Menschenkenntnis Lehrbrief II. - Part 3
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

ZWEITER  TEIL  DES  LEHRSTOFFES

Aus Disharmonie in Religion, Philosophie und Wissenschaft zur Wahrheit über das Weltsystem und die organisierende  Kraft in  der  Materie.  Meine  Philosophie über  das  Universum  und  über  Entstehung  und  Werdegang des  Individuums.

Wenn man das Leben und Weben in der Natur bis in die Untiefen hinein verfolgen will, so muß man nicht allein ein Schauender an der Oberfläche der Erscheinungen sein, sondern man muß den Ursachen und Zweckbestimmungen dieser Erscheinungen nachforschen und sie ebenso anschaulich verstehen lernen. Auf diesem Wege kommen  wir zur Philosophie,  denn ohne sie gibt es keine Erschöpfung  der  Wahrheit. Die  Kinder  des  Geistes,  die  nur  die  Oberfläche  der  Dinge  auf  sich wirken  lassen,  kommen  auch  nicht  zum  Verständnis  des  inneren Wesens  alles  Seins,  bei  ihnen  bleibt  daher  eine  unbestimmte Sehnsucht  rege,  die  geschickte  Modemacher  oder  Sektenschwärmer stets  benutzen,  um  Kapital  daraus  zu  schlagen,  das  heißt  das Bedürfnis nach  Weltfrieden,  das  die  Seelen  nun einmal haben,  führt oft auf irrige Pfade oder wird durch Irreführer benutzt, um die Naiven in  geistige  Fesseln  zu  schlagen,  und  so  erklärt  es  sich,  daß  die oberflächlichsten  Menschen  die  modetollsten  oder  die religionsfanatischsten werden. Schlaue Schmeichler der herrschenden Geistesrichtungen  machten  dabei  das beste  Geschäft,  sie  hatten  ein Interesse  daran,  die  Wahrheit  mit  verschleiern  zu  helfen  oder  zu ignorieren,  und  so  erklärt  es  sich,  daß  Moden  sektiererischer Religionen  und  Reformbewegungen  oft  Zerrbilder  der  Kultur  und nichts als blutige Kampfesplätze des Wahrheitsforscher wurden.

Der mutige kraftvolle  Geist  aber  kümmert  sich  nicht  um  diese oft  herrschenden  Strömungen  des  Völkerlebens,  er  geht  gerade weiter,  in  seinem  Forschen  unbeirrt  und  unbeeinflußt,  und  wächst zum  philosophischen  Denker  empor.  Er  gelangt  dann  von  der Philosophie  zu  einer  abgeklärten  höheren  Weltanschauung,  mit Umspannung  aller  Oberflächen  und  Urtiefen,  Nah-  und  Fernsichten des Lebens und der Welt. Er sieht schließlich die Harmonie von Wesen und Sein, Kern und Schale und gelangt zur Religion der Wahrheit und ethischen Schönheit, jener einzigen und alleinigen, die nur Religion überhaupt ist.

Dieses  ist  der  Weg,  den  diese  Psycho-Physiognomik  geht; wer geistig  weiter  will,  muß  mit  ihr  gehen.  Wie muß man heute kopfschüttelnd beobachten, daß Naturwissenschaft, Ethik, Ästhetik, Religion als völlig getrennte  Gebiete behandelt werden, und daß manches auf diesen Gebieten derart entartete, daß die größten Widersprüche an der Tagesordnung sind!  Wahrheit,  Naturwissenschaft, Ethik, Ästhetik, Kunst und  Religion, sie  können, sind  sie echt, sich nicht gegenseitig befehden oder ausschließen, sondern sie haben einen gesetzmäßigen Zusammenhang. Unsere offizielle Wissenschaft und Religion, die mächtigsten Faktoren unseres  öffentlichen  Geisteslebens, sind leider vielfach in Dogmen erstarrt und haben jede Harmonie miteinander verloren. Die Dogmen hindern die Weiterentwicklung, und die Gegnerschaft beweist gerade die Unvollkommenheit, die  auf  beiden Seiten herrscht. Die Vervollkommnungsbedürftigkeit ist auf der einen Seite ebenso dringend nötig als auf der andern.

DgM Nr. 24. 1934
(Hrsg. Amandus Kupfer. Schwaig bei Nürnberg. Hinzugefügt)

Ruhe,  Frieden,  Harmonie  zwischen  Wissenschaft  und Religion  bringt  nur  die  Wahrheit.  Diese  Lehre  ist  die Wahrheit,  und  auf  ihrem  Flügelkleide  trägt  sie  die  neue Wissenschaft  und  Religion,  eine  Weltreligion,  die  das geistige  Gut  aller  Völker  werden  wird. 

Das wahre Sein des Alles enthüllt sich uns in vier Grundprinzipien, es sind

1. Der  Impuls.  Dieser  ist  die  Quelle  alles  Wollens  und Empfindens, also er ist physisch-psychisches Naturprinzip. 2. Die  indifferente  Masse.  Diese  ist die Quelle aller mechanischen Kraft,  welche  entsteht  durch  Differenzierung,  die  die  Impulse  im Weltäther schafften. 3. Die  zum  Element  geformte  Masse, die in sich Kraft und Stoff und mehr als dieses vereinigt. Dieses ist das chemische Element, das physikalische und psychische Kräfte in sich birgt.  Die  physischen Energien sind kausaler Natur, die psychischen suchen die Kausalität durch Freiheitsenergien zu durchbrechen. 4. Die  Zweckbestimmungsenergie  oder  die  schlummernde ewige  Lebenskraft.  Sie ermöglicht, zum  individuellen bewußten Leben heraus zu wachsen, das zur höchsten Entwicklung,  zum Göttlichwerden  und  Glücklichsein  befähigt.  Das  endlich  ist das teleologische Prinzip,  das das Freiheits- und Vervollkommnungsprinzip  in sich birgt.

In sich und aus  sich  selbst  geboren  ist  alles  Leben und Sein  in folgegemäßer  Entwicklung.  Nicht  hat  ein  Gott  oder  ein  Geist  sich  in die Materie inkarniert, wie Theosophen und eine gewisse Gruppe der Spiritisten  in  ihrem  Irrwahn  lehren, sondern die Materie enthält in sich selbst die Attribute des Geistigen. Sie enthält in sich selbst die Schöpferkraft zum geistigen Erwachen in individuellen Lebensformen in allen Variationen und Stufenfolgen.

Man  muß  den  Weltäther  als  jene  große,  alles  erfüllende indifferente  Masse  annehmen,  die  die  Mitte  und  die  Gleiche  im Weltdasein hält. Jenseits des normalen Weltäthers liegen  die  Impulse oder  die  geistigen  Energien  oder  Elemente,  diesseits  liegen  die materiellen  Energien  oder Elemente.  Das Diesseits-  und  das  Jenseits sind aber aus dem Weltäther entstanden.

Wo ein bestimmter charakteristischer Impuls oder ein geistiges Element  auf  einen  Teil  des  Weltäthers  wirkt,  da  muß,  der  Art  des Impuls  entsprechend,  eine  materielle  Energieform  in  Erscheinung treten,  und  das  ist  ein  bestimmtes  Element. Jedes materielle Element ist also die charakteristische Form eines geistigen Elementes oder eines bestimmten Impulses. 

Demzufolge  enthält  jedes  chemische  Element  Kraft  und  Stoff, aber  nicht  etwa  in  dem  Sinne,  wie  man  bisher  Kraft  und  Stoff annahm, daß der Stoff  unwandelbar  und  die Kraft  nur  mechanisch physikalisch sei, ohne Anhaftung von Qualitätskräften geistiger Natur; nein, in jedem Element schlummern die geistigen Energien, die bei entsprechenden  äußeren Anreißen frei werden und in Ergänzung mit andern selbstbewußtes geistiges Leben erzeugen können. Dieses sind die Zweckbestimmungsenergien, die jedem Element, jedem Atom, jedem Molekül anhaften,  so  daß  tausendfach  Atome  sich zusammenschließen und wieder trennen und unzählige Wanderungen in einer Elementarform sozusagen in waagerechter  Linie durchlaufen können,  ohne  Gelegenheit  zu  finden,  geistiges  Leben  zu  bilden.  Bei allen Wanderungen und Umbildungen kommt endlich die Gelegenheit, ja  sicher  sucht  der  innewohnende  Instinkt  des  Atoms  Gelegenheit, Anteil zu  nehmen am  Schaffen  eines  Lebensindividuums. Damit  tritt die  Zweckbestimmungsenergie  in  Wirksamkeit,  und diese Zweckbestimmungsenergie ist dann weiterhin das treibende Etwas, das alle Lebewesen auch zur weiteren höheren Entwicklung führt.

Ob  bei  den  Umbildungen  von  Kraft  und  Stoff  die chemischen  Elemente  in  einen  Vorurstoff  aufgelöst  werden  oder direkt in Weltäther  übergehen,  wollen  wir  im  weiteren  untersuchen. Sicher ist erwiesen, daß Elektronen als physikalische Atome bestehen, die jeden chemischen Charakter verloren zu haben scheinen, die sich aber  scheinbar  wieder  schnell  zum  chemischen  Element  verdichten können. Da die Elektronen nun nicht indifferent sind, so  müssen  wir logischerweise einen feinen Unterschied annehmen, der diesseits  des Weltäthers liegt. Vielleicht liegen  mehrere  Urstoffe  in  verschiedenen Feinheiten nebeneinander, deren feinster in den Weltäther  überfließt und deren gröbster das Material ist, aus dem die Elektronen bestehen, die dann zum chemischen Element sich umbilden lassen.

Einige Vorgänge, die ich beobachtet habe, haben mir den Beweis erbracht,  daß  Elemente  aufgelöst  werden.

Ich machte eines Tages die Entdeckung,  daß  der  Diamant  eines Ringes  unter  starkem  Einfluß  der  Röntgenstrahlen  völlig  aufgelöst wurde  und  nirgends  in  dem  luftleeren  Glase  die  Spuren  des Kohlenstoffes des Diamanten chemisch auffindbar waren.

Ein  anderes  Beispiel,  wie  sich  chemische  Elemente  neu bilden, erlebte  ich in der Tatsache,  daß ich eine feste  Substanz,  aus verschiedenen Elementen bestehend, in ein Glas tat und verschiedene Samenkörner daneben auf den Boden des Glases legte und dieses fest und luftdicht  verschloß.  Nach  einigen  Tagen  hatte  sich  in der  Mitte der  Körner  einer  gewissen  Samenart  reines  Silber  gebildet,  das chemisch  als  Silber  nachgewiesen  wurde.  Es  war  aber  keine  Spur Silber  im  Glase,  oder  in  den  Substanzen,  die  in  dem  Glase zusammengelegt  waren,  zuvor  dabei  gewesen.  Allerdings  befanden sich in demselben Zimmer einige silberne Gegenstände. Ich habe nicht annehmen können, daß Teile Silber  von  den silbernen  Gegenständen durch das Glas hindurch in die Körner gedrungen seien,  sondern  ich nahm  an,  daß  sich  hier  durch  unsichtbare  Strahlenvorgänge  eine Neubildung des Silbers vollzogen hatte,  die  sich  zwischen  der  festen Substanz  und den Samenkörnern  abgespielt  haben.  Unmöglich  wäre aber nicht,  daß die Gegenwart  silberner  Gegenstände  außerhalb  des Glases die Anregung zu dieser Neubildung mit gegeben hat.

Merkwürdig  war,  daß  die  feste  Substanz  in  dem  Glase,  die eigentlich  die  Quelle  dieser  Silberbildung  war,  nichts  an  Gewicht verloren  hatte.  Ich  möchte  noch  bemerken,  daß  die  Produktion  des Silbers  dieser  Art  nicht  im  Verhältnis  zu  dem  Material  und  den Unkosten steht. Dieses ist zugleich ein weiterer  Beweis,  daß Elemente strahlen  können  und  sicher  Strahlen  aussenden,  sobald  sie  sich isoliert  mit  andern  Substanzen  befinden,  zu  denen  sie  in  einen materiellen und zugleich unbewußt magischen Austausch ihrer Stoffe und  Kräfte  treten. Bei diesem  Austausch,  der strahlenartig vor sich geht, tritt Urschöpfung auf, Neubildung von Stoffen und Elementen und unter gewissen Bedingungen auch Neubildung von niederen Lebewesen.  Ferner  hat  sich  erwiesen,  daß  starke  Strahlen, wie  z.B.  die  Röntgenstrahlen,  feste  Stoffe  total  zerstören und  auflösen  können. Wo bleibt der Stoff?  Fraglos  ist  er in  Äther  um-  und  zurückgebildet  worden.

Mir wurde nach diesen Tatsachen klar, daß Ingenieure und andere Leute, die oft halbe Nächte bei stark leuchtendem elektrischen Lichte  Jahre  hindurch  arbeiten  müssen,  nerven-,  gehirn-  und rückenmarkleidend  werden, indem ihre festen Nervenzentren  durch die Einwirkung  elektrischer  Lichtstrahlen  zerstört  werden,  wenn  die Knochensubstanz  und  Gehirnhäute  nicht  von  außergewöhnlicher Widerstandskraft sind.

Mir  wurde  es  auch  klar,  daß  manche  gut  bewährten Sympathiemittel,  die  sich  trotz  aller  blinden  Bekämpfung  durch unerfahrene  Wissenschaftsleute  stets  als  vortreffliche  Heilmittel bewährt  haben,  ganz  naturgemäße  Heilmittel  sind;  nur  kannte man  den  Zusammenhang  ihrer  Wirkung  mit  dem  erkrankten Individuum  und  des  Mittels  nicht,  und  daher  oft  die  Annahme von Aberglauben!

Da  nun  Elemente  strahlen, ohne  an  Gewicht  zu  verlieren,  so enthält jedes Element einmal die Beharrungs-energie,  also die Kraft, möglichst  in  der  Kraft  und  Masse  Element  zu  bleiben. Siehe Fig. 1 a, 1 b, 1 c, 1 d!

1a            1b             1c                1d                   2

Zweitens  enthält  jedes Element  die Neubildungsenergie. Siehe  Fig. 2,  durch welche  alles  das,  was  durch  Strahlung  an  Kraft  und  Stoff  verloren ging,  durch  magnetische  Energie  des  Elements  aus  dem  Weltäther stets neu gebildet wird, und drittens birgt jedes Element die impulsive Kraft,  durch  unsichtbare  Strahlung  schöpferisch  zu  bilden. Siehe Fig. 3!

Fig. 3                                                Fig. 4                            Fig. 5

Die meisten Erfahrungen,  die man mit Einwirkung  von  Radium machte,  indem  dieses  Element  sich  durch  Argon  in  Helium umwandelte,  ohne  an  Gewicht  zu  verlieren,  bestätigen  meine Lehrsätze.

Diese drei Kräfte wohnen also jedem Atom inne. Außerdem sind dem  Atom  noch  weitere  Energieformen  anhaftend,  die  jedoch  als abzweigende Energieformen betrachtet werden können. Tafel II zeigt.

in Fig. 4: Die Energie der totalen Auflösung,
in Fig. 5: Die Energie der Neubildung mit Vermehrung, kurz des Wachstums der elementaren Masse.

Fig. 6                 Fig. 7                Fig. 8                           Fig. 9

in Fig. 6: Die Energie der Strahlung mit  Fortgabe von eigener Substanz und Kraft.
in Fig. 7: Die  Energie  der  innigen  Anlagerung  an  ein  anderes Element.
in Fig. 8: Die  Energie  der  Lostrennung  von  einem  andern Element.
in Fig. 9: Die Energie der Verschmelzung der Verbindung mit einem andern Element und
in Fig. 10: Die  Energie  der  totalen  Auflösung  mit gleichzeitiger Neubildung im Urstoff.

Fig. 10

Über allen herrscht aber die magisch verborgene Kraft des Entwicklungs- und Vervollkommnungsprinzips, mag sie auch  schlummern, mögen tausendfache Zerstörungen und Umbildungen auftreten, es dient nur zum Gewinn, um neue Energie zu  höheren Lebenskräften anzuspeichern, was  in  dargestellt ist.

Nach  diesen  bekannten  Tatsachen  ist  überall  in  der materiellen,  scheinbar  toten  Welt  schlummerndes  Leben.

Wie aber die kleinsten Atome miteinander in solcher Wechselwirkung stehen, so auch alle Himmelskörper am Firmament. Alle geistigen Impulse  äußern und verkörpern sich in bestimmten Grundformen und Elementen, sie bilden die Bausteine zu den höheren Formen des organischen Lebens.

Aber sie entfalten in sich auch schlummernde Energie zum selbstbewußten geistigen Erwachen. Durch  gemeinschaftliches Zusammenwirken  mehrerer  Elemente  zu  einer  einheitlichen Lebensindividualität unter Einwirkung von Licht und Wärme und psychischen  Äther-Ilionen erwacht  ja auch das organische  Leben  in der Natur.

Es ist  daher  eine  Irrlehre,  wenn  man  den  Stoff  in  sich  und  an sich  aus  böser,  teuflischer  und  unseliger  oder gottfeindlicher  Natur herstammend  erklärt  und  infolgedessen  meint,  daß  darum  alles Materielle verachtet werden müsse.

Es  ist  ein  Irrtum  anzunehmen,  daß  irgendein  geistiges oder  göttliches  Wesen  unbedingt  von  außen  her  in  den  Stoff erst  Geist  und  Leben  einhauchen  müssen.  Auf  diesen Irrtümern  ruht  die  Trennung  und  die  Feindschaft,  welche alle  alten  Religionen  der  Wissenschaft  und  Wahrheit entgegenbringen.  Denselben  Weg  gehen  alle  Sekten,  die  in den  Ideen  der  alten  Religionsirrtümern wurzeln. Daß höhere sogenannte Astralwesen vorhanden sind, Geister, Engel, Gottgeister, und daß diese Einflüsse auf die Materie haben, soll nicht geleugnet werden, diese haben aber sicher mit den Urenergien der Materie zu rechnen. Das  heißt:  Wenn  man  annimmt,  daß  höhere  und  höchste  geistige Lebewesen  die grobe materielle  Entwicklungsform  längst  hinter  sich haben und höchste individuelle Wesensqualitäten erreichten, so  liegt noch  kein  Grund  vor,  anzunehmen,  daß  diese  höheren  Lebewesen planlos willkürlich in den Entwicklungsvorgang des  Naturgeschehens eingreifen;  daß  sie  überhaupt  nicht  eingreifen  könnten,  soll  damit keineswegs behauptet werden.

Denn  wenn  sie  alle  Energien  in  sich  vereinigen  und  diese  in ihnen in qualitativer Form gesammelt sind, so  folgt daraus, daß hohe Geistwesen  keine  Rücksicht  auf  die  grobe  Materie  zu  nehmen brauchen, wenn  sie  wollen.  Es wird  aber  ihre  sittliche  Hoheit  sicher davon absehen, dauernd einschneidende Eingriffe in das gesetzmäßige Naturwalten  zu  machen,  weil  das  gegen  das  teleologische Weltprinzip  folgenreicher  Entwicklung  verstoßen  würde.

Es können daher außergewöhnliche wunderbare Vorgänge nur im Einklang und  nicht im Widerspruch mit dem Entwicklungsgeschehen  möglich  gedacht  werden  und nur  zu  dem  Zwecke,  Gutes  zu  bewirken.

Solche sogenannte Wunder  werden  daher  spontan  und  von zeitlicher  Dauer  möglich  sein,  besonders  als au ßergew öhnliche Offenbarungsvorg änge  für  die,  die  sie  verstehen  können  und zum Nutzen anwenden werden.

Alle alten Weisheits- und Religionsbücher erzählen daher übereinstimmend, daß wunderbare Geschehen einzelnen auserwählten Menschen zuteil geworden sind.

Es  waren  solche,  die  mit  diesen  eigenartigen  wunderbaren Kräften, Offenbarungen und Begebenheiten die große träge Masse  der Menschen aufrüttelten und sie sittlich zu heben gesucht haben.

Es kann auch nur naturgesetzlich gedacht seien,  je edler und heiliger ein Mensch ist, desto mehr  sympathische  Verbindungen können heilige Wesen zu ihm gewinnen, und je höher solch  ein guter Mensch  geistig  sittlich  steht, desto höhere Geistwesen können sich ihm nähern  und  Kundgebungen machen.  Diese  Kundgebungen oder Offenbarungen können nur in  dem  Grade großartig  und selten  sein, als es große, heilige gute Menschen gibt.

Wenn  daher  die  meisten  Menschen  trotz  aller  Versuche  mit spiritistischen Medien nur ganz geringe und oft zweifelhafte  Resultate erzielten,  und  wenn  manche  kritische  Forscher  noch  weniger geoffenbart  erhielten,  so  liegt  das  an  der  allzu  mäßigen  sittlichen Qualität  und  Reife  dieser  Wahrheitssucher  selbst. Was man ist, das zieht man an.

Aber auch  die  Wissenschaft  selbst  verrammelte  sich  in  das Dogma der Unwandelbarkeit und Ewigkeit jeder Elementsubstanz, und bei  dem  Mangel  an  scharfer  Beobachtung  entging  der  Wissenschaft die  Tatsache,  daß  alle  Elemente  strahlen  oder  in Ätherspannung verharren.

Durch reale chemische und physikalische Experimente bahnte ich der Wissenschaft den Weg durch  die  Entdeckungen, wie ich  sie  hier  niedergelegt  habe,  und  damit  wird  die  Brücke  von wahrer  Wissenschaft  zur  wahren  Religion  geschlagen.  Meine physiologischen  und  psychologischen  Experimente  führten zur  Erkenntnis  der  Elementarstrahlen  der  Materie  und  der physiologischen 	Strahlen  der  organischen Lebewesen (Helioda).

Eigenartig  ist  nun,  wie  alle  Elemente  zueinander  in  ein besonderes Formbildungsverhältnis  treten;  wir  wollen dieses weiter an der Hand der Naturbeobachtung studieren und dabei den geistigen  Charakter  einzelner  Elemente  kennen  lernen.  Wir werden  daraus  ersehen,  daß  sich  in  besonderen  charakteristischen Formen die besonderen ewigen geistigen Grundprinzipien offenbaren, und daß eigentlich  alle materielle  Erscheinung  im Grund genommen verdichteter Weltäther ist, der in seiner charakteristischen Form  den charakteristischen  Willensimpuls  eines  oder  mehrerer  geistiger Grundprinzipien offenbart.

Somit  gilt  bei  den  Anfängen  des  grobmateriellen  beharrlichen Seins  das  Wort:  In  den  Formen  verkörpert  sich  der Willensausdruck  eines  geistigen  Urprinzips.  Aber  nicht  im entferntesten sind diese geistigen Grundprinzipien so zu denken, wie man  sich  Geistiges  oft  vorstellte  -  hierzu  ist  eine  Umwertung  der Begriffe der verschiedenen Qualitäten geistigen Seins erforderlich.

Diese  Art  geistiger  Urprinzipien  sind  Urweltenergien,  denen man  lediglich  Willen,  Instinkt,  schlummerndes  Bewußtsein zuschreiben  kann.  Das  Selbstbewußtsein  erwacht  erst  durch Zusammenwirken  mehrerer  Energien, die  in  den  Elementen wohnen, im  ersten Zellenanfang höheren  organischen  Lebens oder  auch  infolge  anderer  uns  noch  wenig  bekannter Lebensschöpfungsvorgänge und  der  Einwirkung  höherer geistiger  Wesen.

Damit  beginnt  das  Qualitätsprinzip  der  Individualität,  das nicht  wieder  verloren  geht,  indem  mehrere  Urenergien  sich  zur Einheit  vereinigt  haben;  die  vereinigten  Urenergien  pflanzen sich  als  Einheit  fort,  nachdem  sich  die  Elemente  beim materiellen  Tode  des  organischen  Lebens  losgelöst  haben.

Somit erklärt es sich,  daß  diese geistigen unsichtbaren Qualitäten, losgelöst vom  materiellen Stoff, als Individualitäten  fortleben  und  gegebenenfalls,  ohne  die vorhandenen  Mittel  der  chemischen  Elemente  gebrauchen  zu müssen,  sich  aus  dem  Weltäther (dem scheinbaren Nichts) jederzeit  plastisch  in  den verschiedensten materiellen Erscheinungen verkörpern  können.  Denn  das  materielle Element war  ja  nur  Dienstmittel des  geistigen Willenselements.  Jene  elementaren  Geistenergien,  die  sich  vom Stoff  ablösten,  konnten  sich  jedoch  nur  in  ihren  besten Qualitäten  ablösen,  denn  den  materiellen  Elementen  mußten  die quantitativen  Geistenergien  überlassen  bleiben.  So erklärt  es  sich, daß  zwischen  dem  vom  Körper  losgelösten  Geist  nach  dem Tode  sympathische  verwandte  Beziehungen  zu  dem  Körper bestehen  bleiben,  und  daß  eine  materielle  Auferstehung nicht  nur nicht  unmöglich,  sondern  sogar  wahrscheinlich ist,  wenn  der  Geist  dazu  aus  irgendeinem  höheren  Zweck sich  veranlaßt  sehen  würde.  Diese  Tatsache  wird  ja  durch tausendfältige Erfahrungen realer mystischer Erscheinungen bestätigt. Der  Experimental-Spiritismus  und  der  Okkultismus  arbeiten  auf diesem  Gebiete  der  Wahrheit  in  die  Hand. Die Tatsache der Wiedererscheinung und Verkörperung längst Verstorbener sind zu allen Zeiten von glaubwürdigen Männern bestätigt worden.  Wenn  die  Theorien der Spiritisten  Theosophen, Theologen, Okkultisten usw.  oft unrichtig  sind,  so  sind  manche  auch  zutreffend.  Die  Tatsachen sind aber unleugbar.

Derartige  Wunder,  welche  scheinbar  den  Werdegang  des Naturgeschehens  aufheben,  erscheinen  nur  dem  in  heutigen naturwissenschaftlichen Dogmen  lebenden  oberflächlichen Materialisten  als  solche. In Wahrheit ist jede Urschöpfung eines Weltkörpers, einer Pflanze, eines Tieres, ein Wunder, und das größte Wunder der uns bekannten naturgesetzlichen Vorgänge ist der Mensch in seinem ganzen Anfang und Werdegang mit allen seinen körperlichen und seelischen Kräften. Wir beobachten aber dieses  Wunder  als  solches  nicht  mehr,  weil  es  sich  nicht  zeitweilig und  selten,  sondern  fortlaufend  vor  unsern  Augen  abspielt.  Wer einige  hundert  oder  tausend  okkulte Tatsachen als Materialisationen geistiger Individualitäten gesehen  hat,  dem ist das nichts neues mehr. Es erscheint ihm dieses auch nicht weniger wunderbar,  wie  alles  andere  in  der  Natur,  das  sich  täglich  immer wiederkehrend vor unsern Augen abspielt.

Nach  diesen  meinen  Darlegungen  wird  man  sowohl  den Zusammenhang  als  auch  den  Unterschied  zwischen  der anorganischen  und  organischen  Natur  klar  unterscheiden können,  und  man  wird  sich  ebenso  über  das,  was  jenseits  des organischen Lebens als Fortentwicklungsprinzip  gemeiniglich  unsern Sinnen  entschwindet  und  doch  besteht,  eine  Vorstellung  machen können,  und  damit  sind  die  starren  Grenzen,  welche  die dogmatische  Naturwissenschaft  wie  mit  eisernen  Krallen um  die sichtbare  organische  und  anorganische  Welt  legte,  gesprengt. Frei sehen wir nun neue Welten, und alle diese Weltformen und Daseinsformen sehen wir in ihrem inneren Zusammenhang geistig klar vor Augen.

Aber  hierdurch  ist  auch  erwiesen,  daß  die  offizielle Wissenschaft  ebenfalls  in  Dogmen  erstarrt  ist  und  daß  diese Erstarrung eine geistige Knechtschaft zur Folge hatte, aus welcher uns einzig und allein diese  neue  Weltanschauung befreien  kann.  Aber man wird auch niemals wieder zu den  Ungeheuerlichkeiten  mancher Religionsschwärmer  und  scholastischer  oder  abergläubischer Gottesgelehrter  und  Wunderpsychisten  zurückkehren,  die  in unbegreiflicher  Beschränktheit,  wenn  auch  im  guten  Willen,  sich  in Nebel-,  Traum-  und  Märchenbildern  bewegten,  ohne  auch  nur  den Zipfel  der  Wahrheit  erfaßt  zu  haben.  Aber  aus  dem  religiösen Drängen  wahrheitssuchender  Theologen  und  Urseinsforscher  wird, wenn ihnen dieses Licht den trüben Nebelschleier  verscheuchte  und sie  sehend  werden,  mit  dieser  neuen  Welt  ein  Jubeln  erwachen; Wahrheit  und  Klarheit  erscheinen  nun  in  der  ganzen  sicht-und  unsichtbaren  Welt  und  Religion:  Wahrheit  und Wissenschaft  zu  werden. 

Ich will nun in Kürze meinen lieben Schülern  und Schülerinnen meine  Auffassung  über  das  Universum  und  über  die Entstehung  und  den  Werdegang  des  Individuums  entwickeln.

A. Kausales Weltgeschehen

oder  naturgesetzlicher  Zusammenhang von  Ursache  und Wirkung  in  der  Zeitfolge  von  Vergangenheit , Gegenwart  und Zukunft .  Hierbei  ist  Masse  oder  Stoff  und  Kraft  nach  rein mechanischer  Weltordnung  denkbar,  genau  so  wie  es  die Naturwissenschaft  erklärt. Dargestellt Fig.I

X Anfangsursache führt zu X Wirkungsschluß in ewigen fortlaufenden Kettengliedern von Werden und Vergehen.

B. Teleologisches Weltprinzip

Mag  manchem  Chemiker,  Mathematiker,  Physiker  und Astronomen  ein  eisernes,  unabänderliches,  folgenreiches Weltgeschehen  absolut  mechanisch  naturgesetzlich  erscheinen  und Freiheit  oder Durchbrechung  dieses  mechanischen  Naturgeschehens ein  Unding  sein  und  Gott  und  Geist  eine  Chimäre,  so  erkennt  der Biologe  überall  bei  den  organischen  Lebewesen  in  der  Natur zweckmäßige  Anpassung,  kurz,  der  Zweck  des  Lebens  tritt  in  den Vordergrund  und  bildet  ein  Gegengewicht  gegen  das  rein mechanische  Prinzip,  das  sich  in  der  anorganischen  Welt vorherrschend  bekundet. Dargestellt  Fig. II.  Aus X Ursache entsteht eine  aufsteigende  Entwicklungslinie  zur  höchsten  Wirkung als  Endfolge  und  Weltzweck.  Aus  X  wird  nicht  immer  wieder  X, sondern  aus  X  wird  U,  etwas  anderes,  Höheres,  Höchstes.

DARWIN selbst erfaßte mit seinem Scharfblick eine wunderbare Zweckmäßigkeit bei allen  Lebensformen;  er vermochte jedoch  nur  recht  nahe  Folgerungen  daraus  zu  ziehen  und  konnte nicht diese Folgerungen  in  die  Größe,  Weite  und  Tiefe  des  Weltalls ausdehnen,  dazu  fehlte  ihm  ein  wichtiges  Stück  großen, weltumfassenden Denkens, er war eben ein scharfsinniger Biologe der Erdenschöpfungsvorgänge,  besonders  der  Tierwelt,  und  darauf beschränkte er sich und kam nur zu einem kleinen Ergebnis aus allem vielen,  nämlich,  daß  der  Mensch  sich  aus  einer  höheren  Affenart entwickelt habe. Damit war seine geistige Fassungsgabe erschöpft, das war der Schlußstein seiner Lebensarbeit.

Die  Wunder,  die  einst  jüdische  Fischer,  Weber  und  der Teppichhändler  Paulus  über  den  Jesus  von  Nazareth  erzählten, verdichteten  sich  zum  neuen  Religionsglauben,  der  dann  in  Rom seinen  Ankerpunkt  und  seinen  Schlußstein  fand.  Darunter  und darüber wurde alles vergessen. Man forschte weder in der Natur noch in  der  Geschichte  mehr  nach,  Jesus,  Maria  und  der  heilige  Josef waren  und  wurden  Anfang  und  Schluß  alles  Denkens  und  Fühlens durch  Jahrhunderte  und  Jahrtausende.  Nur  die  Türken,  Juden  und Reformatoren  rüttelten  ein  wenig  die  träge  Masse. Heute  ist  es  die Affentheorie,  der  Materialismus,  der  Kapitalismus,  Sozialismus  und wissenschaftliche Nihilismus. Man hört und sieht nichts weiter mehr. So sehr schätzenswerte Moralanschauungen  einst  ein  Jesus  predigte, so sehr ein DARWIN  ein  bahnbrechender Biologe  ist, eben so sehr soll man  sich  hüten,  seinen  eigenen  gesunden  Menschenverstand  in gedankenloser Schwärmerei zu verkaufen. Die geistige Betrunkenheit, wie ich es so nennen will, ist schlimmer  als  aller  Alkoholismus,  man denke  auch  noch  ein  Stück  weiter  und  verzopfe  nicht  in  der Handwerksarbeit  allzu  kurzblickender  Wissenschaft  oder  veralteter Klostermoral in dem  Glauben, damit  die  Welt  erkannt  und erlöst  zu sehen.

Also das teleologische Prinzip  ergibt  sich  aus  der Entwicklungs- und aus der Lebenslehre; hört  denn aber  damit  dieses Prinzip auf? Ist es nicht genau so unendlich zu denken als das kausale Geschehen,  das von vergangenen  Ursachen  auf  ewige  Wirkungen  in der Linie der Zukunft gefolgert wird? Ja,  gewiß  muß  man  umgekehrt das teleologische Weltprinzip sich denken, das aus dem kausalen sich unmittelbar ergibt.  Denn  wenn eine  Ursache  aus  naher,  weiter  oder ewiger  Vergangenheit  die  Fortsetzung  findet  in  gegenwärtigen Wirkungen,  die  sich  in  nahe  Ferne,  ja  bis  in  ewige  Zukunft fortgepflanzt  denken  lassen,  so  kann  man  aus  irgendeinem bestimmten  erreichten  Punkte  fernster  Zukunft  einen  Zweck formulieren,  in  dessen  Diensten  alles  vergangene  Geschehen  stand, um nun endlich  diesen gewissen  Punkt  zu  erreichen.  Daß  dieser  X-Zukunftspunkt  dasselbe  ist  als  der  X-Ursachenpunkt,  wird  niemand annehmen,  denn  nach  aller  Erfahrung  tritt  eine  fortlaufende Veränderung zwischen Ursache und Wirkung auf. An  zwei  Beispielen möge  das  dargelegt  werden. Die Zeugung war die Ursache der Geburt eines jeden Menschen, als neugeborenes Kind war jede die Wirkung jener Ursache der liebenden und zeugenden Eltern, als zehnjähriges Kind war die Wirkung etwas anderes geworden, als zwanzigjähriger Jüngling war es wieder eine andere Veränderung, und so fortlaufend mit jeder Sekunde trat eine Veränderung in der Wirkung jener ersten Ursache auf.  Ein  anderes  Beispiel  ist  die  Erdentwicklung. Ohne Weltnebel keine Elemente, ohne diese kein Erdkörper und ohne Erde  kein  organisches  Erdleben.  Soll  denn  nun  der  plötzliche  oder langsame Tod die letzte Wirkung sein  bei  jedem?  oder  soll  auch  der Erdball  plötzlich  untergehen  als  Schluß? Oder ist es nicht richtiger anzunehmen, daß jede Ursache in ihren letzten Wirkungen etwas Qualitatives hervorbringt?  Arbeitet  denn die Natur so sinnlos, planlos unsinnig? Sind Tod und Untergang nicht viel mehr als eine Erscheinungsform, die uns so erscheint, während sich in Wirklichkeit doppelt höheres Leben dahinter entfaltet? - Nun denken wir uns diese Wirkungsglieder als Schöpfungsglieder  von  vergangener  X-Ursache  zu  zukünftigem höchsten  Zweck, so muß dieser zukünftige höchste Zweck höchste Harmonie, Schönheit, Heiligkeit sein. Jetzt  haben wir einen  vernünftigen  greifbaren  Punkt  alles  Weltgeschehens  erreicht. Daß  dieser  Punkt  nicht  ein  einziges  Wesen,  nur  ein  Gott  sein  kann, sondern  die  Göttlichkeit,  das  heißt  der  göttliche  Zustand  aller unzähligen  Vielheiten,  ist  doch  klar;  dieses  kann  ja  als  Gottheit zusammengefaßt werden.

Dann  aber  wäre  das  Endzielstreben  in  Zukunft  als  letzte Wirkung  zum  besten  Zweck  gelangt.  Dann  kann  man  das  Ganze umkehren  und  sagen,  der  ferne  Zukunftszweck  ist  Ursache  alles Gegenwärtigen,  nach  Unvollkommenem  und  des  zurückliegenden Vergangenen,  nach  Unvollkommenerem,  ja  bis  zur  ersten  Ursache, und  diese  erste  Ursache  ist  die  Rückwirkung  jenes  höchsten Zweckseins.

Damit hätten wir das teleologische Weltprinzip gefunden.

Nun  aber  hat  das  noch  einen  Haken.  Geist,  Gottheit  könnte jenes  Zukunftszweckdasein,  das  umgekehrt  als  Ursache  alles Vergangenen  gedacht  werden  kann,  nicht  sein,  weil  ja  die mechanische  Gesetzmäßigkeit  des  kausalen  Entwicklungsdasein  ein mechanisches Produkt, das umgekehrt mechanisch  alles  Rückwärtige von sich bis in die Gegenwart und Vergangenheit zurück  verursachte, und  wir  ständen  an  zwei  Polen,  diese  sind  a)  die  ewige Vergangenheitsursache, b)  die  ewige  Zukunftsschlußwirkung  und umgekehrt.

Kausalität  und  teleologisches  Dasein  fielen  damit  in  eine Entwicklungslinie,  und  zwar  in  die  mechanische,  die  allerdings unendlich  viele  Ebenen  durchschneidet.  Nach  rein  kausalem Geschehen  wäre  freilich  ein  und  dieselbe  Ebene  anzunehmen,  nach teleologischem,  da  sie  aufsteigende  Entwicklung  voraussetzt,  sehr viele  Ebenen;  Mechanik  wäre  aber  beides.  Ein Unterschied  läge  nur am  Ende  der  letzten  Wirkung.  Denn  nach  Auffassung  der Materialisten  ist  der  Tod  die  letzte  Wirkung  aller  Weltkräfte.  Nach Auffassung  der Teleologen  ist der Allgeist,  das Alleben  als  höchster Wert und höchster Weltzweck,  das letzte  Resultat aller Ursachen  und Wirkungen.

C. Freiheitliches Weltprinzip

Ist denn nun aber  Geist,  Gottheit  als  Produkt der  Mechanik  zu denken?  Nein,  nie  und  nimmermehr!  Höchstes  geistiges  Sein  muß aber Zweck sein; denn Denken, Empfinden, kurz Geist, ist doch jedem Menschen das Realste,  noch  wirklicher  und viel  realer  als  Kraft und Stoff.

Also  Geist  ist;  ob er einst  in individuellen  Formen  war,  wissen wir  nicht,  daß  er  es  aber  in  Zukunft  sein  wird,  ist  ganz  bestimmt wahr,  weil  ja  gegenwärtig  alles  vergangene  Weltgeschehen vorzugsweise  im  Menschen  individuelles  Geisteswesen  hervor-gebracht  hat.  Darum  ist  es  sicher, daß im weiteren Weltgeschehen diese Individualitäten immer vollkommener werden müssen.  Das  ist  zugleich  auch  kausale  und  teleologische normale  Entwicklung.  An  diese  Dinge  hat  wohl  der  liebe  DARWIN nicht gedacht, und es denken ja leider auch nicht der schätzenswerte HÄCKEL und andere große Naturgegenwartseher  des Nurmateriellen daran.

Nun, zwischen kausalem Geschehen und teleologischem Zweckzustand liegt, da sich das Entstehen geistiger  Individualitäten nicht  mechanisch  erklären  läßt,  eben  noch  ein  drittes Weltprinzip, es ist das Freiheitsprinzip. Fig. III 

Das  Freiheitsprinzip durchbricht  das  kausale  Geschehen.

Wir  werden  im  nachfolgenden  sehen,  daß  in  der  Chemie  Vorgänge bekannt  sind,  die  Isomerien  der  isolierten  oder  ungebundenen Atome,  die  sich  nicht  in  das  gesetzmäßig  chemische  Walten,  dem sonst  alle  Elemente  unterworfen  sind,  fügen.  Die  unsymmetrischen Kristallsysteme  zeigen  ebenfalls  in  der  Form-,  Körper-  und Gestaltbildung  das  willkürliche  Freiheitsprinzip  oder  das Durchkreuzen  des  regelmäßigen  Naturgeschehens  der  absolut gesetzmäßigen regelrechten Anordnung.

In  der  Biologie  und  Physiologie können  wir  wieder  bei  den Mißgeburten,  bei  Verbrechertypen  und  bei  einzelnen  Krankheiten leider ein Durchbrechen des normal  Naturgesetzlichen  wahrnehmen. Gute  Eltern  haben  oft  verbrecherische  Kinder.  Alle  mathematische Berechnung scheint hier zu versagen, und schließlich ist so  viel Gutes und  Schönes  in  der  Welt  diesem  magisch  waltenden,  oft  zügellosen Freiheitsprinzip zum Opfer gefallen.

Auch  bei  den  okkulten  Phänomenen  kann  man  ein Durchbrechen  alles  Naturgesetzlichen,  Chemisch-physikalischen beobachten. Ja, das Freiheitsprinzip ist es, das aus Gesetz und Norm heraustritt, das unberechenbar ist und oft mit Vorliebe zuerst verbrecherischen oder bösen Charakter zeigt. Gerade dieses ist aber die Schöpferkraft oder die Anstoßkraft zum ersten Empfinden oder zu geistigem Erwachen.

D. Tragisches Weltprinzip als Ursache geistigen Erwachens

Erst  durch  den  Schmerz,  der  empfunden  wird,  durch  freies Hinaustreten  eines  Punktes  aus  seiner  Entwicklungskette, erwacht  das  Empfinden. Fig. IV

Alles Böse ist die erste Wirkung des Freiheitsprinzips und zugleich die Ursache alles geistigen Erwachens, Werdens und Entwickelns. Erst mit energischen Schmerzen und Leiden erwacht die Sehnsucht nach Harmonie.

E. Entwicklungs- und Welt-Harmonie-Prinzip

Diese Sehnsucht nach Harmonie,  die  alle  abnormen, bösen, unvollkommenen  empfindenden  Wesenheiten  beschleicht,  ist nun  das  tiefinnerste  religiöse  Fühlen,  ist  der  erste  Antrieb aus  Bewußtsein  und,  was  die  Hauptursache  ist,  aus  Freiheit zum  Guten  und  Schönen.  Das  Harmonie-  und  Vervollkommnungsprinzip ist  das  eigentlich  religiöse,  das  den Infusorien ebenso  eigen  ist  als  den  Amöben , das jede Pflanze ebenso  fühlt als jedes Tier, und  das auch in jede Menschenbrust  eingepflanzt ist. Im naturgesetzmäßigen Verlaufe wäre  keine  Freiheit. In einem  von  Gott bestimmten  aufgezwungenen  Zustande  wäre auch keine Freiheit.  Ein Gott  selbst  kann  nicht  ohne  Freiheit  entstanden  sein.  Wäre  nur  das Gute  zu  wählen  die  einzige  Möglichkeit,  so  wäre  keine  Freiheit  da. Das Böse ist und muß sein, der freien  Wahlmöglichkeit  wegen, gut oder böse zu wählen.

F. Weltentwicklung zur höchsten Vollendung

Das religiöse Fühlen ist nun das Erwachen des freien Willens zum Guten, und dieses schafft die höchsten Entwicklungsphasen: Heiligkeit, Himmel, Gottheit. Das religiöse Fühlen im ganzen Weltall ist der Schöpferquell der Vollkommenheit  und  Göttlichkeit.  Das  Freiheitsprinzip  ist  die Quelle  des  Bösen  und  das  Böse die Quelle des Sichbewußtwerdens durch Weh und Schmerz.  Schmerz  und Leid sind die Ursache  alles Forschens,  Suchens  und Findens  und die Ursache  des  freien  Willens  zum  Guten.  Dieser freie Wille zum Guten  ist  die  Ursache  alles  Religiösen,  und  alles  Religiöse  ist  die Ursache  alles  bessern  Werdens.  Das lehrt meine psycho-physiognomische Weltanschauung, die damit zur kallisophischen Weltanschauung  wurde, die von der Naturerkenntnis zur sittlich schönen Welt- und Lebensanschauung gelangte und damit  höchste Charakterbildung erstrebt. Seite 1 zeigt eine symbolische Darstellung der Weltentwicklung nach  meiner  Auffassung,  die  weiterhin  durch dieses Lehrwerk erklärt werden wird.

Um das alles verstehen zu können, da muß mit mir der liebe Schüler und die liebe Schülerin einen Spaziergang durch das Naturreich und durch das Weltall machen, um über Stoff, Kraft, Weltäther, Werden der Form, Kristalli-sation, kosmische und planetarische Weltentwicklung  genauere  Betrachtungen anzustellen.

Wir  kommen  dann  im  dritten 	Lehrwerk   zur Entwicklungslehre  alles  organischen  Erdenlebens  und  ihrer Formen  bis  zum  Menschen.  Ist  so  der  Blick  für  alle  Höhen  und Tiefen  der  Natur  geschärft, das  Auge  für  die  Form  geschult, ist  Beobachten,  Denken,  Vorstellen,  Kombinieren  im chemischen, physikalischen, kausalen, teleologischen, freiheitlichen  und  psychischen  Erfassen  geübt,  dann werde ich in  zahlreichen  Bildern  im  vierten  Briefe  lehren,  wo  sich  beim Menschen  die  einzelnen  Charaktereigenschaften in  Körperform  Schädel, Gesicht, Mimik  und  Gesten  scharf  ausprägen, und daß das Ziel und der Zweck jedes Menschen die Entwicklung zum Edelmenschen sein sollte. Alles Individuelle ist aus dem Universellen entstanden, daher sind aus der Weltentwicklung Sonne, Mond und Erde, Atom und Molekül und die organische Natur entstanden, und als letztes und höchstes Glied der Mensch.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1994. Update 26. März 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
Hauptwerk - Lehrbrief 2 (von 5)
 
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