Carl Huter: Heilwissenschaft der Zukunft - Part II.11
 
Fortsetzung 

Praxis 

I. Packungen und Umschläge

Jede Art von Packungen soll bezwecken, dass der Stoffwechsel angeregt, Haut-, Lungen- und Darmtätigkeit erhöht und die Blutzirkulation beschleunigt wird, ferner sollen sie den Zweck haben, die Krankheitsstoffe aufzulösen, auszuscheiden und den Organismus zu kräftigen.

Die Packungen haben ganz verschiedene Wirkungen, je nachdem man sie anwendet, man kann mit denselben den Organismus anregen, beruhigen und kräftigen, auch die Blutzirkulation ganz nach Wunsch regulieren.

Die Packungen müssen in gutgelüftetem erwärmten Zimmer ausgeführt werden, bei Vermeidung jeder Zugluft. Man braucht hierzu Wasser von vom Arzt ausgegebener Temperatur, Leinen- und Flanellbinden resp. Laken und wollenen Decken. Die Leinebinde wird in dem temperierten Wasser angefeuchtet und in den meisten Fällen fest ausgerungen. Die Flanellbinde resp. wollene Decke muß natürlich breiter sein als die Leinebinde resp. Laken, damit erstere von letzterer luftdicht abgeschlossen wird. Zu bemerken ist noch, dass sich die Enden der Binden auf der Vorderseite des Körpers kreuzen und dort mit Sicherheitsnadeln befestigt werden müssen.

Man lege sich vorher alles dazu Gehörige zurecht, damit man bei der Packung möglichst schnell verfahren kann, da in anderem Falle leicht Frost eintreten kann.

Es gibt nun Ganz-, Halb- und Dreiviertelpackungen; ferner Hals-, Brust-, Leib-, Rumpf-, Kreuz-, Zentral-, Arm-, Bein-, Fuß- und Wadenpackungen, resp. Umschläge. Auch wird bei vielen Krankheiten eine Packung, verbunden mit einer anderen, verordnet.

Erwähnen will ich noch die Dampkruken, die hierbei öfter nötig sind, Es sind dies Steinkruken, welche mit kochendem Wasser, gefüllt, fest verschlossen mit einem warm, angefeuchteten Leinentuche umwunden und in einem wollenem Strumpf fest eingehüllt werden.


1. Ganzpackung.

Man entfernt aus einer Bettstelle das Deckbett, legt auf das Unterbett eine wollene Decke, die so lang und so weit ist, dass man den Patienten bequem darin einhüllen kann. Der Patient zieht sich bis aufs Hemd aus, unterdessen wird schnell ein nasses Laken auf der Decke ausgebreitet.

Nun hat der Patient auch das Hemd ausgezogen und legt sich schnell mit dem Rücken, lang ausgesteckt, die Arme dicht am Körper, auf das Laken. Eine andere Person schlägt das Laken von beiden Seiten über den Körper, so dass es recht glatt liegt; die Beine werden einzeln gepackt; am Halse wird das Laken in glatte Falten darüber gelegt, nur mit dem Unterschiede, dass mit der wollenen Decke beide Beine zusammen eingepackt werden. Zuletzt kann man den Patienten
auch noch mit dem Federbett bedecken.


2. Bettdampfbad oder Ganzpackung mit Dampfruken.

Man verfährt wie bei der Ganzpackung, nur legt man dem Patienten, ehe man ihn in die wollene Decke packt eine Kruke vor die Füße, zwei Kruken gegen die Knie und zwei Kruken gegen die Hüften, sind aber nur drei Kruken verordnet, lässt man letztere fort. Damit die Kruken nicht brennen, lege man zwischen diese und dem Patienten drei- bis vierfach Flanellstücke.


3. Dreiviertelpackung. 

Die Dreiviertelpackung unterscheidet sich von der Ganzpackung dadurch, dass der Körper nur dreiviertel eingepackt wird, Kopf, Hals, Brust bis an die Achselhöhlen bleiben frei, doch müssen die Arme unter das Deckbett gesteckt werden, damit sie warm bleiben. Hierbei werden auch fünf, drei oder eine Kruke angewandt. Diese Dampfpackung wird auch Bettdampfbad genannt. Für gewöhnlich soll der Patient nicht länger wie 2 Stunden in dieser Packung liegen. Verspürt er aber vorher schon Unbehagen, so muss er sofort befreit werden.


4. Halbpackung.

Hierbei reicht das Leinentuch und die wollene Decke von den kurzen Rippen bis über die Füße hinaus. Das Leinentuch muss so lang sein, dass es unten vielleicht 1/4 Meter über die Füße geschlagen wird. Hierbei soll noch einmal bemerkt werden, dass die wollene Decke eine Hand breit höher wie das Leinentuch liegen muss, damit die Luft fast abgeschlossen wird.

Gewöhnlich werden hierbei 3 Dampfkruken verordnet. Hierbei braucht der Patient das Hemd nicht auszuziehen, sondern nur hochzunehmen, auch muss er bis an den Hals mit einem Federbett gut zugedeckt sein.


5. Rumpfpackung.

Hierbei wird der Rumpf von den Achsenhöhlen bis zu den Geschlechtsteilen eingepackt.


6. Leibumschläge.

Der Leibumschlag soll den Leib von der Magengrube bis zu den Geschlechtsteilen einhüllen. Es wird hierzu am besten ein Handtuch verwandt, welches 39 cm breit und 11/4 m lang ist. Die Flanellbinde, welche darüber kommt, muß 50 cm breit und 11/4 m lang sein.


7. Brustumschlag.

Ist gerade so wie der Leibumschlag, nur reicht er von den Achsenhöhlen bis beinahe an den Nabel.


8. Kreuzumschlag.

Man nimmt hierzu ein Handtuch, näht in die Mitte rechtwinklig zur Längsseite einen Handbreiten 1/2 m langen Leinenstreifen an. Gerade so näht man 2 Flanellstreifen die natürlich breiter sind, zusammen, dann legt man das Handtuch wie beim Leibumschlag um den Unterleib, führt den Leinenstreifen nach unten über die Kreuzgegend hinweg, zwischen den Beinen hindurch, vorn über die Scham wieder nach oben und befestigt ihn unter dem Handtuch. Dann legt man in gleicher Weise die Flanellbinde darüber.


9. Schulterpackung.

Hierzu gebraucht man am besten eine Serviette, die man der Länge nach 3 fach zusammenlegt. Dann legt man sie von hinten her um Hals und Schultern, so daß sie kreuzweise bis auf die Brustwarzen fällt. Dann legt man einen breiteren Flanellstreifen darüber. Besonders befestigt brauchen diese Streifen nicht zu werden, da die Schulterpackung stets in Verbindung mit dem Brust- oder Rumpfumschlag angewandt wird und dieser dann so angelegt wird, dass er über die Enden des ersteren hinweg greift.


10. Halsumschlag.

Hierzu nimmt man einen Leinenstreifen von 25 cm Breite und 50 cm Länge und einen Flanellstreifen von 30 cm Breite und 50 cm Länge. Man legt das Leinentuch 2-3 fach zusammen, legt darüber 2 fach die Flanellbinde und schließt vorn alles mit einer Sicherheitsnadel.


11. Armpackung.

Ein 2 fach zusammengelegter, dann noch handbreiter Leinestreifen wird spiralförmig von Hand- bis zum Kugelgelenk um den Arm gewickelt, dann darüber ein etwas breiterer Flanellstreifen.


12. Handpackung.

Die Handpackung wird ähnlich wie die Armpackung gemacht, die Leinen und Flanellstreifen werden ganz um die Hand und den Unterarm gewickelt, doch nicht zu fest.


13. Beinpackung.

Das Bein vom Knöchel bis zum Fußgelenk wird umwickelt mit 21/2 m langen, handbreiten Flanell- und Leinenstreifen.


14. Fusspackung.

Man nimmt hierzu am einfachsten einen baumwollenen und einen wollenen Strumpf. Der erstere reicht etwas über die Knöchel, der zweite reicht bis an die Knie. Der baumwollene Strumpf wird angefeuchtet angezogen und der wollene Strumpf darüber gezogen.


15. Wadenpackung.

Hierzu braucht man einen Leinestreifen, welcher 30 cm breit und 75 cm lang ist, und eine Flanellbinde, welche 50 cm breit und 75 cm lang ist. Es ist dasselbe Verfahren wie beim Leibumschlag.


16. Huterscher Zentralumschlag.

Eine Art Umschlag, der fast bei den meisten Krankheiten mit guten Erfolgen in meiner Anstalt angewendet wurde. Derselbe geht von der Mitte zwischen Herzgrube und Nabel bis zur Mitte der Oberschenkel rundum den Leib. Verpackungen sonst genau wie bei allen anderen Umschlägen.

Dieser Umschlag war bisher in der Naturheilkunde nicht bekannt und wurde von mir erfunden bei der Behandlung einer vom Schlaganfall hoffnungslos darniederliegenden Frau, wodurch in Verbindung mit den andern Heilmitteln die Patientin gerettet wurde.

Es sei bemerkt, dass alle anderen größeren Umschläge und Wasseranwendungen von den Kranken nicht vertragen wurden. Nach dem Zentralumschlag trat sofort ein rapider Umschwung zur Heilung ein.



II. Aufschläge.

1. Oberaufschlag.

Der Oberaufschlag bedeckt die Vorderseite des Körpers bis zur Scham. Man nimmt dann gewöhnlich ein Laken und eine wollene Decke. Man taucht das Laken in Wasser, wringt es auf, faltet es 3-4 mal zusammen und legt es dann auf den Körper. Dann wird die 2 fach gelegte Wolldecke darüber gelegt. Letztere muss das Laken gut bedecken und an den Seiten ohne Falten unter den Körper gesteckt werden. Um den Hals legt man noch extra ein wollenes Tuch.


2. Unteraufschlag.

Von diesem wird die Hinterseite des Körpers vom Halse bis zum Gesäß bedeckt. Man legt auf das Bettgestell die doppelte zusammengelegte Decke, darauf das 4 fach zusammengefaltete feuchte Laken, und legt sich dann selbst darauf. Die wollene Decke wird kreuzweise vorn über den Körper geschlagen und dann der Körper bei beiden Aufschlägen mit einem Federbett fest bedeckt. Ein Aufschlag soll nicht länger als 45 Minuten liegen bleiben.


3. Kompressen.

Diese unterscheiden sich von den Packungen dadurch, dass sie nicht den Körper umgeben, sondern nur einen Körperteil berühren. Man unterscheidet kühlende, beruhigende, erregende und Dampfkompressen. Die kühlenden Kompressen werden angewandt, um an Organen oder Körperteilen befindliche Entzündungen zu lindernd und dadurch eine Zusammenziehung der Blutgefässe in dem entzündenden Organ oder Körperteil zu bewirken. Durch die Einwirkung der Kälte wird der gesteigerte Verbrennungsprozess herabgesetzt. 

Neben diesem Verfahren wendet man am besten auch gleich ein ableitendes Verfahren an, um das Blut von der entzündeten Stelle wegzuziehen und abzulenken. Die Temperatur muss zu den Kompressen gewöhnlich 15-18!R. betragen. Beruhigend wirken die Kompressen, wo große Schmerzen vorhanden sind, z.B. bei Nervenschmerzen, Krämpfen etc., doch muss die Temperatur des Wassers hierzu 22!R. betragen, da kälteres Wasser aufregt und reizt.

Erregende Kompressen kommen da zur Anwendung, wo Krankheitsstoffe erweicht, aufgelöst und ausgeschieden werden sollen. z.B. bei Geschwulsten, Geschwüren, in denen Eiter enthalten ist. Man nimmt hierzu erst ein angefeuchtetes grobes Leinentuch und darüber ein Stück Flanell, welches größer und breiter ist wie die Leinentücher. Sind letztere trocken geworden, feuchtet man sie wieder an.

Dampfkompressen haben ebenfalls den Zweck, Krankheitsstoffe aufzuweichen und auszuscheiden. Sie wirken schmerzstillend, da durch die feuchte Wärme die Nerven sofort beruhigt und auch von den sie belastenden Krankheitsstoffen befreit werden.


4. Kühle Kompressen.

Je nach dem Umfang des Körperteils, welcher bedeckt werden soll, nimmt man ein 4-6f ach zusammengelegtes Leinentuch, legt es auf die betreffende Körperstelle und legt eine Flanellbinde darauf, welche das Leinen gut bedeckt.


5. Dampfkompressen.

Hierzu wringt man ein ebensolches Leinentuch, welches in kochendes Wasser getaucht ist, aus, legt es so heiß wie möglich auf die Körperstelle und bedeckt es mit einer Flanellbinde.



III. Dampfbäder.

Die Dampfbäder haben den Zweck, den ganzen Organismus oder nur einzelne Teile anzuregen und im Körper befindliche Krankheitsstoffe aufzuweichen und durch die Poren der Haut auszuscheiden.

Am zweckmässigsten zu diesen Dampfbädern sind die Dampfkasten. Wo diese nicht vorhanden sind, sind auch ein oder einige Eimer Wasser ausreichend und eine große wollene Decke. Man setzt bestimmte Körperteile, oder den ganzen Körper diesen Dämpfen aus. Um die Dampfentwicklung zu erhöhen, hält man einen glühenden Glättbolzen mit der Spitze, vermittels eines Hakens, in das kochende Wasser. Nach dem Dampfbad wird der Körper mit 20-22!R. abgewaschen, oder noch besser wird ein Rumpfbad 22!, abkühlend bis 20!R., 3 Minuten Dauer, hinterher genommen.

Wer keinen Dampfapparat besitzt, für den lasse ich hier eine andere Beschreibung folgen.


1. Ganzdampfbad.

In einer Wanne, welche 30-40 cm hoch und ca. 1 m breit ist, stellt man einen Rohrstuhl und davor eine Fußbank mit durchlöchertem Sitz. Der Patient setzt sich auf den Stuhl und stellt die Füsse auf die Banke. Dann wird um den Körper vom Halse an eine wollene Decke geschlagen, welche zu allen Seiten über die Wanne hinausreicht bis auf den Fußboden und hier von Gewichten, Blätteisen etc. festgehalten wird. Eine zweite Person lüftet etwas auf der Rückseite des Körpers die Decke, gießt einen Eimer kochendes Wasser in die Wanne und nach 5 Minuten noch einen.

Erwähnt könnte hier noch werden, das Dreiviertel- und das Halbdampfbad, bei ersterem schließt die Decke auf der Brust ab, bei letzterem auf dem Unterleibe.


2. Beindampfbad.

Der Patient setzt sich, bis an den Oberkörper entkleidet, auf einen Rohrstuhl und streckt die Beine auf zwei davor stehenden Rohrstühlen aus, unter jeden der drei Rohrstühle wird nun ein Eimer mit kochendem Wasser gestellt. Damit die Dämpfe nicht entweichen, schlägt man über die Beine hinweg bis auf den Fußboden eine wollene Decke, welche vorn und hinten mit Nadeln zugesteckt wird.


3. Sitzdampfbad.

Der Patient setzt sich auf einen Rohrstuhl, entkleidet sich soweit, dass das Gesäß und die Geschlechtsteile frei sind und schlägt vom Oberkörper an bis auf den Boden eine wollen Decke um sich. Unter dem Stuhl wird ein Eimer mit kochendem Wasser gestellt.


4. Fußdampfbad.

Es wird ein Eimer zur Hälfte mit kochendem Wasser gefüllt. Über den Rand desselben legt man zwei feste Holzstäbe. Der Patient setzt sich mit entblössten Beinen davor auf einen Tisch und setzt die Füsse auf die Holzstäbe. Dann wird von den Knien ab rings um den Eimer herum bis auf die Erde eine wollene Decke geschlagen.


5. Kopfdampfbad.

Man stellt zwei Stühle mit den Lehnen aneinander. Der Patient setzt sich mit entblössten Oberkörper auf den einen Stuhl, auf den anderen wird ein Topf mit kochendem Wasser gesetzt.

Der Patient beugt Kopf und Oberkörper über die heissen Dämpfe, indem er sich mit den Händen auf den Stuhl stützt. Eine zweite Person breitet über Kopf und Oberkörper eine Decke, welche bis zum Fußboden reichen muss.


6. Armdampfbad.

Der Patient setzt sich auf einen niedrigen Stuhl und legt beide Arme auf die Lehne eines davor stehenden Stuhles. Nun wird unter beide Arme ein Eimer kochendes Wasser gestellt. Dann wird eine Decke über die Arme geschlagen, welche bis zur Erde reicht.


7. Handdampfbad.

Die Hände hält man über ein Gefäß mit kochendem Wasser, damit die Dämpfe nicht entweichen, legt man über Hände und Unterarme eine wollene Decke, welche bis zur Erde reicht.

Levitating Stone
(Hinzugefügt)
8. Abwaschungen.

Die Abwaschungen haben den Zweck, die Hauttätigkeit zu beleben und auf die Nerven erfrischend und kräftigend einzuwirken. Am besten macht man sie gleich Morgens nach dem Aufstehen. Zuerst wäscht man Hals und Brust, reibt sie gleich trocken, dann wäscht man Leib, Rücken, Arme, Beine und Füsse. Man nimmt am besten dazu einen nassen und einen trockenen Badehandschuh.



Erstellt 1999. Update 18. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Die psycho-physiologische Naturheilkunde             Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
 
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