck-Darwin-Häckel bedeutet schon etwas, sie ist ein guter Anfang zum harmonischen Natursehen, aber sie verliert sich im trostlosen Versehen durch Nichtsehen der geistigen Mächte und des mächtigsten Faktors alles Seins und Lebens, der Welt und Äther-Empfindungsenergie. Sie ist wie ein Rumpf ohne Haupt und Glieder. Sie ist die kleine, die in diesem Werk niedergelegte aber die große Entwicklungslehre. Dort ist die Fibel, hier ist die Bibel, die neue Offenbarungslehre von Welt, Mensch, Leben, Geist und Natur. Jene befaßt sich nur mit der Entwicklung der Erdlebewesen, diese Lehre hat die Entwicklungsuntersuchungen auch auf die große Vorzeit ausgedehnt, wo noch keine pflanzlichen und tierischen Lebewesen möglich waren auf die Entwicklung der chemischen und ätherischen Substanzen, auf die Entwicklung der Weltkörper und schließlich auf die der mechanischen Kräfte und ihre Richtordnung, also: 1. Äther, 2. ätherische Zwischensubstanz, 3. chemische Substanz, 4. Weltkörperbildung, 5. Kräfteentwicklung und 6. Kraftrichtungsordnung im Raume. Des weiteren zeigt diese neue Lehre, daß jedes Ding, jedes Leben und Sein nicht nur allein seiner selbst willen lebt oder nur der Veränderung der Masse zu dienen hat, sondern daß es da ist, um aus sich Besseres zu schaffen. Alles Dasein hat einen dreifachen Zweck, einmal das Bestehende zu verändern, zweitens sich selbst auszuwirken oder auszuleben und drittens etwas Neues zu schaffen, das einen höheren Wert enthält als das Alte war, und auch als es selbst wert war.

Die größte deutsche Entdeckung des 19. Jahrhunderts
(Quelle: DgM Nr. 15. Hrsg. Amandus Kupfer. 1934. Hinzugefügt)

Dadurch ist aber ein weiteres großen Zweckbeginnen, die Qualitäten-Entwicklung, nachgewiesen. Nehmen wir ein Beispiel an der chemischen Elemententwicklung. Der Wasserstoff schaffte aus sich heraus einen zweiten Stoff, der einen höheren Wert hat, als er selbst in sich birgt, den Sauerstoff. Der Sauerstoff bildete aus sich den Stickstoff, dieser aus sich den Kohlenstoff, und so ging es fort. Als die Entwicklung nach dieser Stufenfolge ihre Grenzen im Urweltätherwiderstand fand, da hörte keineswegs die Entwicklung des Stoffes auf, sie nahm nur eine andere Richtung. Es wurden die ätherischen Zwischensubstanzen geschaffen, die Mittelstoffe oder Mediomen, die zwischen Weltäther und chemischer Substanz liegen. Ich habe erst wenige gefunden, ob es aber nicht viel mehr gibt als die, die ich entdeckte, wissen wir heute noch nicht; ich möchte es für sehr wahrscheinlich halten. Ich fand dann, daß das lebende Eiweiß erst durch die ätherische Feinsubstanzbildung der Mediomen und der Helioda möglich sein konnte.

Wir haben nun vier qualitativ verschiedenen Stoffelemente kennen gelernt: 1. den Urweltäther, 2. die chemischen Elemente, 3. die ätherischen Zwischenstoffe, die Medioma, 4. den Lebenskraftstoff, die Helioda. Sollten damit schon alle Qualitätenentwicklungen erschöpft sein? Nimmermehr! Ich bin überzeugt, dass gerade die Helioda, der große Schöpfer des geistigen Lebens, immer neue Werte und Verfeinerungen schafft. Die Helioda ist gewissermaßen das göttliche Element im Lebewesen. Nach meinen vergleichenden Forschungen schafft sie im Haushalte eines Lebewesens neue Stoffe, Kräfte, Formen und Lebenswerte, die in ihrem besseren Teile unvergänglich sind. Wir wissen bisher noch wenig über diese sogenannten geistigen Stoffe und Kräfte, aber sicher ist es, dass beispielsweise ein Mensch nicht lebt, um zu sterben, ohne die Qualitäten zu vermehren, nur um einen mechanischen Kreislauf von Stoffen und Kräften zu vollziehen; sondern Mensch, Tier und Pflanze leben, um höhere Werte zu schaffen. Bleiben wir beim Menschen, so bildet und baut das ganze Leben des Körpers an einem inneren Etwas, das unvergänglich sein wird, und das mit dieser Lebenslaufbeschließung des Körpers nicht sein Ende finden kann, sondern eigentlich mit dem Tode erst neu geboren wird.

Unser Körper gleicht gewissermaßen einer liebenden Frau, die empfangen hat und ein neues zweites Leben in sich entwickelt. Dieses verborgene Kind ist die unsterbliche Seele. Nicht die Lebenskraftseele allein, sondern die Seele, die mit dem Tode aus diesem Leibe geboren wird und unsterblich, unvergänglich ist. Das zeigt uns diese neue große Entwicklungslehre. Daß aber mit dieser höheren seelischen Qualität ein feinerer Stoff, eine feinere Kraft gebildet werden muß, ist selbstverständlich. Daher gibt es noch unbekannte feine Seelenstoffe und noch weit feinere Seelenkräfte.

Sind wir aber zu dieser Überzeugung gekommen, so haben wir gegen uns selbst und gegen das All Pflichten zu erfüllen. Ein jeder muß sich fragen: Was habe ich bei meiner Geburt, durch meine Geschicke und durch alle Umstände vom Weltäther, vom All bekommen, und was ist mein Verdienst? Was gebe ich, wenn ich mein jetziges Leben beschließe, dem großen All wieder zurück? – Ewa nur Asche, eine Handvoll verschiedener Elemente, eine verschwindend geringe Menge mechanischer Energien? O nein, wie unwürdig wäre das ganze Dasein, wenn es nur das als letzten Abschluß brächte; nein – es ist da noch etwas, ein verborgenes Kleinod, das mir das große All ins Leben mitgab.


Eine wissenschaftliche Forschungsfrage und eine ethische Pflichtfrage (Überschrift hinzugefügt)

Wie habe ich dieses nun im Werte gesteigert, wie habe ich mit meinem Inneren gewirtschaftet mit diesem unvergänglichen Inneren, das irgendwo bleibt, das mein unvergängliches Ich, mein Glück, meine Seligkeit werden soll? Was gebe ich ans Weltall zurück? Wenn wir zu der Überlegung gekommen sind, dann ergibt sich für uns nicht allein eine wissenschaftliche Forschungsfrage, sondern auch eine ethische Pflichtfrage, die zu lösen eine unserer wichtigsten Lebensaufgaben mit sein soll. Hieraus erfolgt aber die religiöse Frage ganz von selbst, denn, wenn wir qualitative Werte in unserem Leben zu entwickeln verpflichtet sind, so müssen wir uns irgendein Ideal aufstellen, das wir mit allen erdenklichen Schönheiten und Vollkommenheiten ausgestattet denken, und dem nachzuleben unsere Richtschnur werden muß. Das aber ist Religion. Wir sehen hieran: die kleine Entwicklungslehre Lamarck-Darwin-Häckel führt von der Religion ab, die große Entwicklungslehre von Carl Huter führt zur Religion hin. Sie führt zu einer großen neuen Weltreligion auf naturwissenschaftlicher Grundlage, zu der einen wahren, die sich aus allen Religionen und Wissenschaften entwickeln muß. Wir sehen aber auch ferner, daß eine eigentliche Ethik ohne Religion nicht möglich ist, und daß alle ethischen Bestrebungen ohne Religion nur zu Modesitten oder zur schalen Gesellschaftsmoral verfallen müssen.  Ethik ist von Religion unzertrennlich. Da nun ferner das Höchstschöne das Ideale zur Darstellung bringt, so ist auch keine höhere Kunst ohne ethische Schönheitslehre denkbar, diese aber wurzelt wiederum in der Religion.


Definitionen „Ethik“ und „Religion“ (Überschrift hinzugefügt)

Ethik ist Heiligungs- und Pflichtenlehre für uns selbst. Religion ist Glaubens- und Tugendlehre für das Ideale. Dazwischen liegen unsere Mitmenschen, Dinge und Lebewesen, ja das Weltganze, denen allen diese ethisch-religiösen Wechselwirkungen zugute kommen. Religion in meinem Sinne ist nicht schon irgendeine Religionsform, -sitte oder –lehre, die bestehende Sekten, Konfessionen oder Kirchen haben. Wohl haben diese schon viel herrliche ethische und religiöse Wahrheiten, aber manche von ihnen auch ebenso viele unvollkommene Menschenein-richtungen, die verbesserungsbedürftig sind. Religion ist freie Glaubens- und Pflichtenlehre dem Idealen gegenüber. Die Formen hierbei sind nicht nebensächlich, aber auch nicht die Hauptsache. Mit dieser neuen Religionsauffassung läßt sich nun eine naturwissenschaftliche Bildung in Einklang bringen; während die teils harten, natur- und wahrheitsfeindlichen Lehren anderer Religionsauffassungen gar keine wissenschaftlichen Wahrheiten neben ihren Dogmen dulden, diese vielmehr übersehen oder gar verachten und verdammen.

Es ist ganz natürlich, daß dadurch der gebildete Mensch sich von solcher Art von Religion abwendet, mag er auch noch so viel Gutes neben Verkehrtem darin finden. Wohl geben die heutigen Religionen schon einen achtbaren ethischen und moralischen Fond mit. Dessen müssen wir uns bei alledem dankbar bewußt bleiben; aber ebenso sehr steht uns eine höhere Pflicht bevor, nämlich, uns ethisch-religiös fortzuentwickeln und nicht in alten Irrtümern geistig zu erstarren und ethisch, physisch und wissenschaftlich zu entarten und zu verblöden. Vorwärts wollen wir, aufsteigen zum Idealen, zu diesem Idealen, was wir ein Recht haben zu suchen, denn wir sind unseren Seelen gegenüber dazu verpflichtet. Dieses Ideale muß höher stehen als irgendeines, das eine alte Religion aufgestellt hat, und es muß besser mit der Natur und dem Leben, mit Wissenschaft und Wahrheit in Einklang zu bringen sein, als irgendeine bisherige Theologie, Theosophie oder Philosophie es vermocht hat. Finden wir dieses bessere Ideal nicht, dann bleibe man beim alten, finden wir es, dann ehren wir das alte und folgen dem neuen.

Dieses bessere Ideal hat nun tatsächlich diese Psycho- Physiognomik gefunden, und dadurch hat sie uns eine neue Tugend und Schönheitslehre, eine Neureligion gegeben, die ich hier nur kurz als Blüte und Frucht der Psycho-Physiognomik behandeln kann, und die ich in einem größeren Werke, „Der neue Mensch und die neue Welt“ in zwölf Bänden, ganz ausführlich veröffentlichen werde.*)

*) Von diesem kallisophischen Werk sind folgende Bände erschienen: 1. Individuum und Universum (in der 2. Aufl. des 1. Lehrbriefes); 2. Die innere Erschließung einer höheren geistigen Welt; 3. Die neue Heilmethode (als Teil des Gesamtwerkes „Die neueste Heilwissenschaft“); 4. Liebe, Ehe, Familie und Gesellschaft der Zukunft. Die neue Ethik und Sittenreform; 5. Die neue Weltanschauung; 6. Physiognomik und Mimik.


Menschenkenntnis erforderlich (Überschrift hinzugefügt)

Die neuen ethischen und religiösen Ideale erfordern zunächst eine völlige Umgestaltung unseres Liebesleben, denn die Religion fängt mit der Liebe an. Die Liebe ist aber frei, sie kann nicht gezwungen werden. Es sollen daher nur die Menschen, die miteinander dauernd harmonieren, sich eng aneinander schließen; die, die miteinander disharmonieren, sollen sich trennen und möglichst weit voneinander fernhalten. Die Menschen sollen in Zukunft nach ihren ethischen Werten eingeschätzt werden und nicht nach ihrem materiellen Vermögen oder nach ihrer Herkunft, Rasse, Altreligion, Staatszugehörigkeit, ihrem Schulenbesuch, ihrem Titel oder ihrer Stellung. Um dieses möglich zu machen, brauchen wir Menschenkenntnis. Ich wende mich an das edlere innere religiöse Denken und Fühlen der Theologen und Priester aller alten Bekenntnisse und bitte um gute Aufnahme, Verbreitung, Förderung meiner Bestrebungen und um Mitarbeit, die ihnen ihr Gewissen schon gebieten wird, in Hinsicht auf den Kernpunkt, um den sich alle und jede Religion drehen soll und muß, und der in dem Satze zusammenzufassen ist: „Vom Unvollkommenen zum Vollkommeneren.“

Auch angesichts der Tatsache, daß kein anderer Weg der religiösen Fortentwicklung offen steht, und daß sie im anderen Falle die große Schuld auf sich laden, dem heutigen Volke und den naturwissenschaftlich Gebildeten keine religiöse Befriedigung mehr geben zu können. Sie laufen Gefahr, den nach neuen religiösen Idealen hungernden Seelen Steine statt Brot zu bieten, Unglauben statt Glauben, religiöse Abneigung statt Liebe, und dadurch Verwahrlosung statt Kultur zu fördern, ohne daß sie es wollen oder vielleicht wissen.

Fort mit solcher Blindheit, werdet sehend, studiert diese Lehre! Sie steht nicht im Widerspruch mit den echten Wahrheiten eurer alten Lehren, sie stärkt jene durch neue, aber sie unterläßt das Irrige und Verkehrte, als Haß, Kampf, Zwietracht, Abgrenzung, Naturfeindschaft. Sie fordert mehr Naturwahrheit, Welt- und Menschenkenntnis, Menschenliebe und Ausbau der Gottheitsideale, der Ethik, der Kunst und der realwirtschaftlichen und geistigen Güter der Menschheit. Das möchte ich dem letzten Abschnitte dieses Werke voranschicken.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1995. Update 8. April 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
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