Carl Huter: Heilwissenschaft der Zukunft - Part III.1
 
Fortsetzung

Wissenschaftlich erläuterte Kurberichte.

Im Nachfolgenden will ich die Heilung einiger der schwersten Krankheiten behandeln, um den verehrten Lesern meines Werkes in den Geist und in das Wesen meiner Heilpraxis direkt einzuführen. In erster Linie folgt die Behandlung des Abdominals-Typhus, eine der gefährlichsten ansteckenden akuten Krankheiten, die es gibt.

Der zweite Kurbericht handelt von der Heilung einer völlig aufgegebenen Patientin, welche durch jahrelange falsche medizinische Behandlung zu Arzneisiechtum und chronischer Auszehrung gebracht wurde, wogegen sich selbst die mildesten Wasseranwendungen erfolglos erwiesen haben.

Der dritte Kurbericht handelt von der Heilung einer von Schlaganfall betroffenen, schwer dar niederliegenden Patientin, welche durch medizinische Behandlung immer mehr dem nahen Tode zugeführt wurde, wo sie schließlich durch kluge und energische Maßnahmen der Verwandten noch rechtzeitig in meine Behandlung gebracht, gerettet wurde.

Ferner will ich eine der am meisten vorkommenden Krankheiten, Rheumatismus und Gicht, besprechen, und anschließend hieran ein Preisausschreiben für die beste wissenschaftliche Erklärung über die Heilung eines Gichtkranken veröffentlichen.

Eine weitere Fortsetzung der Kurberichte verschiedensten Krankheiten hoffe ich in einer zweiten Auflage dieses Werkes durchzuführen.

Zum Schluss dieses Teiles will ich hier einen Bericht über einen Vortrag mit Untersuchungen, sowie einige diätetische und hygienische Vorschriften anfügen.

So wertvoll und lehrreich wie die Kurberichte und Krankenheilvorschriften so mancher Werke über Naturheilkunde sein mögen, eines vermisste ich bei allen, nämlich die wissenschaftliche Begründung der Wirkungen.

Das aber ist die Hauptsache, dass der Naturheilfreund in den Geist der Sache eindringt und nicht nach toten Schemen handelt. Selbst denken lernen ist wichtiger wie mechanische Nachahmungen von Vorschriften.

Die Werke von Bilz und Platen, Böhm und Brockmann, Kuhne und Kneipp, in welchen auf unaufgeklärte Krankenvorschriften die Hauptkraft verwendet ist, sollen durch dieses Werk ergänzt und übertroffen sein durch den Geist der Aufklärung. 

Schließlich darf man nicht vergessen, dass nichts über einen tüchtigen Arzt geht und dass in schwierigen Fällen, wie ich das oft beobachtet habe, die Vorschriften populärer Krankenheilbücher im Stich ließen. 

Aus diesem Grunde sollen hier die Krankenvorschriften nicht die Hauptrolle spielen, sondern die eingehende Belehrungen. Was aber in diesen Belehrungen nicht gefunden werden kann, dass soll man bei einem tüchtigen Naturarzt, oder brieflich bei mir oder in meiner Anstalt kennen lernen, nämlich die Art seiner Natur und seines Leidens und die richtige Anwendung und Heilung.


Die Behandlung des Abdominal -Typhus mittels Luft, Wasser, Diät, Helioda und Massage. Ein in wissenschaftlicher Abhandlung abgefasster Kurbericht für Ärzte und Laien

Carl Huter, Detmold.

Motto:
Die Gesundheit ist 
der Güter höchstes nicht,
sondern das Leben; 
der Übel größtes aber
ist die Pfuscherei!


Krankheits- und Behandlungsgeschichte.

Am Sonnabend, den 24. Juli 1897, zur Zeit der Typhusepidemien, machte Herr N. seinen gewohnten Nachmittagsspaziergang; in einer des Weges liegenden Konditorei ließ er sich eine Tasse Kaffee mit etwas süßem Gebäck und zwei Stückchen Kirschtorte verabreichen. Von Unwohlsein war bei ihm keine Spur vorhanden, denn die wohlschmeckende Torte hatte ihn in eine sichtlich angenehme Stimmung gebracht.

Das Abendessen zwischen 8-9 Uhr, bestehend aus Bratkartoffeln nebst Salat mit Rindsbraten und zwei Teller Sago-Biersuppe, mit Zucker und Zimt gewürzt, wurde von Herrn N. mit bestem Appetit eingenommen.

Doch unmittelbar nach demselben bekam Herr N. Atemnot, der Leib schwoll stark an, ein starker Blutandrang nach dem Gehirn rief starren Blick, gespannte, volle, fast erstarrende Gesichtszüge, rote Wangen, die mit aschfahler Blässe wechselten, eingefallene Augen u.s.w. hervor.

Weiter äußerte sich ein starker Druck auf das Herz, durch Angst, Unruhe, regelloser, aussetzender Puls, durch allgemeine Schwäche, Zittern in den Beinen und kalte Extremitäten. In diesem Zustande traf ich Herrn N. an, als ich zu ihm gerufen wurden.

Zunächst hieß ich demselben, der frischen Luftzufuhr wegen, bei geöffnetem Fenster sich bis aufs Hemd und Strümpfe entkleiden, den Unterleib, Knie, Oberschenkel, Gesäß, die beiden Seitenteile des Rumpfes bis unter die Arme, dann Rücken, Arme, Hals und Stirn mit Wasser 22°R. anfeuchten, welche Manipulationen der Patient mit der hohlen Handfläche selbst ausführte, dann folgte eine Waschung des Gesäß und der Geschlechtsteile mit größeren und kühleren Wasserquantitäten 18°R. von 2 Minuten Dauer.

Hierauf wurde nochmals der Unterleib, diesmal auch die Magengegend bis zur Herzgrube, die Brust in der Mitte handbreit bis zum Kehlkopf angefeuchtet. Das Wasser so auf den Körper gebracht, verdunstete schnell und brauchte in Folge dessen nicht abgetrocknet zu werden. Eine Erleichterung der Spannung im Nervensystem trat alsbald ein.

Durch ein darauf folgendes Klytier 24°R. wurde eine geringe Darmausscheidung erzielt, die sich besonders günstig auf die Atmungsorgane und die Herztätigkeit äußerte. Herr N. konnte wiederholt tief atmen und hatte weniger Herzbeschwerden.

Zur Beseitigung der krampfartigen Herzbeschwerden musste sich Patient kniend ins Bett setzen und wurde ihm darauf Gesäß, Rücken und Oberschenkel durchgeknetet (sogenannte Walkmassage), darauf Füße, Beine, Schultern und Arme, schließlich wurde ihm noch eine milde Streichmassage über Brust und Arme gegeben; darauf folgte eine warme Leibpackung mit Wärmflasche vor die Füße.

Nach einer Stunde wurde noch eine Wadenpackung versucht, welcher aber einen neuen Blutdruck aufs Herz und starke Beängstigung hervorrief und darum wieder abgenommen werden musste.

Zwei Wolldecken dienten als Bedeckung, da jedoch der Patient nicht zur erquickenden Wärme kam, so erhielt derselbe auf Wunsch noch eine Federbettdecke.

Allmählich trat eine gute, gleichmäßige Erwärmung ein, nach zwei Stunden gelinder Schweiß, welcher 1 1/2 Stunden anhielt. Die Temperatur war 39°C. Schlaf unruhig bis Morgens 2 1/2 Uhr, dann trat das Fieber zurück und Patient verfiel in einen erquickenden Schlaf.

Am Morgen des zweiten Tages um 8 Uhr nahm Herr N. nach meiner Verordnung ein Rumpfbad 25°R. 5 Min. Abkühlung bis 20°R. und ging eine halbe Stunde in den Garten, nahm darauf eine halbe Tasse Kakao zu sich mit wenig Zwieback und ohne Zucker, hielt sich ziemlich ruhig, meistens im Zimmer auf.

Gegen Mittag klagte Patient über Leibschmerzen und hatte wiederholt Stuhlgang.! Nachmittags stellten sich Kopfschmerzen ein, welche sich gegen Abend verschlimmerten, dazu kam noch starker Schüttelfrost, die Temperatur fiel auf 36,5°C. 

Hier gegen wurde alle halbe Stunde eine kühle Ganzwaschung und alle volle Stunde eine Reibebad angeordnet.

Wohl trat auf diese Ganzwaschungen, wechselnd mit Reibebädern, ein momentanes Herabgehen des Fiebers ein, dasselbe wechselte jedoch immer stetig, bis gegen Morgen 2 1/4 Uhr die Temperatur 40°C. erreicht hatte. Patient war sehr unruhig, 120 Pulsschläge in der Minute, die Kopfschmerzen wurden schlimmer, das linke Auge schwoll an und entzündete sich, desgleichen
die linke Nasenhöhle. Die Stimme war heiser, die Zunge sehr belegt.

Die Leibschmerzen begannen stärker aufzutreten, denn der Patient bezeichnete die Stelle des Dünndarms, wo heftige Schmerzen unter stetigen Darmwindungen und Kollern sich äußerten. Gegessen hatte er am ersten Tage der Erkrankung nichts weiter als eine Fleischsuppe. 

Beim Fieber zeigte sich immer starker Durst, wogegen ich Zitronenlimonade (den Saft einer Zitrone auf 1/4 Liter Wasser) zu trinken erlaubt hatte.

In diesem besonderen Falle verordnete ich dem Patienten weder Dusche noch Vollbad, weil sich dessen Haut außergewöhnlich schnell abkühlte, die Temperatur schon durch Reibebad und Ganzwaschungen genügend herabgesetzt werden konnte. Da Patient außerhalb des Bettes gleich fröstelte und mit Schwäche und Zittern in den Gliedern befallen wurde, mußte derselbe ganz besonders behandelt werden.

Eine richtige Wärmeregulierung schien mir das geeignetste Mittel zur Beseitigung des hohen Fieberstandes, und hielt ich ein 1/4 stündiges Luftbad mit darauffolgender Ganzwaschung, 20°R., und ein Reibebad, 18°R., sowie ein Klystier, 22°R., für am besten angebracht.

Nach diesem fühlte sich Patient etwas erleichtert, der Puls ging langsamer, die Temperatur fiel auf 38 1/2°C. Mattigkeit und Frostgefühl wollten aber immer noch nicht weichen, weshalb ich das Fenster des Schlafzimmers schließen ließ.

Dann verabfolgte ich wieder einen heißen Leibumschlag mit Wärmflasche vor die Füße, Einpacken der Beine in trockene Wolldecken, sowie eine leichte Streichmassage, Einhüllen des Kopfes in ein poröses Leinentuch.

Zwecks Heliodasierung* ersuchte ich nun die Frau des Herrn N., die Nacht darauf sich langausgestreckt an dessen linke Seite zu legen, ihre rechte Hand auf den linken Unterarm ihres Mannes zu legen und von da weiter unvermerkt zu Herz und Magengegend zu führen und hier ruhen zu lassen.

Dies wurde ausgeführt, wie angeordnet; die berechnete Wirkung blieb auch nicht aus; der Kranke kam gegen 4 Uhr in Schlaf und schlief fast zwei Stunden lang bei ziemlich normalen Puls und tiefem schnellem Atmen. Am Morgen des dritten Tages gegen 6 Uhr erwachte er, am ganzen Körper wie in Schweiß gebadet, auf. 

Im Kopfe fühlte er sich leichter, das Bewusstsein war klarer geworden. Er verlangte nach vieler frischer Luft, das Fenster wurde geöffnet und die Stickluft abgelassen.

Gleich darauf trat starker Durchfall ein, der bis Mittag anhielt. Hier gegen verordnete ich zunächst Zimtliqueur, aber das süßliche desselben ekelte ihn zu sehr an. Unmittelbar nach dem süßlich Geschluckten trat in der Magen-, Leber- und Zwölffingerdarmgegend eine Anschwellung, Aufgedunsenheit und Härtung ein. Der Liqueur wurde sofort entfernt und darauf Rum gegeben; letzterer verursachte jedoch eine üblen Druck auf´s Herz, sowie eine Art Belastung des Gehirns mit ! 

Hierbei äußerte er sich nach jedem Abortgange auffallend missliebig über die Kloakendünste, die mit pestartigem Gestanke in den Abortrohren aufstiegen und ihm während der Zeit, wo er sein Bedürfnis verrichtete, derartig affizierte, daß ihm eine Art Betäubung mit schauerndem Ekel erfüllte, welche krankhafte Gehirn- und Darmreizungen verursachten und den Anlaß zu einer erneuten typhösen Infektion gaben.  Selbstverständlich wurde dieses Übel möglichst bald abgestellt durch entsprechende Desinfektionsmittel.

Helioda, Heliodasierung, das ist die ausstrahlende Lebenskraft des gesunden Menschen, die auf einen kranken Menschen übertragen werden kann, um diesen dadurch zu kräftigen, resp. zu heilen.

* steigender Nervosität. 

Jetzt versuchte ich den vorzüglichen, taninhaltigen, griechischen Rotwein Camarit, doch schien derselbe wegen seiner zu starken Gerbssäure auf das Rückenmark ungünstig zu wirken. In dieser Verlegenheit griff ich schließlich zu Heidelbeertee (das ist der Saft von gekochten Heidelbeeren), derselbe bekam dem Kranken sehr gut und schmeckte ihm vortrefflich; er wirkte kräftigend und belebend und linderte die Leibschmerzen.

Interessant war die Äußerung des Patienten, es sei als wollten sich Geschwüre in seinem Kopfe bilden und die Schleimhaut des Dünndarms müsse nach seinem Gefühl entzündet sein.

Das Fieber hielt sich auf den dritten Tag auf ca. 39°C. Fühlte sich Patient im Bette zu beklommen, so hieß ich ihn aufrecht hinsetzen, auch wohl bei geschlossenen Fenster, gut warm angekleidet, im Nebenzimmer 10 Minuten umher wandeln.

Auf höher eintretendes Fieber folgten immer Waschungen, Reibe- und Luftbad.

Bei einem sehr heftigen Fieberanfall versuchte ich auch die Regendusche, musste aber ferner davon absehen, denn die Wirkung war eine ungünstige gewesen, es trat Kollaps auf.

Das Befinden bei einem kühlen Vollbade war momentan gut, das Bad verursachte aber eine zu starke Reaktion, d.h. das Fieber fiel momentan durch die Wärmeentziehung, um nachher um so schneller wieder zu steigen.

Ein etwas günstigeres Resultat wurde beim Halbbad von 15°R., bei 3 Minuten Dauer erzielt. Das Fieber fiel hier noch schneller als im Vollbade, ging jedoch nachher nicht so schnell in die Höhe, doch zeigten sich hierbei üble Herzstörungen; hingegen wirkte dasselbe sehr günstig auf das Gehirn, indem dadurch eine sehr gute Ableitung von diesem erzielt wurde.

Dies hielt mich ferner ab, in diesem Falle das Wasser in sehr niedrigen Temperaturen anzuwenden und die Krankheit heilte auch tatsächlich in 14 Tagen aus. Während der ganzen Krankheitsperiode wußte der Patient nicht, dass er wirklich Typhus infiziert war, denn ich hatte ihm wie den Seinigen gleich zu Anfange der Krankheit eingeredet, dass er sich mit dem Kirschkuchen und dem vielen Süßen den Magen verdorben hatte. Indem mir dies geglaubt wurde, verhielt sich der Patient in einer gewissen Sorglosigkeit, die bei dem ganzen Verlauf der Krankheit ein wesentlicher Heilfaktor mit war.


Anschließend hieran möchte ich nur noch einmal den Verlauf der Krankheit kurz skizzieren.

Die Krankheit selbst war der Abdominal- und Gehirntyphus gewesen, der in vielen Fällen Tod im Gefolge hat, hier aber bei zweckentsprechender Behandlung in kurzer Zeit geheilt wurde. Der Heilungsprozeß nahm im Allgemeinen folgenden Verlauf:

Der Durchfall hielt 4-5 Tage an, blieb aber mäßig nach der ersten Krise.

Am 6. Tage verloren sich die Leibschmerzen, auch stellte sich der Appetit etwas besser ein.

Am 7. Tage verloren sich die Kopfschmerzen.

Am 8. Tage wurde die Temperatur normal.

Am 9. Tage wurde der Kreislauf ein normaler.

Ein ganz besonderes Augenmerk war hier auf die Diät des Kranken zu nehmen.

Suppen und leichte Breis von Reis, Hafergrütze ohne Milch, nur mit wenig Salz, bildete die ausschließliche Kost desselben und bekam gut, weil stets nur wenig genossen wurde.

Gegen momentanen Hunger wurde wenig Zwieback, sowie die Rinde von Schwarzbrot gegeben, letztere mit der Anweisung, dieselbe fein langsam und gut zu kauen, da dies gerade von großer Wichtigkeit war. Gegen Schwäche wurde leichter Wein, auch alter Korn, einmal auch Kaffee gegeben. 

Vermieden wurde während der Krankheitsperiode und auch einige Zeit nachher alles Süße und Saure; desgleichen erhielt der Patient in den ersten 7 Tagen keine feste Kost und Fleisch, weder Kaffee, Wasser, noch schwere Spirituosen, letztere Getränke höchstens in ganz kleinen Quantitäten, bei großen Schwächezuständen zur Erregung der Herztätigkeit.

Hingegen wurde täglich eine halbe Tasse bitterer Tee von Wermut und Salbei gegeben, auch der früher erwärmte Heidelbeertee wurde immer gern genommen.

Auf dem Wege der Besserung angelangt, als Rekonvalescent, durfte Herr N. auch wieder mehr und gewählter essen, wieder ein Glas Bier trinken (nur kein kaltes) und dergl. mehr.

Nach 11 Tagen konnte derselbe wieder ins freie gehen, die Nase hatte sich gereinigt, und nach weiteren 10 Tagen war auch bei dem entzündeten Auge die Heilung erfolgt; innerhalb drei Wochen war Herr N. soweit hergestellt, daß er wieder seiner gewohnten Beschäftigung nachgehen konnte.

Levitating Stone
(Hinzugefügt)


Erstellt 1999. Update 18. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Die psycho-physiologische Naturheilkunde             Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
 
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