Carl Huter: KRANKENPHYSIOGNOMIK - TEIL II. Part 1
 
Fortsetzung von Teil I

Das Gesicht des Kranken
Kranken-Physiognomik
eine erweiterte "Anatomie und Physiologie"
II. Teil

von und nach Carl Huter
Bearbeitet und herausgegeben von Amandus Kupfer
© 1954 1. Auflage

Diese Artikelreihe schließt unmittelbar an das Buch "Krankenphysiognomik" 1.Teil von Amandus Kupfer an; es ist der bisher unveröffentlichte 2. Teil dieses Werkes.


Inhaltsverzeichnis
1. Eine biologische Studie, "Gesundheit und Krankheit".
2. Wie spiegelt sich das natürliche-gesunde und das gestörte Liebesempfinden?
3. Harmonie, Gesundheit, Kraft und Schönheit des Körpers. "Normales und natürliches Liebesleben".
4. Die gesunde, frische - und die erloschene Liebeskraft - "Liebesglückseeligkeit".
5. Die gesunde und die kranke Frau.
6. Die strahlende Lebenskraft, "Helioda".
7. Zur Begründung der Augendiagnose.
8. Die Augendiagnose, die Lebensoffenbarung in der Iris.
9. Studien über den Ausdruck des Mittelhirns - Materielle Gesichtsbelastung und Geisteskrankheit".
10. Körperbelastung und goldener Schnitt. Wie erkennt man Hals- und Gesichtsbelastung?
11. Körperbau und Belastung. Was ist gesund, was ist belastet?
12. Halsstudien, Krankheiten und ihre Vorboten.
13. Leib-seelische Beziehungen - Mittelgesicht und Gemüt - interessante Studienbilder.
14. Nasenform - leib-seelische Beziehungen.
15. Gesundes und krankes Nervenleben.


Eine biologische Studie
Von Amandus Kupfer.

Bild 1 zeigt einen Herrn im Alter von 45 Jahren. Er liegt im Ernährungs-Naturell mit Harmonie, ist wohlbeleibt, aber dabei auch kräftig und von gut ausgeglichenem Körperbau, das ist durch die Worte "mit Harmonie" ausgedrückt. Der Gehirnschädel ist auch in den oberen Teilen hoch und plastisch geformt, was deutlich macht, daß die warmen Gefühls- und Vernunftkräfte gut ausgebildet sind. Das Seitenhaupt ist mäßig stark, jedoch hebt sich im unteren Teil - über dem Ohr - ein plastischer Zug ab, den man als den kaufmännischen Zug bezeichnet. Der praktische Erwerbssinn bewegt sich demnach in mäßigen, natürlich-vernünftigen Bahnen. Im ganzen gesehen ist es der Typus des erfolgreichen Geschäftsmannes, des Verwalters und Großunternehmers, der bestrebt ist, das Bestehende zu erhalten. Vermöge des voll entwickelten Oberhauptes und der warmen Gefühlstönung aller Gewebe schätzt er auch die allgemeinen kulturellen und religiösen Güter des Lebens. Er ist dabei dem Fortschritt zugeneigt, aber doch nicht in besonderem Maße, da der ausgezeichnete Körperbau sich in den Grenzen des Lebenspraktischen hält. So viel in Kürze über die Grundveranlagung, um danach die weiter unten dargelegten Geschehnisse zu verstehen.


Die Augen, Augenlider und Augenüberdachung heben sich in gerundeter Spannkraft klar und frisch ab; es prägt sich darin der Sinn aus, Waren und Dinge natürlich scharf zu beobachten und die Übersicht zu bewahren. Der Blick ist geistesgegenwärtig. Feinheit liegt in der Rundung der Gewebe nach der gut herausgehobenen Nasenwurzelbildung hin, was zum Ausdruck bringt, daß eine natürliche Begabung vorliegt, im praktischen Leben Menschen zu beobachten und sie danach einzuschätzen. Auch die Gesichtszüge und das Kinn sind im Gewebe lebhaft und elastisch gespannt, er handelt daher impulsiv, aber doch gemäßigt, mit Ruhe und Überlegenheit, infolge der Festigkeit im Gewebe und der plastischen Rundung der mittleren Stirnbildung.

Die Gewebe im Gesicht, an den Wangen, an Hals und Ohr sind von innen heraus frisch durchlebt, voll, glatt und warm gespannt; es ist der Ausdruck der vollen Lebensstärke und Gesundheit. Das zeigt auch die ruhige äußere Linienführung der Formen. In dieser Richtung nahm die gute Entwicklung und Entfaltung seiner Persönlichkeit in den folgenden ungefähr 10 Jahren einen lebenspraktischen und harmonischen Verlauf. Hier muß nun, um die Erklärungen zu Bild 2 und 3 leichter verständlich zu machen, einiges, was sich in diesem Falle zutrug, berichtet werden.
    

In Zusammenhang mit dem kriegerischen Einzug der Truppen in seinen Wohnort hatter er sich angestrengt, um aus seinen teils brennenden Gebäuden noch zu retten, was zu retten war. Bei dieser übermäßigen körperlichen Anstrengung, Bücken, Heben usw., mußte der volle und starke Leib der am meisten mitgenommene Körperteil sein. Die Verdauung stockte. Gewiß hätte etwas Ruhe, womöglich Bettruhe, vielleicht ein ablenkendes, großes warmes Fußbad, ein Einlauf und Leibumschlag bei seiner starken und gesunden Konstitution die Sache bald wieder in Ordnung gebracht. Aber, wie das so ist, er ging doch lieber gleich zum Arzt, damit nichts versäumt werde. Dieser aber war wohl auch durch Operationen und vieles andere ebenso übermäßig angestrengt. Er vermutete Darmverschlingung und griff zur Operation. Diese ist natürlich bei dem sehr starken, vollen und umfangreichen Leib viel eingreifender und schwieriger, als wenn z.B. der Mensch dünne, wenig fettgepolsterte Leiborgane hat. Die Operation verlief gut, es lag aber auch keine Darmverschlingung vor, der Arzt hatte weiter nichts gefunden.

Die Narkose, der Blutverlust, die Bettruhe besorgten die Ablenkung, die gewiß besser und gefahrloser auf die zuerst geschilderte Weise zu erreichen gewesen wäre. Der Patient konnte bald wieder seine Tätigkeit aufnehmen. Nur eine Operationsschere von etwa 18 cm Länge war im Leib zurückgeblieben - wovon niemand etwas wußte. - Staunenswert ist, wie die Natur dieses starken Mannes das in den nächsten Jahren überwunden hat! -

Bild 2. Über ein Jahr war nach der Operation vergangen. Mit Umsicht, Tatkraft und Energie hat er seinen Großhandel wieder aufgerichtet - aufrecht, willensstark und fest ist die Hals-, Kopf- und Körperhaltung. Das Auge zeigt seine geistige Anspannung und Konzentration; trotzdem ist der Blick milde, ein väterlich guter Geisteswille geht damit einher; das zeigt die Formbildung über den Augen und an der Nasenwurzel.

Jedoch ist unterhalb der Augen, nach Nasenform, Mund, Kinn und Wangen hin der einstige Ausdruck der Ruhe und Gesundheit verändert, ein stark mißlicher, wie von innerem Unbehagen redender Zug liegt darüber. Die Unterlippe schiebt sich schwer hervor - das Gewebe am Kinn zeigt starke Unebenheiten -, die vordem frisch und glatt gespannte Elastizität der Gewebe an Hals und Wangen hat einer deutlich sichtbaren Unruhe, die auf empfindliche Störung deutet, Platz gemacht - die untere Nasenform zeigt eine merkliche Formverdickung. Hier in diesen Gesichtsregionen liegt die Korrespondenz mit Magen und Darm, und es spiegeln sich hier die begleitenden Gefühle in den Leiborganen. Wangen und Hals sind reich von Adergefäßen des venösen und artiellen Blutes durchzogen, wie auch von Nerven-verzweigungen, die aus den Leiborganen und dem Körperinnern kommen, und die begleitenden Gefühle machen sich entsprechend, wie beschrieben, im Gesichtsausdruck geltend.

Herr N. hat Beschwerden in den Leiborganen und weiß nicht, woher sie kommen. Er war doch vor der Operation immer gesund und diese ist gut verlaufen. Willensfest sucht er alles zu überwinden, man beachte den entsprechenden Ausdruck an Nasenform und Augen; er hat zu viel zu tun und keine Zeit, sich darum zu kümmern, und denkt, wie zumeist der gute Mensch, an sich selbst zuletzt. Doch um beide Augen legen sich Schatten, ein Zeichen, daß die Lebenskraft stark beansprucht ist. - Er hat sich wieder verheiratet, das seine gute Frau während des Krieges gestorben war. Er könnte glücklich sein und bei seiner starken Natur viel schaffen, wenn nicht die dauernde Behinderungen wären. Das spricht sein nächstes Bildnis 3, das wiederum einige Zeit später aufgenommen ist, noch viel deutlicher. Noch sucht er die Harmonie zu bewahren.
            
Bild 3                                                    Bild  Turnvater Jahn
(Quelle: Das Buch von 1941. Hinzugefügt.)

Bild 3 zeigt an Augen, Mund und im ganzen Gesicht den bittersüßen Ausdruck. Für diesen immerhin seltenen Ausdruck gibt uns das Vorhergehende die Erklärung. Starke Lebensnervenfülle zeigt das untere Augenlid, jedoch die Schatten, die Verfärbungen der Gewebe um die Augen haben sich vertieft. Die Überformung an der unteren Nase ist stärker geworden, das Gewebe ist in der Konstanz lockerer und brüchiger. Seine Beschwerden haben trotz solider Lebensweise zugenommen. Die Gewebsformung an Mund, Hals und Wangen ist noch wenig elastisch, eine teigige Schwäche macht sich langsam darin geltend. Seine Kopfhaltung ist nach rechts, der Seite der Kraft, etwas geneigt. Das Ohr verliert im oberen und unteren Teil merklich an Spann-kraft. Aber noch begleitete er auf weiten Fahrten seine Lastautos; und oft, wenn es eilte, benutzte er auch sein Fahrrad.

Das war zu viel, arge Schmerzen stellen sich ein, und er geht wieder zum Arzt. Eine Röntgenaufnahme wird gemacht - und die im Leib vergessene Schere erscheint im Bild. Als das unser starker Mann hört - bricht fast seine Kraft. Zwar wird die Schere durch Operation entfernt, jedoch ist keine Aussicht auf Genesung mehr vorhanden. Mitten aus dem schaffenden Leben sieht der Patient sein nahes Ende, ordnet noch in väterlicher Weise seine letzten Angelegenheiten - und stirbt ergeben in sein Schicksal.

Es war ein starker und guter Mensch, in wirtschaftlicher Hinsicht eine Art Jahnnatur, der auf diesem Gebiet sogar für eine hervorragende Staatsstellung befähigt war.

So haben wir die fortschreitende körperliche Störung und den begleitenden Ausdruck an Augen und Gesicht in der Hauptsache kennengelernt. Viele Feinheiten gehen im Druckbild verloren, und auf diese ist kein Bezug genommen.

Man denke menschlich - berücksichtige die Umstände - Fehler sind nicht ganz zu vermeiden. Immerhin - eine Gerichtsverhandlung erfolgte nicht, und es bleibt zu bedenken, daß der Arzt in gewisser Hinsicht Herr über Leben und Tod ist. Daher bleibt die Auswahl der Studenten der Medizin und der ärztlichen Hilfskräfte ein noch zu lösendes Problem. Möge die hier gestreifte, heute schon in der Medizin weltbekannte Typenlehre Carl Huters dazu beitragen, das Problem zu lösen, dem Ausdruck des Lebendigen volle Beachtung zu schenken.



Krankenphysiognomik
Eine erweiterte Anatomie und Physiologie nach Carl Huters Psycho-Physiognomik
Von Amandus Kupfer.
Diese Artikelreihe schließt unmittelbar an das Buch "Krankenphysiognomik - Das Gesicht des Kranken", 1. Teil, von Amandus Kupfer an; es ist der bisher unveröffentlichte 2. Teil dieses Werkes. (Eine beschränkte Anzahl des 1. Teiles steht Interessenten zur Verfügung.)
An den Nasenflügeln lernten wir die starke und schwache Atmung und den Lungenzustand erkennen.
An der unteren Nasenspitze, in welcher feine Geruchs- und Magennerven verlaufen, erkannten wir vornehmlich den Magenzustand.
Zu beiden Seiten der Nasenflügel, an dem Nasen-Wangenzug, der sich seitwärts nach unten zieht, sahen wir den Zug des Herzens, des Lebens und der Seele zum Ausdruck kommen.

Hutersche Studienkopf.
(Quelle: Hörzu, Heft 30. 2001. Hinzugefügt)

Nun betrachten wir wiederum die inneren Lebensvorgänge. - So wie die Art des Empfindens und des Wollens der Zellen ist, wie sie auf die steten körperlichen Bedürfnisse reagieren, entfaltet sich der seelische Zustand des Menschen. - Das ist, nebenbei gesagt, ein guter Beweis dafür, wie eng die Entfaltung der großen unsterblichen Seele mit allen körperlichen Vorgängen verknüpft ist.
Je lebhafter und qualitativ feiner die einzelnen Zellkomplexe empfinden und frei von Belastungsstoffen sind, also alle Einzelteile der Zellen von dem Lebensempfinden gut durchstrahlt werden, um so besser und vielseitiger kann sich auch das normal gesunde seelische Feingefühl daraus entwickeln.
Das seelische Feingefühl ist grundlegend für die Art, wie das Liebes- und Geschlechtsleben betätigt wird. Eng damit verbunden ist natürlich auch das Liebesgewissen, das Liebesgefühl, die Geschlechtsreinheit, das Benehmen und die Lebensart des Menschen.
Die gute edle Lebensart ist also auch ein Faktor, den man für die gute Entfaltung der Persönlichkeit sehr beachten sollte. - Die oben zuerst erwähnten Eigenschaften, Liebesgewissen, Liebesgefühl und Geschlechtsreinheit finden ihren lebendigen, sprechenden Ausdruck an der verborgenen Stelle der unteren Nase, die wir noch nicht besprochen haben, am Nasensteg und weiterhin an den feinen Übergängen zur Oberlippe und zu den Mundwinkeln (siehe Fig. 9, Teil 1).

Fig. 9. Die Bedeutung der mittleren Teile der Nasenform.
Teil I

Eine im Prinzip gleichlaufende Anordnung liegt dem inneren Bau und der Tätigkeit der hiermit korrespondierenden Rumpforgane zugrunde. Die Geschlechtsnervengruppe bildet die Grundlage für die Entfaltung der Nervengruppen, welche für die Ernährung und Verdauung, für die Atmung und Lungentätigkeit in Betracht kommen (siehe Fig. 1).
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Fig. 1.

Die Vorgänge, die mit der Geruchsempfindung, der Atmung und Ernährung verbunden sind, wirken auf das Empfinden der Geschlechtsnervengruppe zurück und umgekehrt beeinflußt letztere die innere Organtätigkeit. So eng die Atmung und Lungentätigkeit mit der Ernährung und Verdauung, mit den Geschlechts- und Gebärorganen in Verbindung stehen, liegen auch die Gesichtspole dieser Organe an der unteren Nasenform sinngemäß verteilt und nahe zueinander gerückt.
Die physiognomische Kennzeichnung der Atmung, der Herz- und Magentätigkeit haben wir bereits kennengelernt. Wie das Geschlechtsleben zum Ausdruck kommt, das können wir sehr gut an den klassischen Bildwerken der Venus Akropolis und der Venus Pergamon beobachten.
Die Venus Akropolis wirkt im Ausdruck rein, sittlich, freundlich, lieblich, edel, ideal und ethisch schön.
        
Bild 2. Venus Akropolis                                                Bild 3. Venus Pergamon

Die Venus Pergamon mag in gewissem Sinne auch für schön gelten, es ist aber eine andere Schönheit, es ist nicht die wahre und echte Schönheit, es ist vor allem nicht das, was Huter unter ethischer Schönheit verstanden hat.
Das Gesicht der Venus Pergamon hat den typisch unsittlichen, ordinären Ausdruck des Mundes und der Augen. Es ist der Prostituiertentypus.
Das wird der Leser bei genauer Betrachtung und einiger Übung auch ganz gut erkennen können. Die Buchstaben dieser Schrift muß man auch erst kennenlernen, um lesen zu können. So hat die lebendige Sprache der Natur, wie sie in den Lebensformen zum Ausdruck kommt, eben auch sozusagen ihre eigenen Buchstaben. Nur ist diese Sprache der Natur in der ganzen Welt gültig und von urewigen Gesetzen diktiert. Streng logisch genommen ist die Erlernung dieser Natur- und Geistessprache wichtiger wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Denn das letztere kann jemand aufgezeichnet verstehen, und er läßt sich doch vom ersten besten Gauner irreführen und unter Umständen um Hab und Gut bringen, oder er holt sich von menschlichen Giftpflanzen die schwersten Erkrankungen, seelischen Kummer und andere Leid dazu. -
Wenn wir von allem anderen absehen und uns nur an das engere Thema halten, in diesem Falle die untere Nasenform nebst Oberlippe und Mund betrachten, so ist die Formfeinheit und Schönheit dieser Teile bei der Venus Akropolis direkt auffallend. Auch die Form und Größe der unteren Nase, des Mundes, der Lippen, harmoniert ausgezeichnet gut mit den übrigen Gesichtsteilen.
Das ist bei der Venus Pergamon alles ganz anders. Das Gewebe der unteren Nase, der Oberlippe und des Mundes wirkt geradezu schwer, fast hart, als sei es innerlich im Kern einer ungünstigen Einwirkung ausgesetzt und halb wie vergiftet, im Stadium der Belastung. Die volle Reinheit und Schönheit der Form, der edle, gesunde und herzerquickende Ausdruck fehlt.
Das läßt auf verdorbenes Blut und verdorbene Säfte schließen. Es zeigt, daß die Unterleibs- und Gebärorgane ihren edelsten Zweck verfehlt haben, auch die Reinheit getrübt, ja verloren ist. Daher die ungünstige Form-, Gewebs- und Spannungsveränderung. Daß auch das Feinempfinden nach der groben Seite hin verschoben ist, das beweist allein schon der peinliche Eindruck, der bei der Betrachtung der Nasen- und Mundpartie hervorgerufen wird.
Auf diese Dinge den Leser aufmerksam zu machen, ist wichtig. So erkennt man bei der Venus Akropolis im Gesicht die Gesundheit der Leiborgane, den körperlichen, seelischen und organischen Adel; dagegen die Abstumpfung des seelischen Feinempfindens, die Entartung und Säfteverderbnis bei der Venus Pergamon.
Da wir so deutlich tief innere Lebensvorgänge, die untrennbar mit dem Seelenleben verbunden sind, im Gesicht abgespiegelt sehen, können wir den alten Aberglauben nicht weiter gelten lassen, daß der Lebensgeist verborgen sei, daß niemand in das innere Herz, in das Seelen- und Geistesleben eines Menschen sehen könne. Damit eröffnet sich für die geistige, körperliche und seelische Diagnostik und eine darauf gegründete erfolgreiche Heilbehandlung ein neues Feld. Diese Krankenphysiognomik ist ein allererstes diagnostisches Hilfsmittel, das nach allen Seiten hin die Lebenswirklichkeit für sich hat.
Um diese physiognomische Spiegelung der Leiborgane weiter zu verfolgen, betrachte der Leser die Bilder 4 und 5. Sie sind direkt aus dem Leben gegriffen und zeigen mit großer Deutlichkeit, wie das innere seelische Empfinden und das körperliche Erleben gestört ist, daher die ungünstige Veränderung an der Nasen- und Mundpartie.

Die beiden weiblichen Wesen, Bild 4 und 5, sind noch in der ersten Jugend und doch liegt schon etwas Altes im Gesicht, etwas Gebrauchtes und unnatürlich Frauenhaftes, etwas, was besonders bei dem Bilde rechts erbarmt und wehleidig stimmt. Die untere Nasenpartie und der Mund zeigen deutlich eine sehr ungünstige Formveränderung, wodurch der Gesamtausdruck etwas zu der Jugend im Gegensatz stehendes, Abnormes erhält.
Das kann man deutlich beobachten. Es ist ein Zeichen für die ungünstige Störung des Empfindens im Reiche der Geschlechtsnervengruppe. Die Organe sind erkrankt, was einen Zustand der seelischen Verkümmerung nach sich gezogen hat. Das Letztere ist bei dem Bilde rechts am deutlichsten, der Zug um Nase und Mund ist wie erstarrt, in den Augen liegt das ganze Leid dieser inneren Störung des Empfindungslebens wichtiger Zentralorgane.
Übrigens sind die Nasenflügel bei diesem Bilde auch typisch schwach gebildet, blaß, verschwollen, klein und verformt, ein Zeichen der schwachen Atmung als Folgewirkung des dauernden Aufenthaltes in schlechter Stuben- und Fabrikluft. - Es ist klar, daß als erste Maßnahme einer Heilbehandlung hier die vollständige Milieuveränderung eintreten müßte.

Krankenphysiognomik
Eine erweiterte Anatomie und Physiologie nach Carl Huters Psycho-Physiognomik
Von Amandus Kupfer - 1. Fortsetzung
Was gegenüber diesen Bildern (Seite 37 und 38, November-Nummer) die wirkliche körperliche Gesundheit und Schönheit bedeutet, der natürliche Adel und eine hohe Kultur, das wird sofort klar bei Betrachtung der ideal schönen Gestalten von Mann und Weib, Bild 6, nächste Seite.

Bild 6. Adam und Eva im Paradiese.

Welche wohltuende natürliche Frische, Lieblichkeit, Anmut, Gesundheit und Formschönheit liegt in der Gestalt und - was in unserem Falle besonders interessiert - auch an der Nasen-, Mund- und Kinnpartie des Weibes. Und welch großartige Proportion zeigt der gesunde, harmonische Körperbau des Mannes. Welch kraftvollen, aber edlen und ritterlichen Eindruck vermitteln hier die in Frage stehenden Partien des Gesichtes an Nase, Mund und Kinn. -
Harmonie, Gesundheit, Kraft und Schönheit verkörpern in sich ein Gesetz, das - klar erkannt und angewandt - zum größten Segen gereichen muß.

Eine Idealisierung der Natur und des Menschen im Sinne der idealen Kunst und ethischen Schönheit. (Das lebensgroße Originalgemälde von Klein und Diepholz befand sich im psycho-physiognomischen Lehrmuseum Carl Huters in Leipzig.)
Bild Museum
Das ist das Geheimnis: wahre und echte Schönheit steht in einem bestimmten Verhältnis zu Gesundheit und Glück. Es ist das Gegenteil von dem, was wir bei den Bildern 4 und 5 beobachten konnten.
Daraus wird deutlich, wie gut und notwendig es ist, wenn der Arzt und Heilkundige ein Gesundheits- und Schönheitsbild geistig vor Augen haben. Bei dem steten Umgang mit Kranken verliert sich leicht der Blick dafür, wie der gesunde und normal hochstehende Mensch in Wirklichkeit aussieht, und wie die Abweichungen von der Norm erkannt werden müssen. Aus diesem Grunde ist es angebracht, hier die normal gesunde körperliche und geistige Schönheit zu zeigen.
Erkrankt irgendeine Organgruppe, so tritt auch äußerlich allmählich irgendeine entsprechende Formveränderung in Erscheinung, und sei es zunächst auch nur eine Veränderung des Gewebes, der Farbe oder der Spannung in diesem. Natürlich muß man bei der Vorstellung eines Gesundheitsbildes stets den Körperbautypus, dem der Kranke angehört, in Betracht ziehen, denn für das Ernährungs-Naturell gilt z.B. eine andere Norm als für das Bewegungs-Naturell oder das Empfindungs-Naturell. Danach erst kann man die Abweichungen von der allgemeinen wirklichen Gesundheitsnorm erkennen. (Es sollen daher auch, soweit es im Rahmen dieser Abhandlungen möglich ist, die körperlichen Proportionen der einzelnen gesunden Körperbautypen zur Darstellung gelangen.)
Die moderne Medizin hat ganz unverständlicherweise die bekannten Kretschmerschen Grundtypen aus Irrenhaustypen rekonstruiert, statt, wie es der Autodidakt Carl Huter vorher gelehrt hatte, diese nach dem gesunden Leben darzustellen.
Die genaue Darstellung der Norm der gesunden leib-seelischen Grundtypen gibt ebenso wie der allgemeinen Physiognomik auch der Krankenpysiognomik die sichere Grundlage, auf der weitergebaut werden kann. Die Krankenphysiognomik ist damit lehrfähig geworden. Diese Systematik, die Typenordnung und die unwiderlegliche Beweisführung in physiognomischen Befunden war vor Huter unbekannt. Die Erhebung der Physiognomik zur Wissenschaft ist die geistige Großtat eines Autodidakten der Heilkunde, der in Wirklichkeit der geniale Fachmann war. Wenn nach Huters Tode (gestorben am 4. Dezember 1912) von Medizinern, Hochschulpsychologen und Anthropologen eine Typenordnung nach der anderen aufgestellt wurde, so bestätigt das nur die Richtigkeit des Weges, auf dem Huter bahnbrechend voranging.
Es ist dies eine handgreifliche Mahnung, daß die Freiheit der Forschung und der Heilkunde nicht beschnitten werden darf. Der freie Fortschritt, der Genius, der aus dem Volke aufsteigt, sollte Freiheit und Förderung finden, anstatt von einer Mittelmäßigkeit eines anerkannten Schulgelehrtentums unterdrückt zu werden. Es muß auf diese enge Verknüpfung der freien Forschung mit der Freiheit der Heilkunde immer wieder hingewiesen werden, um das Gewissen wachzurufen, nicht das beste Gut des Volkes zu zerstören.
Der Leser wolle zum Verständnis des Nachfolgenden die Bilder 4 und 5, November-Nummer, nochmals betrachten.
    
Bild 4 und 5.                                                    Bild 7 und 8.

Diese finden ihr Gegenstück in Bild 7 und 8. Hier erkennen wir den harmonischen Konstitutions- oder Körperbautypus und die normale, gesunde geschlechtliche Entwicklung.
Die Geschlechtsnervengruppe bildet die Grundlage zur Entfaltung der übrigen Nervengruppen (siehe Figur 1), daher auch hier bei Bild 7 und 8 der ruhige Ausdruck der seelischen und geistigen Harmonie und Gesundheit an Augen und Stirn.
Man beachte den freundlichen und guten Mundausdruck, mit dem die ruhige Harmonie von Augen und Stirn in Gleichlauf steht. Darin liegt der gesunde seelische und physische Glückszustand. Man könnte die beiden für Bruder und Schwester halten, was sie aber nicht sind; beide liegen nur im ungefähr gleichen Typus des harmonischen Naturells.
Die ruhige Harmonie zwischen Mund- und Augenausdruck fehlt bei den Bildern 4 und 5. Bei Bild 4 ist der Augenausdruck zu sehr gespannt, was zu der ungünstigen Verformung des Mundes und seiner Umgebung und der unteren Teile der Nase in Beziehung zu setzen ist. Letztere korrespondieren mit den Geschlechtsorganen. Es ist, als sei durch die Erkrankung dieser Organe eine nervöse Basis geschaffen und ein Reizzustand des Gehirns, wodurch der gespannte Augenausdruck veranlaßt wird.
Bei Bild 5 ist der Mund mit den Teilen zur unteren Nase hin stark verformt, und im Ausdruck der Augen kommt deutlich die dadurch veranlaßte seelische Kümmernis und Hemmung zum Ausdruck. Das seelische und geistige Wachstum ist, wie Augen und Stirn zeigen, abgelenkt und behindert. Das ist ja auch kein Wunder, denn der Quellpunkt einer glücklichen, gesunden seelischen und geistigen Entfaltung liegt in den unteren Leiborganen, die hier erkrankt sind. -
Daraus folgt, daß jede wahre menschliche Höhenkultur eine wahre, edle und gesunde Geschlechtskultur zur Grundlage haben muß, einmal, um die Erzeugung hochwertiger Nachkommen zu sichern, dann aber auch zur Förderung der eigenen gesunden und guten Höherentwicklung.
Insofern ist auch eine Reform unserer Liebes-, Ehe- und Gesellschaftssitten vom moralischen und rechtlichen Standpunkt aus zu erstreben, da diese dem obigen Ideal vielfach nicht entsprechen.
Betrachten wir nun nochmals Bild7 und 8, so sehen wir die größere Gefühlsversunkenheit, Weichheit und Zurückhaltung bei dem jungen Mädchen; bei dem jungen Mann das erwachende starke Eigenkraftgefühl, das ganz dem Geschlechtscharakter entspricht.

Daher können auch bei der verschiedenen Veranlagungen der beiden Geschlechter die Rechte und Pflichten nicht mathematisch genau dieselben sein, sondern sie müssen die körperliche Veranlagung berücksichtigen. So führt diese Krankenphysiognomik in ihrer Verlängerungslinie zu einer praktisch brauchbaren und lebenswahren Psychologie und heraus aus einer alten weltfremden Seelen- und Geisteslehre und entsprechenden Sitten und Gesetzen. -
Bild 9 und 10. Beide Menschen sind noch jugendlich, aber geschlechtsreif, gesund und stark, wobei der Mann voller Selbstbeherrschung ist.
Bei aller gesunden Festigkeit, die uns das lebhafte und gespannte Gewebe der Dame zeigt, liegt doch die positive Kraft, die Dauerenergie in den noch festeren Geweben des Mannes. Das verrät auch die Haltung, die energische Nase, die Konzentration in den Gesichtszügen, die breite Brust und Schulter. Ich habe wiederum den mehr harmonischen Typus gewählt, weil dieser ja zum Vollmenschen zählt und am besten geeignet ist, eine gute Norm zu zeigen.
Man betrachte bei beiden Bildern die Formbildung des Mundes, besonders an den Mundwinkeln und an der Oberlippe bis zu den unteren Nasenteilen. Hier liegt viel Spann- und Formkraft in den an sich weichen Muskelteilen. Das Gewebe ist dabei schön und ausdrucksvoll nach vorne gedrängt. Besonders beim Manne ist der Ausdruck voll gesunder Lebensspannkraft. Das deutet auf Gesundheit und Kraft der Zeugungs- und Leiborgane.

Krankenphysiognomik
Eine erweiterte Anatomie und Physiologie nach Carl Huters Psycho-Physiognomik
Von Amandus Kupfer - 2. Fortsetzung
Haben wir die Entfaltung der gesunden Geschlechts- und Zeugungskraft kennengelernt (Bild 6, 7, 8, 9 und 10, Dezember-Nummer), so können wir den Abend des Lebens, das Alter nicht umgehen.
Figur 11 zeigt die Proportionen des Kopfes bei einem alten Manne. Es ist unschwer zu erkennen, daß, in der äußeren Profillinie betrachtet, der Oberkiefer mit Oberlippe und Mundlinie nach innen zurücktritt.

Das ist zum Teil auf den Verlust der Zähne zurückzuführen, ist aber auch typisch für das Alter und das Versiegen der Geschlechtskraft.
In der Vollkraft der Jahre stand in der Profillinie die Oberlippe etwas vor und das Kinn ebenso. Im frühen Kindesalter steht das Kinn in der Profillinie zurück. Das entspricht dem noch unentwickelten Tat- und Bewegungsleben, das vornehmlich am Kinn zu erkennen ist.
Man lerne auf diese Weise Geist und Leben, und selbst das an sich sonst so verborgene Geschlechts- und Liebesleben aus den Formen, Farben und Spannungen der Gewebe, welche die inneren Organtätigkeit widerspiegeln, erkennen und beurteilen. Das ist ja gerade das Verblüffende, es gibt fast nur diese eine große Wahrheit, welche die Natur uns unmittelbar offenbart, daß in der beseelten Form das Körper- und Geistesleben zum Ausdruck kommt. Daraus ermesse man die Wichtigkeit der Gesichtswissenschaft. Man beachte aber auch, wie langsam der Fortschritt geht, da die Medizin bis vor wenigen Jahren diese fast noch gänzlich unbeachtet ließ.
Die beiden alten Leute, Bild 12 und 13, haben die typisch nach innen zurücktretende Mundwinkel- und Oberlippenpartie. Wir erkennen die große Ruhe und Stille, ja Starrheit, die in den Geweben vom Mund nach der unteren Nase hin liegt.

Die Geschlechtskraft ist erloschen und nur die Erinnerung ist geblieben. Die Spannkraft, die die Gewebe nach außenhin hebt und formt, sie elastisch und lebensfrisch erhält, ist gewichen. Es ist ähnlich wie bei welken Blättern, aus denen der Lebenssaft entflohen ist, die sich verfärben und abfallen. Es ist der Herbst und der Abend des Lebens.
Wo in den Geweben das Leben mit Hochdruck pulsiert, da formen und spannen sich die Muskeln, und die Haut wird glatt, lebhaft, straff und gespannt, strahlend, rosig und voller Leben.

Das ist hier vorbei. Langsam schleicht das Blut durch die Gefäße, müde wird der Gang und die Haltung, die Haut runzlig und welk. Alles geht langsam zu Ende. Das Haar wird weiß, der Reiz des Lebens ist dahin, die Jugendkräfte sind geschwunden. Was will das Leben noch? Es hat seine Aufgabe erfüllt. Der Quell des Lebens, aller Kraft und Freude ist versiegt. Die Liebe und das Glück, das einst die Herzen höher schlagen ließ, ist traumgleich entschwunden.

Aber die einst so starke Herz- und Lebenskraft der beiden guten Alten kennzeichnet sich noch in dem kraftvollen Mund, der sich von den Nasenflügeln abwärts zieht und den wir schon näher beschrieben haben (Krankenphysiognomik Teil I).

Wenn so auch vieles geschwunden ist, was einst das Dasein lebenswert machte, - eines ist geblieben, das kann niemand den beiden Alten nehmen, es ist der Glaube und die Hoffnung, das stille Gebet, daß mit dem Ende dieses Lebens noch lange nicht alles vorbei und ausgelöscht ist.

Dieses Geistige, das letzte flackernde Brennen des Lebenslichtes zeigt sich in Augen und Oberhaupt. Es ist der Glaube an ein Weiterleben über den Tod hinaus, der durchaus nicht nur einer anerzogenen Religion entspringt, sondern der bei natürlichem Lebensablauf in der geistigen Entwicklung und in der fortlaufenden Abspaltung der Centrosomastrahlen (Helioda) von den materiellen Zellteilen begründet liegt. Mag die Natur diese geheimnisvollen Vorgänge auch noch so verschleiern, die Formen offenbaren uns den Lebensgeist, zeigen ihn uns im Wachstum, Werden und Blühen, in Gesundheit und Krankheit und im Verfall. Dieser Lebensgeist strahlt aus allen Formen und vermag auch als Strahlkraft weiter zu existieren, - dann, wenn die grobmaterielle Form sich müde gelebt hat.

Zur Erweiterung unserer praktischen Studien wenden wir uns nochmals der Vollkraft des Lebens zu.

Kernige Kraft und Gesundheit zeigt Bild 14. Es ist ein Tiroler Jägerbursche mit starken geschlechtlichen Anlagen, dabei aber voller Selbstbeherrschung.

Letztere kommt in dem klaren, festen und reinen Blick zum Ausdruck, der energievollen Nase, dem kräftigen Kinn, dem reinen Gewebe und der urwüchsigen und freien Haltung.

So kann sich nur der Mensch bilden, der natürlich, rein und keusch ist, der sich beherrscht. Man beachte die breite und starke Brust, die kräftigen Nasenflügel und die unverdorbene, prachtvolle Männlichkeit, wie sie der Schnurrbart, der die Oberlippe ziert, zum Ausdruck bringt.

Es ist ein treffliches Beispiel dafür, wie gesunde Geschlechtlichkeit und Reinheit kernig und froh erhält, den Mut und die Energie stärkt, die Muskeln stählt, das Auge klar, bestimmt und willensfest macht. Das hat Meister Defregger großartig zur Darstellung gebracht, er muß einen sicheren Blick für den natürlichen Ausdruck der Gesundheit gehabt haben.

(Defregger, der berühmte Maler, ist bis zu seinem 30. Lebensjahr Kuhhirte und Bauernknecht gewesen, bis Prof. Piloti, Direktor der Münchner Akademie der bildenden Künste, sein großes Talent entdeckte und ihm Gelegenheit zur künstlerischen Ausbildung gab.)

Niemand wird behaupten wollen, daß das einzigartige Naturtalent, das aus den lustig-kernigen Tirolerbildern Defreggers spricht, durch die Schulung in ihn hineingebildet wurde. Das war nicht der Fall, es lag in ihm und war ihm angeboren.

Das Naturtalent überflügelt Bildung, Kunstfertigkeit und Wissenschaft. So ähnlich ist es auch mit den Naturtalenten in der Heilkunde. Diese fanden neue und segensreiche Heil- und Diagnosemethoden, ohne daß sie die entsprechende staatliche Fachbildung durchgemacht hatten.

Heute ist die Iris-Diagnose, die von der offiziellen Hochschulwissenschaft zwar noch nicht anerkannt, aber vielfach mit überraschend positiven Ergebnissen geprüft wird.

Den vollendeten Plan der Lebensoffenbarung in der Augeniris veröffentlichte Carl Huter als Ergebnis 30jähriger Forscherarbeit erstmals in seinem Hauptwerk 1904-06 und er ist auch im "Illustrierten Handbuch der Menschenkenntnis", 5. Auflage 1952, enthalten.

Das Hauptargument gegen die Augen-Diagnose ist bislang noch, daß es nicht gelungen sei, eine wissenschaftliche Erklärung für die Zusammenhänge zwischen den inneren körperlichen Vorgängen und deren Spiegelung im Auge zu geben.

Sehr zum Schaden dieser Wissenschaft verschweigt man Carl Huter als den Entdecker dieses Planes der Augeniris, und vor allem verschweigt man auch die vollendete und großartige, völlig neue Ausblicke eröffnende wissenschaftliche Erklärung, die Carl Huter fand und gab. - Alle heute bekannten "Topographien" der Augeniris, wie man sich jetzt ausdrückt, stützen sich aber offensichtlich auf diesen Huterschen Kanon.

Es ist dies eine interessante Parallele zur Dreitypenlehre, deren Begründer Carl Huter war, was durch die unermüdliche Aufklärungsarbeit von Amandus Kupfer heute bekannt ist. Auch zu dieser Körperkonsti-tutionstypenlehre war in der diesbezüglichen hochschulwissenschaftlichen Forschung eine Begründung bis vor kurzem unbekannt, obwohl sie Carl Huter mit aller Klarheit und nur wünschenswerten wissenschaftlichen Genauigkeit gegeben hat. In der Kretschmerschen Richtung übergeht man auch heute noch "pietätvoll" diese Tatsache. (Anm. des Herausgebers.)

Im Anschluß an den Tiroler Jägerburschen war hier ursprünglich Beschreibung und Bild eines sehr krassen Gegensatzes zu diesem und dem nachfolgenden Bildnis des Paris vorgesehen. Aus ästhetischen Gründen übergehen wir dieses.

In eine ganz und gar andere Welt führt uns Bild 16. Paris war der griechischen Sage nach der schönste Jüngling. Er wählte sich vor Macht, Weisheit und Königsruhm die Liebe, und erhielt darauf Helena, das schönste Weib.
                             
Helena und Paris                                                 Bild 16. Paris, der schönste Jüngling.
Jacques-Louis David. Oil on canvas. 1788. Musée du Louvre - Paris. Hinzugefügt.
   
Man beachte das wonnige Gesicht, besonders um Mund und Kinnpartie, mit dem träumerisch verliebten Blick. (Die Oberlippe mit den Mundwinkeln quillt warm-plastisch hervor und die untere Nasenpartie ist rein gezeichnet.)


Levitating Stone
(Hinzugefügt)

Die plastische Stirn und das edle Profil, die Nase, alles atmet Verschmelzung der seelischen mit der sinnlichen Liebe. Liebesseligkeit, Liebesglück ist der Grundzug dieses Wesens.

Das untere Augenlid lagert voll und hochgezogen auf dem schön hervortretenden Augapfel, das obere dacht sich nicht minder plastisch quellend über demselben. Diese physiognomischen Zeichen des unteren Augenlides sind die der sinnlichen Liebestrunkenheit, die des oberen der geistigen Liebesseelengröße.

Aber die Gestalt des Paris ist weichlich mit hohlen Schultern, mit schwächerem Brustansatz, in denen wohl die Liebe, aber nicht die Kraft wohnt. (Die Beurteilung zu diesem Bild stammt von Carl Huter.)



Erstellt 1998. Update 22. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
Medizin