Menschenkenntnis Lehrbrief V. 12. Teil des Lehrstoffes - Part 49
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

B. Der Hals. Die Quantität und Qualität der stofflichen Körperbeschaffenheit und des Gefühlslebens ist in der Halsform zu erkennen. Siehe die Tafeln Seite 203 und Seite 214!

Am Halse erkennt man auch die materielle Belastung oder die stoffliche und physische Unterbilanz an Über-formung oder Abmagerung der Kehlkopf-, Nacken- oder Brustansatzregion. Die edle Elastizität des Halses zeigt die geistige und körperliche Grazie, und da durch die Halsmuskulatur die Kopfhaltung bewirkt wird, so nimmt der Hals großen Anteil am geistigen Leben. Im Halse läuft gewissermaßen alles Physische und Geistige wie in einem Flusse ineinander über. Die kräftigen Muskeln des Nackens zeigen uns den Grad der Körperkraft an und die kräftige plastische Schwingung vom Nacken bis zum Hinterkopfe die impulsive Tatkraft.

Die Feinheit der Haut und der Gewebe am Seitenhalse läßt auf Feinheit des Gefühlslebens und den Adel des Blutes, sowie der geistigen Eigenart schließen. Hier kommt auch die Qualität des Mittelhirns zum Ausdruck.

Ein rohes hartes Seitenhalsgewebe läßt auf ein gefühlloses hartes, ein weiches edles auf ein edles weiches Gefühls- und Mittelhirnleben schließen. Wehe aber, wenn sich hier Belastungen oder Überhärtungen eingestellt haben, sie führen leicht zu verbrecherischen Handlungen, Irrsinn oder schweren schleichenden Krankheiten!


C. Der Kopf.
1. Der Hinterkopf prägt die Anlage zu körperlicher Tatkraft aus. Ein Mensch mit starkem Hinterhaupte ist arbeitslustig, ausdauernd und emsig in seinem Berufe. Siehe die Abbildungen Seite 8, 186, 187 und 203 d. Bd.! Starke Hinterkopfmenschen sind stets starke Willensmenschen.

2. Im Vorderhaupt kommt in der Stirnregion das Verstandesleben zum Ausdruck. Menschen mit stark ent-wickelter vortretender Stirn sind intelligent und zu wissenschaftlichen Auffassungen und Untersuchungen befähigt.

3. Im Oberhaupt tritt das höhere Gefühlsleben in Tätigkeit. Das Gemüt, den Idealismus, die ethischen und religiösen Triebe erkennt man an einem hochgewölbten Oberkopfe. Unter dem flachen und niederen Schädel wohnt ein niederer Geist. Dieses brachte schon Leonardo da Vinci in seinem Abendmahle an Judas Ischariot zum Ausdruck.

Kopf
(Quelle: DgM Nr. 26. 1935. Hrsg. Amandus Kupfer. Hinzugefügt)

4. Beiderseits am Seitenkopfe tritt das wirtschaftliche Leben in Erscheinung. Hier laufen Verstandes-, Willens- und Gefühlskräfte von allen Richtungen her unmittelbar über dem Ohre konzentrisch zusammen. Folglich liegt an dieser Stelle auch die größte Anspannungs- und Ausspannungsachse, die elektrische, die zu wuchtiger Tatkraft, zur Ausführung des Willens, des Gefühls oder des Gedachten antreibt.

Da es zwei Hirnhälften gibt und beide der Regel nach verschiedene Aufgaben zu erfüllen haben, sich jedoch stets einander in ihrer Tätigkeit helfend beistehen und im Notfalle nach Möglichkeit füreinander eintreten, so können ein und dieselben geistigen Triebe von beiden Hirnhälften wohl gefördert werden, aber der Regel nach geschieht das nicht. Beide Hirnhälften, die rechte und die linke, arbeiten verschieden. Dieses hat die Experimental-Physiologie einwandfrei festgestellt, wodurch die neue Hirnzentrenlehre begründet wurde. Diese Lehre nimmt an, daß gewisse Körperbewegungen ihre Anreize von gewissen Zentren, welche in der grauen Peripheriesubstanz der Großhirnrinde liegen, erhalten. Die Hirnzentrenlehre ist für die Physiologie ein wertvoller Fortschritt, für Psychologie und Psycho-Physiognomik bedeutet sie einen nur geringen Gewinn. Nach ihr läßt sich überhaupt weder eine Psychologie noch eine Physiognomik begründen oder fördern. Immerhin bleiben ihre bisher entdeckten Tatsachen beachtenswerte Punkte in der Huterschen Psycho-Physiognomik. Wie ich nachgewiesen habe, kommen die Anreize durchaus nicht ursprünglich aus dem Großhirn, folglich auch nicht aus den Großhirnzentren, sondern aus den physiologischen Zentren, den Ganglionen; in diesen laufen die Heliodakräfte der Zellen zusammen, und von hier aus werden sie zum Gehirn geleitet.

Die Hirnzentren sind nur Sammelstationen dieser Ganglionennervenkräfte und –reize, die dort erst ins Bewußtsein treten und besondere psychische Neubildungen verursachen, dann rückwirkend auf die Körperorgane wirken. Ganz ursächlich kommen die Anreize also aus den einzelnen Körperzellen, insbesondere aus den Heliodazentren der Zellen, den Zentrosomen, siehe Abbildung Seite 8!

Tafel I. Entwicklung des Nervensystems aus der Helioda der Zellzentrosomen
Nach eigenen Forschungen dargestellt und gezeichnet von Carl Huter


Die aufgefundenen Großhirnzentren sind jedoch physiologische und keine eigentlichen psychischen Zentren. Sie sind daher für die Psychologie ziemlich belanglos.


Tafel I. Entwicklung des Nervensystems aus der Helioda der Zellzentrosomen
Nach eigenen Forschungen dargestellt und gezeichnet von Carl Huter


Bedeutung und Grenzen der Anatomie (Überschrift hinzugefügt)

Das Sprechzentrum beispielsweise arbeitet nicht für die bewussten Begriffe der Wort, sondern nur für den mechanischen Anreiz der Zunge und des Kehlkopfes, lediglich um Laute und Worte mechanisch zu bilden. Die höheren psychischen Zentren sind nach meiner Überzeugung auf rein anatomischen Wege allein nie zu finden; daher läßt sich auch niemals lediglich durch Anatomie eine Phrenologie oder Psychologie begründen. Die Anatomie kann uns nur eine bedienende Hilfswissenschaft sein, um uns über die Lage und Beschaffenheit der Organe aufzuklären. Sie ist als solche wichtig und unentbehrlich.

Sie ist ein notwendiger Bestandteil der Physiognomik, aber ein weniger wesentlicher der Psycho-Physiognomik. Bei der Psycho-Physiognomik spielen die Naturkräfte, die Lebens- und chemischen und ätherischen Energien, sowie ihre Spannungen, Verbindungen, Polarisationen, Neigungen, Auslösungen und Strahlungen eine weit wichtigere Rolle. Allerdings spielt sich das alles wiederum in oder an den Organen ab. Aber da das alles weit mehr außen an der Körperperipherie und Physiognomie zum Ausdruck kommt, in Gestalt, Form, Farbe und Bewegung, so ist die Physiognomik die eigentliche Grundlage für die Psycho-Physiognomik und Psychologie und nicht die Anatomie. Die Anatomie rückt als reine beschreibende Wissenschaft der rohen materiellen Organe, ohne Berücksichtigung der Kräfte, die darin arbeiten, zu sehr vom Leben und seelischen Empfinden ab. Anatomie ist keine Lebenswissenschaft.

Weit näher steht uns hier wieder die Histologie und ihre Zellehre. Insbesondere liefern die histologischen Forschungs-ergebnisse über die Embryonen und Zentrosomen direkte Grundlagen für die Hutersche Psycho-Physiognomik. Daher kann die Anatomie für den praktischen Psychologen teilweise entbehrt werden, für den wissenschaftlichen jedoch nicht.

Ich möchte daher ebensosehr vor Über- als vor Unterschätzung der Anatomie für die Psycho-Physiognomik warnen. Wenn ich z.B. lehre, und die Erfahrung bestätigt es, daß in einem stark ausgewölbten Hinterkopfe ein starker Wille des Trägers zum Ausdruck kommt, so braucht man dazu keine Anatomiekenntnis, sondern nur diese physiognomische, um dieses immer in ähnlichen Fällen festzustellen.

Habe ich aber die Lage von Mittel-, Klein- und Großhirn und ihren Faserverlauf kennen gelernt, so gibt mir das einen umfangreicheren Wissensstand, den ich der Anatomie zu verdanken habe. Wir sind dadurch in der Lage, uns weit besser über die Entwicklung des geistigen Lebens eine Vorstellung machen zu können.

Die wissenschaftliche oder lehrende Psycho-Physiognomik kann also niemals die Anatomie entbehren. Der praktische Physiognomiker aber kann bis zu einem gewissen Grade ohne sie fertig werden.


Bedeutung und Grenzen der Gallschen Physiognomik für Hutersche Psycho-Physiognomik (Hinzugefügt)

Erst mit der dritten Wissenschaft, mit der Physiognomik und mit einem scharfen Beobachtungs- und Urteilsvermögen lassen sich die Elemente der rationellen Psychologie finden. Erst mit Hilfe der Physiognomik des Kopfes fand Gall seine neue Psychologie, die Phrenologie. Da diese aber nur die Anatomie und Physiologie einschloß und nicht die Physik, Chemie, Mathematik, Ätherlehre, Lebenskraft-, Polaritäts- und Sphären-, Spannungs- und Strahlenlehre, so konnte die Phrenologie unmöglich eine vollkommene Psychologie bringen. Dieses ist erst durch diese Lehre, die alles umfaßt möglich geworden.

Es bleibt daher ein schwerer Mangel in der Gallschen Phrenologie, daß sie weder den Körpertypus, noch den Hals, noch das Gesicht berücksichtigt, und ebenso verfehlt ist es, auch in den Einzelheiten der beiden Kopfseiten die ganz gleichgeistigen Grundkräfte anzunehmen. Wohl ist, wie hier angegeben, im großen und ganzen im Hinterkopf Wille und Tatkraft, im Vorderkopf Auffassung und Verstand, im Oberkopf Gemüt, im Seitenkopf die Wirtschaftlichkeit plastisch konvex zum Ausdruck gebracht. Aber in den Einzelheiten differieren beiderseits die rechte und die linke Kopfseite derart voneinander, daß in der linken Seite vorzugsweise die Liebe, in der rechten die Kraft zum Ausdruck kommt. Siehe die Abbildung: Oberkopf. Dieses ist weder von Gall noch von einem anderen Phrenologen, Physiognomiker oder Psycho-Physiologen, sondern von mir durch Experimente und vergleichende Forschung gefunden worden.


A. Oberhaupt des Menschen und B. Vollendeter Idealmensch nach Anlage, Bildung und Schönheit
    
Tafel  LV. Das ethische Innenleben im Oberhaupt des Menschen und der vollendete Idealmensch

Hat die Physiologie einesteils das nachgewiesen, daß in den verschiedenen Hirnkräften verschiedene physiologische Zentren liegen, so hat diese Psycho-Physiognomik andernteils festgestellt, daß in den verschiedenen Hirnhälften die verschiedenen geistigen Grundtriebe verschieden zum Ausdruck kommen.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1995. Update 8. April 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
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