Carl Huter: Heilwissenschaft der Zukunft - Part IV.3
 
Fortsetzung

Über das vermeintliche Können hinaus.
Im Nachstehenden will ich einige Beispiele aus meiner diagnostischen und heilkundigen Praxis anführen, welche bestätigen, dass sowohl die physiognomische Menschenkenntnis wie auch die sich daraus ergebende Prognose oder Heilkunde oft über Erwarten Grosses leisten können.

Einige Beispiele aus meinen Untersuchungen und Vorträgen.

Auf meiner Reise im Jahre 1897 kam ich auch nach Vienenburg, eine Hauptstation vor Harzburg, mit großer Industrie und einem Kaliwerke. Ich hielt da in einem der ersten Lokale einen Vortrag, welcher gut besucht war; unter denjenigen, die sich zu Untersuchung gemeldet, diagnostizierte ich bei einem Herrn chronischen Luftröhrenkatarrh und Disposition der Lunge zu Erkältungskrankheiten. In der Reihe der Charakterzüge, als ausgeprägtesten, die Begabung für Anatomie und einige andere Fächer. 

Nach Schluss des Vortrages reichte der Herr mir die Hand und stellte sich dem Publikum vor als Dr. med. Indewig aus Harzburg, bestätigte meine Aussagen und auch das, dass wir uns völlig fremd waren.

Aus wissenschaftlichem Interesse sagte Herr Dr. I., sei er mir nachgereist, um sich von der Tatsache zu überzeugen, ob diese neue Kunst einen wissenschaftlichen Wert besitze; er müsse dies nun voll und ganz bestätigen, er sprach sich, auf die Einzelheiten eingehend, des Weiteren anerkennend aus, und reichte mir zum Abschiede dankend die Hand.

Meine Kunst war über das vermeintliche Können jenes wirklichen Wahrheitsforschers glänzend hinausgekommen und anerkannt worden.

Gelegentlich eines Vortrages in Goslar wurde ich von dem hervorragendem Psychiater Dr. Servaes, Leiter der dortigen Nervenheilanstalt, zu einem Vortrage im engeren Privatzirkel seines Sanatoriums geladen.

Der Erfolg war, wie der Herr in seinem Anerkennungsschreiben! bestätigt hat. In demselben Jahr kam ich nach Bad Pyrmont, hielt dort im Hotel zur Krone einen Vortrag über das gleiche Thema; unter den Anwesenden fanden sich zwei so genannte Fachleute, die mir vorher völlig unbekannt waren.

* Dasselbe befindet sich unter Berichten über Untersuchungen und Vorträge.

Der Porträt- und Historienmaler Niemann, dem ich ein schweres Halsleiden und Talent für Geschichte und Formen und Farben konstatierte; der Herr bestätigte dies nachträglich vor dem Publikum.


Dr. W.H. Schüssler, 1821-1898.

Dem anderen Herrn hatte ich hervorragendes Talent für Biochemie und ärztliche Forschung, sowie wissenschaftliche Schriftstellerei zuerkannt, er entpuppte sich als Dr. Schüssler, Oldenburg, der Entdecker für Bio-chemische Homöopathie und namhafter Schriftsteller auf diesem Gebiete.

Dr. Schüßler
(HdBu der Biochemie. Büste. Bild rechts - Quelle: DgM Nr. 90 u. Entdeckungen, Hrsg. Amandus Kupfer, 1940. Hinzugefügt)

Beide Herren sprachen ihre Bestätigung öffentlich vor dem Publikum aus. Sie hatten eine Kunst entdeckt, über die ihre vorherige Anschauung hinausgeht, und die einen wissenschaftlichen Wert besitzt, der noch gar nicht abzusehen ist, wie die Herren meinten.


In L. a Bbg. hielt ich einen Vortrag, wo u.a. ein Amtsbaumeister, der erste Lehrer, der Bahnhofsvorsteher und ein Steinbruchbesitzer zur Untersuchung vortraten. 

Alle bestätigten die Urteile. Interessant war die Feststellung eines chronischen Leber- und Magenleidens bei dem Bahnhofsvorsteher, ferner die Feststellung einer eigenen Art leiden bei dem Steinbergwerkbesitzer, letzterer meinte, er sei zwei Jahre lang bemüht gewesen bei den ersten Ärzten und Professoren sein Leiden feststellen zu lassen, nachdem die widersprechendsten Diagnosen festgestellt und schließlich ein Professor ein Magenleiden konstatiert hatte, sei er nach Professor und Geheimrath Dr. Billroth in Wien gereist, der dann nach genauer Untersuchung feststellte, was ich ihm oben gesagt; durch meine neue Diagnose war in zwei Minuten gefunden, was die Durchschnittsärzte nicht in zwei Jahren fanden und was die größte medizinische Kapazität des 19. Jahrhunderts allerdings in fast zwei Stunden fand. 

Die neue Kunst hatte alles Dagewesene übertroffen.

Tausende hatte es dem Manne gekostet, die Ursache seines Leidens zu finden, ich fand es in wenigen Minuten. Ein Erfolg, der über die vermeintliche Möglichkeit geht. Die Fälle sind zahllos, wo ich die überraschendsten Diagnosen aus dem Gesichtsausdruck feststellte.

Eins aber darf man nicht vergessen, nämlich das, solange Menschen irren können, so lange wird auch ein Irrtum mit dieser Wissenschaft nicht unmöglich sein; ich behaupte, aber nicht liegt dann solches an der Echtheit dieser Kunst, denn diese ist an sich objektiv unfehlbar, da sie sich strikt an die absolute Gesetzlichkeit der Natur, des Formen-baues der Kraft und Lebensäußerung hält.

Aber unsere Sinne sind nicht immer in der gleichmäßigen günstigen Verfassung, es kann vorkommen, dass körperliche Erschlaffung, Unpässlichkeit, unangenehme Eindrücke Zerstreutheit usw. den Scharfblick schwächen, oder trüben, dann allerdings kann man auch irren und zwar aus subjektiven Unvermögen. Die objektive Möglichkeit und Leistungsfähigkeit dieser Wissenschaft bleibt aber in ihrer ganzen Majestät des souveränen Könnens bestehen.

Wenn ich mich zu Beurteilungen anschicke, so spannen sich alle Nerven und Muskeln im Körper, so dass ich diese Spannung selbst noch in den Zehen und Füssen verspüre, ein Beweis, welche Anspannung solche Beurteilungen aus der Physiognomie erfordern. Wer aber meint, auch subjektiv irren dürfe man nie, der über-schätzte die menschliche Kraft.

Gelegentlich eines Vortrages in Soltau, Prov. Hannover, besuchte der in dortiger Gegend berühmt gewordene Arzt Dr. med. Schönebeck meinen Vortrag, und zwar nicht ohne Misstrauen, er schickte unter denen, die sich zur Untersuchung meldeten, einen Rückenmarksleidenden zu mir, bei welchen ich Nerven-, Muskel- und Magenschwäche konstatierte; befriedigt über diese und andere Resultate seines Patienten und anderer ihm bekannter Personen, war aus dem Saulus ein Paulus geworden. 

Der Herr Doktor lud mich, zwecks Anknüpfung näherer Bekanntschaft, desselben Abends noch zu einem Glase Wein und am nächsten Morgen musste ich eine Untersuchung seiner Familienmitglieder vornehmen.

Dr. Schönebeck inszenierte diese Feuerprobe, um sich von der Leistungsfähigkeit meiner neuen Entdeckung zu überzeugen. Nicht Unvermögen sich selbst, sondern das Interesse für die Wissenschaft bewog den Mann hierzu. Er selbst war ein guter Diagnostiker, von der Allopathie zur Homöopathie übergegangen und ein Freund der Naturheilmethode. Das Resultat meiner Untersuchungen fiel über sein Erwarten günstig aus.

Ich wünschte dem deutschen Vaterlande, dass es viele solcher Ärzte hätte, oder doch alle Ärzte von dem gleichen wissenschaftlichen Forschungsdrange beseelt würden, dann stünde es gut mit den Fortschritten der Naturheilkunde!

Doch wie viele brave Herzen auch unter dem allopathischen Doktorhute noch schlagen, davon ein Beispiel: Fräulein Ullrich, älteste und einzigste Tochter des Herrn Dr. med. Ullrich in U., war mehrere Jahre leidend, sie ließ mich ohne Wissen ihres Herrn Vaters, im Einverständnis mit ihrer Mutter, rufen. 

Nachdem die Untersuchung und Beratung beendet war, erschien der Herr Vater, reichte mir freundlich die Hand und meinte: Nun, was sagen sie zu meiner Tochter?, meine Mittel sind erschöpft, ich will ihr gern den Willen lassen, wenn sie glaubt anderweitig Hilfe zu finden; die Gesundheit ist doch der Zweck aller Heilkunde, ich weiß, es gibt verschiedene Wege dahin, ich hörte viel von ihnen, Sie interessieren mich usw. Das verehrte Fräulein hat meine Untersuchung bestätigt, begab sich darauf im Einverständnis ihrer Eltern in eine Naturheilanstalt!, die ich ihr empfohlen hatte. 

Trotzdem ich jedes angebotene Honorar abschlug, wurde mir trotzdem meine Mühe reichlich belohnt, und ich musste das mir Dargebotene annehmen, um mir die gute Stimmung zu erhalten durch Befriedigung des Dankbarkeitsgefühls, das mir so reichlich zum Ausdruck gebracht wurde.

Das war von dem alten Herrn gewiss eine brave Tat, solche Selbstüberwindung zu üben, wie sie dem wahren Arzt so schön ansteht. Dadurch kann die Achtung und Ehre eines Arztes gewiss nur steigen, wenn er Sinne und Augen offen hält für alle neuen Bewegungen auf wissenschaftlichem Gebiete, kommen sie woher sie wollen, von der Hochschule oder von Autodidakten, wenn sich die Sache selbst nur bewährt hat.

Wenn es erst mal dahin gekommen ist, dass die allopathischen-,homöopathischen- und Natur-Ärzte allesamt die Selbstüberwindung üben, nicht übereinander, sondern nebeneinander zu arbeiten, nicht falsche, standesgemäße oder fachgemäße Prinzipienreiterei zu treiben, sondern vorurteilslose freie Forschung, gegenseitige Aussprache, gegenseitige Unterweisung Platz gegriffen hätten, ja, dann wäre eine herrliche Zeit angebrochen, dann ständen alle Ärzte im Dienste der Gesundheit, nämlich da wo sie hingehören.

Heute betrachten sich die Anhänger der verschiedenen Richtungen oft gegenseitig, wie wenn jeder des andern Raubtier wäre, der eine ist des anderen Busemann, und der Kranke hat unter dieser Stellungnahme am meisten zu leiden, ihm erscheint mancher Arzt wie eine Art Knecht Rupprecht mit der Fitzelrute; durch die Aufoktroyierung seiner Heilmethode, die er vertritt und den gebrochenen Kranken neue Schläge versetzt, wenn solcher es wagt, eine andere Methode zu ergreifen, von welcher er sich Hoffnung verspricht. 

Darum Ehre jenem Arzt in U.

Ja, die ritterliche Selbstüberwindung überschreitet die Grenzen alles Kleinlichen und Unwürdigen, sie ist der Prüfstein des wahren Arztes und Menschenfreundes in sittlicher Richtung.

Frau von L. hatte zwei Söhne grundverschieden im Charakter, sie ließ beide auf ihren Gesundheitszustand und Charakter untersuchen, seitdem wußte sie beide richtig zu erziehen und gesundheitlich zu behandeln, ja selbst für den zukünftigen Beruf vorzubereiten.

Die neue Wissenschaft überschreitet die Grenzen der Heilkunst, sie greift in das Gebiet der Erziehung weit hinüber.

* Herr Dr. Schönebeck zahlte ein nobles Honorar, als ich einen Teil davon zurückgeben wollte, wurde dasselbe nicht angenommen mit den Worten: „Alle Achtung vor ihrer Wissenschaft, das haben sie sich ehrlich verdient“.

* Meine Praxis hatte ich damals abgegeben und war längere Zeit ohne eigenen Anstalt, weshalb ich die Zeit zu Vortragsreisen benutzte.

Im „Altdeutschen Hause“ der alten Bischofsstadt Hildesheim hatte der Besitzer B. eine Kollekte auf dem Stammtische ausgestellt zwecks Sammlung von freiwilligen Gaben zu einem Turmbau. Der Geldbehälter war ohne Schlüssel desjenigen vom Bausammelfond, der den Schlüssel verwahrte nicht zu öffnen. Trotzdem war der Inhalt von annähernd 20 Mark in einer Nacht, von Sonnabend zum Sonntag gestohlen, als am Sonntag früh der Kassenwart vom Bausammelfond-Komitee, welcher schon am Sonnabend kontrolliert hatte, den Inhalt holen wollte, war der Kasten leer. Das gab für den Wirt und dessen Frau ein peinliche Situation. Der Wirt ließ sein ganzes Personal rufen, aber jeder leugnete und es gab üble Auftritte. 

Ich war zugegen und beobachtete im Stillen beim Glase Bier den ganzen Hergang, voll Teilnahme für diejenigen, welche unschuldig verdächtigt wurden, im Interesse der Gerechtigkeit und Wahrheit sagte ich zum Wirt: Ich will, wenn sie mir das Versprechen geben, daß der Betreffende keine Freiheitsstrafe, sondern nur körperliche Züchtigung oder einen strengen Verweis erhält, den Täter sofort ausfindig machen, sobald sie nochmals die genauen Umstände erzählen und sämtliche Leute ihres Hauses vorführen lassen. 

Kassendieb von Hildesheim von Carl Huter überführt
(Quelle Hauptwerk Lehrbrief V. Hier in Rubrik „Vier Bücher“. Hinzugefügt)

Der Wirt versprach, wie ich ihm sagte; ich erkannte sofort aus den Gesichtszügen und Augen den Täter, welcher anfänglich leugnete und dann gestand; er mußte das Geld herausgeben, nachdem ich ihm klar gelegt hatte, ich könne das alles sehen. Hierdurch ward er vor einem Rückfalle bewahrt, behielt seine Ehre und blieb auf gutem Wege.

Die neue Wissenschaft erzog einen Verirrten zum Guten, was Polizei, Justiz und Strafgesetz nicht gelingt, die neue Wissenschaft erreichte es; sie geht über jene hinaus, wie, das ist auch eine Kunst.

Anmerkung Timm: Vergleiche Hauptwerk Carl Huter Lehrbrief V - hier in Rubrik „Vier Bücher“.

Im letzten Winter kam ein Fürst von auswärts in meine Wohnung, er hatte von der neuen Beurteilungskunst gehört; derselbe stellte sich als Baron vor, verschwieg seinen Namen, sein Herkommen, seine Stellung, er wollte sich nur von meiner Wissenschaft überzeugen, und bat um Beurteilung seiner Persönlichkeit. 

Ich stellte aus dem Gesichtstypus einen hohen, uralten Adel fest. Grosse Willenskraft, Reisesinn, Orientierungsgabe, Frömmigkeit, großer Sinn für Mystik, Barmherzigkeit und Interesse für Bekehrung verbrecherischer Individuen; sonst Liebe zur Einfachheit, schlichter Nahrung und eine gute Gesundheit. 

Der Herr Baron drückte mir darauf die Hand und sprach: „O, Sie Arzt und Menschenkenner von Gottes Gnaden“; er nannte jetzt seinen Namen, erzählte kurz seine Lebensgeschichte, woraus sich die Bestätigung meines Urteils ergab. 

Der Durchlauchtigste Herr war Ritter des Johanniterordens, beschäftigte sich mit Vorliebe mit den Fächern, wie ich gesagt hatte, versprach bei seiner Verabschiedung, für mich etwas zu tun, damit diese Wissenschaft zur Anerkennung gelange. Der hohe Herr hat sein Wort gehalten. Bald darauf wurde ich zu einem Vortrage bei seiner Erlaucht dem Landesregenten befohlen. Ich trug in zwei Vorträgen, durch beweisführende Beurteilungen unterstützt, meine Wissenschaft vor, das neue derselben überraschte und die Urteile wurden anerkannt.


In Nachfolgendem will ich einige Beispiele in Bildern und Beschreibung vorführen, wie durch die neue Heilkunst, die sich aus der neuen Wissenschaft ergibt, Heilerfolge erzielt wurden, die selbst über mein eigenes vermeintliches Können hinausgegangen sind.

Gelegentlich eines Vortrages in Ülzen, Prov. Hannover, wurde ich am Tage nach demselben zu einem dortigen Amtsgerichtsrat gerufen, dessen 5jähriger Sohn längere Zeit an schwerer Lungenentzündung krank darniederlag. 

Der Mann, welcher sich von der Qualität meines Könnens in benanntem Vortrage überzeugt hatte, bat nun zuerst um meinen Rat, ob das Kind wohl Lebenskraft genug hätte, eventuell mit welchen Mitteln ihm zu helfen sei, die dortigen Ärzte hätten das Kind aufgegeben, und seine Anwendungen auf Einholung verschiedener Ratschläge von Kuhne in Leipzig hätten auch keinen Erfolg gehabt.

Ich sah mir das Kind an, Puls 120, Fieber über 40°, ich sagte nun hierauf, daß ich, ohne eine Verantwortung zu übernehmen, einen Versuch machen wolle. 

Der Herr Amtsgerichtsrat erwiderte: ich nehme jede Verantwortung auf mich, versuchen sie mir das Kind retten zu können! Ich behandelte nun das Kind vom Mittag zu Mitternacht bis gegen Morgen, ich hoffte und
zweifelte, das Fieber stieg und fiel.

Nach Fortlassung des von Kuhne verordneten rohem geschabten Apfelobstes wirkten die Wasseranwendungen durchgreifender, das Fieber hielt sich längere Zeit unter 40°, durch das Heliodasieren wurde es nachhaltig unter 39° gebracht, zuweilen bis auf 38° und weniger. 

Durch Einwirkung blauer und roter Lichtstrahlen suchte ich einesteils der Erschöpfung vorzubeugen, andernteils das Fieber auf einer niedrigeren Temperatur, unter 38,5°, stabil zu halten. Gegen 4 Uhr Morgens konstatierte ich, daß das Kind, wenn sich das Fieber bis zum anderen Morgen früh 10 Uhr in und unter dieser Temperatur vorherrschend hält, auch wenn es vorübergehend bis 40° steigt, dass dann das Kind gerettet sei.

Ich sah dies nämlich an den Formen der Gesichtszüge. Mit diesem Resultate zufrieden, begab ich mich zu Bett; des andern Morgens um 9 Uhr erhob ich mich von meiner Ruhestätte, wo mir nach kurzem der Vater des Kindes günstige Mitteilungen über das Befinden desselben machte.

Gegen Mittag verließ ich den Ort, nachdem ich meine Verordnungen hinterlassen, mit der festen Versicherung, dass das Kind gerettet sei. Gegen Mittag des andern Tages erhielt ich aber schon eine Depesche, dass Gefahr durch hohes Fieber eingetreten sei und ich sofort per Schnellzug kommen möchte. Ich war abgehalten, wäre aber sicher angereist, wenn ich nicht gewusst, dass das Kind doch durchkommen würde, ich ließ in aller Ruhe abtelegraphieren; „Verhindert“. Ich schrieb aber gleichzeitig eine Karte, wenn es wirklich nötig sei, käme ich noch. 

Am anderen Tage erhielt ich folgenden Bescheid: Ihre Hilfe bedarf ich vorläufig nicht mehr. Das Fieber war wieder nochmals über 40 Grad gestiegen. Unruhe und Schwäche traten ein, auch Durchfall.

Jetzt ist es Fieberfrei mit Untertemperatur, hat vorige Nacht gut geschlafen.
Mit freundlichem Gruß
Uelzen, 2. Februar 1898. Ihr ergebener Schl.

Der Erfolg, den ich nicht mehr bei Beginn der Behandlung erwartet hatte, war eingetreten durch das Ablesen des inneren Krankheitszustandes aus den Gesichtszügen, wodurch ich unwillkürlich immer das Richtige in der Verordnung traf, welches half.

So etwas lässt sich eben nicht lehren, es ist und bleibt eine Kunst, gestützt auf metaphysische und physiognomische Feinfühligkeit, die einem unbewusst das eingibt in einer Art, die sich hier nicht beschreiben lässt.

Herr M. schrieb am 19. September 1896 folgenden Brief:
Werter Herr!
Im Auftrage des J.R. hier erlaube ich mir, mich mit einem Briefe an sie zu wenden. 

Seit längerer Zeit bin ich schon von einem bösen Leiden heimgesucht und lasse mein Befinden nachstehend folgen. Ende August vorigen Jahres spürte ich in der Speiseröhre, dicht über dem Magen beim Brotessen einen leisen Druck, dieser Druck wurde nach und nach stärker und musste im Oktober ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, da wurde mir gesagt, ich hätte Speiseröhrenverengung und wurde mit Magensonden von oben bis in den Magen sondiert, aber stets ohne Erfolg. 

Von Anfang Februar schritt das Leiden so vorwärts, dass ich Ende des Monats konnte weder Mehlsuppe noch Milch auf richtigem Wege dem Magen zuführen, und musste mich am 5. März einer Magenoperation unterziehen, ebenfalls ohne Erfolg, die Speiseröhre ist zu und ich muss mich schon ein halbes Jahr künstlich ernähren. 

Seit der Operation und der künstlichen Ernährung habe ich körperliche sehr nachgelassen. Husten, Kopf- oder Brustschmerzen, oder dicke Füße habe ich nicht, der Stuhlgang ist regelmäßig und unverändert, auch habe ich an der Stelle, wo die Speiseröhre zu ist, keine Schmerzen, wo mir aber der Magen operiert ist, habe ich immer Empfindung, auch bekomme ich häufig wenn ich esse, eine innerliche Angst. 

Nun werter Herr, bitte ich meinen Brief sorgfältig zu prüfen und wenn Sie Mittel für meine Krankheit haben, mir solche zu übersenden. Eine Reise zur Untersuchung nach dort würde mir zu viel werden. Das Honorar für ihre werten Bemühungen werde ich bei Zusendung Ihrer werten Rechnung prompt besorgen.
Hochachtungsvoll C.M.
O., den 1. Oktober 1897.
Hierauf folgte Anweisung zur Hauskur.

Hierauf ging mir folgendes Schreiben zu:
Werter Herr! Ihre werte Anweisung empfangen und teile Ihnen folgendes mit: Donnerstag habe ich das letzte Bad genommen und Freitag früh die erste Packung, ich befinde mich ganz wohl danach, mehr hoffentlich aber im nächsten Briefe. 

Auch wollen Sie gern wissen, wie die künstliche Ernährung angelegt ist, von der Magengegend aus ist mir der Operationsschnitt gemacht, in demselben ist nur ein Gummischlauch bis in den Magen hineingelegt, derselbe steht 10 bis 15 Zentimeter nach außen, darauf kommt ein Trichter und die Speisen werden da hinein getan, dieselben müssen aber recht fein und flüssig sein, dann zieht es langsam nach dem Magen. 

An Speisen ist mir seitens der Ärzte nichts verboten und sind dieselben folgende: Früh Morgens trinke ich Mehlsuppe mit Ei angequirlt, zum Frühstück ein dünnes Butterbrot mit feinen gewiegten, rohen Fleisch, oder weich gekochtem Ei, Mittags esse ich dünne Suppe, meistens von jungen Geflügel, Nachmittags ein dünnes Butterbrot, eine Tasse Kaffee dazu, aber mehr Milch, Abends einen Teller Hafergrütze oder Weinsuppe, das wären meine täglichen Mahlzeiten.
Achtungsvoll C.M.

Die weiteren Anweisungen wurden dem Patienten übermittelt, hierauf ging folgender Bericht ein:
O., den 6. Oktober 1897

Werter Herr!
Ihr wertes Schreiben vom 3. dieses Monats habe ich erhalten und teile darauf folgendes mit: erstens wollen Sie gern wissen, ob ich gar nicht schlucken, oder ob alles in der Speiseröhre hängen bleibt. Die Speiseröhre war so eng geschlossen, dass nicht ein Tropfen Wasser durch ging und kam alles wieder nach oben.

Dienstag vor acht Tagen nach dem ersten Bade habe ich zum ersten Malle das Schlucken wieder versucht und zu meiner großen Freude drei kleine Schlucke Bier dem Magen können zuführen, seitdem versuche ich jeden Tag an Getränken und auch an weichen Speisen auf richtigem Wege dem Magen zuzuführen und hat bisher bei kleinen Mengen gegangen.

Nun wollen Sie wissen, ob ich vielleicht auf den Kopf gefallen bin, stark erschreckt, Kummer oder Gemütsaufregung gehabt habe. 

Die drei ersteren Fälle sind mir unbekannt, aber Gemütsaufregungen kommen öfter vor, ferner wollen Sie noch wissen, ob ich verheiratet bin; zwanzig Jahre bin ich verheiratet, alt 47 Jahre 10 Monate. 

Meine Figur ist folgende: Ich bin groß, war stets gut genährt und gesetzt, aber nicht fett, Bruch habe ich nicht und mein Hals ist normal, mein Beruf ist Sattlereihandwerk, dies sind die Fragen auf ihre brieflichen Anfragen.
Hochachtungsvoll C.M.

Aus dem vorstehenden ersieht man:

1. Die Hilfe der Schulmedizin war absolut ausgeschlossen, weshalb zu der furchtbaren Operation geschritten wurde, wodurch dem Manne auch noch wenig gedient war.

2. Der Mann war schon vorher, auf meine Methode aufmerksam gemacht und von seinem Freund dringend geraten worden, sich nicht operieren zu lassen, bevor er meine Kur versucht hätte.  Die Ärzte seiner Heimat rieten ihm natürlich davon ab, sie hielten die Heilung der Luftröhrenverengung überhaupt nicht für möglich, und der Patient glaubte auch, was Medizinärzte nicht heilen können, könne ein anderer erst recht nicht heilen.

3. Die Möglichkeit auch des von mir für unmöglich gehaltenen Heilprozesses eines scheinbar unheilbaren Leidens durch meine Methode, welche, wenn schon vor der Operation begonnen, diese überflüssig gemacht hätte.

Die zu Anfang des Buches abgedruckten Bilder stellen je linksseitig den betreffenden Patienten vor, rechtsseitig nach der Kur dar, mögen sie ebenfalls davon überzeugen, wie das, was von Medizinärzten und einem Teile des Publikums für unmöglich gehalten wurde, zur Wahrheit geworden ist, nämlich den glänzenden Sieg meiner Heilmethode über die medizinisch homöopathische und minderwertigen Naturheilsrichtungen, die heue noch paradieren.

Fig. I. Frau Hofbesitzer Aug. A. zu W. bei L. a. B., acht Jahre an Unterleibskrebs medizinisch und anderweitig vergeblich behandelt, konnte keine Kalt-Wasserkur und Feuchtigkeit vertragen; von einem Professor und Frauenspezialist verschiedentlich operiert, verlor die Frau von 220 bis zu 115 Pfund in dieser Zeit an Körpergewicht und stand dieselbe vor der Auflösung. Dieselbe trat im April 1895 in meine Behandlung und konnte nach 9 wöchentlicher Kur geheilt entlassen werden.

Durch Fortsetzung der Kurvorschrift zu Hause und alljährlich kurzer Kräftigungs-Kur in meiner Anstalt erhielt ich die Frau gesund und widerstandsfähig; sie verrichtet wieder sämtliche Arbeiten und hat von Jahr zu Jahr an Kraft und Körpergewicht wieder zugenommen.!

Fig. II. Herr Schlachtermeister und Restaurateur J. R. aus O., Kr. Helmstedt, Herzogth. Braunschweig, litt an einem schweren chronischen Lungen- und Magenleiden, wozu sich eine schmerzhafte Knochenhautentzündung gesellte. R. trat im Februar 1895 in meine Behandlung und konnte nach wenigen Wochen geheilt entlassen werden, befolgte meine Vorschrift und blieb wohl und gesund bis auf den heutigen Tag.

Fig. III. Frau N. aus Hiddesen war längere Zeit schwer augenleidend, durch medizinische Behandlung eines Augenarztes verschlimmerte sich der Zustand so, daß die Augen aus dem Kopf quollen und der Kopf aufgetrieben war, das Gesicht war total entstellt. * Siehe unter Originalberichte.

Die furchtbarsten Schmerzen, Schlaflosigkeit, Lichtscheu und periodische Blindheit wurden weiteren Plagen, wahrscheinlich lag ein Fehlgriff des die Frau behandelnden Augenarztes durch medizinische Vergiftung vor, denn noch nie sah ich ein Augenleiden mit solch furchtbarem Eindrucke; ich schreckte zurück, als ich zum ersten Male die Frau zu Gesicht bekam, so entsetzlich waren Augen und Nase und der ganze Kopf, selbst Hals und Mund entstellt; unzweifelhaft lag eine Vergiftung vor. Die unglücklich Frau wurde in kurzer Zeit in meiner Behandlung geheilt.! Bevor ich sie intotaler Behandlung nahm, ließ ich eine vierwöchentliche Probekur zu Hause vorhergehen, da ichan einer Wiederherstellung selbst gezweifelt hatte.

Der Erfolg war über Erwarten gut und das ganze Krankheitsbild hatte sich erheblich gebessert,hierauf nahm ich in meiner Anstalt die Totalbehandlung vor, und als ich die Heilung sicher voraussah, da erst ließ ich das erste Krankheitsbild anfertigen, das Bild zeigt also nicht die Krankheit inihrem tiefsten Stande, sondern schon nach fortgeschrittener Besserung. Nach der Heilung wurde die zweite Aufnahme gemacht, welche Augen, Kopf und Gesichtszüge in der normalen Gesundheit wiedergeben.

Fig. IV. Herr Photograph B. aus Hameln a. d. Weser, jetzt etabliert in Lage i. Lippe, 2 Stationen von Detmold, erkrankte infolge kalten Biertrinkens in den heißen Julitagen des Jahres 1897 an einem schweren Magen- und Leberleiden; medizinische Hilfe war vergeblich, es trat Gelbsucht hinzu, und zwar in einem Maße, welches das Schlimmste befürchten ließ. 

Wechselfieber, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit, Leibschmerzen plagten den jungen Mann Tag und Nacht. In dieser Not begab er sich in meine Behandlung, ich bat um Aufnahme des Krankheitsbildes, was er mir gewährte.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
In 4 Wochen war Herr B. vollständig hergestellt und ist derselbe seitdem immer kräftig und gesunder geworden. Das zweite Bild rechts zeigt die Gesichtsfarbe und Gesichtszüge wieder bei voller Gesundheit.

Man sieht die Heilkunst ist mehr eine Kunst wie eine Wissenschaft, diese Kunst ist auch eine Wissenschaft, aber eine andere, wie diejenige, welche an Hochschulen gelehrt wird.



Erstellt 1999. Update 18. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Die psycho-physiologische Naturheilkunde             Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
 
Heilwissenschaft der Zukunft