Menschenkenntnis Lehrbrief V. 12. Teil des Lehrstoffes - Part 57
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

Zwischen diese zwei Entdeckungen fällt nun die reine Irisarealentdeckungen von Dr. Péczely, die mir höchst willkommen war, da sie die meinigen in gewissem Sinne ergänzten.

Durch einen eigenen Zufall wurde mir 1894 die Leitung und Oberaufsicht einer Heilanstalt anvertraut, und nunmehr fand ich umfassende Gelegenheit, alle meine bisherigen Erfahrungen diagnostisch zu erproben und sie mit den ärztlichen Diagnosen zu vergleichen.

Ich schicke diese Darlegung voran, um die Geschichte der Irisforschung vor den Ungehörigkeiten und Verschleierungen zu bewahren, die sich ein den Naturheilkreisen angehörender Broschürenschriftsteller zuschulden kommen ließ.

Die nachfolgenden Erlebnisse werden zeigen, daß ein Forscher und seine Arbeiten bei Nichtbekanntgabe solcher Tatsachen Entstellungen und Verleugnungen seitens unqualifizierter Personen ausgesetzt sein können, denen nicht die Wahrheit und die Achtung vor wissenschaftlichen Forschungen, sondern ganz andere Triebfedern innewohnen, von denen sich der Fernstehende kaum einen Begriff machen kann.

Kanon Iris von Carl Huter
Quelle: DgM Nr. 35. 1935. Hinzugefügt

Es war im Sommer des Jahres 1889, als mich ein Freund gelegentlich einer Erholungsreise zu einem Gelegenheits-schriftsteller im Rheinlande führte, welcher diesen, wie er mir sagte, dazu bewogen hatte, sich von meinen Forschungen persönlich bei mir Kenntnis zu holen, um in Artikeln empfehlend darauf hinzuweisen.

Dieser merkwürdige Interessent entwickelte bei dem damaligen Besuch ein langes Frageregister und wußte die Unterhaltung schließlich auf annähernd sechs Stunden auszudehnen, was durch den Umstand begünstigt wurde, daß während dieses Besuches ein schweres Gewitter eintrat, wodurch man sozusagen festgeregnet war. Seinen Zweck, alles mögliche zu erfahren, erreichte er nicht, da ich mir inzwischen ein Urteil über die wissenschaftliche und moralische Qualifikation dieses Mannes gebildet hatte, das er später durch seine Taten vollauf bestätigt hat. Doch glaubte ich ihm einiges über solche Originalforschungen mitteilen zu dürfen, die derart mit meiner Heliodaentdeckung verbunden sind, daß es wohl kaum möglich sei, diese zu umgehen. Ich erzählte, wie ja auch mein Freund später amtlich bekundet hat, außer über Gesichts-, besonders viel über meine Augenforschungen, insbesondere über den Zusammenhang der Iris mit den inneren Körperorganen, und daß ich die Lebenskraft Helioda als den Träger und Vermittler der Beziehungen der Körperorgane zum Gehirn und zu den Augen festgestellt habe.

Ich zeichnete und skizzierte hierbei verschiedenes über die Augen und Irisareale, sowie über die Körperregionen auf Papier. Ich kam auf die Polaritätsneigungen des Magnetismus, der Elektrizität, der Helioda und des Odes zu sprechen. Beim Abschied versicherte mich der Mann seines Dankes und auch, daß er für die Sache nach Kräften eintreten werde.

Ich empfahlt ihm, falls er in Aufsätzen etwas zu veröffentlichen gedächte, mir zuvor das Manuskript einzusenden, da ohne ein tiefergehendes und langandauerndes Studium das Gebiet zu schwierig sein, um ohne weiteres öffentlich damit hervortreten zu könne.

Da ich jedoch größere Werke in Vorbereitung hatte, so machte ich den Vorbehalt, daß er ohne meine Genehmigung nicht meine Entdeckungen in breiterer Form behandeln möchte, weil niemand besser als der eigenen Forscher über seine Sache berichten kann.

Einige Zeit später erfuhr ich, daß dieser Mensch gerade in den Kreisen, in denen er mich durch einen Vortrag über meine Irisforschungen einzuführen versprochen und mit denen ich bereits von anderer Seite her gute Verbindungen gewonnen hatte, meinen Einführungsvortrag durch sonderbare Manipulationen zu hintertreiben versuchte, um selbst einen Gratisvortrag über das gleiche Thema anzubieten. Mein Honorarvortrag unterblieb, der seine fand statt. In diesem hat er meine Forschungen geflissentlich verschwiegen. Die Annahme dieses Gratisvortrages von einem Laien seitens jenes Verein erklärt sich daraus, daß der betreffende Verein kein wissenschaftlicher war, für die Wissenschaft war also dadurch nichts verloren. Ungefähr zwei Jahre später erschien von dem Betreffenden eine Broschüre über Krankheitsforschungen aus den Augen. In dieser Schrift waren Péczely, Linjequist usw. angegeben.

Von mir und meiner Unterredung, die er seinerzeit so sehnlichst herbeigewünscht hatte, um in diese Materie einzudringen, war auch nicht mit einer Silbe die Rede. Die Broschüre hatte den Zweck, auf den Leser den Eindruck hervorzurufen, als ein der Verfasser der Originalforscher, welcher die Augendiagnose weiter ausgebaut habe.

Ferner hatte der Verfasser an Stelle der Lebenskraft Helioda ganz willkürlich das Od, das auch den Kristallen anhaftet, gesetzt. Jeder muß sich nun willkürlich fragen, was hat die Kristall- und Gesteinskraft „Od“ mit dem lebendigen menschlichen Auge zu tun, indem doch in erster Linie keine andere, als die Lebenskraft am höchsten zu Geltung kommt – und demselben sowohl Ausdruck, als auch Form und Merkzeichen verleiht? – Welche Gründe haben diesen Mann bewogen, mit dem Reichenbachschen Ode, das Reichenbachs Sensitive gerade in den Augen nicht gesehen haben und das Reichenbach selbst nachdrücklich als keine Lebens- und Seelenkraft bezeichnet hat, die Lebenskraft Helioda verdrängen zu wollen? Jener Broschürenschreiber hat selber nie das Od gesehen! Für das Vorhandensein der Helioda habe ich durch Erfahrungen und Experimente, die diesem Manne bekannt waren, die Beweise erbracht.

Auch die Wissenschaft hat durch die Zell-Zentrosomen Grundlagen dafür gegeben, für das Od hat sie noch keine sicheren Anhaltspunkte, geschweige denn Beweise erbringen können. Die Broschüre enthielt die gröbsten Fehler.

Auf diese merkwürdige Handlungsweise und die Irrtümer aufmerksam gemacht mit der Ermahnung, der Verfasser hätte besser getan, sich zuvor eingehender mit den Elementarlehren der Psycho-Physiognomik in meinem Unterrichtsinstitut vertraut zu machen und sich an die wirklichen Tatsachen zu halten, gab derselbe eine zweite Broschüre heraus, in welcher die begangenen Fehler keineswegs verbessert waren, auch kein Wort der Entschuldigung gebracht wurde. Dafür zeichnete sie sich durch weitere Fehler nebst zahlreichen Unwahrheiten aus. Sodann hatte der Her Verfasser mir ein ganzes Schlußkapitel gewidmet, worin er sich eifrig bemühte, mich und meine Forschungen durch entstellte und unwahre Darstellungen verächtlich zu machen. Die Beleidigungen und Entstellungen waren derart, daß ohne Einschreiten mit dem Strafparagraphen sich dieser Mann schwerlich zu einer Abänderung seiner Handlungen verstanden hätte. Vor Gericht gestellt, wurde er dann recht kleinlaut, er nahm seine Beleidigungen zurück und versprach, dieselben aus seiner Schrift auszumerzen. Da ich von der Bestrafung dieses Mannes in Rücksicht auf seine Frau und Kinder absah, so ließ ich damit die Sache auf sich beruhen. Der nächste sonderbare Dank dafür war, daß er sich mit neuen Beleidigungen und vergeblichen Zeugenbeeinflussungsversuchen, sowie mit den Worten verabschiedete, in Zukunft meine Forschungen totschweigen zu wollen.

Hätte der Mann seine Torheiten totgeschwiegen und meine Wahrheiten bekanntgegeben, so hätte er sich den Dank der Mit- und Nachwelt erworben. Diese Einsicht scheint ihm aber gänzlich zu fehlen, und man muß ihn gewähren lassen, sich weiterhin so gut, als er kann, bloßzustellen. Kann jemand nicht anders, als wissenschaftliche Forscher und ihre Wahrheiten entweder verschweigen oder entstellen, so tut er natürlich besser, er schweigt.

So ungern ich näher auf die Verwirrungen, die jener Laie in der psychophysiognomischen Augenforschung durch seine Broschüren angerichtet hat, eingehe, so gebietet es doch meine Gewissenspflicht, wenigstens die gröblichsten Unrichtigkeiten zu berichtigen.

Der Mann hat die unglaubliche Dreistigkeit gehabt, in seiner Broschüre zu behaupten, er habe keine Unterredung mit mir über Irisforschungen gehabt, und hat ausgelobt, dieses mit einem Eide bekräftigen zu wollen. Vor Gericht gab er die Möglichkeit der Unterredung zu, will aber alles vergessen haben. Der Hauptzeuge B., der mich extra zu diesem Zwecke zu ihm hingeführt hatte, hat diese Unterredung auf 4 bis 5 Stunden amtlich beglaubigt. Auf die Frage des Richters, aus welcher Quelle er denn geschöpft haben, antwortete dieser nie verlegenen Herr: aus Reichenbachs Odlehre. Nun hat aber Reichenbach in keinem seiner Werke über die Krankheitszeichen der Iris und deren Zusammenhang mit den inneren Körperorganen, weder mit einem Satze, noch mit einer Abhandlung, etwas geschrieben, auch keine Bilder darüber gebracht.

Zu Reichenbachs Lebzeiten waren überhaupt diese Iriszeichen noch nicht bekannt. Erst mehr als dreißig Jahre später, als Reichenbach seine Werke schrieb, ist zum ersten Male von Péczely über diese Art Iriszeichen etwas veröffentlicht worden, und erst aus Dr. Schlegels, sowie Linjequists Schriften und am ausführlichsten von mir persönlich hat er etwas darüber erfahren können.

Den Gipfelpunkt der Verwirrung erreichte er nun mit der aus der Luft gegriffenen Erfindung, die Reichenbachsche Bezeichnung „Od“ sei von mir durch das Wort „Helioda“ ersetzt worden. Also um die Lebenskraft Helioda umgehen zu können, suchte er dem Publikum einzureden, Helioda sei Od und Od Helioda. Wer meine Lehre und die Lehren des Histologen über die Zentrosomen kennt, weiß längst, welche Nichtigkeit solchen unwahren Behauptungen innewohnt. Die hervorragenden Forscherarbeiten unserer großen Histologen verschweigt aber der Mann geflissentlich seinen Lesern und sucht die Ärzte und die wissenschaftliche Forschung in ein recht übles Licht zu stellen. Bekanntlich sind beide Kräfte, Od und Helioda, in ihrem Wesen und in ihrer Wirksamkeit grundverschieden.

In diesem Werke sind so zahlreiche Darstellungen über Od, Helioda und alle Naturkräfte gebracht, daß wohl in Zukunft allen Irreführungen durch klare Darstellung vorgebeugt ist. Aber ich habe auch seinerzeit jenen Mann schon dahin belehrt. Wie kann nun jemand die Wahrheit, das Gute einer Sache vergessen und dafür Unwahrheiten in die Welt setzen? Warum kein liebevolles Studium der Wahrheit?

Jene üble Broschüre hatte mir der Verfasser mit einem roten Streifen zugesandt, welcher die Aufschrift trug, Herr Sanitätsrat B., sei mit dem Inhalte derselben einverstanden. Eine Anfrage bei diesem Herrn brachte mir die freundliche Nachricht, daß auch dieses unwahr sei, der Herr Sanitätsrat B. habe vielmehr dem Betreffenden wiederholt verboten, seinen Namen zu mißbrauchen. Also auch einem hochangesehenen Arzte gegenüber hatte der Mann sich nicht gescheut, ihm übel mitzuspielen. Bezüglich der Fehler jenes Laien gegenüber der Sache selbst möchte ich kurz erwähnen, daß er wichtige Lebensorgane, wie beispielsweise die Bauchspeicheldrüse, die Schilddrüse und andere Dinge, gar nicht anführt, daß er die Gebärmutter, für die es nur einmal in der rechten Iris das Zeichen gibt, zweimal, also auch in der linken, angegeben hat. Magnetische, elektrische, ätherische, chemische und Wärmeachsen und Pole, die im menschlichen Körper liegen, bestehen für ihn ebensowenig, wie die Lebenskraftachse der Helioda und ihre Pole. Bei ihm ist alles Od, von den Augenachsen weiß er nicht, wo sie liegen; er nennt dafür einige ihrer Halbmesser Speichen. Irisspeichen gibt es überhaupt nicht; es ist das nicht nur eine wissenschaftliche Ungeheuerlichkeit, sondern auch eine Sprachwidrigkeit.

Wieweit das praktische Können ganz entsprechende diesen theoretischen Irrungen und im Gegensatz zu den prahlerischen Anpreisungen geht, möge man daraus entnehmen, daß dieser sonderbare Broschürenschreiber der Aufforderung eines Arztes gegenüber, seine Behauptungen durch einen öffentlichen Wettkampf über das Diagnosestellen zu beweisen, nicht nachgekommen ist. Wozu nun all dieser Lärm, wenn nichts dahinter steckt? Nun, mein laienhafter Gegner ist Anhänger der Hypnose, das genügt, und damit mag dieser Fall für die Mit- und Nachwelt erledigt sein. Vielleicht führt ihn das doch noch einmal zu der Einsicht, daß er sich in seinem besseren Teile wiederfindet und einsehen lernt, daß ohne die Grundlagen der Huterschen Psycho-Physiognomik keine Form und kein Leben und am allerwenigsten die Polarität im menschlichen Körper, sowie die Achsenlagen der Iris befriedigend erklärt werden können. Verschiedene dieser unangenehmen Eigenschaften hatte ich diesem Manne gleich am Gesichte abgelesen, daher meine Reserviertheit, im weiteren ließ ich es daher darauf ankommen, ich behielt recht. Der mir zugefügte Schmerz bewirkte aber die höchstmögliche Vollendung dieser Arbeit. Da nun alles Unangenehme und alles Leid, was jemand verursacht, auf denselben wieder zurückfällt und durch Entstellungen oder Verschweigungen keine Wahrheiten aus der Welt geschafft werden können, auch weder mit Hypnosekünsten noch mit Massensuggestionen das Gute unterdrückt werden kann, so wird auch diese Lehre ihren Weg in die Herzen aller guten Menschen finden.

Meine lieben Leser werden es nun verstehen, wie es kommt, daß ich in diesem Werke ein Gewicht darauf gelegt habe, dass das von mir Entdeckte und Erforschte überall deutlich angegeben ist, und daß ich mein geistiges Eigentum mehr als früher zu schützen bestrebt war. Es geschah bei meiner mir angeborenen mehr bescheidenen Natur manchmal nicht ohne inneres Widerstreben, aber diese und einige andere recht bittere Erfahrungen machten es mir zur Pflicht, deutlich und bestimmt meine Originallehre, meine Entdeckungen und meine Entwürfe zu kennzeichnen, um der reinen Wahrheit willen, der ich mit meinem ganzen Leben gedient habe. Ich möchte jedem Studierenden mit allen diesen Wahrheiten nützen, aber auch jeden vor üblen Einwirkungen und Wahrheitsentstellungen, denen er oft unbemerkt von solcher Art von Menschen, wie der hier soeben geschilderte Fall einen zeigt, ausgesetzt sein kann, ein für allemal bewahren.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1995. Update 9. April 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
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