Menschenkenntnis Lehrbrief V. - Part 20
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

Dr. Ignaz Peczelys Augendiagnose

Im Jahre 1881 gab Dr. med. Ignaz Peczely, ein homöopathischer Arzt in Budapest (Ungarn), eine Schrift heraus, betitelt „Entdeckungen auf dem Gebiete der Natur- und Heilkunde“. Der homöopathische Arzt Dr. med. Schlegel in Tübingen forschte dieser Sache nach, und er hat seine Bestätigungen der Peczelyschen Entdeckungen in einer Schrift „Die Augendiagnose des Dr. Ignaz Peczely“ 1887 in einem Tübinger Verlag veröffentlicht.

Dr. med. Ignaz Peczely (1826-1911)
(Hinzugefügt)

Herr Dr. Schlegel schreibt wörtlich im Vorwort seiner Schrift: „Die wunderbaren Dinge innerhalb der Homöopathie, an deren Existenz so viele Ärzte zweifeln, sie bestehen tatsächlich und sie vermehren sich durch Peczelys Entdeckungen um ein kostbares Stück. Ja, hinter unserm Berge wohnen Menschen! Untersucht dies sinnenfälligen Beobachtungen mit Ernst und Ausdauer, so werdet ihr Wahrheit darin finden.“ Weiter schreibt Dr. Schlegel über Peczely: „Lassen wir seine therapeutischen Wege, seine ätiologischen Hypothesen, ja sogar die topographische Deutung der Irisveränderungen ganz dahingestellt sein, so wird noch immer ein für die biologische und anthropologische Forschung sehr interessantes, neu erschlossenes Gebiet übrig bleiben: die erstmals systematisch vorgenommene Beobachtung und Beschreibung der Färbung und Faserung der menschlichen Iris.“ –

Ignaz Peczely: Kanon. 1886
(Hinzugefügt)

Schlegel hält P`s Entdeckung für die bedeutendste, die seit Hahnemann von einem homöopathischen Arzte gemacht worden ist. Des knappen Raumes wegen kann ich hier nur den Kern der Sache behandeln, ich komme aber in einem der letzten Abschnitte dieses Bandes in einem umfangreichen Spezialwerk auf dieses Gebiet der Augendiagnose näher und ausführlich zurück.

Carl Huter: Kanon Iris -
(Quelle: DgM Nr. 35. Hrsg. Amandus Kupfer. 1935. Seit 1884 vor Ignaz Peczely in öffentlichen Vorträgen angewandt. Hinzugefügt)

Die von der Pupille durchbrochene runde Scheibe des Augensterns oder die Iris ist unmittelbar unter der äußeren durchsichtigen Membran von einem feinen Netz elastischer Fasern übersponnen. Diese Fasern sind in mehreren Schichten übereinander gelagert. Der regelmäßige Verlauf der Fasern der Oberschichten ist ebenso leicht zu beobachten als ihre Abweichungen. 

Diese Fasern sind nun für die Augendiagnose von größter Bedeutung. Die Blutgefäße und Muskeln hält Schlegel für bedeutungslos in bezug auf die Diagnose. Die Auffassung, daß die Nerven, welche vom Sympatikus und aus den Nervis Ciliaribus kommend in der Iris verlaufen und unbekannt endigen, in diesem Fasernetz auslaufen, ist meine feste Überzeugung, die Peczely und Schlegel mit mir teilen. Inwieweit sie auch an der Verteilung des Farbstoffes in der Iris beteiligt sind, ist noch nicht sicher festgestellt, jedoch lassen alle Beobachtungen darauf schließen, daß diese Nervenausläufe damit im Zusammenhang stehen.

Um das Beobachten der kleinen Kreisfläche der Iris zu erleichtern, muß man sie in drei die Pupille umkreisende Ringe gliedern; in einen konzentrischen, einen peripheren und in einen dazwischen liegenden. Ein scharfes Auge vermag die Dicke der Iris zu beurteilen und ist imstande, die oberen, mittleren und unteren Schichten voneinander zu unterscheiden. Die Iris liegt auf der Vorderfläche der Augenlinse, sie überzieht also die plastische Krümmung der Linse. Die vom Mittelpunkte bis zum äußeren Rand der Augensternscheibe gezogenen Linien kann man Meridiane nennen. Hat man den senkrechten und den horizontalen Meridian, in einem einfachen Kreuz, dann lassen sich alle anderen leicht nach den Winkelabständen bezeichnen. Bei der Untersuchungstechnik ist es wichtig, den zu Untersuchenden in helles zerstreutes Licht und auf nahe Gegenstände sehen zu lassen.

Das erstere ist notwendig zur Erleichterung der forschenden Beobachtung, und das letztere begünstigt bekanntlich die Pupillenverengung, wodurch die Sternfläche größer wird. Der linke Augenstern spiegelt das Herz und die linke Körperhälfte, der rechte die äußeren und mittleren Geschlechtsorgane, die Harnapparate und die ganze rechte Körperhälfte. Dahingegen werden die beiden weiblichen Eierbehälter und die beiden männlichen Hoden im rechten und linken Stern gespiegelt. Es würden also männliche Eichel, Rute und Blase ebenso nur im rechten Auge eines Mannes gespiegelt als der weibliche Kitzler, die Scheide, Blase und Gebärmutter im rechten Auge des Weibes.

Nach der Tiefe oder Dunkelheit der Farbe entspricht das dunklere Auge der leidenderen Körperhälfte, das hellere der gesunderen widerstandsfähigeren.

Die oberen Hälften der Augensterne spiegeln die Büste, den Kopf, den Hals, die Schultern, die Lunge und einen Teil des Herzens mit, die unteren die übrigen darunter liegenden Körperteile.

Den verschiedenen Regionen entsprechen die verschiedenen Körperprovinzen. Anatomisch erklärt sich dieses so: genau so wie im gesamten Nervensystem die höchste Ordnung des Verlaufes der Nervenfasern besteht, genau so besteht an den Zentralen der Sinnesorgane außer den Aufnahmeöffnungen eine diese umgebende Abschlußkrone von Nervenverzweigungen. Diese hat ihre Wurzeln in den sympathischen Nervenverzweigungen, die den gesamten Körper durchziehen. Eine ausführliche Erklärung gebe ich, wie schon erwähnt, hierüber, da dieses meine eigenen Entdeckungen sind, in einem Spezialwerke. Peczely nimmt an, da alle neugeborenen Kinder blaue oder schiefergraue Augen haben, dass diese Farben die reinen natürlichen Augenfarben seien und alle dunkleren Augenfarben erst später durch gesundheitlich nachteilige Einflüsse entstehen. Inwieweit diese Auffassung richtig ist, will ich hier nicht untersuchen, jedoch führt P. verschiedene Gründe für diese Annahme ins Feld. Ich möchte dieser Ansicht nicht ohne weiteres beistimmen. 


Augendiagnose (Irisdiagnose), Diagnoseverfahren der Heilpraktiker
Die Nutzung von Hinweisen aus dem Auge ist schon aus der chinesischen Medizin wie auch von Hippokrates und Philostrates bekannt. Die moderne Augendiagnose geht jedoch auf den praktischen Arzt Dr. med. Ignaz Peczely aus Budapest (1826–1911) zurück und ist in den folgenden Jahren durch Empirie (Erfahrung) und systematische Forschung zu einer äußerst wertvollen und unverzichtbaren Zusatzdiagnose geworden.
Dr. Lang und der Heilpraktiker Josef Deck haben 1954 an der Universität Heidelberg den Beweis erbracht, dass Nervenverbindungen von allen Teilen des Körpers zum Auge bestehen, das heißt, die Beziehungen zwischen den Organen und dem Auge sind kein „drahtloses" Geschehen, sondern eine Übermittlung durch nervale Reize.
Bei der Augendiagnose handelt es sich um das Erkennen von Krankheiten und Krankheitsneigungen aus dem Auge. Durch Veränderungen im Augenvordergrund, wie zum Beispiel Aufhellungen, abgedunkelte Bereiche, farbige Flecke, auffällige Gefäßzeichnungen, ist es möglich, Krankheiten wie Entzündungen, Organschwächen, Stoffwechselstörungen und deren Ursachen und Zusammenhänge zu erkennen.
In der Iris (Regenbogenhaut) sieht der Augendiagnostiker eine Widerspiegelung des Körpers mit all seinen Organen, die sich in einer strengen, aber logischen, systematischen Ordnung darstellen. Die Augendiagnose gewährt einen tiefen Einblick in die normalerweise verborgenen Bereiche der individuellen Erbanlagen. Sie zeigt die anlagebedingten Schwächen eines Menschen, seine genetisch geprägten und familiären Krankheitsneigungen (Konstitution).

Die Augendiagnose ist eine Hinweisdiagnose, das heißt, dass zusätzlich immer eine Anamnese (Patientenbefragung) und eine im Rahmen des Praktikers übliche Untersuchung durchgeführt wird. Im und am Auge sind also zu erkennen:
        •	Hinweise auf abgelaufene Krankheiten,
        •	Hinweise auf akute Krankheiten, wobei die Augendiagnose zu klären hilft, wo die wirklichen Ursachen und Zusammenhänge einer Erkrankung
            liegen,
        •	Hinweise auf die individuellen Krankheitsneigungen (Disposition), das heißt, wo bei einem Patienten ein Schwachpunkt im Körper angelegt 
               ist, der bei grobem Fehlverhalten zu Krankheiten führen kann.
Hier liegt auch der segensreiche Schwerpunkt der Augendiagnose. Einerseits gibt sie dem Praktiker vorbeugende Hinweise, was ein Patient für sich selber tun kann, um spätere Krankheiten zu vermeiden. Andererseits hilft die Augendiagnose, im Vorfeld von Erkrankungen zu reagieren, dort, wo klinische Untersuchungen und Befunde noch negativ sind.
Mit Hilfe der Augendiagnose als vorbeugender Hinweisdiagnose und dem daraus resultierenden Rezept aus dem Auge kann der Heilpraktiker häufig helfen, nicht erst krank zu werden. (Quelle: Fachverband deutscher Heilpraktiker e.V. Landesverband Schleswig-Holstein. Hinzugefügt)

Anmerkung Timm: Carl Huters Kanon über die menschliche Iris ist bis heute absolute Referenz. Es spielt hierbei keine Rolle, dass dies bis heute noch vollständig ignoriert wurde).


Interessant ist es, daß schwere Verletzungen, Entzündungen usw. dauernd dunkle Flecke oder Striche in den Augensternen hinterlassen, und daß Syphilis, Tuberkulose, Krebs sehr leicht erkennbar sind. 

Ein Beinbruch aus der Jugendzeit kann noch im Alter aus den Augenzeichen erkannt werden. Medizingifte, wie Jod, Chloral, Strychnin und Quecksilber, sowie die Impfung lassen dauernde pathologische Zeichen zurück.

Hierdurch wird der Beweis erbracht, daß die allopathische Behandlung, welche zu schwere und reichliche giftige Dosen zu geben gewöhnt ist, sich meist im Nachteil gegenüber der homöopathischen befindet; denn bei der letzteren werden giftige Medikamente nur in einer solchen Verdünnung gegeben, daß sie nicht vergiftend, sondern gewebreizend und daher lebensfördernd wirken. Sie beeinflussen somit als heilsame Reize die erkrankten Organe wohltätig. Ich möchte jedoch hinzufügen, daß es Mittel in der Allopathie gibt, die eine bleibende Berechtigung haben, besonders bei gewissen Naturellen, was ich in dem achten Abschnitte noch beweise. Alle Impfungen hinterlassen nach dieser Augenlehre gesundheitlichen Schaden.

Einige Beobachtungen aus meiner Jugend, die schon damals auf diesen Gegenstand gerichtet waren, möchte ich hier folgen lassen. 

In meiner Kindheit hatte ich schon gefunden, daß ein gesunder Mensch klare, reine Augen hatte, gleichviel, von welcher Farbe die Augen waren. Auch fand ich, daß wer reines, frisches Quellwasser ausschließlich zur Durstlöschung trank, reine, gesunde Augen bekam, was durch Flußbaden noch begünstigt wurde.

Ferner fand ich, daß die starken Kaffeetrinker gelbe Flecken auf der Iris hatten, starke Alkoholisten erkannte ich schon an dunklen, verunreinigten Augen. Das Tabakrauchen übte ebenfalls einen nachteiligen Einfluß auf die Reinheit der Augen aus. Bei Geisteskranken sah ich oft veränderte Pupillen und einen unsteten oder stieren Blick.

Bei Fleischern beobachtete ich mehr harte, dunkler getönte Augen als bei einfachen Tagelöhnern, die weniger Fleisch aßen. Die hellsten Augen fand ich meist bei Webern. Bei Schornsteinfegern fand ich mehr dunklere Augen. Bei Schlossern mehr dunklere als bei Maurern. Den Gründen dieser Tatsachen forschte ich eifrig nach. Weiterhin habe ich beobachtet, daß sich beim aufsteigenden Zorn das Auge verdunkelt, bei der Freude mehr aufhellt, dass ein Mensch, der lügen will, vorausgesetzt daß ein bewußter böser Wille zum Lügen vorhergeht (also nicht ein willenloses Phlegma), die Augen sich auffallend verdunkeln, bei guten wahren Menschen erhellt sich das Auge bei jedem Wort, auch bei guten Gedanken. Auf Grund dieser methodischen Beobachtungen von Kindesbeinen an war ich imstande, dem schwindelhaften Gedankenlesen des Engländers Cumberland und anderer Taschenspieler, die nur Tricks und grobe Täuschungen anwandten, schon als 23 jähriger junger Mann ein rein wissenschaftliches entgegenzustellen, mit dem ich zum ersten Male im Herbst 1884 im Hotel Germania in Kiel auftrat. Meine Methode beruhte auf einer Feinheit in der Beobachtung, die den meisten Menschen abgeht. Ich fand, daß sich das Bewußtsein der Schuld oder Unschuld an einer Tat im Auge kundgibt, und so habe ich eine Technik ausgebaut, mit der ich durch geschickte Fragestellungen Bewußtseinserregungen über Handlungen, die ich wissen will, aus Augen- und Gesichtsmimik leicht herausbringe, ohne direkte oder wahre Antwort des Betreffenden.

Diese rein psychischen Offenbarungen im Auge entdeckte ich in früher Jugend und habe auf Grund dieser Methode, die bisher noch niemand von mir erlernt hat, seit 1884 erfolgreiche Vorträge über ein wissenschaftliches Gedankenlesen gehalten. 


Ich habe auf Grund der Tatsachen der Augenverfärbungen und Stellungen und Spannungen bei verschiedenen Gedanken und Empfindungen ursprünglich weniger die einzelnen Regionen des Augensterns als die Mimik der Verfärbungen und Bewegungen der Augen und des Blicks studiert und kam gerade hierdurch zur Annahme verschiedener Grundkräfte des Lebens im menschlichen Körper. Ich nahm an, daß, da der gute Gedanke, die Tugend, das Auge erhellt, erleuchtet, für das gute Prinzip eine besondere Lebenskraft im Körper waltet, die als Strahlkraft den Körper und dann die Körperperipherie, besonders aber die Augen, von innen nach außen durchstrahlt, und die ich mir in allen Zellen vorhanden dachte.  Es ist die von mir anfänglich theoretisch angenommenen Helioda, die ich später auch durch Versuche als wirklich vorhanden nachwies. Da nun aber der böse Gedanke ebenfalls wie der gute zum Auge dringt und dort herausstrahlt, Gutes und Böses sich aber direkt entgegengesetzt liegen, so nahm ich für das Böse eine andere Kraft an, und zwar eine elektromagnetische. Bald wurde mir Elektrizität und Magnetismus in ihrer grundverschiedenen Bedeutung ebenso klar wie Helioda und das von Reichenbach gefundenen Od. Ich habe über diese Kräfte viele erklärende Vorträge gehalten.

Meine Studien, auch über die pathologischen Augenzeichen, habe ich seit 1887 eifrig fortgesetzt, vieles Neue entdeckt, aber trotzdem noch nicht ganz abgeschlossen; ich bringe hier daher nur in einer Tafel die hauptsächlichsten, leicht auffindbaren Regionen und bemerke dazu, daß die Natur starke Abweichungen und Durchkreuzungen vornimmt, weshalb die pathologischen Zeichen nicht immer den bisherigen Erklärungsversuchen entsprechen. Gerade diese Gründe zu studieren und möglichst absolute Sicherheit in dieses Gebiet nach allen Seiten zu bringen, ist die Ursache, dass ich mit meinen weitergehenden, beabsichtigten Veröffentlichungen einstweilen noch zurückhalte. Meine Orientierungstafel und eine zweite zum Vergleich der bisherigen Auffassungen von anderer Seite wird in einem der Schlußkapitel gebracht werden.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1995. Update 24. März 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
Hauptwerk - Lehrbrief 5 (von 5)
 
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