Carl Huter: Heilwissenschaft der Zukunft - Part I.3
 
Fortsetzung

II. Neuere Geschichte.

In den dreissiger Jahren trat der Bauer Vincenz Prissnitz vom Gräfenberge in Schlesien mit praktischen Wasseranwendungen hervor, womit er alles bisher Dagewesene meisterte durch Kühnheit und Planmäßigkeit der Methode, wie auch durch die vorzüglichen Erfolge, welche er damit fast ausschließlich erzielte.

Priessnitz, Begründer der neueren Wasserheilpraxis
(Quelle: DgM Nr. 20 - 1934. Hinzugefügt)

Priessnitz darf daher als der  Begründer der neueren  Wasserheilpraxis gelten.

Einen ganz besonderen Ruf als Naturarzt genoss auch der Ökonom Johann Schroth zu Niederlindewiese bei Freiwaldau in Österreich-Schlesien dadurch, dass er Herzog Wilhelm von Württemberg der in österreichischen Diensten stand und von allen medizinischen Autoritäten dahin beraten war, dass er ohne Amputation seines verwundeten Beines nicht am Leben erhalten werden könne, in kurzer Zeit mit Wasser und strengster Diät heilte.

Johann Schroth
(Quelle: DgM Nr. 20 - 1934. Hinzugefügt)

Aus Dankbarkeit gegen Schroth erließ der Herzog in Nr. 43 des in Wien erscheinenden Journals "Österreichischer Soldatenfreund" vom 23. April 1850 folgenden Aufruf: An die Herren Kameraden in der Armee! Der Unterzeichnete hält es für seine Pflicht, durch diese Zeilen seine verwundeten Kameraden auf eine Heilungsmethode aufmerksam zu machen, welcher sicherer zur Genesung führt, als alle bisher bekannten und von den Ärzten angewandten Mittel."

Johann Schroth

Der Ökonom Johann Schroth zu Niederlindewiese bei Freiwaldau in Österreich-Schlesien behandelt frische und alte Wunden schon seit vielen Jahren auf eine ganz besondere Weise und hat dadurch die glänzendsten Resultate erzielt, die aber leider zu wenig bekannt sind.

Seine Kur ward von vielen Semmelkur genannt und verspottet, weil man meinte er heile Wunden mit trockener Semmel. Doch ist dies keineswegs der Fall. Schroths Prinzip ist, den verwundeten Teilen möglichst wenig schlechte Säfte zuzuführen, und er bezweckt dies, indem er seine Patienten zur strengsten Diät anhält. So verbietet er ihnen das Wasser ganz und gar und sucht die Nahrung der Kranken auf Wein und Semmel, um zu nähren und dabei zu stärken, zurückzuführen. Gleichzeitig wendet er lokale und feuchte Umschläge an, die nach Art der Verwundung längere oder kürzere Zeit liegen bleiben. Die Kur kann nicht leicht genannt werden, sie ist aber auch nicht übermässig anstrengend und gewiss kein zu schweres Opfer für die sichere Wiedererlangung der Gesundheit.

Um einige Beispiele anzuführen fange ich mit dem meinigen an. Eine Spitzkugel hatte mir das Schienbein dicht unter dem Knie durchbohrt; ich lag bereits 9 Monate und es war keine Hoffnung, das mein Bein erhalten werden könnte. Da wandte ich mich an Schroth und er stellte mich in 4 Monaten vollkommen her.

Der pensionierte Oberst von Tschebuly litt bereits seit dem Jahre 1809 an den Folgen mehrerer Wunden. Im Laufe des Jahres 1849 brauchte er die Kur 19 Wochen lang und ward von allen verjährten Übeln befreit.

Eine alte Wunde braucht freilich längere Zeit, um sich zu reinigen und zu heilen, als eine frische. Bei letzteren aber ist der Erfolg ein erstaunend rascher und glänzender. 

Ich führe nur zwei Beispiele an, die ich selbst in Lindewiese mit erlebt habe. Ein Bauernmädchen brach sich den Arm und zersplitterte das Gelenk. Bloß durch kalte feuchte Umschläge und angemessene Diät brachte sie Schroth in ganz kurzer Zeit so weit, dass sie den Arm ganz wie einen gesunden biegen und gebrauchen konnte.

Ein älterer kräftiger Bauer zerschlug sich mit der Axt das Schienbein so, dass dasselbe fast ganz durchhauen und mehrere Flechsen durchschnitten waren. In drei Wochen war alle Gefahr soweit beseitigt, dass er wieder anfing, das Bein zu gebrauchen.

Es wird mir jederzeit eine Freude sein, meinen verwundeten Kameraden nähere Auskunft über die Kur zu geben, der ich meine Gesundheit verdanke und die hoffentlich noch manchen andern heilen wird.
Wilhelm, Herzog von Württemberg, Hauptmann beim Erzherzog Sigmund-Inf.-Reg. Nr. 45.

Schroth und Priessnitz waren Genies in ihrem ergriffenen Fache der Heilkunst und wahre Ärzte von Gottes-gnaden bei denen viele tausend Kranke die Gesundheit wiederholten. Die Ärzte Hallmann, Scharlan, Diener und mehrere andere traten in ihren Schriften für diese Männer und ihre Methode ein.

Die so genannten Priessnitz`schen Umschläge wurden eine Zeit lang sogar von den Giftdoktoren den Medizinern, vielleicht wohl mehr unter dem Drucke der Mode, man höre und staune, als gleichwertig den abtötenden Medikamenten betrachtet. Wer lacht da?

Das wirkliche Eintreten von einigen wenigen Medizinern damaliger Zeit für die Wasserheilkunde im Allgemeinen verdient umso mehr Anerkennung, als diese einsichtsvollen Herren unter ihren naseweisen Kollegen manchen Kampf darin durchzufechten hatten. Wenn gegen die Dummheit selbst Götter vergebens kämpfen, wie erst muss der Kampf gewesen sein, den solche Helden gegen ihre menschlichen Einfaltspinsel zu kämpfen hatten, denen staatlich die Dummheit privilegiert war. Die vorzüglichen Ärzte Brand in Stettin, Dr. Jürgensens in Kiel und viele andere, kämpften in ihren Schriften mutig für die Wassermethode weiter.

In neuerer Zeit machte der kürzlich verstorbene Pfarrer Kneipp durch seine Wasserkuren Aufsehen und der günstige Umstand, dass Kneipp ein katholischer Priester, dabei aber auch ein biederer deutscher Mann von volksverständlicher Schreibweise war, trug zu seinem Rufe als guter Heilpraktiker sehr viel bei.

Pfarrer Sebastian Kneipp. Begründer der Kneipp-Kur
(Quelle: DgM Nr. 20 - 1934. Hinzugefügt)

Da ferner kurz nach dem Kulturkampfe, woraus die katholische Kirche als besondere Macht im Staate hervorgegangen war, die katholischen Geistlichen recht schonend gehandelt wurden, so machte man auch dem biederen Pfarrer Kneipp, der es so herrlich gut meinte mit seinen Mitmenschen, keine Schwierigkeiten bezüglich seiner Praxis als Wasserdoktor. Dadurch konnte sich Kneipp als Naturarzt ungehindert weiter entwickeln und mit ihm die Wasserheilkunde, die durch die Kneippschen Schriften, seinen Schülern und geheilten Patienten immer populärer wurde.

Vereine gibt es, die mit einem wahren Fanatismus Kneipp predigen und nichts weiter als kaltes Wasser zum Heilen von Krankheiten gelten lassen wollen. Diesen blinden Nachahmern des wailand Vater Kneipp möchte ich doch zurufen: Wasser tut viel, aber Luft, Licht und Diät tut mehr und das meiste tut der Heilkraft ausstrahlende Mensch, den die gütige Mutter Natur mit starker Helioda ausgezeichnet hat.

Der Naturarzt Kuhne, der nicht nur kaltes Wasser, sondern auch warme Dampfbäder befürwortet, ist der Wahrheit, die in der Naturheilkunde steckt, um einen gewaltigen Schritt näher gerückt. Die Kuhnesche Methode scheitert jedoch unter anderem an den Mangel der individuellen Behandlung, an der Beschränktheit der Mittel und anderer naiven Ideen, dass alle Krankheiten aus dem Bauche kämen. Wenn daher Professor Witernitz in Wien neben seiner Klinik für Wasserheilkunde eine Schule damit verbunden hat, so ist das mit Freuden zu begrüßen.

Schon in Amerika florieren staatliche Hochschulen für Wasser- und Naturheilkunde und da Leute, wie Sanitätsrat Bilfinger, Sanitätsrat Meynert, Dr. Schulz, Dr. Träger, Prof. Vogel, Prof. Förster, Dr. Böhm, Dr. Dahms, Dr. Düngels, Sanitätsrat Franke, Dr. Wichmann, Dr. Kühner, Dr. Gebbhardt, Dr. Kaiser, Dr. Disque, Dr. Winkler, Dr. Zenker, Dr. Ottmer, Dr. Hufschmid, Dr. Welser, Dr. Martin, Dr. Kircheisen, Dr. Lahmann und viele andere Mediziner in Deutschland zur Praxis der Wasserheilkunde übergegangen sind, die Erforschung der noch unaufgeklärten Wirkungen der Wassermethode, sowie die Ausübung in der Naturheilmethode sich als ihren Lebensberuf gewählt haben, so darf man hoffen, dass die Wasserheilkunde gar bald zur Wasserheilwissenschaft im Rahmen der Naturheikunde emporblühen wird.

So wird die Naturheilkunde in nicht allzu ferner Zeit auf den Hochschulen nicht nur gelehrt werden, sondern auch den Medizinerglauben aus den Köpfen der Professoren verdrängen und dort im gleichen Maße Wurzeln fassen, wie in den über 600 Vereinen, mit circa 60.000 Mitgliedern die sich zur Naturheilkunde im deutschen Reiche bekennen.

Die Naturheilkunde wissenschaftlich zu begründen, muss für alle Naturärzte der Gegenwart die Hauptaufgabe sein, denn nur exaktes Wissen führt sie zur Herrschaft.

Treten wir mit der Praxis in die Fußstapfen des Herren Canitz, einer der genialsten unter den Naturärzten der je gelebt hat. Kombinierte Naturheilmethode, individuelle Behandlung sei die Parole und unser Ideal die Schönheit, denn ohne Ideale kein Fortschritt und ohne das Studium von Gesundheit und Schönheit, also der Lebensnormen und Lebensideale, keine Heilwissenschaft.

Die Erfolge der Wasser- resp. Naturheilkunde und ihre Anwendungsformen sind durch die Schriften von Rausse, Kneipp, Kuhne, Bilz, Dr. Böhm, Dr. Emmel, Schröder, Platen und vielen andern gut populär gemacht; jetzt heißt es in die Tiefe eindringen, um die Natur in ihren geheimnissvollen Wirken zu enträtseln, um dadurch die Naturheilmittel als einzig richtige auch theoretisch lehren zu können.

Hierzu möchte ich aus dem Schatze meiner Forschungen und Erfahrungen mein Teil mit beitragen.



Die Entdeckung der Helioda und magnetischen Energie.

Quelle: DgM Nr. 15. Hrsg. Amandus Kupfer. 1934. Hinzugefügt
I. Die neue Strahlkraft Helioda.

Der Geist der Liebe wirkt und webt,
In Allem was sich regt und lebt,
Im Meer wo Wog in Woge fliesst,
Im Wald, wo Blatt an Blatt sich schließt.

Diese eine alldurchdringende Kraft, die alles was da ist in Harmonie bringt, und wodurch in allen Dingen der Weltschöpfung gleiche Kräfte walten, nennt hier der Dichter Liebe. Liebe ist also der Name mit dem der Dichter jenen großen Weltgeist der ausgleichenden und sympathisch verbindenden Kräfte bezeichnen will. Da nun ein Dichter vorherrschend aus feinfühliger Phantasie dichtet, die begeisterte Phantasie aber ein Ausfluß des Gemütslebens ist, so ist Liebe ein Name, der aus dem Gefühl entsprungen. 

Der Willensmensch würde statt den Namen Lieben, den Namen Weltmacht oder Schöpfergeist wählen und der Verstand würde, um noch mehr Klarheit in dieses Geheimnis der Natur zu bringen, den Namen Astralkraft oder Ausstrahlungskraft, Äther-Schwingungen als den geeignetsten Namen für jenen Weltgeist setzen. Da nun bei einer belehrenden Schrift, das Verständliche wichtiger ist wie das Gemüthliche, soll dass, was der Verstand sagt uns hier als oberste Richtschnur gelten.

Also: Es gibt eine ausstrahlende Kraft, genauer, Odische Expanisie, kurzweg die Helioda. Wir sehen, wir haben immer ein und dasselbe bekannte große Unbekannte vor uns, dem man je nachdem wie der Mensch zufällig oder prinzipiell gesonnen ist, einen andern Namen beilegt. Der Willensmensch sagt Schöpfung, der Gemüthsmensch Liebe, der Verstandesmensch Strahlung.

Diese Differenz der Anschauungen über einen Gegenstand beruht in der individuellen Eigenart jedes Einzelnen, so erklärt es sich auch, daß oft die Menschen sich um eine Idee Jahrhunderte lang stritten, obwohl alle dasselbe meinten nur wegen der verschiedenen Anschauungen, verschiedene Namen brauchten und sich dann oft nicht mehr um den eigentlichen Gegenstand, sondern nur noch um Namen und leere Worte stritten, oder kurz um die jeweilige eigene individuelle Vorstellungs- und Anschauungsweise.

Diese neue Kraft habe ich nun mit einem Namen belegt, welcher nicht nur der deutschen Sprache, sondern dem allgemeinen Sprachursprung zu Grunde liegt, nämlich der physiologischen Silben-, Laut- und Wörterbildung der wiederzugebenden Dinge und Begriffe in der Sprache.

Odin galt den alten Germanen als Weltschöpfer. Der Ausruf "O" gilt als etwas ausser uns Fernliegendes was uns aber angenehm nahen könnte oder wunderbar verbindet. Ota, war nach den Urbegriffen ein Mächtiger, der zugleich adda, (Allah sagt der Morgenländer) oder heilig und edel war, ein Ideal der Männlichkeit; (ähnlich dem Ideal der Weiblichkeit "Ida" die Liebende, Herrliche). Der Name Otto ist jenen Begriffen entsprungen und bedeutet der sittlich, mächtig Schöne. Ein Geist, der durch Sittlichkeit die Liebe, durch Macht die Tatkraft, durch Schönheit die mitteilende Strahlung verkörpert.

Ich prädicire diese Kraft weiblich, weil das Weibliche mehr der Liebe und mitteilenden Güte gleichen soll, analog der Natur des Weibes. Die Helioda also ist: die expansiv ausstrahlende Kraft, die das All durchdringt und jedes Einzelleben belebt, nach Raum unendlich; nach Zeit die Vergangenheit und Zukunft mit der Gegenwart verbindet, also auch die historische Entwickelung der Vergangenheit mit umfasst und auf die fernste Zukunft fortwirkt. Wo nun etwas durchdrungen wird, da muss vorher schon etwas vorhanden sein, die durchdringende Kraft kann daher nicht die positive und erste sein, sondern das negative Sein was das All durchflutet.

(Anmerkung Timm: Näheres hier in Rubrik „Kräfte“).



II. Die Magnetische Energie und der Lebensmagnetimus des Individuums.

Die positive Kraft, welche die eigentliche Kraft der Schöpfung ist, ist die "Magnetische Energie", denn sie ruft erst das Individuum ins Leben durch Konzentration der verschiedensten Elemente zur Einheit und Kraft. Dies entspricht mehr der männlichen Natur und ich nenne daher diese Energie einfach: "Lebensmagnetismus" oder magnetische Energie.

Die magnetische Energie ist das spezifische Element des Eigenartigen, das Originale in jedem Individuum, wodurch sich das Eine vom andern streng unterscheidet. Lebensoriginalität und damit auch der Egoismus, ist das Urrecht des Individuums. Erfassung, Besitztum, Vervollkommnung und unaufhörliche Fortexistenz der Persönlichkeit sind rechtmässige Lebensfunktionen der Individualität. Daher erklärt es sich auch, dass Männer, weniger um die objektive Wahrheit, als um die subjektive Anschauung streiten, weniger um opferfreudige Hingabe als um konzentrierten Besitz der Güter ringen. Es ist dies ein dem männlichen Individuum angeborenes Etwas, was durchaus naturgemäß ist. Es kommt nur hierbei darauf an, dass diese individuelle Naturkraft, genannt Egoismus, dem Individuum nicht durch Übermaß zum Schaden wird, denn Übermaß ruft Selbstvernichtung und Indifferenz hervor.

In der menschlichen Gesellschaft ist es ferner Sache des Staates, dass der individuelle Egoismus sich in Bahnen bewegt, wodurch die freie Entwicklung anderer Individuen nicht erdrückt und die verbindende Liebe nicht vernachlässigt wird.

Die Wage als Symbol der Gerechtigkeit, ein Begriff wo opferfreudige Liebe und Besitz erstrebender Egoismus sich die Waage hält, ist ganz richtig gedacht. Schwieriger vorstellbar ist Gerechtigkeit und daher auch schwieriger ausführbar, wenn in jeder Waagschale nicht Gleichheiten, sondern Gegensätze zum Ausgleich gewogen werden; der eine oder andere Teil kommt dann gewöhnlich zu kurz. Hieraus ergibt sich wie wertvoll es für die sittliche Entwicklung der Menschheit sein würde, wenn auch das weibliche Element mehr zu Recht und Macht im Staat und Leben an der Seite der Männer wirken könnte.

(Anmerkung Timm: Schon im Jahr 1898 tritt Carl Huter mit eben dokumentierter Äußerung für die Gleichberechtigung der Frauen begründet ein).

Liebe und Egoismus, Opfer und Besitztum, objektive und subjektive Anschauung, Auflösung und unsterbliche Lebensenergie, kurz Ausgabe und Einnahme der Kräfte, das sind die sich widerstrebenden und zugleich ergänzenden Gegensätze im Leben, die beide berechtigt, beide natürlich sind. Es kommt nur darauf an, wie diese beiden Faktoren richtig zusammen zu wirken haben, es kommt also auch auf die selbsterzieherische sittliche Kraft jedes Einzelnen an, um der Gesamtheit, also dem Staate, der Familie, sich selbst, die Möglichkeit einer segensreichen Entwicklung zu geben.

Religion und Wissenschaft, Staat und Individuum, Arbeit und Besitztum; sie sind ebenso sich polar liegende Dinge und gleich so sich ergänzend, wie jene beiden Grundkräfte des Lebens im Individuum selbst.

Gesundheit und Krankheit des Einzelnen, wie der ganzer Gesellschaften, hängen daher ab, einmal von der Führung des Individuums und zweitens von den vorhergehenden Wirkungen und umgebenden Einflüssen von Eltern, Klima, Land, Wirtschaft-, Gesellschafts und Staatsbedingungen usw.

Will man also ausführlich über Heilkräfte lehren, so müsste man auch die allgemeinen Lebensbeziehungen heranziehen. Das soll jedoch hier nicht der Zweck sein. An diesem Platze hier soll hingewiesen werden auf die Mittel, die den Einzelnen zur Heilung von Krankheiten mehr oder weniger praktisch zur Hand liegen.



III. Odastrahlen und Heilmagnetismus.

Bekanntlich hat Dr. phil. Freiherr von Reichenbach eine geheimnisvolle Kraft schon vor 50 Jahren entdeckt, er kam hierauf durch die vielen wissenschaftlichen mechanisch physikalischen Experimente, die er anstellte als Großindustrieller, um sich in seinem Berufe möglichst zu vervollkommnen. Er entdeckte hierbei etwas Neues, was ursprünglich gar nicht seine Absicht war, gerade wie ein Alchemist das Pulver fand, während er Gold suchte, Kolumbus Amerika fand, auf der Suche nach West-Indien.

Reichenbach experimentierte in einer Dunkelkammer mit allerlei physikalischen Apparaten über Wärme, Magnetismus, Mechanik, Optik usw. mit mehreren oft bis zu 20 Personen und machte schließlich die Beobachtung, dass der eine und der andere Anwesende bei totaler Dunkelheit einen leichten Dämmerschein um sich her entwickelte, ohne dass irgendeine physikalische Ursache dafür erklärbar war. Er stellte ferner fest, dass diese zarte Lichtstrahlung an der linken Seite der strahlenden Person blau, an der rechten Seite rot und über dem Kopfe weiß gelb erschienen.

Es wurde ferner festgestellt, dass das blaue Licht kühl, das rote Licht warm für sehr empfindsame Personen fühlbar war und nannte diese ausstrahlende Licht erzeugende Materie "Od"! - Er fand also gleich den ziemlich rechten Namen für das Wunderkind. 

Schon 50 Jahre früher als Reichenbach seine Odentdeckungen machte, war in Wien ein Arzt aufgetreten Namens Mesmer, welcher durch Handauflegen und Bestreichen viele Krankheiten heilte, er fand Schüler und Anhänger, die später die neue Kraft, die sie auch manchen andern Personen eigen war, mit: "animalischen Magnetismus" bezeichneten. 1779 wurde von der französischen Regierung eine wissenschaftliche Kommission eingesetzt, welche den Mesmerismus untersuchte und das Resultat desselben in 11 Erklärungsartikeln niederlegte, welche jedoch zu keiner positiven Anerkennung durchdrang, obwohl die Erklärung sich für den Heilmagnetismus aussprach.

Der Hof und der Adel hielt am Heilmagnetismus fest, wegen der ausgezeichneten Erfolge und der König bot dem Dr. Mesmer 20.000 Lire Jahresrente, wenn er seine Lehren dem Hofe verkaufen wollte, was MESMER abschlug, da er 30.000 Lire gefordert hatte. Bald darauf bildete sich eine Aktiengesellschaft in Paris, welche eine magnetische Heil- und Lehranstalt begründet und MESMER die gestellte Forderung bezahlte. Jetzt wurde die Mesmerische Wissenschaft publik und gab zugleich Anregung zu weiteren Forschungen, so wurde besonders der Somnambulismus näher untersucht. 

Im Jahre 1842 machte Braid die Entdeckung über den Hypnotismus fast zur gleicher Zeit, als Reichenbach seine Odlehre begründete. Der Hypnotismus ist in allen Ländern als wissenschaftlich anerkannt. Die Reichenbach`sche Odlehre wurde verworfen, der Mesmer`sche Lebensmagnetismus desgleichen und warum, weil die letzten beiden Naturkräfte etwas mehr Nachdenken und feinere Beobachtung erfordern wie der Hypnotismus.

Zur Ehre der französischen Wissenschaft muss dieser nachgerühmt werden, dass vor kaum 2 Jahren also 1885 die französische Akademie der Wissenschaft den Heilmagnetismus anerkannt und damit in staatliche Obhut genommen hat. Aber auch in England, Deutschland, Österreich, Russland gibt es neuerdings hervorragende Gelehrte, welche Denkernaturelle sind und darum den Heilmagnetismus anerkannt haben, ich erwähne hier nur den ausgezeichneten Arzt Dr. Georg von Langsdorf in Freiburg, Baden.

Man mache nur noch erst mehr derartige Erfahrungen in hohen und höchsten Kreisen, wie die des Herrn Grafen von der Lippe, Flügeladjudant des Kaisers, welcher an einer hochgradigen Rückenmarkslähmung erkrankt und medizinisch lange vergeblich gebessert wurde. Solche Tatsachen sprechen eben eine laute Sprache und der Heilmagnetismus wird und muss zur staatlichen Anerkennung gelangen.

Mittlerweile tut es not, dass im eigenen Lager, unter den Anhängern und Vertretern des Heilmagnetismus, Licht und Klarheit werden, was denn eigentlich Odkraft und Magnetkraft ist. Bisher glaubte man, es sei ein und dasselbe, wenigstens nach den Lehren eines Paul Schröder, langjähriger Heilmagnetiseur in Leipzig. Ja der größte Teil der Gelehrten und weiten Volksschichten werfen sogar Magnetismus und Hypnotismus in einen Topf. Wenn das geschieht am grünen Holz, was soll da an dürren werden, was soll man da von der Regierung erwarten oder gar von den ausgesprochenen Feinden dieser Naturheilkräfte; von den Schulmedizinern.

Zunächst sei festgestellt, dass Magnetismus und Odstrahlung grundverschiedene Dinge sind. Die Helioda oder die "Oda-Strahl"-Materie ist die den Körpern eigentümliche ausfließende Kraft, welche andere Körper belebt, also im Grunde genommen, dass was die Magnetopathen bis jetzt unter Heilmagnetismus auffassten. Die magnetische Energie oder der Magnetismus ist aber das, was die Odakräfte! anzieht und in sich konzentriert zur Erhöhung der Lebenskraft des eigenen Individuums in denen er wirkt.

Das Od ist also etwas Ausstrahlendes, der Lebensmagnetismus etwas Aufsaugendes, jenes bewirkt die Ausgabe, dieser die Einnahme der Lebenskräfte. Das Charakteristische der Odastrahlung oder Helioda ist das Licht, das Hellwerden und das Charakteristische des Lichts ist die Strahlung oder Materielösung, Kraftbewegung und Übertragung. Je stärker der Magnetismus des einen Körpers auf den andern einwirkt, desto stärker tritt die Helioda oder das Licht an der Peripherie des Körpers in Erscheinung wie z.B. der Sonnenmagnetismus das Licht an unserer Erdoberfläche hervorruft, wobei uns die Sonne selbst als Quelle des Lichts erscheint und zwar durch die Aufsaugung der Sonnenhelioda durch den Erdmagnetismus. Jeder Körper wird daher, weil andere Körper magnetisch auf ihn einwirken mehr oder weniger von einem Dunstkreise umgeben, den man auch Lichtaura nennen kann, diese Lichtaura ist aber nicht sinnlich wahrnehmbar besonders da, wo sie schwächer ist, wie die magnetische Energie der Körper. Die Anschauung der Alten von den Elementen war daher richtiger wie die der modernen Wissenschaft über die Elemente der Chemie. 

Nämlich Licht, Luft, Wasser und Erde, sie sind die 4 Aggregatzustände der Materie, wie sie unsinnlich wahrnehmbar in die Augen springen, allerdings ist das absolut Individuelle mehr in dem chemischen Element ausgesprochen, man kennt daher die chemischen Elemente mehr als Individualelemente Od Stoffe, die Aggregatzustände die universalen oder elektromagnetischen Weltelemente bezeichnen.

Je fester die Substanz wird, desto magnetischer wird sie und je loser sie wird, desto odischer wird sie, der Regel nach. Den Beweis liefern die Röntgenstrahlen. Daher kann auch nur in einem weiblichen Körper, wo die ganzen Stoffmassen lockerer und weicher aufgebaut liegen, allein die Möglichkeit gegeben sein. daß sich Stoffe abspalten zur Entwicklung eines neuen Lebens. Das Kind wird durch die odischen Kräfte der Mutter ernährt und durch die Kräfteabgabe der Mutter an das Kind entwickelt und zwar um so schöner, je mehr die Mutter dazu befähigt ist.

Der Körper des Mannes der fester gebaut ist, ist daher weniger odisch als magnetisch beanlagt, er enthält daher auch mehr festere und mineralische Substanzen wie der Körper des Weibes. Ein Mann der sehr fest und zäh gebaut ist, ist daher zur Heliodapathie ungeeignet, dahingegen zum Hypnotiseur sehr geeignet wie Hansen und alle großen Hypnotiseure beweisen. Die Heliodapathen oder fälschlich Heilmagnetiseure sind daher Männer, welche eine gute kernige Knochen- und Nervensubstanz besitzen, dabei aber eine mehr weiche weibliche aber doch schöne Formbildung haben, wie dies an den Magnetiseuren Schröder, Kramer und anderen wahrzunehmen ist. Frauen sind als Hypnotiseure weniger geeignet als Männer, als Heilheliopathen aber oft weit vortrefflicher, doch nicht in allen ihren Lebensaltern und körperlichen Umständen. Der wunderbar heilende Einfluss der Schwestern und anderer liebevoller Mädchen- und Frauengestalten am Krankenbett ist bekannt.

Der Heilmagnetismus kann als solcher nur in Betracht kommen, als er geeignet ist, den andern Körper zu festigen oder Krankheitsstoffe herauszuziehen, vermöge der Anziehungs- und Festigungskraft der magnetischen Energie. Da nun Energie nicht allein in der festen Substanz, sondern auch in der weichen Nervensubstanz, selbst im Wollen und Denken aufgespeichert liegt, so gibt es auch einen geistigen Willensmagnetismus. Es kann nun ein Heliopath zugleich ein Magnetopath sein und ein Magnetopath daneben auch ein Heliopath in einer Person, je nachem die Befähigung hierfür vorhanden ist.

Jedenfalls sind diese beiden großen Heilkräfte die in einigen begabten Menschen hervorragend vorhanden sind, die wichtigsten Heilmittel, welche wir besitzen, und welche da noch Hilfe brachten, wo jede andere Methode versagte. 

Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Zu dieser Überzeugung bin ich aus langjähriger Erfahrung und Beobachtung gekommen, die ich zuerst an meinen eigenen Krankheitsgeschichten erlebte und später als Psycho-Physiologe, Lehrer der Naturheilkunde und praktischer Kurleiter in verschiedenen Anstalten sammelte. Die theoretische Begründung meiner Forschungen ist in nachfolgender Abhandlung kurz zusammengefasst.




Erstellt 1999. Update 18. Januar 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Die psycho-physiologische Naturheilkunde             Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
 
Heilwissenschaft der Zukunft