Vergleich Huter - Kretschmer: Part 4 - Bearbeitung Medical-Manager Wolfgang Timm
 
Bild oben: Der gute Menschenkenner Nr. 6. Hrsg. Amandus Kupfer. Schwaig b. Nürnberg. 1933

Fortsetzung

v. Rutkowski hat in seiner Arbeit Kretschmer mit keinem Wort erwähnt und auch dessen drei Haupttypen nicht mit den drei Haupttypen Huters verglichen, wahrscheinlich, weil dieses für ihn überhaupt nicht in Betracht kommt. Die persönliche Einstellung v. Rutkowski und Kretschmers bleibt aber an sich gleichgültig – die Tatsachen entscheiden -, und die Typen Huters und Kretschmers zu vergleichen ist für die deutsche Konstitutionsforschung die nächst liegendste Aufgabe. 

(Anmerkung W. Timm: Dieser geforderte Vergleich Huter-Kretschmer wurde erst 1977 durch Akademiker von Zerssen, München, im Jahr 1977 durchgeführt, also 47 Jahre nach Publikation dieser Schrift vom bedeutsamsten Schüler Carl Huter, nämlich Amandus Kupfer. Im Klartext Akademische Wissenschaften benötigen 65 Jahre - nach dem Tod von Carl Huter im Jahr 1912 gezählt - um bedeutsamen Zentralteil Huterscher Wissenschaften, Die Dreitypenlehre, korrekt in Vergleich zu setzen. Näheres hier in Rubrik „Mensch“).

Prof. Kretschmer hat die fraglichen drei Typen in seinem Werk als „Körperbautypen“ bezeichnet, als „biologisch echte Gesamttypen des Körperbaues“, als die drei „großen Konstitutionsklassen“, als „immer wiederkehrende drei Haupttypen des Körperbaues“. 

Teils wörtlich und im naturwissenschaftlichen Sinne gleichlaufend hatte Huter seine Typen benannt.

Die „Bochumer Zeitung“ vom 4. Dezember 1899 schreibt: „Der Vortragende (Huter) unterscheidet drei Haupttypen: den Enrnährungstypus“ usw. Dortmunder Zeitung, 24. Oktober 1899: „Die Grundlage seines ersten Vortrages bildete seine Naturellehre von den drei Grundtypen der Körperkonstitution, welche die Natur hervorbringt, wie beispielsweise die drei Grundfarben blau, rot, gelb ...“
                                
      DgM Nr. 65                            DgM Nr. 66. Kupfer. Schwaig bei Nürnberg. 1938
(Hinzugefügt)

Wir lesen im Hauptwerk Huters, 1904-06, Band V, S. 115 als Überschrift folgendes: „7. Lektion. Die Entdeckung der verschiedenen Grundnaturell-Typen. Eine neue physiognomische Konstitutionslehre. Die erste Auffindung der verschiedenen menschlichen Grundnaturelle infolge vergleichender Beobachtung der Gesichts-, Kopf- und Körperform, Mimik, Rede und Handlung verschiedener Personen aus meiner Jugendzeit. Die Bestätigung der aufgefundenen Grundnaturelle durch die Völker- und Weltgeschichte, durch Kunst und Dichtung, sowie durch alle übrigen Lebewesen in der Natur. Beispiele von Tier- und Pflanzennaturellformtypen“.

Die Dreieinigkeit von Stoff, Geist und Kraft in der Form
(Amandus Kupfer: DgM Nr. 24. 1934. Hinzugefügt)

Huter, Leitfaden zu meinem System der wissenschaftlichen Psycho-Physiognomik, 1909, Seite 151: „Ich nannte den ersten, breiten Grundformtypus das primäre Ernährungsnaturell“ usw.

Wir halten uns vor Augen, dass es nach Huter „drei Lebensgrundformtypen“, nach Kretschmer „drei immer wiederkehrende Haupttypen des Körperbaues“ sind, die, darüber muss man sich klar sein, es nur einmal und nicht zweimal in der Natur geben kann! Von dieser Erwägung ausgehend, dass es Lebensgrundformtypen nur einmal in der Natur geben kann, bleibt nur die eine Annahme übrig, dass Kretschmer dieselben Typen im Auge hat, wie sie Huter lange vor ihm entdeckte.

Kretschmer schreibt 3. Auflage S. 14: „Mit den beschriebenen Methoden haben sich an unserem klinischen Material zunächst drei immer wiederkehrende Haupttypen des Körperbaues ergeben, die wir den asthenischen, den athletischen und den pyknischen nennen wollen“.

Hochwart (Herausgeber Huter), 1900, Mai-Juni-Heft S. 24: „Nach Huter sind drei physiognomische Naturelltypen zu unterscheiden ... Wenn bei einem der drei Haupttypen besonders charakteristische Änderungen einiger Merkmale auftreten, so deuten sie auf bestimmte krankhafte, organische Veränderungen“.

Kretschmer S. 14: Auch im gesunden Leben finden wir diese drei Typen allenthalben, sie enthalten an sich nichts Krankhaftes, sondern bezeichnen bestimmte normal biologische Anlagen, von denen nur ein ganz kleiner Bruchteil eine pathologische Gipfelung, sei es auf psychiatrischem Gebiet, sei es in bestimmten innern Krankheiten, erreicht.

Cover Huter-Häckel: Der Kampf zwischen zwei neuen Weltanschauungen
(Hinzugefügt)

„Huter-Häckel: Der Kampf zwischen zwei neuen Weltanschauungen“, 1910, S. 32 heißt es: „Ich fand durch diese ersten grundlegenden Beobachtungen, die mir nie und nirgends widerlegt werden konnten, auch meine besondere Weltanschauung und Weltordnungslehre. Merkwürdigerweise hat weder Linné, Cuvier, Lamarck, noch Darwin oder Häckel diese Klassifizierung (das Dreitypensystem) gefunden und so blieb sie auch der Entwicklungslehre jener unbekannt“.

Huter, Leitfaden, 1909, S. 151: „Auf Grund dieser drei Grundtypen und ihrer vorherrschenden Lebenskraftentfaltung entwickelte ich auch schon sehr früh mein eigenes Originalsystem psycho-physiologischer und biologischer Formbeobachtung und Beurteilung. Ich sah demnach nicht nur die Form, sondern auch die Farbe, die Spannkraft und den Strahlungsprozeß bei den Lebewesen. Dadurch drang ich tiefer in das innere Wesen der Dinge ein, als es mit der bisherigen alten naturwissenschaftlichen Methode geschah.

Die Dreiteilung des Stoffes    Der Körperbau der drei Grundnaturelle
(Amandus Kupfer, DgM Nr. 24. 193; DgM Nr. 1. 1932. Hinzugefügt)

Ich fand auch in keinem System der Psychologie, Physiologie, Biologie, Morphologie, Physiognomik, Phrenologie und Mimik diese Untersuchungsmethode vor, man suchte überall nur Form, Masse, Farbe und Bewegung zu beobachten, nicht die Spannkraft und auch nicht die Strahlungsenergie. Ich fand aber auch nirgends dieses Dreitypensystem der Grundformen auch nur andeutungsweise vor“.

Ferner aus einem Prospekt des Huterschen Museums und der Hochschule in Leipzig 1910: „... dass ich seit mehr als dreißig Jahren zu einem neuen Natursystem, der Naturelltypenlehre, gekommen bin, das ungeteilten Beifall gefunden hat. Es ist mir gelungen, drei primäre, zwei polare und zahlreiche Mischtypen aller, sowohl aus anorganischer Materie hervorgegangenen, kristallisierten Formen, als auch der aus lebendem Eiweiß entwickelten Formen und Gestalten der Lebewesen nachzuweisen. Auf Grund dieser Forschungsresultate wurde das Wesen der drei Grundenergien in der Natur, Stoff, Kraft, Empfinden, besser als bisher in seinen Ursachen und Wirkungen erkannt“.

Carl Huter, „Neueste Broschüre*)“ (Niederschrift um 1911), Anfang: „1. Ich entdeckte durch scharfe Beobachtung und Vergleichung ein Natursystem, das sich in einer besonderen, stets typisch wiederkehrenden Formung und Gestaltung aller lebenden, d.h. von innen herauswachsenden Organismen kundtut. Es ist das Dreiteilungsprinzip in der Natur, das unter den Lebensformen die Naturelle zur Entwicklung bringt. Aus diesen Naturelltypen, deren es drei primäre, drei sekundäre, zwei polare und zahlreiche Mischtypen gibt, ist die Lebensrichtung oder der Grundcharakter der wirkenden Lebenskraft eines Lebewesens zu erkennen. Näheres ist in meiner Broschüre ‚die Naturellehre‘, ferner im ‚Leitfaden zu meinem System‘ und in meinem großen Lebenswerke ‚Menschenkenntnis‘ ausgeführt.

Diese Naturellehre hat insofern einen besonderen Wert, als sie ein geistiges Prinzip in den Formen und Gestalten naturwissenschaftlich nachweist“.

Asthenischer Typ (schematisch). Nach Kretschmer. Empfindungs-Naturell nach Carl Huter

(Das Bild ist eine etwas verkleinerte Wiedergabe aus Kretschmer, „Körperbau und Charakter“, Seite 18, Verlag Julius Springer, Berlin) Das psychische oder Empfindungs-Naturell Huters *) Erstmalig vom Verlag als Agitationsbroschüre 1927 herausgegeben.

Kretschmer S. 15: „Neben diesen großen Haupttypen fanden wir dann noch verschiedene kleine Gruppen, die wir zusammenfassend als dysplastische Spezialtypen bezeichnen wollen, sofern sie durchweg starke Abweichungen vom Durchschnitt darstellen, und sofern ihre morphologischen Beziehungen zu den grob dysglandulären Syndromen der Blutdrüsenpathologie zum Teil sehr enge sind“.

Dr. med. v. Rohden, Leiter einer psychiatrischen Heilanstalt, ein Mitforscher Kretschmers, „Archiv für Psychiatrie“, 1927, S. 788, bespricht die drei Keimblätter der embryonalen Keimblase als Basis der Dreitypenlehre Huters: „Bei disharmonischen Körperbauformen, denen vorwiegend Kretschmers dysplastische Formen entsprechen, spielen wahrscheinlich ...Diesen drei sekundären Huterschen Naturellen entsprechen die pyknisch-athletischen, die pyknisch-leptosomen und die leptosom-athletischen Mischformen Kretschmers“. „Die tertiären und neutralen Naturelle Huters würden in der Gruppe der atypischen und nicht rubrizierbaren unterzubringen sein“. Soweit v. Rohden.

Die Huterschen „drei  primären Grundformtypen“ und die Kretschmerschen „drei Haupttypen“ sollen hier kurz und sachlich mit einander vergleichen werden.

Der asthenische Typus, S. 46 [hier S. 24], wäre mit dem Huterschen Empfindungsnaturell S. 47, zu vergleichen. Bedeckt man den Kopf der Zeichnung, so kann man von dem Körperbau, abgesehen von den krankhaften Entartungen, im großen und ganzen sagen, dass er dem des Empfindungsnaturells ähnlich ist. Man vergleiche.

Bild S. 47 [hier S. 24] ist der genaue Originalabdruck aus dem Huterwerk Band V. Dass dieses kein Typus ist mit übergroßem Kopf, der nur noch Geist ist mit einem kleinen bisschen Materie als Anhängsel, das sieht jedermann. Eher noch trifft das bezüglich des Kopfes Gesagte auf den Kretschmerschen asthenischen Typus mit den ganz abnormen Kopf- und Gesichtsformen (Abbildung S. 46 [hier S. 24] hier web) zu. Davon überzeuge man sich. Auch die Umrisszeichnung nach Kretschmer, S. 49 [hier S. 24]), lehrt, dass doch tatsächlich hier der Kopf im Verhältnis zum Körper groß und wuchtig ist.
   
Denk- und Empfindungs-Naturell nach Huter.    Asthenischer Typus nach Kretschmer

Genaue Umrisszeichnung, angefertigt vom Verfasser, nach einer Photographie des asthenischen Typus Aus Kretschmers Werk, 3. Aufl., S. 13.

Man muss aber berücksichtigen, dass Kretschmer eben kranke, aus der Norm fallende Typen abbildet, während Huter den normal gesunden primären Grundformtypus in Wort und Bild dargestellt hat.

Auch die Bilder aus dem Leben in der Broschüre Huters „Die Naturellehre“ zeigen die Empfindungs-Naturelle mit dem ausgesprochenen kleinen, d.h. fein und zart gebauten Kopf.

I. Das primäre Empfindungs-Naturell. (Huter „Naturellehre“. 1907)

Man betrachte die Umrisszeichnung (nach Kretschmer) S. 49 [hier S. 25], der Kopf stimmt in der Form schon eher wie der Kopf der Kretschmerschen Figuren S. 46 [hier S. 24] mit dem Huterschen Empfindungsnaturell überein. Man ziehe die Kopfzeichnung des Empfindungs-Naturell S. 50 [hier S. 26] zum Vergleich mit in Betracht.

Kretschmer schreibt über den asthenischen Schizophrenen S. 47 seines Werkes, dass der Kopf desselben, verglichen mit dem der anderen Typen, durchschnittlich kleinen Umfang habe, mittelbreit, kurz und nieder sei.

Betrachten wir daraufhin die Umrisszeichnung (nach Kretschmer S. 49 [hier S. 25], so kommen wir unweigerlich zu dem Resultat, dass der Kopf im Verhältnis zum eigenen Körper direkt abnorm groß ist, wobei er noch wuchtig und schwer erscheint. Ferner ist dieser Schädel im Verhältnis zu seiner eigenen Proportion durchaus nicht nieder, sondern eher hoch zu nennen. Er ist auch im Verhältnis zu diesem Körperbau gewiss im Umfang nicht klein.

Der Schädel bei der schematischen Zeichnung Kretschmers ist dagegen im Verhältnis zum Körper eher sehr breit wie mittelbreit zu nennen und im Verhältnis zum Körper auch im Umfang nicht klein. Es sind hier bei Kretschmer Gegensätze vorhanden, und zwar zwischen dem beschreibenden Text, den Zeichnungen und den photographischen Wiedergaben. Das gibt es bei Huter nicht.

Bei Vergleichung der verschiedenen Abbildungen des asthenischen Typus bei Kretschmer kommt man zu dem Ergebnis, dass in der schematischen Zeichnung Kretschmers

1. der Körper ohne Kopf frontal gesehen dem Bilde 6. Auflage S. 14,
2. der Körper ohne Kopf profil gesehen dem Bilde 3. Auflage S. 13,
3. der Kopfumriss den Bildern 6. Auflage S. 46 und 47,
4. das Kopfhaar dem Bilde 3. Auflage S. 50 nachgebildet zu sein scheint.

Man muss in Betracht ziehen: S. 14, 3. Auflage seines Werkes gibt Kretschmer an, dass man sich die Auffindung der Typen außer durch Messungen etwa so vorstellen muss, als ob man die Bilder von hundert Personen mit ähnlichem Körperbau aufeinander kopierte. „Die im Durchschnittswert sich verstärkende Züge beschreiben wir als typisch“.

Da es sich bei allen vier abgebildeten Personen, die anscheinend dem Zeichner als Vorbild für die schematische Zeichnung gedient haben, doch um individuell verschiedene Personen, ferner um Anstaltsinsassen handelt, ferner um Personen verschiedenen Alters, findet man hieraus die Erklärung dafür, dass ein so seltsam anmutendes Bild als einer der drei Haupttypen des Körperbaus vorgestellt wird.

Eine solche Methode, eine schematische Figur als Typenbild zu konstruieren, würde nach Huters Lehren als biologisch unkorrekt angesehen werden.

Jedenfalls geht aus dem Vergleich das eine mit unzweifelhafter Deutlichkeit hervor: wenn Kretschmer schreibt, dass ein leptosomer (asthenischer) Typus nicht der cérébrale oder respiratorische Typus der Franzosen sei, dass auch der Empfindungstypus Huters nicht mit jenen identisch ist.

Typus respiratorius. Typus cerebralis*). (Nach Chaillon und Mac Auliffe.)

*) Die Abbildungen sind entnommen aus Bauer, „konstitutionelle Disposition zu innern Krankheiten“, Verlag von Julius Springer, Berlin 1921, Seite 32 und 33.

Auf S. 52 [hier S. 27] befinden sich die genauen Wiedergaben der beiden oben erwähnten Typen der Franzosen, die wahrscheinlich im Jahre 1914 (also nach Huters Tode) erstmalig veröffentlicht wurden. Der Leser wolle sie mit den Huterschen Typen vergleichen.

Bei dem cérébral ist der Kopf im Verhältnis zum Körper zu groß, und bei dem respiratoire stimmt der Körperbau nicht mit dem Huterschen Empfindungsnaturell überein, auch ist der Kopf im Verhältnis zu diesem Körper zu dürftig. Ganz abgesehen von der Beschreibung, die erst recht nicht auf die Huterschen Typen zutrifft.

Gewiss würde man nach Huter diese als Typus cérébralis dargestellte Person, wenn sie einem im Leben begegnete, als Empfindungs-Naturell bezeichnen, weil vieles dem von Huter aufgestellten Typus entspricht. Aber eben diese französischen Typen sind erst nach Huters Tode an die Öffentlichkeit gekommen. Es sind durchaus nicht die Temperamentstypen der alten Franzosen, sondern unterscheiden sich von diesen wesentlich. 

Der Konstitutionsforscher Jul. Bauer führt 1917 aus: „Einen Fortschritt bedeutet die Einteilung Sigauds und seiner Schüler Chaillon und Mac Auliffe in vier Menschentypen“. 

Diese Stirnbildung würde, wenn die Form in gesunder Spannung und Strahlung sich bei einer lebenden Person fände, einen Typus charakterisieren, der weit über dem Durchschnitt des primären Empfindungs-Naturells läge. 

Eine solche Übersteigerung der Gehirnanlage dieses Typs, die sich auch in der Beschreibung kundgibt („nur noch Geist mit einem Rest von Materie als Anhängsel“), liegt durchaus nicht im Rahmen der Huterschen Lehre von den drei Lebensgrundformen. 

Es ist auch nicht das primäre Bewegungs- und das primäre Ernährungsnaturell in der modernen französischen Typenbildung nach Sigaud vorhanden, sondern die Typen weichen ab, und zwar gerade in den Punkten, welche die von Huter entdeckten drei Grundnaturelle kennzeichnen.

Der respiratoire verzeichnet als Grundorgan die Brust und Lunge, der cérébral dagegen „weist das typische Mißverhältnis zwischen der zarten grazilen Gestalt und der Schädelgröße auf.“ (Zitiert nach Bauer.)

Kretschmer und v. Rutkowski irren sich sehr, wenn sie glauben, dass der Hutersche Typus im wesentlichen mit dem Typus der Franzosen übereinstimmt.


Anders ist es aber zwischen den Huterschen und Kretschmerschen Typen. Kretschmer lehnt die vier Typen der Franzosen ab und stellt drei Haupttypen des Körperbaus auf, die wir weiterhin mit Huters drei primären Naturelltypen vergleichen.

Kretschmer, 6. Auflage, S. 39: „Der Astheniker oder Leptosom hat einen ausgesprochen grazilen Gesamthabitus“.

Kupfer nach Huter, 1911, S. 20: „Der zarte Körper ist graziös in seinen Bewegungen ... es ist der mäßig große, zarte und schlanke Menschentyp“.

Huter: „Naturellehre“, S. 20: „Hals und Rumpf sind zart und schlank gebaut, desgleichen sämtliche Glieder“.

Kretschmer, 3. Auflage, S. 17: „Die Gesichtsbildung gewinnt oft erst ungefähr vom 18. Lebensjahr an ihre später zu beschreibenden charakteristischen Formen ...“

Huter, „Leitfaden“, S. 153: beschreibt, wie der Körper in der Entwicklung die Naturellanlage durchläuft, wie die Harmonisierung aller Formen und Kräfte in der Jungfrauen.- und Jünglingszeit vor sich geht und dann erst charakteristisch in den Naturell-Typus sich auswächst.

Kretschmer, 3. Auflage, S. 16: „Diese spärliche Dickentwicklung geht durch alle Körperteile, Gesicht, Hals, Rumpf, Extremitäten und durch alle Gewebsformen, Haut, Fettgewebe, Muskeln, Knochen- und Gefäßsystem hindurch.“

Huter, „Museumsführer“, 1910, S. 11: „Das Empfindungsnaturell. Dieser feine Typus zeichnet sich aus durch zarte Körper-, Glieder- und Gesichtsbildung. Das Nerven- und Gehirnleben überwiegt das Muskel-, Knochen- und Bewegungs-, sowie auch das Ernährungsleben. Das Denk- und Empfindungsleben herrscht vor“.

Huter, „Hochwart“, 1900: „Die Knochen und Fettmassen des Gesichts sind zart ...“

Huter, „Leitfaden“, S. 151: „Die Massigkeit der Formen tritt zurück, an deren Stellen greift die feingliedrigere zarte Formbildung Platz“ ... „von dünnem Knochenbau und nur feinen Muskeln gebaut ...“

Kretschmer, 6. Auflage, S. 67: „Die Haut der Asteniker ist meist dünn und fettarm, sie ist schlaff und wenig elastisch“.

Huter, „Hochwart“, 1900: „...Die Haut ist dünn und zart und lässt die Blutgefäße durchscheinen“.

Kretschmer, 6. Auflage, S. 65: „...Das Haar ist bei manchen Asthenischen und Dysplatischen noch kinderartig, seidig und dünn“.

Huter, „Hochwart“, 1900: „Die Haare sind beim Empfindungs-Naturell dünn und seidenartig“.

Kretschmer, 6. Auflage, S. 47: „Im optischen Eindruck ist das asthenische Gesicht länglich und schmal, blass und mager, dabei scharf geschnitten. Infolge seiner Schmalheit erscheint es oft länger als es ist“.

Kupfer nach Huter, 1911: „... Das schmale Gesicht ist birnenförmig, ... die Haut ist in der Regel von blasser, gelblicher, durchleuchteter Farbe“.

Kretschmer, 3. Auflage, S. 33: „Das Gesicht zeigt in den prägnantesten Fällen in der Umrisslinie eine verkürzte Eiform“.

Huter, „Aus eigner Kraft“, 1911, S. 219: „Das Empfindungs-Naturell hat einen kiebitzeiförmigen Gesichtstypus“.

Kretschmer, S. 33, schreibt, dass eine eigentümliche Maßproportion außerordentlich wichtig ist: „das ist das Missverhältnis zwischen gesteigerter Nasenlänge und Hypoplasie des Unterkiefers“. S. 35-36: „ ... zu dem bezeichneten Zurückspringen des Kinns im Gesichtsprofil ...“

Huter: Man betrachte das Profil des Empfindungs-Naturells (S. 50 [hier S. 26]), um das obige im Prinzip und teils genau bestätigt zu finden.

Kretschmer, 3. Auflage, S. 16-17: „Sie (Astheniker) können aufs Beste ernährt werden, ja selbst, wie manche alte Anstaltsinsassen zu Friedenszeiten, gefräßig essen und bleiben doch so mager wie sie sind“.

„Rybniker Stadtblatt“, 16. November 1910: (Kupfer nach Huter) „Wollte es dieser Mensch im Essen und Trinken dem Ernährungsmenschen gleichtun, um vollere Formen zu erzielen, so würde er bald krank werden, da seine Grundveranlagung eine ganz andere ist“.

Kretschmer, 3. Auflage, S. 22: „Viele Astheniker sind zeitlebens gesund und werden steinalt, wenn ihre stattlicheren Mitbrüder schon längst am Herzschlag gestorben sind“.

Kupfer nach Huter, 1911, S. 26: „Das Feine, Zarte und Schlanke der Empfindungs-Naturelle, ebenso die meist etwas gelblich blasse Gesichtsfarbe ist typisch, Naturveranlagung und keineswegs krankhaft“.

Huter, Hochwart, 1900: „Alkohol begünstigt bei den Ernährungs-Naturellen vielfach die Neigung zu Fettleibigkeit und Kurzatmigkeit“. (Dass daraus leicht Herzschlag sich ergeben kann, ist bekannt.)

Kretschmer, 3. Auflage, S. 22: „Deshalb ist es bezüglich der Astheniker so grundfalsch (auch hier gehe ich ganz einig mit Bauer), von einem morbus asthenikus (allgemeine Körperschwäche und Engbrüstigkeit) zu sprechen“.

Huter: siehe oben (das Empfindungs-Naturell ist durchaus gesund).

Kretschmer, S. 22: „Ist der Astheniker erhöht für Tuberkulose disponiert, so ist er dafür vielleicht mehr immun gegen Rheumatismus, Diabetes und Arteriosklerose als der Pykniker und umgekehrt“.

Huter, Rheuma, 1903, S. 30: „Diese Konstitution (Empfindungs-Naturell) ist besonders zu Wärmearmut und Erkältungskrankheiten disponiert. Feuchte, schwere Luft, Kellerwohnungen tötet sie; selbst Parterreschlafräume an ebener Erde bewirken oft kaltes Fieber, Influenza und Lungenleiden“.

Das Ernährungs-Naturell ist besonders zu Gicht disponiert. (Die umgekehrte Feststellung, wie Kretschmer sie bringt, liegt im Sinn dieser Beschreibung.)

Kretschmer, S. 22: „Man kann also nicht eine der drei großen Konstitutionsklassen grundsätzlich für gesünder oder für kränker erklären als die andere.“

Huter, Hauptwerk, Band V, 7. Lektion: „Ich folgerte hieraus, dass Menschen mit diesem Naturell trotz ihrer Korpulenz nichts Krankhaftes an sich haben, sondern dass die Entwicklung zu starker Körperfülle ihr angeborenes ganz natürliches Naturell ist“. (Auch die Bewegungs- und die Empfindungsnaturellanlage ist nach Huter ebenso gesund und natürlich.)

Übrigens hebt Kretschmer in der 5. Auflage besonders hervor, dass der Ausdruck „asthenisch“ bei gesunden Typen, welche neben den beschriebenen Kennzeichen ganz allgemein den schmalen Wuchs, schmales Gesicht und scharfe Nase haben, störend sei.

(Huter, Hauptwerk: „Die Empfindungsnaturelle waren meist kleine, zarte, schlanke Menschen ... fein und edelgeformte Nasen“) ...

Kretschmer findet daher einen neuen Ausdruck, nämlich leptosom (leptos – ist schmal) für die gesunden Typen. Kretschmer will aber auch ‚unter Leptosom‘, als weiterem Oberbegriff, vor allem die großen Mengen jener sehnigschlanken oder hageren Figuren umfassen, die eine sehr gute Zähigkeit und besondere Eignung zu manchen sportlichen Leistungen besitzen. Dieser Flügel der Leptosomen habe gegen die Athletiker hin (Huters Bewegungs-Typen) keine scharfen Grenzen“.

Als Leptosom bezeichnet Kretschmer also im Sinne Huters umgedacht 1. alle Empfindungsnaturelle, 2. Empfindung mit Anklang an Bewegung, 3. Empfindung mit Anklang an Harmonie in erster Linie; dann aber bei der ungenauen Angabe wahrscheinlich auch 4. Bewegung und Ernährung, 5. Bewegung und Harmonie, 6. Bewegung und Disharmonie, 7. Bewegung mit Harmonie und Disharmonie, 8. Bewegung mit Harmonie und Ernährung, 9. Bewegung mit Empfindung und Harmonie, 10. Bewegung mit Empfindung und Disharmonie usw Da diese Naturelle in ihren markanten Unterschieden im praktischen Leben leicht zu erkennen sind, so ist es natürlich gänzlich verfehlt, dieselben wieder unter einem Begriff zusammenzufassen und die Unterscheidung selbst fallen zu lassen.

Kretschmer schreibt 3. Auflage, S. 13-14, dass er den Konstitutionstypus dann als gefunden annehme, wenn ein klar erkennbarer Körperbautypus sich mit einer ebenso klar erkennbaren psychischen Wesensart deckt.

Nun, das nachzuweisen, hat sich Huter zur Aufgabe gemacht. Gerade die psychischen charakteristischen Merkmale weist Huter auf Grund der Erfahrung und Beobachtung im Zusammenhang mit den inneren Lebenskräfte, dem Organbau und der äußeren Form seiner Typen nach.

Kretschmer, 6. Auflage, S. 207: „Unter Charakter verstehen wir die Gesamtheit aller affektiv-willensmäßigen Reaktionsmöglichkeiten eines Menschen, wie sie im Lauf seiner Lebensentwicklung entstanden sind, also aus Erbanlage und sämtlichen exogenen Faktoren: Körpereinflüssen, psychischer Erziehung, Milieu und Erlebnisspuren“.

Huter, Hauptwerk, Band I: In der 8. Lektion legt Carl Huter das Grundgesetz der Psycho-Physiognomik dar, welches zugleich Grundgesetz des Lebens und der Charakterologie ist. Er stellt darin klarstens dar, wie jedes Individuum das Produkt ist der angeborenen Vererbungseinflüsse und der umgebenden Außenwelt, soweit diese mit der Lebenseinheit in Wechselwirkung tritt. Er legt darin dar, dass die Physiognomie der Lebewesen den Charakter offenbart; denn alle eingeführten fremden Reize und Stoffe verwachsen mit dem einheitlichen Lebensprozess und formen das Individuum.

Bezüglich des Charakters der drei Haupttypen gibt Kretschmer keine klare, zusammenhängende Darstellung. Aber Kretschmer beschreibt die Insassen seiner Irrenanstalt nach dem Ablauf der bei ihnen auftretenden Geisteskrankheit. Er stellt fest, dass die Astheniker seiner Anstalt vorwiegend zu schizophrenen (d.h. gespalten, unberechenbar usw.) Irresein neigen, im Gegensatz zu seinen Pyknikern, bei denen die Geisteskrankheit mehr ruhig verläuft.

Nun, bei der nervenbetonten Konstitution des Empfindungs-Naturells ist es klar, dass Geisteskrankheiten sich hier anders abspielen müssen als bei dem Ernährungsnaturell, das zu Belastungen neigt und dem die Ruhe typisch eigen ist.

Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Auf diesem Umweg über die verschiedenen Abläufe der Geisteskrankheit im Rahmen der charakterologischen Familienforschung schließt dann Kretschmer wohl auf die verschiedene Wesensart der gesunden Typen.

Anmerkung Wolfgang Timm: Akademiker Kretschmer schließt also von „krank“ auf „gesund“! Als erster Mensch überhaupt in der Menschheitsgeschichte erbrachte Nichtakademiker und Autodidakt Carl Huter den naturwissenschaftlichen Nachweis der Dreitypenlehre bei Mensch, Tier und Pflanze! Die Hutersche Dreitypenlehre/Naturellehre ist in jeder Rasse zu finden und ist somit klar vom Begriff „Rasse“ trennscharf definiert. Hierbei ging Carl Huter zunächst vom Gesunden aus! Die Hutersche Krankenphysiognomik basiert auf seiner neuen Menschenkenntnis, naturwissenschaftliche Psycho-Physiognomik und Kallisophie. Der Begriff „Pathophysiognomik“ ist nicht identisch mit dem Huterschen Originalbegriff „Krankenphysiognomik“.



Erstellt 2001. Update 12. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Die Dreitypenlehre in der internationalen medizinischen Forschung
 
Wissenschaftlicher Beweis: Dreitypenlehre Huters = Original Die Dreitypenlehre