Menschenkenntnis Lehrbrief V. - Part 24
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

Bertillons Verbrechermeßsystem

Hat Cäsare Lombroso uns wertvolle, rein wissenschaftliche Grundlagen und Wege in der Kriminalanthro-pologie gezeigt, so hat Alfons Bertillon in Paris ein ausgezeichnetes Meßverfahren eingeführt, um durch bestimmte Körpermessungen die Identität einer Person festzustellen. 

Da nun Verbrecher sich gewöhnlich verstellen, Legitimationspapiere fälschen, falsche Namen angeben, selbst das Haar färben und das Gesicht fast bis zur Unkenntlichkeit zu verändern verstehen*), so wurde das Bertillonsche Verfahren bei der Pariser Polizei geprüft und im Jahre 1883 zuerst eingeführt. Dasselbe hat sich derart bewährt, daß es Anfang 1896 in Deutschland und zwar zuerst in Berlin eingeführt wurde. 

*) Gegenüber einem geübten Psycho-Physiognomiker natürlich kann sich kein Verbrecher verstellen, er wird sofort erkannt.

Erst nachdem in Paris im Jahre 1892 etwa 5000 Feststellungen erfolgt waren, wobei nicht eine falsch war, fing man allgemein an, sich auch außerhalb Frankreichs für diese Sache zu interessieren. Im Jahre 1895 sandte das Berliner Polizei-Präsidium den damaligen Kriminalinspektor von Hüllessem nach Paris, damit sich derselbe vor Ort und Stelle durch einen Lehrkurs bei Alfons Bertillon überzeuge.

Das Ergebnis war die Einführung dieses Systems in Berlin; nachdem dasselbe genügend durchgeprobt war, wurde auf Anregung des Herrn Ministers des Innern am 14. und 15. Juni 1897 eine Konferenz zu dem Zwecke einberufen, daß diese Methode in allen größeren deutschen Bundesstaaten eingeführt werde. Zu dieser Konferenz wurden von den meisten größeren Bundesstaaten Vertreter gesandt; auch Österreich, Ungarn, Rumänien und die Niederlande waren vertreten. Für Deutschland wurde Berlin als Zentralstelle gewählt. Der jetzige Vorsteher der Zentrale des anthropometrischen Erkennungsdienstes für Deutschland, der Königl. Kriminalinspektor Herr O. Klatt in Berlin, hat in dankenswerter Weise ein hübsches, leicht übersichtliches Material zusammengestellt und dasselbe in einem Buche, betitelt: „Die Körpermessung der Verbrecher nach Bertillon“, im Jahre 1902 herausgegeben.

Bertillon selbst war ein Polizeiunterbeamter, hat nicht Medizin studiert, jedoch ist er Sohn eines Arztes. Die Idee, welche ihn leitete, war nicht Feststellung des Verbrecher-Typus, wie bei Lombroso, sondern Feststellung der Individualität. Bekanntlich schafft die Natur nicht zwei Blätter oder Blumen oder Haare oder Federn oder Knochen oder auch Kristalle genau überein. Wohl sehr ähnlich sind sich Blumen einer Gattung, aber genau gleich sind sie sich nicht. Ebenso ist es mit Tieren und Menschen. Nicht einmal die rechte und die linke Körper- oder Gesichtshälfte sind einander gleich. Von dieser Erfahrung ausgehend, hat Bertillon die Probe auf dieses Naturexempel gemacht und diese Tatsachen bestätigt gefunden.

Das Knochengerüst eines Menschen, das mit 20 Jahren ziemlich ausgewachsen ist, bleibt mit Ausnahme des Schädels und der Nase fast unverändert für das spätere Leben. Dadurch ist es möglich, ganz genaue Körpermaße zu gewinnen, womit ein Mensch stets wieder erkannt werden kann. 

Die Ermittelung mittels Photographie, die vordem angewandt wurde, führte sehr oft zu Fehlgriffen seitens der Sicherheitsbeamten, weil sich manche Personen ähnlich sehen. Der Psycho-Physiognomiker erkennt freilich nach der Photographie schon die Individualität, aber der nicht geschulte Jurist und Polizeibeamte hat diese Fähigkeit sich noch nicht angeeignet, immer sicher die Individualität, geschweige denn den Charakter aus der Photographie zu erkennen. 

Durch Bertillons Meßsystem wird aber mit völliger Zuverlässigkeit die Identität eines Individuums festge-stellt. Bertillon mißt:


Bertillons Meßsystem

1. Körpergröße                                                                 6. Jochbeinbreite
2. Armspannweite                                                             7. Länge und Breite des rechten Ohres
3. Sitzhöhe                                                                       8. Länge des linken Fußes
4. Kopflänge                                                                     9. Länge des linken Mittelfingers
5. Kopfbreite oberhalb der Ohren                                       10. Länge des linken Kleinfingers
                                                                                          11. Länge des linken Unterarmes
Vor- und Zunamen Alter usw.

Mit äußerster Genauigkeit, und diese Maße werden dann in ein auf die Person lautende, mit einer Person oder auch mit Stichnamen in eine Meßkarte eingetragen. Diese rein individuellen Meßkarten werden dann in bestimmte Klassen, also typenweise, registriert. Neuerdings werden auch die Farbe der Augensterne und ihre kleinen Zeichen mit festgestellt, also ob es braune, blaue oder graue Augen, ob gelbe Flecken auf der Grundfarbe sind usw. Auch die Kopf- und Barthaarfarbe, die Haut- und Gesichtsfarbe, den Nasentyp sucht man genau zu beschreiben, und von ganz besonderer Wichtigkeit sind die abnormen Zeichen von Stirnfalten, Körpernarben, Übergliedern, Verstümmelungen, Leberflecken, Tätowierungszeichen.

Bertillon ist heute Chef des Identifizierungsbüros in Paris, er hat bereits über 200.000 Meßkarten ausgestellt, und alle großen Städte der Kulturstaaten haben Meßstationen nach diesem System eingerichtet.

Zur Bekämpfung des erwerbsmäßigen Verbrechertums hat sich dieses System ganz vortrefflich bewährt. Aber ich halte dessen Anwendung auch in bezug auf rein wissenschaftliche oder humane Zwecke, wozu es leider noch viel zu wenig benutzt wird, für ganz ausgezeichnet.


Die Chiromantie, Händezeichen- und Fingerabdruckkunde (Daktyloskopie)

Durch die Anthropometrie ist das Gebiet der Chiromantie oder Handlesekunst wieder einigermaßen zu Ehren gekommen, indem festgestellt wurde, daß, so wie keine zwei Menschen zwei genau übereinstimmende Hände, Finger, Füße, Fußspuren oder Handlinien besitzen. Demnach ist, da einesteils mit der Individualität, als einer bestimmten gegebenen Größe, die Widerstände und Strömungen der Zeit und der Umstände wie Wellen anschlagen, so ist auch dadurch der Schlüssel zur Lösung mancher Zukunftsfragen gegeben.


Studien über die Entwicklungsgeschichte von Fuß und Hand von Carus

Tafel XX. Physiognomische Studien über Füße und Hände nach Carus.


Tafel XX. Physiognomische Studien über Füße und Hände nach Carus.


Tafel XX. Physiognomische Studien über Füße und Hände nach Carus.


Tafel XX. Physiognomische Studien über Füße und Hände nach Carus.
Individualität, Charakter und geistiger Aussdruck in der Handform
Die erklärende Besprechung dieser Tafel findet im zwölften Teile des Lehrstoffes statt

Es ist hier jedoch größte Vorsicht geboten, weil gerade hier der blinde Aberglaube leichtes Feld hat, sich einzunisten. Scheiden wir diesen Aberglauben von der rein wissenschaftlichen Berechnungsmethode, so läßt sich unzweifelhaft aus den Linien der Hand ebenso sicher das Schicksal berechnen, wenn sie die Diebes- oder Mordsmanie verraten, wie aus Lombrosos Henkelohren und Verbrecherschädeln, nämlich, daß solch ein Mensch ein unglückliches Schicksal in seiner eigenen Natur trägt, das ihn zu schweren Freiheits- oder gar Todesstrafen führen wird. Auch läßt sich erkennen, daß ein fleißiger, gesunder, ausdauernder, sparsamer, rechtschaffener Mensch zu Wohlstand gelangen wird.

Bei allen diesen Berechnungen kann man freilich stets nur die eine Seite, die vererbte und erworbene, als wissenschaftliche Grundlage gelten lassen, die andere hingegen bleibt der Vorahnung, eine persönliche Gabe weniger Menschen, überlassen. Man kann in solchen Fällen dafür, ob ein Handleser mit oder ohne ehrliche Vorahnung arbeitet, nicht immer leicht den Beweis erbringen, und man muß sich da von dem persönlichen Vertrauen leiten lassen.

Wäre es aber möglich, aus der Stellung und Bewegung der Gestirne mehr noch und genauer, als es bisher der Fall war, die Entwicklung der Geschehnisse voraus zu berechnen, dann könnte mit Hilfe solch wissenschaftlicher Astrologie die Chiromantie auch noch eine ganze Wissenschaft werden. Heute ist hier mehr Unfähigkeit und Aberglauben als Wissenschaft herrschend. Das eine aber, was uns die Chiromantie ganz einwandfrei liefert, sind die Individualitätswahrzeichen der Handlinien und Fingerspitzenrillen (Papillarlinien). Aus einer chiromantischen lateinischen Handschrift des 14. Jahrhunderts hat A. Abels, ein Mitarbeiter der Münchener Neuesten Nachrichten, folgende Sätze übersetzt: „Die feinen Linien in der Hand laufen zum Teil auf den Fingerkuppen zusammen, wo sie eine gar seltsame Zeichnung bilden. Jeder Mensch hat auf seinen Fingerkuppen eine andere Zeichnung, die sich nie verändert, und man könnte durch Vergleich dieses Musters eine Person von einer anderen unterscheiden.“ In China, Indien, Ungarn, Bosnien und im ganzen Orient setzt man als Siegel seinen Fingerabdruck mit Farbe, Tusche oder Tinte unter ein Dokument.

In Deutschland wies der Begründer der experimentellen Physiologie, Prof. Purkinje (1787-1869), auf die Wichtigkeit der Fingerabdrücke, insbesondere für die kriminelle Praxis, hin. Der englische Zeichner Thomas Bewick (1753-1828) lenkte die Aufmerksamkeit der englischen Behörden auf dieses zuverlässige individuelle Wahrzeichen. Doch erst der Verwaltungschef Sir William S. Herschel, welcher im indischen Zivildienst wirkte, sammelte umfassendes diesbezügliches Material, um den trügerischen Identitätsangaben der Eingeborenen einen Riegel vorzuschieben. Er ließ alle Aussteller von Dokumenten ihre Fingerabdrücke unter die Schriftstücke eintragen. Diese wurden amtlich registriert, und sie erwiesen sich als zuverlässig für die Urkunden und Personen, um Betrug, Irrtum, Täuschung künftig zu verhindern. Nach dem Fortgange dieses praktischen Beamten kam die Sache wieder in Vergessenheit, bis ein Vetter des großen Charles Darwin, Francis Galton, als Präsident des Anthropologischen Instituts in London die Beobachtungen Herschels verwertete und ergänzte. Sein Werk „Finger Prints“ ist für diesen neuen Wissenszweig von grundlegender Bedeutung. Auch hier geht man zur Registrierung der individuellen Fingerabdrücke durch Klassifikation nach Typen über, um leichte Übersichtlichkeit und Auffindbarkeit zu ermöglichen.

Gut zu erkennen:die unterschiedlichen Muster der Papillarlinien
(Hinzugefügt)

Kleine Historie der Daktyloskopie
Vor 100 Jahren wurde die Daktyloskopie, die Personen-Identifizierung mittels der Fingerabdrücke, in Deutschland eingeführt. Pro Jahr werden heute mit Hilfe des zentral beim Bundeskriminalamt (BKA) angesiedelten Automatisierten Finger-Abdruck-Identifizierungs-Systems (AFIS) mehr als 13.000 Spurenverursacher - und somit potenzielle Straftäter - vom BKA und den Landeskriminalämtern identifiziert. Fingerabdrücke entstehen durch die Abbildung der Muster der Papillarleisten der Haut an den Händen und sind aus der Tataufklärung nicht mehr wegzudenken. Bis es vor 100 Jahren zur Einführung der systematischen Fingerabdrucknahme in der kriminalistischen Arbeit kam, hatte die Daktyloskopie bereits eine lange und interessante Geschichte hinter sich.
Zeige mir deine Finger und ich sage dir, wer du bist
Der Begriff Daktyloskopie stammt aus dem Griechischen: "Daktylos" bedeutet Finger und "skopein" schauen: Daktyloskopie heißt also "Fingerschau". Sie ist heute eine von Wissenschaft und Rechtssprechung anerkannte Personenidentifizierungsmethode, die sich mit der Aufnahme und Auswertung der Abbilder der menschlichen Leistenhaut zum Zwecke der Identifizierung sowie der Feststellung von Spurenver-ursachern befasst. Der Grundgedanke dabei: Das Hautleistenbild eines jeden Menschen ist einmalig und unveränderlich.
Vorläufer der Daktyloskopie
Erste Zeugnisse, dass der Mensch sich der Bedeutung der Hautleistenbilder bewusst war, stammen aus vorchristlicher Zeit, etwa 3.000 v. Chr. In Nordamerika, am Kejimkoojik-See, fand man im Gebiet der Micmac-Indianer Steinzeichnungen. Diese Petroglyphen sind Zeichnungen von Handflächen mit vereinfacht dargestellten Papillarlinienmustern in den Fingerkuppen sowie Abbildungen von Linien und Handflächen. Die Micmac-Indianer beobachteten bereits, was bei anatomischen Zeichnungen bis in die jüngsten Jahrhunderte wenig Beachtung fand.
Die Assyrer und Babylonier versahen um 2200 v. Chr. ihre Tontafeln, die als Urkunden dienten, außer mit dem Namen des Schreibers zusätzlich mit einem Fingernagelabdruck, einem Supurs. Bei diesen Spuren kamen auch die Papillarleisten der Fingerspitzen mit zum Abdruck. Sie waren dadurch geeignet, den Urkundenaussteller zu identifizieren.
Ebenfalls aus vorchristlicher Zeit stammen chinesische Tonsiegel, die auf einer Seite mit einem Stempelbild versehen sind und auf der anderen Seite einen gut ausgeprägten Fingerabdruck aufweisen. Sie dienten der Legitimation des rechtmäßigen Siegeleigentümers.
Der chinesische Schriftsteller Shi nai-ngan veröffentlichte ca. 1160 einen 40-bändigen Abenteuer- und Kriminalroman mit dem Titel "Die Geschichte des Flussufers". In einem dieser Bände beschreibt er den Identifizierungswert der Fingerabdrücke, die zu dieser Zeit schon im Strafprozess anerkannt gewesen sein müssen. Der Autor schreibt im Zusammenhang mit der Festnahme zweier Mörderinnen: "rief die beiden Weiber zu sich heran und ließ sie ihre Finger einschwärzen und abdrücken".
Europa lässt sich Zeit mit den "Fingerprints"
In Europa wurde man sich der Bedeutung der Papillarleisten erst viel später bewusst als in Asien. Im Jahre 1686 veröffentlicht Marcellus Malphigius, ein Arzt aus Bologna, als erster Europäer eine Schrift zum Thema Furchen und Muster der Handflächen. Titel: "Über das äußere Gefühlsorgan". Eine medizinische Abhandlung über "verschiedenspiralige" Linien, die die Haut der Hand und des Fußes durchfurchen, veröffentlichte Christian Jacob Hintze im Jahre 1747. Johann Evangelista Purkinje, ein gebürtiger Tscheche, war der Erste, der versuchte, die verschiedenen Papillarlinienmuster zu klassifizieren. Der Professor der Physiologie und Pathologie in Breslau stellte im Jahre 1823 neun Grundmustertypen auf und schuf damit die Basis der heutigen Klassifiziermethode. Purkinje fertigte Zeichnungen der einzelnen Papillarmuster, hatte also noch kein Interesse an der Fingerabdrucknahme.
Einen entscheidenden Schritt für die Personenidentifizierung durch den Fingerabdruck leistete Hermann Welker. Der deutsche Anthropologe befasste sich 1856 mit der Unveränderlichkeit der Haut- oder Papillarleisten. Er fertigte Abdrücke seiner eingefärbten Hände und wiederholte die Prozedur 41 Jahre später. Und: Er stellte fest, dass das Papillarlinienbild - mit Ausnahme der altersbedingten Falten und Furchen - im Laufe seines Lebens unverändert geblieben ist. Welker erbrachte so den empirischen Beweis der Unveränderlichkeit. An eine kriminalistische Verwertung dachte er indes auch noch nicht.
Daktyloskopie für polizeiliche Zwecke, um Geld zu sparen
Es war 1858 der englische Chief Officer William J. Herschel in Indien, der versuchte, die Fingerabdrücke für polizeiliche Zwecke zu nutzen. Zunächst, um Identitätsschwindeleien bei der Auszahlung von Pensionen zu verhüten. Jeder pensionsberechtigte Inder wurde daktyloskopiert und sein Abdruck amtlich registriert. Bei jeder Pensionsauszahlung musste der Empfänger mit Fingerabdruck quittieren, um die Identität zu beweisen. Später führte Herschel dieses Abdruckverfahren auch im Gefängnis seines Distriktes ein. Er sammelte über Jahre Tausende von Fingerabdrücken. 1860 nahm Herschel auch Abdrücke seines Zeige- und Mittelfingers und kontrollierte diese 1888, also 28 Jahre später. Anhand des gesammelten Materials erbrachte er den wissenschaftlichen Nachweis, dass Papillarleistenbilder im Laufe eines Menschenlebens unverändert bleiben. Sein Vorschlag zur offiziellen Einführung der Daktyloskopie in Bengalen/Indien wurde 1877 trotzdem abgelehnt.
Die Ursprünge der Tatortdaktyloskopie
1880 machte - unabhängig von Herschels Versuchen - der Engländer Henry Faulds Studien über Fingerabdrücke. Der praktizierende Arzt in Tokyo war durch Fingereindruckspuren auf prähistorischen Tonwaren auf das Thema aufmerksam geworden. Er wies auf die Möglichkeit hin, Täter durch ihre unbewusst am Tatort hinterlassenen Fingerabdrücke überführen zu können und verfasste eine Anleitung zur Aufnahme von Fingerabdrücken, wobei er die Zehnfingerdaktyloskopie vorschlug. Als Übertragungsmedium für die Abdrucknahme empfahl er Druckerschwärze. Später stritten Herschel und Faulds darum, wer zuerst die Idee der Daktyloskopierung von Straftätern hatte.
Geistesblitz im Schlachthof
In Berlin schlug im Jahre 1888 der Tierarzt Wilhelm Eber der preußischen Regierung die Einführung der Tatortdaktyloskopie vor. Anhand blutiger Fingerspuren, die Schlächter und Tierärzte im Schlachthof auf Handtüchern sowie Geschäftsbüchern hinterließen, erkannte er die Individualität der Papillarlinienbilder. So wurde die Idee geboren, mittels Hand- oder Fingerabdrücken Verbrecher zu überführen. Eber entwickelte daraufhin ein System, Fingerabdrücke mit Jod sichtbar und haltbar zu machen.
Anthropometrie zunächst bevorzugt
Der Durchbruch der angewandten Daktyloskopie verzögerte sich weiter, als 1888 von dem Franzosen Alphonse Bertillon, einem Hilfsschreiber der Pariser Polizeipräfektur, die Anthropometrie - die Körpervermessung - als Mittel der Personenidentifizierung in Frankreich eingeführt wurde. Sein Verfahren, die "Bertillonage", basierte auf der Theorie des Kriminalstatistikers Quetelet. Er ging davon aus, dass die Knochenmaße eines Menschen einmalig und ab dem 21. Lebensjahr unveränderlich sind. Dieses Messverfahren umfasste insgesamt elf verschiedene Messungen, darunter Körpergröße, Armspannweite, Sitzhöhe, Kopflänge und -breite, Jochbeinbreite, Länge des rechten Ohres und des linken Fußes sowie die Länge des linken kleinen Fingers. Viele Staaten übernahmen das Bertillonsche System.
Ebenfalls 1888 erhielt in London der Anthropologe Francis Galton den Auftrag, einen Vortrag über das Bertillonsche Messverfahren zu halten. Er sammelte dazu auch Material über andere Identifizierungsmethoden und lernte auf diesem Wege William Herschel kennen. Galton beschäftigte sich fortan ebenfalls mit der Erforschung der Fingerabdrücke und wandte sich den drei Hauptfragen zu: Nach der Unveränderlichkeit, der Einmaligkeit sowie der Möglichkeit der Klassifizierbarkeit von Fingerabdrücken. 
Sein Ergebnis: Die Papillarlinien bleiben während des ganzen Lebens konstant; die Variabilität der Muster ist so groß, dass die Unterscheidung Tausender von Personen möglich ist; die Fingerabdrücke lassen sich so in ein Klassifizierungssystem einordnen, dass der Experte, dem neue Abdrücke vorgelegt werden, feststellen kann, ob er die Fingerabdrücke derselben Person bereits früher registriert hat. 
1892 veröffentlichte er diese Ergebnisse in seinem Buch "Fingerprints". Galton schuf damit die ersten brauchbaren Grundlagen der modernen Fingerabdruckklassifizierung. Daraufhin wurde ab 1895 in England sowohl gemessen als auch daktyloskopiert.
Die Daktyloskopie auf dem Vormarsch
Bereits 1892 wurde in Argentinien der erste Mordfall mit Hilfe der Daktyloskopie aufgeklärt. Anhand eines am Tatort zurückgelassenen blutigen Daumenabdruckes identifizierte Juan Vucetich, Leiter des Erkennungsdienstes in La Plata, eine Frau als Mörderin ihrer Kinder. 1896 entwickelte Vucetich sein eigenes Klassifizierungssystem, welches 1905 in ganz Südamerika angewendet wurde.
Der Nachfolger Herschels in Indien und spätere Polizeipräsident von London, Edward Richard Henry, sorgte für die Einführung der Daktyloskopie in England und Europa. Aufbauend auf das Klassifizierungssystem von Galton verbesserte Henry mit Hilfe eines indischen Mathematikers das System und entwickelte das "Galton-Henry-System", das auch heute noch in seinen Grundelementen von vielen Erkennungsdiensten der Welt angewendet wird. Es wurde 1897 offiziell in Britisch-Indien eingeführt. Ab 1901 wurde in England auf die Anthropometrie verzichtet und die Daktyloskopie als ausschließliches Identifizierungsmittel eingeführt. 1902 folgten Österreich und Ungarn dem britischen Beispiel.
Einführung der Daktyloskopie in Deutschland
Am 01.04.1903 erfolgte die Einführung der Daktyloskopie in Deutschland. Der Dresdner Polizeipräsident Paul Köttig schuf die erste mit daktyloskopischen Formeln arbeitende Sammlung Deutschlands, nach dem System Galton-Henry, im Königreich Sachsen. Im Herbst 1903 folgte Hamburg, am 21.11.1903 Berlin, Nürnberg am 09.12.1903, Augsburg am 14.12.1903 und München am 01.07.1909.
Erst der Diebstahl der "Mona Lisa" überzeugt auch die Franzosen
Frankreich dagegen verblieb all die Jahre bei der Anthropometrie: Bertillon sträubte sich gegen die Abschaffung seines Systems. Erst durch einen der berühmtesten Diebstähle unserer Zeit im Jahre 1911, dem Raub der "Mona Lisa" aus dem Louvre in Paris, der anhand eines Fingerabdrucks hätte aufgeklärt werden können, geriet die Vorherrschaft der Anthropometrie ins Wanken. Der Dieb schnitt das Bild aus dem Rahmen und ließ den Rahmen samt eines Fingerabdrucks am Tatort zurück. Zu den Verdächtigen gehörte auch ein Mann namens Vincenzo Perugio, der zur fraglichen Zeit im Louvre arbeitete und kein lückenloses Alibi nachweisen konnte. Er war bereits wegen anderer Straftaten beim Pariser Erkennungsdienst registriert - allerdings nach dem Bertillonischen System. Versuche, alle zehn Fingerabdrücke von ihm zu bekommen, scheiterten, weil er flüchten konnte. Erst 1913 wurde Perugio festgenommen, als er einem Kunsthändler in Florenz die "Mona Lisa" zum Kauf anbot. Das Bild lag die ganze Zeit versteckt im doppelten Boden eines Koffers. Im Jahre 1914, nach dem Tode Bertillons, wurde die Daktyloskopie auch in Frankreich eingeführt.
Im gleichen Jahr wurde auf dem internationalen Polizeikongress in Monaco die Daktyloskopie als internationales Verbrecherregistrierverfahren vorgeschlagen und die europaweite Einführung beschlossen (was allerdings wegen des 1. Weltkrieges zunächst nicht realisiert wurde).
Entwicklungsstationen bis zur Gegenwart
Im 2. Weltkrieg wurden die meisten Fingerabdrucksammlungen in Deutschland vernichtet. Die Münchner Sammlung überstand diese Zeit jedoch und bildete den Grundstock für die Sammlung des Bayerischen Landeskriminalamtes. 1946 wurde in Hamburg die erste Zehnfingerabdrucksammlung für den Bereich einer Besatzungszone errichtet. Die Sammlung des Bundeskriminalamtes (BKA) ging später hieraus hervor. Mit der Entscheidung des Bundesgerichtshofes vom 11.06.1952 erkannte die Rechtssprechung den Beweiswert der Daktyloskopie im Strafverfahren uneingeschränkt an. 1976 nahm das erste halbautomatische Datenverarbeitungssystem zur Auswertung von Fingerabdrücken - das Bund-Länder-System - den Wirkbetrieb auf.
Das verbesserte, automatisierte Fingerabdruck-Identifizierungs-System wurde im Dezember 1993 eingeführt. Vergangenes Jahr wurde AFIS auf eine noch effizientere Software - "MetaMorpho" - umgestellt. Nun können auch Handflächenabdrücke und Handflächenspuren systematisch ausgewertet werden.
Pro Jahr werden in AFIS mehr als 13.000 Spurenverursacher vom BKA und den Landeskriminalämtern identifiziert. Zu Zeiten des manuellen Vergleichs wären dafür mehr als 20 Jahre benötigt worden. Aktuell sind in AFIS die Fingerabdrücke von mehr als 3 Millionen Personen gespeichert. Dazu kommen täglich bis zu 1.400 neue Datensätze.
Ausblick
Mit der "Livescan"-Technik können zudem Fingerabdrücke digital - also ohne Verwendung von Druckerschwärze - aufgenommen und in das AFIS übertragen werden. "MetaMorpho" ermöglicht die Anbindung von "Livescan"-Stationen an das zentrale AFIS im Bundeskriminalamt. Die Entwicklung der elektronischen Übermittlung von Fingerabdruckdaten soll die rund 3.200.000 Fingerabdruck-blätter, die der Erkennungsdienst des BKA als Zentralstelle für das polizeiliche Auskunfts- und Nachrichtenwesen archiviert, überflüssig machen. Zukunft hat nunmehr die papierlose Datenbank. (Quelle: Bundeskriminalamt - Wiesbaden. 2007. Hinzugefügt)

In der Kriminalpraxis werden von fünf Fingern der rechten Hand von dem Nagelglied bis zum Handgelenk Abdrücke genommen. In Wien hat man bereits 30.000 Fingerabdruckkarten angesammelt.

Die praktischen Vorteile dieser Daktyloskopie gegenüber der Anthropometrie hat Herr Oberregierungsrat von Köttig in seiner diesbezüglichen Anweisung nachgewiesen. Die Instrumente der Anthropometrie sind leicht zu verderben, außerdem sehr teuer und nur von einem bestimmten Fabrikanten zu beziehen bezw. Wiederherzustellen. Bei der Fingerabdruckmethode sind nur Öldruckerschwärze, Gummiwalze und Metallplatte erforderlich. Die Vornahme der Messungen erfordert geschultes Personal, viel Zeit und große Gewissenhaftigkeit. Die Abnahme der zehn Finger ist in wenigen Minuten geschehen. Die Maße von nicht erwachsenen Personen verändert sich, die Papillarlinien der Hände und Fingerspitzen einer Person bleiben von Geburt an fürs ganze Leben sich individuell gleich, wenn auch nicht in der Größe, so doch in der Form und Zeichnung. In Europa ist diese Methode in England, Österreich und Frankreich im Gebrauch. Der Kriminaloge Professor H. Groß, sowie Herr Polizeirat Kamillo Windt gaben wertvolle Bücher über die Fingerlinienabdruckkunde heraus.


B. Skraubs und Borrées neueste Beiträge zur Mimik

Herr Professor Karl Skraub in Prag hat 1892 in J. J. Webers Verlag in Leipzig einen Katechismus der Mimik und Gebärdensprache erscheinen lassen, in dem auf Grund der Forschungen von Darwin, Mantegazza und Piderit die Bedeutung der Ausdrucksbewegungen erklärt wird. Für den dramatischen Dichter und Schauspieler ist dieses Buch sehr instruktiv und empfehlenswert, und es hat dabei den Vorteil, daß es sowohl den naturwissenschaftlichen Tatsachen, als auch rein philosophisch gefundenen, psychischen Gesetzen gerecht zu werden sucht. Aber so sehr auch die Arbeit Skraubs über die Mimik volle Anerkennung verdient, ebensosehr sind seine absprechenden Ansichten über Physognomik und Phrenologie im Pideritschen Stile verwerflich. Denn wie ich schon früher erklärte, geht alles Bewegliche, also Mimik und Gebärden, aus dem Unbeweglichen, also aus der konstanten Form, aus der Physiognomie hervor, und da diese konstante Form das Höhere, weil Zuverlässigere, in sich birgt, so steht die Physiognomie nicht, wie Skraub und Piderit behaupten, als wissenschaftlich haltlos da, sondern sie gerade gibt erst der Mimik und den Gebärden den festen unveränderlichen Hintergrund, was aus Schadows, Carus´, Zeisings Forschungen, aus Lombrosos Verbrechertypen, aus Bertillons anthropologischem Meßsystem und aus dem von ersten Vertretern der Kriminalistik erkannten Werte der Fingerabdrücke hervorgeht. Freilich ist in allen diesen neueren Arbeiten nur der Wert der konstanten Form, also der Phsiognomie erkannt, womit noch nicht die physische und psycho-physiologische Bedeutung derselben hinreichend gewürdigt ist. Aber auch diese Zeit wird kommen, wo die Physiognomik als Wissenschaft als Psycho-Physiologie allgemein gelehrt wird, sobald meine hier weiter dargelegten sechs Abschnitte bekannt geworden sind.

Im Jahre 1899 erschien im Verlage von Julius Hoffman in Stuttgart von dem Straßburger Schauspieler Albert Borrée ein Atlas „Physiognomische Studien“. In demselben hat der Verfasser 119 eigene Gesichtsbilder dargestellt, von denen jedes einen besonderen Ausdruck wiedergibt.

In diesem Werk ist nur die Mimik des Gesichts und die Haltung des Kopfes bei den verschiedenen Seelen-stimmungen zum Ausdruck gebracht. Der Verfasser betont im Vorwort seines Atlas, daß er kein wissenschaftliches System aufstellen wolle, sondern daß ihn bei Herausgabe desselben rein künstlerische Motive geleitet hätten. In der Tat hat der Künstler den jeweilig dargestellten Gesichtsausdruck meisterhaft zum Ausdruck gebracht. Alles ist in 10 Gruppen wohlgeordnet übersichtlich gruppiert. Borrée hat sich auf das vorhandene Material über Physiognomik und Mimik gestützt. Bei alledem ist seiner Arbeit eine gewisse Originalität, nicht nach wissenschaftlicher Seite, wohl aber nach der Seite der Eigenart der Darstellung nicht abzusprechen. B. bringt fast nichts Theoretisches, sondern nur ein mit wenigen erklärenden Anmerkungen versehenes Register zu seinen photographischen Bildern. Ich kann den Borréeschen Atlas besonders Schauspielern und bildenden Künstlern recht warm empfehlen.

Außer Borrée hat sich neuerdings ein Hamburger Maler, scheinbar angeregt durch meine Vorträge in Hamburg 1901, in einem großen Werk versucht, dass über 600 vom Verfasser selbst gezeichnete Bilder bringt. Dieser Mann stützt sich auf Darwins Anschauungen und hat ebenfalls nichts Neues gebracht. Die Zeichnungen sind mangelhaft, meist sogar häßlich und abschreckend, so dass man froh ist, wenn man das Gesicht von den vielfach fratzenhaften Darstellungen wieder abwenden kann. Die viele Arbeit und Mühe, die sich der Verfasser gemacht hat, scheint wohl ziemlich vergeblich gewesen zu sein. Ich rate jedermann, der nicht eine ganz besondere wissenschaftliche Gabe und ein gutes zeichnerisches oder darstellendes Talent besitzt, jeden Versuch zu unterlassen, auf diesem Gebiete als Originalforscher hervortreten zu wollen; nicht nur, um sich selber endlose Mühe, Geld- und Zeitverluste zu ersparen, sondern auch, um sich nicht unnötig bloßzustellen. Auch selbst dann, wenn er in den Augen der Unwissenden eine Zeitlang als Original erscheinen mag, wird der Kenner gleich und die Zeit bald die Wertlosigkeit solcher Arbeiten erkennen, und ein unrühmliches Ende ist der Abschluß jedes derartigen unnützen Versuches. Originalforscher fahren ja besser, wenn sie sich, wie Borrée, auf vorhandene sichere Grundlagen stützen und diese offen angeben.

Jede mangelhafte Arbeit auf diesem Gebiete der Physiognomik und Mimik aber schädigt weit mehr den Ruhm und das Ansehen derselben, wie das auf irgendeinem anderen Wissensfeld der Fall ist. An dem Höchsten und Besten selbstschöpferisch arbeiten, ist nur geweihten Händen vorbehalten. Aber noch weit unangenehmer als alle verfehlten wissenschaftlichen Versuche wirken die gewissenlosen Verschweigungen der Originalforscher seitens ehrsüchtiger Abschreiber, dazu kommt noch ein niedriger Kampf mit Verleumdungen, statt eine ehrliche Darstellung; naturnotwendig muß der Kenner und Fachmann mit gerechtem Zorn eingreifen und den Weg der Wahrheit auf diesem heiligen Gebiete wieder zu entwirren suchen. Aus diesem Grunde habe ich hier alle bedeutendsten Forscher und ihre Arbeiten vorgeführt und sachlich kritisch behandelt, damit jedem Studierenden ein klarer Überblick über die jeweiligen Leistungen und Originalarbeiten aller früheren und gegenwärtigen Forscher gegeben ist.


C. Die Graphologie oder die Handschriftendeutekunst

Schon Lavater brachte in seinen physiognomischen Fragmenten Abbildungen von verschiedenen Handschriften, und er suchte aus diesen den Charakter des Autographen zu deuten.

Aber schon früher haben sich Mönche im Mittelalter mit der Deutung der Handschriften befaßt. In der Tat gibt die Handschrift den Ausfluß eines Gedankens, einer augenblicklichen Stimmung, die diesen Gedanken begleitet, wieder. Es kommt nur darauf an, in welchem Maße jemand versteht, aus den Zeichen und Formen der Schrift auf den Charakter des Schreibenden Schlüsse zu ziehen. Lombroso und andere haben bei Gesunden, bei Irren und bei Verbrechern auf die wesentlichen Unterschiede der Handschriftarten hingewiesen. Diese Methode ist allgemein gekannt geworden, und zahlreiche Verleger von Zeitschriften und Zeitungen haben besonders einen Graphologen als ständigen Mitarbeiter angestellt. Bei großen Prozessen, z.B. beim Dreyfußprozeß in Paris und bei dem berüchtigten Lemgoer Verleumderprozeß in Detmold, haben sich jedoch nicht nur die Schreibsachverständigen, sondern auch die Graphologen derart widersprochen, daß das Vertrauen zu der Graphologie als Wissenschaft stark erschüttert worden ist.

Als mir im Detmolder Verleumderprozeß gewisse Personen zu Gesicht kamen, war bei mir mein Urteil sofort fest abgeschlossen, während sich die Herren Graphologen noch wochenlang herumstritten. Die Kunst, aus dem Gesichtsausdruck, aus dem Gesichtstypus den Charakter, aus Augen Schuld und Unschuld festzustellen, kann nie auch nur annähernd aus den Handschriftendeuteversuchen so erreicht werden, wie mit meiner Methode.

Bei großen Kriminalprozessen, wo die Sachlage verschleiert wurde oder durch Umstände verschleiert lag, war mir sofort nach wenigen Stunden während der Hauptverhandlung das ganze Bild klar. Ich wohnte solchen Prozessen jedoch nur wissenschaftlichen Studien wegen gelegentlich bei und hatte keine Ursache, irgendwie in die Verhandlung einzugreifen und meine psychophysiognomischen Aufdeckungen bekanntzugeben. Mögen die Herren, die etwas wissen wollen, zu mir kommen. Dessen ungeachtet, daß die Graphologen oft geirrt haben, bleibt doch manches als wertvolle Tatsache bestehen. Wie weit nun der wissenschaftliche Wert der Graphologie reicht und wo die Grenzen ihres Könnens liegen, das will ich in einem der nachfolgenden Abschnitte mit meinem verbesserten System der Graphologie bekanntgeben*). Soeben kommt mir nach Beendigung dieses Abschnittes die „Lippische Landeszeitung“ vom 5. Juli 1905 zu Gesicht. Ich finde darin folgende Notiz:

*) Ein beabsichtigtes Werk Huters über Graphologie ist nicht mehr erschienen, doch waren im Huter-Museum zu Leipzig von ihm gesammelte und beurteilte Schriftbilder ausgestellt. Diese wurden von Amandus Kupfer in der Zeitschrift „Der gute Menschenkenner“ Nr.23, November 1934, teilweise veröffentlicht.

„Krachtprozeß. Auch der zweite amtliche Schreibsachverständige des hiesigen Landgerichts. Dr. Meyer in Berlin, hat, wie bestimmt verlautet, jetzt erklärt, daß die im Falle Kracht neuerdings aufgetauchten anonymen Briefe gefälscht seien. Auf Grund dieser Briefe hatte vor längerer Zeit der Ehemann der Verurteilten den Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens gestellt. Das Gericht hatte diesen Antrag für zulässig erklärt und gleichzeitig die beiden gerichtlichen Sachverständigen, Dr. Look in Düsseldorf und Dr. Meyer in Berlin, mit der Untersuchung der Briefe beauftragt. Dr. Look gab bereits vor einigen Wochen sein Urteil dahin ab, daß die neuen anonymen Briefe nachgemacht seien. Dr. Meyer hat sich ihm darin jetzt angeschlossen.

Wahrscheinlich wird das Gericht jetzt den Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens ablehnen. Vielleicht wird dann auch die Angelegenheit für die Öffentlichkeit endgültig erledigt sein, zumal Frau Kracht den größten Teil ihrer Strafzeit bereits hinter sich hatte.“

Nach dieser Notiz haben also die zwei Schreibsachverständigen, nicht die Graphologen, ihr endgültiges entscheidendes Urteil abgegeben.

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(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1995. Update 24. März 2007.
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Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
Hauptwerk - Lehrbrief 5 (von 5)
 
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