Menschenkenntnis Lehrbrief IV. - Part 27
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

Tafel XXXIV. Vier rückseitige Schattenköpfe und ihr körperlicher und geistiger Charakterausdruck, nach Lavater

I            Tafel XXXIV.            II


III            Tafel XXXIV.            IV

Tafel XXXV. Physiognomische Studien zur Übung
Gesichts- und Seelenstudien, systematisch zusammengestellt von Carl Huter




Impertinenz und Indifferenz, Irrsinn, Adel, Heiligkeit und Gemeinheit
Wo sind sie vorhanden? Man bezeichne die betreffenden Gesichter

ZEHNTER TEIL DES LEHRSTOFFES
Aussprüche und Thesen bedeutender Persönlichkeiten aus alter und neuer Zeit als Mitgrundlagen für das Studium der Huterschen Weltanschauung und als Verteidigungsmittel gegen unwissende Gegner

In diesem Schlußteile möchte ich einige Aussprüche hervorragender Männer der Gesichte und der Gegenwart wiedergeben, aus denen hervorgeht, daß die besten Denker und Forscher nicht rohe Materialisten und etwa nur kurzblickende Realisten waren, sondern entweder, wie HÄCKEL, die materielle Welt durch einen monistischen Idealismus zu verklären suchten oder wie GOETHE, als tiefere Seher an die Möglichkeit einer zweiten Welt glaubten oder endlich, wie KANT und alle großen Philosophen, den Weltgeist und Weltwillen der Ordnung, der über und hinter der Materie steht, unbedingt a priori angenommen haben.

Diese Aussprüche mögen ferner auch für die hier in diesem Werke niedergelegten philosophischen und naturwissenschaftlichen Lehren als wertvolle Stützpunkte dienen, weil sie teilweise Gedanken enthalten, welche den meinigen gleichen oder ähneln und damit vielfach parallel laufen.

Der Zwiespalt in der Natur ist der Vater aller Dinge.
HERAKLIT: Der Zwiespalt in der Natur.

Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen sich unsere Schulweisheit nichts träumen läßt.
SHAKESPEARE.

Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Wird fortan in ihrem Licht nur leben;
Willenlos ist er dahingegeben -
Wird zu nichts als ihrem Dienste taugen,
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen!
PLATO

Ohne Harmonie würden die Gestirne und die Bewegungen des Firmaments weder geschaffen sein, noch bestehen können. PLATO: Die Ordnung oder Harmonie im Universum.

Alles ist Zahl und Harmonie.	
PYTHAGORAS.

Das Weltsystem ist die Materie in ihrer durch sie selbst gegebenen Entwicklung. - Nicht der Zufall, nicht die Hand Gottes hat das System geordnet, sondern die mit der Materie fließende Notwendigkeit. - Die Materie, die der Urstoff aller Dinge ist, ist an gewisse Gesetze gebunden, welchen frei überlassen sie notwendig schöne Verbindungen hervorbringen muß. Sie hat keine Freiheit, von diesem Plane der Vollkommenheit abzuweichen. Da sie also sich einer höchst weisen Absicht unterworfen befindet, so muß sie notwendi in solche übereinstimmende Verhältnisse durch eine über sie herrschende erste Ursache versetzt worden sein, und es ist ein Gott eben deswegen, weil die Natur auch selbst im Chaos nicht anders als regelmäßig und ordentlich verfahren kann.
Kant: Das Weltsystem.

Alles ist auf dem Wasser entsprungen!
Alles wird durch das Wasser erhalten!
Thales: Der Ursprung des Seins aus dem Wasser.

Wohl ist alles in der Natur Wechsel, aber hinter dem Wechselnden liegt ein Ewiges.
Goethe: Der Wechsel in der Natur.

Wir wandeln alle in Geheimnissen. Wir sind von einer Atmosphäre umgeben, von der wir noch gar nicht wissen, wie sie mit unserem Geiste in Verbindung steht.
GOETHE: Die Geheimnisse des Lebens.

Eine innere und ursprüngliche Gemeinschaft aller Organisation liegt zugrunde; die Verschiedenheit der Gestalt dagegen entspringt aus den notwendigen Beziehungsverhältnissen zur Außenwelt, und man darf daher eine ursprüngliche gleichzeitige Verschiedenheit und eine unaufhaltsame fortschreitende Umbildung mit Recht annehmen.
GOETHE: Die Entwicklung.

Der Mensch, wie sehr ihn auch die Erde anzieht mit ihren tausend und abertausend Erscheinungen, hebt doch den Blick sehnend zum Himmel auf, weil er tief und klar in sich fühlt, daß er ein Bürger jenes geistigen Reiches sei, woran wir den Glauben nicht ablehnen, noch aufzugeben vermögen.
GOETHE: Die Sehnsucht des Menschen über die Erde hinaus.

Geheimnisvol am lichten Tag
Läßt sich Natur des Schleiers nicht berauben,
Und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag,
Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben.
GOETHE: Die Natur und die Labyrinthe des Lebens.

Natur hat weder Kern noch Schale - alles ist sie mit einem Male.
GOETHE: Die Natur.

Noch drüben ist die Aussicht uns verrannt -
Tor, wer dorthin die Augen blinzelnd richtet,
Sich über Wolken seinesgleichen dichtet!
Er stehe fest und sehe hier sich um!
Dem tüchtigen ist diese Welt nicht stumm.
GOETHE: Die Grenzen des Erkennens. (Aus "Faust".)

Die Natur ist dem denkenden Beobachter die fortgehende Offenbarung eines unerreichbaren Urgrundes. Diesen Urgrund erkennt er nur im einzelnen seiner Wirksamkeiten. Ihn selbst als Objekt zu fassen, findet er keine Möglichkeit.
K. E. v. BAER.

Die Zeit ist eine blühende Flur,
Ein großes Lebendiges ist die Natur,
Und alles ist Frucht, und alles ist Samen.
SCHILLER: Zeit und Natur.

Der Geist ist es, der sich die Form baut!
SCHILLER.

Das Sein der Materie ist ihr Wirken; nur als wirkend füllt sie den Raum, füllt sie die Zeit.
A. SCHOPENHAUER: Das Sein und Werden.

Wir glauben nicht, daß die neuere Astronomie in irgendeiner Weise gestattet, unser Sonnensystem als Zentrum und Zweck des Daseins aller anderen sichtbaren und unsichtbaren Gestirne zu betrachten. Wir wollen gerne zugestehen, daß wir einen materiellen Beweis für das Vorhandensein lebendiger Wesen auf anderen Weltkörpern nicht besitzen; aber wir verlangen dagegen auch, daß man uns gestatte, Erde und Sonne als Weltkörper zu betrachten, die vor den anderen nichts voraus haben und weder mehr noch weniger als diese bestimmt sind, organisches Leben zu unterhalten.
Prof. MOYE: Die Stellung der Erde im Universum.

Ein Eisenteilchen bleibt ein und dasselbe Ding, gleichviel, ob es im Meteorstein den Weltenraum durchfliegt, im Dampfwagen auf den Schienen dahinschmettert oder in der Blutzelle durch die Schläfe des Dichters rinnt.
E. DU BOIS-REYMOND: Die All-Einheit der Materie.

Das unbekannte Etwas, das wir nun einmal als "Lebenskraft" bezeichnen wollen, ist sicherlich ein Naturkraft, so geartet wie die anderen auch, und darum z.B. auch dem Kausalgesetz unterworfen. Denn einmal sind die Äußerungen des Lebens an ganz bestimmte Formen der Materie gebunden. Dazu kommt dann aber noch ein sehr wichtiger Punkt, der nämlich, daß sich die verschiedenen Formen der Lebensenergie in andere Energieformen umsetzen können, und zwar, wie es scheint, sogar nach dem Gesetz von der Äquivalenz der Kräfte, so wenn sich z.B. die Energie der Muskeln bei ihrer Bewegung in Wärme umsetzt.
E. DENNERT: Das Problem der Lebenskraft.

Überhaupt, kann man sagen, ist trotz aller Fortschritte der Wissenschaft die Kluft zwischen der belebten und der unbelebten Natur, anstatt allmählich ausgefüllt zu werden, viel eher tiefer und breiter geworden. Gründliches Studium, gepaart mit philosophischer Einsicht, lehrt von Jahr zu Jahr deutlicher, daß die Zelle, dieser elementare Grundstein der belebten Natur, weit davon entfernt ist, etwa ein eigentümliches chemisches Riesenmolekül oder gar lebendes Eiweiß zu sein und als solches einmal dem Arbeitsgebiet einer fortgeschritteneren Chemie anheimzufallen. Die Zelle ist selbst ein Organismus, zusammengesetzt aus zahlreichen noch kleineren Lebenseinheiten, die von verschiedener chemischer Beschaffenheit und durch uns unbekannte Beziehungen zum Lebensprozeß der Zellen untereinander verbunden sind.
O. HERTWIG: Das Problem der Lebenskraft oder Lebensenergie.

Endlich sei noch darauf hingewiesen, daß der wo weit verbreitete Standpunkt, die Erforschung des Lebens sei nichts als ein chemisch-physikalisches Problem, alles in der Welt sei Physik und Chemie, gewöhnlich mit einer großen Überschätzung des chemisch-physikalischen Wesens verbunden ist.
O. HERTWIG: Das Problem der Lebenskraft.

Mein Standpunkt ergibt sich aus der Überlegung, daß der lebende Organismus nicht nur ein Komplex chemischer Stoffe und ein Träger physikalischer Kräfte ist, sondern daß er außerdem noch eine besondere Organisation, eine Struktur besitzt, vermöge deren er auch allein als belebt bezeichnet wird.
E. MACH: Das Problem der Lebenskraft.

Die wahre Offenbarung, d.h. die wahre Quelle vernünftiger Erkenntnis, ist nur in der Natur zu finden. Der reiche Schatz wahren Wissens, der den wertvollsten Teil der menschlichen Kultur darstellt, ist einzig und allein den Erfahrungen entsprungen, welche der forschende Verstand durch Naturerkenntnis gewonnen hat, und den Vernunftschlüssen, welche er durch richtige Assoziation dieser empirischen Vorstellungen gebildet hat. Jeder vernünftige Mensch mit normalem Gehirn und normalen Sinnen schöpft bei unbefangener Betrachtung aus der Natur diese wahre Offenbarung und befreit sich damit von dem Aberglauben, welchen ihm die Offenbarungen der Natur aufgebürdet haben.
E. HAECKEL: Die wahre Offenbarung. (Aus "Die Welträtsel".)

Die Lehre von der Belebtheit der Welten ist die Philosophie des Universums, die Verdolmetschung des  Weltganzen, worin die Größe der Schöpfung sowie die Majestät ihres Urhebers in ihrem hellsten Licht erstrahlen.
C. FLAMMARION: Die Lehre von der Belebtheit der Welten. (Aus "La Pluralité des mondes habités", 1880.)

In der Tat, nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Zukunft der Erde scheint in den Sternen geschrieben zu sein. Jedenfalls ist die ältere Meinung, wonach der gegenwärtige Zustand des Sonnensystems keinen wesentlichen Änderungen mehr unterliegen soll, mit den neueren Erfahrungen der Wissenschaft unvereinbar. Sollten auch die mechanischen Einrichtungen desselben unzerstörbar sein und die Gesetze der Schwerkraft die Bahnen der Planeten unveränderlich erhalten, so wird doch ein Ereignis mit unerbittlicher Sicherheit unserem Sonnensystem sein Ende bereiten. Das Herz unserer Welt, die Sonne, wird dereinst erkalten und aufhören zu schlagen. Zwar ihr Vorrat an Licht und Wärme erscheint unermeßlich groß, aber nicht minder groß die Verschwendung, womit sie den bei ihrer Entstehung erworbenen Schatz vergeudet. Nur ein winziger Bruchteil der von der Sonne ausgestahlten Wärme gelangt zu den Planeten, alles Übrige wird, nach unserer beschränkten Einsicht, nutzlos in das Weltall ausgestrahlt. Unberechenbare Quantitäten von Wärme sind auf diese Weise dem Weltraume zurückgegeben worden. Durch Verbrennung vermag sie diesen Verlust nicht zu decken; aaber noch wirkt jener Umsatz von Bewegung in Wärme, dem sie ihre hohe Temperatur verdankt, fort; noch hat die Sonne die Grenze ihrer Verdichtung nicht erreicht, und indem sie fortfährt, ihre Volumen zu verkleinern, entwickelt sie aus sich selbst immer neue Wärmemengen, die nach einer Berechnung von HELMHOLTZ ausreichen, um für weitere 17 Millionen Jahre die Intensität der Sonnenwärme auf konstanter Höhe zu erhalten. Mag diese Frist, die ROBERT MAYER glaubte, durch hereinstürzende Meteore und Kometen noch erheblich verlängert werden - einmal muß aber doch die Zeit kommen, wo die Sonne ihren Kraftvorrat erschöpft, wo sie licht- und wärmelos, wie die dunklen Begleiter der Sirius und Procyon, im Universum steht und finstere Todeskälte im Sonnenreiche herrscht.

Lange vorher werden die Planeten ihre Bestimmung erfüllt, ihre Abkühlung und Verdichtung vollzogen haben und in das Stadium des Mondes getreten sein. Nicht leichtfertige Vermutungen, sondern greifbare und meßbare Vorgänge auf der Erde führen unweigerlich zu diesem Schluß. Auch unser Planet war einst ein glühender Feuerball. Erst nachdem die Abkühlung und die Zusammenziehung soweit gediehen waren, daß eine feste Kruste entstehen konnte, schieden sich an der Oberfläche Wasser und Luft. Doch ehemals waren die Meere ausgedehnter, die Luft dicker als jetzt. Große Mengen von Kohlensäure sind der Atmosphäre durch pflanzliches und tierisches Leben entnommen, dem Kreislauf der Stoffe entzogen und in der Form von Kohle oder Kalkschalen mit der Erdfeste vereint worden. Gleicherweise bereiten Verwitterung und Absorptionsfähigkeit der Gesteine die Aufsaugung alles Wassers und alles Sauerstoffs zwar unendlich langsam, aber darum nicht minder sicher vor, und so wird dereinst auch die Erde, ihrer Wasserbedeckung und Atmosphäre beraubt, tot und kalt ihre Bahn durcheilen.
K. A. v. ZITTEL: Die Zukunft unseres Sonnensystems. (Aus dessen Vortrage "Arbeit und Fortschritt im Weltall". Gehalten beim Antritt des Rektorats der Ludwig Maximilians-Universität in München 1880.)

"Ich halte dafür, daß alle organischen Wesen, die je auf dieser Erde gelebt haben, von einer Urform abstammen, welcher das Leben vom Schöpfer eingehaucht wurde."
DARWIN*) 

*) Die deutschen Übersetzungen der Darwinischen Werke sind bei allem achtbaren Fleiß doch wohl nicht ganz vollkommen, wodurch DARWIN als eingefleischter Materialist erschienen ist, was er gar nicht war; DARWIN war ein großer Idealist, und nur diesem Idealismus verdankt er, wie alle großen Männer, seine aufopfernde Tätigkeit, die Wahrheit zu suchen. Alle großen Idealisten sind stets die gründlichsten Realisten, weil ohne Realismus kein gesunder Idealismus möglich ist. Als Beweis für den Idealismus und für die Religiosität Darwins mögen seine hier angeführten Aussprüche gelten.: Die Entstehung der Arten.

"Die Sprache ist jene wundervolle geistige Maschine, die allen Arten von Dingen gewisse Zeichen anfügt und Gedankenzüge erregt, welche aus bloß sinnlichen Eindrücken nie entstanden wären oder, wenn sie daraus entstanden wären, nicht hätten weiter entwickelt werden können."
DARWIN: Die Abstammung des Menschen.

"Es ordnet ein allmächtiger und allwissender Schöpfer jedes Ding an und sieht jedes voraus."
DARWIN: Das Variieren der Tiere und Pflanzen im Zustande der Domestikation.

Ein Spiegel bist du nicht allein der Welt, sie ist
Ein Spiegel auch, darin du selbst dich schauend bist.
FR. RÜCKERT: Die Wechselseitigkeit von Individuum und Welt. (Aus "Weisheit des Brahmanen".)

Es ist, als ob der Tag nicht ganz ohne Weihe gewesen sei, an dem wir irgendwelchen Gegenstand in der Natur aufmerksam betrachtet haben.
EMERSON: Der Mensch und sein Verhältnis zur Natur.

Die Natur ist eine Äolsharfe, ein musikalisches Instrument, dessen Töne wieder Tasten höherer Saiten in uns sind.   
NOVALIS: Die Natur.

Wollust ist des Daseins Zeugungskraft,
Sie ist der Mittelpunkt, der heil`ge Quell,
Aus welchem jede Sehnsucht stürmisch fließt,
Wohin sich jede Sehnsucht, mannigfach
Gebrochen, wieder still zusammenzieht.
NOVALIS: Die Wollust als der Quell der Zeugungskraft.

Es ist der Menschen würdig, was im Laufe der Natur liegt, auch natürlich hinzunehmen.
W. v. HUMBOLDT: Der Mensch und das, was im Laufe der Natur liegt.

1. Willst die Welt du klar erschauen,
Schaue erst, was vor dir liegt,
Wie aus Stoffen und aus Kräften
Sich ein Bau zusammenfügt.
2. Laß die Starrheit des Geword`nen
Künden, was belebend treibt;
In dem Wechsel der Erscheinung
Ahne das, was eckig bleibt.
3. Aus dem Dünkel eig`nen Meinens
Nie entkeimt die frische Saat,
Im Nachdenken nur erschwingt sich
Menschengeist zur Schöpfertat.
V. v. SCHEFFEL: Das Schauen und Nachdenken.

Leben ist Bewegung, die immer wieder in eine gegebene Form zurückkehrt. Leben ist eine Summe von inneren Bewegungen, die durch äußere Reize ausgelöst werden. Leben ist Stoffwechsel bei gleichbleibender Form. Dieses Leben ist nun zuerst eine innere Tatsache des Organismus. Aber inneres Leben wird immer äußere Bewegung erzeugen.
F. RATZEL: Das Leben als Bewegung im Raum. (Aus "Der Lebensraum".)

Wer die Natur überschaut und ihr Wirken kennt, der sieht, daß sie nur einzelne Formen vernichtet, um andere neu zu gestalten, und daß nichts, selbst das kleinste Stäubchen nicht, zugrunde geht, sondern im Tode neues Leben keimt.
TH. OESER: Die Natur.

Die Natur schläft in den Steinen und Pflanzen, träumt in den Tieren und erkennt sich selbst im Menschen.
HEGEL: Die Natur.

Die höchste Naturschönheit ist das gottgleiche Wesen: der Mensch.
L. OKEN: Der Mensch.

Die Trägheit ist die stärkste Kraft in der Natur und am Menschen weit schwerer zu überwinden als die Lebhaftigkeit.
E. v. FEUCHTERSLEBEN: Die Trägheit.

Der Anblick des Weltmeeres macht die Menschen mutiger, unternehmender, freisinniger.
K. S. ZACHARIÄ: Der Anblick des Weltmeeres.

Hohe Natur! Wenn wir dich sehen und lieben, so lieben wir unsere Mitmenschen wärmer, und wenn wir sie betrauern oder vergessen müssen, so bleibst du bei uns und ruhest vor dem nassen Auge wie ein grünendes abendrotes Gebirge.
JEAN PAUL: Die Natur.

Es ist eine ordnende Urkraft;
Alles Werdens Ursache,
Unabänderlich - stet, erscheinungslos,
Selbst sich Urgrund, ewig sich gleich,
Allgütiges Werdegangs Urtrieb,
Urform des Lebens.
Unbestimmbar, bestimmet der Mensch sie als Bahn.
LAOTSE: Der Urgrund und die Urkraft als Ursache alles Werdens.

Das ewige Werden ist zugleich ein ewiges Veredeln; das Streben nach Verbreitung, Verschönerung, Vervollkommnung ist die allen Dingen innewohnende Lebenskraft. Was könnte uns zu der Annahme berechtigen, daß irgend etwas auf der höchsten Stufe angelangt sei?
B. v. SUTTNER: Die allen Dingen innewohnende Lebenskraft strebt nach Vervollkommnung.

Ein unbedingter Fortschritt, eine höchst entschiedene Steigerung ist anzunehmen, soweit wir die Geschichte verfolgen können, im Bereich der materiellen Interessen, in welchen auch ohne eine ganz ungeheure Umwältzung ein Rückschritt kaum wird stattfinden können; in moralischer Hinsicht aber läßt sich der Fortschritt nicht verfolgen. Die moralischen Ideen können freilich extensiv fortschreiten; und so kann man auch in geistiger Hinsicht behaupten, daß z.B. die großen Werke, welche die Kunst und Literatur hervorgebracht haben, heutzutage von einer größeren Menge genossen werden als früher; aber es wäre lächerlich, ein größerer Epiker sein zu wollen als HOMER, oder ein größerer Tragiker als SOPHOKLES.
Geschichtsforscher LEOPOLD RANKE.

Wollt ihr in der Kirche Schoß wieder die Zerstreuten sammeln,
Macht die Pforten breit und groß, statt sie selber zu verrammeln.
GEIBEL.

Je reicher eine menschliche Natur ist, um so schwieriger wird ein abschließendes Urteil über ihre geistige Erscheinung zu gewinnen sein. Und der Deutsche ist kritischer als andere. Mit seiner starken, innnerlichen Empfindungswelt ist er ein Grübler, er entschließt sich ungern, volle Anerkennung zu spenden. So ist es denn auch tatsächlich schwerer, in Deutschland ein berühmter Landsmann zu werden, als anderswo.
Fürst PHILIPP EULENBURG. "Die Woche" vom 24. Februar 1906.

Natur, du seltsam Ding!
An einem Ende gemein
Am andern seelisch sein
Und doch geschlossener Ring.
FR. TH. VISCHER: Die Natur

Die Welt ist eine große Seele
Und jede Seele eine Welt;
Das Auge ist der lichte Spiegel,
Der beider Bild vereinigt hält.
FELIX DAHN


Der Wert der menschlichen Urteilskraft über die sinnliche Wahrnehmung hinaus

Jedes wirkliche allgemeine Urteil geht über das Gebiet des Wahrnehmbaren hinaus, es setzt eine andere Erkenntnisquelle voraus als die Wahrnehmung.

Denn wenn nur sehr viele, aber nicht notwendig und ausnahmslos alle Erkenntnis der Wahrnehmung entstammen, so ist damit bereits die Möglichkeit von Erkenntnissen a priori zugestanden, und der empirische Protest gegen diese Möglichkeit verliert seinen Sinn.

Die sinnliche Beobachtung bleibt stets, wie weit sie auch fortschreiten mag, in Grenzen eingeschlossen. Wie weit wir auch mit der Zusammensetzung oder Teilung eines empirisch gegebenen Ganzen fortgehen mögen, so reicht doch die bloße sinnliche Beobachtung nicht hin, um uns die Gewißheit zu geben, daß sich diese Zusammensetzung und Teilung über jede Grenze hinaus fortsetzen läßt.

Die mathematische Urteile sind synthetische Urteile a priori.
Dr. LEONHARD NELSON. (Aus: "Das Weltall" März 1906. Illustrierte Zeitschrift für Astronomie und verwandte Gebiete.)

Das Vorrecht der Natur ist die Fülle und das unendliche Leben; das Vorrecht der Kunst ist die Einheit und das harmonische Ebenmaß.
FR. SCHLEGEL.

Von der Zinne des Denkens das Weltall still mit beruhigtem Geist anschauen, heißt weise und fromm sein.
T. LUCRETIUS.

Auch da droben ist Drangsal und droht mit Vernichtung.
Auch am Himmel, so hör` ich, erlöschen schon Lichter,
Auch die stolzesten Sterne erwartet Zerstörung.
Altes isländisches Lied: Die Weltkatastrophen.

Des Menschen Gegenwart, sein Gesicht, seine Physiognomie, ist der beste Text zu allem, was über ihn gesagt und kommentiert werden kann.
GOETHE. (Aus "Lavaters Physiognomischen Fragmenten".)

"In jedes Menschen Gesichte
Steht seine Geschichte,
Sein Hassen und Lieben
Deutlich geschrieben.
Sein innerstes Wesen -
Es tritt hier ans Licht -
Doch nicht jeder kann`s lesen,
Verstehn jeder nicht!"
(Aus: "Mirza Schaffy", von v. BODENSTEDT.)


Die Frage aller Fragen

Die Frage aller Fragen für die Menschheit - das Problem, welches allen übrigen zugrunde liegt, und welches tiefer interessiert als irgendein anderes - ist die Bestimmung der Stellung, welche der Mensch in der Natur einnimmt und seiner Beziehungen zu der Gesamtheit der Dinge. Woher unser Stamm gekommen ist, welches die Grenzen unserer Gewalt über die Natur und der Natur Gewalt über unst sind, auf welches Ziel wir hinstreben; das sind die Probleme, welche sich von neuem und mit unvermindertem Interesse jedem zur Welt geborenen Menschen darbieten.
THOMAS HUXLEY. Zeugnisse für die Stellung des Menschen in der Natur, 1863.


ANMERKUNGEN

Die hier in dieser vierten Lieferung gebrachten Abbildungen sind in drei verschiedene Gruppen zu teilen. Zur ersten Gruppe gehören die vom Verfasser selbst entworfenen Originalzeichnungen und Darstellungen. Zur zweiten Gruppe gehören die nach Verfassers eigener Anschauung systematischen Darstellungen, welche nach den Forschungsergebnissen verschiedener Fachgelehrten angefertigt sind. Zur dritten Gruppe endlich gehören einige Wiedergaben von Spezialforschern, welche, um den verdienten Arbeiten dieser Autoren gerecht zu werden, in dieser Lehre mitbehandelt werden mußten.

Die Quellen sind unter den Abbildungen selbst oder im Text mit vermerkt worden.

Die fünf Rassenköpfe sind von Herrn Kunstmaler PETER SCHNORR in Stuttgart extra für dieses Werk gezeichnet.

Alle benutzten Werke werden mit genauer Angabe der Titel, Verleger und Autoren in einem besonderen Register, das als Anhang zu diesem Gesamtwerk besonders herausgegeben wird, aufgeführt.

Der fünfte Lehrbrief erscheint im Sommer, der Anhang und die Einbanddecke im Herbst 1906. Das Gesamtwerk wird nach Fertigstellung über 800 Illustrationen enthalten. Die topographische und Nervenanatomie wird mit der Phrenologie, Psychologie, Mimik, Psycho-Physiologie und Psycho-Physiognomik im fünften Lehrbriefe reich illustriert behandelt werden.

An dieses schließen sich Studien über Charakterologie und Psychosophie, sowie über Mystik und Magie an. Zum Schlusse werden schließlich die neuen kallisophischen Grundthesen, die sich aus dieser Lehre ergeben, dargelegt.

Zahlreiche Studiengesellschaften, welche diese Lehrbriefe studieren, haben sich bereits an den verschiedenen Orten des In- und Auslandes gebildet, andere sind in Neubildung begriffen.

Anweisung und Auskunft bezüglich Bildung und Lehre solcher Studiengesellschaften erteilt Carl-Huter-Verlag, Althofnaß-Breslau.

Lehrbrief V folgt hier in Rubrik „Vier Bücher“.

Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1994. Update 16. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
Hauptwerk - Lehrbrief 4 (von 5)
 
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