Die Sprache der Augen / Le Langage des Yeux - Part 13
 
Fortsetzung

Bild 76. Auch diese Frau hat den ethischen Blick. Man betrachte die hohe, reine, wohlgebildete Stirn sowie die charaktervolle Abtönung, die im ganzen Antlitz liegt, die Feinheit am Munde. Wir sehen auch, wie das untere Augenlid in der seitlichen äußeren Ecke gehoben ist.

Es ist die innere Herzensbildung dieser Frau, die große natürliche Güte und Liebe, die Milde, Freundlichkeit und Sanftmut, die diesen Blick verleiht.

Bild 76. Der ethische Blick

Es ist das ethische Denken, das es nicht zuläßt, irgend jemandem ein Leid oder Unrecht zu tun, das im Gegenteil stets das Beste will und denkt, es ist ein natürlicher Adel der Gedanken-, Lebens- und Sinnesrichtung. Gütig, milde und freundlich ist der Charakterzug. Es spiegelt sich im Blick und im Angesicht die Schönheit der inneren geistigen Welt wider. Das Leben war dieser Frau nicht leicht, aber sie hat sich verfeinert, ein Adel liegt an Augen, Stirn und Gesicht, Hals, Haar und Nacken.

Bild 77. Kennzeichnet der ethische Blick das Ideale, so ist hier der Blick auf die sinnliche Liebe gerichtet und momentan von allem Hohen abgelenkt.

Der Blick ist auf das gegenwärtig starke physische Gefühlsleben bei sich und auch bei anderen Personen gerichtet.

Bild 77. Blick der physischen Liebe

Es ist der Blick der inneren geschlechtlichen Erregbarkeit, der Wollust und Lüsternheit.

Der Augapfel liegt etwas unter der Achse, denn das Blut pulsiert mit Hochdruck im Kleinhirn, das im unteren Hinterhaupt liegt und die Zentren für die Organe des Liebeslebens in sich trägt. Dorthin richtet sich der Blick und Augapfel.

Im Kleinhirn und Nacken ist momentan die stärkste Strahlung und Spannung der Lebensstrahlkraft.

Die Strahlung und Spannung überträgt sich auf das untere Augenlid, das damit in Korrespondenz steht, infolgedessen wird das untere Augenlid stark hochgezogen, so daß es die untere Iris bedeckt.

Wir finden darin einen wunderbaren Gleichlauf zwischen inneren körperlichen, seelischen und geistigen Vorgängen und der Augen und Blickrichtung, wobei auch die Augenlider beteiligt sind.

Die Bedeutung des unteren Augenlides ist schon in einer vorangegangenen Abhandlung gekennzeichnet. Es ist das stark gefüllte untere Augenlid z. B. in Verbindung mit dem vorstellenden und beobachtenden Blick von diesem Blick und den stark hochgezogenen unteren Augenlidern zu unterscheiden.

Diesen Blick kennzeichnet in seiner Bedeutung auch die schon erwähnte Augenachse, jenes Kreuz, das man sich über das Auge gelegt denkt.

Liegt das Auge über der Achse, so kennzeichnet es die momentane oder stetige ideale Geistesrichtung.

Liegt das Auge auf der Achse, so herrscht die reale Sinnes- und Gedankenrichtung vor, wobei natürlich auch der Blick des Auges noch starke Unterschiede zeigt.

Liegt das Auge ganz unter der Achse, so herrscht das Niedere, Gemeine und Verbrecherische vor. Dazwischen liegen viele Abstufungen.

Hier bei dem Blick der sinnlichen Liebe liegt das Auge etwas unter der Achse, der Blick hat also eine Richtung in das Triebhafte angenommen, ein guter Teil der Iris liegt aber noch über der Achse.

Die gedachte Achse des Auges bildet also sozusagen eine Scheidelinie, eine Grenzlinie, wonach man ermessen kann, nach welcher Richtung der Blick und die Stellung des Augapfels neigt.

 Großartiger kann die Natur das innere geistige Leben bei der außerordentlichen Kompliziertheit des Körperbaues gar nicht offenbaren. Dagegen tritt der komplizierteste technische Apparat der Welt in den Hintergrund, da hier das Leben selbständig, von innen heraus, den Blick und Ausdruck des Auges und des Gesichtes reguliert und richtet.

Der Vergleich des Menschen mit einer Maschine ist also mehr wie stümperhaft, bewußtes Leben, das eigengesetzlich reguliert, ist etwas ganz anderes und Höherwertiges.

Bild 78 ist eine gute zeichnerische Wiedergabe dieses Blickes.

Die Sinnlichkeit und Begierde kommt deutlich zum Ausdruck.

Das Schwergewicht, die Spannung und Strahlung, liegt im unteren Teil des Auges und des Lides.

Dagegen fällt die Spannung im oberen Teil des Auges, des Oberlides und der darüberliegenden Gewebe merklich ab, daher ist auch der Sinn von allem Hohen abgelenkt.

Der Augapfel liegt etwas unter der Achse, und das untere Lid ist stark heraufgezogen.

Man muß die Kunst des Zeichners, der diese Lehre beherrscht, bewundern, der durch Striche den innewohnenden Lebensgeist deutlich dargestellt hat.

Heute muß der Künstler zumeist nach Beobachtung, Technik und Gefühl arbeiten. Wenn aber in Zukunft die großen Künstler die Psycho-Physiognomik kennen werden, dann kommt zu der Technik und zum Gefühl das Wissen einer umfassenden Natur- und Lebenserkenntnis hinzu.

Bild 78. Blick der physischen Liebe

Die Arbeit wird wesentlich erleichtert. Die Kunst erreicht die höchste Stetigkeit und Lebenswirklichkeit und kann mehr wie je im idealen Sinne erzieherisch und beglückend wirken. Werke von unvergleichlicher Schönheit und Vollendung werden entstehen.

Bild 79. Die nachfolgenden Bilder sind nicht in der Absicht aufgenommen, diese Blickrichtung festzuhalten. Im Moment ist der Blick wohl durch das Photographieren beeinflußt, aber im übrigen ist der Ausdruck vollkommen ungezwungen und natürlich.

An der Stellung des Augapfels und der Lider kann man die Grundrichtung des Charakters erkennen.

Das Auge liegt gesenkt, der Augapfel etwas unter der Achse, das untere Lid ist hochgezogen. Sinnliche Liebe, Selbst- und Wohlgefälligkeit liegen im Blick.


Bild 79. Blick der physischen Liebe

Das Auge beobachtet gerade so viel, wie der auf die sinnliche Liebe eingestellte Blick zuläßt.

Deutlich wahrnehmbar ist auch der Schmelz am unteren Augenlid und die Spannung, die sich von hier aus nach der Rundung der inneren Augenwinkel und der Nasenwurzel hinzieht, woraus man erkennt, welche Organe in Spannung sind.

Die gleiche Spannung und der gleiche sinnliche Ausdruck wie im Auge liegen auch im mittleren Gesicht, besonders dort, wo die untere. Nasenbildung zur Oberlippe übergeht. Auch die Kopfhaltung zeigt die Spannung des Kleinhirns und Nackens.

Die Wangen sind derbfleischig, und eine Härte liegt auch am unteren Ohr. Aus allem erkennen wir, daß die triebmäßigen, sinnlichen Gefühle den Grundwesenszug ausmachen.

Bild 80. Der Kopf wiegt sich im Nacken, die unteren Lider sind stark hochgezogen, der Augapfel liegt etwas unter der Achse.

Der Blick ist glanzvoll bei freundlicher Gefühlsrichtung, das Gewebe über dem oberen Augenlid ist seitlich herabgezogen und nimmt die Spannungsrichtung zum Nacken.

Lebhafte Spannung ist dort, wo die Oberlippe zur unteren Nasenform übergeht.

Die hohen Augenbrauen und die lichtere Oberstirn zeigen auch starkes seelisches Fühlen. Es ist der lebensfreudige Ausdruck, wobei der Grundcharakter auf das sinnlich Wohlgefällige gerichtet ist.

Bild 80. Blick der physischen Liebe

Vom Hohen und Idealen sind Auge und Sinn abgewandt und freudiger, sinnlicher Beobachtung und Vorstellung zugewandt.

Bild 81. Auch hier liegt der Augapfel etwas unter der Achse, das untere Lid ist stark hochgezogen, die fleischigen, weichen Wangen mit der dicken Oberlippe herrschen vor.

Aus der Augenbildung und Blickrichtung erkennt man, daß der Grundzug des Wesens zur sinnlichen Wohlgefälligkeit geht.

Allerdings liegt im Blick der Augen eine Grundruhe, ebenso im Gewebe des Gesichts - daher haben Blick und Augapfel gleichzeitig etwas von dem Blick der physischen Ernährung.

Nach dieser Richtung ist der Charakter, Sinn und Geist eingestellt, vom Idealen und Höheren ist der Blick abgewandt. Wenn auch das Glück des Himmels winken würde, der Sinn bleibt dem Idealen abgeneigt und erschöpft sich in sinnlichen Vorstellungen, Wünschen und Genüssen.

Auffallend sind die fleischigen Wangen und Gewebe, ist das grof e Ohrläppchen und die wenig edel geformte Nasenbildung, die insgesamt erkennen lassen, daß der Sinn auf das Praktische und den Genuß des Lebens eingestellt ist.

Bild 81. Blick der physischen Liebe

Bild 82. Man sieht an diesem Bilde ein glanzvolles Auge, dasselbe liegt etwas unter der Achse und ist mitsamt dem unteren Augenlid vorgespannt.

Spannung verrät neben dem unteren Augenlid auch die Plastik in den inneren Augenecken.

Der Mund ist weich und stark gedehnt, die Spannung zieht sich von dort Über die Oberlippe zur unteren Nasenform.

Es sind die starken sinnlichen Gefühle, die hier eingewirkt haben.

Die ganze Charakter- und Seelenrichtung ist momentan in diesem Sinne abgetönt.

Wunderbar ist es, wie von innen heraus Geist, Seele, Leben die Augen und das Gesicht abtönen und charakteristisch beleben, eine einzige sinnfällige Sprache darstellend.


Blick der physischen Ernährung

Bild 83. Hier liegt der Augapfel stark unter der Achse, siehe den Pfeilstrich bei unserer Zeichnung, der auf die waagrechte Achsenlinie verweist.

Das untere Augenlid ist normal.

Bild 82. Blick der physischen Liebe

Man findet diesen Blick bei Menschen, die stark zum Genuß neigen und die im Essen und Trinken ihre Seligkeit suchen.

Je mehr der Sinn des Menschen auf physische Genüsse gerichtet ist, desto mehr senkt sich das Auge. Das ist z. B. auch bei Säufern der Fall, und auf Bildern von Mönchen, die in Küche und Keller Meister waren, findet man diesen Blick dargestellt.

Man kann diesen Blick beobachten, wenn Menschen sich zum Schmausen versammeln, man sieht daher am häufigsten auch diesen Blick in Gaststätten, wo viel gegessen und getrunken wird, besonders kurz vor dem Essen und während der Mahlzeiten.

Im Volke ist dieser Blick bekannt, man nennt ihn den «Genießerblick».

Die Erklärung dafür liegt auf der Hand: Die Strahlung und Spannung in den Nervenzentren der Leiborgane und Drüsen überwiegt die Spannung der zum Gehirn aufsteigenden Nervenkräfte und zieht das Auge nach unten.

Bild 84. Der Augapfel liegt stark unter der Achse, gierig und genußfreudig ist der Augapfel und der Blick in Erwartung des Genusses nach unten gerichtet. Das untere Augenlid ist normal.

Hier hört der Fortschritt auf, das Denken geht über das Materielle nicht mehr hinaus. Jemand erklärte einmal einem Herrn mit solchem Blick: «Gemeinnutz geht vor Eigennutz.» Nach kurzem Besinnen kam die Antwort: «Das steht auf dem Papier», womit er die Unterhaltung abbrach.



Levitating Stone
(Hinzugefügt)

Daher besteht zwischen Charakter und Weltanschauung, zwischen Gehirn-, Kopf-, Schädel-, Gesichtsbau, Augen- und Gesichtsausdruck und dem Geist des Menschen der innigste Zusammenhang. Soweit wir daher die Geistes- und Charaktererkenntnis nicht aus Taten und Begebenheiten folgern, ist die unmittelbare Geisteswissenschaft


Gehirnorgan- und Gesichtswissenschaft.



Ich bitte meine lieben Leser, die vorliegende Arbeit unvoreingenommen durchzudenken. Ich will niemandem den Blick trüben, sondern habe hier nur Resultate der Volksforschung nach Carl Huter dargelegt. Was hier nur kurz erwähnt werden konnte, ist in den angeführten Werken Huters genauer erklärt.







Erstellt 2004. Update 4. Juli 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung 

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
 
Die Sprache der Augen / Le langage des yeux