Carl Huter: KRANKENPHYSIOGNOMIK - TEIL I. Part 4
 
Fortsetzung

Wir wollen nunmehr erklären und begründen, warum und wie die Herz- und Lebenskraft physiognomisch im Gesicht zu erkennen ist.

Mit den Vorgängen der Atmung und Ernährung, sowie den Reizen der Innen- und Außenwelt, wird das Empfinden der Organ- und Körperzellen stetig und sehr wechsel-seitig und verschiedenartig angeregt und zur Entfaltung gebracht.

Angenehme Lebensreize sind dem Empfinden der Zellen willkommen, werden herbeigesehnt und freudig aufgenommen, wodurch das Leben bejaht und gestärkt wird.

Unangenehme und üble Reize werden abgelehnt, das Leben und Empfinden sträubt sich gegen sie, da es durch sie geschwächt und verneint wird. Die Wechselseitigkeit der Reize, der angenehmen und unangenehmen, ist notwendig, da Einseitigkeit stumpf macht und das Leben nicht höher entwickelt.

Wie der Organismus imstande ist, mit den Reizen der Innen- und Außenwelt dauernd im Kampfe ums Dasein fertig zu werden, daraus ergibt sich seine Widerstand- und Lebenskraft.

Diese kann nicht da im Gesicht zu ersehen sein, wo bereits die Organtätigkeit der Lunge und des Magens zum Ausdruck kommt, sondern sie spiegelt sich seitlich der beiden Nasenflügel in dem Wangenzug nach derselben planmäßigen Ordnung, welche auch den inneren Organen im Körper ihren Platz zuweist.

Das ist in Figur 41 deutlich dargestellt.

Fig. 41.
An den Nasenflügeln kommt die Atmung und an der Nasenspitze die Magentätigkeit zum Ausdruck.
Unter der Nase spiegelt sich das Feingefühl und die daraus hervorgehende Art des Geschlechtlichen.
Beides aber ergibt die Art der persönlichen Einstellung des Menschen, die am mittleren Oberkiefer zu erkennen ist. Seitlich davon an dem Nasen-Wangen-Zug kennzeichnet sich die Herz- und Lebenskraft des Organismus. 

An all diesen Vorgängen der wechselseitigen Lebensreize nimmt das Herz mehr oder weniger Anteil. Daher zeigt sich an dem erwähnten Wangenzug nicht nur die Lebens-, sondern auch die Herzkraft des Menschen.

Fig. 41. Ausschnitte.                                                                    Ausschnitt Huterscher Studienkopf.

Das Letztere läßt sich auch anatomisch-physiologisch gut begründen. - Man betrachte zu diesem Zweck Figur 42, den Verlauf des Nervus vagus zum Herzen.

Fig 42. Verlauf des Nervus vagus vom Herzen,
a) Nervus vagus;    c) Rückenmark;
b) Arteria arrotis;    d) Herz

Aus dem Herzmuskel wachsen feine Nervenfasern, die sich in den Herzganglien sammeln und die dem sympathischen Nervensystem zuzurechnen sind. An allen Lebensäußerungen und inneren Empfindungen nimmt das Herz teil und vor allen Dingen die Nerven, die das Herz durchziehen. Diese wachsen mit dem Nervus vagus und dem Rückenmark empor und verlaufen von hier aus in feinen Nervenbahnen direkt in das Gesicht, und zwar in den schon bezeichneten Wangenzug seitlich der Nase.

Fig. 42. Verlauf des Nervus vagus vom Herzen
a) Nervus vagus;    c) Rückenmark;
b) Arteria arrotis;    d) Herz

Ein Abdruck der Empfindungen, der Gesundheit und Kraft, der Tätigkeit des Herzens, wird demnach auf dem Wege der Strahlung und der Leitung durch Nervenbahnen unmittelbar nach hier in das Gewebe übertragen - und ist selbstverständlich auch daraus zu ersehen.

Der Nervus vagus ist der Nerv, der hauptsächlich auf die Bewegung des Herzens wirkt. Daher tritt bei ungünstiger, krankhafter Herzbewegung in diesem Gesichtszug eine eigentümliche Lockerung des Gewebes oder eine gewisse Härte, Weichheit oder Durchbrechung des einheitlichen Zuges im Gewebe auf.

In dieser Weise ist der Zusammenhang der Herztätigkeit mit dem erwähnten Wangenzug verständlich.

Hier liegen zusammengefaßt - der Hebemuskel der Nasenflügel und Oberlippe, der Zusammendrücker der Nase, der Ringmuskel des Mundes, der Jochbein- und Backen-muskel.

In dem Zusammenspiel dieser Gesichtsmuskeln, das sich auf der Oberfläche des Gewebes plastisch abzeichnet, ist die Herz- und Lebenskraft zu erkennen.

Je nachdem sich hier der Wangenzug in Plastik, Strahlung, Spannung und Frische befindet, in Festigkeit, Kraft und Schönheit sich abzeichnet, ist die Herz- und Lebenskraft des Menschen zu bewerten.

Wir können sofort die Probe auf das Exempel machen.

Der Leser betrachte Bild 43, 44, 45 und 46. Es sind Hundertjährige und alle haben den geschilderten Wangenzug stark und außerordentlich plastisch und fest entwickelt. Das ist auffallend. Bei Beobachtung von sehr alten Leuten wird der Leser selbst die erwähnten Tatsachen bestätigt finden.

Bild 43.                                                                Bild 44.

Dieser starke Wangenmuskel bei den Hundertjährigen scheint die ganze hohe Lebens-, Widerstands- und Reservekraft des Organismus zu spiegeln.

Bild 45.                                                                Bild 46.

Ein Gleiches kann man bei Bild 47 beobachten, es ist ein wohl hundertjähriger Rumäne, der es gewiß im Leben nicht leicht gehabt hat.

Bild 47.

Man betrachte dieses kernige Gesicht, es hat noch den Abglanz der unbesiegbaren starken Lebenskraft, der freien und tiefen Atmung und den bezeichneten kräftigen Wangenmuskel, der die starke Herz- und Lebenskraft zeigt.

Meister Huter sagte: Menschen mit festem Blick, starken Jochbeinen, hervortretender Nasenwurzel und kräftigem, vortretendem Kinn - wie dieser Alte hier, - werden bei starker angeborener Lebenskraft und bei normalem Lebensablauf gewöhnlich alt.

Bild 48. Der alte Großvater.

Auch mein alter Großvater, Bild 48, der noch so elastisch auf dem Stuhl sitzt, als sei er jeden Augenblick bereit aufzustehen und einen weiten Weg zu machen, hat den starken Herz- und Lebenszug, jedoch nicht so vollendet geformt wie bei dem vorigen Bild. Bei ihm fällt besonders das sehr starke Kinn auf und die starken Jochbeine. Er lag im harmonischen Bewegungsnaturell und wurde 84 Jahre alt. Er lebte sehr solide und einfach, bei steter Arbeit und die letzten 35 Jahre seines Lebens geschlechtlich enthaltsam in seinem strohgedeckten, von hohen Bäumen geschützten Häuschen an der Nordsee, Sturm, Feuchtigkeit und Nebel aus erster Hand empfangend. Charakteristisch ist der Bart, der das Gesicht umrahmt, und diesem etwas so Treues, Natürliches und Sorgendes gibt. Er war ein braver Mann, der rechtschaffen und ehrlich durch das Leben ging.

Ich will dem Leser in Bild 49 weiterhin die starke Lebenskraft vor Augen führen. Es ist der Freiburger Arzt Dr. med. Georg v. Langsdorff6 , der durch ein solides und regelmäßiges Leben ein hohes Alter erreichte. Wohl hat er viel geistigen Kampf gehabt, das zeigen die Furchen im Gesicht, das zeigt auch sein würdiges Aussehen, - aber die ganze Gestalt deutet doch an, daß er ruhig leben und sich schonen konnte. Er reiste noch mit 80 Jahren nach Arkansas in Amerika, um dort unter idealen Verhältnissen ein natürliches Leben zu führen.


Bild 49. Dr. med Georg v. Langsdorff.

Die Nasenflügel und der Lebenszug seitlich abwärts davon sind rein und kernig in Form und Zeichnung. Es ist das Bildnis eines alten würdigen Lebensreformers.

Bild 50 zeigt eine alte einfache Landfrau, die Mutter des Begründers der Psycho-Physiognomik. Sie hat die angeborene starke Lebenskraft, das zeigt der plastisch starke Wangenzug. Die Mutter Carl Huters hat es nicht leicht in ihrem Leben gehabt und viel Arbeit, Kummer und Sorgen erlebt, davon zeugen die stark konvexen Schläfen und die Faltenbildung an Nasenwurzel und Stirn. Die starke Herz- und Lebenskraft aber überwindet siegreich alle Schädigungen des Lebens.

Bild. 50. Die Mutter von Carl Huter.

Ganz auffallend ist die kernige Kraft bei seltener Feinheit im Gewebe und das hohe schöne Oberhaupt. Wenn man bedenkt, daß der Vater Carl Huters ein sehr edler harmonischer Mann war aus uraltem Geschlecht, so kann man die hervorragende ererbte gute Anlage unsere Meisters schon verstehen.

In Bild 51 sehen wir den greisen großen Naturforscher Ernst Häckel. Er wurde 85 Jahre alt.

Bild 51. Ernst Häckel.

Der starke Herz- und Lebenszug ist deutlich zu erkennen. Jedoch zeigt derselbe, wie Huter 1909 in einem Druckwerke ausführte, - den sogenannten Tiefschnitt, d.h. die Muskelfalte des Herz- und Lebenszuges erscheint tief und scharf geschnitten.

Der ist ein Merkmal bei Herzleidenden. Huter vermutete daher, daß Häckel ab und zu an Herzaffektionen leide, daß er wahrscheinlich an Herzlähmung und schweren Atemstörungen einmal sterben könnte.

Das ist auch eingetroffen. 1919 starb dieser verdiente Naturforscher an Herzschwäche und schwerer Lungenerkrankung.

(Die Nasenflügel zeigen etwas Anschoppung und eine beginnende Härte, die sich zwar bei richtiger Lebensweise wieder verlieren, aber auch erneut auftreten und verstärken kann.)

Das nächste Bild 52 zeigt uns Papst Leo XIII. Er wurde 93 Jahre alt.

Bild 52. Papst Leo XIII.

Beide Häckel und Papst Leo, hatten eine ganz entgegen gesetzte Weltanschauung.

Dem Papst lag als katholischem Priester die Naturwissenschaft und Entwicklungslehre eines Häckel naturgemäß fern. Häckel konnte bei seiner religiösen Abgeneigtheit begreiflicherweise das Empfinden und das Glaubensbedürfnis religiöser Menschen nicht verstehen.

Das erklärt, daß die subjektive Auffassung beider Männer voneinander keine schmeichelhafte war.

In Wirklichkeit war aber der Papst ein bedeutender Mann in der Religion und Politik und Häckel war es zum Teil in der Naturwissenschaft und materialistischen Naturphilo-sophie.
    
Carl Huter - Huter-Häckel. 1910.                  Carl Huter: Hauptwerk Menschenkenntnis. 1904-06.
(Hinzugefügt)

Daraus geht hervor, wie sehr man die objektiven Tatsachen gelten lassen muß und vorsichtig in seinem Urteil zu sein hat, wenn jemand in Weltanschauungsfragen anders denkt wie wir. - Daher sollte z.B. auch kein Arzt einen Heilkundigen als Kurpfuscher bezeichnen, weil er andere Wege in der Heilbehandlung Kranker geht.

Papst Leo hatte eine wunderbare zähe Natur und hätte vielleicht ein Alter von über 100 Jahren erreicht, wenn nicht Fehler in seiner Behandlung gemacht worden wären.

Der Papst lag im Bewegungs- und Empfindungs-Naturell und reagierte daher auf Kalt-wasserkuren ebenso schlecht wie auf Medizinkuren.

Dieses Naturell kann nur durch Diät, Licht, Wärme, Homöopathie usw. und geistige Heilweisen geheilt, resp. gebessert werden.

Ganz instinktiv hatte der Papst seine Zuflucht zu seelischen Heilmitteln und Handauflegen (Lebenskraftübertragung) genommen, wodurch Besserung erzielt wurde. –

Bild 53 und 54 zeigt uns die schwache Lebenskraft. Beide jungen Männer haben eine gewisse Ähnlichkeit.
    
Bild 53.                                                            Bild 54.
Die schwache Lebenskraft

Man betrachte den flachen, matten und schwachen Nasen- und Wangenzug, der sich nicht abhebt. Die schwache Lebenskraft zeigt der ganze Typus. Das erkennt man sofort, wenn man zum Vergleich den Blick auf dem Bild des alten Holzhauers Nr.47 haften läßt.
        
Bild 53.                                                Bild 47.                                                Bild 54.

Dort zeigt das Gesicht die großartige plastische Rundung und kernige Energie in allen seinen Teilen, während hier bei unseren beiden Bildern die Formen flach, schwach, schlaff und matt sind, es fehlt ganz und gar die kernige zähe Energie und Festigkeit, die Kernkraft der Gewebe, die plastische Strahlung und Spannung, die frische und gesunde Farbe der Gewebe.

Das alles läßt sich besser sehen wie beschreiben. Der junge Mann, Bild 53, war von einem alten erschöpften Mann gezeugt. Er lebte ganz nach der Gesundheit, war Abstinenzler und Vegetarier, aber das nutzte nichts, der Fond der ererbten Lebenskraft war zu schwach, er starb früh.

Bild 55 zeigt eine junge Dame, die unter dem Zeichen der schwachen Lebenskraft und der hochgradigen Disposition zu Lungenleiden steht.

Bild 55. Schwache Lebenskraft und hochgradige Anlagen zu Lungenleiden.

Sie wurde ohne Ansteckung tuberkulös und starb an dieser Krankheit.

Ein früher Tod war wissenschaftlich an physiognomischen Zeichen vorauszusehen, da-gegen half keine Abstinenz und gesundheitliche Lebensweise.

Es liegt eine tiefe Blässe in den Geweben, die Form erscheint wie aus feinem, durch-sichtigen Mamor. So zarte, lebensuntüchtige Menschen sind an sich manchmal schön, aber sie sind wie zarte Stubenblüten, die nichts vertragen.

In den Geweben liegt eine Ruhe und Stille, die kalt und beängstigend anmutet.

Eine feine zerbrechliche Härtung liegt im Gewebe.

Die Helioda und die anderen Lebenskräfte sind schwach, sie sind nicht stark genug, um das Leben in den Geweben lebendig stark zu erhalten und zum Ausdruck zu bringen.

Die Nasenflügel, aber auch der Hals und das übrige Gewebe sind halb wie leblos, es mangelt an gesunder Lebensstrahlung und Spannung, was ein bedenkliches Zeichen ist.

Das gelockte Haar ist trocken, brüchig, es fehlt die Kraft und Kernsubstanz. -

Ich will kurz vom eigentlichen Thema abschweifen und darlegen, daß z.B. bei einem schon stark geschwächten Kranken es ein bedenkliches Zeichen ist, wenn im Mittelgesicht, besonders aber an der Stelle der Schläfe, wo die Hirnsäfte zum Ausdruck kommen (siehe Studienkopf), das Leben in den Geweben sich langsam, aber bestimmt zurückzieht. Man kann dann mit baldiger Abspaltung der Lebenskraft vom Körper, also mit dem  Tod rechnen.

Man muß sich das so vorstellen: Die Lebensstrahlkraft in den Geweben ist geistiger Natur und fast so gut wie unsichtbar. Sie spaltet sich bei jeder Zellteilung ab. Sie spaltet sich bei der Zeugung ab und bei der Geburt. Sie spaltet sich als individuelle Einheit aber beim Stoffwechsel und der steten Körpererneuerung in ihren einzelnen Teilen ständig aus der verbrauchten Körpermaterie ab, - sie ist die Abspaltung sozusagen gewohnt und geübt, und sie spaltet sich am Ende des Lebens ganz vom Körper, d.h. die Lebenspole wechseln. Es tritt der Tod für den Körper ein, aber nicht für die Lebenskraft, diese tritt aus dem Körper nach der Tiefe der Innerlichkeit des Raumes zu aus und lebt weiter.

Diese Innerlichkeit des Raumes, das Jenseits, ist dort, wo die ätherischen Stoffe und Kräfte liegen, die feiner sind als der Weltenäther, also jenseits der Feinheit des Welten-äthers.

So sah ich z.B. bei einer Schwerkranken an Schläfe und Mittelgesicht, daß die Lebenskraft zur Abspaltung, also zum Verlassen des Körpers schreitet, daß also der Tod nahe.

Ich machte die Umgebung darauf aufmerksam und beobachtete, - im psycho-physiogno-mischen Sehen vorzüglich geschult, - mit allen Fasern meiner Sinne. Dann sah ich die Helioda wie in einem feinen Hauch sich abspalten und außerhalb des Körpers langsam entschweben. Hier fühlte ich den Menschen, d.h. die Individualität der Sterbenden und wußte, sie ist gestorben. Ich sah nach der Schläfe und sah, die Lebenskraft ist entwichen.

Ich nahm schnell meine Uhr, setzte mich an das Sterbelager hin und sagte zu den Anwesenden: "Sie ist gestorben, legen Sie ihr das Kruzifix auf!"

Diese sahen mich entsetzt an, denn die Sterbende atmete genau wie vorher und die Anwesenden sahen keine Veränderung.

Ich aber wußte, die Helioda zieht nun die feinen physikalischen Kräfte und ätherisch-chemischen Stoffe des Körpers nach sich, und wenn das geschehen ist, erfahren erst die Anwesenden, daß der Tod da ist.

Nach zwei Minuten brach der Körper mit elementarer Wucht zusammen. -

Der Körper ist dann seelenlos und tot, die Kräfte der Außenwelt treten ihre Herrschaft über ihn an und lösen die materielle Form auf.

Die individuelle Lebenskraft ist ausgetreten und lebt als solche in feinstofflicher Form weiter, um sich höher zu entwickeln.

Daher ist z.B. die Todesstrafe für Verbrecher durchaus unangebracht, denn sie gibt ja den Übeltäter vollständig frei, stellt ihn außerhalb unseres Machtbereiches, ohne daß man ihn gebessert hat. Strafe soll daher bessern, aber nicht Gut und Leben zerstören. -

Wir können uns der Natur ruhig überlassen, sie hat unser Leben bis hierher getragen, und trägt es auch nach dem Tode. Allerdings gibt es hier eine Gerechtigkeit: Die Lebens-kraft tritt so aus, wie wir sie entwickelt haben, und nach dem Grad ihrer Feinheit kann sie in der feinstofflichen oder jenseitigen Welt ihren mehr oder weniger bevorzugten Aufenthalt nehmen. –

Bild 56 zeigt einen sterbenden Krieger (Gladiator aus altrömischer Zeit).

Bild 57. Sterbender Krieger.

Die eben noch vorhandene Lebenswärme des Gesichts und die starke sehnige Spannung des Körpers hat einer fahlen Blässe und Schwäche Platz gemacht. Die eben noch gespannten Formen fallen flach ein, der Kopf und die Brust sinkt herab, die Unterlippe wird hängend, das Auge umflort sich, die Nasenflügel werden leblos und starr, der Herz- und Lebenszug ist im Verfall und der Mund kündet schmerzlich das schwindende Leben.

Das ist meisterhaft dargestellt.

Aber auch das Haar sträubt sich nach allen Seiten, es ist als wolle der Geist aus der Stirn, welche größte Unruhe zeigt, entfliehen. Das Mittelgesicht beginnt schon wie bei einer tiefen Ohnmacht leblos zu werden.

Der Künstler hat ganz genau beobachtet und richtig dargestellt, wie das Leben seine Herrschaft über den Körper aufgibt, die Kraftpole also wechseln und die Form sich typisch verändert.

Der Tod zeigt, wie er sich in den Formen und Geweben abspielt, verschiedene Phasen,
a) zuerst plastische Ruhe,
b) dann tiefe Stille in den Geweben,
c) später Verlieren der Elastizität der Gewebe,
d) und Starre der Form,
e) endlich Verfall der Form und Verwesung.

Die "Helioda-Lebenskraft" selbst ist an dem Verfall nicht mehr beteiligt, sie hat sich abgespaltet und lebt in gänzlich anderer - feinätherischer Form, frei vom grobstofflichen Körper unter anderen Entwicklungsbedingungen weiter. -

An diese Ausführungen schließt unmittelbar an Krankenphysiognomik II. Teil.

Druck von C. Brügel & Sohn AG., Ansbach in Bayern


Der Verfasser

bittet Interessenten, die II. Lieferung dieser Schrift, die bereits größtenteils im Manuskript fertig ist, zu bestellen. Wenn der Betrag im voraus mit eingesandt wird, dann ist der Druck umso eher möglich.

Während dieses Buch in Druck ist, schreibt der berühmte Anatom, Prof. Dr. Hans Böker, Freiburg i. Br., anatom. Institut, an den Herausgeber anlässlich einer Übersendung der zwei erschienenen Lieferungen „Atlas der Naturellehre“: ...

„Ich war überrascht, in dem Kapitel: ‚Die Physiologie in ihrer Beziehung zur Anatomie und Biologie des Menschen‘ Gedanken zur synthetischen Behandlung der Anatomie und Physiologie zu finden, wie ich sie in meinem Goethe-Aufsatz (Münchner medizinische Wochenschrift, März 1932) angedeutet habe und selbst als ‚biologische Anatomie‘ seit dem Kriege verfechte.“

Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Ferner bringt der genannte Fachgelehrte zum Ausdruck, dass er „sich selbst gefreut habe, in den Huterschen Ansichten recht wichtige und moderne Auffassungen gefunden zu haben“.

(Um jedem Irrtum vorzubeugen, sei erwähnt, dass sich dieses Einverständnis mit den Huterschen Lehren nur auf das obige speziell genannte Gebiet bezieht.)

Für Huterfreunde ist die Bekundung des Prof. Böker wichtig, da hier ein hervorragender moderner Fachgelehrter ein Urteil über ein Teilgebiet der Huterschen Lehren abgibt, welches bisher so gut wie überhaupt keine Beachtung gefunden hat.


E N D E
KRANKENPHSIOGNOMIK TEIL 1



Erstellt 1998. Update 22. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
Medizin