Menschenkenntnis Lehrbrief IV. - Part 12
 
Hauptwerk 1904-06. Carl Huter
Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm

FORTSETZUNG

VIERTER TEIL DES LEHRSTOFFES

Urmenschen, Kulturmenschen, Menschenrassen und Völkerstämme

Wenn wir die Entwicklung des Kindes beobachten, so sehen wir, daß Ruhe und Ernährungsleben in den ersten Jahren des Lebens im Vordergrunde stehen; der Rumpfbau erhält Rundung, Fülle, Kraft. Erst in der zweiten Entwicklungsperiode bildet die Natur die Glieder. Das Kind neigt dahin, Rumpf, Glieder und alle Körperteile, auch Gesicht und Kopf zu begreifen, sich damit an anderen Gegenständen zu reiben, sich also mit allen es umgebenden Dingen körperlich-physisch so gut als möglich in Berührung zu bringen. Es wird dadurch der Tastsinn und damit das Indivdualgefühl entwickelt. In der dritten Periode sucht die Natur speziell die Glieder und die physischen Sinne auszubilden, und in der vierten zeichnet sich der Knabe als auch das Mädchen dadurch aus, die Glieder und Sinne gut zu gebrauchen, um die eigene Persönlichkeit zur Geltung zu bringen, aber auch um sich zu verteidigen und sich selbst die Mittel zum Leben zu beschaffen. In dieser Zeit ist jedes Kind im normalen Zustande kampf- und bewegungslustig, vorausgesetzt, daß es gesund ist. In der fünften Periode erwacht das Ge-schlechtsleben.

Es sind fünf durchschnittlich dreijährige Perioden, an welche sich fünf-, sieben- und zehnjährige angliedern. Näheres darüber in den letzten Abschnitten des Werkes. So ähnlich wie wir nun die Entwicklung unserer heutigen Jugend täglich vor Augen sehen, so hat sich die Menschheit als solche in großen Zeiträumen geistig und körperlich vervollkommnet. Wie aber ein Großstadtkind unter veränderten Lebensbedinungen eine typisch andere Art zeigt als das Landkind, so zeigen die verschiedenen Völker, ganz ihren Boden-, Klima- und Lebensbedingungen angepaßt, die scharfen Merkmale dieser ihrer unterschiedlichen Abhängigkeit von der Natur. Haar, Hautfarbe, Knochenbau, Schädel- und Gesichtsbildung sind bei den verschiedenen Völkern typisch verschieden.


Begriff Rasse (Hinzugefügt)

Man nennt diese typisch vererbte Eigenart des einen Volkes, wodurch es sich von einem anderen unterscheidet, Rasse.


Einfachste Urzelle als Urstamm (Hinzugefügt)

LAMARCK und DARWIN nehmen, wie wir gesehen haben, an, daß die gesamte Menschheit von einer einzigen Urart abstammt. Ob man diese Urart in den frühesten Halbaffen vermutet, wie KLAATSCH, oder in einem höheren Zwischenglieder, das zwischen den heutigen Menschenaffen und den niedrigsten Menschenrassen stand und ausgestorben ist, wie HÄCKEL, bleibt sich bei der Selektionslehre als solcher gleich. Wie ich schon früher erklärte, kann man diese Theorie annehmen, ohne die Möglichkeit von noch anderen natürlichen Schöpfungs- und Entwicklungsakten zu leugnen. Ich meine, jeder engherzige Standpunkt muß hier möglichst vermieden werden. Man kann z.B. auch verschiedene Arten Halbaffen annehmen, ähnlich wie die verschiedenen Menschenrassen, wer will das bestreiten?

Ich nehme daher eine differenzierte zweigartige Entwicklung an und kann nur die einfachste Urzelle als den Urstamm annehmen, denn je höher sich die Organismen entwickelten, desto differenzierter wurden sie, und diese Differenzierung gibt sich schon innerhalb einer Art kund.

Nehmen wir einen Vergleich aus der Pflanzenwelt, z.B. eine Blumenart, die Rose, an, so ist die wilde, aus der die Kulturrosen hervorgegangen sind, schon differenziert. Ein Beispiel aus der Tierwelt, der Hund, zeigt hundertfache, typische verschiedene Formen, die, glaube ich, nicht aus einer einzigen Hundeart zu einer gewissen Zeit hervorgingen, sondern aus differenzierten Urformen.

Dadurch unterscheidet sich die neue Lehre wesentlich von der Darwinschen, indem sie den Entwicklungsgedanken viel breiter faßt und sich nicht engherzig auf einen Punkt verbohrt. DARWIN geht bis zum Menschenaffen, KLAATSCH bis zum Halbaffen, ich gehe bis zur Urzelle als Urstammform zurück. Wenn wir nun gesehen haben, daß der Mensch sich innerhalb zehn Mondmonaten aus der Zelle zum Menschen im Mutterleibe entwickelt, warum soll man dann nicht annehmen, daß unter ähnlich günstigen Entwicklungsbedingungen sich aus einer Urzelle schnell in wenigen Jahren eine höhere Form von Lebewesen entwickeln kann, vielleicht auch in weniger als zehn Monaten, falls die Empfindungsenergie des Äthers und vielleicht hoch entwickelte geistige Kräfte begünstigend mitwirken? Der Entwicklungsgedanke als solcher wird dabei keineswegs aufgehoben.

Über den Ursprung des Menschen und der Menschenrasse lassen sich innerhalb der natürlichen Entwicklungslehren, wenn man meine Ätherlehre kennt, ganz andere Möglichkeiten und Theorien aufstellen, als es bisher geschehen ist. In einem Punkte glaube ich aber, wird die Vernunft die Anhänger der verschiedenen Richtungen alle vereinigen, das ist der, daß niemand, daß kein Volk, keine Rasse der Rasse wegen verantwortlich gemacht werden kann. Folglich muß es als ein Frevel betrachtet werden, wenn ein Mensch oder eine Menschenrasse einen anderen Menschen von einer anderen Rasse darum verfolgt, bekämpft oder gar zu vernichten strebt. Das ist barbarischer gehandelt als das wildeste Tier handelt, das nicht gegen seinesgleichen solche Gesinnung hegt, abgesehen von einigen gereizten, kranken oder wahnsinnigen Einzelwesen.

Mit diesen Ausführungen möchte ich jedoch nicht die Wehrkraft lahmgelegt wissen. Der höherstehende Mensch hat vielmehr das Recht und die Pflicht, sich gegen den niedriger stehenden zu behaupten. Der Selbsterhaltungskampf ist Pflichtkampf. Das ist aber etwas völlig Verschiedenes von den entarteten Trieben des Rassenhasses und des Rassenvernichtungsfanatismus.
 
Anmerkung Timm: Gerade das Nazi-System in Deutschland mit Goebbels und Adolf Hitler ist ein verabscheuungswürdiges Historisches Dokument „entarteteter Triebe des Rassenhasses und des Rassenvernichtungsfanatismus“, welches in den Holocaust und Absturz Deutschlands (einer hochstehenden Kulturnation) in Barbarei, führte. Näheres hier in Rubrik „Licht“: „Das Buch von 1941“.

Der Mensch, der nach dieser Lehre lebt, wird daher einst aus der Rassenstaatsidee, wie auch aus der Rassenreligion herauswachsen und zur Weltreligion übergehen.

Was will meine neue deutsche Weltreligion, die Kallisophie? (Hinzugefügt)

DgM Nr. 24. 1934
(Hrsg. Amandus Kupfer. Schwaig bei Nürnberg. Hinzugefügt.)

Antwort: Liebe und Schönheit (Hinzugefügt)


Die Erhaltung der Rassen und ihre Vervollkommnung schließt eine solche Weltreligion in sich. Denn alles, was die Natur hervorbrachte, sollen wir verstehen, würdigen und bis zu einem gewissen Grade sympathisch erfassen lernen. In diesem Punkte sind die humanidealen Lehren eines Jesus und vieler seiner Vorgänger ein schätzenswerter Anfang.

Tafel X.    1



Tafel X.       2

Es liegt nahe, daß aus dem Ur-Halbaffen sich mindesten drei Hauptzweige entwickelt haben, nämlich das intelligenteste vierfüßige Säugetier, der Hund, körperlich als Rückschlag der Affe aller heutigen Arten als Weiterbildung und der Urmensch als Weiterbildung mit Hilfe von Zwischengliedern idealer Naturschöpfungen. Man betrachte die Tafel X und darauf den fossilen Halbaffenschädel aus der Miozänzeit, Abbildung 1; man wird unwillkürlich an den Kopf eines hochentwickelten klugen Hundes erinnert. In 2 ist der berühmte Neanderschädel dargestellt. Im Neandertal zwischen Düsseldorf und Elberfeld wurde im Jahre 1856 dieser Schädel nebst einigen Skelettresten bei Ausgrabungen zufällig gefunden. In derselben Schicht fand man auch zwei Steinbeile, weshalb man angenommen hat, daß dieser Mensch in der jüngeren Steinzeit (Quartärzeit) gelebt hat. Auffallend ist bei diesem Schädel das lange kräftige und breite Hinterhaupt, was auf ein sehr großes Kleinhirn schließen läßt, und ferner die ganz außergewöhnlich niedrige Stirn. Es ist fast gar keine Stirn, sondern nur ein Stirnansatz (Vorsprung) über den Augenhöhlen. Das läßt darauf schließen, daß bei diesen Urmenschen die physischen Sinnesorgane, die Lebenskraft und die Kampf- und Bewegungsorgane außerordentlich gut entwickelt waren. Hingegen waren Mitgefühl, Religiosität, Denkkraft und Ehrgefühl sehr schwach und nur spurenhaft vorhanden, ähnlich, wie bei einem fünf- bis sechsjährigen Kinde in unserer heutigen Zeit der Lebens- und Bewegungstrieb, sowie die Sinnestätigkeit in dem Vordergrunde stehen, aber mit dem Vorsprunge, daß der übrige Gehirnbau weit günstiger in der Anlage auftritt. Jener Steinzeitmensch war ein Natur- und Erdenkind im wahrsten Sinne des Wortes.

In Fig. 3 ist das mutmaßliche Gesicht des Neandertalers dargestellt*).

Fig. 3                      Tafel X                         Fig. 4

*) Aus H. SCHAAFHAUSENS "Der Neandertaler".

Ich glaube aber, daß die Nase kräftiger, flacher, höckeriger war und auch das Kinn mehr hervortrat, und daß der Unterkiefer erheblich stärker gewesen ist.

Als alle Welt erfreut war, einen guten Urmenschenschädel gefunden zu haben, da war es VIRCHOW wieder, der einige Wermutstropfen in diesen Jubel mischte, denn nach dessen Ansicht soll dieser Urmensch gar nicht der sein, den man so lange gesucht hat, sondern dessen niedriger Schädel soll auf Gicht zurückzuführen sein. In der Tat kann die Gicht eine Veränderung und Verkümmerung der Knochensubstanz herbeiführen, aber an solche Verflachung der Schädeldecke glauben machen zu wollen, ist eine ungeheuerliche Zumutung. Denn die Gicht ruft niemals eine derartige Schädel- und Gehirnschrumpfung hervor, eher stirbt ein Mensch, als daß eine solche Umbildung des Schädels erfolgte. Mir gilt daher der Neanderschädel als ein hochwertvolles Dokument der Entwicklungslehre.

In Fig. 4 ist ein kurzköpfiger Schädel aus dem Skiototale im Staate Ohio (Nordamerika) dargestellt. Dieser Schädel stammt unmöglich aus der Urmenschenzeit, denn diese volle Gestalt nach Höhe und Umfang läßt auf geistig ziemlich fortgeschrittenes Individuum schließen.

Tafel X

In Fig. 5 haben wir es mit einem Germanenschädel zu tun. Interessant hierbei ist der lange Gesichtsschnitt, das starke Gebiß, das spitze Kinn und der energische Nasenwurzelvorsprung. Der ganze Schädel deutet auf eine außerordentliche Zähigkeit, Energie und Bildungsfähigkeit der Rasse, die ihr Ziel auf das Lebenspraktische richtete. Fig. 6, ein Gorillaschädel, zeigt eine erbärmlich unschöne, höckerige Stirn, einen völlig tierischen Unterkiefer, dennoch auf schon mehr Verstand deutend als der Halbaffenschädel. In Fig. 7 ist ein Urmenschenschädel wiedergegeben, welcher aus den Dolmen von Mureaux ausgegraben wurde. Hier ist das Kinn schon fein entwickelt, die Stirn zeigt in der oberen Region Neigung für Weisheit und Mitgefühl, der Gesichts- und Zahnschnitt edles Gefühl für Schönheit und Ebenmaß, der untere Hinterkopf sehr viel Liebe und Treue für die Angehörigen. Ich lese aus diesem Schädel den Uradelsmenschen heraus. Es war gewiß ein Priester oder König, ein Weiser und Morallehrer, eine ritterliche Erscheinung an Körper und Geist aus der mittleren Steinzeit, ein Prophet und Weiser, der aus einer anderen Welt nach Europa kam und ein neues Evangelium verkündete, das Evangelium von dem wunderbaren Bau der Natur, worin sich Schönheit, Ordnung, Gesetzmäßigkeit spiegelt, denen die Menschen nachstreben müssen. Viel Sonniges, Lichtes zeigt diese Schädelform, unter dem einst ein edler Geist fühlte und dachte. Wie weit waren diese vier Menschen voneinander verschieden. Schon an diesen wenigen dargestellten Schädeln kann man die Zugehörigkeit zu verschiedenen Rassen herauslesen.

Der Neanderschädel deutet darauf hin, daß der Mensch in einem sumpfig-feuchtkalten Klima gelebt hat, wo die Lebensmittel spärlich der Natur abgerungen werden mußten. Der Kurzschädel, der in Ohio gefunden worden ist, läßt auf eine glücklichere Lebenshaltung schließen, denn sonst hätte sich das Gehirn nicht so voll entwickeln können. Der Mensch lebte in einer Gegend, wo Getreide, Gemüse, Obst und Fleisch und Milch in Fülle waren. Der Urgermane lebte in mäßiger warmen, mehr frischkalten Zonen von nicht zu reichen und nicht zu armen Nahrungsverhältnissen, wo aber alle Kraft in steter Anspannung Tat für Tag tätig sein mußte, um durchs Leben zu kommen. Erst der Dolmenschädel verkündet uns eine sonnige, schöne, pardiesisch reiche Natur, wo solch eine Menschenrasse entstehen konnte.

Die Versuche, die Menschheit in Rassen einzuteilen, sind uralt. Man hat an den Denkmälern der alten Ägypter die ersten diesbezüglichen Einteilungsversuche gefunden.

Eine hieroglyphische Wandmalerei aus der Zeit des Königs Menephtah I. (XXIII. Dynastie) zeigt eine vierteilige Rassentypenlehre. Das Dokument stammt also aus dem 17. Jahrhundert vor Christi Geburt und lautet:

1. Der Ägypter (Ludi oder Rudi), der sich durch rote Haut, langes, geflochtenes Haar, schlanke Gestalt und feine Adlernase auszeichnet. Er wohnt im Zentrum der Erde, d.h. Ägypten.
2. Der Neger (Naham), ausgezeichnet durch schwarze Haut, wolliges Haar, untersetzte Gestalt und breites Gesicht mit aufgeworfenen Lippen. Er wohnt im Süden.
3. Der Semit (Namu oder Aamu), leicht kenntlich an der gekrümmten Nase; er ist von gelber Hautfarbe, mager und trägt einen Spitzbart. Er stammt aus dem Osten.
4. Der Weiße (Tamuh oder Tamehu), ausgezeichnet durch eine weiße, rosige Haut, gerade Nase, blaue Augen und großen, schlanken Wuchs. Er ist tätowiert und trägt ein Fell um die Schulter. Über die Schöpfung dieser vier Rassen wird berichtet: die Ludi, Namu und Tamuh sind die Kinder des lichten Sonnengottes. Der Naham oder Neger eine Ausgeburt der Nacht.

Bei HERODOT, ARISTOTELES, STRABO, PLINIUS und GALEN und anderen Schriften der alten Griechen und Römer sind ähnliche Einteilungen versucht worden, besonders spielen aber bei diesen Schriftstellern mehr die Temperamentsschilderungen eine Rolle.

LINNÉ, der Vater der Naturgeschichte, faßt nun vier Menschenrassen mit der uralten griechisch-chaldäischen Temperamentslehre in folgender geistreichen Art zusammen:
1. Der Amerikaner. Rötlich cholerisch, geradeaufgerichtet. Er hat schwarze, dicke Haare und weite Nasenlöcher. Sein Gesicht ist voller Sommersprossen. Er ist hartnäckig, zufrieden und freiheitsliebend, wird durch Gewohnheiten gelenkt und bemalt sich mit dadalischen Linien. (Hiermit ist der Indianer gemeint).
2. Der Europäer. Weiß, sanguinisch und fleischig. Er hat gelbe Lockenhaare und bläuliche Augen, ist scharfsinnig und erfinderisch, trägt enganliegende Kleider und wird durch Gesetze gelenkt.
3. Der Asiate. Gelb, melancholisch und zäh. Er hat schwarze Haare und braune Augen, ist geizig, grausam und prachtliebend, trägt weite Kleider und läßt sich von Meinungen bestimmen.
4. Der Afrikaner. Schwarz, phlegmatisch und schlaff. Er hat rabenschwarze, wulstige Haare und eine Haut wie Samt, ist verschlagen, faul und gleichgültig, salbt sich mit Fett und wird durch Willkür regiert.

Das bedeutendste, heute noch gültige System der Rasseneinteilung stammt von Professor BLUMENBACH, Göttingen, das er in seinem Werke "De generis humani varietate nativa" 1775 aufgestellt hat. BLUMENBACH, dem ein umfangreiches Material von Rassenschädeln zur Verfügung stand, legte seinem System die Schädeltypen zugrunde und teilt die Menschheit hiernach in fünf Rassen ein. Er sagt:
1. Der Schädel der Mongolen ist viereckig. Nase und Jochbögen sind abgeplattet. Das Kinn ragt etwas hervor.
2. Der Amerikaner-Schädel zeigt ein stark verbreitertes Gesicht, die Stirne erscheint höher, die Augenhöhlen liegen tief. Das Kinn ist breit und stark.
3. Der Schädel des Kaukasiers ist harmonisch gerundet, die Stirn tritt mäßig hervor, die Zähne stehen senkrecht aufeinander. Nach BLUMENBACH ist der Kaukasier der Normaltypus.
4. Beim Malaien ist der Schädel im Längendurchmesser etwas verkürzt. Die Scheitelbeine ragen seitlich hervor, Nase und Jochbein sind abgeplattet. Der Oberkiefer steht vor.
5. Beim äthiopischen Negerschädel fällt die Länge auf. Der Schädel erscheint seitlich zusammengedrückt. Die Knochen sind besonders kompakt und schwer. Die Jochbeine treten stark nach vorn. Das Kinn ist groß und stark.

In beigegebener Tafel sind fünf Köpfe dieser von BLUMENBACH aufgestellten Menschenrassen wiedergegeben.

1.                                Tafel XI                                2.

Außer den Schädelmerkmalen gibt dieser Forscher noch zahlreiche andere charakteristische Rassenzeichen, besonders auch in bezug der Hautfarbe, an.

3.                       Tafel XI               4.                                                               5.

Bei den Mongolen beschreibt er eine fahlgelbe Hautfarbe, geschlitzte Augen und spärlich straffes, schwarzes Haar; beim Amerikanern kupferrotfarbige Haut und schwarzes, straffes Haar. Den Kaukasier bezeichnet er mit weißer Hautfarbe, roten Wangen und bräunlichem Haar, dessen Gesichtszüge ebenmäßig schön sind. Die Hautfarbe der Malaien ist kastanienbraun, das Haar schwarz, lockig und dicht, die Nase breit, voll, die Spitze dicker, der Mund groß. Der Äthiopier ist von schwärzlicher Hautfarbe. Sein Haar ist schwarz und kraus, die Stirn uneben buckelig; die Augen stehen hervor. Die Nase erscheint plump und mit den vorstehenden Kiefern verschmolzen. Die Oberzähne stehen etwas hervor; die Lippen sind wulstig, die Unterschenkel einwärts gebogen.

BLUMENBACH sagt zu seiner Rassenlehre folgendes: "So groß der Wechsel in der Form des Schädels bei verschiedenen Individuen eines Volkes ist, so kann man doch in der Regel bei jedem Volke einige Eigentümlichkeiten am Schädel erkennen, die, wenn sie auch bei anderen sich wiederfinden, doch vorzugsweise häufig bei diesem auftreten und für dasselbe charakteristisch erscheinen"

Was diese Blumenbachsche Rasseneinteilung auszeichnet, ist die sachliche Beschreibung und daß er die Temperamente nicht mit in die Rassen verschmolzen hat. Schließlich ist aber auch diese Einteilung von fünf Menschenrassen nach den fünf Erdteilen eine außerordentlich vernünftige, die sofort zu dem naheliegenden Schlusse führen muß, daß die Rassen mit der Natur ihrer Heimat auf das innigste verbunden sind und ihre Rasseneigentümlichkeiten in geographischen und klimatischen Ursachen haben. Diese Rassenlehre ist folglich die beliebteste geworden und selbst in unsere Schulbücher eingeführt.

Die neuere Wissenschaft hat jedoch eine noch mehr in die Einzelheiten gehende Rassenlehre angenommen, auf die ich im weiteren zurückkomme. Ich möchte hier nicht unerwähnt lassen, daß der katholische Professor LEUNIS in Hildesheim gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts allen erdenklichen Scharfsinn aufgeboten hat, um diese Blumenbachsche Rassenlehre zu stürzen, damit die biblisch-mosaische der gläubigen Juden und der Christenheit gerettet werde. Nach der Bibel sollen alle Menschen von Sem, Ham und Japhet abstammen, demnach nur drei Menschenarten (nicht Rassen) bestehen, die gelben Semiten, die weißen Europäer (Japhetiten) und die schwarzen Hamiten (Neger).

Nun weiß alle Welt, daß doch rothäutige Indianer, gelbhäutige Mongolen und braunhäutige Australier zu vielen Millionen vorhanden sind. Dieser reinen Naturtatsache entgegen, die Wahrheit geradezu zertretend, um eine irrige Idee zu retten, wagte ein sonst angesehener Forscher noch vor fünfzig Jahren, solche wissenschaftliche Merkwürdigkeiten zu unternehmen. Wem fällt hierbei das Wort des Huß nicht ein: "O heilige Einfalt!"

LEUNIS sammelte zahlreiche Schädel aus der südlichen Provinz Hannover und erspähte mit jesuitischem Scharfsinne, daß hier und da sich ein Europäerschädel fand der eine gewisse entfernte Ähnlichkeit mit einem Amerikaner-, Mongolen- oder Negerschädel hatte, und suchte aus solch spitzfindigen Zusammenstellungen und Vergleichen zu beweisen, daß es keine Menschenrassen im Sinne BLUMENBACHs gebe, sintemal alle Menschen von Adam und Eva abstammen, folglich einer Rasse seien, die nur laut der Bibel in drei Arten, nämlich: Hamiten, Japhetiten und Semiten vom lieben Gott gefärbt seien.

Der sonst geniale CUVIER beging eine ähnliche Torheit; er teilte die Menschen in drei Rassen nach den drei Söhnen Nohas ein, und hervorragende französische Anthropologen wie BROCA und TOPINARD fußten darauf. Es ist dieses in Frankreich zu damaliger Zeit noch verzeihlich, wo der Vatikan solche Macht über das französische Volk hatte, daß eine abweichende  Ansicht von der Bibel diese Gelehrten sofort unpopulär gemacht hätte. Ihre Lehren wären einfach als antikirchlich in allen Schulen und Lehranstalten unterdrückt worden.

Hoffentlich ist der rätselhaft preußisch-freisinnige RUDOLF VIRCHOW der letzte Ausläufer dieser Gelehrtenrichtung gewesen, in dem sich die letzten Wellen Populärsucht und Papstfurcht ist vielleicht zuviel gesagt - einer psychischen Eigenart, die ich nicht genauer erläutern kann, verlaufen haben.

Eine Dreiteilung der Menschenrassen nach rein wissenschaftlichen Gesichtspunkten unternahm ich schon vor Jahren, indem ich die Menschheit in drei Hauptrassen einteilte nach ihrer Hautfarbe: "Weiße, Schwarze und Farbige."

Die neueren vier wissenschaftlich anerkannten Einteilungssysteme über die Menschenrassen sind: I. Das von ANDERS RETZIUS in Stockholm auf kranioskopische Messungen gestützte System. An dieses sich anlehnend, aber bedeutend erweitert, ist II. das System des englischen Anatomen THOMAS HUXLEY; III. das System der beiden deutschen Forscher FRIEDRICH MÜLLER und ERNST HÄCKEL. Dieses System sucht die Menschheit vornehmlich nach Haarform und Sprache einzuteilen. IV. Das System von LUDWIG WILSER, das derselbe auf dem Geographenkongreß 1899 in Berlin darlegte, dieses ist mit meiner Rasseneinteilung, die ich schon 12 Jahre früher machte, teilweise übereinstimmend, so daß ich erstaunt war, als ich aus den Blättern von Wilsers Darlegungen erfuhr.

Ich bemerke noch, daß ich in den Jahren von 1887 ab in verschiedenen Vorträgen in kleineren Gesellschaften meine Rassenlehre schon zur Sprache gebracht habe.

I. Retzius` Rassenlehre nach den Schädeltypen

RETZIUS nimmt vier Menschenrassen an und läßt sich hierbei außer von der Schädel- von der Kieferform leiten. Er teilt die Schädel ein in kurzköpfige (brachycephale) und langköpfige (dolichocephale), und nach der Form der Kiefer in geradkieferige (orthogonate) und schiefkieferige (prognate).

Da die Retziussche Rassenlehre durch die Kieferlehre mehr als alle anderen Systeme die Gesichtsform mit in Erwägung zieht, so schätze ich sie als außerordentlich wertvoll für die Gesichtsausdruckskunde.

Das von diesem Forscher aufgestellte System stammt aus dem Jahre 1856 und lautet wie folgt:

I. Orthognate, höherstehende Rassen
1. Dolichocephale: Germanen, Norweger, Normannen in Frankreich und England, Schweden, Dänen, Holländer, Vlamländer, Burgunder, deutsche Franken, Angelsachsen, Goten in Italien und Spanien, Kelten (Schotten, Iren, Engländer, Wallonen und Gallier), Römer und Griechen samt Abkömmlingen, Hindus, Perser, Araber, Juden.
2. Brachycephale: Ungarn in Europa (Samojeden, Lappen, Wogulen, Ostjaken, Permier, Wotjaken, Tscheremissen, Mordwinen, Tschuwaschen, Magyaren, Finnen), Türken in Europa, Slaven (Tschechen, Wenden, Slowaken, Morlaken, Kroaten, Serben, Polen, Russen, Neugriechen), Letten, Albanesier, Etrurier, Räthier, Basken.

II. Prognate, tieferstehende Rassen
1. Dolichocephale: Alle afrikanischen Stämme, Tungusen, Chinesen, Australier, Eskimo, eine Anzahl amerikanischer Stämme.
2. Brachycephale: Ungarn und Türken in Asien, Tscherkessen, Turkmenen, Afghanen, Tataren, Mandschu, Mongolen, Malaien, Polynesier, Papuas, eine Anzahl amerikanischer Stämme.

Neben großen Vorzügen - was die Materie anbetrifft - zeigt dieses Retziussche System auch große Mängel hinsichtlich der zu oberflächlichen Unterbringung ein und desselben Volkes in zwei verschiedene Rassen, z.B. zählt er die Ungarn und Türken in Europa zu den höheren, die in Asien wohnhaften zu den niederen Rassen.

Umfangreiche Messungen deutscher und französischer Forscher ergaben, daß bei verschiedenen Individuen bei ein und derselben Rasse sich verschiedene Zwischenstufen nachweisen ließen.
     
Paul Pierre Broca (1824-1880)                               Broca-Areal
(Hinzugefügt)
Paul Pierre Broca (* 28. Juni 1824 in Sainte-Foy-la-Grande bei Bergerac; † 9. Juli 1880 in Paris) war ein französischer Anthropologe und Arzt. Nach ihm wurde die Broca-Aphasie (Fall des "Monsieur Tan") und das Broca-Zentrum benannt. Er beschrieb 1861 erstmals einen limbischen Lappen, heute als Limbisches System bezeichnet. Das Broca-Zentrum oder Broca-Areal ist im Gehirn an der motorischen Erzeugung von Sprache beteiligt, während das Wernicke-Areal (nach Carl Wernicke) an dem Verstehen von Sprache beteiligt ist. Broca wird der inzwischen veraltete und fachlich abgelehnte Broca-Index zur Beurteilung von Gewichtsproblemen zugeschrieben. Er ist namentlich auf dem Eiffelturm verewig

BROCA und WELCKER stellen daher noch den mittelköpfigen oder mesocephalen Schädeltypus auf.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)
Jedem zum Erfolg in praktischer Menschenkenntnis zu verhelfen, dazu soll dieses Lehrwerk besondere Dienste erweisen.



Erstellt 1994. Update 26. März 2007.
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung
Hauptwerk. 2. Auflage. 1929. Hrsg. Amandus Kupfer

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben.http://de.wikipedia.org/wiki/Sainte-Foy-la-Grandehttp://de.wikipedia.org/wiki/Bergerac_%28Dordogne%29http://de.wikipedia.org/wiki/Broca-Aphasiehttp://de.wikipedia.org/wiki/Broca-Zentrumhttp://de.wikipedia.org/wiki/Limbisches_Systemhttp://de.wikipedia.org/wiki/Gehirnhttp://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Wernickehttp://de.wikipedia.org/wiki/Sprachehttp://de.wikipedia.org/wiki/Broca-Indexhttp://de.wikipedia.org/wiki/Eiffelturmshapeimage_2_link_0shapeimage_2_link_1shapeimage_2_link_2shapeimage_2_link_3shapeimage_2_link_4shapeimage_2_link_5shapeimage_2_link_6shapeimage_2_link_7shapeimage_2_link_8shapeimage_2_link_9
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