Carl Huter: KRANKENPHYSIOGNOMIK - TEIL II. Part 3
 
Fortsetzung

Krankenphysiognomik
Eine erweiterte Anatomie und Physiologie nach Carl Huters Psycho-Physiognomik
Von Amandus Kupfer - 7. Fortsetzung

In den Fortsetzungen 4, 5, und 6 wurden die Forschungsergebnisse Carl Huters dargelegt, die ihn zur Auffindung der Krankheitszeichen in der Iris des menschlichen Auges brachten und die gleichzeitig die einzig mögliche anatomisch-physiologische und philosophische Begründung für die Offenbarung von Gesundheit und Krankheit in diesem kleinen, aber so bedeutungsvollen Sektor des menschlichen Körpers darstellen. Wir wenden uns im weiteren wieder der eigentlichen Krankenphysiognomik zu.

Auf Seite 84 (April-Nr.) wurde erwähnt, daß die Heliodastrahlung aus allen Körperzellen dort am stärksten zur Entfaltung kommt, wo ihre Sammelpunkte sind, in den Nerven und Ganglien, im Rückenmark und Gehirn.

An der dort beigegebenen Figur 28, Skelett eines neugeborenen Kindes, erkennt man auch gut die Bildung der Gesichtsknochen, die dem Gesicht die feste Grundform verleihen. Die Nr.12 dieser Figur bezeichnet den Nasenknochen und man erkennt darunter in zwei Höhlungen die Nasenöffnungen. Denkt man sich von hier aus eine waagerechte Linie zum Hinterkopf gezogen, so liegt in der Mitte derselben und mithin an einer außerordentlich geschützten Stelle des Hauptes, das verlängerte Mark oder Mittelhirn, von Huter als das Hauptlebensgehirn bezeichnet.

An nachstehender Figur 34 ist dies deutlich zu erkennen.

Mit 19 ist das Mittelhirn bezeichnet. Davor lagert (18) der Vorsprung der Hirnbasis, die sog. Varolsbrücke. Dahinter (20, 21) befindet sich das Kleinhirn, darüber (1, 2, 3) das Großhirn und nach vorne zu finden wir die mittleren Teile des Gesichts. (Über die weiteren Organe und deren Lage orientiere man sich an Hand der den Zahlen beigegebenen Erläuterungen neben dem Bild.)

Wie schon eingehend dargelegt, hat jedes innere Organ seinen äußeren, peripheren Pol, jeder äußere Pol seine innere Entsprechung. - Nach hinten zu wirkt dem Mittelhirn die Kraft des Kleinhirns, nach oben zu die des Großhirns entgegen. Es ist daraus zu folgern, daß die Strahlung des Mittelhirns sich nicht nach dort, wohl aber nach vorne, dem Gesicht zu, am stärksten entfalten kann.

Es war eine wichtige Aufgabe Carl Huters, - die viele Jahre seine ganze Kraft in Anspruch nahm, - nach äußeren Merkzeichen zu suchen, an denen man mit Sicherheit die Größe, Reizempfindlichkeit und Beschaffenheit des Mittelhirns erkennen kann. Das Mittelhirn ist das Zentralorgan des Lebens und des Empfindens. Hier läuft in der Hauptsache die Summe des in allen Zellen vorhandenen Empfindungsvermögens zusammen. Das aber ist die Seele, - und daher ist das Mittelhirn als Hauptsitz der Seele anzusprechen. (Das Empfinden, das im Laufe der Entwicklung positiv wird, reift endlich zum Tages- und Selbstbewußtsein als Summe aller gesammelten Erfahrungen.)

Carl Huter hat also nach eingehenden Forschungen festgestellt, daß die Lebensvorgänge des Mittelhirns im ganzen Gesicht, vornehmlich aber im mittleren Gesicht um Nase und Mund ausstrahlen und physiognomisch zu erkennen sind. Die Weichheit oder Härte des Gefühlslebens spiegelt sich in diesen Gesichtszügen.

(Vor Huter hat niemand das verlängerte Mark auf seine äußeren Merkzeichen im Gesicht hin untersucht. Wahrscheinlich haben die Physiologen und Anatomen, weil dasselbe so sehr verborgen liegt, gar nicht mit der Möglichkeit gerechnet, daß man dieses lebenswichtige Organ nach äußeren Merkzeichen beurteilen könnte. - Jedoch haben die Untersuchungsergebnisse von Prof. Heß, Zürich, Huters Entdeckungen über die Bedeutung des Mittelhirns für viele Lebensvorgänge vollauf bestätigt. Wir berichten darüber in dem Artikel "Was ist die Seele" in der Dez.-Nr.1953.)

Das ist auch der Grund, warum alle schweren Verbrecher hier eine schlimme Härte im Gesicht aufweisen und disharmonische Züge.

Ich weiß aus Erfahrung und vielfältiger Beobachtung, daß z.B. Unteroffiziere, welche die Mannschaften so zu zwiebeln verstanden, hier im Gesicht den harten und strengen Zug des Mittelhirns hatten.

Bild 35 zeigt in anschaulicher Weise, wie dieser harte, kalte Zug in den Weichteilen des mittleren Gesichts sich im Leben ausprägt. - Ferner konnte und kann man diesen Gesichtszug bei Menschen beobachten, die politisch extrem und radikal eingestellt sind.

Demgegenüber haben alle empfindungsreichen, guten und edlen Menschen im Mittelgesicht einen edlen, quellend warmen Ausdruck, ein weiches und feines Gewebe. Menschen mit starkem Empfinden können sich mit der Zeit aus sich selbst zum Künstler und Gelehrten entwickeln, weil eben dieses reiche Zellempfinden die Basis oder der fruchtbare Ackerboden ist, auf welchem eine gute Saat reiche Frucht trägt.

Daher sollte der aus eigener Kraft emporgewachsene Volksgelehrte in keiner Weise hinter den Schulgelehrten zurückgestellt werden. Das Volk sollte ihn achten und den Irrtum fallen lassen, daß erst der Titel den Gelehrten macht.

Bild 36 zeigt einen Kopfausschnitt der Hauptfigur der Laokoon-Gruppe, dem bedeutendsten Meisterwerk altgriechischer Plastik. Im größten Schmerz des Körpers und der Seele, der sich im mittleren Gesicht und den Stirnfalten spiegelt, behält hier das Gesicht dennoch den Ausdruck erhabener Seelengröße. Der große griechische Bildhauer zeigt den Laokoon nicht schreiend und gestikulierend, - sondern das Leid abwehrend, den Schmerz und das Schicksal würdig tragend.

Hier ist selbst in der größten Tragik noch Schönheit. Der Künstler schildert durch die Form eine göttliche Seele, die dem vergänglichen Körper noch im höchsten Schmerz und selbst im Untergang ganz diesen hohen Adel aufprägt. Das Gesicht des Laokoon spiegelt den gesamten Körperzustand, physischen und seelischen Schmerz, Abwehr, heroisches Dulden und nahenden Tod. - Die vollständige Laokoon-Gruppe stellt eine erhabene Tragödie dar. -

Wir kommen nochmals auf Figur 34 zurück und zur Betrachtung der physiologischen Vorgänge im sympathischen Nervensystem, die im Mittelhirn ihre Zentrale haben. Stellen wir uns die außerordentliche Wichtigkeit vor, die das verlängerte Mark hat, so müssen wir uns unwillkürlich sagen, daß bei einer Erkrankung oder Belastung des inneren zentralen Nervensystems, aus dem das Mittelhirn hervorgeht, die Folgen schwere sein können, daß aber die Merkmale frühzeitig im Gesicht zu erkennen sein müssen. Das ist in der Tat der Fall. Daher gehe man jeder Gesichtsbelastung in schonender, aber doch gründlicher Weise  mit unseren vorzüglichen natürlichen Heilmitteln zu Leibe. -
    
Fig. 37.                                                                        Fig. 34.

Die Gesichtsbelastung soll an einigen Bildern gezeigt werden, zuvor wollen wir aber noch Figur 37, die Nervenverzweigungen des menschlichen Antlitzes, betrachten. Da die Nerven direkte Leitungsbahnen der Heliodastrahlung sind, die aus allen Zellen und Organen des Körpers kommen, so kann man sich bei der Betrachtung dieser Figur einen guten Begriff davon machen, wie eng das körperliche Leben mit dem Gehirn und Gesicht zusammenhängt. Erst auf Grund dieser klaren wissenschaftlichen Vorstellung vom Bau und der Funktion der inneren Organe betrachte man die nachfolgenden Bilder.

Bild 38 zeigt den obersten der griechischen Götter, Zeus, nach dem Urbild des Phidias. Das Gesicht, besonders die für den Mittelhirnausdruck in Betracht kommenden mittleren Teile desselben, geben einen Begriff von der herkulanischen körperlichen und geistigen Kraft und Gesundheit, die dieser Göttergestalt zu eigen gedacht war. Man beachte auch die enorme Höhe, Breite und Kraft der Nase, und auch die Lebenswärme und Freundlichkeit, die von der Nase abwärts und seitlich sich zeigt.

Außerordentlich erhebend, ja begeisternd, wirkt das mittlere Gesicht, das auf die Fülle der Gesundheit und Kraft des Mittelhirns, der edlen Seele und des ganzen Körperadels schließen läßt.

Außerdem ist der Kopf im harmonischen Typus dargestellt, Macht und Vollkraft verkörpernd.

Das starke Kopfhaar, der Bartwuchs soll die gewaltige Kraft der Gedanken versinnbildlichen, wie auch das starke gesunde innerliche Körperleben.

Man stellte sich Zeus als das Ideal männlicher Kraft, Gerechtigkeit, Weisheit, Tugend und Treue vor. Mit Hilfe der Psycho-Physiognomik, einer vergeistigten Naturwissenschaft, können wir diese Eigenschaften aus Haupt und Angesicht erkennen, - und Staunen und Bewunderung erfüllt uns über den Künstler, der dem Ausdruck verliehen hat.

Auch bei Bild 39, Friedrich der Große, läßt sich das mittlere Gesicht gut studieren. Man beachte nur den strengen Gesamtausdruck im Gesicht und die gespannten Züge, die große hervortretende Nase und den durchdringenden Blick, um zu verstehen, daß dieser König der Stratege und Haudegen war, der den ersten Platz in der Geschichte Preußens einnimmt; der drei Großmächte, Österreich, Rußland und Frankreich in Schach hielt. Der breite Zug seitlich vom Nasendach die Wangen abwärts zeigt die enorme Ausdauer im seelischen Empfinden und die entsprechende körperliche Ausdauer dazu. Es ist das Tatgenie, das überlegen, schnell und sicher handelt, gewandten Geistes sich in allen, auch den schwierigsten Lebenslagen zurechtfindet.

Nicht minder bedeutend, allerdings in ganz anderer Weise, war König Ludwig II. von Bayern, den uns Bild 40 kurz vor Ausbruch seiner Erkrankung zeigt.

Er war ein genialer Baumeister und Architekt, der sein Bayernvolk glücklich machen wollte.

Es ist ein hochinteressantes Studienbild. Es zeigt die materielle Kopfbelastung, welcher eine Belastung des inneren zentralen Nervensystems zugrunde liegt. Es kennzeichnet in diesem Fall die hochgradige Disposition zu Geisteskrankheit.

Der Leser erkennt diese Belastung an dem unnatürlich geschwollenen Gesicht, an den überformten Halsübergängen und an der wie geschwollen wirkenden Stirn. Auffallend ist dabei der stiere Blick bei hochstehendem Augapfel.

Wenn erst diese Krankenphysiognomik systematisch gelehrt und Ärzte und Heilkundige in der Ausübung geschult werden, dann wird man die Belastung frühzeitig erkennen und die geeigneten Gegenmaßnahmen ergreifen.

Anmerkung Timm: Vergleiche DgM: Darlegung der Gründe des Todes, Ertrinken im See bei München, von Ludwig II., König von Bayern und seinem Arzt.

Bild 41 stellt ebenfalls einen Mann mit Gesichtsbelastung dar. Auch hier erkennt der Leser, wie unnatürlich beängstigend das ganze Gesicht geschwollen ist; es erstreckt sich dies bis in das innere Ohr. Auch das Haar hat die ungünstige Beschaffenheit und die Leuchtkraft des Auges ist wie verdunkelt, ein mattes Licht, das verlöschen will. Es braucht bei dieser gefahrdrohenden Belastung nur eines geringen Anstoßes, und es treten die schwersten Folgen ein.

Der Mann steht kurz vor Ausbruch einer schweren Geisteskrankheit.

Mit diesen Studien sollte zunächst der Zweck erreicht werden, den Leser darauf zu verweisen, daß sich im mittleren Gesicht das Hauptlebens- und Empfindungsgehirn, das verlängerte Mark, widerspiegelt. Die Beobachtung sollte nach dieser Richtung angeregt werden.

Krankenphysiognomik
Eine erweiterte Anatomie und Physiologie nach Carl Huters Psycho-Physiognomik
Von Amandus Kupfer - 8. Fortsetzung

In der letzten Fortsetzung haben wir bereits einige praktische Beispiele zur Belastungslehre kennengelernt.

Es gibt verhältnismäßig oft Menschen, die mehr oder weniger belastet sind, es ist daher auch von allgemeinem Interesse, das Wissenswerte hierüber darzulegen. Denn Wissen ist Macht und Vorbeugen besser als Heilen. -

Krankheitsursachen können verschiedener Art sein, oft aber sind sie in einer sogenannten Belastung zu suchen.

Die Natur strebt, wo sie gesund ist, dahin, im lebendigen menschlichen Körper schöne, ebenmäßige Formen und Proportionen zu schaffen. Wo hingegen Krankheit sich anbahnt oder vorliegt, da tritt eine Verschiebung, eine ungünstige Veränderung, eine Über- oder Unterformung, eine Entartung ein. Dies ist am besten im Bilde verständlich zu machen.

Figur 42 zeigt die Maße und Proportionen des wohlgebildeten, gesunden männlichen Körpers. Es ist eine Abbildung aus Prof. Zeisings bedeutendem Werk über den goldenen Schnitt. Nach diesem stehen alle Teile der Körpers untereinander und zum Ganzen in einem ganz bestimmten Maßverhältnis. (Die mathematische Formel zum goldenen Schnitt lautet: der kleinere Teil verhält sich zum größeren wie dieser zum Ganzen.)

Belastung entsteht, wenn sich in einzelnen Zell- und Organgruppen des Körpers durch ungesunde Lebensweise oder unzureichende Ausscheidung zuviel Fremdstoffe ansammeln, die dann eine Verformung und Veränderung der betreffenden Körperteile hervorrufen. Insbesondere aber zeigt sich diese Belastung frühzeitig, schon vor eigentlichen organischen oder psychischen Erkrankungen, in den Weichteilen von Gesicht und Hals, wie bereits an einigen Bildern dargelegt. -

Figur 43 zeigt einen degenerierten Menschen, bei dem die Körperproportionen ganz erheblich von den Idealmaßen der Figur 42 abweichen. Abweichungen von einer guten Norm in solchem Ausmaß sind schon erblich bedingt, und man kann daher von einer erblichen Belastung sprechen. Abgesehen von dieser, die sich in dem Mißverhältnis von Rump und Gliedern, auch dem verhältnismäßig zu großen Kopf zeigt, sind Hals und Gesicht überformt, mißgestaltet, viel zu stark und mithin belastet.

Daß in diesem Körper weder ein gesundes Lebensgefühl, noch natürlich gesunde Neigungen und Triebe herrschen, leuchtet ein - vielmehr spricht dauerndes Siechtum, Minderwertigkeit und Entartung aus dieser Form.

Ein sonst gesunder Mensch kann sich durch falsche Lebensweise aber ebenfalls eine Belastung erwerben.

Betrachten wir Figur 44, so erkennen wir an dem schweren Rumpf mit dem massigen Leib, den kurzen Gliedmaßen, die nach dem Rumpf hin stark verdickt sind, an dem kurzen dicken Hals das Ernährungsnaturell, welches im Essen und Trinken leicht des Guten zuviel tut.

An sich ist die Korpulenz, das Dicksein, bei einem Ernährungsnaturell durchaus nicht krankhaft, sondern natürliche Veranlagung und mithin auch gesund.

Wird allerdings durch übermäßigen Genuß des Guten zuviel getan, wie es dieses Bild verdeutlicht, kommt mangelhafte Ausscheidung und zu starke Vernachlässigung der Bewegung hinzu, dann zeigt sich dies äußerlich zunächst an den Körperstellen, die in unmittelbarer Nähe oder im Wirkungskreis der belasteten Organe liegen (Magen- und Darmregion und zu starke Fettpolster der unteren Extremitäten).

Da das Blut aus den Leiborganen durch den ganzen Körper und auch nach dem Kopf zu drängt, so müssen die Körperstoffe den Hals passieren. Hier drängt sich alles zusammen, und es finden hier am leichtesten Ablagerungen statt. Daher kann man die Belastung frühzeitig am Hals erkennen. Sie kann sich dann auf das Gesicht und den Körper weiter ausbreiten.

Die Belastung kann verschieden auftreten. Es kann der Vorderhals, der Seitenhals oder auch der Nacken vorzugsweise ergriffen sein. Aus der jeweiligen Belastung kann man auf die Disposition zu verschiedenen Erkrankungen schließen und - was ja das Wichtigste ist - vorbeugen.

Bild 45 zeigt die antike Büste eines römischen Senators. Man erkennt die starke Belastung des Vorderhalses. Die Ursache dafür ist Überernährung. Der Vorderhals fällt, wie deutlich zu erkennen ist, besonders in der Gegend der Schilddrüse und unter dem Unterkiefer bedeutend aus der Norm. Er ist stark verdickt, angeschoppt - belastet. Auch ist der Mund grob, wie es beim Übergenuß oft der Fall ist und im unteren Gesicht lagert eine bedenkliche Schwere. Es handelt sich hier daher um eine materielle körperliche Belastung.

Es ist ein warnendes Beispiel, mäßig im Essen und Trinken zu sein, sich auch mehr geistigen Genüssen zuzuwenden und allein dadurch der Belastung entgegenzuwirken.

Was an diesem römischen Senator typisch ist, trifft genau so auf viele Menschen der heutigen Zeit zu. - In schlechten Zeiten sterben viel weniger Menschen an den Folgen von Unterernährung, wie in guten Zeiten an den Folgen von Überernährung. Auch die sogenannte "Managerkrankheit" hat wohl ihre Ursachen mit in körperlicher Belastung.

Im vorliegenden Falle wäre eine energische Behandlung mit allen entsprechenden physikalischen Heilfaktoren, Luft, Licht und Wasser und eine geeignete Diät, eine gemäßigte Entziehungskur, notwendig.
        
Wenn wir uns an die Bilder 40 und 41 erinnern, die vor allem die Gesichtsbelastung zeigten, bei der das sympathische Nervensystem beteiligt und in Mitleidenschaft gezogen ist, so wird klar, daß körperliche Belastung vornehmlich die Rumpf- und Leiborgane in Mitleidenschaft zieht - Gesichts- und Stirnbelastung aber zu Nerven- und Gehirnleiden führen. Bei letzteren sind frische Luft, Sonnenlicht, vegetarische Diät, Packungen, milde Dampf- und kühle Sitz-Rumpfäder, also ebenfalls Ausscheidungskuren und vom Kopf ablenkende Maßnahmen neben biochemischen und mild wirkenden (homöopathischen) Heilmitteln und entsprechende psychische Behandlung geeignet, Belastungserscheinungen zu beseitigen und ihre katastrophalen Folgen erst gar nicht aufkommen zu lassen. -

Wir können uns nunmehr noch einigen praktischen Studien über die Belastung zuwenden.

Bild 46. An diesem Bild ist gut zu erkennen, wie ein Mensch mit ursprünglich guter Veranlagung durch falsche Ernährung und Denkweise sich körperlich und seelisch ungünstsig verändert.

Es ist ein junger Metzgermeister, der an sich tatkräftig und tüchtig in seinem Geschäft war. In der Meinung, viel Fleisch zu essen, sei gesund, belastete er seinen Körper. Das erkennt man an der matten, dunklen Haut, hinter welcher die Gewebe nicht leicht, frisch durchblutet, hell, lebenswarm und porös genug sind, sondern verdickt, träge und angeschoppt. Auch der Hals ist etwas verdickt, und das Haar fällt bereits aus, was auf Innenbelastung deutet.

Er ist körperlich lange nicht mehr auf der Höhe, er fühlt sich schwer und müde, nichts macht ihm rechte Freude, und das Arbeiten fällt ihm schwer.

Auch nach der seelischen Seite hin hat er gelitten, denn er hat den Ausdruck der erworbenen Grausamkeit im Gesicht. Das hat der Schlächterberuf mit sich gebracht. Man suche nur zu erkennen, wie das mittlere Gesicht hart und roh wird, wie in sich verfallen wirkt dasselbe, auch der Ausdruck der Augen und der Stirn ist ähnlich so.

Also ein anderes, besseres Gedankenleben ist nötig und eine gründliche Reinigungskur - nur ein ganz mäßiger Fleischgenuß wäre noch zu erlauben. (Man erkennt hieran, wie abwegig die Werbung bestimmter Interessengruppen sein kann, die durch kollektive Reklame ihren Umsatz zu steigern suchen.)

Krankenphysiognomik
Eine erweiterte Anatomie und Physiologie nach Carl Huters Psycho-Physiognomik
Von Amandus Kupfer - 9. Fortsetzung

Bild 47 zeigt den früher in Vegetariekreisen bekannten Fruchtesser und Reformer August Bethmann und führt in eine ganz andere Welt.

Bethmann pflegte eine ganz einfache Lebensweise, lebte nur von Früchten, machte sich körperliche Arbeit, nahm viel Luft- und Sonnenbäder. Auch pflegte er eine ideale Gesinnung - und lebte geschlechtlich enthaltsam. Sündlos, heiter, fleißig, sparsam, human war sein Wesen.

Er hatte daher eine reine helle Haut, ein edles reines Blut und ein ganz frisches, rosig durchhauchtes und von innen hell durchleuchtetes Gewebe. Der mittlere Teil des Gesichts baut sich rein und stark auf. - Menschen und Tieren und allem, was lebt, wollte er wohl und niemandem wehe, niemandem etwas zuleide tun, sondern allen Gutes. Er hat weder Furchen noch Falten im Gesicht, das Auge ist rein und frisch, ebenso das Haar, es zeigt so recht sein ideales Gedankenleben.

Bild 46 (In Nr. 10) und 47 zeigen also zwei aus dem Leben gegriffene extreme Gegensätze. Ich meine, man kann auch einen guten Mittelweg gehen, der zwischen beiden Richtungen liegt, und dabei ebensogut tatkräftig neue Wahrheiten und das Gute fördern.
            
Figur 48. Man kommt am schnellsten und sichersten hinter das Formbildungs-, Veredelungs- und Gesundheitsgeheimnis, wenn man menschliche Idealfiguren betrachtet. Die Einteilung der Formen nach dem Goldenen Schnitt, die hier ebenfalls durchgeführt ist, zeigt, daß körperliche Gesundheit und geistige Hoheit in großartig proportionierten Formen ihren Ausdruck finden.

Man betrachte dieses und überhaupt alle Bilder auch stets gefühlsmäßig nach dem Maßstab der guten Proportionen. Alle Abweichungen in den verschiedenen Teilen deuten auf Unentwicklung, Überentwicklung oder Entartung oder sonstwie auf Störungen im körperlichen und geistigen Zustand hin.

Machen wir gleich einmal die Probe.

Bild 49 stellt den jugendlichen Nero dar, der später als Kaiser einer der grausamsten der Weltgeschichte war.

Im Vergleich zu der voranstehenden Ideal- oder Normalfigur ist der Schädel des Nero im oberen Vorderhaupt, wo die warmen menschlichen Vernunft- und Moraltriebe liegen, niedrig und flach, anstatt hoch und schön gewölbt. An den Seiten aber ist der Schädel in der Ohrengegend, wo die Wehr- und Zerstörungssinne liegen, ganz enorm und abnorm breit. Das Kinn ist überlang und hammerartig und zeigt verbrecherische Tatimpulse.

Das sind Merkmale ganz schwerer erblicher Belastung und - um Gottes willen - hätte ein solcher Mensch kein Kaiser sein dürfen. Er hätte überhaupt nicht einmal in gänzlicher Freiheit bleiben dürfen, sondern hätte zufolge der schweren erblichen Belastung, die stets zu Verbrechen geneigt macht, unter ständiger Aufsicht stehen und anstrengende Arbeit verrichten müssen.

Leider ist in einer Welt, wo Menschenkennntis fehlt, von diesen einfachsten und vernünftigsten Schutzmaßnahmen keine Rede. Man kennt nur die Bestrafung der vollendeten gesetzwidrigen Tat. In Zukunft wird man vorbeugen und verhüten, und man wird auf biologischer Grundlage auch eine Rechtsreform herbeiführen.

Bild 50. Ein Seitenbild des vielfachen Mörders Peter Kürten. Man braucht gar nicht viel von der Menschenkenntnis zu wissen, aber das kann doch wohl ein jeder sehen und erkennen, daß die Schädelpartie hinter dem Ohr in ihrer Wuchtigkeit, Härte und Verformung die allerschwerste erbliche und erworbene Belastung anzeigt, ebenso das Ohr selbst und der strähnige Nacken und Mittelhals, der auf Eintrocknung der Fremdstoffe deutet. Das ist eine Entartung der Form- und Gewebspartien, die ihresgleichen sucht, ein schmutziger, charakterloser Augen-, Nasen-, Mund- und Wangenausdruck. Dieselbe Häßlichkeit, Belastung und Entartung zeigt auch das Untergesicht. Selbst im Haar spiegelt sich die geistige Entartung. - Die "Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie beim Kaiser-Wilhelm-Institut" in München untersuchte das Gehirn Kürtens und stellte fest, daß es in allen seinen Teilen vollständig normal und gesund gewesen sei! - Die individuelle Eigenart von Körper, Seele und Geist offenbart sich nicht dem sezierenden Gehirnanatomen, sondern äußert sich in der Schönheit oder Häßlichkeit, in der Reinheit oder Schmutzigkeit der äußeren Formen, Farben und Gewebe. Sie läßt sich nicht mit noch so komplizierten Apparaten messen oder wägen, sondern nur mit dem feinsten Körper-, Geistes- und Seelenorgan, dem menschlichen Auge, erkennen und bewerten.

Würden die Behörden dieser psycho-physiognomischen Forschung gute Bilder zur Verfügung stellen, dann wäre es gar nicht schwer, die Abnormitätsbeweise solcher Menschen wie Kürten offensichtlich darzulegen. - Auf die praktischen Ergebnisse, die Sicherheits- und Fahndungsbehörden mit dieser Methode erzielen könnten, sei nur beiläufig hingewiesen.

Wenden wir uns nun von der Betrachtung dieser schweren erblichen Belastung ab und dem gesunden Leben zu.

Bild 51 stellt einen idealen Typus dar. Es ist die geniale Reformatorin, welcher die Wiedererweckung des klassischen Kunstschatzes zu danken ist - Isidora Duncan.

Es ist das Bewegungs-Naturell mit Anklang an das Ideale, das an sich kräftig-lange Körperformen hat. Diese edle Linienführung an Hals, Brust und Gesicht zeigt das Edle, Normale und Gesunde dieses Naturells. Die Formen sind von einer feinen und doch kräftigen Plastik, hier liegt jede Belastung fern.

Bild 52 zeigt eine Darstellung des harmonischen Naturells in der bildenden Kunst. Diese Gestalt ist schon der Anlage nach bedeutend voller entwickelt. Der kräftige und starke Hals, die vollen Halsübergänge, der entsprechende Körper und das Gesicht sind trotz der guten Fülle keineswegs belastet.

Es ist, wie gesagt, der volle harmonische Lebenstypus. In der Hals- und Nackenlinie liegt der gesunde kräftige Schwung und in den Formen die lebenswarme, frische Spannkraft und Plastik.

Bild 53 zeigt eine Dame, die im Vergleich zu den anderen Typen einen kurzen und dicken Hals hat, aber dabei ein frisches, lebendiges, lockeres und gesundes Gewebe.

Sie ist nicht belastet. Für diese Ernährungs-Veranlagung ist der kurze und dicke Hals, die Fülle der Gestalt und des Gesichts, die normale gesunde Form, es ist eine dem Typus entsprechende Kopulenz.

Wenn natürlich das Gewebe am Hals schoppig wird, wenn es sich härtet und verdickt, der Kopf sich nicht mehr leicht nach allen Seiten bewegen läßt, sich tiefe Gewebsfalten und Knoten bilden usw., dann kann Belastung vorliegen.

Ich glaube, so gezeigt zu haben, daß nicht alles, was dick bzw. mager ist, belastet oder krank sein muß. Es gibt breitmassige und es gibt schlanke und zart gebaute Normaltypen. Diese muß man erkennen, und in den Abweichungen von der Norm erst liegt das Krankhafte.

Die Naturellehre zeigt uns leicht und sicher den Weg. Damit haben wir dann nach Huter die Belastungslehre auf eine durchaus sichere und gesunde Basis gestellt, die Irrtümer vermeidet.

Bild 54 zeigt eine junge Dame, bei welcher das Nervensystem belastet ist; es liegt eine innere zentrale Belastung vor.

Das Gesicht ist länglich, das kennzeichnet den Bewegungstypus, der sonst markante Formen aufweist.

Der Hals zeigt in der äußeren Form keinerlei Belastung, aber das Gesicht zeigt dieselbe. Vorwiegend im mittleren Gesicht, am Mund, besonders aber um die Augen und an der unteren Stirn liegt eine Verdickung, d.h. ein starres, mattes, dabei gespanntes und verfärbtes Gewebe, das direkt einen beängstigenden Ausdruck hat.

Das Auge sieht so aus, als sei der Körper innerlich beschwert und gehemmt.

Die Iris der Augen ist wenig beweglich, sie nimmt etwas Starres an, als sei die innere Strahlkraft behindert. Diese starre Ruhe im Gesicht ist nicht natürlich, die Züge sind wie aus Holz geschnitten, nicht genügend durchlebt und durchstrahlt. Es besteht die Anlage zu schwerer Nerven- und Gemütserkrankung.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Bild 55 zeigt uns nochmals eine junge Dame, die an Belastung leidet.

Die Überformung ist hier deutlich am vorderen Hals und unteren Gesicht zu erkennen. Die Belastung zieht sich schon zu den unteren Augenlidern hin, und auch die Stirn nimmt schon etwas daran teil. Das Auge selbst ist noch nicht beteiligt.

Die Gewebspartien um den Mund, am Kinn und an den Wangen fallen aus der Form und sind verdickt, geschwollen.

Da sich in diesen Gesichtsteilen vorwiegend die an der Vorderseite des Körpers liegenden Organe spiegeln, so müssen wir schlußfolgern, daß letztere am meisten betroffen und am meisten der Gefahr einer Erkrankung ausgesetzt sind. -

Der Leser braucht, wenn er an sich Belastungsmerkmale finden sollte, nicht gleich ängstlich zu werden, aber er sollte in seiner Lebensweise sich entsprechend einrichten.

Die natürlichen Heilfaktoren, die die Natur so überreich bietet, geben auch hier die Gewähr, bei rechtzeitiger Erkennung einer Belastung erfolgreich einschreiten zu können.



Erstellt 1998. Update 22. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
Medizin