Menschenkenntnis Lehrbrief II. - Part 6
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

Die  Farbe  eines  Minerals ist  entweder  eine  wesentliche, wenn sie  der  Substanz  des  Minerals  eigentümlich  ist,  oder  sie  ist  eine unwesentliche, wenn sie  nicht  durch  die  innere  Substanz  verursacht ist.  Im  ersteren  Falle  zeigen  die  Minerale  in  den  verschiedenen Formen  ihres  Vorkommens  dieselbe  charakteristische  Farbe.  Die wesentliche Farbe kennzeichnet stets die chemische Eigenart.

Im zweiten Fall können die Minerale in verschiedenen Farben auftreten und zwar durch verschiedene Beimengungen, so  tritt z.B. Quarz farblos, durch Metalloxyde beeinflußt rötlich oder violett und durch Kohle beeinflußt braun oder schwarz gefärbt auf.

Das Pulver eines Minerals bleibt sich stets gleichfarbig.

Irisieren  oder  Opalisieren nennt  man  die  Eigenschaft  eines Minerals, wenn es in verschiedenen Farben schillert.

Durch  die  Luft  können  Minerale  an  ihrer  Oberfläche Anlauffarben annehmen.

Als  Phosphoreszenz versteht  man  bei  einem  Mineral  die Eigenschaft  wenn  es  nach  vorheriger  Belichtung  oder  Reibung  im Dunkeln eine Zeitlang leuchtet.

Fluoreszenz  nennt  man  die Eigenschaft eines Körpers, welcher im  durchfallenden  Lichte  eine  andere  Färbung  zeigt  als  im auffallenden.

Elektrisch  werden  einzelne  Mineralkörper  durch  Reiben,  wie z.B. Quarz und Schwefel, oder auch durch Erwärmen, wie Topas. 

Polarmagnetisch  sind  Minerale,  wenn  sie  den  einen  Pol  der Magnetnadel  anziehen,  den  andern  abstoßen,  wie  z.B.  der Magneteisenstein.

Einfach  magnetisch  sind  Körper,  welche  nur magnetisch anziehend wirken, wie z.B. Magnetkies oder Meteoreisen.

Manche Körper schmelzen beim Erhitzen, andere  verflüchtigen, noch  andere  sind  feuerfest.  Auf  das  Temperaturgefühl  wirkt  Kreide mager,  Talk und Graphit  wirken  fettig.  Eisen  und  Diamant,  die  sich kalt anfühlen,  sind gute Wärmeleiter.

Einen typischen Geruch geben die Minerale nur gering nach der rauhen Seite ab, der beim Schlagen oder Spalten der  Substanz intensiver wird.

Geschmack zeigen meist nur die im Wasser löslichen Substanzen, z.B. Salpeter salzigkühlend, Bittersalz bitter, Salz salzig, Alaun zusammenziehend.

Alle Minerale und festen Körper lassen sich in flüssige umwandeln, und alle flüssigen oder flüssig gemachten Körper und Elemente lassen sich in eine gasige Form umbilden. Es ist daher anzunehmen, daß bei höchsten Temperaturen alle  Stoffe und Elemente nur in gasiger Form auftreten. Ferner können alle Minerale und andere Substanzen durch sich  selbst,  durch innern Druck nach außen von ihrer Substanz ausstrahlen, was die von  mir entdeckten Elementarstrahlen beweisen. 

Auf  beistehender  Tafel V  möchte  ich eine kleine Anzahl der  verschiedenen  Steine  und  Minerale,  wie  sie  in  den verschiedensten  Formen  und  Gestalten  in  der  Natur  auftreten,  der klaren Anschauung wegen vorführen.

1. Glimmerschiefer.            2. Porphyr.            3. Granit


4. Oolit oder Eisenrogenstein.             5. Basalt.                6. Serpentinstein.


7. Achat.                8. Malachit                9. Achat (andere Form+Farbe)

             
10. Mandelstein            11. Granulit        12. Trachitfaden

        
13. Lavabombe                14. Bergkristall                15. Serpentinstein nach Olvin kristallisiert (Pseudokristall).


16. Silber                    17. Bleiglanz                   18. Amethyst

Sehr steinige unkristallinische Formen zeigen Fig. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 10, 13.  Einen holzartig gewachsenen Schichten-und Faserba zeigen Fig. 11 zeigen sehr schöne geschichtete Formen, besonders 9, die an den Querschnitt von Holzstämmen erinnern. Interessant ist der Opal, der aus Wasserstoff und Silizium besonders gebildet ist, also aus den chemischen Bestandteile besteht, aus denen die holzartigen Pflanzen zum größten Teile hervorgegangen sind. Fig. 15 ein Pseudokristall. Pseudokristalle sind solche, die nicht in der ihr eigentümlichen Art kristallisieren, sondern deren Kristallisationsform durch äußere natürliche Bedingungen bedingt wird.  Fig. 8, Malachit, bildet eine wasserhaltige  Verbindung der Kohlensäure mit Kupferoxyd.

Ich komme auf diese morphologischen Grundgesetze, die abhängig sind von der chemischen Energie und spezifischen  Eigenart der verschiedenen  Elemente,  später noch öfter zurück.  Ich möchte hier zum Schlusse dieses Abschnittes  folgende Tatsache zur Beachtung empfehlen. Die Ursachen der Kristallisation müssen in äußere und innere unterschieden werden. Die innere Ursache ist stets die chemische Energie, und diese beruht im Magnetismus, in der erhöhten  Kohäsionskraft.  Alle chemische Energie ist demnach in erster Linie chemischer Magnetismus. Es ist die  Anziehungs-, Gleichmachungs-  und  Beharrlichkeits-  oder  Ruheenergie.

Am  folgendem  Beispiele  möchte  ich  das  darlegen.  Wenn  man eine  mit  Zucker,  Alaun  oder  einer  anderen  Salzlösung  gesättigte Flüssigkeit  in ein  mit  Stäbchen  oder  Bindfäden  durchzogenes  Gefäß gießt  und  dieses  ruhig  stehen  läßt,  so  ziehen  sich  die  aufgelösten festen  Teile  nach  kurzer  Zeit  an  den  festen  Fäden  und  Stäben zusammen, sie drängen und bewegen sich dorthin und kristallisieren an den vorhandenen Festteilen zu festen Formen.

Was  ist  es  nun,  das  die  Stoffe  dorthin  zieht?  Fraglos  entweder die Sympathie  oder die Verwandtschaft  der aufgelösten  Substanzen, die sie zu den Stäbchen und Fäden haben, oder es ist die magnetische Energie  des  ruhenden  und  beharrenden  Festzustandes,  der  in  den Fäden  und  Stäben  und  ihren  Molekülen  steckt,  was  auf  die kristallfähigen  Substanzen  der  Flüssigkeit  anziehend  und  zur  Ruhe führend gewirkt hat. Wahrscheinlich ist beides die Ursache.

Aber  auch  Stoffe,  die  sich  im  amorphen  oder  gleichmäßigen gestaltlosen  Zustande  befinden,  neigen,  sobald  sie  zu  festeren Gebilden  durch  chemische  oder  physikalische  Einflüsse  gezwungen werden,  zu kristallartigen  oder  pflanzenartigen  Formen.  Das  ist  z.B. bei  Wasser  und  feuchter  Luft  der  Fall,  sobald  diese  Stoffe  aus  dem gasigen  oder flüssigen  Zustande  durch  niedere  Temperatur  in  feste Körper umgewandelt werden.

Jeder  kennt  die  wunderschönen  Blätter  und  pflanzenartigen Formengebilde,  die  sich  bei  hartem  Winterfrost  an  unseren Fensterscheiben  zeigen,  und ebenso  kann man  beobachten,  daß  die Schneeflocken  in  verschiedenster  Mannigfaltigkeit  wunderbar  edle Kristallformen  zeigen,  wie  die  hier  abgebildeten  Schneekristalle zeigen.


Schwefel  kristallisiert  oktaëdrisch  oder  achtflächig  und  auch hexagonal  oder  sechsflächig  prismatisch.  Bringt  man   z.B.  in  eine übersättigte  Lösung  von  Schwefel  in  Benzol  zwei  Schwefelkristalle, deren  jedes  einer  andern  der  eben  genannten  Kristallformen angehört, so bilden sich in der Nähe des prismatischen Kristalls lauter sechsseitige Prismen, in der Nähe des Oktaëders lauter  Oktaëder,  bis der  Kristallisationsvorgang  so  weit  vorgeschritten  ist,  daß  die beiderseitigen Kristallformationen  aneinander  stoßen.  Sobald  dieses aber  geschehen  ist,  gewinnt  die  prismatische  Kristallform  die Oberhand, und die oktaëdrische wird vollständig ausgedrückt.  Woher kommt das?

Die hexagonalen Prismen und Pyramiden sind die wesentlichen oder ureigenen Formen und Gestalten, in denen der  Schwefel kristallisiert; die oktatëdrische Form ist eine beeinflußte oder eine Gefälligkeits- oder Sympathieform, die der Schwefel annimmt.

Ist darin nicht so etwas von Seele oder geistigem Wirken,  wenn auch unbewußt, erkennbar?

Schwefel ist sehr weich und anpassungsfähig. Dieses auf die Psychologie übertragen, hätten wir hier die Vorgänge, die  analog sind von dem, was ich unter Magnetismus, Suggestion, Hypnotizismus schon so oft erklärt  habe.

Materie, Form, Kraft und Seele,  man studiere diese Begriffe hier schon in den Uranfängen des Anorganischen, das sich organisch zu gestalten sucht.



Folgende Grundthesen in Bezug auf Formbildung der Kristalle stelle ich auf, welche festgehalten werden müssen:

1. Die verschiedenen Elemente  haben die Neigung, aus sich veschiedene Formen und Kristalle zu bilden.
2. Elemente,  die sich in ihren Eigenschaften ähnlich sind, bilden gleiche oder ähnliche Kristallformen.
3. Äußere physikalische Einflüsse können mitbestimmend auf die Art der Kristallbildung wirken.
4. Die Richtung der ersten Grundform bei Beginn der Formierung der Moleküle ist maßgebend für die weitere  Fortsetzung  der Kristallisation. 
5. Diese Fortsetzung der angefangenen Kristallisierung kann durch chemische oder physikalische Einflüsse unterbrochen werden.
6. Kristalle wachsen, solange sie Nahrung in ihrer Umgebung und keine Unterbrechung im Wachstum durch die  sogenannten Einflüsse finden, durch Anziehung,  Angliederung gleicher oder verwandter Moleküle an die Muttersubstanz und Form.
7. Kristalle haben das Bestreben, in ihrem Zustande zu verharren, sie verändern sich daher nicht durch sich selbst,  sondern durch gewaltsame Einwirkungen von außen her.
8. Die vorherrschende Kraft der Kristalle ist daher die magnetische, sie wirkt auf flüssige und besonders auf gasige  Substanzen direkt oder indirekt elektropositiv, also anziehend und festhaltend.
9. Einfacheoder zusammengesetzte Stoffe, die heteromorph (verschiedenförmig),  d.h. in verschiedenen Kristallsystemen zweiförmig oder dimorph und dreiförmig oder trimorph kristallisieren, zeigen in ihren verschiedenen Kristallformen auch verschiedene physikalische Eigenschaften; sie haben verschiedene Härte, verschiedenes spezifisches Gewicht und  verschiedenes Lichtbrechungsvermögen. Kohlenstoff kristallisiert  z.B. im Diamanten bei einem spezifischen Gewicht von 3,55 regulär, d.h. in einer Form, die sich auf drei gleichwertige und unter rechten Winkeln gekreuzte Achsen vollzieht,  während  derselbe  Grundstoff  als  Graphit,  das  ein spezifisches Gewicht von 2,3 hat, hexagonal kristallisiert.
10. Da jedem Element ein mathematisches Grund- und Formprinzip  innewohnt,  so  bleibt  dieses  Prinzip  die  wesentliche  Urenergie  des  Elements,  die  jedoch  durch  äußere  chemische  oder physikalische Einflüsse modifiziert werden kann, weshalb ein Element, z.B. Sauerstoff, das sich mit Eisen verbindet, eine ganz andere Kristallisation des Moleküls  zeigt, als wenn dasselbe Element sich mit Kohlenstoff oder Silizium verbindet; auch die  physikalische Einwirkung ändert die Form eines Moleküls, so muß naturgemäß ein Wassermolekül in warmer Dampfform  anders als in feuchter Luft, hier wieder  anders als in trockener warmer oder kalter Luft sich formen; ich will daher an bildlichen Darstellungen und Vergleichen die physikalische und chemische Einwirkung beim Wassermolekül und einigen  anderen Verbindungen bei der Behandlung der Biochemie im Lebenshaushalt des pflanzlichen und tierischen Körpers und die sich daraus ergebende notwendige Formveränderung später näher erläutern.



FÜNFTER  TEIL  DES  LEHRSTOFFES

Chemie,  Physik  und  Mathematik  als  Führer  der Wahrheit  in  der  Naturerkenntnis.
Die  mechanische Wärmetheorie  und  Lichtempfindlichkeit  der  Materie.
Elektrisches  Verhalten  der  Elemente.
Gravitation, Schwerkraft,  mechanische  und  molekulare  Erscheinungen der  Körper

Überall um uns her, wie im ganzen Weltall vollzieht sich ein fortwährendes Werden und Vergehen, ein Stoff- und Kraftaustausch, Verbinden und Lösen  Wir leben also zwischen fortgesetzten chemischen und physikalischen Vorgängen. Überall waltet aber in all den unzählig verschiedenartigen Wechselvorgängen des Lebens und des Weltseins etwas  Gesetzmäßiges, Folgerichtiges, auf mathematischen Energieverhältnissen beruhendes Etwas. Nur die höheren  individuellen Lebensformen scheinen in sich mehr und mehr die Kausalität zu durchbrechen und die teleologischen  Prinzipien zu herrschenden zu machen. Genauer gesagt, neben allem kausalen Geschehen geht ein unbekanntes magisches Streben zu bestimmten Zielen einher, mögen diese auch noch so oft in die Ferne rücken oder scheinbar  verschwinden, sie tauchen immer wieder auf.

Wir wollen hier nun vorerst das erstere, das kausale Weltgeschehen, ins Auge fassen und müssen demgemäß der Chemie, Physik und Mathematik bei allen diesen Betrachtungen den Vorrang lassen.

Ich meine zunächst, nicht immer bleibt dieses so, wir werden sehen, daß, je höher das individuelle Geistige im organischen  Leben steigt,  desto mehr die kausalen chemischen und physikalischen Vorgänge in den Hintergrund treten.  Das Mathematische bleibt aber scheinbar auch in der geistigen Welt eine hindurchgehende Begleiterscheinung. Es wird aber auch wiederum durchbrochen durch das Freiheitsprinzip, das wir zu Anfang dieses Lehrbriefes schon kennen lernten.

Die Materie  selbst  ist  nach  ihrem  ganzen inneren Wesen  ruhig und beständig, und in dieser Beständigkeit erscheint sie als eine träge und  tote  Masse.  Scheinbar  bedarf  es  besonderer  Kräfte  von  außen her, um sie in Bewegung zu bringen.

Von den physikalischen Kräften sind es besonders Licht, Wärme und  Elektrizität,  welche  die  Atome  und  Moleküle  der  Materie  in Schwingungen,  Vibrationen  und  weitere  Bewegung  bringen.  Woher nun  diese?  Keine  Kraft  ohne  Impuls!  Wir  wollen  das  später untersuchen. Zunächst sei festgestellt:

Das konstante Ruh-, magnetische oder Ernährungs-  und Beständigkeits-  oder  konservative Erhaltungsprinzip ist Grundcharakter der Materie.  Die Materie  widersetzt  sich jeder  Bewegung  und  Veränderung.

Bei  allen  Veränderungen,  gleichviel  ob  physikalischer  oder chemischer  Art,  wirken  Licht,  Wärme  oder  Elektrizität  mit.  Der deutsche  Arzt J. R. MAYER in Heilbronn a.N. hat 1842 entdeckt,  daß Wärme  und  Arbeit  zwei  Formen  einer  Kraft  sind,  die  gleich  der Materie wandelbar, aber in  ihrer  Gesamtheit  als  unzerstörbar  gelten müßte.  Ich  möchte  hierzu  bemerken,  daß, wenn  der  Weltäther  als Urstoff  aller  chemischen  Materie  angenommen  und  in  die  Materie eingeschlossen  wird,  mir  dieser  Lehrsatz  richtig  erscheint.  Die Auffassung,  daß  die  chemische  Materie  überhaupt  unveränderlich und unzerstörbar  zu betrachten sei, ist, wie  ich  schon  nachgewiesen habe, ein Irrtum.

MAYER versteht unter Zusammenfassung aller  Kraftformen  eine Weltenergie  als  beständige  Kraftquelle  aller  verschiedenen Kraftformen.  Nach  ihm  hat  alles  Werden  und  Vergehen  seinen Ursprung in den Wirkungen der Energie auf die Materie.

Nach MAYER existiert nur das mechanisch-stofflich-dualistische Weltprinzip, Energie und Materie. Meiner Ansicht nach übersah dieser Forscher  völlig  das  Empfindungs- und Bewußtseinsprinzip,  sowie das teleologische, das Freiheits-  und  das  geistige Weltentwicklungsprinzip.

Er  schloß  von  den  fünf  großen  Weltdaseinsformen  die  vier höheren  vollständig  aus,  weil  er  sie  nicht  wahrnahm.  Aus  diesem Mangel hat sich die moderne naturwissenschaftliche Richtung  in  den gröbsten Materialismus verankert.

Was  nebenbei  bemerkt  taktisch  kein  Fehler  ist,  denn  man  hat um  so  gründlicher  nun  die  ganze  geistige  Energie  auf  Chemie  und Physik  konzentriert,  wodurch  so  außerordentliche  Fortschritte  auf diesen Gebieten erreicht wurden. 

Abgesehen von den philosophisch  falschen  Folgerungen seitens MAYERs und seiner NACHFOLGER, sind die sachlich  begrenzten,  rein naturwissenschaftlichen  Schlüsse  ausgezeichnet.  In dieser Beziehung ist  Tatsache,  was  MAYER  lehrt:  Verschwindet  die  Energie  der  einen Form, so entsteht dafür eine proportionale Menge derselben in  einer andern  Form,  und  um  irgendeine  Menge  Energie  einer  bestimmten Form zu erlangen, muß man  eine  proportionale Menge einer andern Energie opfern.

Wärme oder Temperaturerhöhung geht in chemische Energie über, und umgekehrt ist die chemische Energie die Hauptquelle  der Wärme.  Elektrische  Energie geht  in  chemische  über,  wie  bei  der Galvanoplastik,  und  umgekehrt  kann  aus  chemischen  Elementen (galvanische) Elektrizität gewonnen werden.

Setzt man einer mechanischen  Kraft einen Reibungswiderstand entgegen,  so  entwickelt  sich  in  den  Reibungskörpern  Wärme  oder auch Elektrizität, wie dieses z.B. bei der Dynamomaschine der Fall ist. Umgekehrt lassen sich Wärme und Elektrizität in mechanische Energie (Bewegungskraft)  umwandeln,  wie  dieses  die  laufende  Lokomotive und der elektrische Wagen zeigen. 

Alle Materie ist also mit einer gewissen Menge  Energie geladen. Einen  gewissen  Grad  Wärme  hat  jedes  Element,  wie  wir  in  der spezifischen Wärme desselben gesehen haben. 

Führt  man  einen  Körper  mehr  Wärme  zu,  so  wird  dessen Temperatur nur durch einen Teil der zugeführten Wärme erhöht, der andere Teil verschwindet, oder, besser gesagt, er geht in eine andere Energieform über, das ist die Arbeitsleistung,  die  sich  z.B.  durch  die Ausdehnung  oder  Volumenvergrößerung,  oder  auch  Schmelzung, Vergasung und chemische Zersetzung des Körpers vollziehen kann. 

Um eine bestimmte Menge eines festen Körpers zu verflüssigen, oder eines flüssigen Körpers in Gasform  umzuwandeln, ist  stets  eine gewisse Summe Wärmeenergie erforderlich, die in der Arbeitsleistung verschwindet.  Umgekehrt  erhält  man  genau  die  gleiche  Summe Wärmeenergie  bei  der  Rückbildung  zurück.  Ein  Beispiel  möge  dies erklären. 

Zur Schmelzung des Eises (nicht Eisens) durch  Wärme  sind z.B. 79  Kalorien  erforderlich,  die  als  Wärme  vollständig  verschwinden, indem sie die molekulare Arbeit der Verflüssigung des Eises von 0° zu Wasser  0°  ausführen.  Bildet  man  das  Wasser  zu  Eis  zurück  von  0° Wasser  zu  0°  Eis,  so  entstehen  wieder  genau  die  gleichen Gewichtsmengen  Wärme,  79  Kalorien  zurück,  welche  zur Einschmelzung aufgewendet wurden. 

Diese Tatsachen  bilden die Grundlagen  für  die  mechanische Wärmetheorie. 

Um das Verhältnis von Wärme und Arbeit  zu  bestimmen, benutzt  man  die  große  Kilogrammkalorie,  das  ist  das  Maß  Wärme, welches  erforderlich  ist,  um  1  Kilogramm  Wasser  von  0°  auf  1°  zu erwärmen. Für die Arbeitsleistung gilt die Energie, die erforderlich  ist, um 1 Kilogramm einen Meter hoch zu heben, also das Kilogrammeter (kgm).  Zur Erzeugung  einer  Kalorie  ist eine  Arbeitsleistung  von 424 Kgm notwendig. 

Also  die  Kraft,  die  ein  Kilogramm  424  Meter  hoch,  oder umgekehrt, die 424  Kilogramm einen Meter  hoch  zu  heben vermag, ist zur Erzeugung der Kalorie nötig. 

Aus  diesen  höchst  wertvollen  Grundmaßen  von  Wärme  und Arbeitskraft  hat  die  Physik  und  Technik  außerordentliche Nutzanwendung  gezogen.  Aber  auch  die  Chemie  ist  dadurch bereichert worden. 

Nach  diesem  kann  man  sich  eine  Vorstellung  davon  machen, welche außerordentlichen Wärmeenergien z.B. durch Reibung, Druck oder  chemische  Vorgänge  in  der  Natur  aufgespeichert  liegen.  Was kann  z.B.  durch  die  Kraft  des  Lichts  oder  des  Windes  oder  der Schwere oder des fließenden Wassers oder auch durch Ebbe und Flut des Weltmeeres in Zukunft der Technik wohl noch alles möglich sein? Wenn z.B. ein Mittel gefunden werden könnte,  wodurch die Kohäsion der  Moleküle  oder,  nach  meiner  Lehre,  der Molekularmagnetismus (die Kraft, welche die feste  Substanz  zähe  zusammenhält)  schnell  in Wärme  umgebildet  werden  könnte,  dann  hätte  man  einen unerschöpflichen  Vorrat  an Wärmeenergien  in aller  festen  Substanz und zumeist in den Bergen und Felsen  aufgespeichert,  man  brauchte keine  Steinkohle  und  kein  Holz  mehr  zum  Verbrennen,  um  Wärme, Licht, Elektrizität und mechanische Kraft zu erzeugen. Man hätte eine neue Licht-  und Wärmequelle  gefunden, ein  Problem, woran  ich  seit Jahren arbeite. 

Nach CLAUSIUS nimmt  man  an,  daß  die  Moleküle  im gasförmigen  Zustande  mit  großer  Geschwindigkeit  in  geradlinigen kurzen Bahnen nach  allen Seiten  hin durcheinander fliegen.  Hieraus erklärt  sich,  daß,  wenn  einer  eingeschlossenen  Gasmenge  ein  freier Raum geboten wird, sofort  die Moleküle  dort hineindrängen und den freien  Raum  rasch  und  gleichmäßig  mit  gleicher  Dichte  erfüllen. Beständig  werden  aber  auch  Moleküle,  die  an  den  inneren Gasbehälter anprallen, in den inneren Raum zurückeilen.  Durch diese fortgesetzten  Stöße  des  Gases  oder  Dampfes  erklärt  sich  der  Gas-oder  Dampfdruck,  der  auch  Expansivkraft  genannt  wird.  Dieser Druck  wird  um  so  lebhafter  und  stärker,  je  höher  die  Wärme  des Dampfes steigt und je dichter der Raum ist, in dem die Gase erwärmt werden (Kompression). 

Man  nimmt  an,  daß  in  jedem  chemischen  Stoffe,  gleichviel  in welchem  Zustande,  die einzelnen  Kleinstkörper  oder  Moleküle  nicht fest,  sondern  in  Abständen  zusammenhängen,  daß  aber  im  gasigen Zustande  die  Moleküle  weiter,  im  flüssigen  enger  und  im  festen  am engsten aneinander lagern. 

Da  nun  bei  jedem  chemischen  Vorgange  ein  Umlagern  der Moleküle  stattfindet,  so  ist  es  erklärlich,  daß  diese  Umlagerungen oder  chemischen  Veränderungen  in  den  festen  Körpern  langsamer vonstatten gehen und mehr Zeit erfordern als dieses bei den flüssigen der  Fall  ist,  und  im  gasigen  Zustande  treten  noch  schneller  die chemischen Veränderungen auf. 

Bei  den  höchsten  Temperaturen,  wie  man  sie  z.B.  auf  der Sonne annimmt, zehn- bis zwanzigtausend  Grad, nimmt man an, daß sich alle Elemente im  gasigen und zugleich  unverbundenen Zustande befinden,  weil  bei  solch  hohen  Hitzegraden  die  ruhige  Gruppierung der  Atome  zu  Molekularkörpern  ebensowenig  möglich  ist,  als  die Bildung fester Körper durch Kristallisation der Moleküle. Nach meiner Ansicht  ist  in  den  tieferen  Schichten  unter  der  Sonnenatmosphäre doch festere Basis, also niedere Temperatur. 

Die Kraft- und Wärmeenergie auf unserer Erde wird hauptsächlich  durch  die  von  der  Sonne  an  unserer Erdoberfläche  entwickelte  Wärmeenergie  hervorgerufen, wodurch  die Vegetation des pflanzlichen und tierischen Lebens besonders da, wo eine 10° oder 20° Durchschnittstemperatur herrscht,  möglich  ist.  Die  günstigen  Aggregatzustände  bedingen  die organischen  Bildungen  mit.  Da,  wo  diese  ungünstig  sind,  und  mit mangelnder Wärme zugleich, wie an  den Polen, hört  auch  das  Leben auf und ist alles in Nacht und Eis erstarrt. 

Nach RAUL PIÉTET (1893) hört bei 120 Grad unter Null, also bei -120°,  jede  chemische  Reaktion  auf.  Natron,  das  sich  in  einfachem Wasser, und Eisen, das sich leicht in Salzsäure löst,  verhalten sich bei -80° indifferent, also unlöslich. Bei allen chemischen  Vorgängen sind gewisse  Wärmemengen  erforderlich,  man  nennt  die  chemischen Zersetzungserscheinungen,  welche  durch  Wärme  bedingt  sind, "Dissoziation".  Nach  KAHLBAUM (1893)  lassen  sich  im  luftleeren Raume  des Vakuums  wegen  der Druckveränderung  oder  infolge  des Fortfalls  des Luftdruckes  manche Elemente  chemisch  rein gewinnen, indem die Moleküle in Atome zerfallen. So destilliert z.B. Tellur bei 450°, wozu bei Erhitzen in Luft sonst 1390° nötig sind. Im Joddampf zerfallen die Jodmoleküle J2 bei  700° zu Jodatomen J. Salmiak  zerfällt  in  der  Hitze,  sobald  es  sich  verflüchtigt,  zu Salzsäure- und Ammoniakdämpfen, die jedoch beim  Emporsteigen in kühleren Räumen sich wieder zu Salmiak vereinigen und verdichten. 

Die Kohlensäureentwicklung welche auftritt, wenn man Marmor oder  Kreide  mit  Salzsäure  übergießt,  hört  bei  Abkühlung  auf  -60° gänzlich  auf.  Die  chemischen  Vorgänge  sind  also  von  gewissen Temperaturgraden abhängig. 

Quecksilber  nimmt,  wenn  es  bei  Luftzutritt  auf  340°  erhitzt wird,  Sauerstoff  aus  der  Luft  auf  und  oxydiert  zu  rotem Quecksilberoxyd, das jedoch bei 500° wieder zu Quecksilber wird und den Sauerstoff abgibt. 

Bei  Temperaturen  von  2000°  und  mehr  unterliegen  selbst Wasserdampf und Kohlensäure der Dissoziation,  wobei  Wasserdampf zu  Wasserstoff  und  Sauerstoff,  Kohlensäure  zu  Kohlenoxyd  und Sauerstoff zerfällt. 

Denkt man  sich  außer  dem  Luftdruck auch  die  Ätherspannung herabgesetzt  oder ganz fort, was  freilich  auf  unserer  Erdesich  wohl niemals technisch  durchführen lassen  wird,  so  lassen  sich  im  freien ungespannten Äther schon  bei  geringer Temperatur die  Moleküle  in Atome aufgelöst denken. 

Wenn sich  Wärme  bei  chemischen  Veränderungen, wie  bei  der Vereinigung mancher Elemente, sehr schnell und stark entwickelt, so treten  oft  Glühen, Funken-  oder  Flammenbildungen auf.  Diese Vorgänge  werden  Verbrennungen   genannt.  Die  niedrigste Temperatur, bei welcher eine brennbare Substanz sich mit Sauerstoff verbindet, nennt man den Entzündungspunkt. 

Die Wärmemenge, welche bei den chemischen Vereinigungen zweier Elemente frei wird, ist die  Verbrennungswärme,  sie  hängt von  der  Art  und  Masse  der  sich  verbindenden  Stoffe  ab,  ist  aber unabhängig  von  der  Zeit.  Die  Wärmemenge  bleibt  also  dieselbe, gleichviel,  ob  die  Verbrennung  schnell,  langsam  oder  mit Unterbrechung erfolgt. 

Unter Verbrennungstemperatur versteht  man  etwas  anderes als unter  Verbrennungswärme.  Die Temperatur  wird bei der Wärme entwickelt  und  nach  ihren  Graden  mit  dem  Thermometer  oder Pyrometer  gemessen.  Bei  den  verschiedenen  Stoffen  ist  die Verbrennungswärme sehr verschieden. 

1 gr Alkohol	entwickelt  6.850 Kalorien 
1 "   Schwefel	      "	 2.221    " 
1 "   Wasserstoff       "	34.462...." 
1 "   Holzkohle	      "	 8.080    " 
Ebenso  verschieden  wie  die  Verbrennungswärme  ist  die Verbrennungstemperatur.  Die  Verbrennung  des  Wasserstoffs  im Sauerstoff ergibt eine Temperatur von 1800°,  die  von  Wasserstoff  in der atmosphärischer Luft 1254°, die von Kohlenoxydgas 1330°. 

Bei  der  Verbrennung  von  Holz  Steinkohle,  Torf  usw.  und  bei Lichterzeugern  wie  Petroleum,  Gas,  Stearin  oder  Wachs  geht chemische Energie in Wärme und Licht über. 

Indem Kohlenstoff und Wasserstoff  sich mit dem Sauerstoff  der Luft  verbinden,  entsteht  die  Licht-  und  die  Wärmebildung  dieser Körper, es entstehen dabei Wasserdampf, Kohlensäuregas und Ruß als Oxydations- oder Verbrennungsprodukte. 

Wie  ich  nachgewiesen  habe,  besitzt  jede  Substanz  strahlende Energie, aber nicht jede Substanz strahlt in gleicher Kraft, sondern die Strahlen  sind  verschieden  an  Kraftmasse  und  Intensität.  Auch  die Aggregatzustände und sonstigen physikalischen Bedingungen sind für die strahlende Energie von  Bedeutung. Ich  habe  beobachtet,  daß  ein fester  Körper,  der  geschlagen  wird,  mehr  strahlt,  als  ohne  solche Einwirkung.  Z.B.  habe  ich  durch  meine  Hellfühlexperimente festgestellt,  daß  Schmiedeisen  sehr  lebhaft  strahlt,  Gußeisen  weit geringer.  Sehr  hart  geklopfte  Lederschulsohlen  strahlen  merklich stärker als ungeklopftes Leder. Eichenholz strahlt  stärker  als  Linden-oder Fichtenholz. Glas  strahlt  an  den Bruchstellen,  wo  es  gewaltsam zerschlagen  ist,  lebhaft,  sonst  strahlt  Glas  trotz  der  Härte  sehr schwach.

Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1994. Update 26. März 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
Hauptwerk - Lehrbrief 2 (von 5)
 
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