Menschenkenntnis Lehrbrief II. - Part 5
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

Alle  Elemente  teilte  man  bisher  in  zwei  Hauptgruppen:  A.  in Metalloide  oder  Nichtmetalle  und  B.  in  Metalle.  Einen  scharfen Unterschied  gibt  es  jedoch  nicht,  die  Übergänge  sind  kaum bemerkbar.  Die  Nichtmetalle   teile  ich  daher  in  folgende Untergruppen:


A. Nelloide oder Nichtmetalle.

1.  Wasserstoffgruppe: Wasserstoff,  Normal-  und  Fundamentelement. 2.  Halogengruppe : Chlor,  Brom,  Jod,  Fluor. 3.  Sauerstoffgruppe : Sauerstoff,  Schwefel,  Selen,  Tellur. 4.  Stickstoffgruppe : Stickstoff,  Phosphor,  Arsen,  Antimon,  Wismut, Bor. 5.  Kohlenstoffgruppe: Kohlenstoff,  als  Grundelement  der  organischen Verbindungen. 6.  Heliumgruppe: Helium,  Argon,  Edelgase.


B. Metalloide

7.  Siliziumgruppe:  Silizium,  Übergangselemente  von  Nicht-metallen zu Metallen. Hauptelemente der Gesteine und  Erden. 8.  Kaliumgruppe :  Kalium,  Natrium,  Zäsium,  Lithium, Rubidium. 9.  Magnesiumgruppe : Magnesium,  Kalzium,  Barium,  Strontium. 10.  Radiumgruppe: Radium. Ich  möchte  die  Silizium-,  Kalium-,  Magnesium-  und  Radiumgruppe  mit dem  Namen  "Metalloide"  als  Zwischenglieder  zwischen  Nelloiden  und Metallen  bezeichnen.


C. Metalle

11.  Eisengruppe : Eisen,  Mangan,  Nickel,  Kobalt. 12.  Thoriumgruppe: Thorium,  Germanium,  Zinn,  Zerium,  Zirkonium, Titan. 13.  Aluminiumgruppe: Aluminium,  Gallium,  Thallium, Indium,  Smarium,  Erbium,  Skandium,  Dydim,  Beryllium, Yttrium,  Ytterbium, Lanthan. 14.  Bleigruppe : Blei,  Zink,  Kadmium,  Quecksilber. 15.  Chromgruppe : Chrom,  Wolfram,  Molybdaen,  Vanadin,  Niobium, Tantal, Uran. 16.  Silbergruppe : Kupfer,  Silber,  Gold. 17.  Platingruppe :  Platin,  Paladium,  Iridium,  Osmium, Rhodium,  Ruthenium.

Denjenigen  Zweig  der  chemischen  Wissenschaft,  der  sich besonders  mit  den  Verbindungen  und  Elementen,  die  aus  dem Mineralreich  stammen,  beschäftigt,  nennt  man  die anorganische Chemie; denjenigen,  der  sich  mit  den  künstlichen  oder  natürlichen Kohlenstoffverbindungen  (Tier-  und  Pflanzenkörper)  beschäftigt, bezeichnet  man  als  organische Chemie.

Unter  reiner  Chemie  bezeichnet  man  alle  Forschungen  über Vorkommen,  Darstellung  und das Verhalten  der Verbindungen  aller Elemente.  Die technische Chemie ist die, welche in Handwerk, Kunst und Industrie in praktischer Nutzanwendung gebraucht wird.

Die chemischen Eigenschaften der Elemente verraten mehr das innere Wesen als die physikalischen  derselben.  Die  physikalischen Eigenschaften  sind  meist  durch  von  außen  einwirkende  Energien hervorgerufen, die aber das Wesen der  Elemente selbst  nicht  ändern können,  sondern  sie  nur  zu  einem  gewissen  Verhalten  reizen. Immerhin eröffnen  diese  physikalischen Einwirkungen auch  wichtige Einblicke in das Wesen der Elemente.

Die Elemente  können  sich  nun selbst  in einen  charakteristisch physikalischen Zustand versetzen, beziehungsweise können sie hinein versetzt  werden;  sie  verlieren  dabei  ihre  chemischen Wesenseigentümlichkeiten  nicht.  Die  Elemente  sind  demnach chemisch  konstant,  hingegen  physikalisch  in  ihrer  äußeren Erscheinung  leicht  veränderlich.  Der chemische  Charakter  ist  daher der  Grundcharakter  des  Elements,  der  physikalische  der  jeweilig angepaßte  oder  beeinflußte.  Die  hauptsächlichsten  physikalischen Charaktereigenschaften  der  Elemente  sind die drei bekannten Aggregatzustände: Gasförmig, flüssig  und  fest  und  alles  damit Zusammenhängende,  als  Festigkeitszustand,  Kristallisation, Schmelzbarkeit,  Löslichkeit,  Flüchtigkeit,  Flüssigkeitsgrad,  Gasform, Verdichtungsfähigkeit;  ferner  auch  die  Dichte  oder  das  spezifische Gewicht,  die  Farbe,  das  thermische,  optische,  elektrische, magnetische  Verhalten  und  die  physiologischen  Wirkungen  Geruch, Geschmack  usw.,  auch  die  psychischen,  die  noch  wenig  erforschten sympathischen  indifferenten  und antipathischen  Reizwirkungen  auf die verschiedenen Lebewesen.

In gasförmigem Zustande nimmt die Materie den größten  Raum ein und nimmt  keine  selbständige  Form  oder  Gestalt  an,  sie  erfüllt den Raum, den man ihr bietet,  möglichst gleichmäßig, und es scheint der Zusammenhang sehr gelockert zu sein. Läßt man in einen mit Gas erfüllten  Raum  ein  anderes  Gas  einströmen,  so  verbreitet  sich  auch dieses gleichmäßig im Raume, es vermengt sich mit dem andern, man nennt das Diffusion der Gase. Diffusion ist also eine Vermischung mit einem  Nebeneinander.  Dieses  wird  sofort  anders,  wenn  zwei  Gase chemisch  aufeinander  wirken  durch  Verbindung,  es  treten  dann andere  chemische  Stoffe  auf  (verbundene  Elemente).  Unsere atmosphärische  Luft  besteht  aus  einem  Nebeneinander  von  zwei Gasen, dem Stickstoff und dem Sauerstoff.

Die Gase  zeigen  alle  ein  übereinstimmendes  Verhalten  gegen Druck- und gegen Temperaturveränderungen.

Nach BOYLE (1662) vermindert sich bei allen  Gasen  der  Raum, den ein Gas  einnimmt,  im  umgekehrten  Verhältnis zum  wachsenden Druck. Auf ein Gas, das  einen Raum von  100  Liter füllt,  bewirkt  ein doppelter  Druck  die Zusammenpressung  der 100 Liter  auf  50  Liter. Bei verzehnfachtem Drucke wird das ursprüngliche Volumen von 100 Liter  auf  10  Liter  zusammengepreßt.  1679  hat  auch  MARIOTTE dasselbe Gesetz gefunden. 1802 hat GAY-LUSSAC entdeckt,  daß alle Gase  bei  gleicher  Temperaturzunahme  sich  im  gleichen  Verhältnis ausdehnen  und  umgekehrt.  Wird  aber  z.B.  die  Ausdehnung  nicht gestattet, so erhöht sich im gleichen Maße, wie die Temperatur steigt, der Druck, den die Gase auf die Wandungen  des  sie  umschließenden Gefäßes  ausüben.  Nach  GAY-LUSSAC  ist  der  Wert  oder Ausdehnungskoeffizient, um welchen sich die  Gase  bei gleichbleibendem Drucke bei je 1° C. ausdehnen, 0,00367  oder 1/273 des ursprünglichen Volumen.

Kleine  Abweichungen  von  diesem  Drucke  und  diesen Spannungsmaßwerten  finden  statt,  indem  sich  die  Gase  bei geringerem  Druck  stärker,  bei  höherem  etwas  schwächer zusammendrücken  lassen, als  diesem  Gesetz  entspricht.  Ähnlich wie die Gase nehmen auch  die  Flüssigkeiten keine  selbständige Form an. Wenn  sich  Gase  beliebig  im  Raume  ausdehnen, mischen und verflüchtigen können, vorausgesetzt, daß keine Hindernisse da sind, so ist das bei Flüssig-keiten ganz anders. 

Flüssigkeiten  besitzen  ein  bestimmtes  Volumen  (Größe  und Ausdehnungsgrenze),  das  sich  selbst  unter  dem  Einfluß  von  Druck und  Wärme  nur  wenig  ändert,  und  zwar  bei  den  verschiedenen Flüssigkeiten  im  verschiedenen  Maße;  dieses  zwingt  uns  zu  der Annahme, daß die Materie  in der Flüssigkeit sich in einem bedeutend dichteren Zustande befindet.

Die  Diffusion  oder  Vermischbarkeit  der  Flüssigkeiten  untereinander  ist  keine  allgemeine,  wie  es  bei  Gasen  der  Fall  ist.  Wasser und  Öl  oder  Wasser  und  Quecksilber  können  sich  gar  nicht miteinander  vermischen,  während  Wasser  und  Weingeist  sich  gut vermischen.

Die  festen  Stoffe  zeichnen  sich  von  den  gasigen  und  flüssigen dadurch  aus,  daß  sie  ein  bestimmtes  Volumen,  Form  und  Gestalt haben. Dieses ändert  sich  unter  dem  Einfluß von  Druck  und Wärme noch  weniger,  als  es  bei  Flüssigkeiten  der  Fall  ist,  falls  der  Körper nicht schmilzt oder sich verflüchtigt.  Die  festen  Körper  können  in zwei verschiedenen Grundformen auftreten:

1. Amorph, mehl- oder pulverartig oder in sonstiger  unregelmäßiger Gestalt. 2. Kristallinisch oder  gleichflächig körperlich gestaltet mit regelmäßigen Ecken und Flächen. Der Opal ist amorph, der  Bergkristall kristallinisch geformt.

Die Kristallform  zeigt  den  bestimmten  Anfang  des  Bestrebens der  Materie  oder  der  Elemente,  nach  bestimmten  Regeln  und Gesetzen sich einheitlich in typische Körpergestalten zu organisieren. Der Kristall  ist nicht  nach allen  Richtungen  hin  gleich  spaltbar  und gleich  stark  elastisch;  auch  zeigt  er  Abweichungen  je  nach  seiner Gestalt,  in  seinem  optischen  thermischen  und  magnetischen Verhalten.

Der  amorphe  Körper  zeigt  sich  hingegen  betreffs  Härte, Elastizität,  Spaltbarkeit,  Lichtbrechungsvermögen  usw.  nach  allen Richtungen hin völlig gleichartig, ganz so wie dieses bei Flüssigkeiten der Fall ist.

Mineralien sowohl wie auch  künstlich  gewonnener kristallinische Verbindungen erscheinen in zahlreichen verschiedenen Kristallformen,  die  sich  auf  gewisse  Grundformen  oder  Systeme zurückführen  lassen.  Die  Erkennung  mancher  Stoffe  ist  durch  die Kristallform  möglich,  und  die  Psycho-Physiognomik   arbeitet eifrig  daran,  möglichst  alle  Stoffe  aus  der  Form  und  Farbe  zu erkennen.  Diese  Aufgabe  ist  jedoch  eine  äußerst  schwierige,  sie gehört  aber  mit  in  das  Gebiet  der  elementaren  Kenntnis  der Formbildungskunde,  da in dieser  die Psycho-Physiognomik wurzelt.


Man unterscheidet sechs Kristallsysteme

1.  Das  reguläre  oder  tesserale  System. Die Formen  der regulären  Kristalle  sind völlig  regelmäßig,  z.B. Würfel,  Oktaeder,  Tetraeder  usw.,  so  daß  sich  durch  dieselben  ein System von drei gleich langen,  rechtwinklig  sich  kreuzenden  Achsen konstruieren läßt. Alle drei Achsen sind gleichwertig. Die  Kristalle  dieses  Systems  zeigen  nach  allen  drei  Richtungen einfache Strahlenbrechung  und gleiche  Leitungsfähigkeit für  Wärme, Licht und Elektrizität.

2. Das quadratische  oder  tetragonale  System. Es zeigt Körperformen mit  drei  rechtwinklig  sich  schneidenden Achsen,  von  denen  die  eine  die  Hauptachse  bildet  und  entweder länger oder kürzer als die beiden andern gleichen Achsen ist.  (Quadratische Pyramiden, Prismen oder Oktaeder, stumpfe und spitze Pyramiden). Nur in der Richtung der Hauptachse findet eine einfache, in den andern Richtungen doppelte Lichtbrechung statt.
 
3. Das  hexonale  System. Es hat vier Achsen von denen drei  gleich  lange in  einer  Ebene liegen und  sich  im  Winkel  von  60°  schneiden,  während  die  vierte  oder Hauptachse  die  vorgenannten  senkrecht  durchkreuzt,  dabei  aber kürzer  oder  länger  sein  kann  als  diese.  In  der  Richtung  der Hauptachse  findet  einfache,  sonst  doppelte  Lichtbrechung  statt. Hexogonale Prismen, Rhomboeder, Pyramiden usw.

4. Das rhombische System. Es zeigt rhombische  Prismen,  Pyramiden,  Oktaeder usw. Die Formen dieses Systems zeigen drei zueinander  rechtwinklig  stehende  Achsen von  verschiedener  Länge  und  gleichem  Werte,  also  ohne  eine Hauptachse.

5. Das monokline oder monosymmetrische System  (schief rhombisch). Die Körper dieses Systems  sind monokline  Pyramiden  oder Prismen, haben drei Achsen,  von  denen sich  zwei  unter  einem  unbestimmten Winkel schneiden. Die dritte  Achse  steht  senkrecht  auf  der  von  den beiden ersten gebildeten Ebene.

6. Das trikline oder asymmetrische  System. Die  Formen  dieser  Körper  haben  drei  ungleich  lange,  sich  unter schiefen  Winkeln schneidende  Achsen;  es  sind  schiefe  Prismen  und Pyramiden.  Dieses  System  zeigt  die  meiste  Unregelmäßigkeit,  die Hauptachse ist vorherrschend.

Die Kristalle des  4.,  5.  und  6.  Systems  sind  zweiachsig doppelbrechend,  weil  sie  das  Licht  nach  allen  Richtungen  doppelt brechen, mit Ausnahme zweier sich kreuzender Achsen,  nach  diesen letzteren Richtungen brechen sie das Licht einfach. 

In den umstehenden Abbildungen Tafel III und IV sind die meisten Grundformen der Flächen und Körper der Kristalle dargelegt.  Die  Namen  derselben  folgen  hier.  Die  den  Namen vorgezeichneten  Nummern  dienen zur Orientierung.  Man  vergleiche die Figuren der Reihenfolge nach von links nach rechts  und folge den Reihen der Abbildungen von oben nach unten.

Tafel  III.
I.  Reihe.

1            2                3                4            5
1. Gleichseitiges Dreiseit.
2. Gleichschenkliges Dreiseit.
3.
4. Quadrat.
5. Rhombus.
II.  Reihe.

6            7                8                9            10
6. Rechteck.
7. Rhomboid.
8. Deltoid.
9. Pentagon.
10. Reguläres Hexagon.
III.  Reihe.

11            12            13            14            15
11. Oktogon.
12. Würfel  oder  Hexaëder  (Steinsalz).
13. Quadratisches Prisma.
14. Achtseitiges Prisma.
15. Querprisma  mit  Vertikalprisma.
IV.  Reihe.

16            17            18            19            20
16. Sechseitiges  oder  hexagonales  Prisma  (Apatit,  Quarz,  Korund,  Roteisenstein  mit hexagonalen Basisflächen).
17. Dihexagnonales  Prisma  oder  zwölfseitiges  Prisma.
18. Rhomboëder mit hellen Flächen und besonderer Stellung (Kalkspat). 
19. Rhomboëder  (Kalkspat). 
20. Skalenoëder  (Kalkspat). 
V.  Reihe.
 
21            22            23            24            25
21. Prisma  erster  Stellung  mit Rhomboëder  (Kalkspat).
22. Tetraeder (Fahlerz). 
23. Würfel  mit  Tetraëder  (Boracit). 
24.  Ikositetraëder  (Analcim). 
25. Pentagondodekaëder  (Schwefelkies). 
VI.  Reihe. 

26            27            28            29            30
26. Diploëder  (Schwefelkies). 
27. Würfel  mit  Pyritoëder  (Schwefelkies). 
28. Pyramide mit einer stumpferen Pyramide der Basis und mit einem Längsprisma (Schwefel). 
29. Oktaëder  mit  Pyramidenoktaëder  (Bleiglanz). 
30. Pyramidal-Hemiëdrischer  Körper  (Apatit,  Träger  des  Phosphors,  chlor-  und fluorhaltiger  phosphorsaurer  Kalk).

Tafel  IV.
VII.  Reihe. 

31            32            33            34            35
31. Kombination von Würfel und Oktaëder (Flußspat). 
32. Pyramidenwürfel  (Flußspat),  Tetrakishexaëder. 
33. Würfel mit Rhombendodekaëder  (Flußspat). 
34. Durchwachsungszwilling  von zwei  Würfeln  (Flußspat)  oder  Penetrations-zwilling.  Die Kanten des einen sind gestrichelt,  die des andern Würfels sind vollinig. 
35. Tetraëder,  der Halbflächner  des Oktaëders  (Zinkblende). 
VIII.  Reihe. 

36            37            38            39            40
36. Tetraëder  mit  Würfel  (Zinkblende). 
37. Tetraëder  mit Gegentetraëder  (Zinkblende). 
38. Pyramidentetraëder  (Fahlerz). 
39. Tetraëder  mit  Pyramidentetraëder  (Fahlerz),  enthält  Kupfer,  Silber,  Eisen, Arsen,  Schwefel  usw. 
40. Oktaëder  (Magneteisen). 
IX.  Reihe. 

41            42            43            44            45
41. Pyramidenoktaeder.
42. Zwillingsoktaëder  (Magneteisen). 
43. Rhombendodekaëder mit Ikositetraëder (Granat). 
44. Rhombenoktaëder (Granat). 
45. Dihexagonale Pyramide mit rhomben- und trapezförmigen Flächen auf den Kanten. 
X.  Reihe. 

46           47            48         49           50        51
46. Sechseitige Säule (Prisma) mit Pyramide (Quarz). 
47. Zwei Pyramiden gleicher Stellung. 
48. Prisma und Pyramide verschiedener Stellung. 
49. Zwei Pyramiden verschiedener Stellung. 
50. Tetratoëder mit Pyramid  (Quarz). 
51. Hemimorpher Kristall (Kieselzinkerz). 
XI.  Reihe. 

52           53               54            55            56
52. Vertikalprisma  mit  hinterer  Pyramide  (Feldspat). 
53.  Karlsbader  Zwilling  (Feldspat). 
54. Kombination des Oktaëders mit dem Hexaëder (Silberglanz und Kupfer). 
55. Oktaëder mit abgestumpften Kanten (Rotkupfererz). 
56. Durchkreuzungs-  oder  Schwalbenschwanzzwilling  (Gips). 
XII.  Reihe. 

   57            58         59           60        61
57. Einfacher  symmetrischer  Kristall  (Augit),  derselbe  rechtsstehend  in  der Symmetrieebene durchschnitten.
58. Hexagonale Pyramide.
59. Dihexagonale Pyramide.
60. Triakisoktaeder.
61. Hexakisoktaeder (Diamant).

Die Feststellung der verschiedenen Kristallsysteme geschieht nach der Lage der Achsen und Flächen.  Stellt A, B, C,  in  Figur I das  Achsenkreuz  eines  Systems vor  und  erzeugt  eine Fläche  an  demselben,  wie a, b, c  zeigt,  so  hat  diese  Fläche  nur  die angedeutete  Lage,  die  Achsenstrecken  auf  der  andern  Seite  des Mittelpunktes werden mitbezeichnet. Eine Fläche, welche die Achse B im  Abstand C, die  anderen  beiden  aber  im  Unendlichen  schneidet, oder  auch  ihnen  parallel  ist,  hat  die  Lage,  wie  sie  die  Figur  II  zeigt.  Man  nennt die  erzeugten  Abschnitte,  welche dieKristallflächen an den Achsen anzeigen, Parameter, ihr Verhältnis: Parameterverhältnis. Eine interessante  Erscheinung  bei  den Kristallen  ist  die  Strahlenbrechung.  Ein  Lichtstrahl,  der  auf  ein durchsichtiges  Mineral  fällt,  das  im  regulären  System  kristallisiert, wird  von  seiner  Richtung  abgelenkt  und  gebrochen,  wie  Figur III  zeigt.  Der einfallende Strahl a  nimmt  in  Mineral  die Richtung b an. Dieses  ist  die  einfache Strahlenbrechung.  Bei  den übrigen  Kristallsystemen  wird  der  einfallende  Strahl a  in  zwei Strahlen zerlegt, von welchen jeder einen andern Weg einschlägt, wie  in a  und b  zeigt.  Dieses  wird  die  doppelte Strahlenbrechung  genannt.

Fig. I                Fig. II             Fig. III                Fig. IV
Unter dem Begriff Kristall versteht man die natürliche Form eines Minerals  oder  einer  andern  chemischen  Substanz.  Eine künstlich  von  Menschen  gearbeitete  Form  ist  kein  Kristall.  Jeder Kristall wächst vermöge  der  ihm  innewohnenden eigenen Form-  und Gestaltungskraft  aus  sich  selbst  heraus. Es  können  nun  Kristalle  im Mineral vorkommen, und sie können  auch  durch  gewisse  chemische Vorgänge willkürlich gefördert werden. Das  letztere  z.B.  ist  der  Fall, wenn  man  20  Gramm  gepulverten  Kalialaun,  den  man  in  jeder Apotheke  erhält,  mit  200  Gramm  Wasser  übergießt  und  dieses Gemisch so lange erwärmt, bis sich die  feste  Substanz  gelöst  hat;  so findet  man am andern  Tag,  vorausgesetzt,  daß diese  Lösung  sich  in Ruhe  befand,  zahlreiche  Kristalle,  Oktaeder,  Rhombendodekaeder usw.  in  der  Lösung,  die  bei  weiterem  Stehen  sich  nicht  nur vermehren, sondern sich auch vergrößern oder wachsen.

Unter  einem  Mineral versteht  man  eine  durch  die  Natur hervorgerufene  Substanz  von  einer  bestimmten  Form,  Farbe  und sonstigen  Eigenschaften.  Ein  Mineral  ist  an  allen  Punkten  seines Körpers  gleich  beschaffen,  im  Gegensatz  zu  einem  Gestein,  das ungleichartig und aus mehreren Mineralien zusammengesetzt  ist, wie z.B.  der  Granit,  der  aus  Feldspat,  Quarz  und  Glimmer  besteht.  Die wissenschaftliche Mineralogie beginnt  mit  dem  Auftreten  von  HANY, 1743-1822 in Paris, und WERNER, 1750-1817 in Freiburg. In der Kristallisation  beginnt  die  Natur  mit  dem  ersten  Anfang  bestimmte typische  Formenindividualitäten  zu  bilden.  Das  alle  Naturkristalle charakterisierende  Formgebilde  ist die Symmetrie, das gesetzmäßige Wiederkehren gleicher Grundachsen, Flächen usw. der Körper. Zur Erkennung der verschiedenen kristallinischen  Grundformen  in  der Natur  mußte  der  Naturforscher  die  Kristallographie  zu  Hilfe nehmen.  Gewisse  Kristallsysteme  zeigen  jedoch  einzelne Abweichungen vom Symmetrischen.

Andere  physikalisch  interessante  und  beachtenswerte Eigenschaften  der Minerale  sind  Spaltbarkeit,  Bruch,  Härte  usw. Treten beim Schlagen oder Zerbrechen der Minerale Flächen  auf,  die den Kristallflächen parallel laufen, so  zeigt dieses die Spaltbarkeit.  Es können  geschlossene  Formen  oder  auch  Blätter  beim  Zerspalten auftreten. Wird Bleiglanz zerschlagen, so entstehen kleine  Würfel  als Spaltform,  bei  Kalzit  entstehen  rhomboëdrische  Spaltformen.  Wenn beim  Zerteilen  von  Mineralien  Flächen  auftreten,  die  nicht  parallel mit den Kristallflächen sind, so  nennt man dieses den Bruch.  Je  nach dem  Aussehen  unterscheidet  man  splitterigen  (Serpentin),  hakigen (Kupfer),  ebenen  (Jaspis),  unebenen  (Mamor),  muscheligen  (Feuer-stein) Bruch.

Bezüglich  der  Härte  der  Materialien  hat  MOHS  10  Mineralien  zum Vergleich gewählt. 
1. Talk	läßt sich leicht, 
2. Gips	läßt sich schwierig mit dem Fingernagel ritzen. 
3. Kalkspat	läßt sich leicht, 
4. Flußspat	         läßt sich schwierig, 
5. Apatit	läßt sich sehr schwer mit dem Messer ritzen. 
6. Kaliumfeldspat	gibt am Stahl einzelne, 
7.  Quarz	gibt am Stahl viele Funken. 
8. Topas	ritzen Quarz. 
9. Korund	ritzen Quarz.
10. Diamant	ritzen Quarz. 

Ritzt ein Mineral Kalkspat,  aber  nicht  mehr  Flußspat, und wird es auch von letzterem nicht geritzt, so hat es die Härte H = 4. 

Außer oder ohne Strahlenbrechung kann ein Mineral auch noch andere  optische  Eigenschaften  haben.  Je  nachdem  ein  Mineral  die Lichtstrahlen im höheren oder geringeren Maße  hindurchgehen läßt, unterscheidet man: durchsichtige (Bergkristall), halbdurchsichtige (Opal), durchscheinende (Chalcedon) und kantendurchscheinende Minerale (gemeiner Quarz).

Der  Glanz  hängt  von  der  Beschaffenheit  der  Oberfläche  ab;  je spiegelglatter  die  Fläche  ist,  desto  mehr  werden  die  Lichtstrahlen zurückgeworfen. Man unterscheidet: 

Metallglanz  bei  Bleiglanz  und  Schwefelkies, 
Diamantglas bei Diamant  und Zinkblende, 
Glasglanz bei Bergkristall  und Feldspat, 
Fett-  oder  Wachsglanz bei  Opal  und  gemeinem  Quarz, 
Perlmutterglanz bei  Glimmer  und 
Seidenglanz  bei  Asbest.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1994. Update 26. März 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
Hauptwerk - Lehrbrief 2 (von 5)
 
HAUPTWERK
Menschenkenntnis
Lebensschule
der Zukunft
Status:
Absolute Referenz