Menschenkenntnis Lehrbrief V. 12. Teil des Lehrstoffes - Part 51
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

Diese neue Phrenologie der Huterschen Psycho-Physiognomik zeigt gerade an dieser Zeichnung, wie sie die Physik, die Substanz- und Ätherlehre, die Anatomie, Physiologie, Biologie und Entwicklungslehre mit der Mathematik, Logik und Psychologie in vollendeten Einklang gebracht hat.

Wir wissen nun: je mehr wir die einzelnen Körperorgane sich betätigen lassen, desto mehr werden die einzelnen Teile unseres Hinterhauptes und des Hinterhirns zur Entwicklung gebracht und damit die verschiedenen Natur- und Lebenskräfte einesteils und die verschiedenen Geistesgrundkräfte anderenteils geweckt und gefördert.

Man vergleiche diese neuaufgefundenen Tatsachen mit denen, die in den ersten sechs Abschnitten dieses Bandes von anderen Forschern wiedergegeben worden sind, und man wird dort nirgends eine Andeutung von diesen wichtigen Tatsachen finden.

Die Psycho-Physiologie und Psycho-Physiognomik des Hinterhauptes lehrt uns zunächst die Liebe betätigen durch hingebendes Verständnis dem einzelnen Kleinen gegenüber. Dieses wird ermöglicht durch Übungen im zarten Greifen feinfühlender zarter Lebewesen.

Studienkopf.de. Neuherausgeber Marc Grewohl und Christian Spencer copyright 2005
(Hinzugefügt)

Durch Feinfühlübungen mit unseren Fingerspitzen bilden wir unsere Seele in Liebe für das Feine und für das Empfindende, kurz, für alles Lebende aus, und erst durch Erlangung dieser seelischen Qualität können wir weiterhin schöpferisch mit Händen und Armen arbeiten und das Schwerste bewältigen. Ohne diese Feinfühligkeit gibt es keine Lebenskultur, da andernfalls der Mensch verroht. Alle Körperkraft und Gewandtheit, alle Ortsveränderungen, aller Stolz und Standesdünkel ist eitel und nichtig, führt zur Entgleisung, sobald die Liebe, das Feingefühl, nicht Richtschnur bleibt. Daher ist die Liebe und das zarte Greifen das Wichtigste, was einem Kinde zuerst gelehrt werden muß, das geschickte wohltuende Behandeln kleiner Tiere, Blumen, Pflanzen und kleiner Kinder. Auch an den einzelnen Zartteilen des Gesichtes Erwachsener kann man diese Feinfühlübungen mit den Fingerspitzen durch Streicheln und wohltuendes Berühren üben lassen. Das Spielen mit kleinen Tieren und Puppen ist bei Knaben und Mädchen von unschätzbarem Werte für die Entwicklung der Seele des Kindes. Zugleich gewöhne man Kinder schon früh zu geschickter Handarbeit, zum Zeichnen, Stricken, Sticken, Schreiben, zum Pflanzen kleiner Bäume und Blumen. Dadurch weckt man vielerlei, zugleich Liebe, Arbeitstrieb, Ruhe, Aufmerksamkeit, Überlegung und Ausdauer, alles Eigenschaften, die für das spätere Leben außerordentlich wertvoll sind.

Quelle: DgM Nr. 55. 1937
(Hinzugefügt)

Alles Hochgefühl eigenen Wertes und eigener Größe darf sich nur auf das gute Wollen und Können bauen, auf die eigene schöpferische Leistungsfähigkeit, anderenfalls wird es zum Laster.

Erst, wer was Tüchtiges kann und den Willen zum guten Können hat, hat ein Recht zum Reisen, zum Selbst-bewußtsein und zum Herrschen, denn dann bringt er überall, wo er hinkommt, Segen hin. Dünkel, Einbildung, Herrschsucht ohne gutes Können und Wollen machen einen reisenden, ortsverändernden Menschen zum Raubtier oder Quälgeist, und wenn er herrschen will, sogar zum Tyrannen. Niemand hat ein Recht zum Herrschen, der nichts Gutes und Tüchtiges kann. Nur im Können, in der Kunst liegt der persönliche selbsterworbene Adel. Wer ein gutes Werk vollbracht hat, hat ein Recht auf Stolz und Freude. Betrachten wir nun das Oberhaupt, Seite 216, so sehen wir, daß im hinteren Oberhaupte die idealen Triebe für das eigene Wohlergehen arbeiten, in dem vorderen die Triebe für Erhaltung und Vermehrung des Wohlergehens unserer Mitlebewesen, der Tiere, der Menschen und unserer Nächsten. Ein Mensch mit schwachem hinteren Oberhaupte vernachlässigt sich selbst und seine eigenen Interessen und kommt dadurch leicht auf schiefe Ebene. Jemand mit zu starken diesbezüglichen Trieben und Organen wird selbstsüchtig und herrisch. Ein schwaches oberes Vorderhaupt macht roh und gefühllos. Ein derartiger Mensch wird leicht pflichtlos, selbst gegen seinesgleichen. Ist aber sein vorderes Oberhaupt zu stark entwickelt, so wird er zu leichtgläubig, gutmütig und allzu aufopfernd für andere und geht dabei leicht zugrunde. Er fördert auch keineswegs das allgemeine Wohl, sondern er verzieht seine Kinder, Freunde, Mitmenschen und fördert dadurch nur den Egoismus, die Trägheit, Bequemlichkeit und die Ausnützungssucht derjenigen, die zu diesen Untugenden neigen. Im vorderen Oberhaupte liegen die sozialen Tugenden. Also, recht gut sein, aber mit Weisheit!

Da Vinci Abendmahl: Judas
Judas Bild Mitte vorne. Hinzugefügt

In einer kräftigen Wölbung des mittleren Oberhauptes spricht sich die Neigung zu den höchsten Idealen aus. Ist dieses zu stark entwickelt, so führt es zu übertriebener Religionskultur, zu Fanatismus und weltfeindlichem Innenleben. Ist es zu schwach, so fehlt der Ehrerbietungssinn, es ist keine Neigung zur Religion und zum Gebet da. Ein Träger solchen Kopfbaues ist entweder dafür verblödet oder er ist der inneren Verwahrlosung allem Religiösen gegenüber leichter ausgesetzt. Er ist in religiösen Dingen sozusagen ein Mikrokephale, der nur zuzuhören und zu folgen hat, nicht aber mitzureden. Denn man darf gewiß sein, rohe Witze, banale Reden, Ableugnung alles Idealen wird aus seinem Munde kommen*). Judas Ischariot beispielsweise war ein ethisch und religiös Verblödeter. Erst die richtige Schönheit in der plastischen Kraft und konvexen Wölbung des Oberhauptes zeigt den Menschen mit edlen und religiösen Trieben.

Studienkopf.de. Neuherausgeber Marc Grewohl und Christian Spencer copyright 2005
(Hinzugefügt)

Ist dabei die Allgemeinbildung oder die Stirnregion, also der Verstand, schwach entwickelt, so ist er ein blindgläubiger Anhänger irgendeiner Kirche oder Sekte, in welcher er erzogen wurde. Hat er aber Urteilsfähigkeit, so sucht er sich die besseren Religionsideale nicht nur in der Religion, in welcher er erzogen ist, sondern auch aus anderen Religionen heraus. Solch ein Mensch kommt zu einer individuelleren und humaneren Auffassung in religiösen Dingen. Wir können dies bei menschenfreundlichen, philosophisch liberalen Theologen, Dichtern, Künstlern, Gelehrten, Fürsten usw. beobachten.

Typische Beispiele hierfür liefern uns die protestantischen Theologen Herder und Schleiermacher und der edle ka-tholische Kardinal Freiherr von Wessenberg. Von letzterem gedenke ich im Nachtragsband ein herrliches Gedicht bekanntzugeben. Herders und Wessenbergs Bestrebungen enthalten schon viele Elemente der Welt- und Weis-heitsreligion, zu der diese Lehre hinführt.

Plato        Carl Huter         von Herder      H. Dunant
(Vorderes Oberhaupt. Quelle: DgM Nr. 49. 1937. Hinzugefügt)

Die schöne Wölbung vom vorderen, hinteren und mittleren Oberhaupt führt uns zur richtigen sozialen Ethik, zur richtigen Pflichttreue gegen uns selbst und zu den rechten Tugenden gegenüber dem Hohen und Idealen, dem Göttlichen und Vollkommenen. Die Kraft und Schönheit der Form lehrt uns auch hier wieder den rechten Weg.

Wie pflegen wir dieses? Durch den Glauben an ein persönliches Weltideal, an die Gottheit, der wir alle Vollkommenheit an Kraft, Macht, Heiligkeit, Liebe, Güte, Weisheit und Glückseligkeit zuschreiben, wobei wir uns dieses Wesen in der höchsten Schönheit vorstellen. Je mehr wir uns mit diesem Ideal durch Anbetung, Verehrung und Nachahmung in Verbindung setzen, desto mehr bilden wir uns selber diesem Ideal nach und heiligen und vervollkommnen uns. Daß wir diesem Höchsten die schönsten Tempel und Kunstwerke aufführen sollen, ist selbstverständlich. Durch diesen Glauben an das Vollkommene und durch das Nachahmen desselben vergöttlichen wir unsere Natur und dienen damit der Heiligung unserer eigenen Persönlichkeit.

Weiterhin aber sollen wir durch edle Liebe alle sozialen Tugenden pflegen und dahin streben, möglichst allen Menschen eine höhere Bildung, Gesundheit und Wohlergehen zu verschaffen. Auch die Tiere, die uns nicht als Raubtiere oder Ungeziefer lästig werden, sollen unserer Liebe teilhaftig werden.

*) Diesen Naturen verdanken wir die Einseitigkeiten und Härten der Dogmen und Kirchengesetze, die, fürs praktische Leben zugeschnitten, auch den minder religiös Begabten zur religiösen Zucht zwingen wollen.

Schließlich sollen wir auf jeden Gegenstand, überall wo wir uns aufhalten, und insbesondere auf unsere Arbeit, Liebe übertragen, denn dadurch schaffen wir neue Werte, die auf uns selbst wieder zurückstrahlen. Es gibt nichts, was wir schaffen, das solchen Ewigkeits- und Segenswert in sich verkörpert, als Werke der Liebe und gute Taten.

Man vermeide, wo man kann, Wehe. Es gibt dessen genug, dafür bereichere man überall die Welt mit Glück und Liebe, denn daran fehlt es, hierin ist sie arm. Diese Güter der Liebe, die wir schaffen, sind die Stufenleiter zur Seeligkeit. Es gibt keine andere Erlösung aus allem Leid und keine Seligkeit ohne Selbstschaffen dieses Himmels durch unsere eigenen Seele. Alles Leid, was wir verursachen, vermindert das Weltglück und strahlt wie ein Fluch auf uns zurück. Wer es nicht in diesem, der wird es im jenseitigen Leben durchfühlen müssen. Dieses ist das Geistesgesetz, das ich durch viele psychologische Versuche gefunden habe, und darnach habe ich diese Ethik und Religionsauffassung gewonnen. Nach ihr bilde man sich, bilde seine Kinder, die Jugend und die nächsten Menschen. Dieses ist die Wahrheit über die Frage von den geistigen Kräften.

Auf die Frage: Wie gewinnt man Macht und Einfluß? Lautet meine Antwort: Durch Liebe und gute Taten. Sie steht den Hypnose-Suggestionsirrlehren, die so vielfach durch verbrecherischen Egoismus, lügenhafte Einrede und Irreführung unberechtigte Hab- oder Herrschsucht, Verlangen nach Einfluß und Machter-weiterung lehren, entschieden ablehnend und sie energisch bekämpfend gegenüber. Jene moderne Hypnosemanie macht die Menschen nicht glücklicher, sie vermindert alle geistigen Güter und beteiligt sich aktiv an der weiteren Verarmung der Welt an idealen Gütern. Sie baut daher nicht am Himmelreiche, sondern an der Verunglückung des allgemeinen Wohlergehens. Durch raffinierte Hypnose und egoistische Suggestion wird wohl ein Augenblickserfolg erzielt, den idealen Verlust, der damit zugleich geschaffen wurde, vermag jedoch kein materieller Erfolg aufzuheben.

Unrecht Gut gedeiht nicht, und unrecht Tun bringt keinen Segen! Die Entwicklung von Wohlstand schaffe man sich durch fleißige liebende Arbeit, und die positive große erhabene weltreligiöse Auffassung und Tugend-lehre, so wie ich sie hier darlege, suche man nach Kräften zu pflegen und zu verbreiten. Alle anderen Religions- und Morallehren sind dagegen von untergeordneter Bedeutung.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1995. Update 9. April 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
Hauptwerk - Lehrbrief 5 (von 5)
 
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