Carl Huter: KRANKENPHYSIOGNOMIK - TEIL II. Part 4
 
Fortsetzung

Krankenphysiognomik
Eine erweiterte Anatomie und Physiologie nach Carl Huters Psycho-Physiognomik
Von Amandus Kupfer - 10. Fortsetzung

Durch die Hutersche Entdeckung der strahlenden Lebenskraft Helioda in der Zelle wissen wir, daß jeder Kranke zu seiner Gesundheit vor allem Liebe und Freude braucht - auch daß er selbst sich stets bemühen sollte, durch gutes Wollen und Streben körperliche Schwäche und Krankheit zu überwinden.

Quelle: DgM Nr. 5. Hrsg. Amandus Kupfer. 1933. Hinzugefügt

Ebenso können aus seelisch-geistiger Ursache körperliche Schwächen und Krankheiten entstehen, besonders dann, wenn eine Belastung mit Fremdstoffen im Körper schon vorher besteht. Diese Vorgänge sind ganz natürlich, da ja die empfindende Lebenskraft es ist, die die Stoffe durchlebt, veredelt, durchschwingt, reinigt, aristokratisiert, von innen durchgeistigt, spannt und wie strahlend macht.

Wenn nun ein Mensch sich bemüht, vernünftig zu leben und trotzdem von Diätfehlern nicht freikommt, zu viel ißt oder zu viel Fleisch zu sich nimmt, wenn er sich nicht genügend körperliche Bewegung und Ausarbeitung verschafft, so darf er nicht glauben, daß die Natur immer und immer wieder imstande ist, solche und andere Schäden restlos auszugleichen. Oftmals bleiben Fremdstoffe im Körper und es entstehen Belastungen.

Sie entstehen aber auch noch aus anderer Ursache. Welcher Mensch könnte heute wohl so leben, wie es gesundheitlich notwendig wäre.

Die Sorgen der Zeit, Überarbeitung, dumpfe und ungesunde Arbeitsräume, sonnenarme Wohnungen, minderwertige Nahrung und viele andere Dinge sind es, die oft übermächtig auf den Körper einwirken. Gewiß, die starke Lebenskraft überwindet viel, aber sie kann auch erlahmen; allmächtig gegenüber allen Schädlichkeiten, denen der moderne Kulturmensch ausgesetzt ist, bleibt sie auf die Dauer auch nicht.

Bis zu einem gewissen Maß wirkt die innewohnende Lebenskraft, je nach ihrem beim einzelnen Menschen verschiedenen Grade, heilend, dämpfend, harmonisierend auf den Lebensfluß und auf die stofflichen Vorgänge in allen Körperzellen ein. Wenn aber die Schädlichkeiten zu stark werden, sich oft wiederholen, dann bleiben leicht Fremdstoffe zurück, und es entstehen Belastungen, wie wir sie bereits in praktischen Studien kennengelernt haben und hier nochmals abschließend behandeln.

Belastungen sind im Anfangsstadium mit den naturgemäßen Mitteln, wie frischer Luft, Sonnenschein, Bewegung, vegetarischer Diät, Umschlägen, milden Dampf- und kühlen Sitzrumpfbädern, wie sie Louis Kuhne, der Begründer der Belastungslehre, anwandte, verhältnismäßig leicht zu beseitigen.

Je mehr aber der Körper mit Fremdstoffen belastet ist, um so mehr wird die milde Lebensstrahlung der Zellen behindert, läßt die plastische Spannkraft und die Durchstrahlung im Gewebe nach, das Gewebe wird matt.

Kuhne hat nun ganz richtig zuerst entdeckt, daß Krankheit und besonders Belastung die Körperform verändert.

Er glaubte aber, was natürlich ein Irrtum ist, daß jede Krankheit auf Belastung beruhe. Er nahm an, daß die Belastung durch Gärungsprozesse im Unterleib entstehe, wodurch sich Fremdstoffe ablagern, die allmählich nach oben zum Kopf hin steigen und sich besonders im Hals, da dieser sehr eng ist, ablagern.

Tatsächlich entstehen auf diese Weise Belastungen, und zwar in jedem Lebensalter, vornehmlich aber wohl, wenn der Mensch älter wird.

Kuhne unterschied eine Vorder-, linksseitige-, rechtsseitige-, Rücken- und Innenbelastung, sowie die hieraus hervorgehenden Kombinationen.

Huter sagte, daß z.B. die frühzeitige Kahlköpfigkeit auf Innenbelastung zurückzuführen sei.

Der Leser betrachte die fünf Abbildungen der beigegebenen Tafel 54. Hier hat Huter die Kuhnesche Belastungslehre übersichtlich und systematisch dargestellt.

Kuhne nannte seine Belastungslehre Gesichtsausdruckskunde, wodurch dieselbe aber falsch bezeichnet ist. Viel richtiger ist es, sie Körper- oder Halsbelastungslehre zu nennen, da man unter Gesichtsausdruckskunde noch etwas ganz anderes versteht.

Richtig ist aber, daß man nach der Halsform gut berechnen kann, welche Körperteile belastet sind. Eine Belastung der unteren Gliedmaßen und der Arme erkennt man natürlich örtlich am besten.

Wie die bereits vorangegangenen Abbildungen zeigten, sind Belastungen gar nicht so schwer zu erkennen. Es können z.B. die Halsübergänge verdickt sein, so daß sich der Kopf nicht mehr richtig leicht und ausgiebig bewegen läßt. Jeder kann das selbst bei sich ausprobieren. Wenn man z.B. Schwierigkeiten hat, den Kopf stark nach hinten zu beugen, oder die Spannung am Vorderhals wird dabei zu groß, dann liegt unter Umständen Belastung vor. Oder auch, wenn man den Kopf weder nach rechts noch nach links, noch nach vorn herüber ohne Anstrengung beugen bzw. drehen kann. Es bilden sich dann oftmals harte Stellen, Knoten oder Verformungen, die fühl- und sichtbar sind. Es findet eine Formveränderung statt, die man bei einiger Übung gut herausfindet.

Es ist auch Anhängern einer natürlichen Lebensweise von Nutzen, sich mit der Belastungslehre bekannt zu machen. Viele werden großen Nutzen daraus ziehen, und dem Ansehen der einen oder anderen Reform-Lebensweise geschieht dabei nicht der geringste Abbruch. Viele werden vielleicht dankbar sein, auf die Gefahren der Belastung, ihre Erkennung und Beseitigung verwiesen worden zu sein.

An Fig. I, Tafel 54, dem unbelasteten, gesunden, normalen Menschen, erkennt der Leser im Vergleich zu den anderen Figuren leicht, wie Gesundheit die schönen, elastischen Formen bildet. Das Gesicht ist frei, d.h. frei von Belastungen. Aber es hat selbstverständlich einen individuellen Ausdruck, wie jedes andere Bild auch. Darüber hat Kuhne nichts gelehrt, sondern seine Aufmerksamkeit nur den Über- oder Unterformungen zugewandt und daraus Schlüsse auf Gesundheit und Krankheit gezogen. Daran erkennt der Leser, daß Kuhne eine Gesichtsausdruckskunde in der wahren Bedeutung des Wortes nicht gefunden hat, denn diese gibt es natürlich auch für den normal gesunden Menschen.

Ferner war es Kuhne unbekannt, daß alle Menschen nach ihrem Naturelltypus einzuordnen und zu bewerten sind. Die Typenlehre gibt allen Feststellungen auf Grund äußerer Merkzeichen erst die wissenschaftlich breite, sichere Basis, auf der weiter gebaut werden kann. Jedes Naturell hat einen entsprechenden Normaltypus, und erst, wenn man diesen festgestellt hat, kann man ermessen, ob etwaige Korpulenz auch Belastung ist, oder ob ein Mensch,, der mager ist, an innerer Belastung infolge Eintrocknung von Fremdstoffen leidet.

Der Körperbautypus, das Naturell, entscheidet diese Frage erst richtig auf Grund der individuellen Besonderheiten jedes einzelnen Menschen.

Tafel 54. Die wertvolle Entdeckung der Halsbelastungen durch Louis Kuhne, erstmalig präzise dargestellt durch Carl Huter.


Fig. I stellt den normalen, gesunden, unbelasteten Typus dar. Huter hat durch die eingezeichnete Linie vom Ohrloch abwärts und eine rechtwinklig dieselbe schneidende eine Einteilung des Halses in vier Areale angedeutet, durch welche man sich leicht - immer unter Berücksichtigung des Typus - darüber orientieren kann, ob der Hals die normale Form hat, oder ob und wo eine Belastung vorliegt.

Fig. II zeigt unterm Kinn deutlich die Vorderhalsbelastung.

Fig. III zeigt in der Überformung und Versteifung der Nackenregion die Rückenbelastung.

Fig. IV zeigt die Seitenhalsbelastung unterhalb des Ohrloches.

Fig. V zeigt bei einem Lungenkranken die Vorder- und Seitenbelastung, sowie die bereits erfolgte Eintrocknung der Belastungsstoffe.

Krankenpyhsiognomik
Eine erweiterte Anatomie und Physiologie nach Carl Huters Psycho-Physiognomik
Von Amandus Kupfer - 11. Fortsetzung

Bemüht man sich, die Frage zu klären, wie das Gemütsleben entsteht und wie dasselbe äußerlich physiognomisch zu erkennen ist, so kommt man zu interessanten und praktischen Ergebnissen.

Im Prinzip und teilweise ist diese Frage bereits in den Ausführungen über den Zusammenhang der unteren Nasenteile mit den Brust- und Leiborganen erklärt. (Krankenphysiognomik, Teil I.)

Jede Organ- und Körperzelle hat eine Empfindungszentrale, durch die sie am Gesamtleben des Körpers Anteil nimmt. Die Art, wie das geschieht, ist individuell verschieden. Sie richtet sich danach, wie der Geruch und der Geschmack betätigt werden, wie die Geschlechtstätigkeit vor sich geht und wie Lust und Freude, Angenehmes und Unangenehmes, Leid und Schmezr empfunden werden.

Das Zellempfinden sammelt sich in den Nerven und Ganglien, wodurch die besondere individuelle Art des dem Menschen innewohnenden körperlichen Gefühls entsteht, das die instinktive Liebes- und Lebensart, das Liebesgewissen und das stimmungsvolle Gemütsleben des Menschen ausmacht.

Es ist dies die unbewußte oder passive Moral, ein instinktives Obergefühl der gesamten Lebenstätigkeit der Leiborgane, in das natürlich das bewußte Geistesleben mehr oder weniger einspielt. (Es ist die Grundlage für das Bewußtsein, das sich im Laufe der Entwicklung zwischen Empfinden und Wollen nach und nach klärt.)

Der Gemütszustand spiegelt sich entsprechend im oberen Teil der unteren Nase (während im unteren Teil, wie vorangegangen erklärt, die Organe selbst zum Ausdruck kommen), in dem von weichem Gewebe umgebenen knorpeligen Teil - etwa zum Nasenbein hin. Um das leichter erkennen zu können, ist die Einteilung der Nase in 4 Regionen in Figur 55 nochmals gezeigt; diese Einteilung hat sich praktisch sehr gut bewährt.

Es wurde auch bereits erklärt, daß sich das Mittelhirn im mittleren Gesicht in den Weichteilen seitlich der Nase widerspiegelt. Diese Teile bilden mit dem Nasendach das Mittelgesicht und ziehen sich bei weichem Gemütsleben schön weich und zart in dieser Region über den Nasenrücken.

Es wird damit verständlich, daß krankhafte Veränderungen im Empfinden und Erleben der Leiborgane auf das sympathische Nervensystem wirken und in den feinen Weichteilen des mittleren Gesichts, die sehr verschiedenartig zum Nasenrücken aufsteigen, sich zeigen müssen. Es spiegelt sich dabei der Gemütszustand, wie schon erwähnt, vornehmlich in der Breite und seitwärts der zweiten Region des Nasenrückens.

Ist das innere Zellempfinden, also die Kraft, die das sympathische Nervensystem bildet und durchlebt, schwach und primitiv, dann ist diese ganze Gewebspartie im Gesicht proportional schwach entwickelt und fast wie verkümmert.

Ist die Art des Empfindens stark und gesund, dann quillt das Gewebe reich, weich und schön, rein, zart und frisch hervor.

Ist aber das Gemütsleben hart, dann ist das Gewebe in Region II mehr oder weniger verhärtet und oftmals gespannt in die Breite oder nach außen gebuchtet. - Ich erinnere mich eines Falles, daß ein angesehener Mann diese Teile der Nase wie verknöchert hatte; er war von einer unglaublichen Gemütsroheit gegen seine eigene gute und gemütsreiche Frau, die später - wohl als Folgeerscheinung - gemütskrank wurde.

Wenn das sympathische Nervensystem schwach, der Mensch schon an sich gemütskalt ist, und es kommt noch eine harte Lebenserfahrung hinzu, dann bildet sich oft sicht- und fühlbare Strenge und Härte in dem Gewebe und der Form an diesem Nasenteil heraus.

Hierüber ließen sich sehr interessante Beispiele zeigen, wir können aber nur kurz auf die Grundlagen dieser Lehren eingehen. Das genügt aber auch, man kommt so der Lebenswahrheit auf den Grund und kann vielseitige und lehrreiche Studien machen, die großen ideellen und praktischen Wert besitzen.

Der Leser betrachte aufmerksam Figur 56, Profilstudie A, B, C, D und E und lasse zum Vergleich auch ab und zu den Blick auf Mund und Kinn dieser Bilder ruhen.

A zeigt die lebendig warme, edle und schöne Form der unteren Nase. Man muß sich auch das zugehörige reine und strahlende Gewebe vorstellen; es kennzeichnet den Menschen mit edlem Gemüt, mit großem Feingefühl, aus dem heraus er Menschen und Dinge richtig beurteilt, mit der angeborenen edlen Lebensart und dem starken Liebesgewissen.
B zeigt die unentwickelte untere Nasenform. Der Teil, wo das Gemüt erkenntlich ist, hat keine Plastik und Formkraft, ist nach innen eingefallen, beschränkt, nicht ausgereift. Das sympathische Nervensystem ist unentwickelt und schwach, man darf also nicht zu viel verlangen, und danach ist natürlich auch jede Behandlung einzurichten. Wenn ein solcher Mensch seinem Gefühl nachgeht, beurteilt er die Dinge des Lebens entsprechend unreif.
C zeigt eine gerade, nüchterne und strenge Form, wie sie oft die harte Lebenserfahrung zeitigt, gleichsam als Abglanz der Um- und Innenwelt. Das Gewebe ist fest, straff, streng und zähe. Solche Person ist im Gemüt und in der Lebensart nüchtern, streng und kühl. Der harte Lebenskampf macht diese Menschen oft noch härter als sie schon von Natur aus sind. Sie urteilen aus ihrem Gefühl heraus leicht kühl und nüchtern.
D zeigt furchtbare Härte und Entartung der unteren Nase. Hart und roh ist das Gemüt. Böses und Zerstörung sinnend sind die begleitenden Gefühle.
E zeigt die schöne und kraftvolle, sehr gute Form der unteren Nase, wie wir sie bei den besten Gegenwartsmenschen antreffen. Weich und kraftvoll ist das Gemüt, geneigt, das Böse und Harte im Leben zu überwinden und dafür das vernünftige Gute zur Herrschaft zu bringen. Dieses deutet auf das voll entwickelte und gesunde sympathische Nervensystem, auf den inneren Adel des Gemüts. Ein solcher Mensch kommt, wenn er sich auch momentan im Urteil nach seinem Gefühl irren kann, aus sich selbst doch stets wieder zur richtigen und gemütswarmen Einstellung zurück.

Der Leser lasse den Blick auf Bild 57 ruhen - das lachende Kind zeigt den Ausdruck reiner Gesundheit, des weichen, vollen und warmen Gemütslebens.

Wir sehen an dem Bilde so recht die plastische gespannte, frische und gesunde, strahlende Form und Quellkraft der Gewebe im mittleren Gesicht. Dadurch kennzeichnet sich das starke Empfinden, die Neigung, viel Liebe zu geben, sich liebevoll zu äußern und sich über alles Böse und Harte tief im Gewissen zu sorgen. Wenn man sich diese Art des Gewebes im mittleren Gesicht merkt, dann weiß man, was Huter unter der warmen, gesunden Quellkraft des sympathischen Nervensystems zu verstehen lehrte.

Alle Gesichtsteile sind bei diesem Kinde übrigens gut entwickelt, es hat den starken angeborenen Lebens- Geschlechts- und Liebessinn.

Warum sind nicht alle Kinder so glücklich und gesund? - weil nicht alle Kinder unter denselben günstigen Umständen gezeugt und geboren sind.

Hier war es die gesunde körperliche und geistige Verfassung der Eltern und große hingebende Liebe, die diesem Kinde die Kraft des Empfindens und Stärke des Gemüts mitgab. - Daraus folgt: wie die körperliche und geistige Verfassung, die Liebe, das Denk- und Seelenleben der Eltern vor, während und nach der Zeugung ist, so wird entsprechend das Kind. In den Grundanlagen seines Wesens erbt jeder das, was in ihn hineingezeugt wurde.

Mit minderwertigen Menschen ist eine höhere Lebens- und Staatsform kaum möglich, daher ist die Reform da am wichtigsten, wo die göttliche Schöpferkraft ruht, die den Menschen erschafft - im Liebes-, Ehe-, Sitten- und Zeugungsleben.

Bild 58 zeigt den bedeutenden Sprachforscher Schlegel. Hier kann der Leser so recht sehen, wie kraftvoll und stark das mittlere Gesicht entwickelt ist. Das Gewebe tritt hier weich, plastisch, kraftvoll und schön in allen seinen Teilen hervor. Dabei ist die Nase sehr kraftvoll entwickelt und breit; lebenswarm, fein nach innen gewölbt und schön ist die Region der Nase, die das Gemüt kennzeichnet.

Kein Wunder, daß Schlegel ein sehr gesundes und gutes Urteil hatte, eine gewaltige Kraft und Ausdauer im Empfinden und geistigen Schaffen. Der Vorrat an Kraft, der sich im Gesicht kennzeichnet, liegt im sympathischen Nervensystem. Sehr wohltuend wirkt ferner der offene und ehrliche Gesichtsausdruck mit entsprechenden, geistesklaren Augen, wobei der das Gesicht umrahmende Bart diesem etwas Väterliches und Ehrwürdiges verleiht.

Bild 59 zeigt einen mit hoher und voller Stirn und ursprünglich ganz guten Formen. Jedoch ist das sympathische Nervensystem und Mittelhirn erkrankt, er ist daher hochgradig zu Geisteskrankheit disponiert und steht kurz vor Ausbruch derselben.

Das ist gut zu erkennen, wenn man die hier behandelte Region der Nase und der Wangen betrachtet. Das Gewebe ist krank, die ganze mittlere Gesichtspartie sinkt ein, verschiebt sich, verliert die Formkraft, Spannung und Strahlung. Das Gewebe wirkt wie leblos, die Haut härtete sich und wirkt beängstigend. Neben weiteren Merkmalen fällt vor allem auch auf, wie die Augen wie lose im Kopf hängen und wie schlaff die Gewebe der Unterlider sind, was auf die Erschöpfung der Lebens-Nervenfülle hinweist.

Bild 60 zeigt eine unheilbar geisteskranke Frau. Der Gesichtsausdruck wirkt ledern und die Partien der Wangen und unteren Nase sind wie verdorrt und abgestorben. Dies zeigt, daß die Strahlkraft in den Zellen des sympathischen Nervensystems sozusagen verdorrt ist. Wenn man bedenkt, daß ja Leben erst durch die Wechselwirkungen zwischen der nervenreichen Haut und dem Inneren möglich ist, so wird klar, daß dieser Ausdruck auf ein unheilbares Leiden im Empfinden und Gemütsleben deutet. - Die Zerstörung der Lebenskraft geht in den Strahlzonen und Zentrosomen der Zellen vor sich, das Hautgewebe härtet sich und wird wie leblos.

Sehr auffallend ist die sichelartige Vertiefung über den oberen Augenlidern, ein Zeichen, daß das gesamte Gehirn in Mitleidenschaft gezogen ist, - es ist der Zustand unaufhaltsamer fortschreitender Verblödung.

Bild 61. Zur Erholung sehe man sich das Bild dieses gesunden und tüchtigen Menschen an, man wird sich dann der Unterschiede um so mehr bewußt. Welche Formkraft, Frische, plastische Spannung liegt hier in den Geweben der Nase und des mittleren Gesichts. Es ist die Stärke und Ausdauer des Gemüts und Empfindens, die sich hier zeigt. Freundlich, freudig und gutmütig blickt das Auge. Humorvoll ist der stattliche Schnurrbart, sehr gut die Ernährung, schön geformt das lichte Ohr, und welche Ausdruckskraft der Psyche liegt allein im Haupthaar. - Es ist ein beliebter Kapellmeister und interessant zu beobachten, wie die linke Augenbraue wie zugespitzt zum Tonsinn hinstrebt, als wolle sie zeigen,  wohin der Sinn gerichtet ist.

Bild 62. Ein geisteskranker reicher Mann. Öde und verkommen wirkt der Nasen- und Wangenzug, dem wir unsere Aufmerksamkeit besonders widmen. Aber auch sonst erkennen wir deutlich, wie Krankheit und Geistesgestörtheit mit Häßlichkeit einhergeht. Unglücklich, unbeherrscht, geistverloren liegen die Augen im Kopfe, und die Gewebe der Oberlider, um die Augen an der Stirn, im Gesicht und das wirre Haar zeigen den verworrenen Geisteszustand dieses menschlichen Wracks.

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Lebenskunst - ... einmal darüber schlafen

Man sollte eigentlich bei wichtigen Entscheidungen nicht sogleich antworten oder handeln. Aber manchmal ist es im Moment so, daß man doch gleich reagiert, wenn etwas vorliegt, was man gerne hat oder wünscht.

Nun hat jeder Mensch in seinem Leben viele Erfahrungen gemacht, die ihm aber nicht mehr stets bewußt sind, die dennoch unbewußt in der Seele liegen, in seiner negativen Helioda festgehalten werden. Wenn der Mensch schläft, so ist das Bewußtsein ausgeschaltet, das unbewußte, vegetative Leben in den Körperorganen arbeitet weiter. Beging er nun schnell eine Handlung, so treten entsprechende Bewußtseinsvorgänge zu den Erfahrungen, die schlummernd in der Seele liegen und werden dort verarbeitet. Stimmt die neuerliche Handlung mit den bisherigen Erfahrungen nicht überein, so tritt eine Gegenreaktion ein; die Erfahrungen summieren sich, und es kristallisiert sich ein neues Ergebnis heraus. Wenn man dann morgens erwacht, kommt von diesen inneren Geschehnissen leicht etwas in das Bewußtsein, und plötzlich weiß man, was man hätte tun sollen.

Besser ist es daher, man schiebt wichtige Entscheidungen etwas hinaus, um länger zu überlegen, gemachte Erfahrungen in Vergleich zu ziehen ... noch besser, man schläft erst einmal darüber.					BvTh.


Krankenphysiognomik
Eine erweiterte Anatomie und Physiologie nach Carl Huters Psycho-Physiognomik
Von Amandus Kupfer - 12. Fortsetzung

Wir kommen nun zur Behandlung des oberen Teiles der Nasenform, der durch den darunter liegenden Nasenknochen je nach dessen Kraft oder Schwäche geformt wird, vergleiche Fig.55. Es ist die Region B, welche durch die Inschriften Tätigkeit und Fleiß gekennzeichnet ist.

Wir lernten als physisches Endergebnis des körperlichen Organ- und Empfindungslebens in Region II der Nasenform den Ausdruck des Gemütslebens erkennen. - Die individuelle, gemütvolle Seelenstimmung ist die Basis dafür, wie ein Mensch sich dem Beruf, der Arbeit, dem Spiel, dem Familien-, Freundschafts- und Gesellschaftsleben hingibt. Damit sind mancherlei Schwierigkeiten und Hindernisse verbunden, die das Individuum überwinden muß, - es entwickelt sich der Fleiß und die Tätigkeit.

Solche Anspannung bringt die Knochen- und Muskelkraft zur Entfaltung, stärkt die Ausdauer und Zähigkeit und bestimmt die Art des aktiven Vorgehens oder des passiven Widerstandes. Damit bildet sich das Gefühl der Pflicht gegenüber den Anforderungen des äußeren Lebens, aus dem nach und nach die Art der aktiven Moral hervorgeht.

Es ist ein harmonischer Fluß zwischen der Entwicklung der Innenwelt und ihrer Einstellung und Anpassung zur Außenwelt, - daher spiegelt sich der hier beschriebene psycho-physiologische Entwicklungskomplex in der nächsthöheren Region der Nasenform wider.

In Verbindung hiermit ist es aufschlußreich, Figur 63 zu betrachten, in welcher die Kopf- und Nasenform nach Alters- und Wachstumsstufen im richtigen Formen- und Größenverhältnis wiedergegeben sind. Es ist genau zu verfolgen, wie sich mit dem Wachstum und der damit verbundenen Festigung des Knochensystems auch allmählich der Nasenknochen mehr heraushebt und Form und Geltung bekommt.

Gewöhlich erst vom 4. Lebensjahr an, wenn das Kind stärker in das Bewegungsleben kommt, fängt gleichlaufend der Nasenknochen an, sich herauszuheben, das Gewebe festigt sich und die Haut kommt in Spannung. - Es gibt Kinder, die schon sehr fleißig und angespannt tätig sind, ganz entsprechend läßt sich die Spannung der Gewebe der Region II (Fig.55 A) und die stärkere Ausbildung des Nasenknochens erkennen.

Im allgemeinen kann man beobachten: kommt ein Kind, welches aus der Schule tritt, das bis dahin einiges zu lernen hatte und sich im übrigen dem Spiel hingeben konnte, nun beispielsweise zu einem Handwerksmeister in die Lehre und muß fleißig arbeiten, aus sich selbst heraus tätig sein und aktiv vorgehen, so festigt sich das Knochengerüst und damit einhergehend entwickelt und formt sich auch der Nasenknochen schon nach ein bis zwei oder drei Jahren ganz gewaltig.

Bei Kindern, welche die englische Krankheit haben, wobei ja stets die Knochen in Mitleidenschaft gezogen und kalkarm sind, finden wir das Gewebe an dieser Stelle des Nasenrückens weich, matt, blaß und spannungslos, und oft ist schon in der Anlage der Nasenknochen selbst sehr schwach entwickelt.

So sind wir auf empirischem Wege, d.h. auf Grund von Erfahrungstatsachen und durch physiologische Erkenntnis zu einem Verständnis dafür gekommen, daß diese knochige Partie der Nase Tätigkeit und Fleiß, die motorische Nervenkraft und den Zustand des Gesamtknochengerüstes widerspiegelt.

Das Bild wird aber noch viel klarer, wenn man die Entwicklung weiter zurückverfolgt und auch die physikalischen Ursachen ergründet, die zu dieser Formbildung führten. (Es sei diesbezüglich auf die Darlegungen und Abbildungen des Buches "Grundlagen der Menschenkenntnis", Studienband 2, des gleichen Verfassers hingewiesen.)

Die auf Grund der Entwicklung dem menschlichen Körper innewohnende Kraft des physiologischen Magnetismus wirkt am stärksten im Knochengerüst und gibt demselben Richtkraft und Festigkeit durch die in der Längsachse des Körpers verlaufende Wirbelsäule und die Knochen der unteren Gliedmaßen.

Den Nasenknochen bezeichnete Huter als letzten Ausläufer des Gesamtknochensystems und mithin des physiologischen Magnetismus. Daher gibt sich an diesem Endpol die Kraft oder Schwäche des Knochensystems, dessen physiologischer Stoffwechsel, seine Energie, Festigkeit und Zähigkeit kund. Daraus erklärt sich auch die Tatsache, daß der Nasenrücken der einzige Knochen des Menschen ist, der zeitlebens nicht aufhört zu wachsen und sich zu verändern.

Wir gehen nunmehr zu praktischen Deutungen verschiedener Nasenformen über.

Figur 64 zeigt im Profil das Ernährungs-Naturell mit kurzer und dicker Nase und nur mäßig starkem Nasenknochen. Die motorische Kraft der Bewegung ist mäßig, ebenso der Fleiß. Dieser Typus läßt gerne andere für sich arbeiten, setzt sich bei der Beschäftigung und sieht lieber zu. Das Gesamtknochengerüst ist bei ihm von nur mäßiger Stärke.

Figur 65 zeigt das Bewegungs-Naturell mit sehr starkem, zähem und hartem Nasenknochen und vorspringendem Kinn. Dieser Mensch ist stark magnetisch und hat von den Grundtypen die stärksten Knochen und Muskeln, die größte motorische Kraft, Zähigkeit, Ausdauer und Aktivität. Er pflegt Arbeit und Bewegung leicht bis zum Übermaß.

Figur 66 zeigt das Empfindungs-Naturell mit dem zurücktretenden Kinn und dem proportional lang und sehr fein gebildeten Nasenknochen. Hier stehen die robuste Kraft und Zähigkeit zurück und an deren Stelle tritt die Qualität, Feinheit und Zartheit in der Knochen- und Gewebsbildung.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Bild 67 zeigt ein Ernährungs-Naturell mit den weichen, fleischigen und massigen Formen, der Hals ist kurz, der Körperbau gedrungen, breit und korpulent.

Da die Ernährungsorgane ganz besonders stark betont sind, so ist auch die Nasenform in ihrem unteren Teil, sowei sie mit den Rumpforganen korrespondiert, voll, dick und breit entwickelt, sowie lebhaft durchblutet.

Dagegen ist der obere Teil der Nase bedeutend schwächer gebildet, da hier das Geistes- und das Bewegungsleben sich spiegelt, das proportional weniger stark entwickelt ist.

Wohl ist der knochige Teil der Nase breit, aber doch wenig hervorgehoben, ähnlich wie das Knochengerüst im Verhältnis zu den weichen fleischigen Körpermassen wohl breit, aber doch bedeutend schwächer betont und weniger leistungsfähig und fest ist.

Dort, wo Tätigkeit und Fleiß zum Ausdruck kommt und ein wenig höher der geistige Impuls, zeigt uns also die Nasenregion hier folgendes an:
1. Die Bewegungskraft, der Fleiß, die Tätigkeit und Ausdauer, wodurch das motorische Nervensystem angespannt wird, ist verhältnismäßig nur schwach. Ebenso ist die magnetische Energie schwächer, das zeigt auch schon das schwächere hintere Oberhaupt, wo z.B. die psychischen Impulszentren für die Fuß´- und Beintätigkeit liegen.
2. Die Neigung zur Ruhe und Bequemlichkeit ist um so stärker.
3. Andauernde schwere Knochen- und Muskelarbeit bringt diesen Menschen daher zu sehr aus dem seelischen und körperlichen Gleichgewicht, macht ihn unruhig, nervös, unzufrieden und schließlich krank. Er arbeitet angestrengt nur unter dem Zwang der äußeren Vehältnisse, sonst zieht er ein bequemes und gemütliches Leben vor.
4. Der geistige Impuls richtet sich daher auch vornehmlich auf die naheliegenden Dinge des praktischen Lebens, über die er lange und in Ruhe nachzudenken pflegt.
5. Diese Nasenform ist nicht dem Stürmer und Dränger, dem Reformer, Kämpfer und Freiheitsgeist eigen, der große Pläne und Neuerungen durchführt.

Wir sehen, wie alle bisherigen Ausführungen mit diesen Erklärungen in völligem Gleichklang stehen. -



Erstellt 1998. Update 22. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
Medizin