Menschenkenntnis Lehrbrief II. - Part 1
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

Den  lieben  Beziehern  meines  Werkes,  welche  schon  im  Jahre 1904  die  erste  Lieferung  erhalten  haben,  diene  zur  Entschuldigung des  etwas  späteren  Erscheinens  dieser  zweiten  Lieferung ,  daß  ich inzwischen  verschiedentlich  durch  Kranksein  an  der  Arbeit verhindert war.

Der gute Menschenkenner Nr. 84. 1940
(Hinzugefügt)

Es  traten  dann  besondere  Umstände  in  dem  Bunde  meiner organisierten  Schüler  auf,  welche  meine  Kraft auf mehr denn zwei Monate  in  Anspruch  genommen  haben.  Es  handelte  sich  um  den Neuaufbau  der  bestehenden  Vereinigungen .  Schließlich  kam noch ein Grund hinzu,  ich  erhielt  über  so  manche  Punkte Anfragen, die  mich  bewogen  haben,  das  ursprünglich  angedeutete Inhaltsverzeichnis  dieses  zweiten  Lehrbriefes  mit  ganz  besonders eingehenden  wissenschaftlichen  Auseinandersetzungen  über Chemie  und  Physik  zu  bereichern,  um  meinen  Entdeckungen die  Grundlage  zu  geben,  die  sie  in  wissenschaftlich unerschütterlich  festem  Boden  wurzeln  lassen.

Hierzu  habe  ich  ganz  besondere Studien und vergleichende  Nachprüfungen  angestellt,  die  ebenfalls  mehrere Monate  Zeit  in  Anspruch  nahmen,  und  dann  habe  ich  eine  Anzahl Entdeckungen  und  Theorien ,  welche  für  den  letzten  Lehrbrief bestimmt  waren,  schon  in  diesen  zweiten  hineingebracht.  Andere wertvolle,  schwer  wissenschaftliche  Fragen ,  die  ich  mir  eigentlich für  den  I.  und  II.  Band  meines  Werkes "Der  neue  Mensch  und  die neue  Welt "  zur  Darlegung  vorbehalten  hatte,  habe  ich  für  gut befunden, zum Teil schon hier in diesem Werke zu veröffentlichen. Es wird  dadurch  etwas  umfangreicher,  als  es  ursprünglich  bestimmt gewesen ist; aber der Studierende hat den Nutzen, daß er um so  tiefer und  umfassender  in  diese  neue  Wissenschaft  eingeführt  wird.  Das Inhaltsverzeichnis  dieses  zweiten  Lehrbriefes  erhielt  dadurch  eine Abänderung, indem nicht nur das Wichtigste  aus  der  Chemie  und Physik  eingehend  erörtert  ist,  sondern  daß  ich  auch  meine Theorien  und  Untersuchungen  über  den  Urstoff  Weltäther und alle seine Variationen  und  Zwischenformen  zwischen  geistigem Empfindungsleben und  werdenden  chemischen  Elementen hier wieder  gegeben  habe.  Im Anschluß  hieran  mußte  ich  das  Entstehen des Weltalls und seiner Formen beleuchten, um so  aus dem Kleinsten und Größten das werdende organische Leben verständlich zu machen.

Der  ursprünglich  in  Aussicht  genommene  knappe  Inhalt  ist durch reiche und gründliche Erweiterungen vollkommener ausgebaut worden, und es wird alles das, was des allzu großen Umfanges wegen dieser  zweite  Lehrbrief  nicht  mehr  fassen  konnte,  im  dritten gebracht.  Hätte  ich  die  ursprünglich  beabsichtigte  knappe Darstellung  mit  Fortlassen  der  bekannten  chemischen  und physikalischen  Erfahrungen  gebracht,  so  hätte  der  natur-wissenschaftlich Gebildete darin eine fühlbare Lücke empfunden, und es hätte das auf ihn den Eindruck hinterlassen können,  als  seien  mir nicht  alle  bedeutenden  Ergebnisse  der  Chemie,  Physik  und Entwicklungslehre  genügend  bekannt  gewesen,  und  ich  hätte  wohl nach Art der Scholastiker  alter Schule einfach ein System aufgebaut, das  doch  zu  wenig  in  modernen  naturwissenschaftlichen Ergebnissen  wurzelt.

Nicht  nur  das  Bestreben,  von  diesem  Werke  und  dieser herrlichen  Wissenschaft  solchen  oder  ähnlichen  Vorwurf  kritischer Naturforscher  fern  zu  halten,  bewog  mich  zu  der  gründlicheren Ausgestaltung,  sondern  außerdem  auch  der  Umstand, daß viele Studierende den einfachen Volkskreisen angehören und zu wenig chemische und physikalische  Kenntnisse mitbekommen haben. Für diese soll dieser zweite  Brief zugleich eine Quelle sein, sich diese Wissensgebiete  anzueignen,  soweit  sie  für  diese  Lehre  in  Frage kommen. Aber auch dem  naturwissenschaftlich  Gebildeten dürfte  es willkommen  sein,  gleich hier vieles anzutreffen, worauf er Bezug nehmen kann, ohne immer allerlei Spezialwerke  nachschlagen zu müssen oder im  Laboratorium Nachprüfungen  anzustellen. Für alle diese Bemühungen meinerseits,  die  ich ganz im Interesse meiner verehrten Studierenden gemacht habe, glaube ich daher den bescheidenen Dank erwarten zu dürfen, daß sie das etwas verspätete Erscheinen dieser Lieferung entschuldigen werden.

Um etwaigen Mißverständnissen vorzubeugen, möchte ich hier noch einige Erklärungen abgeben. Bezüglich der  Umwandlung  und Neubildung  der  Substanz,  welche  ich schon im ersten Briefe erörtert habe, möchte ich  in  bezug  auf  den Vergleich, daß Wassertiere Eisen enthalten, daß die großen Eisenmengen in den Körpern der Wassertiere sich  schwerlich anders, als durch Neubildung im physiologischen Werdeverlauf des Lebens der Tiere erklären  lassen.

Eisen-Elektronen und mehr noch -Idionen, glaube ich, werden freilich vom Sauerstoff des Wassers zahlreich gesammelt und in gegebenen Fällen zu Eisenatomen vereinigt.

Auch bezüglich  des  Rostens  oder  Oxydierens  von  Eisen spielen außer der chemischen Zersetzung und Umwandlung  oft  Stoffverluste mit,  ich  bezweifle  aber,  daß  diese  Verluste  nur  auf  das  Konto abgespaltener,  isolierter  Atome  (Isomerien)  zu  setzen  sind,  die  nur scheinbar  nicht  nachweisbar  sind,  weil  sie  ungebunden sind.  Wenn auch  manche  Beweise  meiner  Theorien  in  der  Wahrscheinlichkeitsberechnung	 liegen, so ist das stets bei neuen wissenschaftlichen Bahnen der Fall.  Es gibt eben nur den einen Weg, unbekannten Größen  zuerst  durch  mathematische Wahrscheinlichkeitsberechnungen  beizukommen; erweisen sich diese als richtig und  treten  zwingende  Notwendigkeiten  für  die Annahme des Wahrscheinlichsten vom Wahrscheinlichen hinzu,  nun, dann  verdichtet  sich  die  Hypothese  zur  festen  Theorie.  Man  sucht dann die Theorien weiter durch praktische,  möglichst experimentelle Beweisführung  zu  erhärten.  Ich  führe  hier  eines  von  solchen Untersuchungs-Experimenten  an.  Wenn  man  Quecksilber  in  Wasser kocht und es vom Wasser scheidet, so ist absolut kein Quecksilber  im Wasser nachweisbar. Trotzdem zeigt dieses Wasser höchst auffallende Veränderungen.  Es  bringt  z.B.  starke  medizinische  Wirkungen hervor, die es vordem nicht hatte.

Meines  Erachtens  sind  entweder  zahlreiche  Elektronen  von einzelnen Quecksilberatomen frei geworden und haben sich mit dem Wasser  vermengt,  oder  es  haben  sich  neue  Quecksilber-Idionen (nicht  Ionen,  sondern  ätherische Muttersubstanz der Elemente ) gebildet,  oder auch,  es ist eine  dritte,  nicht  chemisch nachweisbare  Substanz  neu  gebildet  worden.  Dieser  und  der nächste Lehrbrief  bringen  besonders  über  solche  Fragen zahlreiche Aufschlüsse. 

Die  Hutersche  Psycho-Physiognomik  wurzelt  in  einer neuen  tiefen  Weltanschauung,  denn  ohne  Weltkenntnis  keine Menschenkenntnis,  darum  vom  Universum  zum  Individuum, vom  Äther zum  Element,  vom  Atom zum  Molekül,  von  der  Zelle zum  Menschen.

Mit diesen wenigen Worten möchte  ich den lieben Studierenden in den zweiten Lehrbrief diese Werkes  einführen, möge er jedem sein Ostern, seine Auferstehung eines neuen geistigen Lebens werden. Das wünscht von Herzen

Ostern  1905                                                                                                                CARL  HUTER 

INHALTSVERZEICHNIS  DES  ZWEITEN  BRIEFES
CARL  HUTERS  Hilfsmittel  und  Untersuchungsmethoden zum  tieferen  Eindringen in das Wesen der Materie, der  Formenbildung, Körperstruktur und der geistigen Kräfte.
Welche  Philosophie ergab  sich  daraus?  Die  Grundlehren  der heutigen Chemie und  Physik im Lichte der Huterschen  Lehren. Die  formgebende  Kraft  des  Magnetismus  und  der  Elektrizität. Neue eingehende  Untersuchungen  über  den  Weltäther  und seiner  Zwischenstufen.  Eine  neue  Lehre  über  das  Weltall. Werden  und Vergehen  kosmischer  Körper, Kräfte  und  Formen. Weltentwicklung  und  das  Werdende  und  Bleibende  in  aller Erscheinungen Flucht.  Gibt  es einen  Himmel und wo ist er,  gibt es einen  Gott  oder  eine  Gottheit?  Wie  ist  das  Wesen  dieser höchsten Weltenergieform?  Die Aufgaben unserer Persönlichkeit im Dienste der Unsterblichkeit sind Vergöttlichung der  menschlichen  Natur  und  der  irdischen Lebensverhältnisse. Die hergestellte Harmonie zwischen Wissenschaft,  Philosophie,  Ethik,  Ästhetik  und  Religion.
Vorwort  zum  zweiten  Lehrbrief
Inhaltsverzeichnis  des  2.  Briefes
Verzeichnis  der  Bilder  des  2.  Briefes
Die  vier  Weltalter  und  die  harmonische mathematische  und  geistige Entwicklung  des  Weltalls
Die  zehn  Wesenskräfte  der  Atome  und  die  fünf  Vorstufen  zum geistigen  Leben
Erster  Teil  des  Lehrstoffes
Wohin führen mich die Untersuchungen über die Wechselwirkungen zwischen Körperplastik, Gehirnbau und psycho-physiologische Ausdrucksbewegungen,  und wie kam ich zur Entdeckung der Elementar-  und  der Heliodastrahlen? 
Die methodische  Schärfe  und  Verfeinerung der  Sinne  als Grundbedingung zum  innigen Verständnis der psycho-physiognomischen Lehren und als unentbehrliches Ergänzungsmittel der wissenschaftlichen Hilfsinstrumente
Zweiter  Teil  des  Lehrstoffes
Aus Disharmonie in Religion, Philosophie und Wissenschaft zur Wahrheit über das Weltsystem und die organisierende  Kraft  in der  Materie.  Meine  Philosophie  über  das  Universum  und  Entstehung und  Werdegang  des  Individuums
Dritter  Teil  des  Lehrstoffes
Der chemische Stoff als Rohmaterial aller Gestalten und Formen auf unserer Erde.  Wesen und Verhalten der Elemente im allgemeinen
Vierter  Teil  des  Lehrstoffes
Das Wesen der Atome und der Moleküle, Atomgewicht, spezifisches Gewicht, spezifische Wärme und Gruppeneinteilung  der Elemente. Wachstum und Formbildung der  Kristalle,  Zustände und Eigentümlichkeiten der Minerale
Fünfter  Teil  des  Lehrstoffes
Chemie, Physik und Mathematik als Führer der Wahrheit in der Naturerkenntnis. Die mechanische Wärmetheorie und  Lichtempfindlichkeit der Materie.  Elektrisches  Verhalten  der  Elemente, Gravitation,  Schwerkraft, mechanische und molekulare Erscheinungen  der  Körper
Sechster  Teil  des  Lehrstoffes
Die Periodizität der Elemente.  Das Verhalten und die Zustände der Materie bei ihren physikalischen und chemischen Wechselwirkungen
Siebenter  Teil  des  Lehrstoffes
Schwingungserscheinungen und Wellenbewegungen des Äthers. Schall, Licht und Wärme
Achter  Teil  des  Lehrstoffes
Das Wesen des Magnetismus, der Elektrizität, des Elektromagnetismus  und der elektromagnetischen Kraftlinien
Neunter  Teil  des  Lehrstoffes
Theoretische und praktische Untersuchungen über Energie und Form des Weltäthers, der Atome und der Moleküle. Die ätherischen Zwischenstufen. Kosmische Formstudien. Gestalt und Struktur der Weltkörper. Der Sinn des Lebens, die  Entwicklung des Universums. Die Endlichkeit der irdischen, die Unendlichkeit der himmlischen Welt
Zehnter  Teil  des  Lehrstoffes
Vierzig Thesen als Antworten auf die Hauptfragen dieses zweiten Lehrbriefes. Was lehrt die Hutersche Psycho-Physiognomik über  das  Weltall, über  Persönlichkeit, Gottheit und Unsterblichkeit?

VERZEICHNIS  DER  196  ILLUSTRATIONEN  DES ZWEITEN  BRIEFES
Tafel I.
Sieben  Abbildungen
Die  vier  Weltzustände  und  ihre  Körper  und  Formen: 
Zwischenformen  und  Übergangsglieder  a)  vom Äther  zum  Element  01  Idionen,  b)  vom  Molekül  zur lebenden  individuellen 	Seele  in  der  ersten  Urzelle  02  lebendes Protoplasma.  Die kosmische Weltentwicklung zur Harmonie der endlich materiellen und der unendlich geistigen Welt. Die letztere jenseits dieser.
Tafel  II
Die zehn Grundkräfte des Atoms in 13 Abbildungen und 5 graphisch symbolischen Darstellungen zur Erläuterung der Huterschen Welt- und Lebenslehre.
Photographische Aufnahme der Frau Niestrath in Heiligenkirchen auf ihrem Totenbette, welche durch Carl Huters Heliodastrahl-einwirkung vor Verwesung geschützt und eine wunderbare Plastik der Körperform annahm.
Tafel  III  und  Tafel  IV
62 Abbildungen aller hauptsächlichen Grundformen der Kristalle.
Vier Abbildungen, zwei zur Erklärung der Kristallsysteme und ihrer Achsen, und zwei zur Erklärung der Lichtstrahlbrechungen in den durch-sichtigen Mineralen.
Tafel V
Achtzehn Abbildungen von bekannten Gesteinen und Mineralen zwecks Formstudien.
Fünf Figuren zwecks Erklärung der vielseitigen chemischen Bindemöglichkeiten der Kohlenstoffatome, eine Studie zur  Gestalt-und  Formlehre der Atome und Moleküle.
Tafel  VI
Sieben Abbildungen zum Studium der Schwingungs- und Wellenlehre.
Tafel  VII
Zehn bildliche Darstellungen zum Studium der formgebenden Kraft des Magnetismus.
Tafel  VIII
Siebzehn Abbildungen zwecks Studium der magnetischen elektrischen 	und elektro-magnetischen Richtformen und Gestaltungskräfte.
Tafel  IX
Neun verschiedene photographische Aufnahmen von Weltnebelgebilden zwecks Studiums der kosmischen Form- und Gestaltungsvorgänge.
Tafel X
Elf bildliche Darstellungen zum Studium der kleinsten Kraftformen und Gestalten, der Äther-Ilionen, der denkbar kleinsten  Weltkörper.
Tafel  XI
Sieben Abbildungen zum Studium des struktiven inneren und äußeren Formbaues der Fixsterne, Planeten, Monde,  Kometen, Ring-und Doppelsterne des Äthers und der Ätherschwingungen.
Tafel  XII
Acht Abbildungen, darstellend Lichtspektren der Weltnebel, Planeten und Sonnen, den Mond mit seinen Kratern, den  Umfang des Sonnenkörpers und ihre Größenverhältnisse zu den bekanntesten Planeten und zur Mondbahn.  Sonnenflecken, Sonnenfackeln, der nördliche Sternenhimmel mit den bekanntesten Sternenbildern, Sternen und der  Milchstraße. Kosmische Formstudien über das Weltall und seine Körper, sowie über die Entwicklungsformen der  unregelmäßigen räumlichen Größen dieser Körper und ihrer Bewegungsbahnen
Abschluß der psycho-physiognomischen Studien über die kleinsten und größten Formen und Gestalten der Welt, ihren  Daseinszweck,  den Sinn ihrer Form und den Geist und die Kraft, die aus diesen Formen sprechen. 



ERSTER  TEIL  DES  LEHRSTOFFES

Wohin führten mich die Untersuchungen über die Wechselwirkungen zwischen Körperplastik, Gehirnbau und psycho-physiologische Ausdrucksbewegungen, und wie kam ich zu der Entdeckung der Elementar- und der Heliodastrahlen?

Die methodische Schärfung und Verfeinerung der Sinne als Grundbedingung zum innigen Verständnis der psycho-physiognomischen Lehren und als unentbehrliches Ergänzungsmittel der wissenschaftlichen Hilfsinstrumente

Lieber  Studienfreund!

Wenn der durchschnittliche Naturforscher an der Oberfläche der Dinge verschiedene Erscheinungen wahrnimmt und  diese  registriert, so meint er seine Arbeit getan zu haben. Der tiefer schauende Geistesforscher sieht jedoch überall in der Natur  ein geistiges  Walten, und wenn er auch über die letzte Ursache im Ungewissen bleibt, so hindert ihn das nicht, aus der Summe der Erscheinungen Erkenntnisse zu schöpfen, die über die landläufigen Darstellungen mancher  Fachwissenschaften weit hinausgehen.

Der nie rastende und forschende Geist möchte auch über die ersten und letzten Dinge diesseits und jenseits der  sichtbaren Tatsachen Aufschluß haben.

Alle wissenschaftliche Forschung hat den Zweck, immer mehr den Schleier des Unbekannten und Okkulten zu lüften, um mehr und mehr eine breitere und tiefere Grundlage der Erkenntnis zu gewinnen.

So bewegt sich alle Forschung stets zwischen Erkanntem und Unerkanntem. Das Erkannte ist für die Wissenschaft erobertes  Gebiet, es gehört zu ihrem feststehenden Besitz.

Es gibt aber zahlreiche Fälle, wo sich nachträglich herausstellte, daß selbst das, was man als sicheren Besitz der Wissenschaft wähnte, sich bald als falsche Hypothese, als Illusion  herausstellte  und wieder aufgegeben werden mußte. 

Diese Tatsache hat manchen Forscher schon recht bescheiden gestimmt und die hervorragendsten auf dem Besitzstand  des wissenschaftlich Erkannten und dessen, was die Forschung unaufhörlich an neuen Überraschungen bringt, zu eben  so  viel Glauben wie Resignation gebracht.

Ich möchte hier nur einige bekannte Beispiele anführen: "Daß unsere Erde der Mittelpunkt der Welt ist  und die  Sonne  und alle die Sterne nur um ihretwillen da seien und sich alle miteinander um die Erde drehen", das war das unerschütterliche Dogma des Mittelalters, das  ein KOPERNIKUS und GALILÄI durch ihre Beweise, daß in Wirklichkeit das Gegenteil wahr ist, stürzten. Die Verhöhnungen und Verfolgungen, die diese Forscher erdulden mußten, kennt jeder;  die Schöpfer mußten leiden, aber ihre Wahrheiten siegten.

Die Alchimisten nahmen einen Urstoff an und mühten sich viele hundert Jahre ab, um Gold und andere Dinge auf  künstlichem Wege herzustellen; dann bestritten die Chemiker die Möglichkeit der Umbildung der Elemente, und doch hat  die jüngste Zeit dieses moderne  Dogma  unserer  Chemiker  durch die Tatsache erschüttert, daß sich Radium in Helium umwandelt.

Vielleicht bringen noch einige solche Entdeckungen schon in wenigen Jahren unsere chemische Wissenschaft zu ganz  andern Anschauungen, als die sind, die sie heute fest und steif vertritt.

Das Licht, glaubte man früher, sei ein Stoff, dann nahm man an, es sei eine Kraft, heute herrscht die Ansicht, Licht sei  lediglich Ätherschwingung.  Für den Ausfall des Urstoffes der Alchimisten setzte man den Weltäther, er soll auch ein Stoff sein, aber indifferent, ohne Gewicht, ohne aktive Tätigkeit.

Hatte man vordem allen Impuls Götterwesen, Geistern und Willenssubstraten zugeschrieben, so fiel nach der  französischen Revolution  die Gottes- und Geistesidee fort,  der  Atheismus wurde Mode, und als sich der überlebt hatte, der  Pantheismus.  Die Allermodernsten wollen  nichts  von  Göttern  und Geistern  wissen,  sie schwören  auf  Stoff  und  Kraft. Chemie,  Physik  und  Mathematik stehen  zurzeit  im  Vordergrunde  der  Wissenschaft,  auch  mit  einem gewissen  Recht.  Chemie,  Physik und  Mathematik  werden  sicher  die bahnbrechenden  Wissenschaften  bleiben,  aber  nicht  mit  allen  den Hypothesen,  die  ihr  heute  unerschütterlich  gelten,  sondern  es werden  die  Hypothesen  und  Entdeckungen  dieses  Werkes  die Brücken  schlagen  zur  Morphologie,  Anatomie,  Physiologie, Biologie  und  Psychologie,  kurz,  zur  sicht-  und  unsichtbaren Welt;  denn  ohne  diese  Brücken  sind  diese  Wissenschaften noch  weit  ab  vom  Wege  der  großen,  allumfassenden Wahrheit,  vom  Leben.  Daß  es  geistiges  Leben,  ja  daß  es überhaupt  Leben  gibt,  welche  Frage!  Die  Antwort  ist  so selbstverständlich, daß man nicht darum fragen sollte,  und doch  die eben  erwähnten  Wissenschaften  sind  bisher  zu  schwach  und  zu unvollkommen gewesen, um Leben ,  Empfinden und geistiges  Sein zu  erklären.

Das darf uns jedoch nicht abhalten, der Chemie, Physik und Mathematik  bei aller Erforschung des Lebens die größte  Beachtung zu schenken, denn, wenn sie heute auch noch nichts erklären können,  so  werden  sie  sich  dahin  entwickeln,  daß sie es in Zukunft vermögen. Daß hierzu aber auch eine Verfeinerung der Sinne nötig ist, neue, feinere Entdeckungen und Wahrnehmungen zu machen, und da ß die wichtigsten Erkenntnisinstrumente der Mensch selber in seinen Sinnesorganen besitzt, die bei allen  äu ßeren Hilfsinstrumenten stets die kontrollierenden Führer bleiben werden , darüber möchte ich  hier  aus  meiner  eigenen  Forschertätigkeit  nachahmenswerte Beweise  anführen.  Zugleich  wird  sich daraus, daß mit aller Instrumentaltechnik, so notwendig sie auch sein mag, die psycho-physiologische Sinnesverfeinerung des  Naturforschers gleichen Schritt halten muß. Andernfalls kann sich die Wissenschaft nur in die  Breite, nicht aber auch in die Höhe und Tiefe entwickeln. Die gesunde psycho-physiologische Verfeinerung und  Höherentwicklung des Menschen läßt ihn mehr erkennen und tiefer schauen, als alle wissenschaftlichen Instrumente der Welt zusammen es vermögen. Den rohsinnlichen Durchschnittsmenschen zu merklichen wissenschaftlichen  Fortschritten  zu  führen, wenigstens nach den feineren Dimensionen hin,  versagt alles in der Welt, wenn sich der Mensch  selbst nicht zuvor höher entwickelt.

Da dieses Werk nun gerade das, was bei aller wissenschaftlichen Forschungsarbeit  gewöhnlich  unbeachtet  blieb,  zur  Entwicklung bringen  will,  nämlich  die  Qualität  der  Sinnestätigkeit  der Empfindlichkeit  und  der  Erkenntnisfähigkeit, so soll mit diesem Werk auch zugleich eine neue Ära der wissenschaftlichen Forschung  eingeleitet  werden.

Wie  ich  aber  selbst  gearbeitet  habe  und  oft  ohne Hilfsinstrumente  lediglich  durch  stetige  Übung  in  der Verfeinerung  der  Sinne  und  des  Empfindungsvermögens Entdeckungen  machte,  darüber  will  ich  hier  einige  Tatsachen veranschaulichen.

Es  mögen  wohl  zehn  Jahre  Studienzeit  verflossen gewesen  sein,  bevor  ich  wissenschaftlich  und  praktisch soweit  durchgebildet  war,  um  sicher  und  irrtumsfrei psycho-physiognomische  Beurteilungen  zu  machen  und  über alle  meine  Beurteilungen  exakte  Begründungen  zu  geben.

Viele Probleme waren aber bei  alledem  noch  zu  lösen,  und für die  gab  es  zunächst  keinen  anderen  Weg  der  Erklärung  als  die Hypothese.  Das  heißt  nach  aller  Wahrscheinlichkeitsberechnung führen  zwanzig  und  mehr  Möglichkeiten  zu  zwei  bis  drei  für  sich sprechende Wahrscheinlichkeiten,  und  von  diesen  endlich  sammeln sich die Erfahrungen zugunsten einer bestimmten Hypothese,  welche die größte Wahrscheinlichkeit für sich hat.

Nachdem alle Probleme  durch  Hypothesen  befriedigend  gelöst waren, suchte ich Tag für Tag nach experimentellen  Beweisen  für die  Hypothesen, von denen ich wohl wußte, daß sie wahr seien, aber doch noch Anlaß zu  Anfechtungen  geben könnten.  Es  ist unmöglich, alle die tausendfachen  mannigfaltigen  Versuche,  die  ich Jahre hindurch anstellte, hier wiederzugeben, ich will daher hier nur einige schildern.

Da  ich  die  bedeutendsten  Werke  über  Psychologie, Biologie,  Physiognomik  und  Mimik  des  Altertums  und  der  Neuzeit  studiert  habe,  so  fand  ich,  wie  schon  früher  dargelegt, nirgends  ein  abgeschlossenes  Ganzes,  überall  Bruchstücke, und  diese  meist  nur  auf  Erfahrung  gestützt ,  ohne  inneren logischen  Zusammenhang.

Auch standen sich zahlreiche Lehrsysteme und Ansichten schroff und widersprechend gegenüber. Z.B. Dr. GALL und seine  Nachfolger,  Dr. SPURZHEIM , COMBE, Dr. SCHEWE, FOWLER lehren in ihrer Phrenologie, die Gehirnsorganisation   sei  ausschließlich  maßgebend  für  den Charakter  und  für  die  Neigungen  des  Menschen  und  folglich  die Form  des  harten  Schädelknochens  das  ausschließliche  Charakteristikum  für  die  Seele.

Die  übrige  Körperorganisation  erschien  diesen  Forschern ganz bedeutungslos für das Geistesleben.

Diesem  stand  direkt  die  ganze  klassische  Kunst gegenüber, denn  die  großen  griechischen  Bildhauer  haben  den  Schädel meist vernachlässigt  und  die  Seele,  den  Charakter  mehr  aus  den übrigen  Körperformen  sprechen  lassen.  Diese  großen  Meister waren  aber  meist  noch  schärfere  Beobachter  der  Natur,  der Körperform  und  der  Seele  als  die  neueren  Phrenologen.

Man  konnte  nun  nicht  die  Behauptungen  der  Phrenologen als  Unsinn  von  der  Hand  weisen,  weil  bei  sachlicher  Nachprüfung vieles  wahr  ist.  Aber  auch  umgekehrt  konnte  man  diese Geistesfürsten  des  alten  Griechenlandes  unmöglich  als  falsche Beobachter,  die  gegen  die  Phrenologen  zurücktreten  müssen, betrachten.  Wo  liegt  die  Wahrheit?  Prägt  sich  der  Charakter  in der  ganzen  Körperform  aus?  Oder,  prägt  er  sich  nur  im Gehirn  und  im  Schädel  aus? -

Zwischen der Auffassung der klassischen Künstler und der Phrenologen  besteht  somit  eine  scheinbar  unüberbrückbare Kluft. Ich stöberte alle Bibliotheken durch, fand jedoch nirgends eine Lösung  dieser Widersprüche,  und doch enthalten  beide Auffassungen Wahres.

Dieses trieb mich an, unaufhörlich zu suchen, zu prüfen und zu vergleichen; aber kaum schien mir das eine Rätsel klar zu werden, da tauchten  schon  neue  auf;  denn  ENGELS  Mimik  und  DARWINS Ausdruck  der  Gemütsbewegungen  bei Menschen und Tieren und schließlich der mir persönlich bekannte hochverehrte Dr.  med. PIDERIT, der eines  der besten Werke über Physiognomik und Mimik  herausgegeben  hat,  singen  übereinstimmend  das  hohe  Lied von der Bedeutung der Mimik  und stellen nicht nur die Phrenologie als bedeutungslos hin, sondern auch die ganze Physiognomik selbst. Besonders  lehrt  PIDERIT,  es  sollen  die  ruhenden  konstanten Körperformen  gar keinen Einfluß auf Neigung und Charakter haben, höchstens  meint  er,  könnten  die  konstanten  Gesichtszüge  in  Frage kommen,  die  unter  unmittelbarem  Einfluß  des  Willens  gestanden haben.

Da  nun  in  der  Plastik  nur  ein  Moment  der  Bewegung festgehalten  und  wiedergegeben  werden  kann,  die  Plastik  uns  aber stetig  die  konstante  Form  des  gesamten  Körpers  als  Ausdruck  der Persönlichkeit, also auch des Charakters und Seelenlebens vor Augen führt,  so  würden  konsequenter  Weise  nach  PIDERIT diese  Aufgaben der  Plastik,  worin  ihre  höchste  Bedeutung  liegt,  eine  bewußte  oder unbewußte  Täuschung  sein.  Dagegen  würde  nach  PIDERIT  die Schauspielkunst,  die  uns  den  stetigen  Fluß  aller Ausdrucksbewegungen der Seele fortlaufend vor Augen führt, als das eigentliche Kunstgebiet, das uns das Seelenleben offenbart, betrachtet werden müssen. Denkt man einen  Augenblick  tiefer  nach,  so  ist  in Wirklichkeit  gerade  die  Schauspielkunst  die,  die  uns  bewußt täuscht  und  zwar  in  doppelter  Weise.

Einmal  täuscht  sie uns als  berechtigte  Kunst  die  Wahrheit  der Natur vor, um dieses zu können, muß sie freilich auch psychologisch und  mimisch  von  der  Natur  richtig  abgelauscht  und  somit  ein wertvolles Stück der Naturwissenschaft  sein;  andernteils aber  wissen wir  alle, daß der Schauspieler uns bewußt gewisse Charaktere, Neigungen,  Handlungen  vortäuscht,   wobei  die  Person  des Schauspielers in Wirklichkeit eine andere ist.

Warum?  -  nun  weil  in  jedem  Schauspieler  etwas  individuell Konstantes  liegt,  das  durch  alle  Schauspielkünste  nicht  aufgehoben wird, sondern der Grundton des Wesens der Persönlichkeit bleibt. Das nun  ist  es  aber  gerade,  was  die  Plastik  und  Malerei  im  höchsten Kunstschaffen  wiederzugeben  sich  bemüht,  nämlich  das  Bild  vom wirklichen  Sein  hinter  aller  Erscheinungen  Flucht.  Wer  hat nun recht? - Wo ist die Wahrheit?  Der  Pessimist würde  davon laufen und verzweifelt ausrufen: Was ist Wahrheit?

Andere  Forscher  suchen  sich  durch  dieses  Labyrinth  von Widersprüchen  in der  ihrer  Natur  zusagendsten  Weise  hindurch  zu helfen,  resp.  sie  gehen  erst  gar  nicht  hinein.  Sie  behaupten  ebenso das  eine  blindlings,  wie  sie  das  andere  blindlings  bekämpfen  oder verneinen.  Den  Phrenologen ist die Schädelform  die  einzig  heilige Offenbarung  der  Seele,  den  Plastikern  ist  es  die  Physiognomie aller  Körperteile,  den  praktischen  und  wissenschaftlichen Mimikern  sind  es  die  beweglichen  Züge  des  Gesichts,  außerdem die  Pantomimen,  die unter dem Einfluß des Willens stehen. Zugleich sind allen einseitig  Sehenden  die  beiden  andern  Gebiete  nach  ihrer Art  der  Auffassung  ohne  wissenschaftlichen  Wert.  Die  Vertreter aller  drei  Richtungen  glauben  aber,  nur  in  der  Erscheinung  der menschlichen  Persönlichkeit  offenbare  sich  das  geistige  Sein  ganz allein.  In  diesem  Irrtum  stimmen  alle  überein.  Was  ist  nun  im Ernstfalle die Wahrheit? In dem übereinstimmenden Punkte ist Irrtum und  in  den  trennenden  ebenfalls,  und  doch  lacht  uns  die verführerische  Sphinx entgegen - "prüfet nur, bei mir ist Irrtum und Wahrheit vermischt, suchet, so werdet ihr finden", und so  ist es denn auch.

1. In jedem Menschen und seiner ganzen Gestalt im Schädelbau, in der Mimik und in allen seinen Lebensäußerungen gibt sich der ihm besonders  eigene  innewohnende  Geist  wieder,  nicht  aber  Geist schlechthin,  denn  dieser  ist  auch  in  allen  andern  Formen  und Erscheinungen der Natur, aber  anders  als  beim  Menschen.  Wie? das  offenbart  die  Form. 

2.  Wahr  ist  es,  daß  sich  in  den  ruhenden  konstanten Formen  nicht  nur  des  Menschen,  sondern  aller  Dinge  das 
Grundwesen  offenbart.  Die  Physiognomie,  die  Körperform  ohne Mimik  und ohne  Berücksichtigung  des  Gehirnbaues  ist von größter Bedeutung für die Beurteilung des Lebensgeistes.  Die bildende Kunst hat dieses gerade stets  ausgedrückt,  und darin beruht  ihre Vornehmheit und ihre anziehende Wirkung auf unsere Seele, die  uns auf  die  Dauer  mehr  zusagt  und  mehr  befriedigt  als  die Schauspielkunst.  Auch  Professor  LOMBROSO in  Turin  stellte  durch unerschütterliche Tatsachen fest, daß es z.B. Verbrecher  gibt,  die sich  durch  einen  konstanten  Verbrechertypus  verraten.  Ein  Typus, der durch alle Verstellungskunst unveränderlich bleibt.

3. Wahr ist es freilich auch, daß der konstante  Körpertypus, der  den  Grundcharakter  widerspiegelt,  durchbrochen  und durch  Ideen  und  Willensakte  aus  der  Harmonie  gebracht  werden kann. Diese werden meist durch äußere Anregungen, die dem inneren Wesenskern fremd sind, hervorgerufen.

Besonders  kann  dieses  durch  Hypnose  und  Suggestion bewirkt  werden.  Die  Heimat  der  Seele  ruht  in  ihrer  konstanten Körperform; die mimischen Erscheinungen sind, soweit sie in Harmonie mit der Grundform bleiben, schön und natürlich, soweit sie aber davon abweichen, häßlich und karikaturenhaft. Sie geben Augenblicke der Empfindung wieder,  aber  nicht  den Charakter  der  Gesamtsumme  des  Seins  einer  Individualität.

Ist  nun  in  der  konstanten  Form  Disharmonie,  so  schleppt  ein Mensch diese als ererbte und belastete Anlage durchs Leben. Er kann sie aber durch edle Suggestionen, Gedanken und Einflüsse magnetischer, odischer und heliodischer Natur mehr oder weniger latent legen. Ein häßlicher Mensch kann daher durch  Übung einen Seelenadel bekommen,  der 	sich durch 	innige Liebe zusammenhält und unter Beachtung aller Zeugungsgesetze auf  seine  Kinder  vererbt .  Umgekehrt  kann  ein  schöner  Mensch trotz  bester  Anlagen  durch  schlechte  Suggestionen  und  Einflüsse seelisch verkommen. Dieses ist dann Schuld  und Sünde,  jenes  aber, was der Häßliche tut, um sich geistig zu veredeln, ist Tugend.

Pflicht  aber  ist,  die  Schönheit  des  Körpers  durch  die Plastik  zu  lehren, durch  die  bildende  Kunst  in  allen  Schulen und  auf  allen  Wegen  in  Tempeln  und  Versammlungsorten aller  Art.  Pflicht  ist  auch,  die  Schönheit  der  Gesten  und Mienen  der  Sprache  usw.  zu  pflegen  durch  edle  Dichtungen, Tänze  und  Schauspiele,  die  Schönheit  des  Körpers  durch gesunde  Lebensart  zu  üben. Durch  rechte  Gattenwahl, Liebe, Zeugungsakte  soll  dann  die  erworbene  körperliche  und  geistige Schönheit  verwertet  werden.  Weiter  kann  dann  Erziehung  und gutes  Beispiel  das  junge  Geschlecht  zum Menschheitsadel führen.

4. Die Phrenologie  hat  nun  insofern  recht,  als  das  Gehirn die Konzentrationsfähigkeit  des  Willens  in  sich  birgt  und  als kontrollierendes geistiges Organ mit  Bewußtsein  zur  Einsicht und zu allen Tugenden befähigen kann. Nur  darf  man  nicht  vergessen,  das Gehirn  als  Teil  des  ganzen  Körpers  und  folglich  auch  der  Seele zu betrachten.

Wir  sollen  daher  unser  Gehirn  richtig  pflegen  und auszubilden  suchen.  Auch  hier  wird  dann  in  der  Schönheit und  höchsterreichbaren  Vollkommenheit  das  Gute  in  einem harmonisch 	schönen Stirn-, Gehirn-, Schädel- und Kopfformbau zum Ausdruck kommen.  In  meiner  Psycho-Physiognomik nehmen  die  drei  Gebiete  Physiognomik, Mimik  und Phrenologie,  soweit  sie  Wahrheiten  bergen,  einen gleich  wertvollen Platz ein.

Wer eins  von diesen  drei  Gebieten  ohne  Berücksichtigung  und Gleichschätzung  der  andern  beiden  betrachtet,  wird  kein  Psycho-Physiognomiker,  er bleibt in der Psychologie und praktischen Menschenkenntnis ein einseitiger  Theoretiker  und  irrender Praktiker,  dem  die  Freude  an  der  guten  Sache  durch  praktische Mißerfolge verloren geht.

Es gab Verbrecher mit  normalem  Gehirn  und auch  ohne einen  konstanten  physiognomischen anthropo-logischen Verbrechertypus.  Warum?

Weil die verbrecherische Handlung solcher Menschen nicht ein Ausfluß ihres  geistigen  und körperlichen Grundcharakters  war, sondern  ein  Ausfluß  vorübergehender  Suggestion,  dieselbe kann Selbstsuggestion,  sie  kann  auch  von  andern  übertragene Suggestion  sein,  also  Anstiftung  und  Beeinflussung.  Mit  jeder verbrecherischen Handlung selbst geht  aber ein verbrecherischer Gedanke einher.

Dieser  äußert  sich  in  einer  charakteristischen  Mimik  und Pantomimik stets sicher und gewiß, wenn das Verbrechen als solches bewußt war.  Objektive  Verbrechen  hingegen  können  ohne subjektives  Schuldbewußtsein  von  Geisteskranken  verübt werden,  die  dann  aber  nicht  die  typisch  mimischen  Äußerungen dabei  zeigen,  sondern  eine  Mimik  äußern,  die  oft  gar  nicht  im Zusammenhang  mit dem Verbrechen  steht.  Diese  Mimik  trägt  dann den Charakter der Naivität und der moralischen Bewußt-losigkeit.

Der  sich  verstellende  Verbrecher,  der  objektiv  sich  seiner bösen  Handlung  bewußt  ist,  wird  dieses  stets  durch  eine dementsprechende  Mimik  dem  scharfen  Beobachter  verraten. Versuche, die ich anstellte, um den Zusammenhang von Hirnbau und Kopfform  (Phrenologie)  mit  Körperbau  (Physiognomik)  und Suggestion,  Gesten  und  Pantomimen (Mimik)  nachzuweisen,  haben mich zu diesen sicheren Aufschlüssen geführt.


Psycho-physiognomische  Forschungen  bei  Tieren

Ein charakteristisches physiognomisches Zeichen der festen konstanten Körperform der Katzen sind die Krallen. Bei Katzen, denen ich die Krallen abschnitt, traten Veränderungen in der Form der Pupille und im Ausdruck der Augen auf,  der Blick wurde trüber, verschleierter, die Bewegungen der Katze wurden nicht mehr im blitzartigen Tempo, sprunghaft  ausgeführt,  kurz  die Veränderung  an  der  konstanten  Körperform  bewirkte  eine Veränderung in der Mimik und 	allen Bewegungserscheinungen der Katze.  Band  ich  schwere  Bleistücke unter  die Füße  einer  solchen  krallenlosen  Katze,  dann  nahm  sie  ein oft dummes ziegenhaftes Springen an, bei leichten Korksohlen lief sie wie  fliehende  Kühe.  Bei  mittelschweren  Sohlen  von  Horn  oder Eichenholz nahm sie mehr die Neigung des tempomäßigen Laufens an, ähnlich  wie  die  Einhufer,  Pferde,  usw.  Bei  Katzenfamilien,  die Generationen  hindurch  so  gezüchtet  wurden,  da  zeigten  die Abkömmlinge  -  selbstverständlich  solche,  die  auch  von  gleichen krallenlosen  Katern  mit  künstlichen  Hufen  gezeugt  waren  -  eine veränderte  Kopfgestalt.  Hirn,  Schädel,  Gesicht,  Auge,  Mimik  und Bewegung  solcher  Katzen  zeigten  merkliche  Abweichungen  vom Normaltypus.  Die  ganzen  Körperformen  hatten  das  Geschmeidige eingebüßt, wohl stolz, pferdeartig graziös  waren die Tiere, aber nicht mehr  typisch  katzig  in ihren  Äußerungen.  Auch  hatte  sich  der  Sinn für Konzentration auf das Kleine verloren, die Lust zum Mäusefangen war  gering,  man  sah  sie  stolz  einhergehen,  den  Schwanz  lang,  den Kopf  hoch.  Bei den Krallenkatzen ist  es  umgekehrt,  sie  beugen  den Kopf  herunter  zum  Beobachten,  heben  den  Schwanz  hoch,  und  alle Konzentration spitzt sich auf die Vordertatzen,  auf die Krallenspitzen zu.

In dieser Art experimentierte ich mit  allerlei  Tieren  und  fand, daß  die  konstante  Form  nicht  nur  den  Charakter  und  die  Neigung ausprägt,  sondern  diese  auch  beeinflußt.  Kurz,  ich  beobachtete eine  Wechselwirkung  von  innen  nach  außen  und  von  außen nach  innen.  Umgekehrt  wirkten  Suggestionen  beeinflussend  auf Wesen und Handlungen der Tiere. Hunde und Katzen,  mit  denen ich in verständiger  Weise sprach,  nahmen ein mehr verständiges  Wesen an, sie hörten  anständig  zu, wenn  ich ihnen  was sagte,  und führten das aus, was ich wollte. Die Tiere, die man hart anfuhr, wurden scheu und  mißtrauisch,  bissig,  widerspenstig  oder  flüchtig.  Pferde ,  die zahm  und  gut  waren,  wurden  durch  lieblose  Reden  störrisch  und bösartig.  Je  mehr  ich  ein  Tier  beachtete,  desto  mehr  beachtete  es mich; je weniger ich Notiz davon nahm, desto gleichgültiger blieb ich ihm.  Liebes  zutrauliches  Sprechen  und Behandeln  weckte  Liebe  und Vertrauen.  Kurz,  die  Art  der  Suggestion  beeinflußte  den Charakter.  Ich  beobachtete  dieses  später  auch  bei  Menschen.

Aber  nicht  immer  schallte  es  so  aus  dem  Wald  heraus,  wie  man hineinsprach. Wurden durch eigene oder andere Einflüsse die von mir ausgehenden  unterbrochen,  so  trat  ein  anderer  Erfolg  ein.  Auch durchbrach  die  beste  Behandlung  und  dauerndes  Wohltun  bei Menschen mit  konstantem  ungünstigen Körper-  oder  Gehirnbau den harmonischen Fluß der Wechselwirkung, und Undank, Gemeinheit, ja selbst bösartige Verleumdung war die Erwiderung, ganz entsprechend der  Anlage  solcher  Menschen.  Bei  Tieren  war  es  genau  so.  Gut beanlagte  Menschen  blieben  bei  harter  Anrede  und  kurzem  kühlen Behandeln gütig und edel nachsichtig, nicht nachtragend.

Diese  Experimentalpsychologie  habe  ich  viele  Jahre  geübt, und dadurch gewann ich Klarheit über viele  meiner  Hypothesen  und fand  Wahrheit,  wo  man  sich  oft  andrerseits  in  Irrtümern  bewegte. Die  größten  Schwierigkeiten  haben  mir  solche  Versuche gemacht,  um  die  drei  Lebenskräfte:  Lebensmagnetismus, Medioma  oder  Od  und  Helioda  oder  Lebensstrahlen experimentell  nachzuweisen.


Experimente  mit  schlafenden  Menschen

Großes Interesse boten die Erfahrungen, welche ich mit Schlafenden anstellte, und führten mich weiter zu  Tatsachen,  die meine Hypothesen stützten.  Mein leiser Hände- oder Fingerdruck auf die  verschiedenen  Teile  des  Kopfes  rief  in der  Mimik  des  Gesichtes die  verschiedensten  Ausdrücke  hervor,  und  ich  konnte  an  dem jeweilig  wechselnden  Gesichtsausdruck  die  Art  der  psycho-physiologischen Wirkung des Druckreizes herauslesen, ich kam so  zu einer  scharfen  Kontrolle  über  das,  was  die  Phrenologen  wahr  oder falsch  beurteilt  hatten,  und  gelangte  dadurch  immer  mehr  zur Bestätigung meiner von der Phrenologie abweichenden Erfahrungen.

Da die plastischen Formen des Körpers und des Gesichts bei einer und derselben Person im Schlaf anders waren als im wachen  Zustande,  so  lernte  ich  bald  die  innere harmonisierende 	Lebenskraft,  welche  im  Schlafe  vor-herrscht, als die Medioma oder  das  Od erkennen, das  im  wachen Zustande  mehr  zurücktritt,  um  der  Helioda  Platz zu machen. Ich lernte,  daß  die  Bewußtseinsvorgänge  auf  der  Wechselwirkung zwischen  magnetischer  Energie  und  ausstrahlender  Helioda vor  sich  gehen,  und  daß  das  Od  im  Körper  selber  die Leitungs-  und  Vermittlungskraft  zwischen  diesen  beiden Kräften  ist.


Psycho-physiologische  Selbstversuche

Um  mich  hiervon  näher  zu  überzeugen,  versetzte  ich  mich  in einen  sensiblen  aufnahmefähigen  Zustand  mit  leichtverschlossenen Augen  unter  Freigabe  aller  intensiven  Gedanken  und Muskelspannungen und übte mich jahrelang so, ich hieß dann meine Nebenperson  irgendeinen  Gedanken  fest  und  intensiv  denken.  Bald fühlte  ich diesen  Gedanken  und brachte  es durch  Übung  dahin,  die verschiedensten Gemütsstimmungen bei verschiedenen Menschen  im Dunkeln  oder  bei  verbundenen  Augen  genau  wahrzunehmen. Umgekehrt wirkte ich mit meinen Gedanken  und Stimmungen durch Lebhaftigkeit  und  Intensität  auf  mediale  Personen  fühlbar  ein.  Die Personen  fühlten  direkt  starke  Ausstrahlung  von  mir.

Diese Strahlungen  bildete  ich  durch  Übung  zu  derartiger  Kraft bei  mir  aus,  daß  ich  sie  mit  ausgestreckten  Händen  auf  60 Meter  Entfernung  durch  Eisen,  Holz-  und  Steinwände hindurch  stark  fühlbar  wirken  lassen  konnte.  Versuche,  die  ich bei  verschiedenen  Kranken  und  schwachen  Personen  anstellte, führten  zu  überraschenden  Ergebnissen.  Bewußtlose,  Gelähmte, vom  Schlaganfall 	Getroffene 	wurden  durch  diese Strahleinein-wirkung  derart  angeregt  und  belebt,  daß  eine überraschende  schnelle  Heilung  eintrat.  Auch  unheilbare Rückenmarksleidende,  die  schon  lange  mit  beiden  Beinen lahm  waren,  bekamen  durch  meine  Strahlenwirkung  in kurzer  Zeit  Kraft  und  Gesundheit  wieder .  Ich  gewann  solche Freude an diesen Experimenten, daß  ich  mehrere  Jahre  hindurch sogenannte  Unheilbare  durch  diese  Kraft  schnell  und  sicher heilte.  Dadurch  war  für  mich  und  jeden  objektiven Beobachter  die  Existenz  meiner  zuerst  als  Hypothese angenommenen Strahlkraft Helioda  durch  sichtbare Tatsachen  erwiesen.  Zwischen  Od  und  Helioda  stellte  ich besonders  alle  einzelnen  Unterschiede  fest  und  kam  so  zu der Entdeckung der Heliodastrahlen  auch  auf experimentellem  Wege,  nachdem  ich  logisch  diese  Kraft längst  gefunden  hatte.

Wenn  sich  nun  auf  der  einen  Seite  eine  außerordentliche Strahlkraft  entwickelt  hatte,  womit  ich  chemisch,  physikalisch, physiologisch und psychologisch die verschiedensten  Veränderungen und Einflüsse hervorrufen konnte, so suchte ich in der Verfeinerung meines Odes die Leitung von  chemischen  elektrischen  Reizen physischer,  physiologischer  und  psychischer  Art  immer  mehr  zu bewirken.  Ich  bekam  nach  und  nach  eine  derartige Feinfühligkeit,  daß  ich  in  verdeckten  Holzkästen  die verschiedensten  Metalle  und  Minerale  feststellen  konnte.  Ich vermochte lediglich durch mein  Feingefühl völlig verdeckt  Eisen von Kupfer,  dieses  von  Zink  zu unterscheiden.  Auf  einem  Tisch,  worauf eine Reihe von Tellern, die einzeln mit Kreide, Kochsalz,  Schwerspat, Kieselsteinen,  Eisenstücken,  Holz  usw.  belegt  und  verdeckt  waren, fand  ich  durch Hellf ühlen  die  verschiedenen  Substanzen heraus,  indem  ich  meine  ausgestreckten  Finger  in  die  Nähe  der verdeckten  Gegenstände  in einem Abstande  von 1/4Meter  brachte. Ich  fühlte  bald  die  verschiedenen  Holzarten,  Salze,  Metalle, Zeugstoffe  und  schließlich  sogar  die  verschiedenen  Farben  heraus. Ich  fühlte  bei  kranken  Menschen  und  Tieren  jede Schmerzstelle  und  den  Grad  des  Fiebers,  ja  jedes Unbehagen.  Selbst die Art der Blutentmischung, Muskeln und Knochensubstanz stellte ich fest, und zwar mit frappanter Sicherheit. Ich  fühlte  dieses  alles  durch  die  Spannungsenergie  oder durch  die  Strahlen,  die  von  den  Gegenständen  ausgingen und  die  für  mich  wahrnehmbar  waren.

Hierdurch kam ich zur Entdeckung der Elementarstrahlen, zur  unerschütterlichen  Tatsache,  daß  in  den  verschiedenen Gegenständen  und  Elementen  verschiedene  Spannungsenergien wohnen, und daß alle Substanz mehr oder weniger strahlt.

Der  Entdeckung  der  Helioda  oder  der  psycho-physiologischen Strahlen  folgte  die  Entdeckung  der Elementarstrahlen  und  der  Elementar-Energien,  und  damit hatte  ich  manche  herrschende  Anschauungen  in  der  Chemie und  Physik  durchbrochen  und  jene  Elemente  zu  einer  neuen Weltanschauung  gefunden,  die  mir  nun  weiterhin  wertvolle Grundlagen 	für  meine  neue  Biochemie, Biologie, Morphologie, Psycho-Physik, Psycho-Physiognomik und Psychologie  wurden.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1994. Update 26. März 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
Hauptwerk - Lehrbrief 2 (von 5)
 
HAUPTWERK
Menschenkenntnis
Lebensschule
der Zukunft
Status:
Absolute Referenz