Menschenkenntnis Lehrbrief IV. - Part 23
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

Das Empfindungsleben

Alle Bewegung und Ernährung steht von Natur aus unter der Kontrolle des Empfindens. Das Empfinden regelt den Lebensvorgang. Schlimm ist es daher, wenn das Empfinden entartet oder krank ist, dann sind auch die Ernährungs-, Bewegungs- und Ruhevorgänge gestört. Bei natürlichem Empfinden stellt sich täglich die Bewegungs- und Arbeitslust ein und nach getaner Arbeit Schlaf- oder Ruhebedürfnis.

Ist das Empfinden gestört, so sind die Bewegungen zu hastig oder zu langsam. Der Schlaf will sich nicht einstellen, oder er ist zu lang ausgedehnt, oder zu kurz, es ist keine Arbeitslust, kein Bewegungstrieb vorhanden. Die Ernährung ist übermäßig einseitig oder es hat sich Abneigung dagegen eingestellt, der Mensch handelt unvernünftig oder irre. Daher ist die normale Entwicklung des Empfindungsvermögens nicht nur in der Richtung bestimmter Morallehren und in der abstrakten Wissensvermehrung notwendig, sondern noch viel mehr für richtige Lebens-gefühlskunst. Diese letztere wird leider in den Schulen nicht gelehrt, und doch ist gerade das gesunde Lebensgefühlsgewissen die Grundlage aller Weisheit und Erkenntnis, aller tiefethischen Empfindungen und Handlungen und aller ästhetischen, religiösen und idealen Bestrebungen. Hier soll die Erziehung eingreifen, um zu ergänzen, was die Schule versäumt, zumal das schließlich auch nicht ganz Aufgabe der Schule sein kann.

Auch der erwachsene Mensch hat sich stets selbst zu erziehen und zu vervollkommnen. Dieses ist aber nur möglich, wenn wir den Menschen, die Welt, sowie den Lebens- und Weltzweck genau erforschen, so, wie es diese Lehre anstrebt.

Anmerkung Timm: Deshalb habe ich in jeder Fußleiste folgenden Hinweis getätigt, nämlich „Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.“ In der Tat, „Auch der erwachsene Mensch hat sich stets zu erziehen und zu vervollkommnen.“ so schreibt Carl Huter an dieser Stelle. Gerade seine großartige und geniale Menschenkenntnis, seine Neulehre, „Welt- und Menschenkenntnis“, gewährleistet genaue diesbezügliche konkrete, individuell angepasste, Handlungsanweisungen. Das Symbol „Krone“ soll hierbei auch auf den natürlichen „Krontypus“ von Carl Huters Naturellehre und damit seiner natürlichen Rangordnung von Personen bzw. Menschentypen hinweisen. Gerade in heutigen modernen Zeiten, Jahr 2007, ist Carl Huters Menschenkenntnis der Garant dafür, als Mensch - als Individuum - vollkommen immun gegen zunehmende Zerfallserscheinungen bzw. Dekadenzerscheinungen zu werden, um nicht tiefer als Mensch zu sinken als jedes Tier!


Des Körpers Form ist seines Wesens Spiegel. Mitte Krontypus. Darüber Krone.
(Hrsg. Amandus Kupfer: Der gute Menschenkenner Nr. 12. 1933. Hinzugefügt)

Da aber alle Erziehung, alle Lehre nur an die gegebenen Kräfte anknüpfen kann, das von Natur aus Gegebene aber anerzeugt, angeboren wurde, so soll alle Menschenveredelungs- und Beglückungsarbeit mit dem edlen Geschlechts- und Liebesleben beginnen. Ist das erkannt und gewürdigt, sucht man die Kunst der Liebe und Zeugung zu lehren und die Kindespflege schon im Mutterleib zu beachten, dann erst kann man erfolgreich an Schul- und Erziehungsverbesserung herantreten. Ich komme auf das Empfindungs-, Denk-, Willens- und Gefühlsleben später in den Schlußabschnitten dieses Werkes zurück.


Das Geschlechtsleben

Das Geschlechtssystem ist das einzige, was das männliche und weibliche Geschlecht organisch, physisch und seelisch trennt, um sie wieder harmonisch zu verbinden. Die Natur wollte diese Differenz der Geschlechter, um den Menschen die höchsten Lebensgenüsse zu verschaffen. Hätte die Natur nicht dieses im Auge gehabt, dann hätte sie andere Mittel und Wege der Fortzeugung ungeschlechtlicher Art ermöglicht. Liebesglück ist das, womit die Natur gerade den Menschen in so reichem Maße bedacht hat. Aber gerade dieser Vorzug ist meist verkannt oder unrichtig zur Anwendung gebracht worden. Man hat sich in manchen Morallehren zu der ungeheuerlichen Unwahrheit bekannt, daß alles Geschlechtliche sündhaft sei, ja, daß der Gedanke daran, Abbildungen von nackten Körpern, Belehrung über das Geschlechtsleben unsittlich und daher zu meiden seien. Es ist tieftraurig, daß sich solche Wahnvorstellungen in manchen sich gebildet dünkenden Köpfen eingenistet haben; sie stammen aus ein völlig naturwidrigen und menschenfeindlichen, also aus einer unwahren und unmoralischen Weltanschauung.

Auf der anderen Seite sucht man das Gegenteil, es wird das Geschlechtsleben in frivolster und gemeinster Weise behandelt und damit alle Geschlechtsmoral untergraben. Es ist dieses in einer entarteten Literatur-, Theater- und Witzblätterkunst der Neuzeit so recht wieder zutage getreten.

Diese Auswüchse sind ebenso verderblich als die vorhin gezeichneten. Die Wahrheit, das Gute, liegt in der Pflege der Veredelung des gesunden und glücklichen Geschlechts- und Liebeslebens auf Grund idealer Neu-Ehen.

Sobald die Geschlechtstriebe, ungefähr im 12. Lebensjahre bei der Pubertät, im Knaben- und Mädchenalter erwachen, dann ist es ernsteste Pflicht der Eltern, Lehrer und Jugenderzieher, falschen Vorstellungen und Entgleisungen in geschlechtlichen Dingen vorzubeugen und mit weiser und gründlicher Lehre und durch Anerziehung von bewußter Selbstzucht einzugreifen.

Denn, wenn irgendwo die Selbstzucht am Platze ist, dann ist es beim erwachenden Geschlechtstrieb der Fall. Ist die Jugend aber nicht vorbereitet, nicht zur Selbstzucht erzogen, dann darf man sich nicht wundern, wenn sie dem Leichtsinn, geheimen Krankheiten oder der unglücklichen Liebe oder gar der Prostitution zum Opfer fällt. Grundsatz soll daher sein, durch fleischlose, reizlose, alkoholfreie Diät, durch anstrengende Körper- und Geistesarbeit alle jene Empfindungen, die sich sonst auf die Geschlechtsorgane konzentrieren, abzulenken, zu zerstreuen, um dem Körper und dem Geiste alle Kräfte dienstbar zu machen, um ihn zur höchsten Kraft und Blüte zu stählen, zu festigen, zu entwickeln; und erst dann, wenn das Geschlechtsleben die Reife erlangt hat, die es haben soll und muß, dann kann man es glücklich betätigen und glückliche Nachkommen zeugen. Eine Zeit, wann dieses beginnen soll, kann man schwerlich angeben, da das individuell verschieden ist. Aber vom 18. Jahre ab ist in unserem Klima beim Weibe, vom 22. Lebensjahre ab beim Manne die Hochblüte der Geschlechts-entfaltung zu rechnen, in der jedem das Glück ermöglicht und gegönnt werden müßte, den Naturzwecken entsprechend zu leben. Man kann seinen Kindern keinen besseren Dienst erweisen, als sie in dieser Richtung vor Unglück zu bewahren und sie in den Vollbesitz des Liebesglückes zu bringen, und zwar auf den ethischen Grundlagen, die ich später weiter lehren werde.


III. Die Lehre vom Verhältnis der einzelnen Organe zur Gesamtheit aller anderen Organe

Bei der Betrachtung dieser Lebensvorgänge drängt sich uns die Frage auf: Wenn das Individualleben eines Menschen aus den Trieben und Neigungen des Organlebens zusammengesetzt ist, müssen dann nicht alle Organe zum Gesamtorganismus in einem gewissen Verhältnis stehen? Dieses ist denn auch der Fall.

Die verschiedenen Systeme ergänzen sich, keines kann ohne Betätigung des anderen gedeihen. Ohne jede körperliche Bewegung verkümmert das Ernährungsleben und es entarten nicht nur Herz, Blutgefäße, Blutbildungen und Glieder, sondern auch die Ernährungsorgane mit dem Empfindungsleben selbst. Ohne richtige Ernährung verkümmern die Bewegungsapparate, das normale Sinnes- und Empfindungsleben schwindet, der Körper verfällt. Ohne Pflege des Gefühls und der Erkenntnis- und Willenskräfte ist die Körper-tätigkeit, das Ernährungs- und das Geschlechtsleben der Entartung, der Leidenschaft oder der Verkommenheit preisgegeben.

Glaubt man denn, daß ohne richtige Betätigung des Geschlechtslebens das anders sei? -

Die drei ersten Systeme hat jeder männliche und weibliche Körper im vollen Umfange, und es ist jeder Mensch dadurch von einem anderen unabhängig. Das vierte, das Geschlechtssystem, macht aber das Weib vom Mann, den Mann vom Weibe abhängig, d.h. es tritt bei der Liebe und geschlechtlichen Betätigung ein inniges Verhältnis zwischen einem weiblichen und einem männlichen Organismus ein, und dieses Verhältnis kann ebenso innig werden, als die übrigen Organe miteinander vereint sind, und es darf daher nicht gestört werden; jede Störung würde eine tiefe Erschütterung des Gesamtlebens zur Folge haben.

Der Begriff der Ehe ist daher nicht nur religiös, sondern auch rein physiologisch genommen ein natürlich-sittlicher Begriff. Wo solche Innigkeit der körperlich sinnlichen Neigung fehlt, da kann wohl eine rein seelische Liebe und Ehe, aber keine sinnlich-physiologische bestehen. Daher soll man auch aus diesem Grunde Menschenkenntnis treiben, um glückliche Eheverhältnisse zu ermöglichen. Unglückliche Ehen mit geschlechtlichem Widerwillen sind naturverfehlte und daher unmoralisch, vorausgesetzt, daß darin ein gegenseitiger Anspruch an das  Geschlechtsleben gestellt wird. Wir sehen hieraus, daß die heutigen Ehen mit erschwerter Ehescheidung, wie auch bei völliger Unkenntnis der gegenseitigen Natur schon beim Eingehen derselben nicht selten unhaltbare Zustände sind.

Nach dieser Erkenntnis der Menschennatur ist es aber auch z.B. möglich, daß Menschen mit schwachem Geschlechtstrieb und großer seelischer Liebe, diesem ihrem inneren Bedürfnis entsprechend, jemandem seelisch ganz angehören mögen, aber physisch nichts beanspruchen und nichts geben können. Ist nun der andere Teil von physischer und seelischer Liebe sehr stark veranlagt, so ist es wohl denkbar, daß der physisch starke Teil sich einen zweiten Gatten oder eine zweite Gattin sucht, um mit dem, bezw. ihr, die physische Liebe zu teilen und eine sittlich achtbare Ehe zu führen, ohne dem ersten Teile etwas zu entziehen. Gemeine Naturen mögen über solche Tatsachen lächeln, im Grund genommen sind es aber sittlich ernste Probleme, die die zukünftige Entwicklung befriedigend lösen wird. Jeder gewaltsame Bruch eines Verhältnisse, gleichviel ob physischer oder seelischer Liebesverhältnisse, ist ein schweres Verbrechen. Niemand tue einem anderen, mit dem er in einem geschlechtlichen oder seelischen (Freundschafts-) Liebesverhältnis steht, solches Leid an!

Vom physiologischen Gesichtspunkte aus sind Ehen also nichts weiter als Verhältnisse. Das Schlagen eines Standesbeamten mit dem Hammer oder die segnende Rede eines Priesters vor dem Brautpaar sind staatlich und kirchliche Formen, die mit der eigentlichen Ehe, ich meine hier mit der Art des psycho-physiologischen Verhältnisses, gar nichts zu tun haben.

Wenn nun die Ehen der Kulturmenschen an solche Formen gebunden sind oder gar darin aufgehen, statt in dem Wesen der Ehe selbst aufzugehen, so sind das noch sehr verbesserungsbedürftige Einrichtungen. So wie ich äußere und innere Religion unterscheide, so unterscheide ich auch äußere und innere Ehe. Religion ist Privatsache, die jeder mit sich und dem Unendlichen, Idealen, Göttlichen abzumachen hat, und auch die Ehe ist eine Privatsache, die jeder mit sich und seinem Gatten, beiden Naturen entsprechend, regeln muß.


IV. Die Lehre von der Tätigkeit der Gesamtheit der Organe im Verhältnis zu den einzelnen Organen

Die gesamte Individualität eines Menschen kann nun derart von einem einzelnen Organ in seiner ganzen Lebensneigung bestimmt werden, daß diese Betätigung zum herrschenden Charakterzug wird. Der Charakter eines Menschen wächst also aus seinen physiologischen Anlagen hervor. Daher werden Menschen mit angeborenen gut betonten Ernährungsorganen, aber schwach entwickelten Beinen wenig Neigung zum Gehen und zur Ortsveränderung haben, sich in sitzender Beschäftigung und bei guter Ernährung wohl fühlen und darnach ihr Leben einzurichten suchen.

Menschen mit starken langen Beinen und mäßigen Ernährungstrieben werden große Reiselust zeigen, gern den Ort verändern, wie das z.B. bei den Indianern und bei den Semiten der Fall ist. Die Beinträchtigen sind seßhaft, die beinkräftigen wanderlustige Menschen. Ist nun der Geschlechtstrieb sehr stark entwickelt, so neigt ein Mensch zu Liebesabenteuern; ist sein Empfindungsvermögen stark, so kann er sich zum Künstler und Gelehrten durch eigene Neigung und Kraft entwickeln. Sind die Hände fein organisiert, so wird er sich in Kunstarbeit mit den Händen gern betätigen, sind die Hände roh und plump gebaut, so hat er Abneigung gegen feine Handarbeit. Hieraus ersieht man, daß Neigung und physiologischer Charakter in der ganzen Körperverfassung und Entwicklung der verschiedenen Gliedmaßen, des Kopfes, der Brust, des Rumpfes und der Unterleibsbildung schon erkannt werden können. Man sieht ferner hieraus, daß alles Seelische und Geistige im Körperlichen, im Physiologischen, im Materiellen wurzelt oder mindesten diesem parallel läuft. Das Geistige ist also mehr oder weniger an das Körperliche gebunden und von diesem abhängig.

Weil der Löwe Krallen zum Zereißen hat, Zähne, die nicht zum Obstkauen, sondern zum Fleischfressen geschaffen sind, darum ist er ein fleischfressendes Raubtier. Also bestimmt ausgeprägte Einzelorgane zeigen stets den Charakter der Individualität an. Die Gesamtheit ordnet sich bestimmten vorherrschenden Einzelorganen unter. Somit bekommt das Individuum als Einheit eine Gedanken-, Willens- und Lebensrichtung, die wiederum bestimmend auf die Fortzeugung der bevorzugten Organe bedacht ist, folglich wählt sich ein Individuum auch solche Liebes- und Geschlechtsverhältnisse, bei denen es Verständnis und Liebe für seine bevorzugten Anlagen antrifft. Von diesen physiologischen Grundgesetzen aus erklärt sich die verschiedenartige Entwicklung in der Tierwelt und auch bei den Menschen.

Ein Individuum ist die Zusammensetzung aller Einzelorgane zum Ganzen, und das Leben des Individuums besteht aus teils dauernder (das Herz, die Atmung), teils abwechselnder Organtätigkeit der einzelnen Organe.

Daher läßt sich aus einer analytischen Beurteilungsmethode eines physiologisch gebildeten oder talentierten Physiognomikers sehr gut verstehen, wie er einen Menschen oder ein Tier nach Neigung und Charakter gut und richtig zu beurteilen vermag. Auch der Tierkenner beurteilt z.B. aus dem Körperbau eines Pferdes dessen Leistungsfähigkeit.


V. Die Physiologie und ihre Beziehungen zur erklärlichen Psychologie

Hieraus ergibt sich weiter, daß, wenn das Organleben des Körpers das Geistesleben desselben bestimmt, gar keine naturwissenschaftliche Psychologie oder Seelenlehre ohne Anatomie, Physiologie und Physiognomik möglich ist. Diese Wissenszweige müssen daher die Grundlagen für eine naturwissenschaftliche Psychologie werden.

Anmerkung Timm: Als ehemaliger wissenschaftlicher Angestellter von Universitäten und tätiger Psychologe in Kliniken ist in der Tat erst auf Grundlage Huterscher Wissenschaften eine naturwissenschaftliche Psychologie möglich. Diese naturwissenschaftliche Psychologie auf sicherem Wissensfundament Huterscher Entdeckungen hat dann Leit- und Richtkraft über Naturwissenschaften und Schulmedizin. Dieses wird einen Paradigmenwechsel vom noch auslaufenden „Elektrischen Zeitalter“ hin zum „Psychologischen Zeitlater“ unwiderrunflich einleiten. Gerade heute, Jahr 2007, befinden wir uns in einem gewaltigen Umbruch. Ohne diese wissenschaftliche Menschenkenntnis nach Nichtakademiker Carl Huter, gibt es daher auch nur, sich oft widersprechende Schulrichtungen in der akademischen Psychologie, zum Beispiel Psycho-Analyse vs. Verhaltenstherpaie, usw. Interna-Bemerkung für „Carl-Huter“-Freunde in der Schweiz: Es ist zu kurz gesprungen, Hutersche Menschenkenntnis mit gefälligen Neu-Wort-Schöpfungen ohne hinreichende Abgrenzung zur Huterschen Terminologie, Beispiel „Physiognomische Psychologie“ von Paul Schärer, Zürich, lediglich als weitere Schulrichtung zu den etablierten Schulrichtungen in der akademischen Psychologie anzuhängen.

Wenn wir nun wissen daß das Empfindungsleben die Kontrolle über das physische Leben auszuüben berufen ist, so müssen für das Empfindungsleben - ebenso wie für das Bewegungsleben die Glieder, für das Ernährungsleben die Rumpforgane - auch ganz besonders ausgeprägte Organe vorhanden sein, und das ist in der Tat der Fall, und zwar im Haupte.

Im Haupte eines jeden Menschen, im Kopfe eines jeden Tieres offenbart sich so ähnlich wie in der Blume und Frucht jeder Pflanze die Materie, die Kraft und der Geist des Trägers. Wie sich also in Blüte und Frucht der Charakter der betreffenden Pflanze verrät, so der Geist des Menschen im Gehirn- und Schädelbau, im Gesicht und seinen einzelnen Sinnesorganen, ja, es zeigt sich das physische und geistige Leben hier noch klarer, feiner und schärfer als in den sonstigen Körperteilen.

Daher hat man die Wissenschaft, welche sich insbesondere mit einer derartigen psychologischen Untersuchungsmethode des Gesichts beschäftigt, Physiognomik genannt, d.h. die natürliche Gesichtszeichen- oder Ausdruckskunde. Der Teil aber, der sich insbesondere mit dem Gehirn und Schädelbau beschäftigt, wird Phrenologie oder Schädelausdruckskunde genannt.

Körperformenkunde, Kopf- und Schädel- und Gesichtskunde sind daher für eine wissenschaftliche Psychologie die notwendigsten Grundbestandteile. Ohne diese Bestandteile kann man von einer wissenschaftlichen Psychologie, d.h. einer erklärenden Seelenlehre, gar nicht reden.

Anmerkung Timm: In der Tat, eine wissenschaftliche Psychologie, d.h. eine erklärende Seelenlehre, ist nur durch seine Grundbestandteile, also Körperformenkunde, Kopf- und Schädel- und Gesichtskunde möglich! Genau dies lehrt Carl Huters Menschenkenntnis. Alle akademischen Schulrichtungen in der Psychologie sind somit nicht wirklich wissenschaftlich fundiert!

Somit ist begreiflich, daß alle psychologischen Systeme ohne diese Grundlagen größtenteils irrig oder irreführend sind; daraus erklären sich weiterhin die ungeheuerlichsten und abgeschmacktesten Ideen mancher Morallehrer, Philosophen, Pädagogen und Theologen, aus denen Sitten, Gesetze, Kirchen, Sekten und Staatseinrichtungen entstanden sind, Einrichtungen, die von den natürlichen Volksinstinkten, von großen Fürsten und Reformatoren gewöhnlich noch in annehmbare Bahnen geleitet wurden.

Die ganze Menschheitsentwicklung kennzeichnet die mangelhafte Seelen-, Körper- und Lebenskunde, und erst mit der Reform, welche diese Psycho-Physiognomik anbahnt, gelangen wir durch eine gesunde Seelenlehre zur gesunden Moral und Menschheitsentwicklung.


VI. Die Physiologie und ihre Beziehungen zur Mystik oder zu den unerklärlichen Vorgängen des Seelenlebens und der sinnlichen und übersinnlichen Dinge

Erst wenn diese natürliche und verständliche Psychologie und Lebenslehre eingeführt ist, können wir an die Rätsel herantreten, die uns die Mystik zeigt.

Dann können wir das innerste Wesen der Dinge näher verstehen lernen, und wir kommen dann auch langsam zum Verständnis der magischen Wirkungen in der Natur, wie sie in den Beziehungen von Mensch zu Mensch, von Organ zu Organ, von Gedanke zu Gedanke obwalten. Daß solche magische Beziehungen vorhanden sind, habe ich wiederholt festgestellt.

Wir lernen das Wesen des Magnetismus, der Lebenselektrizität, der Medioma, der Helioda, der Suggestion, der Hypnose, der Sympathiemittel in einem ganz anderen Lichte betrachten und Kräfte üben, die bis dahin in uns gebunden lagen.

Aber wir lernen sie im Dienste des Guten weise bilden und betätigen, weil wir wissen, daß das Große, Unerforschliche so erhaben und verehrungswürdig ist, daß wir seinen Spuren folgen können und sollen, sonst uns aber bescheiden müssen, in Andacht und Gebet dieses Erhabene zu erfassen, in dem guten Glauben, daß es das Gute ist, von einer Vollkommenheit, die nicht mehr in Worte zu kleiden ist, dem wir aber in unseren heiligsten innersten Gefühlen in Religion, Wissenschaft und Leben nachfolgen wollen.

Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1994. Update 26. März 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.
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