Menschenkenntnis Lehrbrief III. - Part 22
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

ACHTER TEIL DES LEHRSTOFFES

Die letzten großen geologischen Zeitalter und ihre Schöpfungsperioden. Die Entwicklung der Säugetiere, der Vögel und des Urmenschen. Nochmals Carl Huters Lehren über die Erdentwicklung und die Entstehung des organischen Lebens, im Vergleich zu Kant, Laplace, Lamark und Darwin


(Hinzugefügt)

Die Jura-Periode

Im Juragebirge, das sich von dem Schweizer Jura bis zum Fichtelgebirge hinzieht, sind die Ablagerungen der Jurazeit gut erhalten.

Das Jurameer scheint vom Atlantischen Ozean über Frankreich, England und Deutschland herübergeflutet zu sein, die Schweizer Tiefseen haben dann später bei Erhebung der Alpenkette sich mit dieser Hochflut verbunden.

In der Jurazeit treten die größten Meersaurier auf, ferner auch Flugsaurier, sogenannte Drachen, Pterodactylus und Rhamphorhynchus.

Die Dinosaurier hat man in Riesengrößen von 24 Meter Länge gefunden, deren Schenkelknochen allein ca. 21/2 Meter Länge haben. Kleine Säugetiere treten zu dieser Zeit auf, die aber später wieder ausgestorben sind. Ein Leitfossil ist auch der erste gefiederte Vogel (Archaepteryx).

Man teilt die Juraformation ein in schwarzen Jura oder Lias, braunen Jura oder Dogger und weißen Jura oder Malm. In der Jurazeit machen sich die ersten Unterschiede zwischen Tieren und Pflanzen verschiedener Zonen geltend. Es scheint, als wenn nun der Erdboden an bestimmten Plätzen dauernd fest wurde. wodurch für die Lebewesen das Heimatgefühl entstehen konnte.

Im Lias oder schwarzen Jura treten Kalke und Tone von schwarzer Farbe auf. Ammoniten, Austern, Belemniten, Terabrateln usw. sind in reicher Menge anzutreffen. Die Seelilie Pentacrinus tritt in großer Zahl auf, ferner ist der Ichthyosaurus (ein Meersaurier) stark verbreitet. Der Plesiosaurus, ein Nachkomme von dem Nothosaurus, tritt besonders in England auf; er hat einen sehr langen Hals, kurzen Leib, starken Schwanz und Ruderfüße, aber dabei einen sehr kleinen Kopf. Der Teleosaurus, ein 5 Meter langes, gepanzertes Krokodil, zählt ferner zu den seltsamen Ungeheuern.

Der braune Jura oder Dogger besteht aus den charakteristischen Rogensteinbildungen (Oolith), Ton und Sandstein; er ist stark mit Eisenerzen untermischt, daher die rotbraune Färbung. Die obere Schicht dieser Periode zeigt vorherrschend den eisenhaltigen Rogenstein.

Unter den Leitfossilen finden sich scharfkielige Harpokeraten, unter den Muscheln sind die Trigonien stark vertreten, die Belemniten wachsen groß und stark aus, die Fische und Saurier treten mehr in den Hintergrund. Die Stephanokeraten mit dicken kugeligen Formen, Dornen und Knoten treten neben zahlreichen Telebrateln auf.

Der weiße Jura oder Malm. In der obersten Juraformation tritt Schiefer und Oolith völlig zurück, Dolomit und heller Kalkstein treten an deren Stelle. Sehr reich treten hier die Seeschwämme oder Spongien auf; neue Seeigel, Seesterne und flache Ammoniten machen sich bemerkbar.

Die oberste Schicht zeigt starke Thecosmilia-Korallen-Anhäufungen. Auch sind Tintenfische, Meerquallen, Würmer, Insekten, Muscheln, Krebse, Fische und Ammoniten nachgewiesen. Das letzte Glied des weißen Jura wird "Tithon" genannt und bildet den Übergang zur Kreideformation. Unter Kreide im geologischen Sinne versteht man nicht die Schreibkreide; wohl gehört diese dazu, aber die Kreideformation als solche umfaßt weit mehr Gesteinsarten. Die Sächsische Schweiz wird zur Kreideformation gezählt, es ist ein Gemisch von Kalk, Mergel, Gründsand und Sandstein, aber es gibt anderswo auch graue und schwarze Kalkmassen dazwischen. Die Kreideperiode läßt auf Mischung von Meer- mit Süßwasser und Festland schließen. Die Ammoniten und Belemniten degenerieren nun zu Zerrformen.

Die Ammoniten aus der Jurazeit sind fest zusammengerollt, hingegen zeigen sich die aus der Kreidezeit aufgerollt, oft gerade gestreckt oder spiralförmig gebaut.

Die Radiolarien (Strahltiere) und Foraminiferen sind in fabelhaften Massen verbreitet. Die Seelilien und Seesterne treten gegenüber den Seeigeln in den Hintergrund, Muscheln und Schnecken treten in den Vorder-grund. Die Brachiopodengeschlechter erhalten sich, die Ganoidfische verschwinden mehr, und die knorpel- und Knochenfische erhalten das Übergewicht.

Die Blütezeit der Reptilien hatte mit der Juraperiode ihren Höhepunkt erreicht. Die meisten Arten sterben jetzt aus, nur einzelne Endglieder, die großen Riesen, sind noch in der Kreidezeit anzutreffen.

Der Plesiosaurus erhält eine Länge von 10 Meter. Krokodile und Schildkröten entwickeln sich langsam weiter. Der Mosasaurus, der im Meere lebt, tritt sehr langgestreckt auf. Auch stammen die größten Flugsaurier (z.B. das Pteranodon) mit 6 Meter Spannweite der Flügel, aus dieser Zeit.

Plesiosaurus                            Pteranodon
(Hinzugefügt)

Unter den Pflanzen erscheint eine neue Art, das sind die angiospermen Dikotyledonen.

Zu Anfang der Kreidezeit kam es in Norddeutschland zuerst zu den Süßwasserablagerungen, dem sogenannten Hilssandstein (Wealden) mit Resten von dem großen Iguanodon. In anderen Gegenden herrschte zum Unter-schiede hiervon das marine Neokom vor, worüber sich der Hault, eine Salzmeerablagerung mit grünen Sandsteinen, schichtet. Die obere Kreideformation wird in drei Teile gegliedert.

Kenoman, Turon und Senon

In der Kreideperiode zeigt sich die südliche von der nördlichen, die westliche von der östlichen verschieden. Die Muscheltiere der Kreidezeit sind manchmal so zahlreich gewesen, daß ganze Berge und tiefe mächtige Gesteinsschichten abgelagert vorkommen, die ursprünglich aus lauter Tieren bestanden. Die letzte, oberste Schicht der Kreidezeit enthält die feinere Kreide, worunter sich teilweise die Schreibkreide findet.

Man sieht hieraus, wie die Erde ihre Oberfläche durch lange Zeitläufe so lange durcheinander mischte, und alles so übereinander schichtete, daß die Entwicklung der Lebewesen langsam von den niederen zu den höheren Gattungen fotschreiten konnte. Es ist, als ob der ganze Erdkörper als einzigen Zweck seines Daseins die denkbar günstigste Entwicklung seiner Oberfläche im Auge gehabt hätte.

Auffallend ist hierbei die Art der Schichtungen; es ist unbedingt daraus eine wunderbare Ordnung der Aufeinanderfolge zu erkennen.

1. Als Grundelement der Erdoberfläche erscheint Silizium oder Kieselsäure. Sodann kommen 2. Eisen und verwandte Stoffe, 3. Stickstoff, 4. Kohlenstoff (Karbonate), 5. Phosphor, 6. Natriumsalze, 7. Kalke, 8. Kalisalze und 9. Schwefel. Nun erscheinen 10. Mischungen der vorhandenen und Hinzutreten aller erdenklichen neuen Reststoffe, die das Erdinnere beherbergte. Mit 11. Schichtung trat die Eiszeit, die allen Boden lockerte und alle Festteile festigte, auf. Endlich kam mit Schichtung 12. die jüngste ruhige Erdperiode (weiche Humusschichte) mit allen ihren Formen von Tieren und Pflanzen. Die Erdschöpfung hatte damit, wie es scheint, ihren Abschluß gefunden. Die Umbildungszeiten für Pflanzen und Tiere waren vorüber. Nun trat der Mensch die Herrschaft an, und für ihn blieb die Umbildungs- und Höherentwicklungsbeweglichkeit in ganz besonderem Maße offen.


IV. Das känozoische Zeitalter

Das letzte große geologische Zeitalter der Erde wird das känozoische genannt, es findet mit der gegenwärtigen Daseinsstufe unserer Erde ihren Abschluß.

Das Bezeichnende dieses Zeitalters ist die Teriärformation oder die Oberschicht der Erde, wie sie sich uns heute zonisch, geographisch, struktiv und tonisch darstellt. Es bildeten sich in diesem Zeitalter die Grundrisse zu den jetzt vorhandenen, ausgesprochenen klimatischen Zonen, geographischen Festländern, Gebirgszügen, Tiefebenen, Wasserströmen, Flüssen, Welt- und Binnenmeeren. Die Diluvial- oder Eiszeit, die auf die tertiäre folgte, festigte alles so, wie es heute ist.

Die Vögel, die Säugetiere und der Mensch kamen unter allen lebenden Wesen zur vorherrschenden Ent-wicklung. In der Pflanzenwelt tritt die reichste Entfaltung der Laubpflanzen auf. Gegen angiosperme Diko-tyledonen treten die Gymnospermen in ihrer Entwicklung zurück.

Die Tertiärformationsperiode ist die Übergangszeit von dem großen mesozoischen zum känozoischen Zeitalter. Man nimmt an, dass in der älteren Tertiärzeit sich die Alpen, Karpathen, Pyrenäen und andere Hochgebirge gebildet haben; desgleichen fanden starke Eruptionen statt. Basalt, Andesit und Phonolith sind in großen Massen aus dem Erdinnern herausgeworfen worden. Die Braunkohlenlager sollen aus dieser Zeit stammen. Die alten Tertiärformationen werden Eozän und Oligozän genannt. Auffallend ist es, daß die Braunkohlen in Deutschland eine Pflanzenwelt von echt tropischen Charakter beherbergen, was ein Beweis dafür ist, daß eine hohe Temperatur auch in den nördlich gelegenen Zonen herrschte.

Man findet in den deutschen Braunkohlenlagern Reste von Lorbeeren, Palmen, immergrünen Eichen usw. Die letzte Tetiärperiode scheint eine heiße Zeit gewesen zu sein.

In der Tierwelt herrschen die Säugetiere vor, besonders Palaeotherium und Anoplotherium. Ferner treten Nagetiere, Beuteltiere und Fleischfresser auf. Die Huftiere vereinigen in sich den Typus des Wiederkäuers, des Dickhäuters und des Schweines. Die Insektenwelt ist im reichsten Maße vertreten.

In der jüngeren Tertiärzeit (Miozän und Pliozän) nehmen die jetzt herrschenden Tierarten immer mehr zu, während alte Arten aussterben.

Die Pflanzenwelt zeigt jedoch noch einen vorherrschenden tropischen Charakter, wie Palmen, Myrten, Lorbeeren, Feigen, wozu sich allerdings auch Pappeln, Weiden, Birken, Nußhölzer, Ahorn und Eichen gesellen.

Die Säugetiere verzweigen sich immer mehr in Spezies, so daß aus einer Grundart sich die reineren Typen der Schweine, Pferde, Rinder, Antilopen, Rhinozerosse, Elefanten (Mastodon, Dinotherium) usw. ergeben.

In dieser Periode kommen auch zum ersten Male die echten Affen zum Vorschein. Schon in der älteren Tertiärperiode zeigt sich bei zahlreichen früheren Tierarten eine Entwicklung zu komplizierten und feineren anatomischen Strukturen, die in der jüngeren Tertiärzeit außerordentlich reichhaltig fortschreitet, wodurch immer mehr die Tierrypen, wie sie heute vorhanden sind, sich herausbildeten.

Da der Nordrand der Alpen, sowie die Mainzer Gegend viel marine Ablagerungen aus der Tertiärzeit aufweisen, so haben zu jener Zeit große Binnenseen bestanden. Im Rheintal brach sich dieses Wasser nach Norden im Rheinfluß Bahn zur großen See, und im Melassegebiet (im Donautal) in der Donau. Wahrscheinlich war in Hessen, Elsaß und Baden in einem breiten seichten Becken das Mainzer Becken mit dem Bodensee verbunden. Der ganze Rheingau, der heute so herrliche Ufer, Felsen und Berghügel zeigt, dampfte von zahlreichen feurigen Vulkanen und heißen eruptiven Höhenzügen, desgleichen die Rhöngegend und die Schwäbische Alb. Auch viele andere Gebirgszüge in Deutschland waren warme, aus dem heißen Erdinnern emporgehobene Eruptivmassen mit teils noch dampfenden Vulkanen. Nach meiner Vermutung entstanden aber auch viele starke mächtige Erdsprudel (Geiser), wodurch sich das tropische Klima erklärt, und wodurch die Tier- und Pflanzenwelt imstande war, solchen Formenreichtum anzunehmen und sich in die feineren Spezies umzubilden. Viel Licht, viel Wärme, viel Sonne und viel feuchte mit abwechselnder trockener Luft sind die physikalischen Bedingungen, unter denen die großen Umbildungen in der Tertiärzeit vor sich gehen konnten.


Die Entwicklung des Menschaffen aus den höchsten Gliedern der Säugetiere

In der Tertiärzeit hat sich meiner Ansicht nach der spezielle vormenschliche Typus, aus dem das spätere Menschengeschlecht hervorgegangen ist, entwickelt. Ich schließe das daraus, daß in der nachfolgenden Zeitperiode, im Diluvium, das Auftreten des Urmenschen bestimmt nachgewiesen ist.

Geschaffen oder entwickelt muß daher der Mensch vor der Eiszeit gewesen sein. 

Nach der Deszendenz-Theorie von LAMARK, die heute allgemein von der Naturwissenschaft angenommen wird, zählt der Mensch das Affengeschlecht zu seinen Ahnen und zwar durch natürliche Zwangsentwicklungszustände, wie Anpassung und Kampf ums Dasein usw.

Nach der Selektions-Theorie von CHARLES DARWIN ist die spezielle Höherentwicklung besonders des Menschen durch starken Liebes-, Geschlechts- und Schönheitstrieb vor sich gegangen. LAMARK ist der Vater der Deszendenz-Theorie. Er trat damit seinerzeit der Katastrophen-Theorie, welche CUVIER aus Paris vertrat, entgegen, fand aber keinen Anhang. Erst später, als CHARLES DARWIN mit seiner Zuchtwahllehre hervortrat, gewann die Deszendenz-Theorie die größte Wahrscheinlichkeit und wurde, vereint mit der Selektions-Theorie, seitdem immer mehr in wissenschaftlichen Kreisen zum naturwissenschaftlichen Dogma erhoben; nur VIRCHOW blieb anderer Meinung. Meine Ansicht geht dahin, daß die Wahrscheinlichkeit in der Mitte zwischen den Ansichten von CUVIER, LAMARK und DARWIN liegt, und daß es entschieden zu weit gegangen ist, wenn man den genialen CUVIER mit seiner Katastrophenlehre heute völlig abtut; denn Katastrophen haben nun einmal auf der Erde statt gefunden, dafür sprechen alle geologischen Tatsachen.

Wenn nun gewaltige Erdmassen weiter Meer- oder Landgebiete in hohen Gebirgszügen in die Höhe gehoben wurden, wie z.B. das Riesengebirge und die Alpen, so mußten naturgemäß viele lebende Wesen dabei untergehen. Auch die zahlreichen flachen Erdverschüttungen und Verschiebungen bewirkten den Untergang der Tier- und Pflanzenwelt. Vulkanausbrüche zerstörten, wie der Vesuv lehrt, meilenweit blühende Länder und Gemeinwesen und bedeckten alle in diesem Eruptionsbezirk haushoch mit Lava und Asche*). 79 n. Christi, Untergang von Herkulanum und Pompeji durch den Vesuv.

Vulkan  Pompeji und der Vesuv um 1900 
(Bild rechts hinzugefügt)

Desgleichen bewirkten die ungeheuren Stürme und Orkane mit gewaltigen Niederschlägen von einer Art, von der man sich heute keinen Begriff machen kann, den Untergang ganzer Wälder- und weiter Felderflora, die dann durch starke Überflutungen von Wassermassen in die Sumpfbecken abgeschwemmt wurden, was uns die Steinkohlenbecken heute noch bekunden.

Ich nehme freilich an, daß immer nur ein oder einige Teile der Erdoberfläche und niemals das Ganze zu gleicher Zeit zerstört wurde, weshalb immer genug Arten übrig blieben, welche sich in der nachfolgenden Zeit weiter entwickelten und sich den veränderten Verhältnissen anpaßten. Ich nehme auch an, daß schon in der ersten archäischen Periode, aus der man bisher keine Überbleibsel lebender Organismen nachgewiesen hat, doch schon die Keime, die Anfänge in reichlicher Menge dazu vorhanden gewesen sind.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1994. Update 26. Februar 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
Hauptwerk - Lehrbrief 3 (von 5)
 
HAUPTWERK
Menschenkenntnis
Lebensschule
der Zukunft
Status:
Absolute Referenz