Carl Huter: Heilwissenschaft der Zukunft - Part II.5
 
Fortsetzung

Heilpraxis 

Mein Übergang zur Heilpraxis.

Erfahrungen mit den verschiedenen Heilsystemen und die Begründung einer eigenen Schule in der Heilkunst.

Als Leiter einer Privatheilanstalt bei Hannover nahm ich zu gewissen Zeiten prinzipiell nur solche Kranke auf, die von der Schulmedizin behandelt und als lange vergeblich gänzlich unheilbar bezeichnet waren. 

Der größte Teil dieser Patienten wurde laut Originalberichte durch meine Behandlung geheilt, diejenigen, welche nicht die Kur zu Ende führen konnten erheblich gebessert. Darunter Lungentuberkulose, Krebs, Gehirnerkrankungen, Geistesumnachtungen, vorgeschrittene Gicht, Rheumatismus, Krämpfe, Lähmungen und Nervenleiden der Verschiedensten Art, Rückenmarks- und Frauenleiden, chronische Entzündungsherde der Knochen- und der Schleimhäute, Magen-, Herz- und Lebererkrankungen, Hautleiden usf.

Außer diesen Anstaltskranken behandelte ich viele Fälle durch Hauskuren sehr erfolgreich, wie zum Schluss dieses Buches die Dankschreiben bestätigen. 

Hierbei machte ich die Beobachtung, dass die Schulmedizin außer in operativen und schmerzstillenden Fällen oft derart an den Patienten gekurpfuscht hatte, dass nicht nur die Krankheit geblieben, sondern sich noch meist verschlimmert hatte. Etwas günstiger gewöhnlich hatte die Homöopathie gewirkt.

Wie das Naturheilverfahren über das Medizinsystem, die verschiedenen Naturheilmethoden über einander und schließlich mein neues System über die alten der Naturheilkunde den Sieg davon trug, will ich nach Stufenweiser Skala anschaulich wiedergeben.

Die Erfolge waren a) quantitativ, das ist: die Mehrzahl der Heilungen und b) qualitativ, das ist: der schnelle, gutartige Heilungsprozess ohne üble Nach- oder Nebenwirkungen:

1. Medizinische Heilmittel und ein Teil alter Sympathiemittel: Schlecht.

2. Operationsmethoden und Kneippsche Kaltwasserkur: Ungenügend.

3. Homöopathie, Elektrizität: Teilweise befriedigend.

4. Kuhne-Kur, das ist: Mäßigkeit, Vegetarismus, warme Dampf- und kühle Rumpfbäder: Gut.

5. Schrotsche Kur, das ist: Feuchtpackungen, Trockenkost verbunden mit orthopädischen Anwendungen: Gut.

6. Rikli-Kur, das ist: Bewegung, Licht-, Luft- und Sonnenbäder, gesunde Diät und leichte halbnackte Bekleidung: Gut.

7. Heilgymnastik und Massage: Gut.

8. Bewegung, Waschungen und Henselsche Nährpräparate: sehr gut.


Alle die günstig wirkenden Heilfaktoren, die immer nur je einen Bruchteil der Naturheilkunde darstellen, waren von guten Erfolgen begleitet, sobald es auf Ausscheidung von Krankheitsstoffen ankam und wo noch eine starke Reaktionskraft in Körper wirkte. 

Bei sehr schwachen Patienten, den so genannten Todeskandidaten, versagten auch diese Mittel, wenigstens in der Kurvorschrift ihrer Erfinder, sie schadeten nicht direkt, aber sie halfen auch nichts.

Die Schulmedizin, die Chirurgie und die Kneippsche Kaltwasserkur, die Trinkkuren, die Schlammbäder und die Luxusbäder erzielten aber bei solchen Schwachen ein und dasselbe Resultat, nämlich den schnellen Tod.

Da aber auch der schwächste nach Hilfe ruft und diese Hilferufe um Erhaltung des Lebens mir, gerade von den Hoffnungslosen am tiefsten, ins Herz drangen, so sann und dachte ich darüber nach, wie auch denen wohl noch Hilfe zu bringen sei. 

Mein tiefes Mitgefühl ließ mich nicht ruhen und rasten, diesen Kraft ihrem geschwächten Körper und Hoffnung ihren zerschlagenen Geiste zu verschaffen. 

Ich stützte mich auf kein bestimmtes System in der Naturheilkunde und Medizin, weil sie bei den Schwachen allesamt versagten. Ich verfolgte darum bei diesen Schwerkranken das Prinzip, "die Lebenskraft zu stärken und vorerst gar nicht die Krankheit zu behandeln." Starker Stuhlgang, starke Atmung, starke Bewegung, geistige Anstrengung, üble Gemütsaffektionen, starke Urin- und Schweißabsonderungen, ferner schwere Kost, vieles trinken, schwere Spirituosen und kaltes Wasser mussten vermieden werden. 

Alle Einwirkungen der Atmosphäre, der Temperaturen, des Lichts waren zu mildern. Keine kalten oder sehr heißen Bäder, sondern nur mild warme Vollbäder oder Teilbäder im Wechsel mit mild kühlen Waschungen wurden verabfolgt. Sehr kalte Luft wurde wärmer temperiert, Zug vermieden. Die Körperwärme reguliert, wo kalte Stellen, da Wärme hin, wo heiße Körperstellen, da milde Kälte. Blutkreislauf wurde durch milde Massage und passive Bewegungsübungen geordnet. 

Wozu der Kranke Appetit hatte, das erhielt er, nur wenig, milde Diät, wenig Fleisch, mehr Breispeisen, Fruchtsuppen, Obst und Gemüse, Tat und Nacht weder volle Dunkelheit noch hellstes Licht, stetiger Lichtwechsel durch blaues, rotes und gelbes Licht in abwechselnden helleren und dunkleren Farbendämmerungsnuancen.

Durch Spiele, humoristische Lektüre und aufmunternde Gespräche wurden die Kranken unterhalten. 

Trat Schmerz oder Schwäche ein, so griff ich mit aktiver Hilfe vor und verwies dabei die Kranken auf Gebete ihrer Religion und tröstete sie mit dem schöneren Fortleben nach dem Tode, unterrichtete sie mit den herrlichsten Bildern vom Jenseits die zu erwarten sind, auf Grund der unaufhörlichen Fortentwicklung aller der ins Leben gerufenen Lebewesen.

Hierdurch erzielte ich bei den schwächsten noch den Erfolg, dass niemand in meinen Anstalten gestorben ist, sondern alle entweder geheilt, oder gebessert wurden. (Siehe Originalbericht)

Die Heilerfolge durch mein eigenes System der Krankheitsbehandlung erzielte ich durch Massage, hygienische Spiele, gemischte, aber gewählte Kost. 

Milde Dampf- und Wasseranwendungen, Chromapathie. Hensels Nährpräparate, Hausmittel, geistige Ruhe, Freude, zweckmäßige Körperbeschäftigung. Ferner durch Waschungen. Erfolg sehr gut.

Heliodapathie. Lebensmagnetismus, Balsammassage, Tees, Kräutersäfte, edle Sympathie, milde gemischte Diät vorherrschend vegetarisch, nicht ganz ohne Tabak, Fleisch und leichte Spirituosen.), Regulierung von Kälte und Wärme ganz nach Bedürfnis, Ruhe und Bewegung, Arbeit und Genuss ganz der Individualität und des instinktiven Wohlbefindens angemessen.

Entsprechende Wohnung, Kleidung, Umgebung, religiöse Hoffnung und Gebet. Erfolg: Ausgezeichnet.

Ich praktizierte nach keiner Methode einseitig, sondern ich übte eine vollkommene kombinierte Naturheilmethode, ich wählte die Heilmittel ganz nach dem Grad der Krankheit und des Kräftezustandes.

Dagegen bekämpfte ich alle giftigen Geheimmittel und den Impfzwang mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln, weil diese Dinge nicht nur in jedem Falle gesundheitlichen Schaden stiften, sondern auch aller Vernunft, Freiheit und Menschenwürde Hohn sprechen.

Ich bekämpfe einen großen Teil der Schulmedizin, da wo sie mehr Aberglauben wie Vernunft, mehr Dogma wie Wissenschaft, mehr privilegierte Interessenwirtschaft wie Volksheilkunde ist.

Eine Medizinwissenschaft, die Strychnin, Opium, Antiperin, Arsenik, Belladonna, Cognac, Quecksilber, Jodkalium, Choralhydrat, Digetalis und sogar das Impfen gutheißt, also die ärgsten Gifte und Zerstörer der menschlichen Gesundheit Gesunden und Kranken verordnet, ist keine Heilwissenschaft für unsere Zeit mehr. 

Wer solche Methoden demontieren lässt, den bedaure ich von ganzen Herzen, der mag sich vergiften lassen. Wer klug ist, eile den Heilmethoden in die Arme, die sich durch meine Erfahrungen so bewährt haben, wie sie hier angeführt sind.


Wie aber Mediziner und Fachautoritäten selbst über ihre eigene Methode urteilen, davon einige Beispiele:

Alle unsere Heilmittel sind Gifte, folglich vermindert jede Dosis des Kranken Lebenskraft.
Dr. CLARK.

Die ganze Arzneikunst ist nur ein subtiler Betruf und die Medizinärzte entweder Betrüger oder betrogene Dummköpfe. Ich glaube nicht, dass ein ehrloser Selbsthandel als der jetzige medizinische sich denken lässt. 
Dr. FORTH.

Der medizinische Stand stiftet mehr Schaden als Nutzen. Bei seinem Verschwinden würde die Menschheit unendlich gewinnen. 
Dr. COYSWELL.

Keine Wissenschaft ist so voller Trugschlüsse, Irrtümer, Träume und Lügen als gerade die Medizin. 
Dr. RICHTER.

Die Arznei ist oft schädlicher als die Krankheit und die Medizinärzte schlimmer als das Übel.
Dr. KIESER.

Die praktischen Ärzte haben durch das "Staatsexamen das Privilegium, die Leute zu morden." 
Dr. SCHULZE, Berlin.

Die gesamte Medizin ist eine großartige Pfuscherei. 
Professor HIRTL.

Unsere Arzneilehren sind zu neun Zehntel Märchen. 
Sanitätsrath Dr. med. LORINSER, Direktor des kaiserl. Königl. Krankenhauses in Wien.

Dass im Falle der Genesung die Medizinmittel das Verdienst davon haben, ist Irrtum. 
Hofrath Professor ALBERT, Wien.

Der Wert der Medizin besteht vorzüglich darin, dass die zivilisierten Nationen weit mehr von den Ärzten als von den Krankheiten zu leiden haben. 
Dr. VON WEDEKIND.


In Nr.40 der vortrefflichen Zeitschrift "Die Gegenwart", Herausgeber Theophil Zolling, Berlin W.57, vom 3. Oktober 1896, Band I., schreibt Dr. med. ALBA, Berlin im Artikel "Die Heilkunst fin de siécle.

"Selbst die heute noch von dem Ideal ihres Berufes tief durchdrungenen Jünger Äskulaps werden, wenn sie, was nicht viele von sich sagen können, die Geschichte ihrer Wissenschaft kennen, eingestehen müssen, dass sie eine treffende Versinnbildlichung menschlicher Irrungen ist. Noch heute verschreiben Ärzte so wiedersinnige Rezepte, wie vor Äonen, noch heute glauben Ärzte durch ein Mittelchen eine Krankheit heilen zu können."

Die Medizinkunde hat sich auch in unserem viel gepriesenen Jahrhundert der Aufklärung wenig von dem Ballast befreit, der ihr als unverlässliches Erbteil anhaftet. Immer wieder werden "neue" Mittelchen entdeckt und empfohlen, über die bereits die Mönche und Äbte, oder noch ältere zünftige Gelehrte ihren Spott ausgeschüttet haben. 

Am Ende des 19. Jahrhunderts ist diese Tatsache für den philosophierenden Beobachter um so deprimierender, als die moderne Medizin sich als exakte Naturwissenschaft geirrt und die Ärzte auf Grund ihrer wissenschaftlichen Ausbildung eine breite Scheide zwischen sich und den Naturheilkundigen, Kurpfuschern und Konsorten gezogen sehen wollen.

Die Heilkunde hat Fortschritte gemacht, aber nicht die Heilkunst.

Die Heilkunde gibt sich redliche Mühe, eine Wissenschaft zu werden, sie ist dem Ziele aber noch nicht um einen Schritt näher gekommen, sie bleibt doch ewig eine Kunst.

Die Besten waren gerade im Begriff gewesen, den überkommenen Arzneiglauben über den Haufen zu werfen, ihre Aufgabe hauptsächlich darin zu suchen, der vis medicatrix Naturae zu ihrer Geltung zu verhelfen, mehr den Kranken, als die Krankheit in den Vordergrund der Betrachtung und der Behandlung zu schieben - als die Heilkunst um Jahrhunderte in der Geschichte wieder zurückgeworfen worden ist.

In neuer Gestalt geht der Arzneiglaube wieder um. Die moderne Heilkunst ist ins Schlepptau der chemischen Industrie geraten.

Die neue therapeutische Ära trägt zwei große Aushängeschilder: Organ- resp. Gewebssafttherapie und Serumtherapie.4  Beide werden durch geschäftliche Industrielle gefördert.

Die Kritiklosigkeit unter den Ärzten ist trotz all` ihrer Wissenschaftlichkeit so stark wie je.

Das allen Wüstlingen und Neurasthenikern angepriesene Verjüngungsmittel wäre längst der Vergessenheit anheim gefallen, wenn es nicht von anderer Stelle her in der Gestalt des Spermen,"5 (das ist Rindshodentalg) seine Auferstehung gefeiert hätte. In Russland sollen jährlich einige Zentner Spermen verkauft werden.

Zu solchen Sachen lassen sich die wissenschaftlich gebildeten Ärzte des 19. Jahrhunderts missbrauchen. Es würde uns gar nicht mehr wundern, wenn demnächst einer Leberwurst gegen Leberkrankheiten, oder Kalbsbrägen gegen Hirnerweichung empfehlen würde. Denn Ähnliches ist bereits geleistet.

Man vergleiche mit diesen neuesten Heilmitteln einmal diejenigen des 16. Jahrhunderts. 6



Medizinische Rechnungen.

Laut amtlicher Aufstellung haben in Deutschland 1891 die Krankenkassen zirka 19 Millionen Mark für Arzneien ausgegeben.

Angesichts dieser Tatsachen braucht man sich nicht zu wundern, wenn das Volk sich immer mehr abwendet von dem schädlichen Medizineinnehmen und einer neuen Heilkunde sich zuwendet, welche teils von Laien aus dem Volke, teils von Privatgelehrten, selbst von bekehrten Medizinern ausgeübt wird, ich meine die Naturheilmethode. Über 600 Vereine mit zirka 60 Tausend Mitgliedern zählen gegenwärtig die Anhänger dieser Richtung in Deutschland.

Herr Huber aus Oberschwangenbach in Bayern hatte sich durch einen Sturz vom Wagen beide Unterschenkel gebrochen. Die Behandlung übernahm ein Dr. D. in S., einige Stunden entfernt von dem Wohnorte des Patienten.

Herr Huber erhielt von Dr. D. folgende Rechnung:
Im Juli. Im September.
19 Besuche 570 Mk. 5 Besuche 150 Mk.
18 Doppelverbände 540 Mk. 5 Doppelverbände 150 Mk.
Wundreinigung 28 Mk.
7 Verbände der Frau 54 Mk.
Im August. Im Oktober.
11 Besuche 330 Mk. 2 Zeugnisse 6 Mk.
10 Doppelverbände 300 Mk. Medikamente 20,90 Mk.
6 Einspritzungen 18 Mk. Wein 48,40 Mk.
Summa 2215,30 Mk.

Hierzu kommt noch die Rechnung für einen Barbier der als Heilgehilfe tätig, mit 1760 Mk. Für einen Arzt aus Naunburg 302 Mk., für einen Krankenwärter 217 Mk., für Apotheke und Verbandmaterial 676 Mk.
Im Ganzen 5170,30 Mk.

Herr Huber hat nun die Rechnung des Herrn Dr. beanstandet und dieselbe vom königlichen Bezirksarzt in Rottenburg vorläufig revidieren lassen, von dem 400 Mk. gestrichen wurden. Herr Dr. D. hat jedoch die Revision nicht anerkannt und Klage beim Landgericht Landshut eingerichtet.

4 Serum ist ein Gift, welches in großen Mengen tödlich wirkt. Einige Hammel, Kälber und Ziegenböcke geben das Material zu diesem allerheiligen Serum, das neuerding Diphteritis, Krebs usw. angeblich heilen soll.
5 Spermin wird von Rindshoden gemacht.
6 Leipziger Zoologe WILLIAM MARSCHALL. Neueröffnetes, wundersames Arzneikästlein, darin allerlei gründliche Nachrichten, wie unsere Vorfahren mit den Heilkräften der Tiere gehalten haben, zu finden sind.

Solche Fälle stehen aber nicht vereinzelt da und es ist wiederholt vorgekommen, das wohlhabende Bauern durch Arzt und Apotheker von Haus und Hof gejagt wurden. Daher wer klug ist, wende sich der Reform-Naturheilkunde zu, er wird sicher geheilt und spart sein Geld. 

Der bayrische Bauer wäre, hätte er sich von einem Naturarzt behandeln lassen, mit den Zinsen des Kapitals davongekommen.

Fort mit den Geheim-Giftmitteln, mit Impfzwang und Schulmedizin, weil diese Dinge nicht nur die Kranken täuschen, sondern die ganze Menschheit verderben und wirtschaftlich ruinieren.

In Berlin gibt es über 2000 Ärzte, daher der entsetzliche Gesundheitszustand von Berlin. Damit solle nicht gesagt sein, dass jeder Medizinarzt für sein System verantwortlich sei.  Es gibt Mediziner, welche von diesen vermeintlichen Geheimmitteln überzeugt und auch bemüht sind, in geeigneten Fällen für das, was sie verordnen, die Verantwortung zu tragen. 

Solche Männer, welche die Verantwortung tragen wollen, nenne ich sogar Ehrenmänner, selbst wenn sie irren, weil ihnen der Irrtum nicht bewusst ist. Hat der Medizinarzt nur das sittliche Wollen in sich, den Kranken zu helfen, so soll er mein Freund werden, denn dann ist es leicht ihn zu überzeugen, dass es bessere Heilmittel gibt. 

Zu dieser Überzeugung kommt jeder sittlich befähigte Medizinarzt allein durch die praktischen bessern Erfolge, welche die einseitigen Systeme der Naturheilkunde zum Teil schon bieten, die gewählte kombinierte Reform-Heilkunde, wie ich sie hier entwickele, in allen Fällen sichert. 

Das sittliche Etwas, was bei einer großen Zahl Schulmedizinern auf der Hochschule untergraben wird, sowohl durch das oft liederliche leichtsinnige Studentenleben, als auch durch die Verübung von Rohheiten und Grausamkeiten bei den Versuchstieren und Versuchskranken, ferner durch pietätlose Behandlung von Menschenleichen usw., das ist die gefährliche anerzogene Medizinbildung.

Jene ehrlichen Doktoren und Professoren, und die einer besseren Einsicht zugänglich sind, können uns willkommen sein und sie werden zu uns kommen und sich belehren lassen; sie werden einer neuen Heilwissenschaft folgen, sobald sie eine solche wissenschaftlich begründet finden.

Die wissenschaftliche Begründung einer neuen Heilwissenschaft habe ich mir daher zur Aufgabe gemacht, in diesem und später erscheinenden Werken.


Die veralteten Systeme der Naturheilkunde.

Das Spezialistentum in der Naturheilkunde, die einseitige Methodenwirtschaft und der Mangel an Theorie, ist es, warum die jetzt so vielfach ausgeübte Naturheilmethode trotz der überlegenen Heilerfolge, die sie über die Medizinheilkunde erwarb, wenigstens dem denkenden Teile im Volke noch nicht reif genug ist, um die Schulwissenschaft der Heilkunde, auch theoretisch zu be-siegeln.

Im Allgemeinen wird unter Naturheilkunde Kneippsche Wasserkur verstanden und leichter gibt es eine große Anzahl Naturheilvereine, die sogar fanatisch die allein selig machende Wasserkur preisen, die da glauben allein mit Wasser, Wanne und Thermometer alle Krankheiten zu heilen, solche Anschauungen sind verkehrt. 


Diese physikalische Methode, wie sie sich bis heute entwickelt hat, ist noch nicht wissenschaftlich reif genug, und zwar aus folgenden Gründen:

1. In der physikalischen Naturheilkunde wird bisher ungenügend chemische Diät-lehre gepflegt, sie muss also ergänzt und durchgeistigt werden, durch die Lehren des größten Bio- Chemikers der Jetztzeit, Julius Hensel.

2 . In der Naturheilkunde wird zu wenig physiologische-anatomische und psycho-physiologische Menschenkenntnis gepflegt, hier muss die Lebens- und Körperausdruckslehre ergänzend hinzutreten.

3. In der physikalischen Methode werden zu wenig die physiologischen und physischen Heilmittel angewendet, also die Heliodapathie, die Suggestivtherapie, der Lebensmagnetismus, der religiöse Idealismus. Auch diese Faktoren müssen ergänzend hinzutreten.

4. Wird zu sehr nach der Schablone behandelt, hier muss künftig die individuelle Behandlung Platz greifen.

5. Wird das wirklich oft wertvolle der medizinischen Wissenschaft, die Operationskunst, die schmerzstillenden Mittel, die Klimakuren, die Orthopädie oft unberechtigt verworfen.

Also vieles ist noch zu tun, wenn sich eine wahre Naturheilmethode entwickeln soll.


Positiv geschaffen hat die bisherige Naturheilkunde die Anwendung der physikalischen Heilfaktoren und eine vorzügliche Lebenshygiene, darin liegt ihre Größe, sie ist daher eine Wissenschaft, welche sich in der Entwicklung befindet. 

Mit der Theorie war es bei ihr schlechter bestellt wie mit der Medizinkunde, in der Praxis war sie schon lange jener voraus.

Durch die fortschreitende Entwicklung der Praxis und Theorie gehört der Naturheilkunde die Zukunft.

Das was nun der jetzigen Naturheilkunde noch fehlt, habe ich ergänzt und vervollkommnet und nenne diese meine vervollkommnete kombinierte Methode die kallisophische Heilwissenschaft, die Kallisophie ist Schönheitskunde, weil ich die Schönheit als Ideal der menschlichen Gesundheit annehme und weil die materielle und sittliche Weltanschauung und die ideale Schönheit das Vorbild meiner neuen Heilkunde ist. 

Da nun Schönheit, alle materiellen und idealen Güter in der eigenen Individualität, wie auch in der Umgebung verkörpert, so kann sich da nur etwas schön bilden, wo eine gute Umgebung ist, also wo sich naturgemäße Lebensbedingungen vorfinden. 

Da ferner die Schönheit das Ideal der menschlichen Entwicklung ist, so schließt sie auch das Ideal des Menschengeistes in sich. 

Der Geist des Menschen kann aber vorzugsweise durch geistige Hilfsmittel und natürliche Heilmittel vorwärts kommen und damit auch den Körper veredeln, und wo er krank ist, gesunden helfen.

Der Mensch selbst aber ist die Quelle dieser geistigen Hilfs- und Heilmittel, folglich sind die sozialen und die individuellen die suggestiven und die heliopathischen, die heilmagnetischen Mittel des Menschen die feinsten, die höchsten und wirksamsten die wir besitzen.

Da auf unserer Erde die feste Substanz die erste materielle Grundlage ist zu allem gesunden Leben, so bleibt auch bei meinem Heilsystem die materielle Grundlage maßgebend.

Da die Schönheit ferner eine Individualität verkörpert, so wird nach meiner Methode individuell behandelt, sie ist nicht die Art Heilkunst, die in Kliniken, Krankenhäusern, auch manchen Naturheilanstalten geübt wird, wo oft Kranke behandelt werden gleichsam wie mechanische Abfertigung von Fabrikwaren, sondern jeder wird nach seiner Individualität behandelt auf Grund vorheriger Untersuchung der Körperkonstitution und Lebenskraft, denn weit weniger wichtig ist die alleinige Heilung einer beliebigen Krankheit auf Kosten der Lebenskraft, als die Erhaltung der Lebenskraft auf Kosten der Krankheit, denn damit verschwindet die Krankheit von selbst.



Elektrizität und elektrische Kuren.

In letzter Zeit sind die so genannten elektrischen Behandlungen sowohl von einigen medizinischen wie auch von einigen Naturärzten in den Vordergrund der Heilmittel gedrängt worden, ich erachte es daher als meine Pflicht, hierüber kurz meinen Standpunkt klarzulegen.

Die Hypnose und die Elektrizität sind Heilmittel, die ich bei vorsichtiger Anwendung voll und ganz würdige; die Erfahrung hat mich aber lehren lassen, dass diese Mittel nur gegen gewisse Krankheitsgruppen anzuwenden sind. 

Die Hypnose hat sich bei Nervenkrankheiten vorzüglich bewährt. Die Elektrizität bei Stoffwechselstauungen.

Ein ehemaliger Schüler von Kuhne, namens Brockmann, glaubt dem elektrisieren einen unbeschränkten Wert beimessen zu dürfen, denn in seinem Buche führt er sehr oft die Elektrizität ins Feld, als wenn die Elektrisiermaschine dieselbe Bedeutung hätte als Heilmittel, wie das Wasser, dieses ist jedoch keineswegs der Fall. 

Zu mir kamen eine Reihe Kranker, die in Krankenhäusern elektrisiert worden waren, sie alle stimmten darin überein, dass diese Methode eine Zeit lang gewirkt hätte, dann aber hörte der Erfolg auf und die Patienten befanden sich schlechter, statt besser darnach. 

Es ist das dieselbe Erscheinung wie beim Baumscheidtismus (Lebenswecker oder Hautpickel genannt), es wirkt in einigen Fällen gut, zum dauernden Kurgebrauch sind jedoch diese Methoden ungeeignet.

Ich möchte sie daher mehr zur Kureinleitung und nur bei schwer erregbaren und schwer reaktionsfähigen, wie bei noch kräftigen Individuen empfehlen, weil die Elektrizität stark erregend wirkt.

Elektrizität ist im Grunde genommen jede Kraft, die sich äußert, dieweil zu jeder Kraftäußerung zwei Faktoren nötig sind, nämlich das gebende und das empfangende Element, oder der positive und der negative Pol.

Die Wirkungen des Wassers, des Lichts, der Temperaturen, der Bewegung, ja selbst der Verdauung und aller Lebensvorgänge im Körper sind elektrischer Art.  

Elektrizität im Besonderen sind die Kräfte, welche in der Technik als Elektrizität bezeichnet werden.  Die wissenschaftliche Elektrizität umfasst alle Naturheilkräfte; die technische, die Kräfte, die man heute als Elektrizität besonders bezeichnet. 

Die Wirkungen der Kuhne`schen Reibebäder sind auch elektrischer Art; es musste mich daher um so mehr befremden, dass Brockmann, der sich Lehrer und Vertreter der Naturheilkunde nennt, seine elektrischen Heilmittel reklamehaft anpries und auf denselben Flugblatt seinen Lehrmeister Kuhne zu entbehren suchte, indem er dessen Methode zum Teil mit dem Schmähmittel "Entlarvter Unsinn" bezeichnete. 

Brockmann ist am allerwenigsten der Mann, der Kuhne richten sollte und es ist von ihm, als Schüler Kuhne`s selbst wenn er ehrlich von seiner Kuhnekritik überzeugt wäre, schon deswegen sehr unfein und mehr als dies, weil doch Brockmann seine Gesichtsausdruckskunde und seine Erfahrungen, die er in seinem Buche wiedergibt, bei Kuhne gesammelt hat.  In seiner Krankenphysiognomik schweigt sich auch Brockmann darüber aus, was er von Kuhne Gutes gelernt hat.

KUHNE bleibt BROCKMANN weit überlegen und steht auch über der Frau Dr. ... in Leipzig sehr erhaben, die in ihrer Zeitschrift die Kuhne`schen Reibebäder als unwirksam an anatomischen Abbildungen nachzuweisen suchte, weil der anatomische Zusammenhang fehlte - sehr recht, liebe Frau, aber der elektrisch-physiologische Zusammenhang ist umso mehr da.

Jedes indirekt ableitende Verfahren in der Wasserbehandlung beruht auf verschiedenen in indirekten elektrischen Vorgängen. Die indirekte Elektrizität ist daher die, die bei allen Heilmittelanwendungen den Erfolg bringt. Dies ist solche Elektrizität, die dem Körper nicht durch andere Mittel und Naturkräfte Elektrizität im Körper entwickeln und hervorrufen.

Wenn ein medizinisches Giftheilmittel irgend wo mal einen Erfolg hervorgerufen hat und dies mag irgend wo unter tausend Fällen einmal eingetreten sein, so beruht dieses auch nur auf der elektrischen Ablenkung oder Kraftentwicklung, die auf chemischem Wege sich abspielte, wozu unter Umständen auch eine Dosis Gift geeignet ist.

Jeder polare oder fremde Reiz ruft elektrische Strömungen im ganzen Körper oder in einzelnen Organen hervor und kann tötend oder heilbringend sein.

Nur die gefährliche chemische Elektrizität der Giftmedikamente vermeide man, sie gleicht im Erfolge dem Glücksspiele, einmal Glück und zehnmal Tod und Verderben.

Wenn die tausende von Heilmittel, die die medizinische Wissenschaft schon gelehrt hat und wieder abgetan hat, einmal Erfolge hatten, so gleichen sie alle den wunderlichen und oft ekelerregenden Mitteln der wirklichen Kurpfuscher und Quacksalber des Mittelalters, die auch hier und da den Beweis eines Erfolges mit ihren Mitteln bringen konnte. 

Dies berechtigt aber nicht dazu, ein Heilmittel zu lehren und anzupreisen, denn jeder beliebige Fremdkörper, jede beliebige veränderte Lebensweise, die in oder an, oder auf den lebenden Körper wirkt, ruft elektrische Strömungen, Reaktionen und Veränderungen im Körper hervor.

Entscheidend für ein Heilmittel kommt lediglich in Betracht das Übergewicht der Erfolge gegenüber den Misserfolgen; wenn bei tausend guten Erfolgen ein Misserfolg vorkommt wie bei den Naturheilmitteln, so sind die Mittel gute Heilmittel. 

Wenn aber tausend Misserfolgen ein guter Erfolg zu verzeichnen ist, wie bei den Kurpfuschermitteln und Medizinergiften, dann sind es schlechte Heilmittel.

Die guten Naturheilmittel sind, richtig angewandt, immer gut und können nur bei ärztlichen Fehlgriffen Schaden stiften, ihr Erfolg ist wissenschaftlich nachweisbar. 

Die medizinische Giftheilmittel sind jedoch nie gut, auch bei der besten ärztlichen Kunst, die Heilmittellehre der Medizin ist daher keine Wissenschaft, sondern ein Aberglaube und gehört in die Zeit der Hexenprozesse.

Anmerkung Timm: Heute erinnern die öffentlichen Auseinandersetzungen um die Person Dr. med. Hamer und seiner „Neuen Germanischen Medizin“ bezüglich Krankenbehandlung von Krebspatienten in der Tat an die Zeit der Hexenprozesse. 


Levitating Stone
(Hinzugefügt)


Erstellt 1999. Update 18. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Die psycho-physiologische Naturheilkunde             Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
 
Heilwissenschaft der Zukunft