Menschenkenntnis Lehrbrief V. - Part 30
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

Definition „Primäre Naturelle“ (Überschrift hinzugefügt)

Ist nun bei einem Menschen das Ernährungssystem derart vor der Natur begünstigt, daß es innerlich und äußerlich typisch stark in den Vordergrund tritt, dann, sage ich, liegt ein Mensch im Ernährungsnaturell. Das primäre Ernährungsnaturell hat man sich so vorzustellen, daß, wenn man die zwei anderen Systeme, das Bewegungs- und Empfindungssystem, in ihren Gesamtenergien zusammen auf eine Wagschale legen könnte und dazu die Hälfte des Geschlechtssystems dazufügen, und sich ein offenbares Übergewicht seitens des Ernährungssystems über die zwei übrigen ergäbe, dann sage ich, liegt ein Mensch im primären Ernährungsnaturell.

In gleicher Weise muß man sich das primäre Bewegungs- und das primäre Empfindungsnaturell vorstellen, wenn eines von diesen das Übergewicht über die zwei anderen – das Geschlechtssystem zu gleichen Teilen mit hüben und drüben abgewogen – erhält.


Definition „Harmonisches Naturell“ (Überschrift hinzugefügt)

Unter einem Harmonienaturell verstehe ich einen Menschen oder irgendein anderes Lebewesen, in dem alle vier Grundsysteme harmonisch vereinigt sind.

Solche Menschen sind der Regel nach zu geschlechtlicher Zeugung, wie auch zur moralischen Verantwortlichkeit die befähigtsten, indem die harmonischen Väter, ebenso wie die harmonischen Mütter, die tüchtigsten und begabtesten Kinder zeugen. Mit wunderbar richtigem Gefühl für diese Tatsache hat Phydias den Zeus als obersten Gottvater in der griechischen Mythologie im harmonischen Naturell plastisch verkörpert. Zwei Gatten, beide im Harmonienaturell, zeugen stets in ihrer höchsten Liebe mehr oder weniger hochbegabte Kinder. Aber auch mit denen, die ich als mit ihm in besonderer Harmonie liegend aufgeführt habe. Selbst aus Ehen, welche aus einem harmonischen und disharmonischen Naturell bestehen, werden verhältnismäßig gute Kinder gezeugt. Ich komme gelegentlich näher auf diese Punkte zurück. Auffallend viel harmonische Naturelle unter Frauen traf ich an in Thüringer Landen und in Frankfurt a. M., viele harmonische Männer unter hannoverschem Adel, aber auch unter hannoverschen Bürgern und Bauern.


Definition „Sekundäres Naturell“ (Überschrift hinzugefügt)

Unter einem sekundären Naturell verstehe ich ein solches, bei dem sich zwei Systeme derart gleich stark vermischt haben, daß sie zusammen im Vordergrunde und im Übergewicht zu einem dritten liegen. Das Geschlechtssystem ist hierbei wiederum gleich stark auf beiden Seiten zu denken.


Definition „Disharmonisches Naturell“ (Überschrift hinzugefügt)

Unter dem disharmonischen Naturell verstehe ich ein solches, das alle Systeme in sich ziemlich gleich stark verkörpert, aber nicht harmonisch, sondern disharmonisch, so daß z.B. beim vorherrschenden Ernährungstypus die Energie zur Ernährung wohl stark, aber weit stärker die Energie zur Bewegung vorhanden ist, als zur Ruhe.

Es liegt also die materielle Körperanlage ganz auf einem Typus, die Neigung und Energie jedoch nicht auf diesem, sondern auf einem anderen System. Es kann somit das disharmonische Naturell ganz verschiedener Natur in sich selbst sein. Es zeugen gewöhnlich disharmonische Naturelle mit Ernährungs- und Bewegungs- oder mit disharmonischen oder reinen Bewegungsnaturellen gewöhnlich Verbrechernaturen oder geistig degenerierte Menschen. Sie regenerieren sich am leichtesten mit den höher stehenden, stark harmonisch empfindenden Menschen, von diesen lassen sie sich auch am stärksten beeinflussen. Daher erklärt es sich, daß geistig hochstehende Frauen durch die Zuneigung von disharmonischen Männern, sogar seitens Verbrechernaturen, zu diesen in vollster Liebe herabsinken können und umgekehrt. Es können dann Einflüsse stattfinden, wodurch der höherstehende Gatte auf die Dauer stets die Dulder- und Opferrolle hat, der niedrigstehende aber ungewöhnlich zur besseren Tat angeregt wird und ganz Hervorragendes für das öffentliche Wohl leistet, natürlich nicht ohne gänzliche Verleugnung seiner halb verbrecherischen Natur, die immer wie ein roter Faden sich durch sein ganzes Leben windet.


Definition „Tertiäres Naturell“ (Überschrift hinzugefügt)

Ein tertiäres Naturell ist mehr vom Farbigen ab ins Unbestimmte gemischt. Leute in diesem Typus haben einen unbestimmten Charakter, der sich überall zwischenschieben läßt, weil die Indifferenz stärker ist, als die Farbenkraft der Individualität. Immerhin sind auch hier noch scharfe Tönungen wahrzunehmen, die wohl zur Verstärkung der Harmonie oder Disharmonie dienen können.


Definition „Neutrales Naturell“ (Überschrift hinzugefügt)

Unter neutralem Naturell verstehe ich ebenfalls mehr oder weniger graue Indifferenz oder Tönung von der einen oder von der anderen Seite, vom Guten oder Schlechten, Kalten oder Warmen.


Allgemein menschliche, gemeinsame Naturgesetze und Ideale (Überschrift hinzugefügt)

Wir sehen hieran, daß, da in jedem Menschen, folglich in allen Menschenrassen, die vier Systeme vorhanden sind, daß alle Naturelle in allen Rassen auftreten. Die Naturelle durchbrechen also die Rassen. Da, wo die Rassen durch unschuldig erworbene physische Eigenart sich trennen, da treten durch die Naturelle wieder allgemein menschliche, gemeinsame Naturgesetze und Ideale auf, die zu einer wunderbaren, ungeahnten Menschheitsethik und Verbrüderung führen müssen.

Anmerkung Timm: Diese ungeahnte Hutersche Menschheitsethik und Verbrüderung auf der naturwissenschaftlichen Grundlage der Naturelle wurde schon durch die Musik vorweggenommen und findet in der 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven den entsprechenden großartigen Ausdruck.

Beethoven Symphonie 9
(Bild links: Klimt - Beethovenfries. Bild rechts: Beethoven)

Von diesen Grundlagen der Naturelltypenlehre können wir aber auch zur richtigen Weltwirtschafts-, Völker-friedens- und Ausgleichslehre kommen.

Sobald wir untersuchen, in welchen Rassen das eine oder andere Naturell in größter Mehrzahl auftritt, hat solch eine Rasse die Aufgabe, sich nach dieser Richtung hin zu betätigen und die wirtschaftlichen Werte, die sie erzeugt, gegen diejenigen anderer Rassen frei auszutauschen im ungehinderten Freihandel; gleichviel, ob es geistige oder materielle Güter sind.

Die Inder, Japaner und die romanischen Völker, groß in Kunst und kunstgewerblichem Werteschaffen, unterstütze man in diesem Talent vermöge der vielen Empfindungsnaturelle, die bei ihnen vorhanden sind; die slawischen Völker und Chinesen, mehr im Ernährungstypus liegend, mögen das Land bebauen. Mögen die Indianer überall, als geborene Jäger, im Jagd und Fortfach Anstellung finden, und der Engländer und Portugiese, der Araber, der Norweger, mehr im Bewegungsnaturell liegend, sollen Großhandel, Schiffahrt und Großindustrie betreiben; und andernteils mögen Deutsche, Schweden und Dänen überall, da viele Harmonienaturelle darunter sind, sich mit den romanischen Völkern, mit den Japanern und Indern verbinden, um Lehre, Schule und Bildung überall hinzutragen. Der Amerikaner wird in sich als junges, aufblühendes Neuvolk in Zukunft recht viel Weltkultur und Macht aufspeichern, wozu diese Lehre die Wege zeigt. Die übrigen Völker finden dann auch noch nützliche Unterkunft und guten Platz in der geistigen Weltwirtschaft der Nationen. Insbesondere sind die Neger mit vielen disharmonischen und die Malaien mit vielen neutralen Naturellen als dienende Völker zur tüchtigsten Arbeit zu erziehen, wozu die höherstehenden Naturelle und Rassen sie teilweise zu verpflichten haben.

Betrachten wir die Entwicklung des Menschen im Lichte der Naturellehre, so ist derselbe gleich nach der Geburt dem Empfindungsleben, nach einigen Monaten dem Ernährungs-, nach einigen Jahren dem Bewegungs- und in der Vollreife, als erwachsener Mensch, dem harmonischen Leben zugeneigt.

DgM Nr. 66. Hrsg. Amandus Kupfer. 1938
(Hinzugefügt)

Anfänglich zeigt das Kind zarten Rumpf- und Gliederbau mit einem Übergewicht der Gehirnmasse. Bald aber wird der Körper breit, fleischig und gedrungen; der Rumpf herrscht vor, Glieder und Kopf treten hinter der Energie der Betätigung zurück. Das Gesicht hat breitfleischige unbestimmte Formen. Dann beginnt die allmähliche Entwicklung des Bewegungssystems, vom siebenten bis zehnten Lebensjahre hat dieses die Vorherrschaft. Das Kind ist schlank gebaut, sowohl im Rumpf als auch an Gliedern. Auch das Gesicht und der Hals sind meist länglich, der obere Hinterkopf ist hoch entwickelt. Tat- und Bewegungsliebe herrschen in diesem Alter vor.

DgM Nr. 66. Hrsg. Amandus Kupfer. 1938
(Hinzugefügt)

Dann beginnt die kräftige Entwicklung des Nervensystems und des Gehirns, die vom siebenten bis zwölften oder vom zehnten bis siebzehnten Lebensjahre vorherrscht und von da ab mit einem anderen, dem Geschlechtssystem, abwechselt. Dieses letztere tritt nun in rasche Entwicklung, und nach wenigen Jahren kommt es zum starken Drange nach Betätigung. Mit der Entfaltung des Geschlechtssystems entwickelt sich die Harmonie und Vollendung des Körpers am günstigsten. Aber die Verwirklichung dieser Harmonie tritt erst ein mit der Betätigung aller Organe, von der Zeit der Geschlechtsreife an beginnend. Nun schafft aber die Natur vielfach eine angeborene Bevorzugung bei dem einen Menschen des Ernährungs-, beim anderen des Bewegungs-, beim dritten des Empfindungsapparates, und diese Differenzierung wollte sie zu dem Zwecke, daß die Menschen sich gegenseitig ergänzen lernen sollen. Lernen sollen sie, wie jeder nach seiner Naturanlage den geeignetsten Lebensberuf zu ergreifen hat, und wie jeder nach seiner Anlage Tüchtiges leisten und Werte für andere schaffen soll. Zu dieser Arbeitsteilung hat die Natur die Menschen nach ihren angeborenen Naturellen bestimmt. Die Harmoniemenschen aber sollen leiten und führen.

Primäre Naturelle mit Richtung zur Harmonie - zur Leitung befähigt
(Amandus Kupfer: DgM Nr. 30. 1935 – Zeichnungen Mellerke. Hinzugefügt)

Wer einen Beruf ergreift, zu dem sein Naturell nicht geeignet ist, geht körperlich und geistig zugrunde, er opfert sich gegen den Willen der Natur, er fühlt sich in der Tätigkeit unglücklich, wird unzufrieden, nervös und krank und entartet. Sein unzufriedenes Wesen überträgt sich auf seine Arbeitsergebnisse, diese werden minderwertig, es ruht kein Segen darauf.

Auch auf die Umgebung wirkt ein solcher, der auf dem verkehrten Platze steht, übel ein. Durch keine Schule, Übung, Prüfung ist dem Menschen das an Tüchtigkeit zu verschaffen, was ihm durch seine ganze Naturanlage fehlt.

Heute stehen eine sehr große Anzahl Menschen in einem völlig verfehlten Lebensberufe, wodurch ihr Lebensglück untergraben wird. Wo das der Fall ist, da wechsle man den Beruf; es ist nie zu spät dazu, ein freudiges Schaffen seinen Anlagen gemäß zu beginnen. Ich kannte einen Schneider, der lag im Bewegungsnaturell, er wurde schwindsüchtig, kam körperlich, geistig und wirtschaftlich zurück. Ich riet ihm, Briefträger zu werden. Er befolgte meinen Rat; nachdem er ein geeignete Kur begonnen und seine Beschäftigung aufgegeben hatte, wurde er wieder gesund, froh und lebensglücklich. Ich kannte einen Briefträger, der lag im Ernährungs- und Ruhnaturell, er war lungen- und herzleidend geworden. Ich riet ihm, den Beruf zu wechseln und eine sitzende Lebensbeschäftigung zu erwählen, er befolgte diesen Rat und ward gesund und wohl. Ein geistig sehr begabter junger Mann im harmonischen Naturell wurde Kleinbauer, er verkümmerte und starb früh, da er zu den niedrigen mechanischen Arbeiten nicht geschaffen war. Der Mann wäre als Direktor an einem wissenschaftlichen Institut oder im Verwaltungsfach vorzüglich geeignet gewesen, hätte man ihn studieren lassen.

Wie viele hochbegabte Naturelle im Empfindungsleben, die zu einem wissenschaftlichen oder künstlerischen Beruf geschaffen sind, verkümmern vollends am unrichtigen Platze, wie beispielsweise Wirtstöchter als Kellnerinnen oder Bauerntöchter als Feld- oder Stallarbeiterinnen, die im Empfindungsnaturell liegen. Die Roheit und der Unverstand ihrer Eltern, der Angehörigen und ihrer ganzen Umgebung, die ihre Natur nicht verstehen, macht diese edle Wesen zu wahren Märtyrerinnen. Solche Edelnaturen aus ihrer unglücklichen Zwangslage durch Zuteilung eines selbständigen wissenschaftlichen oder künstlerischen Lebensberufes befreien zu helfen, ist ein Erlösungswerk, das tausendfachen Segen bringt. Männer, die im Empfindungsnaturell liegen, können sich selber leichter frei machen und in einen anderen Lebensberuf übergehen. Nur im Militärdienst erleiden auch diese Naturen oft ein furchtbares Los, wenn sie verrohte Vorgesetzte haben.

Wenn ihre Vorgesetzten nicht Unmögliches in körperlichen Strapazen verlangen, dafür mehr ihre geistigen Gaben richtig erkennen und heranziehen, dann sind die Empfindungsnaturelle von größtem Nutzen für das Heerwesen, wie die vielen Empfindungsnaturelle im japanischen Heere bewiesen haben.

Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1995. Update 4. April 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
Hauptwerk - Lehrbrief 5 (von 5)
 
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