Menschenkenntnis Lehrbrief IV. - Part 18
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

Fig. 1            Tafel XVIII            Fig. 2                                                Fig. 3

Das Herz ist als Mittelpunkt des ganzen Blutgefäßapparates ein länglich runder, hohler, starker Muskel, dessen Gewicht bei Männern annähernd 350, bei Frauen etwas über 300 Gramm beträgt. Dieser Herzmuskel ist von einem dünnhäutigen Sacke, dem Herzbeutel, eingeschlossen. Das Herz hat die Größe der Faust seines Besitzers, es liegt mitten in der Brust zwischen beiden Lungenflügeln und neigt mit seiner Spitze der linken Seite zu. Das Innere des Herzens ist mit einer sehr dünnen, zarten Haut überkleidet und wird der Länge nach durch eine muskulöse Scheidewand in zwei Hälften geteilt, von denen die eine venöses oder dunkelrotes, die andere artielles oder hellrotes Blut in sich aufnimmt. (Siehe Tafel XVIII, Herzen- und Kapillargefäße.)


Fig. 4            Tafel XVIII            Fig. 5                                                Fig. 6

Jeder dieser beiden Herzhälften wird nun wieder in eine obere und eine untere Abteilung durch eine Querscheidewand geschieden. Beide Vorkammern stehen aber durch je eine längliche Öffnung der Querscheidewand mit den unter ihnen liegenden Herzkammern in offener Verbindung. Demnach enthält das Herz zusammen 2 X 2 = 4 Räume. Die zwei oberen werden Vorkammern oder Atrien genannt, die beiden unteren Herzkammern. Die beiden oberen Vorkammern haben ein sackartiges Anhängsel, welche Herzohren genannt werden. Es gibt demnach eine rechte und linke Vorkammer und eine rechte und linke Herzkammer. In die rechte Herzkammer münden die zwei Hohladern und die große Herz- oder Kranzblutader ein, in die linke Herzkammer gehen die vier Lungenblutadern über. Die Vorkammern sind die Sammelbecken des Blutes und haben daher mäßig dicke Wände, hingegen besitzen die Herzkammern starke Muskelwände, 10 mm dick, weil sie die Blutmassen nicht nur von den Sammelbecken, den Kammern, in sich aufnehmen, sondern sie auch durch kräftige Zusammenziehung in die Schlagadern oder Arterien weiter befördern. Die rechte Herzkammer treibt das Blut in die große Körperschlagader (Aorta).

Fig. 7            Tafel XVIII            Fig. 8                                                Fig. 9

An allen vier Mündungen der Herzhöhlungen sind zum Verschließen Klappen angebracht. An der rechten Vorhofskammer dreizipflige, an der linken zweizipflige Klappen. Hingegen sind an den beiden Herzkammermündungen wagerechte halbmondförmige Taschenklappen vorhanden, und zwar an der Lungenschlagadermündung und an der Körperschlagadermündung je drei Stück. Die Klappen verhindern das Rückwärtsfließen des Blutes.

Fig. 10           Tafel XVIII            Fig. 11                                                Fig. 12

Die zipfligen Klappen in den Vorkammern verhüten das Rückwärtsfließen des Blutes aus den Herzkammern und die halbmondförmigen Klappen der Herzkammern das Rückfließen aus den 12 großen Lungen- und Körperschlagadern.

 Fig. 13           Tafel XVIII              Fig. 14

Auf Tafel XVIII sind dargestellt: 1. Vordere Ansicht des Herzens im Herzbeutel. 2. Sagittaldurchschnit des Herzens mit den zwei Vorkammern oben und den zwei Herzkammern unten. 3. Querdurchschnitt durch die Mitte des Herzens. Die runde Öffnung stellt den Innenraum der rechten, die längliche den der linken Herzkammer dar. 5. 6. 7. 8. 9. Entwicklungsstadien des Herzens vom Fötus bis zum neugeborenen Kinde. 10. 11. 12. 13. 14. Haar- und Kapillargefäßnetze.

In Tafel XIX ist der Blutkreislauf dargestellt. Die Namen der einzelnen Gefäße sind auf derselben Tafal daneben angegeben.

Tafel XIX

Tafel XIX. Der Arterien- oder Schlagaderkreislauf eines vollreifen Mannes. Die Bezeichnungen der Blutgefäß-Organe sind daneben gedruckt.

Die Milz ist der Stoff- und Kraftspeicher der Lebenskraft, besonders enthält sie viel Eisen, Sauerstoff, Mangan und andere Substanzen in Bereitschaft. Sobald ein Mangel von Kraft und Stoff eintritt, wird die Milz die Quelle und Neuspenderin des Lebens und des Blutes. Man sagt: Wer eine große Milz hat, lacht viel, und wer viel lacht, hat eine gesunde Milz, was sich damit deckt, daß fröhliche Stimmung gesundes Blut bildet, Trauer das Blut krank macht. Man sieht, daß auch hier wieder Geistiges und Körperliches in Wechselwirkung und Übereinstimmung stehen.

Der Blutgefäßapparat ist doppelter Natur und im Kapillargefäßsystem sich verbindend. Diese Doppelart des Blutkreislaufes ist von dem englischen Arzt HARWEY im Jahre 1616 entdeckt und 1628 veröffentlicht worden. Es gibt also Schlagadergefäße, Arterien, diese enthalten das rote sauerstoffreiche Blut, das in der Lunge gebildet wird und vom Herzmuskel in die Schlagadern des Körpers geschlagen wird. Diese Schlagadern verzweigen sich überall in den inneren und äußeren Organen des Körpers und gehen in die feinsten Haargefäßnetze über, die so fein und noch feiner sind wie die dünnsten Haare. Von hier aus verbinden sich diese feinen artiellen Adernetze mit den venösen Blutaderhaargefäßen, und diese venösen Adern führen die Stoffwechselabsonderungen der Gewebe aus dem Körper zurück in die großen Venen oder Blutadern bis zum Herzen, so lehrt HARWEY, und so lehrt heute noch die offizielle Wissenschaft.

Ein Gegner dieser Lehre ist der Anatom Dr. med. JEZEK. Dieser behauptet, alle arteriellen Haargefäße münden nicht in die venösen, sondern verlaufen teils in den Geweben, teils in der äußeren Haut.

Ich stehe mit meiner Lehre in der Mitte beider Anschauungen und lehre, daß nicht, wie die Wissenschaft annimmt, alle arteriellen Haargefäße in die venösen übergehen, daß aber auch nicht, wie JEZEK lehrt, überhaupt keine Verbindungen von arteriellen und venösen Haargefäßen bestehen sollen, sondern, daß teils allerdings gar keine, teils aber wirklich nachweisbare Verbindungen zwischen den Kapillarien beider Adersysteme bestehen. Ich lehre aber auch ferner, daß das venöse Blut durchaus nicht mit allen schlechten Auswurf- oder Ballaststoffen zum Herzen zurückfließt, sondern daß auf dem Rückflusse überall die Auswurfstoffe teils von den Drüsen aufgesogen und zur Ausscheidung gebracht werden und besonders durch Darm und Niere und Haut die meisten schlechten Stoffe abgestoßen werden und nur mehr die gasigen Verbrauchsstoffe, also das mit Kohlensäure beladene Blut, zum Herzen zurückkehrt, von da in die Lungen getrieben, in dieser von Kohlensäure gereinigt und mit Sauerstoff gestärkt oder geladen zum Herzen zurückfließt. Die Kohlensäure des venösen Blutes wird also von der Lunge ausgeatmet.

In der Tat gibt es einen doppelten - einen großen und einen kleinen - Blutkreislauf.

A) der große Körperblutkreislauf und
B) der kleine Herz-Lungenblutkreislauf.
A und B zerfällt wieder in zwei verschiedene Gefäß- und Blutarten und zwar 1.  in die arteriellen und 2. in die venösen Blutstoffe und -Gefäße.

Die Herztätigkeit selbst, sowie alle Bewegung im Körper wurzelt in unbewußt seelischen physiologischen oder in bewußten seelischen Ursachen und daher ist es richtig, daß jemand aus Kummer oder an gebrochenem Herzen sterben kann, sei es plötzlich, durch Schlag oder Lähmung - oder durch langsames Siechtum.

In einer Tafel des fünften Lehrbriefes kann sich jedermann davon überzeugen, wie das sympathische Nervensystem aufs innigste mit allen Körperorganen verbunden ist, und im Herzen selber liegen Ganglien oder Nervenknoten, welche die Tätigkeit des Herzens günstig oder ungünstig beeinflussen können und die mit dem Bewußtsein in Beziehung stehen.

Auch hier stellt sich heraus, daß das größte Meisterwerk der Mechanik, das wir im Blutkreislaufe, im Lymphsystem, im Bau und in den Bewegungen, im Knochen- und Muskelapparat bewundern müssen, ohne Schmerz und Lust, d.h. ohne Empfindungsreize, in kurzer Zeit ihre Tätigkeit einstellen würde. Auch hier ist im menschlichen Körper nicht alles nur Kraft und Stoff, sondern im tieferen Grunde auch Empfinden.

Im Empfinden ist der Antrieb aller Bewegung und Liebe, Anfang und Fortgang alles Lebens. Daher ist die Hauptnahrung für das Leben die Liebe, sie ist so notwendig als die Lungennahrung, die Luft, die Hautatmung, das Licht und die Magendarmernährung mit Obst, Brot, Fett, Eiweiß, Wasser usw.

Daher hat der alte gute Volksspruch recht:
Wer trocken Brot mit Lust genießt, dem wird es gut bekommen;
Wer Sorgen hat und Braten ißt, dem wird das Mahl nicht frommen.

Das Herz ist reiner Bewegungs- und Lebensregulierungsapparat. Der Blutkreislauf steht in der Mitte zwischen dem Ernährungs- und dem Bewegungssystem, er gehört zum einen und gehört zum anderen. Die Kapillargefäße hingegen sind mehr Ernährungsorgane.

Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1994. Update 26. März 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
Hauptwerk - Lehrbrief 4 (von 5)
 
HAUPTWERK
Menschenkenntnis
Lebensschule
der Zukunft
Status:
Absolute Referenz