Menschenkenntnis Lehrbrief I. - Part 4
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

SECHSTER TEIL DES LEHRSTOFFES
Das Lebensgrundorgan, die Zelle, ihre Bauart, Wesenheit und Fortentwicklung

Motto:
Jeder Mensch ist aus der Zelle entstanden,
daher ohne Zellenkenntnis keine Menschenkenntnis.

Die Zelle, dieses Wunder der Natur, dieser Anfang alles höheren Lebens mit Lebenswillen, Empfinden, Zeugungs- und Entwicklungsfähigkeit, sei daher der nächste und wichtigste Gegenstand unserer Betrachtung. Ich lasse hier vorerst die Tatsachen sprechen und führe eine Anzahl Organismen vor, die von großen Naturforschern entdeckt sind und als fester Bestand der wissenschaftlichen Forschung gelten.

I. die Moneren, die Organismen ohne Organe, wie man sie in der Wissenschaft bezeichnet, sind aus lebendem Urschleim oder Protoplasma gebildete Schleimklümpchen, welche im Meere und im Süßwasser leben.

Es gibt zwei Arten, die eine pflanzt sich durch äußere, die andere durch innere Teilung fort.

Da das Protoplasma der Moneren für Reize (elektrische, chemische, mechanische) empfänglich ist, so muß ihn auch Empfindungsfähigkeit zugeschrieben werden. Chemisch-physikalisch betrachtet, ist das Protoplasma eine eiweißartige Substanz, eine festweiche stickstoffhaltige Kohlenstoffverbindung, die meiner Ansicht nach aber auch chemisch Phosphor und Eisen, wenn auch nicht nachweisbar, enthält, die ferner Kräfte in sich birgt, welche die Lebensfähigkeit in sich schließen. Nur lediglich rohe, chemischphysikalische Kräfte können wohl kein Protoplasma bilden.

Hier trenne ich mich entschieden mit meiner Ansicht von der Mehrzahl der Naturforscher, die es sich bequem machen, das Leben zu erklären.

Leben und Empfindung haben noch tiefere Ursachen und Kräfte als lediglich die durch Zufall entstandenen chemischen Mischungen.


Moneren, die sich durch äußere Teilung fortpflanzen:

Figur 1 zeigt ein Moner oder eine Protamöbe ganz; Figur 2 dasselbe in Fortpflanzung begriffen, durch selbstgewollte Einschnürungen in der Mitte, dem die gänzliche Abschnürung folgt, wie es in Figur 3 dargestellt ist; in Figur 3 sind zwei selbständige völlig voneinander getrennte Individuen geschaffen.


1                                2                                    3

Wille, Empfindung, Bewußtsein wohnen diesem niedersten Lebewesen inne, was der Umstand beweist, daß nicht äußere Ursachen, sondern die eigene Initiative zu diesen selbstgewollten Teilungen führte.

Dieses ist der von mir seit Jahren geführte, unanfechtbare Beweis, daß die Seelenkräfte nicht an bestimmte Nervenorgane gebunden sind, sondern eher da waren als diese, und erst die tiefer liegenden Kräfte im lebendigen Individuum haben die späteren Organe geschaffen.

Es ist sehr wichtig, dieses festzuhalten, weil ich daraus den Beweis ableite, daß die Phrenologie, welche das Seelenleben ans Gehirn gebunden hält, in diesem Punkte unrichtig ist, und so konnte auf dieser falschen Voraussetzung auch die Phrenologie noch keine vollkommen brauchbare Seelenlehre sein, wenngleich ich ihr sonst außerordentliche Wertschätzung von anderen Gesichtspunkten aus, die ich später erklären werde, zuwende.

Das Moner gibt uns den ersten Anhalt dafür, daß die ganze Körpermasse, besonders die Art seiner Struktur und Konstitution, psychologisch weit grundlegender für das Wesen der Seele ist, als lediglich die Kopfform vom Körper getrennt betrachtet.

Mindestens muß jede einseitige Gehirnformationsforschung bei Ausschaltung aller körperlich konstituellen und mimisch beweglichen Eigentümlichkeiten die Psychologen auf Irrwege führen.

Eine andere Art der Fortpflanzung geschieht durch innere Teilung, indem ein Moner nach kugeliger Abrundung sich mit einer gallertartigen Masse oder Haut umgibt und zahlreiche Kügelchen im Innern zeugt; diese Kügelchen durchbrechen die Haut und wachsen alle als eigene Individuen getrennt voneinander weiter.

Die Forscher LEYDIG und BRUNO HOFER haben uns über die Empfindlichkeit und Reizbarkeit der Moneren und Amöben wichtige Aufschlüsse gegeben.


Das ganze organische Reich der Erde läßt sich nach den Anschauungen der Naturforscher in drei große Teile teilen:

1. Die Protisten; dieses sind die niedersten einzelligen Lebewesen, bei denen sich nicht feststellen läßt, ob sie zu Pflanzen oder zu Tieren zählen.
2. Die Pflanzen und
3. Die Tiere.

Die Naturforscher betrachten auch den Menschen als zum Tierreich gehörend, nämlich zur höheren Säugetiergattung. Diese Anschauung in Bezug auf den Menschen ist merkwürdig nüchtern und wirkt auch recht ernüchternd, wenngleich sie zunächst nach wissenschaftlicher Einteilung richtig ist.

Ich werde aber beweisen, daß die reine Beobachtungs- und Sammel-Einteilungsarbeit noch nicht die ganze Wissenschaft ausmacht, so wie man es heute annimmt.

Mehr Denktätigkeit, und die Naturforscher kommen zur Psycho-Physiognomik durch eigene Vernunft; denn der Geist ist es, der in den Formen lebt !


II. Eine kriechende Amöbe , die zweitnächste Grundform des organischen Lebens.

Amöbe
(Bild links und beide Bilder rechts hinzugefügt)

Die Amöbe ist ein einzelliges Lebewesen mit Kern und Kernkörperchen, aber ohne besonders gebildete Haut.

Nach außen hat sie fingerartige Glieder, die sie jederzeit willkürlich verändern kann. Mit diesen äußeren Gliedern bewegt sich die Amöbe selbstrollend fort. Die Amöbe besitzt einen Zellkern mit Keim- oder Kernkörperchen. Die Amöben pflanzen sich selbständig durch Teilung fort, ähnlich wie die Moneren.


III. Menschliche Blutzellen.

Eigentümlich ist es, daß die weißen Blutzellen des Menschen in der Ruhe den Moneren, in der Bewegung den Amöben nach innerer und äußerer Form gleichen, wie nachstehende Abbildung zeigt.

Weiße Blutzellen in der Ruhe Ia.

I a

Weiße Blutzellen in der Bewegung Ib.

I b      

Sobald die weißen Blutkörper in Bewegung treten, wird innen der Kern und zu gleicher Zeit werden außen die finger- oder gliederartigen Auswüchse sichtbar.


Weisse und rote Blutkörperchen
(Hinzugefügt)

Die roten Blutkörperchen haben eine konstante runde Form, wie nachfolgende Abbildung zeigt, aber mit der merkwürdigen Erscheinung, daß sie in der Ruhe flachförmig linsenartig werden, und je mehr sie sich bewegen, desto kugeliger runder und plastisch gespannter werden sie nach allen Seiten (Siehe Abbildung Ia und Ib).


Vergleichende Einblicke in die Lebensvorgänge und Formbildungen der wichtigsten Zellen des menschlichen Körpers.
        
I a        +        II a                                I b        +        II b

III. Menschliche Blutzellen a und a in der Ruhe, b und b in der Bewegung

Die nachstehende zentrale Nervenzelle hat eine äußerst feine und lebhafte Gliederung der nach außen hinaus wachsenden Organe. Es ist der Formtypus der Amöbe auf S. 38, nur in verfeinerter Variation. - Innerer Kopf oder Kern, Leib und Glieder.

IV. Nervenzellen aus dem Rückenmark eines Menschen


V. Innere Gewebszellen vom Menschen.
                                        
I . Knorpel-Zellen vom Menschen in Zwischensubstanz eingebettet; II. Flimmer-Zellen ;


III. Muskelfaser-Zellen ; IV. Knochengewebs-Zellen .
                                            

VI. Äußere Gewebszellen vom Menschen.


V. Unterhaut-Zellen ; VI. Oberhaut-Zellen ;
    
VII. Haar-Zellen .

Von der Regel, daß alle Zellen rundliche Formen annehmen, weichen die Oberhaut-, Haar-, Horn- und Knochen-Zellen ab, denn sie neigen zu eckigen Formen; die Ursachen werden im zweiten Unterrichtsbrief erklärt.


VII. Keimungs-, Wachstums- und Fortpflanzungsvorgänge verschiedener Zellen.

I. Einfache niedere Pflanzen- oder vegetative Zelle ; I I . dieselbe Zelle in Teilung begriffen; III. dieselbe Zelle durch vollzogene Dreiteilung, hat drei neue Zellen oder Sporen gebildet, die, wenn auch noch verbunden, sich trennen, sobald jede einzelne getrennt von der anderen fortleben kann.
        
I                                        II                                        III

IV. V. VI. Eine andere Art niederer Zellen mit vegetativem Charakter in Sprossung begriffen. VII. Eine höhere Pflanzen-Zelle in der oberen Erdschicht durch warme Sonnenstrahlen in Keimung und Wurzelbildung begriffen. VIII . Zwei Tierzellen aus einem Tierkörper, die, getrennt vom Gesamtkörper, einzeln nicht fortleben können.
             
IV                               V                            VI                                VII                           VIII


VIII. Die höheren Zellen des Menschen: Zu den höchsten zentralen Zellen des Menschen muß man außer den Nervenzellen die Fruchtzellen rechnen.

Zu den Fruchtzellen gehören die männlichen Samentierchen oder Spermadozoiden, die im Geschlechtsorgan (Hoden) des Mannes, und die Eier (Fig. I) , die in dem Geschlechtsorgan des Weibes (Eierstock) gebildet werden.
      
I     Ei                                                                              
(Farbbilder hinzugefügt)

Männliche Samenzellen des Menschen (Siehe Fig. II). Sie zeigen in ihrer organischen Gliederung auch die Dreiteilung, nämlich Kopf, Mittelstück, und Schwanz. Der Kopf enthält den Kernstoff, der Hals wahrscheinlich den Schleimstoff und der Schwanz den Haut-, Faser- und Nervenstoff.

II     Spermien
(Farbbilder hinzugefügt)

Das Ei des Menschen (Fig. I) ist hier 250 mal vergrößert und zeigt a) Zellstoff oder Protoplasma, b) Zellkern des Eies, c) Kernkörperchen oder Keimbläschen, d) Zellhaut, Dotterhaut oder Membran.

Wir sehen hieran, daß die Natur die verschiedensten Zellen formt, runde, eckige, längliche, je nachdem die Form als Baustein notwendig ist. Das individuelle Leben schafft sich die Formen.

Es muß also ein innewohnender Geist da sein, der diese verschiedenartigen Formen baut und bildet.

Es gibt aber in der Natur auch ein, diesem Geist entgegengesetztes Zerstörungsprinzip in den sogenannten Schmarotzer-Organismen oder Bazillen.

Diese merkwürdigen Lebenszerstörer sind keine Zellen im höheren Sinne zu nennen, aber sie haben doch eine Zeitseele, ein vorübergehendes Leben in sich.


IX. Lebenszerstörende Zellen (Bakterien und Bazillen).

Bazillen sind meist längliche, gliederartige oder kommaförmige Gebilde.

I. Milzbrandbazillen, II. Tuberkelbazillen, III. Bakterien, IV. Diphteriebazillen, V. Typhusbazillen, VI. Cholera-bazillen.

I                        II                        III                        IV                            V                            VI

Es sind meist stabartige Gebilde, dieselben bohren die gesunden Zellen an, spalten, vergiften und zerfressen sie, wodurch Verfall und Tod derselben eintritt.

Wenden wir uns von dieser niederen Art zerstörender Lebensgebilde wieder dem höchsten zu, dem lebendigen Ei.

Dasselbe zeigt eine vollkommene Kugelgestalt und hat Zellstoff, Zellkern, Zellhaut, Zellkernkörper und trägt alle Anlagen zu einem höheren Leben in sich. Sobald der Anstoß durch Befruchtung zum selbständigen Leben gegeben ist, entwickelt es sich und schafft das größte Wunder, das Kind, das geboren wird, aus sich hervor.

Es ist von Forschern beobachtet worden, daß die Befruchtung des Eichens dadurch vor sich geht, indem die männlichen Samentiere das Ei umschwärmen; aber nur einer Samenzelle öffnet sich das Ei; es zeigt hier schon das Ei im Mutterleibe eine Art freie Wahl unter den Bewerbern, und da es nur eine Befruchtung nötig hat, so kann es auch nur ein Samenzellchen in sich aufnehmen. Dieses Samenzellchen wird sozusagen vom jungfräulichen Ei selbst gewählt und eingelassen; die Samenkörper, die ein Ei nicht will, stößt es ab, und es kann keine Befruchtung eintreten.

Die wiederkehrende Samenzelle vermählt sich mit dem Keim und Kern und schließlich mit dem ganzen Ei-Inhalt auf innigste; es tritt eine völlige Verschmelzung ein, und beide Zellen, Samen und Ei, werden eins, sie werden ein Individuum.

X. Befruchtung eines Holothurieneies, umschwärmt von Spermatozoiden.

Das Ei schließt die äußere Haut wieder fest hinter sich zu, und damit beginnt das Leben des menschlichen Individuums im Mutterleibe.

Die dem Säugetier-Ei sehr ähnlichen Eier sind die Eier der Seewalze oder Holothurie. Es sind ihre Samenkörperchen wohl bedeutend kleiner als ihre Eier; da aber der Befruchtungsvorgang eines Holothurien-Eies beobachtet ist, so möge er hier zum Beweis für die Befruchtung des menschlichen Eies als Beobachtungsobjekt dienen.

Bedeutende Forscher stimmen darüber überein, daß die Eizelle eine elektromagnetische Anziehungskraft besitzt, wodurch das Ei auf die Samenkörperchen eine Anziehung ausübt.

Alle Vorgänge der Befruchtung bei höheren Säugetieren sind ebenfalls genau beobachtet worden und sind den hier geschilderten ähnlich, und somit wäre auch der Befruchtungsvorgang beim Menschen vergleichsweise erklärt.

XI. (I) Der Zellkern , sehr stark vergrößert, mit dunklem Spannungsring a , worin die magnetische Konzentrationsenergie wohnt, und mit dem weißen Lebenskeim b, worin die expansive Lebensspannkraft Helioda wohnt.

XII. Die höchste Lebenszelle, die Stamm- oder die befruchtete Mutterzelle beim Menschen: (II)

(III) Fortentwicklung der befruchteten Eizelle durch wiederholte innere Selbstteilung, wodurch nach außenhin das ursprüngliche Ei mit der Zeit eine immer größere Ausdehnung annimmt.
                                     
Die Zellen sind in ihrer äußeren Gestalt mannigfach verschieden; sie können eckig, rund, gliedrig, sternartig, länglich sein. Der Zellkern ist aber stets kugelig geformt, und die Mehrzahl der Zellen nehmen auch in ihrer körperlichen Gesamtform die runden, kugeligen Formen als die vorherrschenden an. Desgleichen sind die Mehrzahl der inneren Zellen kugelig-rundlich gebildet, und alles längliche Gebilde ist nur Mittel zum Zweck, um Gewebe aufzubauen und damit sich die verschiedenen Zellen miteinander verbinden können.

Bei der Zelle selber ist die Kernbildung und die Gliederbildung ein Vorgang, der sich direkt konträr liegt, und dieser Vorgang lässt bei der Zelle auf zwei verschiedene Grundkräfte schließen, nämlich eine expansiv und eine konzentrisch bildende Kraft.

Außerdem war ja schon beim einfachen Protoplasma, bei den Moneren, eine Grundkraft da, die Lebenskraft, die Kraft zum Leben überhaupt. Wir wollen nun diese Kräfte näher untersuchen.


Sämtliche vorkommenden Zellarten lassen sich bezüglich ihrer inneren struktiven Bauart in drei Grundarten teilen:

1. Zellen ohne Kern und äußere Haut (Moneren);
2. Zellen mit Kern und Gliedern, doch ohne Haut (Amöben);
3. Zellen mit Kern und Haut (Mutterzellen).

Die letztere Art ist zunächst die vollkommenste. Merkwürdig ist es nun, daß zwischen Haut und innerem Kern sich ein analoger Bildungsvorgang vollzieht und auch ein Zusammenhang zwischen Gliederbildung und Keimbläschen nachweisbar ist. Mit dem Kern wachsen gleichzeitig die Glieder, das beweist, daß außer der Leibesstoffkraft (Od) noch zwei polare Kräfte wirken.

Eine innere Doppelkernbildung findet jedoch schon vor der Hautbildung im Kern selber statt, siehe Fig. I und II, Fig. Ia und b, indem sich in dessen innerstem Teile ein Keimkern bildet, und mit dem Auftreten des Keimkerns scheint die Gliederung und dann die Hautbildung nach außen zu entstehen. Von diesem Zeitpunkt an kann man diese Zelle zur höheren Art rechnen, bis sie durch Befruchtung, wie es beispielsweise beim menschlichen Ei durch den männlichen Samen geschieht, die höchste Stufe des Lebensanfangs und damit die Unsterblichkeitsenergie beginnt. Fig. III S. 41. Durch starke äußere Hautbildung einer Zelle kann die Gliederbildung eingeschränkt oder ganz verhindert werden, dadurch tritt aber die nach außen hin bestimmte Kraft nach innen zurück und erhöht die Spannkraft des Innern durch Lebensbefruchtung.

Levitating Stone
(Hinzugefügt)


Erstellt 1994. Update 12. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. Hrsg. Amandus Kupfer. 1929

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
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