Die Sprache der Augen / Le Langage des Yeux - Part 18
 
Fortsetzung

7. TEIL

Krämerseele, Talent und Genie im Spiegel der Seele

In den Augen liegt das Herz,
In den Augen liegt der Sinn,
In den Augen liegt der Schmerz,
Und Glück und Freude strahlt darin.

Was hier der Volksmund spricht, ist seit Menschenngedenken auch als wahr und richtig erkannt worden.

Das Auge ist wie ein Licht, ein Geisteslicht, das im ganzen Körper glüht, das aus allen Körperzellen ent-springt, das die Nerven bildet und an ihnen entlang zu den Augen strahlt.

Es ist das «Lebendige» in uns, das durch Millionen Nerven, die im Augenstern verlaufen und enden, geleitet wird. Ist das «Lebenslicht» im Körper getrübt und matt - es ist bereits gesagt, daß Huter das Lebenslicht im Zellzentrosoma nachgewiesen hat, und wir brauchen nichts Näheres hier zu wiederholen -, dann ist folgerichtig auch das Auge bei den meisten Erkrankungen getrübt und matt.

Ausgenommen im Fieber glüht und glänzt das Auge, weil das Lebenslicht durch das Heilbestreben in den Zellen und Organen erhöht ist und die damit verbundenen übrigen unbewußten Lebensvorgänge gesteigert sind.

Ist der Mensch müde, wird auch das Auge müde, bis sich die Lider schließen. Sammelt dann der Mensch durch Ruhe und Schlaf neue Kräfte, so blickt das Auge wieder ausgeruht und gekräftigt in die schöne Welt.

Bild 100

Fühlt sich der Mensch gesund und stark, innerlich glücklich, so hat auch das Auge den lebensstarken, gesunden und glücklichen Ausdruck.

Selbst wenn der Mensch den Ausdruck des Auges zu verstellen sucht, gelingt es ihm nicht vollkommen, ein «Etwas» von dieser Absicht bleibt erkennbar. Das Auge verschleiert oder verdunkelt sich, verglast, nimmt eine eigentümliche Starre an und Ähnliches, was allerdings sehr schwer zu erkennen und zu beobachten ist und hier nicht erklärt werden kann.

Aber nichts von Trübung oder Starre zeigt uns

das obige große Augenpaar,

zu dem der Sinnspruch, womit diese Arbeit eingeleitet ist, geschrieben wurde.

Dieses Augenpaar zeigt bei aller Bewegtheit und Kraft des Ausdruckes dennoch Ruhe und Harmonie, Klarheit und Güte.

Das Auge blickt so klar und rein, daß man förmlich glaubt, Ausdruck und Leben einer guten Seele, eines liebevollen und edlen Geistes vor sich zu sehen.

Nicht ein Gedanke von Falschheit und Unehrlichkeit ist darin zu finden; im Gegenteil, offen und rein, ehrlich, treu und gut, sauber und schön ist jedes einzelne Teilchen der Augen, der Lider und ihrer Umgebung gezeichnet.

Klarheit im Ausdruck, Klarheit und Schönheit in der Form, das ist es, was diese Augen auszeichnet.

Gewiß, unwiderlegbar schwarz auf weiß kann man das aus dem Bild allein nicht beweisen, außer man kennt den Menschen und weiß, daß sein Verhalten die Deutung bestätigt.

Die Beweise für die Wahrheit des Beobachteten liegen im Ausdruck der Augen selbst, denn die große Natur formt das lebendige Gewebe, formt den Ausdruck so, wie das Lebendige in uns in Wirklichkeit beschaffen ist.

Und das Gefühl, das mit dem Sehen verbunden ist, gibt uns recht. Worauf sollen wir Menschen uns denn sonst verlassen, wenn nicht auf das gesunde Sehen, Fühlen und Denken? Wer glaubt, das mit dem Sehen verbundene Gefühl sei gegenstandslos, der irrt sich ganz gewaltig. Verstand und Gefühl sind gleichberechtigt, alle Werte im Leben werden danach mehr oder weniger bemessen.

Das Auge spiegelt den Gedanken, und wir alle wissen aus tausendfältiger Erfahrung, daß der gute Gedanke das Auge erhellt und der böse Gedanke es verdunkelt.

Das Auge spiegelt die Gefühlsart der Seele wider, und auch das ist leicht zu beweisen. Man braucht nur das Auge des Menschen, der von Mitleid und Erbarmen ergriffen ist, zu betrachten, es spiegelt die ganze warme Anteilnahme des Menschen wider; bleibt aber ein Mensch kalt und erbarmungslos, so spiegelt sich auch diese unverkennbare Härte im Ausdruck des Auges.

Im Auge liegt der Ausdruck der geistigen Gesinnung. Jeder kennt den ruhigen, treuen und festen Ausdruck der Augen des ehrlichen und braven Mannes und den finsteren und flackernden Ausdruck der Augen des unsteten Menschen, der Böses sinnt und trachtet, dem man nicht trauen kann. Das Auge ist das Licht des Geistes, so wie es der Volksmund nie anders ausgedrückt, aufgefaßt und geglaubt hat.

Es fragt sich nun, ob nicht auch die Größe des Auges eine Bedeutung hat. Und diese Frage wollen wir heute besonders behandeln.

Wenn wir von der Größe des Auges sprechen, so muß gleich betont werden, daß natürlich die Größe des Auges stets im Verhältnis zu Gesicht und Stirnbau und im Verhältnis zum Gesamtkörperbau betrachtet werden muß. Selbstverständlich ist dabei nur das normale und gesunde Leben gemeint, die Gesamtbeschaffenheit des Auges und der Ausdruck des Auges an sich ist dabei berücksichtigt, wie auch Gesicht und Stirnbildung.

Daß die Leuchtkraft und die Festigkeit im Auge mit zu beachten bleibt, ist selbstverständlich.

Erst auf dieser Grundlage kann von einer typischen Bedeutung des kleinen und des großen Auges im allgemeinen die Rede sein.

Das Genie, das die Welt umfassend betrachtet und in seinen geistigen Schöpfungen dieses Bild tausendfältig und schöner neu gestaltet, kann sich niemand mit sehr kleinen, ausdruckslosen, trüben und matten Augen vorstellen.

Wohl aber ist es denkbar, daß ein Mensch, der auf einem ganz bestimmten Spezialgebiet etwas Geniales leistet, das kleine Auge hat, aber das Feuer des Geistes ist darin dennoch vorhanden.

.Je stärker die Lebens-, Geistes- und Seelenkraft im Menschen ist, je stärker die Geisteskraft sich vielseitig entfaltet, um so reicher ist die Quellkraft im Nervensystem, die Leuchtkraft des Auges, und dieser innere Reichtum muß sich, da Millionen Nervenfasern im Augenstern, der Iris, verlaufen, im Auge kundgeben.

Demnach ist unsere Frage, ob die Größe oder Kleinheit des Auges von Bedeutung ist, zu bejahen.

Wenn der Mensch eine sehr gute geistige Veranlagung besitzt, sie aber nicht geübt und betätigt hat, sondern sie vernachlässigte oder nur ganz einseitig betätigte, dann mag das Auge zwar oftmals groß erscheinen, aber es hat dann lange nicht die Leuchtkraft, den Ausdruck der geistigen Lebendigkeit und Lebhaftigkeit, der geistigen Anteilnahme und Regsamkeit, wie es der Größe des Auges entspräche.

Das Auge zeigt also das geistige Wachstum.

Leicht hat uns die Natur bei ihrem größten Wunderwerk – dem Auge - die Beantwortung unserer Frage nicht gemacht. Aber anderseits, wozu haben wir denn unsern Verstand, wozu das Gefühl und Sehvermögen? Wir müssen Auge und Sinn anstrengen, um alles zu sehen und zu beachten, denn sonst kann der Kritiker irgendeinen banalen Einwand machen und damit scheinbar das ganze schöne Gebäude stürzen.

Mit andern Worten, man muß das Gebiet beherrschen, wenn man darüber mitreden oder urteilen will, denn es ist ein großes und herrliches, lebendiges Wissensgebiet, das den größten Nutzen zeitigen kann. Niemals aber darf der nie ruhende und rastende Menschengeist die Forschung Über dieses Gebiet dem Kritiker zuliebe nun ganz unterlassen, denn damit würde die Forschung aufhören und die Nachwelt kein gutes Urteil fällen.

Wer aber glaubt, nur die «Schulwissenschaft» dürfe neue Forschungsgebiete erschließen und behandeln, der sieht nicht mehr, daß alles Große und Gute ursprünglich aus der gesunden Volkskraft emporwachsen muß, daß die Schulwissenschaft noch immer aus dem Volke die beste Anregung erhalten hat.

Wir lassen nun einige Bilder zu unserem Thema sprechen, weil sich dann jeder Leser selbst durch sein eigenes vergleichendes Sehen und Betrachten und durch das mit dem Sehen verbundene Gefühl ein Urteil bilden kann und auch gleichzeitig einen großen praktischen Nutzen daraus zu gewinnen vermag.

Bild 101. Unser Zeichner hat bei den Bildern das Auge etwas stärker hervorgehoben und das übrige Gesicht mehr zurücktreten lassen, damit die Beobachtung und Abschätzung der Größe des Auges im Verhältnis zum Ganzen erleichtert wird.

Bild 101. Das sehr kleine Auge

Das Auge ist bei diesem Bilde im Verhältnis zum Gesicht und zur Stirn zweifellos nur sehr klein.

Der Geist bewegt sich daher auf dem engen Gebiet der ureigenen und nächstliegendsten Interessen.

Was den jungen Mann besonders interessiert, was in seinem Ideenkreis liegt, das wird schon lebhaft - wie das Auge ist - aufgefaßt und verarbeitet.

Alles, was darüber hinausgeht, das erweckt seine Anteilnahme nicht, das faßt er nur ganz schwach und gering und erst nach und nach auf.

Wenn Neues, Fernliegendes, etwas, das er nicht kennt, an ihn herantritt, dann wird er leicht unsicher - und, wenn es ihm zu viel wird, auch leicht bockig und ausfällig, selbst rabiat, abfällig urteilend.

Das kleine Auge faßt im allgemeinen nur wenig auf, und das Wenige auch nur langsam und unsicher, was er dann aber erfaßt hat, das sitzt fest.

So ist es auch zu verstehen, daß Neues, Ungewohntes, wenn es noch so wahr ist, oft auf Verständnislosigkeit stößt, und daß fast alle Erfinder und Bringer neuer Erkenntnisse einen sehr schweren Lebensweg hatten.


Bild 102. Auch diese Dame hat bei einer sonst guten Veranlagung, siehe Stirn und Gesicht, doch nur ein verhältnismäßig sehr kleines Auge, das nicht gerade einen geweckten und freien Ausdruck hat.

Der etwas mißliebige und mürrische Zug im Gesicht - das Bild ist nach einer Photographie gezeichnet - ist daher zu verstehen.

Wenn etwas Fremdes an sie herantritt, so faßt sie das nicht gleich sachlich auf, sondern in ihrem engen Sinne und wird leicht verdrießlich. Das heißt, der Mensch mit sehr kleinen Augen übersieht leicht etwas, der Gesichtskreis ist enger gezogen.

Ein kleines, mattes Auge läßt nicht so viel in das Geistesleben hinein wie ein großes, klares, lebhaftes und offenes Auge.

Man versuche es bei sich selbst, man mache sein Auge kleiner, der Gesichtskreis wird dann enger, man mag einzelne Dinge schärfer sehen, aber man sieht nicht mehr so viel wie sonst von der Welt und beschränkt sich auf das Spezielle.

Bild 102. Das sehr kleine Auge

So ist auch diese Dame in gewissen Dingen aufgeweckt, vielleicht sogar tüchtig, in Kleidung, Mode, Haushalt usw., aber immer nur innerhalb ihres Gesichtskreises.

Macht sie etwas verkehrt und macht man sie darauf aufmerksam, so reagiert sie entsprechend ihrer Anlage, sie glaubt, alles richtig gemacht zu haben, und wird unwillig, und wenn das noch nicht hilft, sogar leicht ausfällig.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)

Es hängt letzten Endes vom Fortschritt der Technik, Optik und Wissenschaft ab, die Psycho-Physiognomik, ein neues klassisches Sehen, allgemein verständlich lehren zu können.




Die Vervielfältigung und Vergrößerung der Original-Zeichnungen und Bilder ist nicht gestattet. Man wende sich an den Verlag.







Erstellt 2004. Update 4. Juli 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung 

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
 
Die Sprache der Augen / Le langage des yeux