Carl Huter: Heilwissenschaft der Zukunft - Part IV.6
 
Fortsetzung

Wer ist ein Kurpfuscher und wer ein wahrer Arzt?

Kurpfuscher ist der, welcher eine Tätigkeit bei Kranken ausübt, über die er sich keine Rechenschaft ablegen kann, bei vorherrschend schlechten Erfolgen. Kurpfuscher können also Approbierte sowohl, wie auch Laien sein. 

Falsche Methoden und Mittel gibt es in der Schulmedizin, wie wir gesehen haben, erschreckend viele. Da nun den gewerblich tätigen, approbierten Medizinern weit mehr Gelegenheit zur Krankenbehandlung gegeben ist wie den Laien und weil es auch weit mehr Durchschnittsmenschen gibt, für welche die Approbation nötig sind, wie geniale Autodidakten, so ist mit größter Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass das Hauptkontingent der Kurpfuscher die approbierten Mediziner stellen.  Eine Statistik fehlt jedoch hierüber gänzlich, dürfte aber nächstens von der Naturheilbewegung eingeführt werden.


Wer verdient das volle Vertrauen als Arzt?

Nicht derjenige ist ein Kurpfuscher, der nicht approbiert ist, denn wenn auch die Gewerbeordnung für die Mediziner eine Prüfung verlangt, so kann doch in entsprechenden Fällen davon abgesehen werden, denn nur die Erfolge machen den Arzt. Einen solchen Fall haben wir beim Prinzen Ludwig Ferdinand von Bayern, welchem unter Entbindung einer Prüfung die Approbation erteilt wurde vom Reichskanzler, laut einer Notiz des „Fränkischen Courier,“ vom 23. Juli 1887. Wie dieser Fall beweist, ist die Hoffnung vorhanden, dass die Zukunft noch mehr derartige Ausnahmefälle schaffen wird zum Nutzen der leidenden Menschheit!


Über die Preiskunst in der neuen Heilwissenschaft.

Ein Naturarzt, der keine Anstalt hat, kann außer dem Hause seine Wege nicht unter 1,50 bis 2 Mark machen, im Hause sich nicht unter 1 bis 1,50 Mark sprechen lassen, wenn er auf diesen Beruf seine Existenz baut, es sei denn, dass derselbe ein Privatvermögen zuzusetzen hat. Ebenfalls lässt es sich nicht möglich machen, unter 3 bis 5 Mark für einen Anstaltsleiter, aus dem Hause fort zu gehen. Auch die Doppelbelastung mit Bädern, Massage usw. lässt sich in einer Naturheilanstalt nicht unter 1 bis 2 Mark ausführen, aus folgenden Gründen:

Der Besuch bei einem Medizinarzt währt häufig nur wenige Minuten und das Rezept ist geschrieben. Der Naturarzt braucht zur Aufstellung einer Diätvorschrift 10 bis 15 Minuten und mehr, zur weiteren Behandlung mit Bädern, Güsse, Massage und Packungen oft eine halbe bis eine ganze Stunde. Der Medizinarzt kann schneller ein Rezept schreiben wie der Naturarzt eine Massage applizieren; ersteres lässt sich in einer Minute, letzteres oft erst in einer Stunde ausführen. Mit dem Honorar kann daher der Naturarzt, was Billigkeit der Einzelbehandlung anbetrifft, nicht mit den billigsten Medizinärzten konkurrieren. Der Mediziner kann auf diese Weise täglich 50 bis 100 Patienten behandeln, der Naturarzt 5 bis 10, im höchsten Falle 20.

Aber frage ich, hat denn der Naturarzt überhaupt 10 bis 20 Patienten täglich? – vielleicht in einer Großstadt, aber nicht in einem kleinen Orte, wo die Naturheilkunde noch ziemlich unbekannt ist; da kommen die Leute mit Zittern und Zagen zu dem neuen Wundermann, und wehe, wenn die erste Behandlung nicht hilft, dann taugt natürlich die ganze Naturheilkunde nichts und Medizin wird wieder weiter geschluckt, der Heilbeflissene ist seine Patienten wieder los. 

Einige derselben haben Ausdauer und darum ist auch ein baldiger Heilerfolg zu verzeichnen; was diese Art Patienten dann durch Empfehlen nützen, haben jene schon längst durch Verleumdung verdorben; außerdem arbeiten die Mediziner zum großen Teile gegen das Aufkommen eines Naturarztes, oder eines Naturheilbades, einer Anstalt und dergleichen. 

Der Naturheilkundige hat also immer nur eine beschränkte Zahl von Patienten, und dies sind gewöhnlich solche, die mit schweren Krankheiten behaftet, und die andererseits mit Operationen, Medizin und Homöopathie oft vergeblich behandelt sind. Diese Patienten brauchen eine ganz besondere Aufmerksamkeit, Heilkunst und Pflege, die mit viel Mühe, Nachdenken und Kopfzerbrechen verbunden sein kann. Gelingt auch die Heilung, immer sind es wieder neue Unheilbare, die zu dem Naturarzt wandern. Außer dem Hause ist es dasselbe, zu den gewöhnlichen Leiden wird der Hausarzt geholt; erst, wenn dieser ohne Erfolg arbeitet, dann beliebt man einen Naturarzt oder Magnetopathen zu Rate zu ziehen. 

Man sieht hieran, die Vertreter der neuen Heilrichtung haben einen schweren Stand, sowohl was Erwerb, als was auch das tatsächliche Können anbetrifft. Wenige und Schwerkranke, ist die Losung, und helfen muss der Naturarzt in jedem Falle, und hat er geholfen, dann erkennt man die ehrliche Leistungsfähigkeit kaum einer pfuscherhaften medizinischen für gleichwertig an. 

Es ist wahrhaft viel leichter und einträglicher, Wunderdoktor oder wissenschaftlicher Medizinarzt, als ein wissenschaftlicher oder autodidaktischer Naturarzt zu sein.

Stellt man sich auf dem Standpunkt des Publikums und fragt wie dieses: „Was ist das Billigste und Beste,“ so fällt das Resultat für das leidende Publikum am günstigsten aus bei der Inanspruchnahme eines Naturarztes, selbst in dem Falle, wenn derselbe anscheinend höhere Preise hat; denn durchschnittlich wird von einem Naturarzte eine akute Krankheit in 8-14 Tagen geheilt, eine chronische in ebenso viel Wochen. Durch einen Medizinarzt wird eine akute Krankheit gewöhnlich in 8-30 Wochen, man kann nicht sagen geheilt, sondern hingeschleppt, bis der Körper sich selbst hilft; eine chronische Krankheit in 3-5 Jahren, oder nie, je nachdem sich der Körper selbst regeneriert, oder überhaupt nicht. 

Der Medizinarzt hat an einem Patienten durchweg 10 mal längeres und dadurch auch höheres Einkommen. Rechnet man nun noch die Apothekerwaren, wie Bandagen, Luxusbäder usw. hinzu, so erhöht sich der Preis für die Behandlung des Patienten nicht nur um das zehn-, ja um das hundert- und tausendfache. Millionen verschlucken die Apotheken und wieder Millionen die medizinisch empfohlenen Luxusbäder, die, wenn sie dem Kranken nicht helfen, doch ganz nette Prozente abwerfen.

Der Wunderdoktor und Quaksalber, der meist nur gegen milde Gaben, oder wie eine Kartenschlägerin Stück für Stück für 50 Pfg. arbeitet, hat auch durchweg ein höheres Einkommen wie der Naturarzt und Magnetopath, und braucht sich ohnehin auch keine Kopfschmerzen zu machen. Auch das Volk, das in Scharen zu ihm hinströmt, und sei es auch nur durch die Hintertür, erwartet weiter nichts von dem Wunderdoktor, als dass es seinen Wunderglauben befriedigen kann.

Eine Naturheilanstalt oder ein Naturheilbad ist stets mit einer größeren Kapitalanlage verbunden und für den Unternehmer kein geringes Risiko; dieselbe kann niemals auf eine Stufe gestellt werden mit einer Volksbadeanstalt, denn bei dieser braucht keine wissenschaftliche Leistung und kein geschulter Masseur zu sein; Reinigungsbäder kann jeder Hausknecht verabfolgen. 

Zur Leistung einer Naturheilanstalt gehört Umsicht, Intelligenz und Fachkenntnis, alles Dinge, die mehr verwertet werden müssen, da, wo sie nicht vorhanden sind. Gegenüber den Luxusbädern und Sommerfrischen bietet eine Naturheilanstalt weit mehr in Bezug auf Gesundheitspflege und Krankenheilung, wie jene.

Die Pensionen bewegen sich in Sommerfrischen zwischen Mk. 3,50 bis 5 Mark pro Tag, ohne Arzt und Bäder. In den Luxusbädern, wie Harzburg, Wiesbaden, Karlsbad, Gastein, Ems, Baden-Baden, Norderney usw. von 5-15 Mk. pro Tag, ohne Arzt und Kurtaxe, ohne Bäder und heilkundige Pflege; Unsummen werden dort verschwendet, Ärzte und Hoteliers in solchen Bädern werden oft Millionäre. Der Erfolg für die Kranken ist aber gegenüber dem in Naturheilanstalten Behandelten weit zurück. 

Die Preise in den Naturheilanstalten bewegen sich durchschnittlich zwischen 5-10 Mk. pro Tag, mit ärztlicher Behandlung, Bäder, Pflege, Zimmermiete und voller Pension. Alles in allem, also nicht teurer wie in den Sommerfrischen, wo für Weine trinken und sonstige Vergnügungen weit mehr verwandt wird, als für Behandlung in den Naturheilanstalten. 

In den Luxusbädern kosten die Bäder oft allein, ohne ärztliche Behandlung, Stück für Stück 1, 2, 3, und 4 Mk., also bei Doppelbädern, wie sie in den Naturheilanstalten verabfolgt werden, stets mehr, nie unter 2-3 Mk., mit ärztlicher Behandlung nie unter 5-6 Mk. 

Also die Behandlung mit Bädern allein kommt in diesen Orten allein schon höher, wie die ganze Pension mit der Gesamtbehandlung und Bädern einbegriffen. In den Naturheilanstalten ist alles dieses schon von 5 Mk. an zu haben. Selbst in kleinen Bädern, die gar nicht zu Luxusbädern gerechnet werden können und die man kaum dem Namen nach kennt, wie Eilsen, Meinberg usw., kostet der Tag schon 6 und 10 Mk., die Bäder ca. 3-6 Mk.

Nach diesen Vergleichen wird man einsehen, dass die Naturheilanstalten bei den billigsten Preisen das Meiste bieten; aber darüber hinaus können sie nicht gehen, alles hat eben eine Grenze, um für eine gewissen Preis eine reelle Leistung zu gewähren.

Unter diesen angegebenen Preisen kann – wenigstens so lange die neue Heilmethode noch nicht populär ist, - kein Naturarzt, kein Magnetopath und keine Naturheilanstalt oder physikalisches Sanatorium existieren, dieses sind die ein für allemal gezogenen Grenzen.

Anmerkung Timm: Carl Huter hat somit sehr genau auf betriebswirtschaftlichen Grundlagen, insbesondere Kosten- und Leistungsrechnung, vorbildlich seine Naturheilpraxis in Detmold als Direktor geführt.


Die Krankenkassen und die Naturheilkunde.
(Aus der Monatsschrift „Reformblätter“ von Max König, Hannover. Mai 1898, Nr.4)

Mit jedem Tage wächst die Zahl der Anhänger der arzneilosen Heilweise, und die notwendige Folge davon, die Zahl der Krankenkassenmitglieder, die Pillen und Medizin schlucken, wird immer weniger. Ja, in Kreisen der Ärzte und Professoren werden die Stimmen immer mehr, die die medikamentöse Behandlung verwerfen und den naturgemäßen Heilmitteln das Wort reden.

Professor Hofmann äußert sich folgendermaßen: „Wir dürfen mit allem Rechte annehmen, dass die Heilmittel, welche die gestörte Gesundheit herstellen können, weder mannigfaltig, noch zahlreich sein sollen. 

Wir dürfen das nicht nur annehmen, sondern ich behaupte, dass das eine Wahrheit sei, und man darf es als böses Geschick der Heilkunde hinstellen oder als Missbrauch, dass der Wust von Medikamenten und Elixieren, wie sie in den Schriften der alten und modernen Ärzte sich vorfanden, keinen anderen Zweck hatte, als die Heilkunst recht zu erschweren, sie unsicher und trügerisch zu machen; die Heilmittel, mittels deren der Arzt, die Bestrebungen der Natur unterstützend, Erfolge erzielen, den Kranken heilen, sich selbst Ehren schaffen kann, sind gewiss zahlreich.“ Und an anderer Stelle; „Die beste Medizin ist: Keine zu nehmen.“

Dr. med. Hufschmidt sagt noch deutlicher: „Viele Ärzte verschreiben ein Rezept und denken dabei: ‘ut aliquid fiat’ (‘damit etwas geschehe’). Sie wissen ganz genau, dass dieses Rezept zur Heilung der Krankheit nicht beiträgt, sie verschreiben es aber dennoch, damit der Kranke glauben soll, es werde ihm Hilfe gebracht. Es ist also dieses ‘ut aliquid fiat’ einmal ein Unrecht, begangen an den Geldbeutel des Kranken, und zweitens ein Missbrauch des dem Arzte entgegengebrachten Vertrauens.“

Die Mitglieder von Krankenkassen, die der Naturheilkunde anhängen, befinden sich heute in direktem Nachteil gegenüber den medizingläubigen Mitgliedern, namentlich die Orts- und Fabrikkrankenkassen sind es, welche durch Majoritätsbeschlüsse die ersteren Mitglieder dazu verdammen, entweder ihr Heil bei einem allopathischen Arzt zu suchen, oder für eigenes Geld sich von Naturarzt behandeln zu lassen. Die Mehrzahl der freien Hilfskassen hat bereits Naturärzte mit den gleichen Rechten zur Behandlung zugelassen. Zunächst wird in solchen Fällen, wo die Mitglieder die Anstellung eines Naturarztes wünschen, dem Antragsteller entgegengehalten, die Naturheilkunde ist zu teuer. 

Vor uns liegt gerade ein Bericht der Zentral-Schuhmacher-Krankenkasse, worin ein Fall zu Sprache kommt, wo ein Arzt einem Kranken binnen 8 Tagen 8 Flaschen Champagner, 7 Flaschen Bordeaux und 500 Gramm Cognac verordnete, außerdem eine große Menge Cognac in der Medizin enthalten war. In acht Tagen starb der Kranke. Das Würtembergische Ministerium gab ein Gutachten dahin ab, dass der Arzt die Grenzen des Zulässigen erheblich überschritten habe. Ein Vorgehen gegen den Arzt lehnte das Ministerium ab, stellte der Kasse aber anheim, diese unnötigen Ausgaben von demselben einzuklagen. Der Arzt verzichtete ohne jede weitere Antwort auf sein Honorar, jedoch die Kosten der Medikamente, welche in diesen acht Tagen 93 Mark betrugen, zahlte die Kasse.

Noch drastischer ist ein Fall einer Magdeburger Krankenkasse, wo eine Arbeiterin, die an Lungenentzündung litt, also einer Krankheit, die bei naturheilkundiger Behandlung nach einigen Umschlägen heilt, in einem Zeitraum von fünf Wochen für 262,05 Mk. Apothekerwaren, darunter 33 Flaschen Champagner, verordnet wurden. 

Dr. Landmann, eine Autorität auf statistischem Gebiete der Krankenkassen, weist nach, dass die naturheilkundliche Behandlung eine Ersparnis von 30-45 Prozent gegenüber allopathischer Behandlung bedeute.

Äußerst lehrreich ist der Bericht der großen Ortskrankenkasse zu Barmen, die ca. 20.000 Mitglieder zählt. Die Kasse hat durch eine peinliche Prüfung der Rezepte der angestellten Ärzte durch den schon erwähnten Dr. Landmann in einem Jahre über 8000 Mark an Arznei weniger gebraucht. Die Ausgabe für Arznei ist in einem Zeitraum von fünf Jahren über 1 Mark pro Mitglied herabgegangen. Trotz dieser Ersparnis ist die Krankheitsdauer im Durchschnitt von 24,7 Tage auf 20,1 Tage in sieben Jahren regelmäßig herabgegangen. Die Kosten pro Krankheitsfall sind in demselben Zeitraum aber von 7,90 auf 6,00 Mk. gesunken. 

Hierdurch ist klar erwiesen, dass eine Ersparnis an Arznei nicht etwa die Krankheitsdauer verlängert, sondern im Gegenteil wesentlich verkürzt.

Über die Gold- und Silberarbeiter-Krankenkasse kann Schreiber dieses berichten, dass, seitdem seit zwei Jahren ein Naturarzt, Herr Dr. med. Kircheisen, als Kassenarzt angestellt ist, die Ausgaben pro Mitglied gesunken sind und der Gesundheitszustand ein stabiler geworden ist.

Eine ebenso interessante wie lehrreiche Statistik über eine Hannoverscher Fabrik-Krankenkasse veröffentlicht Herr Dr. med. Kantorowicz in Nr.11-95 und 4-96 des „Naturarzt“. Danach sind, nachdem genannter Herr als Vertreter der arzneilosen Heilweise bei der Kasse zugelassen die Ausgaben pro Mitglied von 19,59 im Jahre 1893 auf 9,87 im Jahre 1895 herabgegangen. 

Noch beachtenswerter sind die einzelnen Positionen. So sind verausgabt pro Mitglied an 1893 1894 1895

a) Krankengeld            4,08     3,09     2,24
b) Krankenhaus           3,33     3,76     0,29
a) und b) zusammen    7,41     6,85     2,53
c) Arzneimittel             1,84     1,73     0,32
d) Bäder                       0,18     0,05     0,81
c) und d) zusammen    2,02     1,78     1,13

Gesamtsumme             9,43     8,63     3,66

Man vergleiche, während die Arzneimittel auf 1/6 zurückgingen, stiegen die Bäder, die als Heilmittel verordnet wurden, um das 4 fache. Die Krankenhausbehandlung verschwand fast ganz, sie sank auf 1/11, während das Krankengeld pro Mitglied ebenfalls auf die Hälfte sank. 

Die arzneilos behandelten Kranken hatten also erstens eine kürzere Krankheitsdauer, wurden also dem gewerblichen Leben schneller wieder zurückgegeben; zweitens wurden sie der Familie erhalten dadurch, das die Behandlung im Hause stattfand; drittens vergifteten sie ihren Körper nicht mit Arzneien etc. und viertens wurden sie durch die naturgemäßen Heilmittel gestärkt und an der Gesundheit gefestigt, so dass sie für die Zukunft weniger leicht Krankheiten ausgesetzt sind. 

Mit einem Wort, die arzneilose Krankenbehandlung ist für die Kasse nicht teurer, sondern pro Mitglied um fast 2/3 billiger, wie die arzneiliche Methode. 

Wie bei der eben angeführten Krankenkasse pro 100 Mitglieder 537 Mk. gespart wurden, so könnten Millionen im deutschen Reiche gespart werden, wenn die Heilmittel anstatt aus der Apotheke aus dem billigen und unergründlichen Heilschatz der Natur; wenn anstatt allerlei grüner und roter Pillen und Tränkchen Licht, Luft, Wasser, Diät, Bewegung angewandt würden.

Die besten Ärzte von der Welt,
Trotz aller Neider, aller Hasser,
Das sind im Bunde treugestellt;
Diät, Bewegung, Licht, Luft, Wasser.


Statistisches über die Kosten des Arznei- und Wasserheilverfahrens.
Von Dr. med. J. Heinss. Spezialarzt für physikalische Heilmethode, München. Zeitschrift „Kurberichte“ Nr.9, 1898. Verl. Demme-Leipzig.

Dank der löblichen Gewohnheit des Redakteurs unserer Sanitätsztg., in jedem Quartal eine wirkliche in Detail gehende Statistik über die Einnahme und Ausgaben für die Einzelversicherten zu veröffentlichen, bin ich heute in der Lage, die Kosten des Wasserheilverfahrens, soweit ich es anzuwenden hatte, den Kosten des Heilverfahrens der übrigen 52 Sanitätsverbandsärzte gegenüber zu stellen.

Meine Wasserrezepte kosteten im vierten Quartal 1897 für 20 Behandelte (im Ganzen trafen 528 Kranke auf 53 Ärzte, somit 10 Kranke auf einen Arzt) 27Mk.35Pf., also per Patient 1 Mk.37Pf. (wobei zwei sehr schwere, chronische Fälle allein 11Mk.45Pf. Bäderunkosten verursachten); die übrigen 508 Patienten erforderten eine Ausgabe von 1543Mk.28Pf., d.h. per Patient 3Mk.4Pf. Die Wasserbehandlung war also 2 1/3 Mal billiger. Noch viel günstiger gestaltete sich das eben abgelaufene erste Quartal 1898.

Meine Bäderrezepte betragen bei 29 Patienten 19Mk.40Pf., d.h. also 67 Pf. per Patient. Bleiben die Verhältnisse der Arzneiausgaben etc. die gleichen wie im verflossenen Quartal, so dürfte in diesem ersten Quartal 1898 also das Wasserheilverfahren 4 Mal billiger sein! Da außerdem die Sanitätsverbandsärzte größtenteils Kassenärzte der Münchener Ortskrankenkassen sind, so dürften ähnliche Verhältnisse auch bei diesen zutreffen. Sobald mein zur Zeit auch hierüber gesammeltes Material vervollständigt ist, gedenke ich auch diese Statistik zu veröffentlichen. 

Zu bedenken ist noch, dass das Wasserheilverfahren, besonders in unserem Bier-Athen, von den meisten nur als ultimum refugium (letzte Zuflucht) betrachtet wird, - nach der im Jahre 1897 von mir über die behandelten Familienmitglieder des Sanitätsverbandes geführte Statistik kamen 86 Prozent chronische, größtenteils zuvor medizinisch behandelte Krankheitsfälle, 14 Prozent akute Fälle in Behandlung, die Mehrzahl der akuten Fälle (frischen Fälle) fällt der Medizinbehandlung zu. Wer gerecht urteilt, müsste es als selbstverständlich betrachten, dass die Kosten der Wasserbehandlung, weil hier mehr chronische (veraltete Fälle) vorkommen, höher sind.

Namentlich wenn sich die Zahl chronischer Fälle verhältnismäßig erhöht, kann dies auch zugegeben werden. Dass es aber nicht immer so zu sein braucht, dass die Wasserheilmethode auch einmal zwei bis viermal billiger sein kann, als die medizinische, dies glaube ich statistisch bewiesen zu haben.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Die Angelegenheit ist nicht nur für Fachblätter, sondern für Krankenkassen und da dieselben für die Arbeiter hauptsächlich in Betracht kommen, somit für diese von hohem Interesse.

Vorstehende Artikel dürften auf´s Schlagendste die immer wieder auftauchende Ansicht widerlegen, die physikalische Heilweise sei teurer, wie die Medizinbehandlung.



Erstellt 1999. Update 18. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
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Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Die psycho-physiologische Naturheilkunde             Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
 
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