Carl Huter: Heilwissenschaft der Zukunft - Part II.3
 
Fortsetzung

Die Unglücksfälle.

Zu einer weiteren Abart von Krankheiten gehören die zerstörenden Unfälle.

Hierunter verstehe ich alle Unglücksfälle, welche den Gesunden so gut wie den Kranken treffen können, welche den Körper oder Geist plötzlich in Lebensgefahr oder Verstümmelung und Verkümmerung bringen; es sind dies u.a. Todesschrecken bei wichtigen Ereignissen, Angst, Kummer, Kränkung, Sorge und heftige Gemütserschütterungen aller Art, die durch äußeren Anlass hervorgerufen werden.

Alle derartigen seelischen Leiden, oder richtig gesagt Unfälle, wirken stets so störend oder zerstörend auf die Gesundheit ein, dass der Arzt oft ratlos ihnen gegenüber steht. 

Irgend welche körperlichen Nachteile bringen alle derartigen Zustände mit sich, welche sich äußern in Stauungen, Durchfällen, Verdauungs-, Herz- und Atmungsstörungen, Blähungen und Erschütterungen des ganzen Körpers oder einzelner Organe, Geisteskrankheit, Nervenzerrüttungen und Krämpfen aller Art. Gerade die Unfälle der plötzlichen oder anhaltenden Gemütserschütterungen sind es, welche die schwersten und meist unheilbaren Krankheiten hervorrufen.

Bei allen solchen Erkrankungen ist geistige Ablenkung erste Bedingung; man bringe daher den Betroffenen, indem man bedauernd an das üble Ereignis, das ihn bekümmert, anknüpft, so rasch wie möglich unvermerkt auf ein anderes Thema über.

Schnelle physiologische Beurteilung des Betroffenen durch phrenologische und mimische äußere Merkmale ist hierbei Haupterfordernis des Arztes, um solche ausgeprägte Seeleneigenschaften zu erkennen, worauf man mit Erfolg einwirken kann, denn jedes Thema, wofür der Erregte kein Interesse hat wird ihn belästigen, nicht aber seinen Gemütszustand heilen.

Wird z.B. jemand auf Reisen benachrichtigt, sein Hab und Gut sei abgebrannt und hat derselbe einen starken Sinn für Familie und Kinder, so knüpfe man mit Trost und Hoffnung an die erhaltenen Lieblinge an, die sich in guter Unterkunft und Gesundheit befinden; oder es wird ein junges 18 jähriges Mädchen ernstlich verliebt in einen jungen Mann und irgend ein Brief von demselben macht alle ihre Hoffnungen zunichte, so trete man ihr schonend gegenüber und lenke sie auf ihre Lieblingsbeschäftigung, gebe ihr Zerstreuung und wecke neue Hoffnung auf einen vielleicht besseren zukünftigen Verehrer.

Den Seelenqualen, denen in solchen Jahren bei derartigen Enttäuschungen Jünglinge wie Jungfrauen ausgesetzt sind, sind oft unbeschreiblich und die verkehrte Behandlung und rücksichtslose Umgebung ist es häufig, wodurch die Betroffenen zur Verzweiflung getrieben werden.

Von großer Wichtigkeit ist es, dass Unglücksnachrichten dem Beteiligten nicht im vollständig ruhigen Zustande oder kurz nach dem Essen übermittel werden. 

Man veranlasse den Betreffenden zum Gehen oder irgend welcher körperlichen Bewegungen und suche als dann dem Betreffenden die Ereignisse so schonend wie möglich beizubringen. 

Will der Betroffene still stehen oder in der Beschäftigung erhalten, so suche man dies zu hindern und mit noch schnellerem Tempo den Körper in Bewegung zu erhalten, denn je intensiver das Muskelsystem anhaltend funktioniert, desto weniger treten die sensiblen Nerven, welche dem Empfindungsleben vorstehen in Aktion.

Eine Ausnahme bilden solche starken Erschütterungen, worauf vollständige Erschütterung folgte. Hier ist Ruhe, Heilmagnetismus und milde Massage der Hände, der Füße und Gesäßteile von Vorteil. 

Nahrung ist in den ersten Stunden zu vermeiden, mit Ausnahme milder Tees, Mosel-, Sauerbrunnen, Schaumweine oder frischen Wassers.

Starke Erregungen mildert man durch blaues Licht und matte Gegenstände, starke Apathie verscheucht man durch gelbes Licht und glänzende Gegenstände. 

Zur Ermunterung wirken rot, grüne und helle Farben und Lichter wohltuend ein.

Bei starken Erregungen und Angstgefühlen sorge man für schnelle Entkleidung der Füße und des Oberkörpers, bei Frostschauer tuen Bettwärme und ein krampfstillender oder schweißtreibender Tee, als Pfefferminz- Flieder- und Lindenblütentee, auch Klystiere gute Dienste.

Gefährlich wirken bei allen starken Gemütserschütterungen Spirituosen, Medikamente, kalte Bäder und Kneipp`sche Güsse aller Art.

Dahingegen wirken milde Umschläge, Waschungen, bei Männern allenfalls eine Pfeife Tabak, beruhigend ein; wenn der Tabak auch weiter nirgends gute Dienste tut, bei Schnupfen und bei seelischen Affektionen wirkt er unbestritten heilsam. 

Dass frische Luft und entsprechende Körperlage die erste Bedingung ist, ist selbstverständlich. Dies ist jedoch so zu
verstehen, dass Zug- und starke Luftströmungen vermieden werden müssen und nach gründlicher Durchlüftung des Zimmers, wo der Affizierte untergebracht ist, sind die Fenster zu schließen.

Mäßige Sonnenstrahlen mit direkter Bestrahlung einzelner Körperteile ist dabei ein unschätzbares Heilmittel.

Bäder sollten in allen diesen Fällen dann erst angewandt werden, wenn sich die Erregung etwas gelegt hat und dann nun in mildester Form.

Obwohl alle starken Nervenerschütterungen durch Gemütserregungen gemeinhin nicht als Unfälle bezeichnet werden, so habe ich dieselben auf Grund der vielen gemachten Erfahrungen des zerstörenden Einflusses wegen, den dieselben ausüben, unter den Unfällen doch den ersten Platz eingeräumt.

Häufiger sind jene Unglücksfälle als Unfälle bekannt, welche direkte äußere Organverletzungen mit sich bringen, als da sind: Beinbrüche, Schädelbrüche, Zersplitterungen, Quetschungen, Brandwunden, Darmverschlingungen, Verrenkungen, plötzliche Ohnmachten, Schlaganfälle, Lähmungen, Sprachverluste, Blindwerden, usw.

Bei den meisten dieser Vorfälle sind schnelle operative oder orthopädische Eingriffe notwendig, um das Leben zu erhalten und hier ist ein Gebiet von Krankheiten, worin auch die medizinische Wissenschaft gute Erfolge hatte.

Die Medizinheilkunde ist darin zu schätzen, dass sie vortreffliche, schmerzstillende Mittel gefunden hat und in Anwendung bringt, die oft unerträglichen Schmerzen zu lindern, wie es durch Chloroform, Lachgas, Kokain usw. ermöglicht wird. 

Man vermag auch auf anderem Wege die Schmerzen zu lindern, wie durch Hypnose, Suggestion, Wasserdämpfe, Nervenerfrierungen usw. Doch alle diese Mittel sind, wo es auf schnelle Hilfe ankommt, nicht immer geeignet.

Bei allen Betäubungs- und Schmerzlinderungsmitteln sollte man stets vorsichtig sein und den Patienten lieber im Halbschlaf belassen, als in Tiefschlaf bringen, da der Tiefschlaf immer nachteilig ist.

Dasselbe gilt auch von den antiseptischen Mitteln (00/2 Carbolwasser und sonstige Reinlichkeit genügt) und man gehe nie zu sehr starken Wundreinigungsmitteln über. 

Sublimat meide man gänzlich, das beste Mittel ist Wasserstoffsuperoxid, was die Wunden nicht nur reinigend, sondern auch heilend beeinflusst und dabei total unschädlich ist H20. Nur ist es nicht mit Metall in Berührung zu bringen, da es sonst die antiseptische Wirkung verliert.

Was die Operation selbst anbetrifft, so gehört dazu eine große technische Fertigkeit, die nur durch Übung und auf Grund vorhandener Gaben und guter anatomischer Kenntnisse erreicht wird. 

Einen schlechten Operateur, ob Mediziner oder Hochschulprofessor, sollte man eben so gut meiden, wie einen Quacksalber oder Kurpfuscher.

Besser gar keine Operation, als eine gewissenlose und wo man im Zweifel ist über die Tüchtigkeit eines Arztes, da greife man zu den orthopädischen Mitteln, die selbst von Laienhand angewandt, oft besser wie die gefährlichen Operationen wirken. 

Reinhalten der Wunden ist die Hauptsache, gute Verbände, Diät leben sind die besten Heilfaktoren.

Gegenüber der Tatsache, dass von 100 Unfallbetroffenen durch orthopädische Hilfsmittel 90 Prozent am Leben bleiben, während bei der gleichen Zahl operativ Behandelter nur 60 Prozent ohne größere Nachteile am Leben blieben, beweist, dass der medizinischen Wissenschaft und Praxis selbst nach ihrer rühmlichst besten Seite, noch zu misstrauen ist. Dennoch hat die medizinische Wissenschaft gerade auf diesem Gebiete Vortreffliches geleistet und darum ist ein tendenziöse operations- und arzneilose Heilwissenschaft nach Art vieler Naturschreihälse ein sinnloses Ansinnen, ohne Vernunft und Pietät. 

In diesem Punkte unterscheidet sich meine Heilmethode von der zu einseitigen Naturheilmethode und für die bessere chirurgisch-medizinische Schulwissenschaft trete ich ein.

Ein Verständnis mit der Chirurgie-Medizinheilkunde käme also von den fünf Hauptkrankheitsarten nur in einer Art in Betracht, nämlich bei den Unglücksfällen, während ich mich in der Behandlung akuter Leiden ganz auf den Standpunkt der Naturheilmethode stelle. In der Behandlung der chronischen sowohl, wie der konstitutionellen Leiden habe ich neue Wege eingeschlagen, welche von allen bisherigen Methoden, sei es Natur- oder Medizinheilkunde, sich vorteilhaft unterscheiden und bewährt haben.



Die Erlösung von den Erdübeln und der Segen der Hygiene, kraft eigenen Willens.

Sehr wesentlich ist es, zu wissen, wie weit der Mensch sein Leiden verschuldet oder unverschuldet trägt, oder wie er durch Zusammenwirkung von Schicksal und Schuld zu Krankheiten kam. Die moralische Energie die Leiden zu verhindern, ist wohl der göttlichste Zug, der im Menschen wohnt. Jede Religion zeigt sich erst dadurch echt, dass sie die Leidensverhütung, die Hygiene pflegt.

Religiöse Kriege ist ein Unding und alle Übel, die aus religiösen Fanatismus oder im Gewande der Religion auftreten, sind, soweit sie selbst verschuldet waren, antireligiös, und von derartiger Scheinreligion sagt der gesunde Volkssinn mit Recht, die brauchen wir nicht und die wollen wir nicht.

Das Gute und Wohltätige bricht sich aber stets unter den Völkern selbst Bahn, falls es nicht von üblen Gewalthabern unterdrückt wird. 

Das Christentum, das Brüderlichkeit und Menschenliebe predigte, gewann sich zuerst die Herzen des unverdorbenen Volkes, dessen grösserer Teil sich aus den unteren Schichten des Volkes rekrutierte.

"Was du nicht willst das man dir tu`, Das füg auch keinen andern zu" ist der eigentliche Kern der Religion und Moral, möge sie einen Namen haben, welchen sie wolle, vorausgesetzt, dass man diesen Grundsatz dem Sinne nach auch ausführt. 

Ein Volk, das eine starke sittliche Kraft in sich birgt und danach zu handeln bestrebt ist, ist erst ein Kulturvolk, wie z.B. die Amerikaner, Schweizer und Engländer, welche die türkischen Greuel an den Armeniern allgemein verurteilt haben und dem verfolgten Stamm zu helfen sich bereit zeigten; sie bewiesen damit wahren Adel und wahre Seelengröße, man rede nicht, eigennützige Politik hätte dabei die Hand im Spiele gehabt. 

Die Sympathiebewegung kam bei diesen Völkern aus den Tiefen der breiten Massen rechtlich denkender Seelen.

Die Verantwortlichkeit für die Übel der Welt, also auch der tiefsittlichen Krankheiten suchte einstmals die mittelalterliche Kirchenphilosophie in jedem Fall der Menschheit selbst aufzubürden.

In der Erbsünde wurde gelehrt, dass der Mensch schon zum sündigen geboren, und da jede Sünde bestraft würde durch Leiden, so folgerte man, sei auch der Mensch durch Sünde zum Leiden geboren. Um dieser trostlosen Philosophie einigen Geschmack abzugewinnen, suchte man ihr einige Klauseln anzuhängen, indem man annahm, dass der Mensch durch Fürbitte bei den überirdischen Mächten Gnade finden könne und hier wie dort selig werde. Daher auch die wohl weisen Einrichtungen zur Befriedigung der menschlichen Seele, als Buß- und Bettage, Messelesen, Beichten und Sakramente nehmen.

Spätere Reformatoren suchten diesen Glaubensoptimismus zu erweitern, indem sie annahmen, dass Christus alle Schuld der sündigen Menschheit auf sich genommen und daher jeder, der wollte, durch Busse und Glauben Gnade finden könne.

Die Anhänger der alten Kirchenanschauung hielten fest am tun von guten Werken, die Protestanten suchten alles im Gnadenwege zu erreichen. Viele schöne Buß- und Trostgesänge stammen aus jener guten alten Zeit, wo man die Leiden der Welt auf religiösem Wege zu vermindern suchte.

In neuerer Zeit ist man etwas praktischer geworden, indem man sich vorteilhafter zu ernähren sucht und einen großen Teil der Übel durch Staatsgesetze zu beseitigen strebt. Dieses führt aber zur Genussucht und zu sanitärer Bevormundung.

Der Staatsbürokratismus hat sich dabei zu einer Macht entwickelt, dass sich vielfach Dünkel, Verschrobenheit und Ungerechtigkeit breit macht der hier und da mehr Übel schafft, wie er in entgegengesetzter Richtung Wohlfährtiges bewirken sollte.

Das Volk ist zu einem großen Teile an dem Standpunkt angekommen, wo es die Praxis der Religionsmoral verdacht und die Praxis der Staatsmoral bekämpft.

Die alte Weltanschauung von der Erbsünde und Verantwortlichkeit des Menschen hat einer anderen Platz machen müssen, welche den ganzen Sündenpfuhl und das daran klebende Leid nicht von den einzelnen, sondern von der Gesamtheit abhängig machen will, nicht von inneren, sondern von äußeren Umständen, sie hebt die Verantwortlichkeit des Menschen mehr oder weniger auf.

Ein Fachmann, Professor Lombroso in Turin, hat festgestellt, dass es geborene Verbrecher gibt, d.h. Menschen welche durch die ihnen angeborenen Fähigkeiten nicht anders handeln konnten unter den gegebenen Umständen, als wie sie getan haben. Nach Lombroso gehören solche Individuen nicht in den freien Gesellschaftsverkehr, aber auch nicht vor dem Strafrichter oder ins Zuchthaus, sondern in Bewahrungsanstalten.

Eine ganze Anzahl hervorragender Fachleute, gebildete und ungebildete Laien, treten dieser Ansicht bei, zum Teil mit Recht, denn der Mensch ist tatsächlich nur bis zu einem gewissen Grade verantwortlich für das, was er tut. In vielen Fällen kann er gar nicht verantwortlich gemacht werden, in einigen Fällen möchte ich jedoch die Verantwortlichkeit allein schon zur Kräftigung der sittlichen Energie hochgehalten wissen.

Jene neuere extreme Richtung aber, welche jede Verantwortlichkeit der Handlungen des Menschen, welche Leiden erzeugen, von diesen abwälzen und sie der Außenwelt zur Last legen, befinden sich in demselben Irrtum, wie die Anhänger der alten Kirchenphilosophie, die die absolute Selbstverantwortung verlangten.

Diese neue Weltanschauung, welche der Materialismus großgezogen, ist also über die Grenze der Wahrheit hinausgegangen und bringt die Altgläubigen resp. Ungläubigen bei ihren Bekehrungen nur vom Regen in die Traufe.

Ich unterscheide auf Grund der gewonnenen Tatsachen vom sittlichen oder selbsterlösenden Standpunkte aus alle Leiden und Krankheiten in drei Hauptarten:

1) solche, welche nur durch Selbstverschulden entstanden;
2) solche, die teils durch Selbstverschulden, teils durch die Macht der äußeren Verhältnisse hervorgerufen wurden;
3) solche, die absolut ohne eigene Schuld entstanden sind, also unschuldig getragen werden müssen.

Ein neueres Werk, wodurch die Hygiene und Heilkunde von dieser Art moralischer Seite behandelt wird, existiert meines Wissens nicht, da alle alten und neuen Systeme nur die pathologische Einteilung der Krankheiten und Leidensursachen vornahmen und daneben entweder den alten extremen Weg der Sündentheorie, oder die einseitige neue Unschuldstheorie vertreten. Gerade aber hierin tut Aufklärung not, und nachdem man die Krankheiten an sich erkannt hat, ist dies das Wichtigste, was jede Heilwissenschaft in nächster Hinsicht lehren soll.

Der einzelne Mensch vermag oft viel mit seinen bevorzugten Fähigkeiten und Anlagen, die ihn über das Tierreich, ja oft über die Wirklichkeit und über das Schicksal erheben. Die Lehre vom freien Willen mag vielfach übertrieben sein, aber ein gesunder Kern liegt darin, an dem wir fest halten müssen, wollen wir uns nicht zum Tiere moralisch degradieren.

Vermag aber schon der einzelne viel, so vermag ein Verein, eine Gesellschaft noch mehr, eine ganze Nation schließlich die gesamte Menschheit mit dem gegenseitigen wohlwollenden Austausch der äußeren Güter und der individuellen Fähigkeiten jedes einzelnen, unendlich viel zur Linderung der Leiden und Krankheiten beizutragen.

Es ist daher keine Utopie, sondern eine Möglichkeit, dass sich jeder einzelne in Harmonie mit der Gesamtheit sein Wohl vermehren kann. Das Paradies, wo Gesundheit, Glück und Schönheit wohnt, ist ein Ideal, was die Entwicklung in der Natur des Menschen unbewusst erstrebt.

Unsere Pflicht ist es, sich dessen bewusst zu werden, was die Natur will und wozu der Mensch geboren ist, lebt, strebt und scheidet, damit wir einen positiven Anteil gewinnen an der Selbsterlösung und allgemeinen Vermehrung des Glückes, denn solches zu tun, ist das schönste spezifisch menschliche Beginnen und bleibt nicht ohne segensreiche Folgen. 

Wer aber glaubt, er sei zu ohnmächtig, hierzu etwas beitragen zu können, dem erwidere ich, das ist ein Irrtum, denn der gute Glaube an die Verbesserung der Welt ist schon der Anfang zur Tat, ist schon etwas positives, dem der Wille folgen wird. Wille aber ist mehr als Macht und daher wird man mit dem besseren Glauben und Wollen auch die schlechteren Meinungen, Vorurteile und ihre Bundesmächte besiegen. Jeder handle nach dem Maße seiner Kraft.

Was in Goethes Faust der Engelchor den schwachen Geistern zuruft: "Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen," das rufe ich der leidenden Menschheit zu als Leitwort der zukünftigen Hygiene und Heilwissenschaft.

In folgendem will ich an einigen Beispielen klarlegen, wie sich der Mensch Leiden schafft und wie er sie verhüten kann, wo sich der Mensch nach bestem Ermessen mit den umgebenden Zuständen abfinden und wie derselbe ein über ihn verhängtes Leidensschicksal als Held ertragen soll.



Erbsünde und Moral in Bezug auf Krankheiten. Wie schafft und verhütet man Krankheiten und wie weit ist man für sein und das Leiden Anderer verantwortlich?

Wenn man von Selbstverantwortlichkeit spricht, so muss man die Geistes-, die Willens- und die Selbstbe-stimmungsfreiheit voraussetzen. 

Gewöhnlich wird von dem Menschen in allen Fällen von Willensfreiheit gesprochen, ohne die geistige und körperliche Freiheit zu beachten; dieses ist ein Fehler, denn ohne Freiheit von Körper und Geist kann von einer Freiheit des Willens keine Rede sein. 

Die geistige Freiheit soll nun durch die Erziehung befördert werden; aber auch dieses geschieht oft gegenteilig, indem man die Menschen in einseitigen religiösen Glaubenslehren, in naturfeindlicher Weltanschauung und altbezopftem Rechts-Gesetz und Sittenzuständen großzieht und nicht den Geist zu freiem Denken bringt. 

Diese anerzogenen Vorurteile sind nun das erste, was der Mensch beseitigen soll, um zur Geistesfreiheit und dadurch auch zur Willensfreiheit zu gelangen. Der einzige Weg dazu ist der, stets das Gegenteil all` der Lehren zu studieren, die man erlernte. Man muss sich aus seinen Gewohnheiten und Vorurteilen erheben können und die feindlichen oder fremden und kritischen Anschauungen kennen lernen, erst dann kann man mehr oder weniger zu sachlichen Urteilen gelangen und geistig frei werden. 

Das Studium fremder Individuen und Ideen erreicht man in künstlerischen und schriftstellerischen Werken, in Museen, Theatern und Ausstellungen, unter den verschiedenen Berufsklassen. 

Das Studium fremder Völker erreicht man durch Reisen und Erlernen fremder Sprachen, Rechts- und Staatsformen und zum großen Teil auch durch das Studium fremder Religionslehren. 

Hat man auf diese Weise sich selbst erzogen, denn Selbstzucht geht über alle Schulbildung und äußere Erziehung, dann ist es möglich, sich die geistige Freiheit der Selbstbestimmung zu erwerben.

Wer mittellos ist, oder Schulden und dringende Verpflichtungen hat, ist trotzdem nicht Herr über sich und seine freies Fortkommen, sondern ist ein Sklave der ihn bildenden Verhältnisse.

Unter Freiheit und Unabhängigkeit ist hier keine so genannte wilde Freiheit verstanden, sondern das souveräne Selbstverfügungsrecht innerhalb sittlicher Schranken. 

Gewisse Verpflichtungen wird der Mensch aber immer haben und auch von den Verhältnissen bis zu einem gewissen Grade mehr oder weniger abhängig bleiben; sorge daher jeder 1. für geistige Freiheit, 2. für sittliche Selbstzucht, dann erst kann 3. die möglichste Befreiung aus drückenden materiellen Verhältnissen von Nutzen sein.

Wird dann im glücklichsten Falle die möglichste Freiheit erreicht, dann erst kann von einem freien selbstbestimmenden Willen und von möglichster Verantwortung die Rede sein.

Einen solchen freien Mann in der Blüte seiner Jahre will ich skizzieren, möglichst wie er im Verlauf von wenigen Jahren und unter den ihn begleitenden Umständen Krankheiten verhütet, aber auch eingetretenen Leiden selbst verschuldet hat.

Levitating Stone
(Hinzugefügt)



Erstellt 1999. Update 18. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Die psycho-physiologische Naturheilkunde             Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
 
Heilwissenschaft der Zukunft