Vergleich Huter - Kretschmer: Part 2 - Bearbeitung Medical-Manager Wolfgang Timm
 
Bild oben: Der gute Menschenkenner Nr. 6. Hrsg. Amandus Kupfer. Schwaig b. Nürnberg. 1933

Fortsetzung

Schon aus diesen Darlegungen wird der Leser zur Genüge erkennen, dass tatsächlich sogar ein dringendes Interesse gegeben ist, die Naturell-Typenfrage in Bezug zu den Kretschmerschen und den französischen Typen klar zu behandeln.

Der einzige Satz in dem Werk Kretschmers, der sich auf Huter bezieht, lautet S.14: „v. Rutkowski hat spezielle an dem Beispiel des Physiognomiker Huter nachgewiesen, wie dessen ‚Empfindungs-‘, ‚Bewegungs-‘ und ‚Ernährungsnaturell’ sich im wesentlichen mit den Typenbildungen der älteren Franzosen decken“.

Wenn das nun Tatsache wäre, dann wäre die ganze große Entdeckung Huters hinfällig und Huter hätte überhaupt keinen ganz neuen Konstitutionstypus zum Unterschied vom Temperament gefunden.

Zum Glück können wir den Beweis, dass die drei Naturelltypen nicht aus französischer Quelle stammen, sofort erbringen. 

[Anmerkung Timm: Kretschmers Motto: 1. Lenke von den Wissenschaftlichen Quellen ab, aus denen du selbst geschöpft hast, nämlich insbesondere Hauptwerk „Menschenkenntnis“ von Carl Huter und benenne statt dessen wissenschaftlich und praktisch irrelevante, sehr schwer zugängliche Quellen, hier französische; 2. stifte Verwirrung, indem du selbst willkürlich eine richtige Quelle Huters benennst, jedoch genannter Inhalt aus einer anderen Quelle Huters stammt. 3. unterschlage bzw. vernebel die Kenntnisnahme der ca. 30 Publikationen von Carl Huter; 4. Erhebe dich mit Hilfe von akademischen Titeln und Positionen auf Kosten von Naturbegabung, Universalgenie Carl Huter, der als Nichtakademiker, in seinem ganzen Leben nie zu Studienzwecken eine Universität besucht hat (dadurch wurde seine Originalität von ca. 12.000 Seiten Originalmaterial, inklusive Publikationen seines bedeutsamsten Schülers, Amandus Kupfer, 1893 bis 1952, inklusive Brodbeks Broschüre „Leib und Seele“, der Nachwelt unverfälscht bewahrt); 5. präsentiere eigenes Plagiat wider besseren Wissens als „Original“ und ernte äußeren materiellen Reichtum und Status-Anerkennung auf Kosten von Carl Huter und Amandus Kupfer - auf Kosten der Wahrheit und wissenschaftlichen Redlichkeit.]

Auf Seite 13 seines Werkes, also eine Seite vor dem obigen Satz, der sich auf Huter bezieht, kritisiert Kretschmer in seinem Werk die vier französischen Typen von Rostan (1826) bis Sigaud (1908-12). Kretschmer schreibt (die Ziffern der Abs. 1-5 sind vom Verfasser gesetzt):

1. „Die Schwäche der französischen Einteilung ist aber die, dass nun diese z. T. richtigen Einzelbeobachtungen in ein spekulativ konstruiertes Schema gezwängt werden, dem, wenn wir es deutlichkeitshalber etwas naiv ausdrücken wollen, ungefähr folgende Idee zugrunde liegt:

2. es gibt: 1. Verstandesmenschen, diese müssen einen großen Kopf, 2. Esser, diese müssen einen schönen Bauch, 3. Turner, diese müssen stattliche Muskeln und 4. Läufer, diese müssen eine lange Lunge haben.

3. Diese Deduktionen werden nun konsequent zu Ende verfolgt, indem beim Type respiratoire nicht nur die Lunge, sondern der ganze Atmungstraktus, die Nase, ja selbst die Sinus maxillares und frontales überentwickelt sein müssen, während der digestive Typ zu seinem Bauch natürlich auch die entsprechende Kinnlade braucht.

4. Ich fürchte, hier spukt nebenbei noch eine Idee, die seit den Zeiten Lavaters den Physiognomikern und populären Rassenbiologen aufsitzt, dass nämlich ein stark entwickelter Unterkiefer sozusagen eine verschämte kleine Erbschaft vom Gorilla und somit ein Abzeichen solcher Leute wäre, die die mangelhafte Entwicklung ihres höheren moralischen Zerebrums durch eine desto ausgiebigere Begabung mit vegetativen Apparaten wettmachten, und die so besonders zu tierhafter Wildheit und Verbrechertum (dies in der älteren physiognomischen Literatur), oder in unserem Falle zu einer mehr sanften materiellen Gesinnung von der Natur bestimmt wären. Ganz folgerichtig verbildlicht dagegen der Typ cerebral den vorgeschrittenen Menschen, der fast nur noch Geist ist und bei dem an einem ungewöhnlich großen Kopf der übrige Rest von Materie nur noch wie ein kleiner atavistischer Appendix anhängt.

5. (Auflage 1922). Das schlimmste bei der ganzen Einteilung ist nun eben das, dass (z. T. schon in der Namensgebung mehr oder weniger implizite enthalten) ein naiver Zusammenhang zwischen körperlicher und psychischen Eigenschaften unterlegt wird,der in seiner Einfachheit den psychiatrisch geschulten Arzt befremdlich anmutet.’“

Was Kretschmer hier in Punkt 1. anfangend unter 2., 3. und 4. ausdrückt, trifft ganz und gar nicht auf die Hutersche Naturelltypenlehre zu. 

Dieser liegt die Differenzierung des werdenden Lebens in den drei verschiedenen Keimblattbildungen zugrunde mit der daraus sich ergebenden organischen Entwicklung des Embryo.

Der gute Menschenkenner. Amandus Kupfer. Schwaig bei Nürnberg
(Hinzugefügt)

Nach gleicher Weise lehrte Huter die Anatomie in einer vereinfachten Art mit systematischer Gliederung. Die Vereinigung vieler Zellen bildete das Gewebe, aus denen die Organe gebaut sind, die Organe bauen einen Apparat, von denen mehrere sich zu einem System zusammenfügen. Die verschiedenen Systeme dienen, sich ergänzend, der Einheit des menschlichen Körpers. Huter unterscheidet

I. die vier natürlichen Systeme:
1. das Ernährungssystem,
2. das Bewegungssystem,
3. das Empfindungssystem,
4. das Geschlechtssystem.

Jedes System besteht aus mehreren, mindestens aber aus zwei Hauptapparaten.

II. Die Apparate der vier Systeme:
a) dem Verdauungsapparat,
b) dem Atmungs-Apparat,
c) den Lymph-Gefäss-Apparat,
d) dem Blutgefäß-Apparat, und
e) der Haut. Die Haut ist der äußere Atmungsapparat.

Des Weiteren möge der Leser im Hauptwerk, Band IV, 5. Lektion, nachlesen oder im Atlas der Naturellehre, Lieferung 1 u. 2.

Atlas der Naturellehre
(Hinzugefügt)

Die Entstehung der Naturelle erklärt Huter folgendermaßen: „Aus eigner Kraft“, S.219, „6. Antwort: Wenn die Natur in ein Keimblatt mehr Energie verlegt hat als in die beiden anderen zusammen, dann bildet sich das primäre Naturell heraus.

7. Frage: An welchen Beispielen ist das für einen Laien leicht verständlich zu machen?

7. Antwort: Man stelle sich eine Waage vor und die Möglichkeit, man könnte auf die eine Schale rechts das Empfindungssystem, auf die andere Schale links das Bewegungs- und Ernährungssystem zusammenlegen. Wenn dann die Schale rechts mit dem Empfindungssystem herunter neigt, also das Empfindungssystem allein schwerer als Bewegungs- und Ernährungssystem zusammen wiegen würde, dann würde damit das Vorhandensein des primären Empfindungsnaturells bewiesen sein. In gleicher Weise erklärt sich das primäre Bewegungs- und das primäre Ernährungsnaturell. Jedes Naturell prägt sich durch einen besonderen Formtypus im ganzen körperlichen Organismus und im Gesicht aus.“

Huter, Hochwart 1900: „Vergegenwärtigt man sich die Keimblattabkömmlinge, so hat das äußere Keimblatt das Hirn, das gesamte Nervensystem, auch die nervösen Apparate in der Haut, die verschiedenen so genannten automatischen Ganglien in den verschiedensten Organen, die Sinnesorgane in ihrem Nervenbau zu produzieren.

Ein Organismus, der von vornherein eine besonders starke, sagen wir, Vitalkapazität der Nervenapparate besitzt, und dessen Nerven, größtmöglichste Arbeitsleistung mit geringstmöglichstem Kraftaufwand leisten, die aber möglichst vollkommene, ohne viel Verlust arbeitende Kraftmaschinen darstellen, entspricht dem Huterschen Empfindungs-Naturell.

Ein derartiges Naturell besitzt gewisse anatomische physiologische Vorteile und Nachteile.

Die Vorteile bestehen in großer Arbeitsfähigkeit der nervösen Apparate, so dass also Neurasthenie das gerade Gegenteil davon bedeutet. Es gibt auch tatsächlich viele Neurastheniker, die deshalb krank geworden sind, weil sie ohne die nervenempfindliche Anlage zu großer nervenanstrengender Tätigkeit gezwungen wurden und sich dadurch die Nervenschwäche entwickelte“ usw.

Huter, „Handbuch“ S.34: „Durch das bevorzugte System wird ein besonderer Körper- und Gesichtstypus gebildet. Die geistige Grundrichtung entwickelt sich aus dem angeborenen Naturell.“

Kretschmer hat es sich zum Thema gesetzt, die Beziehungen zwischen „Körperbau und Charakter“ darzulegen. – Huter lehrt eine „Menschenkenntnis durch Körper-, Lebens-, Seelen- und Gesichtsausdruckskunde.“

Was Huter unter Charakter versteht, ebenso was Kretschmer darunter versteht, lese man S.59 nach.

Was Huter im Weiteren über die Charakteristik der Naturelltypen sagt, lese man hier S.28 und folgende nach.

Huter fand seine Naturelltypen durch die Beobachtung der verschiedenen Menschen in seinem Heimatdorf. 3 Er fand die Charakteristik derselben dadurch, dass er die Handlungen der Menschen in ihrer Umgebung immer wieder beobachtete, feststellte und in Vergleich brachte. Erst viele Jahre später hat er die obige wissenschaftliche Begründung für seine Naturelltypenlehre gegeben.

Der Leser erkennt, dass die Hutersche Naturelltypenlehre mit dem Sinn, den Kretschmer der französischen Typenlehre zugrunde legt, absolut nichts zu tun hat!

(Anmerkung Wolfgang Timm: Heinde, heute Stadtteil von Bad Salzdetfurth, bei Hildesheim, also Huters Heimatdorf, ist der Ausgangsort grosser Wissenschaftlicher Entdeckungen mit enormen praktischen Konsequenzen, inklusive der grössten wissenschaftlichen Entdeckung des 19. Jahr-hunderts, nämlich der Lebenslichtleitstrahlkraft, „Helioda“ (vgl. Hutersche Kraftrichtungsordnung). Am 5. September 2002 hatte Herr Medical Manager Wolfgang Timm ein Vorortgespräch mit Herrn Bürgermeister Schaper in Bezug auf den großen Sohn der Stadt Bad Salzdetfurth und zwar im Auftrag von Herrn Johanees Kupfer (jüngster Sohn von Amandus Kupfer). Herr Schaper stammt nicht aus der Gegend von Carl Huter. Das hiesige Stadthistorische Museum widmet seinem großen Sohn der Stadt Bad-Salzdetfurth, Universal-Genie Carl Huter. einen Raum in den Räumlichkeiten des alten Rathauses. Das Bestreben vom jüngsten Sohn von Amandus Kupfer und von Herrn Wolfgang Timm, Carl Huters Menschenkenntnis mehr Räumlichkeiten entsprechend seiner Weltbedeutung zu ermöglichen konnte Herr Bürgermeister Schaper nicht erfüllen. Näheres kann seinem Schreiben an meine Person, die Vermittlertätigkeit vor Ort für optimalere Gestaltung von Räumlichkeiten für Carl Huter im Auftrag zu erreichen vergeblich versucht hatte. 
    
Schreiben von Herrn Bürgermeister an Herrn Wolfgang Timm vom 23. September 2002
Bild links: Schreiben von Johannes Kupfer an Herrn Schaper (Stadtdirektor Schaper) vom 9. Juni 1999
(Hinzugefügt)

Heute werden auch zunehmend „Mainstream“-Medien auf die wissenschaftlichen und praktischen Leistungen Huters aufmerksam. Herr Timm, wurde Mai 2004 vom „West Deutschen Rundfunk“ („WDR“) diesbezüglich 30 Minuten telefonisch befragt, redaktionelle Recherche - um einen Kurzbeitrag zur Menschenkenntnis von Carl Huter im Fernsehen zu senden). Text hinzugefügt.

Damit ist aber gleichzeitig bewiesen, dass Kretschmer sich in seiner Annahme irrt, die er auf S.14 seines Werkes zum Ausdruck bringt.

Was Kretschmer im übrigen unter den vier Punkten anführt, sagt er ja selbst, ist naiv ausgedrückt. Es ist aber noch mehr als das. Der Leser versuche selbst, Sinn hineinzubringen, es wird ihm kaum gelingen. Dass z. B der Verstandesmensch nicht immer einen großen Schädel hat, z. B. einen räumlich größeren Schädel als ein körperlich Schwerarbeitender, weiß wohl jeder Mensch; ebenso gut, dass unsere Jungens, die viel herumtollen und laufen, deswegen keine überentwickelte Nase zu haben brauchen; dass viele Menschen, die stark essen, keinen schönen Bauch haben u.s.w. Es erübrigt sich auf solche „naive Dinge“ noch weiter einzugehen.

Wenn die berühmten französischen Konstitutionsforscher solche Naivitäten ihren Typen zugrunde gelegt haben sollen, so brauchen wir jedenfalls uns nicht näher damit zu befassen.

Wenn man einem Kenner der Huterschen Naturellehre sagen würde, das Empfindungs-Naturell sei fast nur noch Geist mit einem ungewöhnlich großen Kopf und einem kleinen bisschen Materie als Anhängsel, so könnte man wohl zur Antwort erhalten: Wo haben Sie denn diese Spukgestalt gesehen? Bezüglich des Huterschen Empfindungs-Naturells sind Sie vollständig im Irrtum!

Zu Punkt 5 brauchen wir uns nicht zu äußern. Welche Namensgebung der Typen sich mit der Zeit am besten einführt, können wir heute wohl nicht sagen. Ich glaube aber, die Bezeichnung, die Huter seinen Grundtypen gegeben hat, ist durchaus treffend; auch hat man wohl dem geistigen Urheberrecht des Entdeckers der Typen gegenüber eine traditionelle Verpflichtung.

Ergänzend sei hinzugefügt: Ein Ernährungsnaturell nach Huter, das beispielsweise den Feingeschmack für ausgewählte Nahrung sehr gut entwickelt hat, isst und trinkt unter Umständen ganz wenig und hat doch den Typus des Ruh-Naturells, wenn auch mit einem feineren Gewebe und schönem, vielleicht auch kleinem Mund.

Der gesunde Empfindungs-Mensch ist meist ein guter Läufer, leicht und behende.

Die besten Rundköpfe haben einen sehr kleinen Kopfumfang und sind doch die hochintelligenten und feinsten Menschennaturen.

Überentwickelt ist bei keinem der drei Grund-Naturelle ein Organ oder System.

Das Ernährungs-Naturell hat ein volles Untergesicht.

Ein stark entwickelter Unterkiefer ist dem Bewegungs-Naturell eigen; es hat aber keine tierische Wildheit usw.

Eine sanfte materielle Gesinnung hat keiner der drei Grund-Naturelltypen als ausgesprochenes Merkmal seiner Wesensart.

Das Empfindungs-Naturell ist ein Mensch wie alle anderen Menschen auch mit durchschnittlich kleinem Kopfumfang.

Wir kommen jetzt auf die hier [S.7] erwähnte Arbeit Kretschmers zurück (Utiz 1929). Kretschmer stützt sich in dieser Arbeit vielfach auf den Franzosen Mac Auliffe 1925-26 (13 Jahre nach Huters Tod). Der Leser darf mit Recht auf das Resultat gespannt sein, da wir nachholen, was Kretschmer unterlässt: die drei Naturelltypen Huters mit den Typen der älteren Franzosen in Vergleich zu setzen.

Die Literatur ist uns natürlich nicht zugänglich. Es scheint wohl auch kaum eine zu existieren. So bleibt nichts weiter übrig, als mit den eigenen Angaben Kretschmers über die Typen der älteren Franzosen den Nachweis zu führen, dass diese nicht mit den drei Naturelltypen Huters im wesentlichen übereinstimmen.

Gleich zu Anfang der Abhandlung schreibt Kretschmer: „Man wird z.B. unschwer erkennen, wie das ‚Empfindungs-‘, ‚Bewegungs-‘, und ‚Ernährungs-Naturell ‘, wie sie von den Anhängern Huters propagiert werden, aus dem Type cranien, musculaire und abdominal der alten Franzosen herauswachsen und dass speziell die direkte Art, wie das Seelische aus der Körperform abgeleitet wird, sich bei den heutigen Populärphysiognomikern gegenüber Thomas de Troisvèvre (1821) kaum geändert hat .“

Der Leser, der die Huterlehre kennt, wird ob dieser Worte einfach sprachlos sein und sich sofort sagen, das ist ja unmöglich. Huter lehrt, „ohne Zellenkenntnis keine Menschenkenntnis“, Hauptwerk I. Brief, 6. Lektion. Huter baut zudem seine ganze Lehre auf die Lebensstrahlkraft im Centrosoma der Zelle. Die Entdeckung der Zelle und die des Centrosomas fällt schon an sich in eine spätere Zeit. Ferner ist Huter auch der Entdecker der Kraftrichtungsordnung, die in seiner Psycho-Physiognomik eine bedeutende Rolle spielt. Daher ist auch die Art, wie Huter das Seelische und Geistige aus der Körperform erklärt, eine ganz und gar neue.

Nach Kretschmer hat der Franzose drei allgemeine und drei spezielle Temperamente unterschieden, erstens das vaskuläre (gefäßreich), nervöse und muskuläre Temperament, zweitens drei partielle Temperamente, das zephalische (Schädel), das thorakische (Brust), das abdominale (Bauch). Das starke Hervortreten der Gefäße, Nerven oder Muskeln, des Kopfes, der Brust oder des Bauches, kennzeichnet also diese Temperamente.

Kretschmer meint dazu, dass der große Fortschritt, der augenscheinlich sei, gegenüber der Antike (der uralten Temperamentslehre Aristoteles usw.) darin bestehe, dass an Stelle der spekulativen Säfte anatomisch greifbare Dinge getreten seien. Der Franzose Sigaud (1908), habe lediglich diese Begriffe enger gefasst und die Atmung, Verdauung und den Intellekt als Teile eines Funktionssystems angenommen. Der Franzose Thomas de Troisvèvre habe 1821 die Spezialtemperamente von Hallé übernommen, das kranielle (Schädel), thorakische (Brust) und das abdominelle (Bauch) Temperament unterschieden.

Wer die Naturellehre Huters einigermaßen kennt, wird sofort einwenden: Die beiden Franzosen kennzeichnen ja Temperaments typen und Huter kennzeichnet Naturell-Grundtypen, oder drei primäre Lebensgrund-formtypen. Das Naturell ist doch von dem Temperament grundverschieden, ähnlich so wie die fünf Blumenbachschen Rassen von den Temperamenten zu unterscheiden sind. Das ist in den Werken Huters immer wieder zum Ausdruck gebracht und besonders ausführlich in seinem Hauptwerk Band V 7. und 8. Lektion beschrieben.

Daß Hallé einzig und allein Temperamente kennzeichnete, geht schon, außer aus der Bezeichnung selbst, auch daraus hervor, dass Kretschmer über ihn schreibt: „Die antiken Temperamente erscheinen in abgeänderter Form bei ihm als Untergruppen des vaskulären Typs: Der Phlegmatiker mit seinem Übergewicht an schleimigen Absonderungen und der Vorherrschaft des lymphathischen über das sangiunische (Blut)system, der Choleriker (bilieux) mit der Vorherrschaft des Blutsystems über das Lymphsystem und der eigentliche Sanguiniker mit dem richtigen Verhältnis zwischen dem pituitösen und dem biliösen Prinzip.“ Das ist insofern klar und eindeutig ausgedrückt, dass kein Zweifel darüber bestehen kann, dass die Franzosen Temperamente kennzeichneten. Sie haben das von Huter entdeckte Naturell (die Übereinstimmung eines Konstitutions- und eines Charaktertypus) überhaupt nicht gekannt und vom Temperamentsbegriff getrennt. 

Damit findet auch die Frage ihre natürliche Lösung, dass die Naturelle, bevor Huter sie entdeckte, unbekannt waren.

Die Temperamentslehre ist 4000 Jahre alt. Die Vorstellung, die sich damit verknüpft, ist richtig; auch Huter (dessen Ausführungen hier als Grundlage dienen, Hauptwerk, Bd. V) konnte diese Lehre nicht verbessern, er hat sie im Prinzip beibehalten und nur scharf von seiner Konstitutionslehre unterschieden.

Wohl kann man die Temperamente durch weitere Differenzierungen im gleichen Charakter noch vermehren, was durch die Franzosen, die Kretschmer anführt, teils geschehen sein mag, aber niemals kann man den Begriff des Temperaments irgendeiner Sache zuliebe ummünzen!

Wenn man nun behaupten wollte, die Franzosen haben das Temperament beschrieben, aber die Konstitution oder das Naturell gemeint, so ist das durchaus nicht zutreffend, weil ja das Temperament tatsächlich deutlich bezeichnet ist und die Beschreibung auf dieses gemünzt ist, nicht aber auf den neuen Konstitutions- oder Naturelltypus Huters.

Wir stehen hier mit der Tatsache, dass Kretschmer und v. Rutkowski die Huterschen Konstitutionstypen sozusagen mit den französischen Temperamenten identifizieren wollen, vor einem ähnlichen Fall, wie er sich 1868 bezüglich der Blumenbachschen Rassenlehre abspielte.

Obwohl es Hunderttausende von rothäutigen Indianern, gelbfarbigen Chinesen, schwarzen Negern usw. gab, bekämpfte der angesehene Naturforscher Leunis in Hildesheim die Blumenbachsche Rassenlehre mit allem nur erdenklichen Scharfsinn, um die bis dahin geltende biblische Auffassung zu retten.

Obwohl die Naturelltypen auf Schritt und Tritt unter Menschen, Tieren und Pflanzen nachweisbar sind und eindeutig klar durch Huter gekennzeichnet wurden, versucht eine wissenschaftliche Autorität dieselben mit den unklaren, wissenschaftlich unhaltbaren Temperamentstypen der alten Franzosen zu verquicken und damit abzutun.

Kein Mensch wird sich heute noch einreden lassen, dass Rasse und Temperament ein und dasselbe sei, und jeder Kenner der Huterlehre weiß, meist aus tausendfacher Erfahrung, dass Naturell und Temperament zwei grundverschiedene Dinge sind.

Die beiden Franzosen haben das Temperament beschrieben und benannt, und wenn Kretschmer meint, es sei der augenscheinliche große Fortschritt, dass sie sich mehr an anatomisch greifbare Dinge halten, so liegt in Wirklichkeit gerade darin ein Irrtum der Franzosen, das Temperament im konstanten Formtypus zu suchen.

Das Temperament liegt mehr im Fluss der Bewegung, es zeigt das Tempo, die Art eines Reizzustandes oder eines gereizten Zustandes. Darunter ist die Schnelligkeit oder die Langsamkeit einer Bewegung zu verstehen. Daher muss das Temperament wechseln, und es ist nicht in der konstanten Körperform darzustellen. 

Wird aber ein Temperament konstant, also stark vorherrschend, so geht es vom gesunden Zustand in den kranken über. So entsteht beim steten Phlegmatiker leicht die Fettsucht und Apathie, beim Choleriker Magerheit und Manie und Tobsucht usw. Körperlich entartet also der einseitige Phlegmatiker zur Fettsucht, der Choleriker zur Abmagerung, der Sanguiniker wird leicht von der Schwindsucht befallen und der Melancholiker wird leber- und verdauungsleidend.

Der Leser wolle beachten, die konstante Grundenergie ist nicht im Temperament zu suchen, sondern teils in der Rasse, teils im Naturell.

Die Rasse ist das Konstanteste im Menschen, sie ist gegeben durch die Vererbung und Umwelt, sie ist eine äußere Auftönung. Das Naturell ist eine innere Grundtönung. Wohl ist die Rasse weit konstanter wie das Naturell, da sie im ganzen Protoplasma stärker vererbt wird. Beim Naturell aber ist eine stärker differenzierte Vererbung verschiedener Einzelteile der Zelle und ihrer Kräfte nachweisbar.

Das Temperament kennzeichnet nicht die Summe der gegebenen vorhandenen konstanten Energien, die eine Individualität im Wesensgrundton in sich birgt. Daher ist das Naturell ohne weiteres in der Tier- und Pflanzenwelt nachzuweisen, nicht aber das Temperament.

Das Temperament verrät uns teils die Gemütsbeschaffenheit des Menschen, aber nicht dessen Charakteranlagen. 


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Das Naturell ist die Bezeichnung für den inneren Wesenskern des Menschen, es gibt den Grundton des Charakters an. Es hält sich an bestimmt geformte Organe, deren anatomischen Bau und ihre physiologische Tätigkeit.

Es kann daher ein Bewegungs-Naturell im phlegmatischen oder langsamen Temperament oder Reizzustand sein, wie dieses meistens bei den ausgesprochenen Bewegungstypen englischer Herkunft der Fall ist. Dasselbe Naturell kann sich auch im schnellen Temperament, z. B. im cholerischen befinden, wie das Huter häufig bei Arabern, Israeliten und Franzosen beobachtet hat. 

Daraus ergibt sich die ganze Hinfälligkeit einer Theorie, die mit dem Temperament die Konstitution des Körpers bezeichnen will.



Erstellt 2001. Update 12. April 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Die Dreitypenlehre in der internationalen medizinischen Forschung
 
Wissenschaftlicher Beweis: Dreitypenlehre Huters = Original Die Dreitypenlehre