DEUTSCHLAND 40 - Staatsbankrott - Part 1
 
Fortsetzung

STAATSBANKROTT
Claus Vogt

„Nahezu alle wichtigen Staaten der Welt haben in den vergangenen Jahrzehnten eine regelrechte Verschuldungsorgie erlebt. Die Staatsverschuldung Amerikas, Europas oder Japans kann längst nur noch in Zahlen gemessen werden, von denen die meistern Bürger nicht zu sagen wissen, mit wie vielen Nullen sie geschrieben wird.“


Deutschland - ein erschreckendes Beispiel, das nicht einmal die ganze Wahrheit zeigt

Beispiel Deutschland: Hier belief sich die Gesamtverschuldung aller öffentlicher Haushalte nach der Masstricht-Berechnungsmethode per Ende 2005 auf 1,52 Bio. EURO, das sind 1.520.000.000.000 EURO. Diese riesige Zahl beinhaltet darüber hinaus nicht einmal einen großen Teil staatlicher Zahlungsversprechungen. Aus den sozialen Sicherungssystemen kommen heute schon klar erkennbare Belastungen auf die Staatskasse zu, die weit größer sind als die oben genannten 1,52 Bio. EURO.

Übrigens darf es sich nur der Staat erlauben, diese Zahlungsverpflichtungen nicht auszuweisen. Würde ein Unternehmer diese Methode anwenden, die der Gesetzgeber für sich in Anspruch nimmt, dann würde er sich der Bilanzfälschung schuldig machen. Vor dem Gesetz sind eben doch nicht alle gleich.

Im Jahr 2005 betrug das Defizit aller öffentlichen Haushalte Deutschlands - wiederum nach der unehrlichen, aber offiziellen Maastricht-Abgrenzung - 74,3 Mrd EURO. Der Staat gab in diesem einen Jahr also 74 Mrd. EURO mehr aus, als er den Bürgern durch seine gut organisierten Steuereintreiber in den Finanzämtern abpressen konnte. 74 Mrd. EURO Schulden in einem einzigen Jahr!


Neue Schulden für alte Zinsen

Die Steuereinnahmen betrugen im Jahr 2005 453 Mrd. EURO; die Zinsausgaben des Staates auf den bestehenden Schuldenberg wurden mit 64 Mrd. EURO ausgewiesen. Die Zinsausgaben allein verschlangen also rund 14% des gesamten Steueraufkommens. Jeder siebte EURO der Steuereinnahmen wird also für Zinszahlungen auf den bislang angehäuften Schuldenberg benötigt. Außerdem entsprechen diese 64 Mrd. EURO Zinsausgaben stattlichen 86,5% Neuverschuldung des Jahres 2005. Den größten Teil der jährlichen Neuverschuldung benötigt Deutschland also nicht etwa für eventuell sinnvolle langfristige Investitionen, sondern schlicht und einfach, um die Zinsen seiner bestehenden Kredite zahlen zu können.

Betrachtet man den 40-Jahre-Zeitraum von 1965 bis 2005, so ergibt sich ein ganz erstaunliches Bild: Die Summe aller Zinszahlungen des Staates beläuft sich auf 1.317,4 Mrd. EURO.

Der pensionierte Ministerialrat Dieter Meyer hat es sich zur Aufgabe gemacht, die verheerende Finanzlage des deutschen Staates in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken. Seiner Arbeit „Die Schuldenfalle“ (www.staatsverschuldung-schuldenfalle.de) habe ich die hier genannten Zahlen entnommen. Er bewertet die Schuldensituation folgendermaßen:

„Die Kreditfinanzierung der öffentlichen Haushalte ist daher zum fiskalisch nutzlosen Selbstzweck entartet. Sie dient nicht mehr der eigentlichen Haushaltsdeckung, sondern der Finanzierung der von ihr selbst erzeugten Tilgungs- und Zinsausgaben mit der Folge eines eigendynamisch immer schneller und steiler werdenden Schuldenberges zu Lasten der nachfolgenden Generationen. Die mit Verwaltungsreformmaßnahmen, Ausgabeeinsparungen und Steuererhöhungen neu gewonnenen Haushaltsmittel versickern bereits einige Jahre später wieder in neuen riesigen Haushaltslöchern, die von den schneller und steiler als die Steuereinnahmen wachsenden Zinseszinsausgaben gegraben werden.“


Rechnungshöfe schlagen Alarm

Selbst die deutschen Rechnungshöfe haben aufgrund der krisenhaften Staatsverschuldung längst Alarm geschlagen. Schließlich müssen sich die gut dotierten und gut ausgebildeten Experten im Staatsdienst um ihre eigenen Pensionen sorgen.

Im Mai 2004 legten die Rechnungshof-Präsidenten ein vierseitiges Papier vor, in dem sie eine Reform zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte fordern. Die Vorsitzende der Konferenz der Rechnungshof-Präsidenten, Martha Jansen, stellte damals Folgendes fest:

„Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir unsere Stimme mit einer gewissen Schärfe erheben müssen, um Alarm zu schlagen und um vielleicht noch eine Umkehr zu bewirken.

Die Entwicklung der öffentlichen Verschuldung wird in ihrer Dramatik immer noch unterschätzt.“

Und weiter:

„Wir haben in der Finanzpolitik kein Erkenntnisproblem, wir haben ein Umsetzungsproblem. Es ist die Sorgfalt des ordentlichen Kaufmanns nach dem Handelsgesetzbuch, die wir einfordern.“

Lesen Sie diese gewichtigen Sätze einer in Staatsdiensten stehenden Expertin für Staatsfinanzen, die sich Sorgen um ihre eigene Versorgung im Alter machen muss, ruhig noch einmal. Diese Lagebeurteilung ist überaus brisant und dabei natürlich vollkommen richtig. Auch Ihre Zukunft, lieber Leser, wird von den hier beschriebenen Problemen maßgeblich beeinflusst werden.


Alle wissen Bescheid, aber niemand stoppt die Politiker

Alle wissen Bescheid - Ökonomen, Ministerialbeamte und die von ihnen informierten Politiker. Die Staatsfinanzen befinden sich in einem verheerenden Zustand. Die Situation ist unhaltbar, und der eingeschlagene Weg führt zwingend in den Staatsbankrott.

Ein Erkenntnisproblem besteht nicht, die allgemein bekannten Tatsachen sind unstrittig. Alle wissen darum, dass die Sorgfaltspflicht des ordentlichen Kaufmanns dieser Art des Finanzgebarens strikt verbietet. Aber Politiker sind eben keine ordentlichen Kaufleute. Generationen von Politikern aller jemals an der Regierung beteiligten Personen haben diese Sorgfaltspflicht missachtet. Jahrzehntelang - bis auf den heutigen Tag - haben sie eine eindeutig unseriöse Finanzpolitik betrieben. Und einige der Täter vergangener Tage besitzen sogar die Chuzpe, heute öffentlich als Mahner in dieser delikaten Angelegenheit aufzutreten.


Selbstverleugnung und Heuchelei

Beispielsweise gefielen sich Lothar Späth und Helmut Schmidt in einer TV-Dokumentation zum Thema Staatsverschuldung in heuchlerischer Pose.


Helmut Schmidt. Reagan and Nixon 1957 at Bohemian Grove

Nach dem Motto: „Die größten Kritiker der Elche sind meistens selber welche“ scheint den beiden Alt-Staatsmännern ganz nach Politikerart nichts, aber auch gar nichts peinlich zu sein. Schließlich trugen beide Herren in verantwortungsvoller Regierungsposition ihren nicht unerheblichen Teil dazu bei, dass die Staatsfinanzen sich heute in dem beschriebenen jämmerlichen Zustand befinden.


Deutschland ist nur ein Beispiel für viele

Die hier beschriebene Situation in Deutschland ist selbstverständlich kein Einzelfall. Sie trifft auf alle Industrienationen der Welt zu, das heißt auf alle europäischen Länder sowie Japan und die USA. Dabei tun sich die USA besonders hervor. Hier wurde kürzlich eine offizielle Schätzung der Staatsverschuldung vorgelegt, in der die Zahlungsverpflichtungen berücksichtigt wurden, die sich aus den sozialen Sicherungssystemen ergeben. Man geht in den USA inzwischen von einer Gesamtverschuldung des Staates in Höhe von rund 50 Billionen US-Dollar aus. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt der USA betrug im Jahr 2005 gerade einmal 12,4 Billionen Dollar.

Das BIP gibt übrigens die Summe aller während eines Jahres produzierten Waren und Dienstleistungen zu ihren aktuellen Marktpreisen an, die im Inland hergestellt wurden und dem Endverbrauch dienen.



Die Amerikaner machen´s auch nicht besser

Die Verschuldung der Bundesregierung betrug im Fiskaljahr 2005  7,9 Billionen bzw. 7.932.709.661.723,50 US-Dollar. Das sind 26.750 Dollar pro Kopf der Bevölkerung, vom Neugeborenen bis zum Greis. Gut die Hälfte dieses gigantischen Schuldenbergs wurde erst in den 1990er Jahren angehäuft - obwohl das Steueraufkommen im Verhältnis zur gesamten Wirtschaftsleistung in den 90ern ein Rekordhoch für Friedenszeiten erreichte. Die Regierung der USA kreierte in den 90ern  2,87 Billionen neue Staatsschulden. Das ist mehr als vom Tag der Gründung der USA bis 1990 aufgelaufen war! Und seit den Terroranschlägen des Jahres 2001 kamen weitere 2,1 Billionen Dollar hinzu.

Diese 7,9 Billionen Staatsschulden umfassen lediglich den Haushalt der Bundesregierung. Die anderen öffentlichen Haushalte sitzen auch noch auf 1,7 Billionen Dollar Schulden. Und die staatlichen Zahlungsverpflichtungen für die beiden Sozialsysteme „Social Security“ und „Medicare“ werden mit 7 Bio. bzs. mit 37 Bio. Dollar angesetzt. Insgesamt ergibt sich daraus ein Schuldenberg von 53,6 Bio. Dollar. Doch auch diese Berechnung ist noch nicht komplett. Beispielsweise berücksichtigt sie nicht die Pensionszusagen der Staatsbediensteten.


Die Verschuldung der US-Regierung in US-Dollar pro Kopf der Bevölkerung




Wie in allen Industrienationen häuften auch die US-Politiker seit dem Ende des Bretton Woods Weltwährungssystems eine gigantische Staatsverschuldung auf.


Gewöhnungseffekt und Politikverdrossenheit sorgen für trügerische Ruhe

Trotz dieser horrenden Größenordnungen scheint sich mittlerweile ein gewisser Gewöhnungseffekt und eine erschreckende Gleichgültigkeit in der Bevölkerung einigermaßen eingestellt zu haben. Den regierenden Politikern wird eine Rückkehr zu seriösem Wirtschaften kaum noch zugetraut - Politikverdrossenheit und resignierendes Schulterzucken machen sich breit.


Das Grundproblem: Mehr ausgeben als reinkommt

Schon immer hatten die herrschenden Politiker der Welt ein Problem: Liebend gerne möchten sie mehr Geld ausgeben als sie haben.

In vergangenen Zeiten benötigten sie die Mittel häufig für unglaublichen Luxus, oder um sich einen Krieg leisten zu können, oder um sich Verbündete zu kaufen. In Massendemokratien wird das Geld vor allem benötigt, um Wählerstimmen durch Wohltaten regelrecht zu kaufen. Wechselwähler werden durch Wahlgeschenke angelockt, während wichtige Wählergruppen durch lieb gewonnene Zuwendungen aus dem Staatshaushalt bei der Stange gehalten werden.

Das ist die Logik moderner Massendemokratien, die deshalb allesamt zu ausgeprägten Wohlfahrtsstaaten umgebaut wurden. Das hat System und lässt sich leicht erklären.


Politiker verhalten sich egoistisch und führen uns in den Bankrott

Wer an eine freiwillige Änderung des Politikerverhaltens appelliert, offenbart mit dieser idealistischen Forderung vor allen eines: Naivität. Er hat die Regeln einer Massendemokratie offensichtlich nicht durchschaut. Deren Funktionsweise führt nämlich geradezu zwingend zu einer kurzfristig ausgelegten Politik, deren langfristigen Wirkungen ungestraft ignoriert werden dürfen.

Das Ziel moderner Politiker ist die kurzfristige Wählerstimmenmaximierung. Hier und heute wollen sie gewählt werden, und dafür sind sie bereit, unsere Zukunft aufs Spielt zu setzen. Dabei verhalten sich die zur Wahl stehenden Politiker durchaus rational, wenn sie ihre Politik ausschließlich an kurzfristigen Aspekten ausrichten und die etwas fernere Zukunft schlichtweg ignorieren. Denn die Früchte einer kurzfristige Wählerzufriedenheit stiftenden Entscheidung dürfen sie schließlich in Form von Machterhalt selbst ernten. Mit den langfristigen Problemen, die diese Entscheidung mit sich bringt, wird in aller Regel erst ihr Nachfolger konfrontiert, der womöglich einer anderen Partei angehört. Rational im Sinne der eigenen Karriere, ruinös im Sinne langfristiger, allgemeiner Wohlfahrt.

Aufgrund dieser eindeutigen Anreizstruktur sollten Sie, lieber Leser, eine Verhaltensänderung von Politikern nicht erwarten. Wir können also getrost davon ausgehen, dass alles so weitergehen wird, wie bisher. Obwohl die Reise in die Katastrophe führt, ist die Hoffnung auf eine Kursänderung illusorisch. Das wissen selbstverständlich auch die meisten Politker und ihre Vasallen in der Ministerialbürokratie.



Ein Blick in die Geschichte

In Deutschland  gab es bekanntlich bereits zwei große Währungsreformen. Die erste erfolgte im Jahr 1923. Der verlorene 1. Weltkrieg und die folgende Hyperinflation machten 1923 eine Währungsreform unvermeidlich. Die zweite fand 1948 statt und war der Neuanfang nach dem verlorenen 2. Weltkrieg. In beiden Fällen verloren die Sparer die Früchte ihrer Arbeit. In beiden Fällen war ein radikaler Neuanfang unvermeidlich.

Es sind übrigens stets die ganz normalen Bürger, die immer und immer wieder Rechnungen begleichen müssen, für die sie nicht verantwortlich gemacht werden können. Zu allen Zeiten und an allen Orten hat der kleine Mann die Zeche fehlgeleiteter politischer Ambitionen zu zahlen.

Man könnte angesichts der deutschen Geschichte nun den Eindruck gewinnen, verlorene Kriege seien eine notwendige Voraussetzung für eine katastrophale Zerrüttung der Staatsfinanzen. Dieser Eindruck ist falsch. Es sind zahlreiche Beispiel von Hyperinflationen verbürgt, denen keine verlorenen Kriege vorausgingen. Also muss die Ursache woanders gesucht werden.


Die Ursache von Inflationen: ungedecktes Geld und unseriöse Politik

Der renommierte Schweizer Professor Peter Bernholz, ein ausgewiesener Experte für Geld und Währung, der den Politikern nicht leichtfertig nach dem Munde redet, legte im Jahr 2003 eine umfassende wirtschaftshistorische Studie über Hyperinflationen vor. Dazu untersuchte er folgende 29 Beispiele von Hyperinflationen:


Land                                                Jahr                                                                 Höchste Inflation
                                                                                                                                  pro Monat in %
1. Argentinien                           1989/1990                                                                    196
2. Armenien                              1993/1994                                                                    438
3. Asbaidschan                          1991/1994                                                                    118
4. Bolivien                                  1984/1986                                                                    120
5. Brasilien                                1989/1993                                                                     84
6. Bulgarien                                1997                                                                             242
7. China                                      1947/1949                                                                 4.208
8. Deutschland                           1920/1923                                                                 29.525
9. Frankreich                              1789/1796                                                                    143
10. Georgien                              1993/1994                                                                    196
11. Griechenland                       1942/1945                                                                 11.288
12. Jugoslawien                              1990                                                                          59
13. Kasachtan                                 1994                                                                          57
14. Kirgisien                                   1992                                                                         157
15. Nikaragua                            1986/1989                                                                    126
16. Österreich                            1921/1922                                                                    124
17. Peru                                      1988/1990                                                                    114
18. Polen                                    1921/1924                                                                    187
19. Polen                                    1989/1990                                                                      77
20. Serbien                                 1992/1994                                                                 309 Mio.
21. Taiwan                                  1945/1949                                                                   399
22. Tadschikistan                           1995                                                                          78
23. Turkmenistan                       1993/1996                                                                    62
24. UDSSR                                  1922/1924                                                                    278
25. Ukraine                                 1992/1994                                                                   249
26. Ungarn                                  1923/1924                                                                    82
27. Ungarn                                  1945/1946                                                                 1.295
28. Weißrussland                            1994                                                                         53
29. Zaire                                     1991/1994                                                                   225



Bernholz kommt zu folgenden Ergebnissen:

1. Alle überlieferten Hyperinflationen haben während des 20. Jahrhunderts stattgefunden, unter unterschiedlichen Papiergeldsystemen - mit Ausnahme der Hyperinflation während der Französischen Revolution, als das französische Währungssystem ebenfalls auf einem Paiergeld-Standard basierte.

Angesichts der Fülle von Beispielen, die Bernholz untersuchte, hat der weltweite Glaube an die Vorzüge, ja Notwendigkeit ungedeckten Papiergeldes, das von Zentralbanken „gehütet“ wird, geradezu etwas Religiöses. Man muss fest daran glauben, um nicht von der Macht der sinnlichen Wahrnehmung vom Gegenteil überzeugt zu werden oder wenigstens nagende Zweifel zu hegen.



2. Das politische System tendiert dazu, Inflation zu favorisieren. Alle großen Inflationen wurden von Königen oder Regierungen verursacht.

Mit anderen Worten: Politiker drucken Geld, wenn man sie lässt. Verwunderlich ist das natürlich nicht, da die Regierung beziehungsweise der Staat Hauptprofieure von Inflationen sind.



3. Hyperinflationen sind immer verursacht durch Defizite des Staatshaushalts, die überwiegend durch Geldschöpfung finanziert werden.

Diese Bedingung ist in zahlreichen Ländern, darunter USA, Deutschland und Japan, bereits seit Jahren erfüllt. Lediglich die fragwürdige Zusammensetzung der Preizindizes, die Preissteigerungen von Vermögenswerten wie Immobilien oder Aktien nicht oder zumindest nicht in vollem Umfang erfasst, hat in den vergangen Jahren deutlich höhere offiziell ausgewiesene Inflationsraten ermöglicht. Außerdem wurden in den USA die Berechnungsmethoden der Preisindizes der vergangenen 20 Jahre schrittweise so verändert, dass die ausgewiesene Inflation um mehrere Prozentpunkte geringer ausfällt als unter Verwendung der ursprünglichen Methode.



4. Ein ständiger Fluss neuen Geldes in die Wirtschaft führt erst nach einer mehr oder weniger langen Zeit zu Inflation, wenn das alte Geld auch im Ausland verwendet wird.

Hierin sehe ich einen weiteren Grund für das verzögerte Auftreten von Preissteigerungen. Schließlich werden sowohl der US-Dollar als auch der EURO gerade während der vergangenen fünf bis zehn Jahre auch außerhalb der entsprechenden Landesgrenzen in beträchtlichem Maße verwendet. Vielleicht müssen wir uns einfach noch ein bisschen gedulden, bis der Inflationsschub in den offiziellen Maßzahlen sichtbar wird.



5. Notwendige Bedingung zur Vermeidung von Inflation sind Währungssysteme, die den Herrschenden, Politkern und Regierungen die Hände binden.

Diese Bedingung erfüllt der seit dem Ende des Bretton-Woods-Währungssystems im August 1971 die monetäre Welt beherrschende Dollar-Standard nicht. Es gibt seither keinen Mechanismus mehr, der die Politiker zu einem halbwegs seriösen Umgang mit Geld zwingt. Wir leben in einem beispiellosen Zeitalter hemmungsloser monetärer Zügellosigkeit. Folglich dürfen wir bestenfalls mit einer Fortsetzung der schleichenden Enteignung durch Inflation und staatliche Umverteilung rechnen. Schlimmstenfalls müssen wir uns aber auf eine weitere Episode in der bereits recht umfangreichen Geschichte von Hyperinflationen einstellen.



Diese empirischen Ergebnisse sind eindeutig

Die Ergebnisse dieser wirtschaftshistorischen Studie sind eindeutig. Inflationen gibt es nur bei ungedeckten Papiergeldwährungen. Inflationen werden von Politkern gemacht.

Inflationen sind immer das Ergebnis einer verantwortungslosen, unseriösen Fiskal- und Geldpolitik. Inflationen werden immer durch Defizite des Staatshaushalts verursacht, die überwiegend durch Geldschöpfung finanziert werden.



Regierungs- und Notenbanken-Propaganda verschleiert Tatsachen

Die vollkommene Zerrüttung der Staatsfinanzen im Sinne einer hemmungslosen Staatsverschuldung ist nur dann möglich, wenn Politiker im Umgang mit Geld frei schalten und walten dürfen. Diese Erkenntnis ist natürlich nicht neu, sie ist in den vergangenen Jahren lediglich weitgehend in Vergessenheit geraten.

Die Propaganda der Regierungen und vor allem der Notenbanken präsentiert den Bürgern und Wählern regelmäßig Sündenböcke für bestimmte Fehlentwicklungen. Der Zusammenhang zwischen Geldentwertung, Staatsverschuldung und Geldmengenwachstum wird ganz bewusst verschleiert. Auf diese Weise wird von den eigentlichen Ursachen der Fehlentwicklungen abgelenkt, und die Täter können unerkannt ihre Pensionen genießen.



Die Revolution von 1971: Sturz des Bretton-Woods-Systems

Es ist noch nicht so lange her, dass Politiker nicht völlig frei waren im Umgang mit den Staatsfinanzen. Bis zum 15. August 1971 gab es noch ein Weltwährungssystem, das den Politikern zumindest gewisse Fesseln anlegte. Und davor gab es goldgedeckte Währungen, die Politiker dazu zwangen, nicht mehr Geld auszugeben, als sie tatsächlich zur Verfügung hatten. Das war nämlich der Sinn goldgedeckter Währungen. Sie schützten den Bürger vor unseriösen Übergriffen der Politiker. Sie schützten das Eigentum der Bürger vor den Begehrlichkeiten der Politiker.

An diesem Punkt wird es Sie nicht mehr überraschen, dass die meisten Politiker diese Fesseln gerne sprengen wollten. Folglich nutzten sie jede sich bietende Gelegenheit, um das verhasste, das sie disziplinierende System abzuschaffen. In mehreren kleinen Schritten erreichten sie dieses Ziel am 15. August 1971. An diesem denkwürdigenden Tag erklärte der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, Richard Nixon, der Welt, dass das Versprechen, US-Dollar zum Kurs von 35 Dollar pro Feinunze tauschen zukönnen, ab sofort nicht mehr gelte. Er hob also die Konvertibilität des Dollar in Gold auf, um seine kurzfristigen und kurzsichtigen Eigeninteressen verwirklichen zu können. Damit war das Bretton-Woods-Weltwährungssystem abgeschafft.



Das große Experiment Richtung Staatsbankrott

Von nun an lag erstmals in der Geschichte das Wohl und Wehe sämtlicher Währungen weltweit in den Händen von Politikern und Bürokraten. Es gab keinen disziplinierenden Mechanismus mehr, der dem Entstehen von ökonomischen Ungleichgewichten und der Auftürmung immer höherer Staatsschulden im Wege stand. Freie Hand für freie Politiker war jetzt die tragische Devise. Was folgte, war alles andere als überraschend. Die nächsten gut drei Jahrzehnte waren gekennzeichnet von hohem Geldmengenwachstum, einer Schuldenexplosion, riesigen und scheinbar dauerhaften Handelsungleichgewichten, Spekulationsblasen sowie Finanzmarkt- bzw. Bankenkrisen. Auf der weiter oben gezeigten Grafik können Sie den hier beschriebenen Sündenfall übrigens gut erkennen.

Im Jahr 1971 begann die Welt also ein ökonomisches Experiment von atemberaubender Dimension: Ungedeckte Währungen in den Händen von demokratisch gewählten Politikern. Am Ende dieser Experimente scheint zwingend der weltweite Staatsbankrott zu stehen.



Fazit

Alle von Bernholz herausgearbeiteten Bedingungen für die Entstehung großer Inflationen sind zurzeit erfüllt. Ein regelloses Weltwährungssystem hat es den Regierenden ermöglicht, riesige Schuldenberge anzuhäufen. Eine Umkehr auf diesem ruinösen Weg würde zu einer schweren ökonomischen Anpassungskrise führen. Das freiwillige Herbeiführen dieser längerfristig unvermeidbaren Krise schein aufgrund der Mechanismen von Massendemokratien kaum möglich zu sein. Also wird die weltweit bestehende große Koalition der unseriösen Schuldenmacher auf dem eingeschlagenen Weg bleiben - und das bis zum bitteren Ende einer Hyperinflation bzw. einer Währungsreform.



Levitating Stone
(Hinzugefügt)




Erstellt 2006. Update 12. Juli 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung 

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.http://www.staatsverschuldung-schuldenfalle.deshapeimage_1_link_0
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
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