Vergleich Huter - Kretschmer: Part 6 - Bearbeitung Medical-Manager Wolfgang Timm
 
Bild oben: Der gute Menschenkenner Nr. 6. Hrsg. Amandus Kupfer. Schwaig b. Nürnberg. 1933

Fortsetzung

Nun die Beschreibung

Kretschmer, 3. Auflage S. 18: „Der männliche Typus ist gekennzeichnet durch die starke Entwicklung des Skeletts, der Muskulatur...“

Kupfer, nach Huter, 1911: „Die Bewegungs-Naturelle drängen infolge der bevorzugten Entwicklung des Knochen- und Muskelsystems zur körperlichen Energieentfaltung und Bewegung hin.“

*) Schizothym oder schizophren ist die Art der Geisteskrankheit der gespaltenen Persönlichkeit (mehr disharmonisch).

Kretschmer, S. 18: „...Mit besonders breiten, aus ladenden Schultern, stattlichem Brustkorb, straffem Bauch und einer Rumpfform, die sich eher nach unten verjüngt, so dass das Becken und die immer noch stattlichen Beine im Vergleich mit den oberen Gliedmaßen und besonders dem hypertrophischen Schultergürtel zuweilen fast grazil erscheinen.“

Huter, Naturellehre, S. 19: „...zeichnet sich durch ... breite Brust und Schultern aus.“

Kupfer nach Huter, 1911, S. 24: „Die Gliedmaßen treten merklich in den Vordergrund, der Brustumfang ist größer wie der Leibumfang.“

Kretschmer, S. 18: „Der derbe, hohe Kopf wird auf freiem Hals aufrecht getragen, wobei die schräg lineare Kontur des Trapezius von vorn gesehen der Halsschulterpartie ihr besonderes Gepräge gibt.“

Huter, Hochwart, 1900: „Der Kopf wird von einer kräftig entwickelten Nackenmuskulatur frei nach hinten zu getragen, das vordere Halsmuskeldreieck tritt scharf hervor.“

Kretschmer, S. 39: „So kommt es, daß viele athletische Gesichter trotz ihrer nicht unbeträchtlichen Breite doch im optischen Eindruck vorwiegend als lang erscheinen.“

Huter (siehe den Satz vorher), ferner „Neue Bahnen“ 1903: „...doch ist bei ihm im Gegensatz zum Ernährungs-Naturell unten in der Kinnbackenpartie das Gesicht breit *), fast eckig und grobknochig, das ganze Gesicht lang, hart, scharf geschnitten.

*) Man vergleiche das hier Gesagte mit dem Sigaudschen type digestif, Seite 79, der also nicht mit dem Ern-Nat. Huters übereinstimmt.

Kretschmer, S. 18: „Das Knochenrelief tritt besonders in der Gesichtsbildung hervor.“ S.38 „Das Knochenrelief ist in vielen Fällen plastisch herausgearbeitet, was an der wulstigen Schattierung der knöchernen Supraorbitalbögen, an der kompakten Zeichnung der Jochbeine und des derben Unterkiefers wohl zu erkennen ist.“

Huter, Hochwart, 1900: „...die Jochbeine springen deutlich vor, die Kieferknochen, sowohl am Ober- als Unterkiefer, sind deutlich sichtbar, das Kinn breit, die Stirn erscheint niedrig und knochig über den schmalen ruhig blickenden Augen.“

Kretschmer, S. 19: „Neben Knochen und Muskeln nimmt noch die Haut an der Hypertrophie teil. Sie hat sehr guten, straff elastischen Tugor und erscheint besonders im Gesicht derb, dick, manchmal pastös.“ S. 67: „Die Haut der Athletiker ist meist dick und derb, bei mäßiger Fettpolsterung (wenigstens bei den Männern).“

Huter, Hochwart, 1900: „Bei den Bewegungs-Naturellen spannt sich die Haut straff über die sichtbaren Teile, und wenn sie auch nicht stark durchblutet ist, erscheint sie doch als gut genährt und mit kräftigen Blutadern durchzogen.“ 

Huter, „Neue Bahnen“, 1903, S. 20: „Die Haut der Bewegungs-Naturelle ist lederartig.“

Kretschmer, S. 19: „Im Gegensatz zu all diesen Geweben ist das Fett relativ nur mäßig, absolut gesprochen ungefähr normal entwickelt.“

Huter, Hochwart, 1900: „Bei beiden Geschlechtern ist in allen Organen der Fettreichtum auf Kosten der Muskelmasse beschränkt.

Kretschmer, S. 22: „Außer dem Brustschultergürtel ist bei den athletischen Weibern oft auch das Becken sehr kräftig entwickelt.“

Huter, Hochwart, 1900: „Bei Frauen: kräftiger Leib...“

Das mag an Vergleichen genügen, um darzutun, dass aller Berechnung nach Kretschmer denselben Typus im Auge hat, den Huter entdeckte und beschrieben hat.

Was bei Kretschmer fehlt, was ja auch unter den Insassen seiner Anstalt nicht möglich ist, das ist die sehr genaue psychische Charakterisierung der gesunden Typen.

Huter schreibt z. B. vom Bewegungs-Naturell „Leitfaden“, S. 151: „Bei diesem ist die Spannkraft in der geformten Materie am stärksten entwickelt. Die Lebensenergie sucht sich ein bestimmtes Ziel und um das zu erreichen, tritt Ernährung, Ruhe, Zartheit und Empfinden zurück. Sie haben die größte Spannung und Kraftumsatzleistung.“

„Museumsführer“, S. 11: „Menschen dieses Naturelltypus sind Willensmenschen, sie sind kurz und entschlossen, sie handeln tatkräftig und scheuen nicht vor Schwierigkeiten in der Ausführung zurück.“

„Katechismus“, S. 48: „Die Tat-Naturelle hassen das Eingeschränkte und Bequeme, sie sind oft sehr unökonomisch, neigen zu Großzügigkeit, zu Fortschritt, Umwälzung und zu Großtaten.“

Kupfer, nach Huter: „Das Tat-Naturell hat eine harte Natur, es ist wie Eisen, das nicht biegt und bricht“ usw.

„Aus eigener Kraft“, S. 219: „Jedes Naturell prägt sich durch einen besonderen Formtypus im ganzen körperlichen Organismus und im Gesicht aus.“

„Freiwohl“, 1910: „Seine Formen sind länger, sowohl im Grundkörper als auch in seinen Gliederungen und es muss daher, um mehr Widerstand leisten zu können, größere Dauerkraft entwickeln. Es ist daher das Naturell der Kraft. Die größte Spannkraft ist ihm eigen“ usw.-


Eine weitere Abbildung, S. 74, stellt den „Pykniker“ Kretschmers dar, der mit dem Huterschen Ernährungs-Naturell in Vergleich zu setzen wäre*).

Pyknischer Typ (schematisch). Aus Kretschmer: „Körperbau und Charakter“. Das chemische Ruh- und Ernährungs-Naturell Huters

Auf S. 75 (hier web) ist das Ruh- und Ernährungs-Naturell Huters ebenfalls schematisch dargestellt, es ist dem Hauptwerk Huters, Band V entnommen.

Dass dieser Typus Huters, selbst im zugespitzten Sinne, keine hirn- und bewegungslose, stumpfsinnige Fressmaschine ist, wird jedem klar sein. Dieser Typ ist genau so hier im Bilde dargestellt, wie er nach Huter hier auf S. 28 beschrieben ist.

*) Die Abbildung ist ebenfalls dem bereits erwähnten Werk Kretschmers entnommen, Ausgabe 1929, Seite 27.

Das primäre Ruh- und Ernährungs-Naturell Huters
(Bild links hinzugefügt)

Auf S. 76 [hier web] ist die Seitenansicht dieses Naturells wiedergegeben. Die Technik dieser Figur zeigt, dass sie von derselben Hand gezeichnet ist, wie die Figuren auf S. 75 [hier web]. Sie stammt aus derselben Zeit. 

Dieses Seitenbild zeigt recht deutlich im vorspringenden Leib die Ähnlichkeit mit dem Typ der Kretschmerschen Zeichnung S. 74 [hier web].

Die Ähnlichkeiten sind jedenfalls sehr groß, und man erkennt, dass ein und derselbe Typ gemeint sein muss, natürlich unter dem Gesichtspunkt, dass Kretschmer (wir werden die Namen der beiden Autoren ab und zu kürzen) den kranken und Huter den normal gesunden Typus darstellt.

Wir werden im weiteren sehen, dass sich auch die Beschreibungen in wesentlichen Punkten decken. Der Kürze und Einfachheit halber ist von beiden Autoren das am meisten Ähnliche hier stets zusammengestellt. Eigentliche Gegensätze in der Auffassung und Beschreibung sind mir nicht aufgefallen.

Kre., 3. Ausgabe, 1922, S. 23: „...starke Umfangsentwicklung der Eingeweidehöhlen (Kopf, Brust, Bauch) und die Neigung zu Fettansatz am Stamm...ein stattlicher Fettbauch...“

Hu, Hochwart, 1900: „...der Unterleib ist geräumig mit starker Anlage zu Fettanlagerung.“

Hu, Rheuma, S. 28: „Der Rumpf herrscht vor...zu...Fettansatz neigt.“

Kre, S. 23: „...bei mehr graziler Ausbildung des Bewegungsapparates (Schultergürtel und Extremitäten).“

Hu, Naturellehre, S. 18: „Hier steht das Ernährungsleben im Vordergrund und trägt demzufolge auch einen besonders typischen Charakter im körperlichen Äußeren.“ (Siehe die schematische Zeichnungen Huters.)

Kre., S. 26: „...mittelgroße gedrungene Figur, ein weiches breites Gesicht auf kurzem massiven Hals zwischen den Schultern sitzend...“

Hu, Naturellehre, S. 19: „...mittelgroßer Körper...“ (Rheuma, S. 28) „...eine gedrungene Körpergestalt...“

Kupfer nach Hu., 1911, S. 23: „Das breitbackige Gesicht zeigt weiche Massen, volle und runde Formen...“

Kre., S. 26: „...so daß der kurze, dicke Hals...“

Hu., Hochwart 1900: „Der Hals ist kurz, erscheint daher oft dick.“

Kre., S. 24: „So ist das Gesicht durch seine runden und weichen Linien gekennzeichnet.“

Hu, vgl drei Sätze weiter oben, Kupfer nach Huter 1911.

Kre., S. 23: „Die Extremitäten sind durchschnittlich eher kurz als lang.“

Kupfer nach Hu., 1911, S. 23: „Die Arme und Beine sind kurz und dick.“

Kre., S. 23: „...neigen entschieden zu Fettansatz.“

Hu., Rheuma, S. 28: „...zu Fettansatz, Überernährung und Stoffwechselstörungen geneigt...“

Kre., S. 42: „Darüber der Schädel groß, breit und tief, aber nicht sehr hoch.“


Hu. betrachte vergleichend die Vorderansicht S. 77. Der Schädel ist massig wie der Gesamtkörperbau, hat starken Dickendurchmesser, ist aber nur mittelhoch.

Vorder- und Seitenansicht einer Gesichtsskizze des materiellen, primären Ruhe- und Ernährungs-Naturells

Dieses ging aus der stark begünstigten Entwicklung des unteren-inneren Keimblattes hervor.

Um nochmals das Naturell im Bilde stark hervorzuheben, ist hier derselbe Typus aus der Schrift Huters „Die Naturellehre“ Mai 1907 etwas verkleinert dargestellt.

Hu., Handbuch, S. 95: „1. den breitmassigen (fleischigen), niedrigen Ruhe- und Ernährungstyp.“

Hu. und Häckel, S. 31: „Ich fand, daß in dem ersten Grundtypus, in den Ernährungstypen, die Lebensenergie mehr in breiten, großen Formflächen, kurz in der Form hauptsächlich zum Ausdruck kommt.“

Kre., S. 41: „Die Profile sind meist schwach gebogen, nicht eben hoch, in den Einzelheiten der Nasen-, Lippen- und Kinnkonturen deutlich und vollkommen, doch nicht scharf ausladend. S. 44: „Die Nase...die Spitze fleischig bis dick, stumpf...“

Hu., Hochwart, 1900: „Die Nase ist meist von weicher und stumpfer Form, die Lippen sind gewöhnlich fleischig.“ (Naturellehre, S. 19)...volle Lippen, fleischige Nase.“

Kre., S. 44: „Die Stirn findet man vorwiegend schön entwickelt, breit, gewölbt...“

Kupfer nach Hu., S. 23: „Die Stirn ist nur mäßig hoch, unten aber meist breit und gewölbt.“

Kre., S. 26: „Betrachten wir die Gliedmaßen, so sind sie weich, rundlich, mit wenig Muskel- und Knochenrelief geformt, öfter ganz zierlich, die Hände weich, mehr kurz und breit. Besonders die Handgelenke und die Klavikeln pflegen nicht selten schlank und fast zart gebaut zu sein.“

Ein Vergleich der Zeichnungen S. 74, 75 und 76 [hier web] lehrt, dass besonders, was die Hände anbetrifft, die Worte Kretschmers mehr an den Huterschen Zeichnungen zur Geltung kommen wie an seinen eigenen.

Hervorgehoben zu werden verdient auch noch, dass v. Rutkowski auf S. 57 seiner Schrift das Ernährungs-Naturell Huters dem Typ digestif des Franzosen Sigaud (1908) gleichsetzt. Es soll damit der Beweis erbracht werden, dass Huter aus dieser Quelle schöpfte.

Nach v. Rutkowski soll Huter das Ernährungs-Naturell wie folgt charakterisieren: „Rumpf- und Bauchmenschen, breites Gesicht, volle Lippen, dicker Hals, ebensolche Glieder, starker Unterleib.“

Sigaud soll nach v. Rutkowski den typus digestivus wie folgt charakterisieren: (die Abbildungen von Chaillon und Mac Auliffe sollen den Typen Sigauds entsprechen, welcher anscheinend keine Abbildungen gebracht hat) „großer Mund, runde Lippen, der Hals ist kurz und fett, der Bauch ist der beherrschende Teil, die Glieder sind kurz und fleischig, voll und ohne Muskelrelief“. (Dieser Beschreibung entspricht aber das Bild keineswegs.)

In dem hier schon erwähnten Werk von Julius Bauer, Wien, heißt es mit Bezug auf den Typus digestivus Sigauds, S. 32: „Das unterste Drittel des Gesichtes ist besonders mächtig entwickelt, so daß der Abstand zwischen Nasenbasis und Kinn besonders groß ist und durch die weitausladenden Unterkieferäste eine Pyramidenform des Gesichtes mit der Basis am Unterkiefer, der Spitze am Scheitel entsteht...der Unterkiefer ist vorspringend...“

Diese für den Typus digestivus charakteristischen Merkmale sind bei dem Huterschen Ernährungs-Naturell nicht zu finden. Wären die Merkmale da, dann wäre es nicht mehr der von Huter entdeckte primäre Typus.

Ferner trifft auf das Hutersche Ernährungs-Naturell nicht zu, was v. Rutkowski S. 35 nach Fr. Weidenreich, 1927 über den Typus digestivus nach Sigaud zitiert: „Der größte transversale Gesichtsdurchmesser liegt dementsprechend im Bereich der Unterkieferwinkel und nicht in der Wangengegend. Die Nase ist von geringer Größe und wie überhaupt die ganze mittlere Gesichtsregion schwach ausgebildet und zusammengedrückt. Dagegen ist das Kiefergebiet außerordentlich entwickelt. Das Kinn ist hoch und breit und springt weit vor“ usw.



Der Leser betrachte das Bild des Typus digestivus – es ist offenbar großes Gewicht auf die genaueste Darstellung gelegt – und vergleiche damit die Huterschen Zeichnungen.

Typus digestivus.  (Nach Chaillon und Mac Auliffe.) Das chemische Ruh- und Ernährungs-Naturell Huters

Das Ernährungs-Naturell hat nicht diesen breit ausladenden harten Unterkiefer.

Im Gesamttypus hat das Ernährungs-Naturell nicht diese straffe Spannung, sondern mehr weiche Massen, besonders auch die Halspartie unter dem Kinn zeigt Weichheit und Fülle.

Auch der ganze Körperbau ist ein anderer, das zeigt sich besonders in dem Verhältnis des Rumpfes zu den Beinen.

Auch sieht man recht gut, dass eine große Entfernung von der Nasenbasis zum Kinn, was Sigaud als charakteristisches Merkmal seines Typus hervorhebt, beim Ernährungs-Naturell ganz und gar nicht vorliegt.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Also selbst die jüngeren Franzosen haben nicht das primäre Ernährungs-Naturell Huters beschrieben. Die Beschreibung mag eher auf das athletische Naturell Huters zutreffen (siehe „Naturellehre“, S. 29). 




Erstellt 2001. Update 12. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
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Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Die Dreitypenlehre in der internationalen medizinischen Forschung
 
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