Menschenkenntnis Lehrbrief III. - Part 20
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

Die vier geologischen Zeitalter der Erde sind:

I. Das archäische Zeitalter. Hierzu zählt man a) die Gneis-, b) die Glimmerschiefer- und c) die Phylit-Formation.
II. Das paläozoische Zeitalter. Hierzu gehört 1. die Kambrium- und Silur-Formation, 2. die Devon-, 3. die Karbon-, 4. die Permische oder die Dyas-Formation.
III. Das mesozoische Zeitalter. Hierzu gehört 1. die Jura- und 2. die Kreide-Formation.
IV. Das känozoische Zeitalter. Dieses zerfällt in die ältere und jüngere Tertiär-Formation, sowie in das Diluvium und Alluvium. Siehe Tafel XVI, Seite 78.

Tafel XVI

I. Das archäische Zeitalter

Wir haben gesehen, daß die ursprüngliche Erdkruste sehr oft durchbrochen und alles durcheinander gemengt, geschwemmt, geschüttelt und gebacken wurde. Man kann daher nicht alles empirisch feststellen, sondern man muß manches erst auf Grund vieler Berechnungen festzustellen suchen. Die meisten Gesteinsmassen sind anscheinend durch das Wasser aufgeschwemmt worden.

(Hinzugefügt)

Als das älteste Glied wird die Gneisformation angenommen. Sie liegt in einer Dicke bis zu ca. 300 Metern unter sämtlichen bekannten Formationen. Gneis ist ein kristallinisches Schiefergestein, das besonders im Bayrischen Wald genauer studiert wurde, weil sich hier die größten Gneiskomplexe leicht erreichbar vorfanden. Die unteren Massen sind von grauer, die oberen von rötlicher Färbung. Nach oben erscheinen Granit und Granulit, bis die zweite Formation, der Glimmerschiefer, den Gneis ablöst. Auf den Glimmerschiefer lagert sich Phyllit oder Urtonschiefer. In diesen kristallinischen Schieferformationen sind nun keine Überreste lebender Wesen gefunden worden.

Man glaubt, Grund zu haben, den Granit, den Syenit, Diorit und Diabas als Eruptivgesteine mit zu dieser ältesten Formation zählen zu dürfen.

Wie ich nachgewiesen habe, ist Granit ein plutonisches Urgestein, das ich als das eigentliche Grundgestein annehme und das ich nicht direkt zu den Eruptivgesteinen zähle.

Diese Urgesteinsformationen sind in allen Ländern der Erde vorhanden; dieselben sind aber ganz besonders in Zentral-Europa, in den Zentral-Alpen, Vogesen, im Schwarzwald, im Spessart, Bayrischen Walde, Fichtel-gebirge, Erz- und Riesengebirge untersucht worden.


II. Das paläozoische Zeitalter

Hier sind auf und zwischen den Tonschiefern Sandsteine und gewaltige Kalksteinablagerungen anzutreffen. Es treten nun auch zahlreiche Überreste einstmaliger Lebewesen auf: Korallen, Strahltiere, Brachiopoden, Schnecken-tiere, Nautiliden, wozu die Tintenfische zählen, und die Trilobiten, eine merkwürdige Gattung krebsartiger Glieder-tiere. In den jüngeren Formationen treten Reptilien und Amphibien von abenteuerlichsten Formenbau auf.

Von der Pflanzenwelt treten Algen und Gefäßkryptogamen in Erscheinung. Die plutonischen und Eruptivgesteine sind in diesen Schichten noch in gleicher Art und Menge vorhanden wie im ersten Zeitalter, doch treten Quarzporphyr und Melaphyr in den oberen und jüngeren Schichten hinzu.

Die Kambrium- und Silurformationen finden sich in Böhmen, Rußland, Skandinavien, Großbritannien und Nordamerika sehr ausgedehnt; in Deutschland, und zwar im Vogtlande und in Thüringen, treten sie vereinzelt auf.

Der stärkste Querdurchschnitt dieser Formation wird teilweise auf ungefähr 20.000 Meter geschätzt. Ton und Sand mit etwas Kalk sind der Hauptbestandteil dieser Gesteinsgebilde. In den unteren Schichten findet sich Tonschiefer von schwarzer und dunkelgrauer Farbe vor. Es ist dies der Schiefer, welcher als Dachziegel Verwendung findet.

Die fossilen Überreste aus dieser Formation weisen auf Schlamm- Massen und Meeresgründe hin.

Die unterste Stufe ist die präkambrische Formation, welche sich direkt auf die Phyllite lagert. Hier sind die Kriechspuren von Weichtieren und Würmern, die aber alle mit Schalen versehen waren, gefunden worden. Die höher liegende kambrische Formation zeigt reichhaltige Versteinerungen von Trilobiten. Nach den kambrischen Schichten folgt weiter nach oben das Untersilur. Hier treten die Brachiopoden im größten Formenreichtum auf.

Man kann ganz genau beobachten, wie sich die Welt der Lebewesen der Masse, in der sie lebten, angepaßt haben. Mit dem Verschwinden der alten Massen starben die ältesten Lebewesen aus. Mit dem Auftreten neuer Formationen traten auch neue, dieser angepaßten Lebewesen in Erscheinung, ganz so, wie ich es in meinem psychophysiognomischen Grundgesetz in dem dritten Abschnitt dieses 3. Lehrbriefes erklärt habe.

In der Untersilurformation treten Kephalopoden und Graptolithen auf. Im Obersilur treten die Seelilien oder Krinoiden hinzu und zeigen alle erdenklichen Formen.

Hier zeigen sich ferner auch als neue Tierarten die ersten Wirbeltiere. Die Fische jedoch sind noch, statt mit Schuppen, mit schildförmigen Panzerplatten bedeckt. Ferner tritt ein Riesenkrebs (Gigantostroca) von rätselhafter Form auf.

Ich schließe hieraus, daß die Gewässer, worin diese Tiere lebten, nicht rein, sondern stark mit Schlamm und steinigen Massen angefüllt waren, weshalb diese erste Fischart statt Schuppen harte Panzer, ganz dem Element, worin dieser Fisch lebte, angepaßt, trug. Der Panzer bildete sich fraglos zum Schutze gegen die harten Gesteinsmassen, welche im Wasser hin und her geschwemmt wurden*). Siehe Tafel XVII, Urtiere: Nautiliden, Brachiopoden, Ammoniten, Seelilie, Belemnitentier, Seeschwamm und Hippurites.


Urtiere


4                                    5           Tafel XVII Urtiere                        6



7                                    8                 Urtiere                        9



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Die Krebse mußten deshalb von solcher Größe sein, weil sie in den schweren Tonmassen der schlammigen Seen eine große Energie zum Fortbewegen entffalten mußten, wozu eben ein großer starker Körper erforderlich war.
            
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Aus den Weichtieren mit Schalen aus der früheren und ersten Zeit der Lebenswelt schließe ich auf die gewaltigen bewegten Vorgänge an der Erdoberfläche, so wie ich sie geschildert habe. Denn diese Tiere waren jedenfalls so eingerichtet, daß sie sich bei den furchtbaren Niederschlägen, Stürmen, Eruptionen, Verschiebungen, Erd- und Meeresgrundbildungen einfach in ihre dicken, festen, steinharten und unzerbrechlichen Schalen zurückziehen und vielleicht, ähnlich wie die Schildkröten viele Monate oder Jahre ohne Nahrung leben konnten.
            
 21      Urtiere                               22                         23



Tafel XVII  Urtiere 



                
Urtiere

Eine solche Verschlagung der Lebewesen aus ihren Heimatgewässern, bis das Schicksal sie wieder ihrem früheren oder einem ähnlichen Lebenselement zuführte, kam bei den Erdunruhen wohl oft vor. Was fragten aber diese Urtiere nach Erdbeben und Donnerrollen, nach Sturmespeitschen und Vulkaneruptionen, nach Sonnenschein oder grauer jahreslanger Nebeldunkelheit! Sie fühlten sich in ihren erzenen Steinhüllen wohl, sicher und geborgen.

Die Nahrung wird aber zumeist der Urschleim, das erste grobe Eiweiß, das sich überall in den Schlamm-Gewässern bildete, und das wohl selbst auf den Festländern nieder regnete, gewesen sein. Also Nahrung fanden die Tiere überall.

Wurden sie durch ein Erdbeben irgendwo unterirdisch begraben oder durch Erdverschiebungen verschüttet, nun, dann träumten sie langsam in ihren Häuschen, wie eine Blume welkt, ihr bescheidenes Leben aus, unvermerkt und ungesehen. Man sieht, das Leben in dieser untersten Stufe war der Zeit und den Zuständen angepaßt. Die Gefahren des Sterbens waren größer, die Schrecken des Todes aber umso milder und teils gänzlich unbekannt. Die Lebewesen fanden Nahrung an allen Orten und besaßen dicke Panzer zum Schutze gegen alle Ungebilde.

Solches  Leben hatte auch schon seinen poetischen Reiz, sein Glück und seine Liebe, sein Streben und seine Religion. Denn auch diese kleinsten ersten Lebewesen hatten auch ihre eigene Weltanschauung, die sich auf ihren nächsten Gefühls-, Geschmacks- und Geruchskreis beschränkte.

Viel Hören und Sehen wäre störend für das Leben gewesen. Könnte man solch einen Urfisch, Urkrebs oder irgendein Urschalentier befragen, es würde eine interessante Lebensgeschichte und Philosophie entwickeln, wenn es noch mit gutem Gedächtnis und Bewußtsein sprechen könnte. Aber das ist für den Psycho-Physiognomiker gar nicht einmal nötig, zu ihm spricht die Form. Die Formen dieser fossilen Überreste erzählen ihm alles in bilderreicher Sprache, wie es damals im wilden ungestümen Schoße der leben schaffenden Mutter Erde war. Siehe Tafel XVII Urtiere.

Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1994. Update 26. März 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
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