Die Sprache der Augen / Le Langage des Yeux - Part 8
 
Bild 53 zeigt den zornigen, wütigen und zugleich gewöhnlichen und ordinären Blick.

Der Augapfel liegt hier stark unter der Achse und tritt gierig hervor.

Wenn der Mensch das Gute will und die Gedanken sich in dieser Richtung bewegen, dann richtet sich das Auge aufwärts, richten sich die Lider nach oben und das Gute, die Liebe und Wärme, die mit diesen Gedankenbildern verbunden ist, spiegelt sich im Auge wider. Wenn aber die Gedanken böse sind, auf das Niedrige und Gemeine gerichtet, wenn der Mensch leicht roh, gewalttätig und aus fällig wird, zornig und wütig, dann richtet sich das Auge, richten sich die Lider nach unten.

Bild 53. Der ordinäre Blick

Wenn sich dann noch das Auge von unten herauf hervorspannt, dann ist die böse Spannung der magnetischen und elektrischen Kräfte um so stärker, der Wille ist auf Ausführung des Bösen gerichtet, wodurch Friede, Freude und Glück gestört werden.

Der gute Geist, die Liebe, der gute Wille zieht das Auge nach oben, macht den Blick warm, rein, leuchtend und schön; der böse Geist und Wille drückt das Auge herab, macht den Blick finster, flackernd, drohend und unheimlich.

Das Auge folgt unmittelbar den inneren Gedankenbildern, daher darf sich der Leser nicht wundern, daß bei der obigen Zeichnung auch die einzelnen Striche, welche die Form der Lider und die Umgebung der Augen kennzeichnen, grob sind, plump, eckig, hart, nüchtern, roh, gerade und häßlich.

Denn nur die starke Liebe, der starke Wille zum Guten, die guten Gedanken, also die starke Lebens-Liebeskraft, die mit dem Weichod sympathisiert, verleiht den Geweben, Augen und Lidern die edle, reine, schöne Form und Zeichnung. Auch hier finden wir den Gleichlauf zwischen Geist und Willen, Gedanke, Gesinnung und Augenform und Ausdruck.

Wir betreten also nunmehr mit diesen Bildern die Schattenseite des Lebens.

Bild 54. Am besten ist es, man studiert diesen und den nächstfolgend beschriebenen Blick durch Vergleich der vier Zeichnungen am Anfang dieser Arbeit, in welchen der philosophische und der weise Blick dem ordinären und gemeingefährlichen Blick gegenübergestellt sind.

Bild 54, Der gewöhnliche oder ordinäre Blick

Vor allen Dingen fällt auf, daß die Augen nicht weit und schön geöffnet sind, sondern daß die Lidöffnung niedrig ist und nach den Ecken spitz zulaufend. Das Auge und die Augenüberdachung ist nicht hoch gewölbt, ein Zeichen, daß die Energie, welche die Formen nach oben aufbaut, nicht stark ist, um so mehr tritt aber die elektrische Energie, die vornehmlich die Breitformen verursacht, hervor. Wenn diese Energie zu stark wird, so ist sie als die böse Kraft zu bezeichnen.

So dann liegt der Augapfel nicht frei, licht, groß und offen, sondern stark unter der Achse, wie gierig unten hervortretend.

Die Lider sind wie verkümmert, hart, häßlich, kann man sagen. Die Gewebe um beide Augen entbehren der Feinheit, kurz die Gesamtaugenformen und der Blick nehmen auffallend den Zug in das Häßliche, Unangenehme und Abstoßende. Ganz so ist der Geist, leicht abstoßend und unangenehm werdend, häßlich in seinen Äußerungen, charakterlos, finster, roh, zu Wahnvorstellungen neigend, leicht aufgeregt werdend und wütig. Der Blick ist dumpf, brütend, sinnend und spinnend, wobei nichts Gutes herauskommt.

Bild 55. Der ordinäre Blick

Bild 55. Es ist der ordinäre, charakterlose Blick - schwerer zu erkennen -, es soll eine Übung sein.

Die Augenpartie liegt gesenkt, der Augapfel unter der Achse. Die Iris ist in der Faserung lose und hat Ähnlichkeit mit einem trüben Glas.

Der Blick ist kühl. Das untere Augenlid hat den harten Rand und ist seitlich nach dem Flüssigkeitstrieb hin, der vor den oberen Ohren liegt, gespannt. Der Mann huldigte dem Übergenuß im Alkohol.

Weiter sieht man, daß das Gewebe über dem Oberlid lose hängt und locker in der Konstanz ist. Man kann auch sehen, daß die Form der Nasenwurzel schwach und wie erlahmt ist. Der Mann beherrschte sich nicht, er war Atheist, ordinär in der Gesinnung, er zog das Hohe und Edle herab.

Sehr zu bedauern war die geistig hochstehende und sehr feinempfindende Frau dieses Mannes, sie fühlte sich stark abgestoßen, und die Ehe war sehr unglücklich.

Gerade die fein empfindende und geistig hochstehende Frau sollte sich doch etwas Menschenkenntnis aneignen, um nicht gar so verkehrt ihre Wahl zu treffen, denn es ist auch noch zu bedenken, daß sich das Unglück der Ehe auf das Kind überträgt. Wünschenswert ist doch, daß gesunde, starke, begabte und edle Kinder geboren werden, die einmal heroisch, groß und kühn im Charakter werden und die Tugend üben.

Bild 56. Der gewöhnliche Blick

Bild 56. Das ist ein geistesschwacher und gedankenarmer Blick. Obwohl die Lider mehr geöffnet sind, erscheinen dieselben doch wie brüchig, leer und grob.

Der Mann will aufnehmen und denken, aber es geht nicht, daher ist auch das Auge glasig, und es senkt sich stark nach unten. Der Augapfel liegt unter der Achse. Die Stellung der Augen zueinander ist uneben.

Die Nervenkraft ist verbraucht. Man beachte das verknitterte, lose Gewebe über dem oberen Augenlid und unter den unteren Lidern. Da das Auge unter der Achse liegt, so fehlt die höhere Einsicht, das starke, glückliche Empfinden und Mitempfinden, der Mann neigt zu Affekthandlungen, wird leicht ausfällig, grob, roh, sinnlich, genußsüchtig, eitel, kleinlich, neidisch und unvernünftig.

Er hat oft Schlaf entbehren und sich seiner Natur nach überanstrengen müssen. Durch Schlafentbehrung und Überanstrengung kommen solche Naturen leicht zu extremen Handlungen und Begierden.


Bild 57. Der gewöhnliche Blick

Bild 57. Auch hier ist der Augapfel niedrig gestellt, unter der Achse liegend, das Auge und die Lider senken sich. Es ist keine Erhebung über den grauen Alltag vorhanden.

Dabei ist das Auge unruhig, nervös, voll krauser, verfahrener Gedanken, siehe auch die Unruhe an den Lidern und den Geweben der Nasenwurzel und Augenbrauen.

Der Sinn ist dem Guten und Beständigen abgeneigt, ganz wie das Auge blickt und liegt. Der junge Mann will sich nicht anstrengen und anspannen. Wenn man aber solches von ihm verlangt, ruhiges Benehmen und Arbeiten, dann wird er leicht protzig, ausfällig, klobig und elektrisch.

Es ist der Quer- und Streitkopf, er möchte wohl alles haben und besitzen, alles besser wissen, sich aber selbst nicht anstrengen.

Er verkehrt das Gute leicht durch Gedanke, Wort, Tat und Gesinnung in das Gegenteil, ist unzuverlässig, jähzornig und herabziehend.

Unruhe, Unrast und Trägheit führen zu keinem Ziel, sondern nur klare Festigkeit und edle Tugend, siehe Bild 46.

Bild 58. Der gewöhnliche Blick

Bild 58. Das ist der willensharte, schon mehr als strenge, der drohende und finstere Blick.

Es ist aber der fest gespannte Dauerblick - straff zieht sich das Oberlid seitlich nach unten, nach der Richtung des Gewaltsinnes,der hinter den Ohren liegt.

Dabei liegt der Augapfel stark unter der Achse, entsprechend ist die Willens- und Gedankenrichtung. Entsprechend sind auch seine Worte, kurz, hart, verdrossen, unwillig, scharf und schneidend.

Mit Liebe und Freundlichkeit ist hier nichts zu erreichen, der Herr reagiert darauf im entgegengesetzten Sinne. Hart ist der Wille und Sinn, er ist ein Feind von aller Weichheit, Milde und Güte, kein weiches Gefühl steigt mehr auf.

Er kann auch zusehen, wie andere Menschen und Tiere sich quälen, es macht ihm nichts. Es ist der beißende, zugleich der entwertende und herabziehende Blick.



Levitating Stone
(Hinzugefügt)

Man studiere mit immer neuer Freude das Auge, den Spiegel der Seele, das Licht des Geistes.





Erstellt 2004. Update 4. Juli 2007
© Medical-Manager Wolfgang Timm
Fortsetzung 

Die  Kronen symbolisieren die höhere Natur in jedem Menschen, sein individueller potentieller innerer Adel. Jedermann ist verpflichtet seinen inneren Adel nach Albrecht Dürer und Carl Huter zu heben. Bearbeitung: Medical-Manager Wolfgang Timm
 
Die Sprache der Augen / Le langage des yeux