Carl Huter: Heilwissenschaft der Zukunft - part I.2
 
Bild oben: „Galenus und Hippokrates“, Fresko, 1231/55, Krypta der Kuppelkirche von Anagni, Latium* (Hinzugefügt)

Fortsetzung

I. Teil. Die Grundlagen der neuesten Heilwissenschaft (Geschichtliche Lehren, Stoffaufbau, Formkunde, Lebenskraft und Diagnose.)


Einleitung.

Was ihr euch Gelehrte für Geld
nicht erwerbt,
das hab` ich von meiner Frau
Mutter geerbt
Bürger.

* Bild oben: Hippokrates und Galen, Fresko von 1231/55 in der Kathedrale von Anagni. Foto AKG Berlin
In der Krypta der Kathedrale von Anagni sind die Väter der abendländischen Medizin auf einem Fresko im Gespräch miteinander dargestellt. Rechts sitzt Hippokrates von Kos, der im 5. und 4. vorchristlichen Jahrhundert im ägäischen Raum lebte und arbeitete, links Galen von Pergamon, der im 2. nachchristlichen Jahrhundert vor nehmlich in Rom wirkte. Der Dialog über mehr als sechs Jahrhunderte hinweg hat mehr als symbolische Bedeutung: In der Figur des Hippokrates wird zum ersten Mal medizinisches Wissen und ärztliches Handeln auf wissenschaftlicher Grundlage sichtbar, Galen steht für die Systematisierung und Kodifizierung dieses Wissens in der Spätantike. Die Vorsokratiker versuchten, die Phänomene der Natur nicht mehr auf den Willen der Götter zurückzuführen, sondern in ihnen das Wirken naturwissenschaftlicher Gesetze zu sehen. Dieser Schritt vom Mythos zum Logos mußte auch zu einem neuen Bild vom Menschen und zu einem neuen Konzept von Gesundheit und Krankheit führen. Dieses auf der Elementenlehre basierende Konzept ist vor allem im Corpus Hippocraticum, einer Hippokrates zugeschriebenen Schriftensammlung, niedergelegt. Hierin entsprechen den vier Elementen, Luft, Feuer, Erde und Wasser, im menschlichen Körper die Säfte Blut, Galle, schwarze Galle und Schleim. Die Humoralpathologie hat im Laufe der Jahrhunderte Änderungen und Erweiterungen erfahren, in ihren Grundanschauungen ist sie jedoch stets unverändert geblieben. Galen hat, basierend auf der Elementenlehre der Naturphilosophen, auf den hippokratischen Schriften, aber auch auf platonischem, aristotelischem und stoischen Gedankengut, eine Systematisierung der hippokratischen Medizin vorgenommen. Der menschliche Körper wird demnach durch die Mischung seiner Säfte, die für jeden Menschen unterschiedlich und typisch ist, konstituiert. Sind die Säfte im Gleichgewicht, herrscht Eukrasie, dann ist der Mensch gesund; geraten sie aber durch innere und äußere Ursachen aus diesem Gleichgewicht, herrscht Dyskrasie, dann ist der Mensch krank. Ziel jeder Therapie ist es, den Gleichgewichtszustand der Säfte wiederherzustellen. Dies geschieht durch die Natur selber, durch die Naturheilkraft, der Arzt aber kann sie dabei unterstützen durch Diät, die der Regelung des gesamten Lebens umfaßt, durch Medikamente und durch die Chirurgie. Diese Vorstellung vom Körper, von Gesundheit und Krankheit und von der Heilung ist rein deduktiv gewonnen. Dabei kannte Galen durchaus das Experiment, doch diente es ihn lediglich zur Bestätigung des philosophisch Erkannten. Die Berufung auf die Autorität der Alten wurde zu einem Legitimationsprinzip der Medizin für mehr als ein Jahrtausend und galt für diese Zeit mehr als der eigene Augenschein. Winau. Quelle: Archiv Verlag Braunschweig - Medizin Archiv. (Text hinzugefügt).

Der Glaube, dass giftige Medikamente Krankheiten heilen können, ist ein Aberglaube, denn heilen kann nur die Naturkraft des Lebens in jeglichem Individuum, in Verbindung mit den richtigen Lebensmitteln, die das Individuum zur Erhaltung des Lebens braucht.

Jede Krankheit setzt stofflich zwei Ursachen voraus, entweder Mangel an den notwendigen Lebenserhaltungsmitteln oder Überschuss von eingeführten Stoffen und Kräften, die sich im Körper zu Fremd- und Krankheitsstoffen umgewandelt haben und diesen durch plötzlich auftretende oder langsam schleichende Krankheiten zerstören. Diese letztere Krankheitsart kommt mehr bei den Wohlhabenden vor, die erstere mehr bei den ärmeren Volksklassen.

Die Heilmethode, welche besonders vorzügliche Erfolge in der richtigen Ausscheidung der Krankheitsstoffe hat, ist die bekannte Naturheilmethode in ihren verschiedenen Systemen, benannt nach ihren Begründern: Kneippkur, Kuhnekur, Schroth´sche Kur, Priessnitz´scher Umschlag, Soweninger Kur, usw.

Diejenige Heilmethode, welche auf richtige Zufuhr entsprechender Nahrungsmittel und Lebenskräfte ausgeht, um dem Körper zu geben, was er zur Heilung von Krankheiten unbedingt braucht, ist weniger von den verschiedenen Vertretern der Naturheilkunde begründet worden.

In den meisten Fällen wird Enthaltung aller Reiz- und Genußmittel bei strenger vegetabler Diät empfohlen, dass aber die Mehrzahl der wohlbekömmlichen Reiz- und Genußmittel oft die besten Heilmittel zur Vertreibung von Krankheiten, Erhöhung der Lebenskräfte und Lebensfreude sind, dieses wird von vielen modernen Gesundheitsaposteln übersehen, ja sogar bekämpft.

Der größte Forscher und Entdecker auf dem Gebiete der naturgemäßen Diätheilkunde ist der physiologische Chemiker Julius Hensel*) Julius Hensel ist der Begründer der Bio-Chemie, seine beiden Schüler sind Dr. Schüssler und Dr. Lahmann.

(Quellenhinweise Timm: Näheres zu Julius Hensel von Carl Huter in Hochwart, Jahre 1900 und 1902; Hauptwerk 2. Auflage, Hrsg. Amandus Kupfer, 1929. S. 326 u. 329; Individuum und Universum, Hrsg. Amanuds Kupfer, 1962. S. 40-41.)

Dr. Schüßler
(HdBu der Biochemie. Büste. Bild rechts - Quelle: DgM Nr. 90 u. Entdeckungen, Hrsg. Amandus Kupfer, 1940. Hinzugefügt)

Öffentliche Anerkennung eines ärztlichen Kritikers nach einem Vortrage zu Bad Pyrmont 1893:

Meine Damen und Herren! Mein Name ist Dr. Schüßler, Oldenburg: ich war dem Vortragenden völlig unbekannt und als kritischer Zuhörer nach hier gekommen. Ich bin weit gereist und habe die ersten Autoritäten auf diesem Gebiete aufgesucht; in Paris fand ich große Meister, aber so etwas ist mir noch nicht vorgekommen, diese Sicherheit und Genauigkeit aller Details.

Zum Beispiel war die Biochemie und Zellenforschung mein Lieblingsfach, ganz so wie Herr Huter feststellte. Ich erkläre hiermit offen, da auch alle anderen hier vorgekommenen Beurteilungen von den verehrten Personen, die Herrn Huter völlig unbekannt waren, in gleicher Weise bestätigt wurden, daß Herr Huter in der Richtung, wo er ganz neue Bahnen eingeschlagen hat, ein Weltmeister der praktischen Psychologie und anthropologischen Forschung ist. Ich glaube, daß seine Helioda-Lebenslehre, Zellentheorie und Formbildungsnachweise als die genialsten Entdeckungen unseres Jahrhunderts bei unseren späteren Generationen Anerkennung finden werden. Ich glaube im Sinne aller Anwesenden zu sprechen usw... 

Der Arzt, der hier sein Urteil über Huter abgab, ist heute weltberühmt. Dr. Schüßler ist der Begründer der Biochemie, die in aller Welt Anhänger hat.

Ich darf daher diesem Bericht noch einige Worte darüber anfügen, wie Huter selbst, wenn er Dr. Schüßler und dessen Biochemie erwähnte, die er in seine neue Heilmethode mit aufgenommen hatte, sich noch privat zu diesem Urteil äußerte.

Es liegt auch noch ein weiterer Druckbericht über diese erste und letzte Begegnung Huters mit Dr. Schüßler vor. Beide Männer hatten bis dahin noch nie etwas voneinander gehört und sahen sich im Leben zum erstenmal. Es spielte sich bei dieser Begegnung noch ein Vorgang ab, der wert ist, festgehalten zu werden, da derselbe von wissenschaftlichem Interesse ist.

Dr. Schüßler hatte seiner Zeit in Paris einen hohen russischen Beamten behandelt und auf der Heimreise nahm er in Bad Pyrmont einige Wochen Aufenthalt, da seine Nichte dort eine Kur machte.

Dr. Schüßler saß an jenem Vortragsabend in der ersten Reihe des Publikums und war sehr aufmerksamer Zuhörer.

Nachdem Huter den theoretischen Teil seines Vortrages beendet hatte, ging er zu den praktischen Experimenten über. Er bat, es möchten einige Personen, die ihm völlig unbekannt seien, auf die Bühne kommen.

Dr. Schüßler stand sofort auf und setzte sich auf einen Stuhl auf der Bühne, der vor dem Rednerpult stand. Huter trat, nachdem er schon einige andere Personen beurteilt hatte, vor ihn hin, betrachtete Augen, Gesicht und Gestalt und sagte: „Dieser Herr liegt im Ernährungs-Typus, hat aber dabei einen guten Anklang an das harmonische Naturell. Es liegt eine gute Konstitution vor, aber gleichzeitig auch eine Belastung. Eine Ausscheidungskur würde daher hier gute Dienste tun. Wenn diese Ausscheidungskur nicht bald gemacht wird, dann liegt die Gefahr vor, daß der Körper unter der obwaltenden Belastung in wenigen Jahren zusammenbricht.“

Dr. Schüßler erwiderte nichts und blieb ruhig sitzen. Huter fuhr fort: „Was nun die geistige Beanlagung anbetrifft, so hat der Herr ein vorzügliches Talent zum ärztlichen Beruf. Ich stelle sogar fest, entweder ist der Herr Arzt oder er betreibt die Heilkunde als Steckenpferd.“

Hier unterbrach Dr. Schüßler Huter mit folgenden Worten: „Wenn ich nun Medizin studiert hätte und Arzt geworden wäre, in welchen Fächern hätte ich dann wohl das Beste geleistet, in Anatomie, Chirurgie, innere Medizin, Diagnose, Physiologie, Chemie, usw.?“

Huter antwortete: „In der Physiologie (d. i. die Lehre von der Funktion lebender Organe) und Chemie, zusammengefaßt Biochemie. Sie haben auch ein ein ausgesprochenes Talent, Ihren Gedanken in Wort und Schrift Ausdruck zu verleihen. Wenn Sie Arzt sind, dann sind Sie biochemischer Arzt. - Und jetzt sehe ich: Sie sind Arzt und müssen meiner Berechnung nach ein Bahnbrecher in biochemischer Richtung sein. Ja, ich behaupte, Sie haben schon darüber etwas geschrieben.“

Huter sagte kurz einige weitere Charakterzüge, schloß seine Untersuchung ab und wartete, was der Herr sagen würde.

Dr. Schüßler stand auf, wandte sich an das Publikum und hielt die oben erwähnte Ansprache.

Der Leser wird nun fragen, wie es Huter möglich war, diese genaue Feststellung, die für den Nichtkenner der Huterschen Wissenschaft ja einfach unerklärlich sein mußte, in wenigen Augenblicken zu machen? Und doch ist hier die Erklärung, wie in tausende anderen Fällen, die zu beurteilten Personen und Zuhörer in das höchste Erstaunen versetzten, durchaus natürlich und sogar einfach. (Allerdings, ... was für eine Riesengeistesarbeit Huters in der Naturforschung vorausgegangen war, das steht auf einem andern Blatt!)

Der Leser betrachte das hier beigegebene Bildnis Dr. Schüßlers.

Daß Dr. Schüßler im Ernährungs-Naturell liegt ist nach Huters Naturellehre sofort zu erkennen.

Daß es sich dabei überdiess um eine sehr gute Konstitution handelt, zeigt die Harmonie, die über dem ganzen Ausdruck und in der Ausgeprägtheit aller Formen liegt.

Nun weiß der Leser, daß Huter das Ernährungs-Naturell als den Stoffumsatztypus, das chemische Naturell, bezeichnet. Infolgedessen ist es naheliegend zu folgern, falls sich ein solcher Mensch aus besonderer Neigung auf die wissenschaftliche Forschung verlegt, daß die Chemie darin die Hazuuptrolle spielen wird, wenn auch die Gehirnanlage eine entsprechende ist.

Dr. med Schüßler

Man betrachte die Unterstirn bei Dr. Schüßler. Die Beobachtung und Vorstellung des Beobachteten, wie sie der physiologische Chemiker unbedingt haben muß, ist am allerstärksten und aufflallend gut entwickelt. Daß aber die entsprechende Betätigung tatsächlich vorlag, das zeigt ja schon allein der typische forschende und vorstellende Blick des Arztes.

Daß Dr. Schüßler aller Berechnung nach auch schon seinen Forschungen schriftlichen Ausdruck verliehen hat, das ist nach der lebhaften und frischen Spannung, die in und unmittelbar über den Augen liegt, dort, wo der Schrift- und Redeausdruck sich zeigt, durchaus anzunehmen.

Bei genauem und richtigem Sehen und Schlußfolgern mußte also Huter hier bei Dr. Schüßler sofort auf diese Tatsache aufmerksam werden, um so mehr, da die ganze Stirnbildung bei Dr. Schüßler für den physiologischen Chemiker typisch ist. Was also nach dem Stand der damaligen Wissenschaft wie ein Wunder anmuten mußte, ist in Wirklichkeit eine wissenschaftlich begründete und durchaus natürliche Feststellung.

Wenige Jahre später ist Dr. Schüßler im hohen Alter von 77 Jahren gestorben. Er hatte die ihm von Huter angeratende Kur nicht unternommen, da er wegen seiner Vielbeschäftigtheit nicht dazu kam.

Huter hatte Dr. Schüßler zu der angegebenen Kur noch brieflich zu veranlassen versucht, und er äußerte: Hätte Dr. Schüßler die Ausscheidungskur, wie sie seiner Konstitution angepaßt war, unternommen und einige Male wiederholt, dann hätte er bei der guten Konstitution noch lange Jahre leben können. - Das Ernährungs-Naturell neigt ja schon an und für sich zur starken Stoffansammlung und damit im Alter häufig zur Belastung. Diese ist durch kein biochemisches Mittel, wohl aber durch eine angepaßte Bade- und Massagekur zu beseitigen.

Das war ja gerade der Grund, weshalb Huter jede Einseitigkeit einer an und für sich guten Heilmehtode beseitigt wissen wollte. Der Arzt der Zukunft sollte alle guten Heilmethoden und Heilmittel kennen, um sie nach Maßgabe der besonderen Naturellanlage und der Höhe der lebenden Kraft in jedem Falle auszuwählen und individuell anzuwenden, wozu ja heute in der Medizin bereits der erste Schritt getan ist.

Was Huter durch seine Lebensforschungen und in der Diagnostik mit seiner Psycho-Physiognomik in Wirklichkeit geleistet hat. - er sah nicht nur Geist und Leben in Form, Gestalt und Ausdruck, sondern auch die Zusammenhänge des Lebens mit den körperlichen Vorgängen und Zuständen, wodurch er seine Prognosen stellen konnte, das ist staunenswert. In vielen Fällen habe ich nach dem Tode Huters erlebt, wie seine Vorausberchnungen zutrafen.

Dr. Schüßler wird recht behalten, daß eine spätere Generation die genialen Entdeckungen Huters auf dem Gebiete der Helioda-Lebenslehre, Zellentheorie und physiognomischen Formbeobachtung anerkennen und allgemein üben wird.

(Quelle: Der gute Menschenkenner Nr. 90, Hrsg. Amandus Kupfer, Juli 1940, s. 2. Text hinzugefügt).


Die meisten Richtungen der bisher mehr Krankheitsstoffauscheidungsmethoden und eigentlich erst das erste Viertel der Heilwissenschaft.

Das zweite Viertel, nämlich die richtige Nährmittelzufuhr in den Körper, nicht allein durch gewählte vegetarische Diät, sondern auch durch Milch, Eier, Fleischkost einerseits, sowie durch mineralische Hilfsnährsubstanzen andererseits, hat uns Julius Hensel gelehrt. Aber auch damit ist die gesamte Heilwissenschaft noch nicht erschöpft.

Als das dritte Viertel der Heilkunst der Zukunft wird die Operations-, die Schmerzstillungs- und die antiseptische Not-Hilfsmethode (nicht Heilmethode) der heutigen medizinischen Wissenschaft betrachtet werden müssen, weil es Krankheitsfälle gibt, die ohne Schmerzbetäubung zu Herzlähmung und totaler Erschöpfung der Lebenskraft führen, ebenso wie es Fälle gibt, die ohne operative Eingriffe nicht zu umgehen sind.

Auf beiden Gebieten hat sich die medizinische Wissenschaft Verdienst erworben. (Allerdings nicht im gleichen Maße mit den gebräuchlichen antiseptischen Mitteln.) 

Das Lehrprinzip der Antiseptik ist gut, aber die verkehrte Praxis derselben verwerflich. So hat Sublimat, bei Wöchnerrinnen angewandt, unendlich oft den Tod herbeigeführt. Es gibt unschädlichere Mittel, warum verwendet man sie nicht? -

Das vierte Viertel der Heilwissenschaft, die der alte Volksglaube Sympathiemittel und Wunderkuren nennt, ist das große, unbekannte Gebiet von Heilkräften und Wundermitteln, die noch wenig oder gar nicht erforscht sind, die sich aber in der Praxis seit tausenden von Jahren vorzüglich bewährt haben. 

Wenn schon der Aberglaube hier viel Unfug getrieben haben mag, so ist das kein Grund, die sich täglich wiederholenden Tatsachen wegzuleugnen, wie z.B. die wunderbaren Heilwirkungen des Lebensmagnetismus, resp. Helioda.

Die sympathischen elektrischen Schwingungen und ihre Reflexe Pole, verwandter oder gegengesetzlicher Stoffelemente. Die physikalischen Kräfte und physiologischen Lebenserscheinungen bei Pflanzen, Tieren und Menschen, bis zum psychischen Gipfelpunkte der menschlichen Seele hinauf.

Es ist nicht Zweck dieser Schrift, hier auf alle Einzelheiten einzugehen, wohl aber soll in diesem Buche auf zwei der merklichsten Lebenskräfte hingewiesen werden, die bisher fälschlich unter ein Wort gefasst wurden, entweder Suggestion, oder Hypnotismus, oder Magnetismus ; ich meine auf die Helioda und die magnetische Energie.

Die Verschiedenartigkeit des Wesens dieser beiden größten Welt- und Lebenskräfte, und als solche auch als Heilkräfte, entdeckt und klargelegt zu haben, darf sich Verfasser*)  als bescheidenes Verdienst anrechnen.

*)Die Materie und Kraftwirkung dieser neuen Kräfte wurde schon zum Teil vor mir entdeckt, nicht aber das Wesen dieser Kräfte.

Diese Schrift soll eine flüchtige Skizze meines Systems wiedergeben, möge sie Geist und Auge öffnen bei den praktischen Vertretern, Ärzten und Gelehrten der verschiedenen Heilkünste, für die Heilwissenschaft der Zukunft, die im Grunde genommen nur eine einheitliche sein kann.

Möge sie ferner jedem Leidenden, in dessen Hände sie gelangt, die unerschöpfliche Quelle bekannter und unbekannter Heilkräfte der Natur offenbaren und zu den neuen Hilfsquellen der Heilkunst hinführen, die ihm vielleicht noch Hilfe bringen, wo alle die vielen Mittel, die bei ihm angewandt wurden, versagten, weil das Richtige noch nicht gefunden war, oder doch nicht die richtige Anwendungsform.

Der Theorie und den Anwendungsformen meiner eigenen Methode schicke ich im Nachstehenden eine kurzgefaßte Geschichte der Wasserbehandlung, dann des Lebensmagnetismus und der Reichenbach`schen Od-Lehre, und schließlich eine kurze Selbstbiographie voraus.



Kurzgefasste Geschichte der Wasserbehandlung.

Die Geschichte der Wasserbehandlung lässt sich in drei Perioden einteilen.

Die erste Periode ist die des Alterstums, bis zu dem genialen Dr. Hufeland zu Anfang dieses Jahrhunderts. Sie Kennzeichnet sich dadurch, dass man Wasser teils aus hygienischen Rücksichten, teils auch als Heilmittel bei Krankheiten in Anwendung brachte, aus mehr instinktiven Drange, ohne sich recht klar zu werden, ob das Wasser auch wirklich das Vertrauen als Heilmittel in dem Maße verdiene, als durch dasselbe Erfolge erzielt wurden.

Auch konnte man sich nicht die chemisch-physiologischen Vorgänge, welche dasselbe besonders in kranken Körper hervorruft, erklären.

Es war die Zeit der Unsicherheit und des Zweifels. Dr. Hufeland suchte diesem Zustande dadurch ein Ende zu machen, indem er einen Preis ausschrieb für die beste wissenschaftliche Abhandlung "über das Wasser als Heilmittel".

Die neuere Periode der Wasserheilkunde beginnt gleich nach Hufeland mit dem kühnen Wasserpraktiker Priessnitz und fand in neuerer Zeit in dem Pfarrer Kneipp ihren Höhepunkt.

Es war die Zeit der Wasserpraktiker, wo nicht nur die feste Überzeugung Platz gegriffen hatte, dass das Wasser eines der besten Heilmittel sei, von allen denen, welche wir besitzen, sondern es wurden auch im Glauben an das Allheilmittel Wasser die kühnsten Versuche gemacht, alle denkbaren Krankheiten damit zu heilen, ohne sich theoretisch darüber klar zu werden, wie die Wirkung des Wassers denn eigentlich solche Heilerfolge, wie sie die Erfahrung tausendfach bestätigt, an sich hervorzurufen im Stande ist, man blieb über die chemisch-physiologischen Vorgänge noch im unklaren.

So erzählt Kneipp stets nur von der Art seiner Anwendungen des Wassers und seinen guten Erfolgen, bleibt aber eine wissenschaftliche Erklärung schuldig und erzählt auch nichts von den Misserfolgen, die er gehabt hat, die doch unzweifelhaft auch vorgekommen sind, besonders in seiner Anfangszeit als Wasserpraktiker, denn bekanntlich wird kein Meister geboren.

Die dritte und neueste Periode der Wasserbehandlung fällt in die jüngste Zeit. Sie beginnt mit den ersten, schwachen Versuchen eine Louis Kuhne in Leipzig, die Wirkungen des Wassers theoretisch zu erklären.

Die Theorie von Kuhne über sein Wassersystem ist einfach und kühn, in demselben Masse, wie seiner Zeit die Praktik eines Priessnitz kühn zu nennen ist.

Bahnbrechend als Wasserheilgelehrter darf jedoch Kuhne nicht betrachtet werden, denn dazu sind seine Anschauungen zum Teil zu naiv und einseitig und entbehren der strengen Grundlagen, die man an das, was man Wissenschaft nennt, zu stellen gewöhnt ist.

Immerhin darf man Kuhne als einen schwachen Vorläufer der sich in ihrer in Entwicklung befindenden Wasserheilwissenschaft ansehen. 

Die eigentlich neueste Wasserheilperiode befindet sich in ihrem Anfangsstadium und kennzeichnet sich dadurch, dass man den fast überhand genommenen Wasserheilfanatismus der Kneippjünger, ja selbst der Kuhnejünger kritisch gegenüber tritt und das Wasserheilverfahren als einen Teil der großen gesamten Naturheilkunde betrachtet, das Wasser nicht als ausschließliches, sondern als gleichwertiges Mittel neben sehr vielen anderen wichtigen, ja oft wichtigeren, naturgemäßen Heilmitteln ansieht und die Wirkungen des Wassers und seine Temperaturen auf den lebenden Organismus wissenschaftlich zu begründen und zu erklären versucht.

Die richtige Bedeutung des Wassers als Heilmittel, nicht über sondern neben vielen anderen, habe ich in der Reihenfolge der bedeutendsten naturgemäßen Mittel in diesem Werke in das rechte Licht gestellt.


I. Alte Geschichte.

Über Wasseranwendungen im Altertum berichtet unter anderen auch die Bibel.

Fußwaschungen wurden bei der alten, einigermaßen zivilisierten morgenländischen Bevölkerung zwecks Beseitigung der Benommenheit, Abgespanntheit, Nervenschwäche und zur Erhöhung der Verdauungskraft und guter Gemütsstimmung angewandt.

"Gehe hin und wasche dich siebenmal in Jordan," sagt Elise zu dem an Aussatz erkrankten Syrier Naamann. Johannes taufte im heiligen Wassereifer seinen Freund den Herrn Jesus. Später wurde das Wasserbad mit einigem Zeremoniell gar zum christlichen Sakrament erhoben.

Aussatz und Waschungen wurden bei den Alten Ägyptern und Griechen nicht minder gepflegt und die großartigen Luxusbäder der alten Römer sind hinreichend bekannt. Bei fieberhaften Krankheiten wurde schon von Hippokrates das kalte Bad als Heilmittel empfohlen. De ratione victus in morbis acutis edit. Kühn pag. 62, seq.

Galen ließ Ptisiker baden und rühmte seine Erfolge. De methodo menendi, edit. Kühn II, pag. 706, seq. "De martcove edit cad Vii, p. 696 omnibus febribus hecticiss, balneum anxiliatur."

Aetius hat bei fieberhaften Krankheiten die kalte Begießung versucht.

Mauthner: Die Heilkräfte des kalten Wasserstrahls. Wien 1837.

Dr. Günther: Mitte des 16. Jahrhunderts, wendete gegen üppige Lebensweise kaltes Wasser an und erzielte dadurch leichte Abzessbildungen und Reinigung des Körpers von Wucherungen, Fremdstoffen, Verfettungen und Geschwüre.

Günstige Erfolge sind beachtet von Sennert bei Hektikern, durch Einhüllen derselben in milchgetränkte Tücher. Wenn alle Weisheit zu Ende war, z.B. bei Hundswuth, delirenden Fieberkranken u.s.w., so wurden sie unter kaltes Wasser getaucht.

Im Jahre 1702 hat Prof. Floyer in einer Schrift die Heilkraft des Wassers nachgewiesen und bei Errichtung eigenartiger Bäder erprobt, wo er Differenzen zwischen Luft- und Wasserwärme mittels des Thermometers bestimmte und dem kalten Brunnenquellwasser den Vorzug gab. Dieser Versuch ist wohl der erste methodische, der gemacht worden ist. Floyer erklärt den Widerwillen des Publikums gegen Arznei, die nichts kostet, geradeso, wie gegen das kostenlose Heilmittel des Wassers.

Dr. Barnard geisselt im Stile des Abraham à Santa Clara das Gebahren der Rezepthändler seiner Zeit. In einem Briefe schreibt er; "Ich habe viele gekannt, welche durch gar zu fleissige Kur ihrer Gesundheitsräthe rasend gemacht worden und in ihrer Raserei in einen Teich gesprungen, von denen kein einziger, soviel ich erfahren, Schaden daran gehabt, sondern, vielmehr alsbald kuriert worden."

Beweise aus eigener Erfahrung: Typhus, Blattern, Pest aus der Londoner Epedemie von 1665.

Im Jahre 1721 machte ein Dr. Daniel Fischer die Beobachtung, dass in Ungarn und einzelnen Teilen Schlesiens die Variolo durch laue Bäder geheilt wurden und das dies ein uraltes Volksmittel in jenen Gegenden sei. Während des Maturationsstadiums vertauschte man das Wasser mit dem Serum der Milch.

Etwas später, gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts, finden sich in Deutschland eine Menge von Ärzten, welche das kalte Wasser anwenden. Hier ist nun der immense Fortschritt zu konstatieren, dass in fieberhaften Krankheiten eine kühlende Behandlung systematisch durchgeführt wurde.

Besonders in Schlesien durch die Schriften von Johann Hahn die Wasserheilkunde populär gemacht; 1742 führte dessen Vater dieselbe in die Praxis ein.

Durch dieses Verfahren angeregt, gab ein Dr. Schwertner ein Buch über "die besten Autoren der Wassertherapie" heraus. Hahn ist kein Wasserdoktor in der heutigen Bedeutung wie z.B. Paul Schmidt, er beherrschte nicht den vernünftigen Gebrauch anderer Heilmittel.

Im Gegenteil sind beide, er sowohl wie sein Bruder, sogar gelehrte Ärzte, dabei klare, vorurteilsfreie Köpfe. Lassen wir einige Auszüge aus dessen Schriften für sich sprechen:

"Unterricht von Kraft und Wirkung des kalten Wassers in die Leiber der Menschen, besonders der Kranken bei deren innerlichen und äußerlichen Gebrauch, welchen aus deutlichen durch die Erfahrung bestätigten Vernunftsgründen ersiehet. Johann Sigmund Hahn Phil. et. Medico.

Doktor und Praktikus in Schweidenitz 1754. Breslau, Leipzig." "Denn ob wir zwar das Wasser bei allen Unpässlichkeiten anpreisen, so gebrauchen wir doch dabei mancherlei durch die Erfahrung bewährte Mittel, ohne welche uns die Lust zu praktizieren beinahe vergangen wär."

"Wo es nun brennt da muss man löschen." Das Baden der Kranken geschieht entweder in langwierigen, oder in hitzigen Krankheiten. In hitzigen zwar läßt es sich, wenn die Patienten allzu schwach werden, nicht allemal tun und man kann dabei schon mit dem bloßen Abwaschen zu Rechte kommen.

Aus Puls und Empfindung wird man das geeignetste gewahr. Aber was tun, wenn sich Blattern, Masern, Friesel oder gar Petetschen wittern lassen? Wir wollen sie samt ihrem Quartier (Haut) unter Wasser setzen, sie damit ersäufen, den verursachten Unrat rein ausschweifen und den etwas erregten Brand wieder löschen.

Niemand wundere sich, wenn wir auch den aller hitzigsten Febricanten, ob sie auch mit Friesel, Petetschen oder andern Ausschlägen überschüttet wären und vom Schweiße gleichsam zerfliessen möchten, erlauben ohne Kleider, im blossem im Bette zu liegen, sich nach Gutbefinden auf, oder wieder zu zudecken, die Überzüge und Leinengeräte oft frisch zu wechseln, oder Fenster und Türen sich öffnen zu lassen, denn bei solchen Verhalten haben wir angemerkt, dass die Patienten daran eine große Erleichterung und Erquickung überkommen. So wird denn wohl höchst nötig sein, durch eröffnete Fenster eine frische, reine Luft in die Stube herein und durch die aufgemachten Türen die stockende, stinkende und ansteckende Luft hinaus zu lassen.

Im Jahre 1764 während der Typhusepedemie in Neapel wandte Sareone kalte Bäder an.

Dr. Ullrich in Hildesheim schreibt im Horn´schen Archiv für medizinische Erfahrung 1759 sehr prüde: "Ich mochts nicht nachahmen, wie ein gewisser Professor seinen an Friesel bereits für ganz verlorenen geachteten Sohn durch Einwickeln in kalte und nasse Tücher gerettet habe. Noch weniger möchte ich immittieren, was mir von Empircis, die durch Begießen mit kaltem Wasser kuriert haben, bekannt ist. Ich habe es nunmehr bei 4 Frieselpatienten, bei denen ich nicht mehr ein noch aus wußte, jedoch nicht anders als: die inwendigen Hände damit zu bestreichen und mit 4 fachen Linnen vor den Kopf zu schlagen (also Handwaschungen und Stirnkompressen) mit sichtbarer und stündlicher Erleichterung gebraucht.

Trotz des günstigen Erfolge bildete Dr. Ullrich sein Verfahren nicht aus, sondern schreibt ganz naiv: "Doch war ich so verwegen, nicht hier innen weiter zu experimentieren, 1. weil ich keine Patienten darnach hatte und mit ordinären Mitteln ziemlich fertig werden konnte; 2. weil ich mein Renommée nicht gerne schaden, noch solche exponieren wollte; 3. weil ich besorgte, dass unsere altmodischen Herrn Mediziner hierüber ins Horn blasen möchten."

"Hätte man sich auch wohl gescheut, eine Erfahrung zu verwerten, wenn es sich um schulgerechtes pharmazeutisches Remedium gehandelt hätte?" Schreibt später ein Dr. med. Jürgensen hierauf mit Recht.

Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts schreibt Brandis von seinem Freunde Dr. Müller in Preussisch-Minden, dass derselbe 1778 sich dieses Verfahrens bei einer Masernepedemie, mit dem glücklichsten Erfolge, bedient habe. Brandis selbst gebrauchte Begiessungen bei der Behandlung des Typhus, des Scharlachs, sogar der Febris hectica schon lange vor Currie.

Derselbe schrieb: "Es ist mir nicht erinnerlich, wann mir Wrigh´s und Currie´s Erfahrungen zuerst bekannt wurden. Ich freute mich, daß sie mit den meinigen übereinstimmten, und mußte lächeln, als Josef Frank, der Sohn meines Lehrers Frank, aus England zurückkehrend, ein wichtiges Geheimnis, böse Fieber zu behandeln, das er neu aus England mitbrachte, mir mitzuteilen nicht für unwürdig fand."

Brandis hat seine Erfahrungen gesammelt in einer Typhusepidemie von 1786-1789, bereits in Heckers "Magazin" publiziert.

James Currie veröffentlichte seine Erfahrungen in der Wasserbehandlung 1788. Ins Deutsche übersetzt 1801-1803, von Hergewisch redigiert 1807. 

Currie ist nicht selbstständig auf die Wasserbehandlung gekommen, sondern wurde von Dr. Wright erst darauf aufmerksam gemacht.

Currie ist aber der erste Arzt, welcher tiefer in das Geheimnis der Wasseranwendung eindrang. Er warnt z.B. davor bei Kollapszuständen, namentlich auch im Froststadium des Intermittens. (Dann muss man den Kranken Glühwein geben sagt er mit Recht.)

Die Exaerlation des Fiebers im Fleckfieber kennend, rät er, zur Zeit der Akam zu begießen. Kontraindikation ist starker Schweiß - Weil durch die Bettdecken die Wärmeabgabe künstlich gehemmt ist, der Patient selber dem Thermometer wärmer erscheint, als er in der Tat ist, deshalb sieht Dr. C. das Schwitzen selbst als einen kühlenden Prozess an. 

Er unterscheidet also schon richtig zwischen der Wärmebildung im Organismus und der Wärmeabfuhr nach außen. Ist die Wärmebildung vermindert oder normal, während künstlich die Ausfuhr derselben verhindert wurde, dann soll man nicht übermäßig Wärme entziehen.

Currie glaubt, dass ein Sturzbad zu Anfang des Typhus angewandt, denselben coupire.

Das kalte Wasser wurde von Currie und seinen Schülern mit Erfolg angewandt bei Typhus. Scharlach, Blattern, Intermittens, das gelbe Fieber, Masern, Influenza und die Feoris hectica. Auch bei örtlichen Erkrankungen wurde das kalte Wasser angewandt, bei Masern war man vorsichtiger, desgleichen bei Lungenkrankheiten.

Die günstigen Erfolge der Hydrotherapie erregten seiner Zeit in England allgemeines Aufsehen und mehr allgemeine Nacheiferung als in Deutschland. In klinischen Instituten in London und Edinburg wurde diese Behandlung eingeführt, desgleichen auf den Schiffen der englischen und portugiesischen Flotte und in den Kolonien.

Currie schreibt am Schlusse seines 2 Bände umfassenden Werkes über Wasserbehandlung: "Man wird es mir vielleicht gönnen, dass ich mir mit der angegebenen Idee schmeichle, du hast nicht umsonst gelebt." Es war ein denkender Kopf und ein wirklicher Arzt wie er sein soll. Ehre seinem Andenken.

Im Anfange des 19. Jahrhunderts sind es die Ärzte Horn, Fröhlich, Reuss und Hufeland, welche die günstigsten Erfolge der Wasserkuren erzielten.

Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836). „Makrobiotik“
(Foto: AKG Berlin. Hinzugefügt)

(Anmerkung Timm: „Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836), ein berühmter Arzt der Goethezeit. Obiges Bild Stahlstich von J.G. Nordheim, nach einer Zeichnung von F. Krüger. Hufeland, am 12. August 1762 in Langensalza geboren, übernahm nach seinem Medizinstudium in Jena und Göttingen die väterliche Praxis in Weimar, wo er schließlich als Hofarzt tätig war und schon früh mit Wieland, Herder, Goethe und Schiller in Berührung kam. Von 1793 bis 1801 war er Professor in Jena, danach Leibarzt der preußischen Königsfamilie und damit zugleich leitender Arzt der Berliner Charité. 1810 war er als Medizinprofessor maßgeblich an der Gründung der Berliner Universität beteiligt. Er verfaßte einflußreiche Abhandlungen, wobei seine „Makrobiotik“ (3. Aufl. 1805) große Popularität erlangte. Hufeland, der am 25. August 1836 in Berlin starb, gilt als Wegbereiter der modernen Naturheilbewegung“. Quelle: Archiv-Medizin, Verlag Archiv, Braunschweig. Im Jahr 1810 wurde in Berlin die erste Universität gegründet, die in den Folgejahren als Humboldt-Universität Weltruhm erlangte. Christoph Wilhelm Hufeland, damaliger Direktor des über die Grenzen hinaus bekannten Collegium medico-chirurgicum (einer preußischen Ausbildungsstätte von Militärärzten) und ehemaliger Hausarzt von Goethe, Schiller, Herder und Wieland in seiner Weimarer Zeit, war nicht nur königlicher Leibarzt, sondern wurde auch zum ersten Dekan der Medizinischen Fakultät bestellt. In dieser Funktion gründete er zeitgleich eine der ersten deutschen Polikliniken. Sie war damit nicht nur die erste Einrichtung dieser Art für die Armenbevölkerung Berlins, da dort alle Krankheiten unentgeltlich behandelt wurden, sie diente auch gleichzeitig der ärztlichen Ausbildung. Weltberühmt wurde Hufeland durch sein Hauptwerk, die Makrobiotik oder die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern, letztendlich Leitfaden und Maxime der Medizin in Vergangenheit und Gegenwart. Er fordert darin ein ausgewogenes Maß zwischen Askese und Schlemmerei und sieht in diesen Extremen die Gründe für ein vorzeitiges Ableben. Einer seiner gerade auch in der gegenwärtigen Diskussion gültigen Grundsätze lautete: „Vorbeugen ist besser als heilen“).

Dr. Hufeland, der berühmteste Arzt seiner Zeit, setzte im Jahre 1821 einen Preis für die beste einschlagende Arbeit der neuen Wasserheilmethode aus.

Im Horn`schen Archiv, welche die Jahre 1808-1816 umfassen, finden sich viele bemerkenswerte Aufsätze. Hier folgt ein Auszug: Mehrere Nachahmer dieser Methode haben bei hitzigem Fieber nicht immer die große Wirkung, selbst bei gehöriger Indikation, gefunden, was sich leicht erklären ließ. Sie gaben nebenbei reizende Mittel aller Art, ließen Blasepflaster auflegen oder mit flüchtigen Salben einreiben, das Krankenzimmer warm halten, die Kranken sorgsam bedecken und so erfolgte nach einer so unsinnigen Behandlungsart nicht, was ich und andere erfahren habe, schreibt Dr. Fröhlich in Hufelands Journal, pag. 41.

Levitating Stone
(Hinzugefügt)


Erstellt 1999. Update 18. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Die psycho-physiologische Naturheilkunde             Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
 
Heilwissenschaft der Zukunft