Vergleich Huter - Kretschmer: Part 5 - Bearbeitung Medical-Manager Wolfgang Timm
 
Cover - Die Dreitypenlehre Carl Huters im Vergleich zu den drei Körperbautypen Prof. Dr. med. Kretschmers

Fortsetzung

In dem Abschnitt über „charakterologische Familienforschung“, 6. Auflage, S. 105 führt Kretschmer an: „Man muss mit dem Leben des einfachen Mannes, des Bauern und Arbeiters, ganz vertraut sein und sich vollkommen darein versetzen, indem man bei der Exploration statt ein Schema von Charaktereigenschaften vielmehr seinen Lebensgang in Schule, Kirche und Wirtshaus, am Montag wie am Samstag, in konkreten Bildern vorüberziehen lässt“.

Huter, Hauptwerk, Band V, 7. Lektion: „Wie kam ich nun zu den ersten Grundlagen meiner Menschenlehre? ... Ich muss hierbei auf meine erste Kindheit und Jugend zurückgreifen, da, wo ich ganz rein und unbeeinflusst von jeglichem Wissen und Studium frei und kindlich, naiv in die Welt hinausschaute und die Menschen und Dinge beobachtete, dabei die Guten von den Schlechten, die Streitsüchtigen von den Friedfertigen, die Arbeitsfleißigen von den Ruhe- und Nahrungsliebenden, die Feinfühligen von den Rohen unterscheiden lernte“ usw.

Huter hat in der Tat das Charakterbild seiner Typen genau so gewonnen, wie Kretschmer es fordert. Kretschmer hat die von ihm selbst aufgestellte Forderung, dass der Konstitutionstypus dann als gefunden gelten muss, wenn eine klare erkennbare körperliche und eine ebenso klar erkennbare psychische Wirksamkeit sich decken, in bezug auf seine eigenen drei Hauptkonstitutions-Typen nicht erfüllt. Wohl aber hat Huter seine Konstitutions- oder Naturell-Typen genau und eindeutig nach ihrer körperlichen und psychischen Wesensart gekennzeichnet.



Wir können hier nur einiges über die seelische und geistige Charakterisierung des Empfindungs-Naturells durch Huter herausheben.

Huter, „Handbuch“, 3. Auflage, S. 95: das Empfindungs-Naturell wirkt veredelnd, verschönernd, vergeistigend, verfeinernd. Menschen in diesem Typus haben ein feines Seelenleben; sie lieben Kunst, Wissenschaft, edle Lebensart und sammeln und pflegen die idealen Güter. Es sind die duftigen, blumigen Erdenmenschen, die in sich den Himmel tragen und, wenn sie ethisch durchgebildet sind, auch beglücken.

Kupfer nach Huter, 1911: Die intelligent blickenden Augen haben einen leuchtenden und seelenvollen Ausdruck usw.

Huter, „Leitfaden“, S. 151: Die physische Energie der Empfindungsnaturelle ist in der Spannkraft schwach, dafür lebt sich die Lebensenergie vorherrschend in der Lebensduftung und Lebensstrahlung aus.

Huter, „Zeitschrift Freiwohl“, 1909, Nr. 2: Nachdem ich die Naturellehre erfolgreich zum Abschluss gebracht und auch den Zusammenhang von Naturell, Temperament, Impuls und Charakter in ihren Grenzlinien und in ihrem Zusammenhang nachgewiesen hatte (auch Kretschmer widmet das 14. Kapitel seines Werkes der scharfen Abgrenzung der Begriffe Konstitution, Charakter, Temperament und psychisches Tempo), ging mein Bestreben dahin, das Formengeheimnis nach den innern Kräften selbst zu ergründen ... Der feine Typus zeigt ein Vorherrschen des innern feinempfindenden Lebens und zeichnet sich daher durch Zartheit, Feinheit, Schönheit und stärkste Strahlkraft aus. 

Der Empfindungs-Typus ist das Naturell der ätherisch-geistigen Strahlung. Durch die Beobachtung, dass alle stark empfindenden Lebwesen stark strahlen und eine dünne Haut, Gefieder, Geschuppe oder Haare haben, hingegen die Energie-Naturelle ... usw.

Huter schreibt weiter: Fand nun meine Naturell-Typenlehre überall leicht Eingang, weil sie leicht nachgeprüft werden konnte, so fanden meine neuen Forschungsresultate, die ich über die inneren Welt-, Lebens- und Formkräfte aufsuchte und schließlich auch nachwies, nicht das leichte Verständnis ...

Huter-Häckel, S. 32: „...Meine Methode der Beobachtung wich also von der in Schulen und in naturwissenschaftlichen Lehrbüchern gelehrten vollständig ab; denn nirgends fand ich solche Einteilung der Formtypen der Lebewesen der Natur. Auch habe ich später in keinem psychologischen, physiologischen oder phrenologischen System das Gleiche oder Ähnliches angetroffen.

Auch fand ich nirgends die Methode, die Lebewesen nach ihrer Form, nach ihrer Spannkraft und nach ihrer Strahlkraft hin zu beobachten...“ Ich fand durch diese ersten grundlegenden Beobachtungen, die mir nie und nirgends widerlegt werden konnten, auch meine besondere Weltanschauung und Weltordnungslehre. 

Merkwürdigerweise hat weder Linné, Cuvier, Lamarck noch Darwin oder Häckel diese Klassifizierung (Dreitypenlehre) gefunden und so blieb sie auch in der Entwicklungslehre jener unbekannt.


Wie Huter vom gesunden Typus auf die krankhaften Abweichungen schloss, das lehrt uns u. a. der folgende Bericht.

Huter, „Hochwart“, 1900, Dr. med. G. Reinhardt, Bremen: „Gelegentlich seiner Demonstrationsvorträge stellt Huter drei physiognomische Haupttypen resp. Naturelle auf, welchen bestimmte körperliche Zustände entsprechen. Hieraus und aus den Abweichungen der typischen Physiognomie konstruiert er den Krankheits- resp. Gesundheitszustand. 

Den Beweis erbringt er durch Einzeluntersuchungen, stellt bei einzelnen Personen den Haupttypus fest und schließt daraus auf spezielle physiologische Eigentümlichkeiten, Gewohnheiten, Krankheitsdispositionen, gute und schlechte Erfahrungen mit Heilmitteln, deren Richtigkeit durchgehendst bestätigt wird. 

Weiterhin stellt er bestehende Krankheiten fest, auf Grund physiognomischer Abweichungen vom Typus und stellt einen Kurplan für die Heilung auf. Sowohl die Krankheit als die vorgeschlagenen Heilmittel sind erfahrungsmäßig richtig festgestellt ... 

Wenn bei einem der drei Haupttypen besonders charakteristische Änderungen einiger Merkmale auftreten, so deuten sie auf bestimmte krankhafte, organische Veränderungen. 

Tritt eine gründliche organische Heilung ein, so verschwinden die Abweichungen vom physiognomischen Typus... Die physiognomischen Merkmale beziehen sich besonders auf die Haltung, die Proportion der Glieder zum Rumpf, den Bau des Halses, Gesichtes und Schädels, in erster Hinsicht also auf die für den ärztlichen Praktiker sofort in die Augen fallenden Körperteile des zu Untersuchenden... Die drei Grundtypen lassen wieder eine Menge von Modifikationen zu, jedoch bleibt die Zugehörigkeit zu dem Grundtypus immer erkenntlich...“

Kretschmer betont bezüglich des Konstitutionsaufbaues seiner Typen, 6. Auflage, S. 93-104, dass derselbe durch die Vererbung gegeben sei. Er untersucht die verschiedenen Möglichkeiten der Vererbung und den Einfluss der verschiedenen Konstitutionen der Eltern auf dieselbe.

Kretschmer, 4. Auflage, S. 111: „...unterstreichen aber ausdrücklich, dass das Vererbungsproblem selbstverständlich als eine der wichtigsten Seiten des Konstitutionsproblems zu betrachten ist“.

Huter, Hauptwerk, Band V, S. 143: „Durch zahlreiche vergleichende Forschungen fand ich, dass die Anlage des Naturells durch die verschiedenartig starke oder schwache Vererbung der einen oder der andern Lebensenergie und Plasmasubstanz bedingt wird. Die gesammelten Tatsachen, welche mich zu dieser Annahme führten, werde ich an anderer Stelle veröffentlichen. 

Es entsteht durch vorherrschende Vererbung des Archoplasma mit der Helioda-Lebenskraft, die Naturanlage zum Empfindungsnaturell usw. usw.“. – (Auf Grund dieser Forschungen kam Huter zu einer neuen Ehe-, Liebes- und Zeugungsethik, Gesellschafts und Naturellharmonie.) Er lehrt die Naturellsystemanlage in dem befruchteten Ei und ferner, wie das bevorzugte System einen besonderen Körper- und Gesichtstypus bildet, dass die geistige Grundrichtung sich aus dem angeborenen Naturell entwickelt. (Also keine Spur von – „großer Bauch, kräftige Ernährungsorgane“ – oder großer Bauch – materielle Gesinnung -, wie es Kretschmer bzw. der Kritiker seinen Lesern glauben machen will.)

Kretschmer, S. 101: „Körperbau und Psychose, Körperfunkion und innere Krankheit , gesunde Persönlichkeit und Heredität sind jedes für sich Teilsymptome des  ugrundeliegenden Konstitutionsaufbaues , zwar unter sich durch affine Beziehungen verknüpft , aber nur im großen Zusammenhang aller Faktoren richtig zu beurteilen“.

Wie schon aus den bisherigen Ausführungen hervorgeht, hat Huter die Psyche, das Seelenleben der Grundnaturelle, aus immer wiederkehrenden ähnlichen Handlungen beobachtet bei typischen Körperbauformen. 

Der anatomische Bau und die physiologische Tätigkeit der Körperorgane ist stets Grundlage der Beurteilung. Die Vererbung ist weitgehendst berücksichtigt. 

Zugrunde gelegt ist die gesunde Persönlichkeit. Registriert werden alle Abweichungen, die durch Krankheit entstehen.

Schließlich werden alle Einzelheiten miteinander in Verbindung gebracht, und zwar im Rahmen des gesamten Typus. Wir sehen daraus, es fehlt nichts von alledem bei Huter, was Kretschmer bezüglich des Konstitutionsaufbaues für nötig erachtet.

Kretschmer betont ferner, dass Rasse und Konstitution sich nicht decken, dass nur Teilbeziehungen da seien. Dass Huters Naturell ein Untertypus ist, der in jeder Rasse auftritt, der zwar etwas weniger konstant ist als diese und auf ähnlichen Grundlagen wie die Rasse beruht, wissen wir bereits.

Es verdient hervorgehoben zu werden, dass z. B. Dr. Ernst Ulitzsch in einem Artikel der „Modenschau“, Heft 178, 1927 die Kretschmerschen drei Haupttypen behandelt und schreibt, dass diese wohl verschiedenartig, aber nicht verschiedenwertig seien. Er lehnt die moralische Wertung der Typen entschieden ab.

Es scheint uns also, als sei nach Kretschmer und v. Rutkowski die ehtische und moralische Wertung der Typen nicht beabsichtigt. Wenn das der Fall ist, so läuft das in diesem Punkt auf einen wissenschaftlichen Nihilismus hinaus.

Genau so wie eine körperliche Wertung wissenschaftlich ist, wie es körperlich bevorzugte Individuen gibt, schöne und unschöne, proportioniert und unproportioniert gebaute, kranke und gesunde, kränkelnde, anfällige und widerstandsfähige, so kann man auch psychisch und geistig die Menschen werten. Oder haftet allem Geistigen und Seelischen in der Wissenschaft immer noch der Makel der Unwissenschaftlichkeit an? –

Gerade die Dreitypenlehre und die klare Erkennung des hochwertigen harmonischen Naturells führte Huter zu seiner Rangordnung der Persönlichkeiten. Wenn die Dreitypenlehre die moralische Wertung ausschließen sollte, wo würde sie uns keinen Fortschritt bringen.

Einen ähnlichen Fall, wonach etwas durchaus Handgreifliches in der Medizin verneint wurde, haben wir ja erst in den letzten Jahrzehnten erlebt. Vor dem Kriege war es das Werk des Dr. med. Piderit über „Mimik und Physiognomik“, das in der vornehmen Ärztewelt dominierte.

Piderit sprach den konstanten Formen jede physiognomische Bedeutung ab. Huter hat in seinem Hauptwerk diesen Irrtum sehr deutlich widerlegt, und heute beweisen die medizinischen Konstitutionsforscher, indem sie die Bedeutung der Körperform für den Charakter hervorheben, das Gegenteil von der Annahme Piderits und eben das, was Huter lehrte.

Es scheint, als solle es wieder erst durch die Nacht dem Licht entgegengehen. –



Der hier abgebildete athletische Typus ist dem gleichen  Werk Kretschmers, Ausgabe 1929, entnommen.


Athletischer Typ (schematisch). Kretschmer „Körperbau und Charakter“. Das physikalische Tat- und Bewegungsnaturell Huters.

Zur vergleichenden Betrachtung ist S. 67 [hier web] das Tat- und Bewegungsnaturell Huters dargestellt. Ich habe gerade diese weit verbreitete Wiedergabe des Huterschen Typus gewählt, weil sie in der Art der photographischen Aufnahme der Kretschmerschen Zeichnung ähnlich ist. Dadurch ist der Vergleich erleichtert.

Die Aufnahme habe ich um 1910 nach Huters Naturellehre machen lassen, und 1916, 3. Auflage meiner „Grundlagen der Menschenkenntnis“ S. 46 erstmalig veröffentlicht.

S. 68 [hier web] ist zum Zwecke weiteren Vergleichs das Bewegungs-Naturell in ganzer Gestalt dargestellt, entnommen aus Huters Hauptwerk, Band V, S. 146.

Der lange, hartförmige Tat- und Bewegunsformtypus nach Huter

Vorder- und Seitenansicht einer Gesichtsskizze des materiellen-realen Tat- und Bewegungs-Naturells. Dieses ging aus der stark begünstigten Entwicklung des innern mittleren Keimblattes hervor.

Auch ist, um das Naturell in der Hervorhebung des Typischen stark deutlich zu zeigen, S. 69 [hier web], eine Abbildung aus dem Jahre 1907 wiedergegeben, wie sie gleichlaufend in der Broschüre „Naturellehre“ dargestellt ist.

Leider ist es nicht möglich zum Vergleich die entsprechende photographische Wiedergabe aus Kretschmers Werk hier zu bringen. –

Betrachten wir zunächst das Vorderbildnis der Kretschmerschen Figur, S. 66 [hier web], und bedecken wie beim Astheniker am besten wiederum den Kopf derselben, so haben wir den Körperbau vor uns, der, abgesehen von den Abnormitäten, dem Huterschen Bewegungs- Naturell entsprechen könnte.

Diese Figur ist auf S. 23 des Kretschmerschen Werkes abgebildet. Auf der nächsten S. 24 finden wir bei Kretschmer die photographische Wiedergabe desselben Typus. 

Soweit man nach scharfer Vergleichung urteilen kann, hat höchstwahrscheinlich dieses Photo bezüglich der Frontalansicht des Körperbaues als Unterlage für die schematische Zeichnung S. 23 gedient.

Diese photographische Wiedergabe hat aber einen andern Kopf, welcher viel eher dem des Huterschen Bewegungs-Naturells entspricht.

Bei der schematischen Zeichnung Kretschmers ist das Kinn abnorm lang, hier aber ist das Kinn wohl sehr kräftig, aber normal lang und der Unterkiefer breit, so dass der Typ im Prinzip dem Huterschen Bewegungs-Naturell entsprechen könnte. 

Würde man diesen Kopf nachzeichnen und ihn mit dem der obigen Zeichnungen auswechseln, dann hätten wir auch bezüglich des Kopfes im Prinzip sehr gut das von Huter gekennzeichnete Bewegungs-Naturell vor uns.

Blättern wir in Kretschmers Werk weiter, so finden wir auf S. 51 die photographische Wiedergabe eines Männerkopfes die Kretschmer als „steile Eiform“ kennzeichnet, ferner als Schizophrenie*).

*) Schizothym oder schizophren ist die Art der Geisteskrankheit der gespaltenen Persönlichkeit (mehr disharmonisch).

Die steile Eiform nach Kretschmer die Kopfform seines Athletikers. 

Dieser Kopf hat aller Wahrscheinlichkeit nach, wenn man die Ähnlichkeit betrachtet, als Unterlage für den Kopf der schematischen Zeichnung Frontalansicht, S. 23 in Kretschmers Werk, hier S. 34, gedient.

(Bewegung mit Disharmonie wäre dies nach Huter.) 


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Denkt man sich nun den aller Formbetrachtung nach wahrscheinlich zugehörigen Kopf (Kretschmers Werk, S. 24) wieder auf den Körper der schematischen Zeichnung gesetzt, dann würde die ganze Figur noch vielmehr dem Bewegungstyp Huters ähnlich resp. naturwissenschaftlich gedacht, wären die beiden Typen im Prinzip so ziemlich gleichzusetzen. –




Erstellt 2001. Update 12. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Die Dreitypenlehre in der internationalen medizinischen Forschung
 
Wissenschaftlicher Beweis: Dreitypenlehre Huters = Original Die Dreitypenlehre