Die Sprache der Augen / Le Langage des Yeux - Part 21
 
Fortsetzung

Mit der fortschreitenden Kultur wird das Leben immer vielgestaltiger und stellt erhöhte Anforderungen; die Menschenbeurteilungskunst wird dadurch ganz zwangsläufig in den Vordergrund gehoben.

Bild 111. Hier sehen wir das im Verhältnis zum Gesicht große und empfindungsreiche Auge.

Bild 111. Das große Auge

Das Auge ist wie ein Stern, ein Licht des Geistes, groß und weit geöffnet. Daher sieht es viel mehr als ein kleines Auge, nimmt mehr auf und gibt mehr wieder. Der Mensch nimmt mehr und umfassenderen Anteil am Leben.

Das geistige Wachtum ist gegenüber dem kleinen Auge fortgeschritten, empfindsamer, tiefer, größer, das geistige Leben ist idealer geworden.

Der Sinn ist auf das Schöne und Ideale gerichtet, die Seele, der Geist schwingt sich empor, das Niedere, Gewöhnliche ist abgefallen, ist überwunden durch das starke Geistes- und Lebenslicht, das in allen Nerven glüht und den Sinn für das Gute und Wahre in der Welt wachruft.

Reiche Phantasie, Ideenreichtum kündet das Auge, den Sinn für verfeinerte Kultur, Poesie, Musik und Dichtung, edle Lebensart und Sitte, Kunst, Religion und Wissenschaft.

Bild 112 zeigt das sehr große Auge, eine gespannte Haut und fest gespannte, willensstarke Gesichtszüge. Hier liegt ein großes Erziehungs- und Bildungstalent vor.

Bild 112. Das sehr große Auge

Ein solcher Mensch ist vom Niederen nicht mehr zu beeinflussen, ob im Reichtum, ob in Armut lebend, das ist gleich; wird leicht schöpferisch in Kunst, Dichtung, im praktischen Leben, in Wissenschaft und Religion.

Großer Arbeitseifer, große Pflichttreue gegenüber dem Guten und Schönen walten hier vor; fühlt sich als Mensch verpflichtet, dem Höheren und dem Fortschritt zu dienen - und wird von den Menschen mit dem sehr kleinen Auge, siehe Bild 102, 103 und 104, nicht mehr verstanden.

Es sind zwei Welten, die wohl nebeneinander - aber sich doch unendlich fern liegen. Man schalte diese und ähnliche Naturen aus dem Lebenskreis eines Kulturvolkes aus und der Stillstand und Rückschritt wäre besiegelt.

Bild 113. Je mehr man diesem Menschen Böses tut, je mehr man ihn verkennt, je mehr er leiden muß , um so größer wird die Liebe, um so erbarmender wird diese edle Frau.

Bild 113. Das große wunderbare Auge

Das Auge, das Gesicht, der ganze Mensch ist wie eine Sonne, und wenn man ihm Macht und Einfluß gäbe, würde das reine Glück, die Liebe, die Schönheit in seinem Wirkungskreis zu finden sein.

Daher habe ich 30 Jahre alles für die Psycho-Physiognomik getan - um den großen guten Menschen erkennen zu lehren -, weil nur durch ihn allein das Glück in die Welt kommen und lebendig besiegelt werden kann.

Dabei ist das eine ganz einfache Frau aus dem Volke, niemand hat je erkannt, was für ein herrlicher Mensch es ist, unscheinbar, einfach, denkbar bescheiden lebt sie, immer nur gut und immer nur gut.

Es ist ein Pflichtmensch, ein heiliger Mensch, der wie ein Engel in Menschengestalt das Leid lindert und überall Freude erblühen lassen kann, durch den das Glück hervorgezaubert wird.

Mag auch der Kritiker das alles für Unsinn und unnütz erklären, der Fortschritt steht nicht still; es kommt die Zeit, da wird man diese und ähnliche Menschennaturen als die kostbarsten Güter, welche die gesamte Natur auf unserer Erde hervorgebracht hat, schützen und suchen.

Bild 114. Es ist das geniale Naturell mit dem sehr großen, herrlichen Auge und einem Gewebe von seltener Qualität. Es wird meist verkannt und oft erst hundert und noch mehr Jahre nach dem Tode erkannt. Wird nur in sehr seltenen Fällen zu Lebenszeiten verstanden und gewürdigt und wird oft für unnormal erklärt.

Bild 114. Shakespeare

Von wem? Von Menschen mit ganz geringem Geist und trübem, kleinem, schwachem und mattem Auge, dunklem, hartem Gewebe . und Gesicht.

Huter hat diesen Geistesfürsten wie folgt beurteilt:

«William Shakespeare, der größte Dramatiker der Welt. Dieses kernige Auge verrät den Meister der Sprache und Darstellungskunst durch Rede und Handlung. Letzteres prägt sich in der Nase und den länglichen Gesichtszügen aus.

Diese hohe Stirn mit der ordnenden Eckenkraft (letzteres ist bei diesem Bilde nicht besonders sichtbar), prachtvoll glatt und vollendet gesund und kernig, in der alle Regionen harmonisch vertreten sind, gibt uns Kunde davon, daß dieser Geist in seinem Fache das Höchste erreicht hat.»

Mit wenigen Worten ist das Zutreffende sehr gut gesagt. Man betrachte Carl Huters Bildnis. Sein Auge, sein Gesicht, seine Stirn, sein Körperbau war noch anders. Auch er hat in seinem Fach, seiner Psycho-Physiognomik, einer neuen vergeistigten Schöpfungs- und Entwicklungslehre, das Höchste erreicht.

So schließen wir diese Abhandlung über das Auge mit einem kurzen Nachwort.

Bei allen diesen Ausführungen Über die Größe des Auges möge der Leser nochmals beachten, daß hier niemals das Auge für sich allein beurteilt ist.

Das Leben beruht auf Strahlung, Spann- und Quellkraft, geht mit chemischen und physikalischen Natur-kräften einher, daher mit Durchleuchtungen, Spannungen, Strahlungen und Emanationen, Form- und Farbtönungen der Gewebe, folglich ist die Größe der lebendigen Form- und Organbildung an sich, nach mathematischem Rauminhalt, niemals entscheidend.

Jeder Fortschritt, den die neuen Forschungen Huters tatsächlich bringen, würde bei Nichtbeachtung dieser Lebenserscheinungen von vornherein illusorisch.

Daher wäre es außerordentlich peinlich, wenn der Eindruck entstehen könnte, als wäre die Größe der Augen allein entscheidend für die Art der Geisteskraft des Menschen.

Niemals entscheidet die Größe irgendeines lebendigen Organs allein Über die Qualität der Arbeitsleistung.

Ich bitte den Leser um etwas Geduld, die Farbenphotographie hat in letzter Zeit Fortschritte gemacht, und naturgetreue farbige Lichtbilder sind heute bereits möglich. Vielleicht ist es mir noch vergönnt, besondere Vorträge zu halten, in denen die Durchleuchtungen, Spannungen, Strahlungen, Emanationen und die chemische Stoffbeschaffenheit der Gewebe an guten farbigen Bildern gezeigt und erklärt werden können.

Von der Möglichkeit, die Unterschiede der Qualität deutlich zu zeigen, hängt letzten Endes alles ab. Das Leben selbst, der Inhalt und Wert der Form wird dadurch erst sicht- und greifbar.

Niemand hat vor Huter diese Lebensvorgänge genau beachtet, geschweige denn in ein naturwissen-schaftliches System gebracht. Daher ist die Physiognomik vor Huters Zeit über gewisse Unvollkommenheiten nicht hinweggekommen.

Die meisten Menschen haben die Durchleuchtungen, Strahlungen, Spannungen und chemischen Farbver-änderungen der Gewebe überhaupt noch nicht im Sinne Huters wahrgenommen. Zeigt man ihnen die Unterschiede an lebenden Personen, dann ist meist das Erstaunen groß, so etwas zum ersten mal zu sehen.

Was ich von Huter einst erlernte und getreulich bewahrte, möchte ich als einer seiner letzten noch lebenden Schüler gerne der Nachwelt erhalten, da es sehr schwer ist, das, was man im Leben leicht sehen lernen kann, durch Worte klar zu machen.


Levitating Stone
(Hinzugefügt)

Es hängt letzten Endes vom Fortschritt der Technik, Optik und Wissenschaft ab, die Psycho-Physiognomik, ein neues klassisches Sehen, allgemein verständlich lehren zu können.




Die Vervielfältigung und Vergrößerung der Original-Zeichnungen und Bilder ist nicht gestattet. Man wende sich an den Verlag.






Erstellt 2004. Update 4. Juli 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung 

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
 
Die Sprache der Augen / Le langage des yeux