Menschenkenntnis Lehrbrief I. - Part 7
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

5. Unterredung

25. Wie stellt sich Carl Huter zu Materie und Geist?

C. Huter nimmt an, daß die Attribute des Geistigen dem Stoffe in einer Art Schlummerzustand innewohnen, und daß das geistige Erwachen mit dem ersten organischen Leben, mit der Zelle, seinen Anfang nimmt. Das individuelle Geistige ist nach seiner Ansicht aus dem universellen Stoffe geboren.


26. Woher ist der Stoff entstanden?

Aus mindestens zwei großen Welt-Energien.


27. Woher ist der Geist entstanden?

Aus den Ur-Energien der Welt, die dem Stoff die Kräfte gaben, aus denen sich organisches Leben bilden konnte. Mit dem organischen Leben nahm das individuell Geistige seinen Anfang. Das individuell Geistige auf unserer Erde ist aus dem Stoffe geboren, durch wechselwirkenden Austausch von befruchtender Lichtstrahlung und empfänglicher Stoffmasse, und zwar an der Peripherie des Erdkörpers, wo die Bedingungen des organischen Lebens gegeben sind.


28. Haben andere Weltenkörper als unsere Erde auch individuelle geistige Wesen?

Alle Weltenkörper, auf deren Oberfläche die Bedingungen zum organischen Leben vorhanden sind, besitzen auch organische Lebewesen.


29. Was lehrt die Hutersche Psycho-Physiognomik über Unsterblichkeit von Kraft und Stoff?

Huter lehrt, daß alle in der Welt vorhandenen Mengen von Kraft und Stoff keine Verringerung in ihrer Energie und Masse erfahren, dass aber bei allen anorganischen Dingen und Kräften vollständige Umwandlungen bei völliger Auflösung der vorhergehenden Erscheinungsform vor sich gehen. Demnach können sich Eisen, Schwefel, Sauerstoff usw. vollständig in einen anderen Stoff umbilden, genau so, wie sich Licht in Wärme und Wärme in Elektrizität umbildet.

Da eine chemische Stoffmasse, z.B. Eisen, oder eine Naturkraft, z.B. Wärme, keine geistige Individualität ist, so kann bei diesen Dingen auch nicht von individueller Unsterblichkeit die Rede sein. Das Spektrum zeigt bei Entstehung von Weltenkörpern die Entstehung der Elemente, zuerst entstehen Wasserstoff und Sauerstoff, dann Stickstoff und Kohlenstoff usw. Die Elemente bilden sich also aus Urschöpfung, wahrscheinlich aus dem Weltäther durch uns noch unbekannte elektromagnetische und elektrochemische Vorgänge. Bei Auflösung von Weltenkörpern im Himmelsraume geht den Astronomen jede Spur von den Elementen desselben verloren. Also ist eine Rückentwicklung in Äther die Folge bei diesen Auflösungsvorgängen. Die chemischen Elemente lösen sich zuvor in Elektro-Atome und diese unendlich in Äther auf.


30. Was lehrt Huter über die Unsterblichkeit des organischen individuellen Lebens?

Huter nimmt an, da mit der höher entwickelten Zelle das individuelle Leben mit offenbarem Lebenswillen, mit Empfindungs- und Entwicklungsfähigkeit durch bekannte (geschlechtliche) und unbekannte Urzeugung mit dem ausgesprochenen Charakter als individuelle Lebensform, als Seele, entstanden ist, an, daß nach dem Gesetz der Erhaltung der Kraft dieses individuelle Sein als Individuum kein Ende nehmen kann; es ist also individuell unsterblich.


31. Wie erklärt sich Huter die Unsterblichkeit, da doch alles organische Leben scheinbar ein Ende nimmt?

Huter hat nachgewiesen, daß in jedem beseelten organischen Lebewesen drei tieferliegende Grundkräfte walten, welche als verfeinerte Extraktivstoffe beziehungsweise Kräfte, die sich in dem materiellen Körper bildeten, die unsterbliche Einheit der Seele darstellen, die den materiellen Tod überlebt.


32. Tragen alle organischen Lebewesen diese Unsterblichkeitskräfte in sich?

Gewiß alle, von der Zelle anfangend: Pflanzen, Tiere, Menschen; es herrscht in der organischen Welt das aristokratische Lebensprinzip: das Niedere dient dem Höheren. Das höhere seelische Prinzip in der Zelle lebt vom Zellstoff; auch der menschliche Geist zehrt von den Kräften, die sich im Körper bilden. Aber auch nebeneinander leben die höheren von den niederen Energien und Organismen. Die Pflanze lebt von Luft, Licht, Mineralien und Erden, das Tier von den Pflanzen, der Mensch von Früchten usw.

Unsterblich ist aber nicht die unvollendete Zelle, auch nicht die Zelle, die als Glied einem Ganzen dient.


33. Wenn dem Stoff die Attribute des Geistigen innewohnen, wie erklärt sich dann die völlige Umwandlung desselben?

Die geistigen Energien des Stoffes sind unsterblich, sie gehen nicht verloren, sie bleiben allen Kräften und Stoffen in der Natur als ewige Begleiter anhaftend, mögen sich die Kräfte noch so oft umbilden.

Es sind sozusagen schlafende Energieformen als Teile der weltseelischen Urkräfte, die das ganze Weltall durchdringen.


34. Welche Anhaltspunkte hat man dafür, daß sich die Stoffe, wie Eisen usw., umbilden, resp. neubilden?

Beispiele von völliger Auflösung wie auch Neubildung von Stoffen, selbst den festesten, wie z.B. Eisen, sind:

Durch Rosten löst sich Eisen nach und nach völlig in feuchter Luft in Tausenden von Jahren auf; die Veränderung der Quantität eines Stückes Eisens, in feuchte Erde gelegt, kann jeder beobachten.

Desgleichen wächst das Eisen aus Nichteisen, aber dem Eisen naheliegendem Muttererz, ein Vorgang, den jeder erfahrene Bergmann kennt.

Auch im Wasser, wo kein Eisen chemisch nachweisbar ist, bilden sich in den Fischkörpern Eisen, Schwefel, Phosphor, Kalk usw völlig neu durch uns noch unbekannte Naturvorgänge.


35. Welche Beweise hat man für die drei individuellen Lebenskräfte?

Huter hat durch Beobachtung, Logik und Experiment die drei Lebenskräfte Lebensmagnetismus, Medioma (Od) und Helioda in ihrem Verhältnis zueinander nachgewiesen und bringt in seinen diesbezüglichen Demon-strationsvorträgen fortlaufend die Beweise von diesen Kräften.


36. Hat man für die individuelle Unsterblichkeit der Seelenindividualität noch mehr Beweise als lediglich die logische Schlußfolgerung?

Allerdings gibt es viele Beweise aus dem Leben der Natur dafür, sowie aus den uns noch wenig bekannten Vorgängen, die überall und zu allen Zeiten über die Unsterblichkeit der Seelen beobachtet worden sind und auch heute noch von jedem Forscher, der sich ehrlich mit Okkultismus beschäftigt, beobachtet werden können.


37. Wohin strebt denn die unsterbliche Seele?

Die unsterbliche Seele, die den materiellen Tod überlebt, strebt nach Glückseligkeit; um aber diese zu erlangen, muß sie vollkommener werden, denn ohne innere aufsteigende ethische Entwicklung zum Weisen, Guten und Göttlichen gibt es kein dauerndes Glück.


38. Wodurch unterscheidet sich die neue Unsterblichkeitslehre von der alten?

Diese neue Unsterblichkeitslehre unterscheidet sich von der alten durch die gefundene Wahrheit, daß nicht nur der Mensch eine unsterbliche Seele hat, sondern auch das Tier, die Pflanze, die Urzelle und die Stammzelle.

Sie unterscheidet sich ferner dadurch von der alten Lehre, als sie lehrt, daß aus innerer Selbsterlösungs-Energie, aus dem Streben zur höchsten Vollkommenheit, diese erreicht wird, daß also, wer glücklich werden will, es auch endlich durch seine Selbstarbeit wird. Eine ewige Verdammnis gibt es für das ewig gewollte Böse; da aber keine Seele ewig das Böse will und aus Selbstinteresse in kurzer oder ferner Zeit das Gute erstrebt, weil es Bedingung zur Seligkeit ist, so steht jedem Lebewesen endlich in höchster Entwicklung, die erst lange nach dem irdischen Tode erfolgen kann, die Möglichkeit der Erlangung einer himmlischen Glückseligkeit offen.

Daraus folgt, daß wir außer den nötigen materiellen Lebensgütern in diesem Leben auch die idealen für das Diesseits und Jenseits sammeln müssen.


39. Was versteht Huter unter Sammeln idealer Lebensgüter?

Das Suchen nach Wahrheit, Weisheit und Gerechtigkeit und das Streben zur geistigen Freiheit, das ist das Abschütteln aller irrigen Ideen und Meinungen und die Übung im Wohltun und in gute Handlungen, die Andacht und Verehrung für das Höhere, dem wir uns ergeben wollen, und die Verschönerung unseres Körpers, unserer Seele und auch unserer sozialen Lebensverhältnisse auf unserer Erde.


6. Unterredung

40. Warum ist ohne Zellenkenntnis keine wissenschaftliche Menschenkenntnis möglich?

Da alles individuelle organische Leben, also auch wir Menschen, aus Zellen entstanden sind. Ohne Kenntnis der Lebensgesetze der Zelle bleibt alle Menschenkenntnis nur Stückwerk.


41. Waren denn alle die großen Philosophen, Religionsstifter, Dichter, Künstler, Ehtiker, Staatsmänner, Psychologen, Phrenologen, Ärzte, Theologen und Pädagogen keine vollkommenen Menschenkenner?

Nein; das kam daher, weil die große Wahrheit, daß alles individuelle Leben aus der Zelle entstanden ist, erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckt wurde; die Philosophen, Propheten und Forscher vor dieser Zeit haben auch nie auf dem Wege der Offenbarung Kenntnis von diesen Tatsachen erhalten.

Von den neueren Ethikern, Dichtern, Forschern, Theologen, die nach der Entdeckung der Zelle als Urlebensform gelebt haben und noch leben, hat keiner die Bedeutung der Zelle und auch nicht die Wesenheit der Zelle in der Art erkannt wie Carl Huter; daher beginnt mit der Huterschen Psycho-Physiognomik eine ganz neue Welt- und Lebensanschauung.


42. Wird dadurch nicht vieles der dogmatischen Religionslehren der Kirchen verdrängt werden? Und wird an deren Stelle auch Besseres gesetzt?

Selbstverständlich werden die bestehenden religiösen Irrtümer beseitigt, aber nicht die Religion. Im Gegenteil: durch Carl Huters Psycho-Physiognomik kommt die Zukunftsmenschheit zu einer höheren, reineren religiösen Anschauung, und zwar auf den Grundlagen der modernen Naturwissenschaft.

Da hierdurch der Widerspruch, der heute zwischen Religion und Wissenschaft herrscht, aufhört, so kommt man durch die Hutersche Lehre zur reinen, freien, natürlichen Religion und zur Harmonie mit dem Innern der Seele und mit dem Äußern der Welt.


43. Gibt es nur eine Grundform des Lebens, oder gibt es mehrere?

Huter weist 12 Zellarten nach; diese sind aber nicht alle primäre Grundformen, sondern nur wenige davon sind als individuelle Lebensanfänge mit unsterblicher Energie zu betrachten.


44. Welche von den von Huter angeführten 12 organischen Grundformen zeigen die primären Merkmale der seelischen Individualität, die unsterblich und entwicklungsfähig sind?

Als vollgeistige Individuen sind auch solche einzellige Lebewesen zu betrachten, die die drei wichtigsten Lebensorgane besitzen, nämlich außer Zellfleisch oder Protoplasma auch einen Zellkern mit einem Lebenskeim und seiner äußeren Umhüllung; außerdem hat eine vollwertige Lebenszelle auch ein kräftiges Peripherieorgan, eine Zellhaut, welche das ganze äußere Zellfleisch umschließt.


45. Wie können sich die Zellen vermehren?

Durch Teilung oder Sporenbildung, durch ungeschlechtliche Selbstzeugung und durch geschlechtliche Fortpflanzung.


46. Welche Zellen tragen die Unsterblichkeit in sich und welche, aller Wahrscheinlichkeit nach, nicht?

Alle geschlechtlich erzeugten Zellen tragen die Unsterblichkeitsenergie bestimmt in sich. Auch solche Zellen, die durch fremde Sporen befruchtet wurden; hier wird das geschlechtliche Prinzip ersetzt.

Zellen, die sich ungeschlechtlich vermehren, oder Sporen ein und derselben Zelle ohne Verbindung mit andern, scheinen keine Unsterblichkeitsenergie in sich zu tragen. Das Geschlechtliche, oder die Vereinigung zweier gegensätzlicher beziehungsweise unterschiedlicher Kräfte zur Einheit des Lebens ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Grundbedingung der Unsterblichkeit.

Ungeschlechtlich gezeugte Zellen haben eine zeitliche Lebens- Seele, aber keine geistige Unsterblichkeitsseele.


47. Wenn aber die Lebenskräfte Magnetismus, Medioma (Od) und Helioda unsterblich sind und diese Kräfte jeder Zelle innewohnen, aus welchen Gründen erklärt es sich dann, daß trotzdem manche Zellen nicht un-sterblich zu denken sind?

Gewiß fehlt solchen Zellen, die nicht unsterblich sind, die höchste dieser drei Kräfte, die Helioda, in überwiegender Kraft; die beiden andern, Magnetismus und Medioma, können sich zurückbilden, solange die Helioda nicht beide Lebenskräfte, den Magnetismus und den Seelenstoff Medioma, fest verbunden hat.


48. Wenn alle geschlechtliche Zeugung eines neuen Lebewesens den Anfang zu einer unsterblichen Lebensenergie gibt und damit den Keim des Göttlichen schuf, ist dann nicht alle geschlechtliche Zeugung der höchste religiöse Akt in allen Lebensbetätigungen?

Gewiß ist nach Huters Lehre die geschlechtliche Zeugung, die in inniger Liebe mit weiser Gatten- oder Zucht-wahl und in heiliger Form vor sich geht, die heiligste Handlung im Leben.


49. Warum ist die geschlechtliche Zeugung als ethisch und religiöse Handlung aufzufassen?

Eine ethische Handlung soll es darum sein, weil die Erzeuger ein Stück von ihrem eigenen geistigen und körperlichen Ich in das Kind verpflanzen und verschmelzen; hierzu ist höchste seelische Liebe beider Gatten zueinander mit dem übereinstimmenden Willen, ein neues Wesen zu zeugen, ebenso die gegenseitige Pflicht, als auch die vorherige Läuterung und Anspornung der Seele zu allem Guten Bedingung sein muß; dieses sind Pflichten, deren Erfüllung sie auch dem werdenden Kinde schuldig sind. Geschlechtsakte ohne diese ethischen Grundlagen sind schwer zu verantwortende Handlungen.

Da also die Erzeuger am Leben des Kindes schuldig sind, so sollen sie sich zum Zeugungsakte längere Zeit durch gesundes, körperliches Befinden, sowie ungestörtes Alleinsein mit edelstem Denken und Empfinden vorbereiten. Die Verschönerung ihrer Körper, Seelen und Umgebung müßte vorhergehen.

Religiös ist der Zeugungsakt dadurch, als ein neues Leben, das den Gottesfunken trägt, von den Erzeugern erschaffen wird; je edler sie dieses Leben schaffen, desto gottähnlicher und entwicklungsfähiger wird es. Zeugungsakte können im naturwidrigen Sinn die größten Verbrechen, in richtig natürlicher Art die heiligsten Handlungen sein.


50. Gibt es eine vorbildliche Zeugungsethik?

Leider nicht, im Gegenteil; es wird ehelich wie außerehelich gleichviel von beiden Geschlechtern teils aus Unkenntnis, teils auch dem guten Gewissen entgegen gesündigt. Man läßt die Menschen über die heiligsten Handlungen ihres Lebens in völliger Unwissenheit, und manche Religionen und Sekten fassen alles geschlechtliche Zeugen als etwas Gemeines, Sündhaftes auf.

Auf keinem Gebiete des Lebens herrscht größere Unkenntnis, mit unedlem Empfinden gepaart, als auf diesem. Man bildet sich ein, eine vom Staat oder der Kirche geschlossene Ehe genüge zum sittlichen Geschlechtsverkehr.


51. Wie kann das anders und besser werden?

Durch die Psycho-Physiognomik; durch diese Wissenschaft lernen wir die Wahrheit über den Zweck des Lebens kennen, und auf Grund dessen hat Carl Huter eine neue Ethik über Liebesleben und Ehegemeinschaft geschaffen, was ein Teil der Kallisophie ist.


52. In welchen Organen der Zelle treten die drei verschiedenen Lebenskräfte auf?

Der Lebensmagnetismus ist besonders im Zellfleisch wirkend, sie tritt jedoch auch im Kern und in der Haut auf und umgibt den Zellkörper als Atmosphäre.

Die Helioda ist im innersten Zellkern, im Keimkern, und in den Peripherieorganen am wirksamsten auftretend, im ersteren als Impuls, im letzteren als Handlung; sie kann aber auch auf weite und nahe Entfernung strahlenartig wirken.


53. Wie ist das Wesen dieser Seelenkräfte genauer zu erklären?

Der Lebensmagnetismus individueller Einheit bewirkt die Konzentrierung der Kräfte.

Diese höhere einheitliche Lebenskraft trägt die Energie der Erhaltung und Kräftigung des Individuums in sich.

Die Medioma hingegen ist als einheitliche Materie in sehr feingasigem ätherischem Zustande zu denken, die alle materiellen Energien der Stoffe des Zellkörpers in sich zu höheren Stoffeinheit aufzulösen sucht, und alle anderen grobmateriellen Stoffe bekommen durch sie die Verdauungsfähigkeit und materielle Dienstfähigkeit zum Körperaufbau und zur organischen Entwicklung des Zellindividuums.

Die Helioda aber ist die dem Lebensmagnetismus und der Medioma polarliegende Lebensstrahlkraft, die die Kraft vom individuellen Magnetismus und von der individuellen Medioma in bedeutend erhöhter Form verfeinert in sich vereinigt hat, eine neue Kraftform darstellt und dadurch die höchste geistige Energie in sich verkörpert; die Helioda kann nach innen und nach außen strahlen, sie kann sich alle physischen und materiellen Stoffe und Kräfte im Körper untertan machen, sie kann in allen Variationen geistige Kräfte entwickeln, und sie ist die Schlüsselkraft zur Unsterblichkeit und zu geistiger Höhenentwicklung.

Die Helioda ist das göttliche Prinzip in der Zelle, in allem Leben, also auch im Menschen.


54. Da eine Stammzelle noch keine Nerven hat und doch alle geistigen Grundlagen mit der Zeugung erhielt, ist dann noch die Annahme der Phrenologen, Physiologen und Anatomen aufrecht zu erhalten, daß das geistige Leben ans Nervensystem und ans Gehirn gebunden sei?

Bedingungsweise ist diese Annahme auch fernerhin richtig, denn Gehirn und Nerven sind ein höher fortgeschrittener Organismus, wie z.B. auch beim Menschen die sexuellen Organe, wo sich Helioda entwickelt; diese haben daher am geistigen Leben den bedeutendsten Anteil.

Gehirn und Nerven sind aber nicht die ausschließlichen Seelenorgane, außerdem sind Organe nur Werkzeuge der höher treibenden Kraft, nämlich der Helioda.


55. Von welchem Zeitpunkt an hat der Anfang unseres Lebens mit unsterblicher Energie begonnen?

Mit dem Moment der Befruchtung der mütterlichen Eizelle mit einer väterlichen Samenzelle, von diesem Zeitpunkt an hat unser Leben einen geistigen Anfang genommen. Alle Anlagen unseres Körpers und Geistes lagen in der befruchteten Zelle, aus der wir uns weiter als Kind entwickelt haben. Alle Lebenskeime lagen schon lange vor unserer Geburt bei Beginn des Lebens in der befruchteten Zelle vor. Herz, Nerven, Knochen, Muskeln, Verdauungs- und Atmungsorgane haben sich aus den Keimen, die in der Stammzelle lagen, entwickelt.


56. Wie erklärt es sich, daß die innen verborgenen körperlichen und seelischen Kräfte äußerlich zum Aus-druck kommen?

Weil Leben Sich-betätigen = Entwickeln heißt. Alle Betätigung ist eine doppelte, eine innere und eine äußere. Es kann aber eine Betätigung wohl vorzugsweise äußerlich oder vorzugsweise innerlich sein, aber an aller innerer Betätigung nehmen die äußeren, an aller äußeren die inneren Organe mit Anteil.

Die ganze Entwicklung aus der befruchteten Eizelle im Mutterleibe zeigt diesen Vorgang, nämlich, daß sich zugleich mit den inneren Organen äußere Organe bilden, worin gewissermaßen diese inneren Organe münden.


57. Gibt es noch andere Beweise dafür, daß sich an der Körperperipherie die inneren Eigenschaften offenbaren?

Gewiß, denn ein weiterer Beweis ist der, da jedes Lebewesen, also auch jeder Mensch, nur aus der befruchteten Stammzelle seinen Lebensanfang genommen hat, und da bei der Entwicklung aus der Mutterzelle sich Tochterzellen bildeten und alle Tochterzellen von sämtlichen körperlichen Stoffen wie auch von sämtlichen geistigen Kräften der Mutterzelle die gleichen Teile mitbekommen haben, wenn auch differenziert, so geht durch die ganze Entwicklung und millionenfache Zellenbildung bis zur Geburt und später bis zum vollendeten Lebenswachstum ein einheitliches Leben und Weben.

Wie alles Äußere, so ist auch alles Innere im Menschen. Ein Widerspruch kann das nicht sein, weil ja das Einheitsprinzip durch die ganze Entwicklung und durch das ganze Wachstum, Leben und Sich- Betätigen hindurchgeht.


58. Gibt es noch ein Kardinal- oder Grundgesetz für die psychophysiognomische Lehre?

Das wichtigste Naturgesetz, das Carl Huter entdeckt hat, und das als Beweis für seine Lehre dient, ist die Tatsache, dass alle innere Lebensbetätigung im Äußern endet, folglich dort ihre Merkmale zurück läßt, daß aber auch alle Einflüsse von außen her auf unser Individuum bei der Peripherie anfangen und in den Zentralorganen enden.

Demnach wird die Peripherie bei allen Lebensreizen immer in Mittätigkeit versetzt, gleichviel, ob sie von außen oder von innen kommen.

Durch die wechselwirkenden Beziehungen zwischen Individuum und Universum ist die Peripherie der Hauptkreuzungs-punkt; von der Fähigkeit des äußeren Gehör-, Geruchs-, Geschmacks-, Gesichtsorganes, von der Art der Empfindungsfähigkeit der äußeren Nerven hängt die Art der inneren geistigen Tätigkeit und Entwicklung mit ab, und wiederum endet jeder innere impulsive Vorgang des geistigen Hörens, Sehens usw. in den Peripherieorganen, in den Ohren, Augen usw.; folglich spiegelt das Äußere, die Physiognomie, das Psychische und materielle Innenleben des Körpers in äußerlich erkennbaren Merkmalen wider.


59. Weshalb sind die größten Naturforscher Physiognomiker?

Weil nur durch die Feinheit, Schärfe und Ausdauer der Beobachtung des Äußeren der Dinge das Wesen derselben, die tiefere Wahrheit, gefunden werden kann. Ohne scharfes physiognomisches Sehen gibt es keinen Fortschritt in der Naturwissenschaft.


9. Unterredung

60. Welches sind die bedeutendsten Naturforscher der neueren Zeit, die die Existenz der Zelle nachgewiesen haben?

Es verdienen Matthias Schleiden in Jena als Entdecker der Planzenzelle und Theodor Schwann in Berlin als Entdecker der Tierzelle ums Jahr 1838 die größte Verehrung der Nachwelt für diese ihre Großtaten.

Aber auch Rudolf Virchow und Albert Kölliker in Würzburg haben sich um die weitere Ansammlung von Tatsachen-material verdient gemacht.

Karl Theodor Siebert stellte theoretisch fest, daß die niedrigsten Tiere, die Infusorien und Rhizopoden, einzellige Organismen sind. Albert Kölliker und Franz von Leydig in Würzburg haben durch Ansammlung von Tatsachenmaterial die Beweise für die Siebertsche Theorie erbracht.


61. Welche Forscher haben sich um die Schöpfungs- und Entwicklungslehre Verdienste erworben?

Wolf, Oken und Baer haben beobachtet, daß beim ersten Spaltungsvorgang des bebrüteten Hühnereies die späteren Grundlebensorgane in besonderen Keimblättern ihren ersten Anfang nehmen.

Harwey, der Erfinder des doppelten Blutkreislaufes, wies schon 1628 nach, daß sich alles Lebendige auf dem Ei entwickelte.

Robert Remak, Berlin, und Albert Kölliker, Würzburg, entdeckten 1838, daß die menschlichen Eier im weiblichen Eierstock und die stecknadelförmigen Samentierchen im männlichen Samen Zellen sind.

Ernst Häckel, Jena, entdeckte 1872, daß das Tierreich aus zwei Gruppen besteht, aus einzelligen Urtieren und aus vielzelligen Gewebstieren.

Karl Linné entdeckte 1735 die Arten der lebenden Wesen der Erde, er nimmt Urzeugung durch einen großen Geist an.

Cuvier, Paris, stellte 1812 die ausgestorbenen Tierarten fest, die Linné unbekannt blieben. Cuvier nimmt mehrere Schöpfungen auf der Erde an.

Jean Lamark entdeckte 1809 die Umbildung der Arten durch große Zeiträume. Lamark ist daher der Begründer der Deszendenz- oder Abstammungslehre.

Charles Darwin veröffentlichte 1859 in seinem berühmten Werke zahlreiche Tatsachen, die die Ansicht Lamarks bestätigten, er bewies durch große Züchtungsversuche die Umbildungsfähigkeit der Arten.

Charles Lyell, 1830, wies die natürliche Entwicklungsgeschichte unserer Erde nach.


62. Welche hervorragenden Naturforscher nähern sich der Huterschen Lebenskraftlehre?

Aristoteles nimmt einen flüchtigen Lebensgeist Pneuma an.

Erasistratus (280 v. Chr.) unterschied einen niederen und einen höheren Lebensgeist.

Decartes lehrte Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, daß der menschliche Körper, wie eine Maschine, von mechanischen Gesetzen geleitet werde, daneben aber dem Körper eine materielle Seele innewohne.

Zu gleicher Zeit lehrte Albrecht Haller die einheitliche Lebenskraft (Vitalismus), die seine Ansicht nach in den Nerven wohnt.

Ernst Häckel, Jena, nahm 1866 eine Seele der Zelle an, doch führte er sie auf chemische und mechanische Vorgänge zurück.

Goethe nahm zwei Seelentriebe an, den Spezifikationstrieb und den Zentrifugaltrieb. Goethe hat sich am meisten der Huterschen Lebens-Lehre genähert.


63. Wie steht die moderne Naturwissenschaft zu allen diesen Fragen?

Virchow und sein Gefolge sind der Meinung, daß Philosophie und Religion überflüssig und an deren Stelle Wissenschaft und Staatsweisheit zu setzen seien.

Unter Wissenschaft versteht Virchow nur das, was man mit sinnlich wahrnehmbarem Sehen und Tasten messen kann.

Virchow war daher auch ein Gegner Darwins, Häckels und aller derer, welche auf Grund bekannter wissenschaftlicher Tatsachen Schlußfolgerungen auf unbekannte mutmaßliche Dinge anknüpfen.

Virchow und seine Leute sind die nüchternen Tatsachenmenschen, die alles Denken ausschließlich und nur von sinnlichem Sehen wissenschaftlich leben wollen.


Es gibt sieben Arten Naturforscher:

Die erste Art trennt Religion und Wissenschaft, sie hält an Kirchendogmen fest und läßt die Virchowsche Richtung der negativen Tätigkeit der Wissenschaft gelten. Dieses sind die weitsichtigeren ultraorthodoxen Kirchenvertreter.

Die zweite Art verhält sich den Kirchenreligionen und ihren Dogmen gegenüber neutral. Sie stellt umgekehrt die Religion als negativ, das sinnliche Wissen als positiv hin und sucht staatsrechtlich die Wissenschaft zur Geltung zu bringen; sie schließt aber auch die Philosophie gänzlich aus; es ist die Schule Virchows, welche der heutigen vornehmen deutschen Ärztewelt die geistige Richtung gab.

Die dritte Art ignoriert alle Religion und allen Okkultismus; sie stützt sich auf naturwissenschaftliche Beobachtungen und baut darauf eine Naturphilosophie auf (Häckel-Büchner), die im Materialismus endet; sie erstrebt an Stelle der Religion die ethische und ästhetische Bildung. (Die idealen Materialisten und Naturalisten.)

Die vierte Art Forscher besteht aus einer sehr geringen Zahl; sie stützt sich vorwiegend auf die okkulten Erscheinungen in der Natur (Spiritismus) und philosophiert daraus eine neue Weltanschauung, die Theosophie; die Mehrzahl der naturwissenschaftlichen Tatsachen gilt ihr negativ, hingegen gelten ihnen die geringe Zahl der okkulten Erscheinungen als positive Grundlagen für eine neue Weltanschauung. (Theosophen, Okkultisten, Spiritisten.)

Die fünfte Art Forscher faßt sämtliche Forschungsgebiete als gleich wertvoll zur Unterlage einer Weltanschauung ins Auge; es sind meistens die großen Künstler, Philosophen und Dichter, die diesen Weg gehen. Diese neigen vielfach zu Annahme einer alles erfüllenden Weltseele (Pantheismus). Vielfach gestalten sie auch die religiöse Gottes-Idee in allen erdenklichen Wesenheiten nach ihrem künstlerischen Empfinden und logische Denken, wie z.B. die altgriechischen Philosophen, Dichter und Künstler es gemacht haben.

Die sechste Art Forscher sind Fachhandwerker in der Wissenschaft; sie beschäftigen sich ausschließlich mit einem Fache, sind darin meistens tüchtig, bleiben aber Stümper im Gesamtwissen; sie gewinnen nie einen Überblick übers Ganze und kümmern sich nichts darum. Hierzu gehören manche Spezialgelehrte von Weltruf.

Die siebente Art Forscher sind die, für die der Verfasser hier die neuen Bahnen zeigt; sie suchen auf Grund der Wissenschaft und mit Hilfe der Philosophie eine große religiöse Weltanschauung und dadurch Harmonie der Seele, bei strenger Vermeidung kirchlicher Dogmen, aber mit Berücksichtigung der brauchbaren Symbole, Sitten und Gesetze der alten Religionen und ihrer ethischen und ästhetischen Werte.



Levitating Stone
(Hinzugefügt)
64. Welche Richtung wird die Zukunftsmenschheit zwischen diesen Forschungsmethoden wählen?

Fraglos die letzte, da sie die vollkommenste ist, und so wahr es eine geistige Entwicklung gibt, wird die Zukunftsmenschheit den Weg gehen, der hier in dieser Psycho-Physiognomik vorgezeichnet ist.


Napoleons Persönlichkeit war faszinierend, seiner interessanten Persönlichkeit verdankt er sein Emporkommen. Napoleon ist der geborene Sieger, Herrscher und Schlachtenlenker. Seine Person, sein Wille, seine Gegenwart hatten oft magische Wirkung. Was hätte Napoleon mit dem Geiste eines Kant dauernd segensreich wirken können? Die wirtschaftliche und vernünftige Tüchtigkeit fehlte ihm, er opferte Heere von Menschenleben. Wie weise sparsam war dagegen Kant beanlagt? Die harmonische Bildung war bei Nietzsche mangelhaft, bei Napoleon gut in der Anlage, bei Kant am meisten geübt, bei Beethoven am meisten erreicht.




Erstellt 1994. Update 26. März 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
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